ZitatAlles anzeigenOriginal von sagitt
Sagitt meint:
Dieser thread ist ja expertengesättigt.Also meine Frage: in den späten fünfziger, Anfang sechsziger machte der englische Cembalist und Organist fulminante Aufnahmen mit einem sehr speziellen CXembalo. U.A. gab es Scarlatti-Sonaten, div. Stücke von Bach wie die chromatische Fantasie und Fuge.
Malcolm konnte die Dynamik verändern. Dadurch gab es einen besonderen Klangreiz.
Aufgrund welcher technischen Voraussetzungen konnte er dies ?
Um die Frage ganz genau zu benatworten, müsste man wissen, um welchen Cembalotyp es sich handelt und welche Art von Dynamik Du meinst ("Terassendynamik" oder stufenlose Dynamik).
Mir sind vier Arten bekannt, wie man Dynamik auf einem Cembalo erreichen kann:
1) Durch "Register"-Wechsel.
Cembali haben meist mehrere "Register", also Saitensätze unterschiedlicher Klangfarbe und Tonhöhe, die man - wie die Pfeifenregister der Orgel - getrennt oder kombiniert einschalten kann. Je nach Instrumententyp gibt es da verschiedene unterschiedliche Details, auf die ich nicht eingehen möchte. Also durch Einstellen der entsprechenden Register lässt sich die Dynamik und Klangfarbe verändern.
2) Durch Manualwechsel.
Einige größere Cembali haben zwei (selten auch drei) Manuale/Klaviere übereinander (wie bei der Orgel). Die verschiedenen Register sind entsprechend auf die Manuale verteilt, wobei das untere meist das "lautere", das obere das "leisere" ist. Durch entsprechendes Spiel auf dem oberen und/oder unteren Manual lassen sich entsprechende laut/leise-Effekte erreichen. typisches Beispiel dafür das "Italienische Konzert" von Bach...
3) Durch Schwellklappen
Die späten englischen Cembali (Ende des 18. Jhd) haben einen komplett geschlossenen Korpus, der auf der Oberseite mit "Schwellklappen" versehen ist (vergleichbar mit Fensterjalousien). Durch einen Fußtritt kann man die Klappen stufenlos öffnen oder schließen um so den an sich starren Klang des Cembalos an- und abschwellen zu lassen.
Hier ein Link zu einem Bild eiens solchen Instrumentes:
Broadwood-Cembalo von 1793 mit Schwelljalousien
Ich vermute, dass die Aufnahmen mit solch einem Instrument gemacht wurden.
4) Durch den Anschlag
Sofern die Mechanik und Bauweise des Instrumentes "mitspielen", können einige Cembalisten durch den Anschlag einen gewissen Grad an Dynamik erreichen. Hervorzuheben wäre hier vor allem Ton Koopman mit den Instrumenten seines bevorzugten Cembalobauers Kroesbergen. Hier spielt vor allem die Anschlagsgeschwindigkeit und -wucht eine Rolle. Wohlgemerkt funktioniert dies nicht bei allen Instrumenten.
Gruß
Karsten