LULLY - Die Ballette

  • Wie angedroht ;) folgt nun der Threat über Lully's Ballette:


    Das Ballet de Cour war ab 1581 bis 1669 das wichtigste musikalische Gesamtkunstwerk Frankreichs.
    Das Ballett ansich hat nichts mit dem heutigen Ballett gemein, wie man es in klassicher Version von Tschaikowsky's Schwanensee her kennt.


    Das Ballet de Cour war eine Representationsveranstaltung mit eindeutigen politischen Aussagen. Hier tanzten auch keine Berufstänzer - die gab es noch nicht - auch Frauen waren hier nicht zugelassen, man traute ihnen nicht zu die Eleganz der Männer zu erreichen(!)


    Das Ballett war ein Tanz von Männern für Männer, neben der Ballettmusik die rein Instrumental gehalten war und den Löwenanteil der Aufführung ausmachte wurden zwischen den diversen "Entrées" Poesie vorgetragen.
    Die Themen wurden hauptsächlich aus der Mythologie entnommen, die Poesie erklärte gewissermaßen was nun gleich als Tanz zu sehen war, manchmal wurden die Tänzer auch nur von Text begleitet und in einigen Fällen sogar beides - gesprochene Poesie und die Musik.


    Dann gab es natürlich auch "Lieder" Airs de Cour genannt und die sehr beliebten Chöre.
    1581 wurde im Grande Salle du Palais Bourbon das erste große Hofballet gegeben: "Le Ballet Comique de la Royne" die Musik stammte zum größten Teil von Lambert de Beaulieu, die ganze Inszenierung aber wurde von Baltasar de Beaujoyeulx entworfen und umgesetzt.


    In der Folgezeit entstanden weiter Ballette, zur Zeit Louis XIII erreichte das Ballett seine erste Blüte, mit der Gründung der 24 Violinen des Königs wurde es nun möglich jederzeit ein großes Ballett aufzuführen.
    Wichtig für diese Ballette waren natürlich auch die spektakulären Verwandlungen und Bühnentechniken, von den Kostümen ganz zu schweigen. Torelli der damals wohl berühmteste Inszinator solcher technischer Wunderwerke war schon von Mazarin verpflichtet worden.
    1659 kommt dann der Designer und Machinist Carlo Vigarini nach Paris, er sollte für Lullys Werke der wichtigste Ausstatter werden.


    Die Poesie zu den Balletten von Lully verfasste der heute kaum noch bekannte Dichter Isaac de Benserade.


    Anders als man das von späteren Werken gewohnt ist, war es nicht üblich das ein solches Ballett nur von einem Künstler vertont wurde.
    Es gab die Komponisten für die Airs de Cour (Michel Lambert ist wohl der Bekannteste) und Musiker für die Ballette und Instrumentalstücke (Jean de Cambefort, Jacques Cordier, Guillaume Dumanoir...)


    Als Lully den König schon als Freund und Förderer gewonnen hatte, brachte auch er sich als Komponist von einzelnen Balletten ein.
    Nach dem Sieg über die Fronde 1653 wurde das "Ballett Royal de la Nuit" gegeben, hier tanzte der König die aufgehende Sonne - auf eine Musik von Lully.
    Bei diesem Ballett arbeiteten aber noch die alten Meister mit, wie Cambefort oder Boesset.


    Erst mit dem "Ballet Royal du Temps" von 1654 wurde Lully zum Federführenden Komponisten (diese Ballett wird auch erst als LWV 1 gerechnet)
    1655 folgte das "Ballet Royal des Plaisirs", wieder ein riesen Erfolg.


    Eigentlich sind es diese Ballette, die Lully von 1654 an bis 1669 für den König schrieb, die den größten Teil seines Schaffens ausmachen.


    Das Ballett "Hercule Amoureux" wurde berühmt da hier der König als Apollo auftrat, er verkörperte die Sonne.
    Der Hof war so begeistert, dass sie "Lang lebe der Sonnenkönig" skandierten. So kam Louis XIV übrigens zu seinem Spitznamen.


    Nur noch zwei Mal sollte Louis XIV als Sonne auftreten, im Ballett de Flore und in der Ballettkomödie "Les amants magnifiques", doch da gab er dann das Ballettanzen auf.
    Ein Zeitzeuge berichtet, er sei über der schweren Choregraphie "ganz krank geworden" Andere behaupten er habe eine Stelle in einem Buch gelesen, dass Nero sich als Schauspiel seinem Volke darbot - das soll ihn veranlasst haben das Tanzen sein zu lassen - freilich nicht bei den Bällen am Hof.
    Fakt ist aber, 1661 mit der Machtübernahme des Königs gründete er die Akademie der Musik und des Tanzes - Lully verpflichtete nun auch Damen zum Tanz und um 1670 gab es dann genug professionelle Tänzer. Louis musste erkennen, dass Andere eben besser waren.


    Während der 60er Jahre arbeitete er ja intensiv mit Molière zusammen, dennoch enstanden auch in dieser Zeit viele Ballette.
    Das letzte große Hofballett war "Le Triomphe de l'Amour", auch eines der populärsten Werke Lullys. Der König bestellte es um die schöne Zeit der Ballette noch einmal aufleben zu lassen, doch nicht er selbst seine Kinder tanzten dort.
    Hier alle Ballette im Überblick:


    1654 Ballet Royal du Temps
    1655 Ballet Royal des Plaisirs
    1655 Ballet Royal des Bienvenus
    1655 Ballet Royal de la Reverente des habits
    1656 Ballet Royal de Psyché
    1656 Ballet Royal du Galanterie du Temps
    1657 Ballet Royal de l'Amour malade
    1658 Ballet Royal d'Alcidiane et Polèxandre
    1659 Ballet Royal de la Raillerie
    1660 Ballet Royal de Xerxes (als Ballet für die gleichnamige Cavalli Oper)
    1660 Ballet Royal de Toulouse
    1661 Ballet Royal de l'Impatience
    1661 Ballet Royal des Saisons
    1662 Ballet Royal des sept Planetes, ou Hercule Amoureux (Für die Cavalli Oper Ercole Amante)
    1663 Ballet Royal des Arts
    1663 Mascarade ridicule - ou les noces de village
    1664 Ballet Royal de l'Amour déguisés
    (1664 Le Palais d'Alcine / Ballet des Saisons für die "Freuden der verzauberten Insel")
    (1664 Zwischenaktmusik für Corneilles "Oedipe")
    1665 Mascarade du Captaine, ou l'Impromtu
    1665 Ballet Royal de la Naissance de Vénus
    1665 Ballet Royal des Gardes
    1666 Le Triomphe de Bacchus dans les Indes
    1666 Ballet Royal des Muses
    1668 Le Carnaval
    1669 Ballet Royal de Flore


    1670 Le Ballet Royal des Nations (gehört zu Le Bourgeois Gentilhomme)
    1671 Psyché (eine Verbindung zwischen Ballett und Tragödie - Vorentwurf zur großen Oper)
    1675 Le Carnaval / Mascarade du Roy
    1681 Le Triomphe de l'Amour
    1685 Le Temple de la Paix


    Nur eine Handvoll dieser Werke wurde bisher eingespielt und dann auch nur in Auzügen:



    Lully - Ballet Music for the Sun King
    Aradia Baroque Ensemble / Mallon
    Naxos
    (Auszüge aus den Balletten "Xerxes" "Alcidiane et Polèxandre" "Les Plaisirs" und "L'Amour malade")
    Eine schöne Auswahl von seinen frühen Werken am frz. Hof, die Interpretation ist ganz gut, leider etwas "lasch".



    Lully - Le Ballet Royal d'Alcidiane et Polèxandre
    Ensemble la Folia / de la Fuente
    Arion
    Die Aufnahme ist nun schon etwas älter (1977) die Spielzeit der CD ist auch etwas kurz, aber die Interpretation ist annehmbar.



    Lully - Ballet Royal de Flore
    La Simphonie du Marais / Reyne
    Accord (Lully, ou le musicien du Soleil Vol.III)
    Das einzig vollständig aufgenomme Ballet - sogar mit der Poesi von Benserade - ein Muß!



    Lully - Idylle sur la Paix / Le Temple de la Paix
    La Simphonie du Marais / Reyne
    Accord (Lully, ou le musicien du Soleil Vol. I)
    Auch wenn dieses Werk eher Vokal ist, so gehört es dennoch zu den Balletten - der Text stammte hier von Racine.
    Die Interpretation ist solide.



    Lully - Le Triomphe de l'Amour
    La Simphonie du Marais / Reyne
    Accord (Lully, ou le musicien du Soleil Vol. V)
    Eines der wichtigsten Werke Lullys komplett in guter Ausführung - was will man mehr.


    in Vorbereitung (und von mir mehr als ersehnt):
    Lully - Le Marriage de Louis XIV
    La Simphonie du Marais / Reyne
    Accord (Lully ou le musicien du Soleil Vol. VII)
    (Auszüge aus "Hercule amoureux", "Xerxes" und "Toulouse")


    Die Interpretation der Simphonie du Marais ist zwar im Großen und Ganzen recht gut, nur leider ist das Orchester etwas klein, sie halten sich an díe Besetzung der "petit Bande" dem Elite Orchester Lullys das er für das Musizieren innerhalb des Schlosses verwendete. Aber eigentlich wurde das große Hoforchester bei solchen Werken verwendet - die Petit Bande kam nur zum Einsatz zur persönlichen Zerstreuung des Königs.


    Hoffentlich folgen noch viele weitere Einspielungen

  • Zitat

    (Auszüge aus den Balletten "Xerxes" "Alcidiane et Polèxandre" "Les Plaisirs" und "L'Amour malade")
    Eine schöne Auswahl von seinen frühen Werken am frz. Hof, die Interpretation ist ganz gut, leider etwas "lasch".


    Dazu eine Bemerkung meinerseits:


    Es ist immer die Gefahr, wenn man das Risiko einer "großen" Ausgabe scheut, daß man zu einer "guten, mittelmäßigen" greift - mit dem Erfolg, daß dann der zündende Funke nicht überspringt.


    Genau diesen EindrucK machen auf mich die aufnahmen unter Kevin Mallon für Naxos
    (Ich besitzt nicht die abgebildete, aber ein oder zei andere)


    Es gibt nicht auszusetzten, aber sie vermitteln IMO auch nicht das Feuer, welches diese Musik in sich trägt. Daher sollte man zumindest via Internet, auch in Alternativaufnahmen hineinhören....



    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das ist ja das große Problem,
    es gibt keine Alternativaufnahmen.
    Das was ich hier gepostet habe sind alle mir bekannten Ballettaufnahmen.
    Und Du kannst mir glauben ich habe alles! durchsucht.


    Ich lasse jetzt mal die Aufnahmen wie "L'orchestre du Roi Soleil" und "Der König tanzt" beiseite. Ebenfalls habe ich Aufnahmen nich aufgezählt auf denen es nur ein oder zwei Stücke zu finden gibt.


    Ich sagte ja auch schon das Aradia Baroque Ensembel ist viel zu lasch, es klingt zu brav, und dadurch auch etwas langweilig. Einige Sätze sind wirklich ganz gut gemacht, aber leider sind die in der Minderheit ;(


    Ich gebe Dir da vollkommen Recht.

  • Zitat


    Es ist immer die Gefahr, wenn man das Risiko einer "großen" Ausgabe scheut, daß man zu einer "guten, mittelmäßigen" greift - mit dem Erfolg, daß dann der zündende Funke nicht überspringt.


    Ja, das sehe ich auch so. Mein Cousin z.B., der auch sehr gern Klassisches hört, achtet beim CD-Kauf nicht auf den Preis, denn eine schöne Aufnahme kann noch nach Jahren Freude bereiten, ein paar gesparte Euro kaum. Wenn ihr mal in Zürich seid, würde ich "Jecklin" für den CD-Kauf empfehlen. Da gehe ich selbst immer hin und bin sehr zufrieden. Die Auswahl ist unerschöpflich, das Personal kompetent, die Atmosphäre gemütlich und die Preise anständig.:)

    Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die Menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher.
    - Albert Einstein (1879-1955)

  • ;(;(;(;(;(;(;(


    Soeben habe ich fesstelen müssen, dass anscheinend die Veröffentlichung der Ballette "Hercule amoureux" / "Xerxes" und "Toulouse" zurückgestellt wurde.


    Als Vol. VII wird die Tragédie Lyrique "Isis" im Juli erschienen.
    Jetzt kann man nur hoffen, dass die geplante Aufnahme dennoch irgendwann kommt. *schnüff*

  • Nach dem verschwenderischen Fest Nicolas Fouquets in Vaux le Vicomte (1661), setzte Louis XIV alles daran, dieses Fest zu übertreffen.
    Seine Wahl viel auf das Schloß seines Vaters, für das er ohnehin schon immer eine Vorliebe hatte: Versailles.
    Er beauftragte Le Nôtre mit der Neugestaltung der Gärten, Le Vau mit den ersten Erweiterungen der Gebäude und Le Brun für die Ausgestaltung der Innenräume.



    Titelblatt der Kupferstichserie über das Fest


    Für das Fest beriet sich der König mit Molière und Lully. Es sollte alles bisher da gewesene in den Schatten stellen. Le Brun und Jean Berain waren für die Dekorationen und Kostüme zuständig, Lully, Lambert und Beauchamps für Musik und Tanz, Molière und seine Truppe studierte gleich mehrer Werke ein.




    Am Mittwoch (7. Mai) 1664 war es dann soweit das Fest wurde eröffnet.
    Nachdem der Hof schon einige Tage zuvor in Versailles angekommen war wurde das Thema bekanntgeben, die Legende um den Ritter Roger und die Zauberinsel der Alcina.



    Louis XIV führt das Pferdeballett an



    Louis XIV als Roger


    Der erste Tag
    Auf dem großen Vorplatz des Schlosses wurde alles für die folgenden Aufführungen dekoriert.
    Das Fest begann mit dem Einzug des Königs und seinem Gefolge.
    Der König war als Roger verkleidet und trug ein spektakuläres Kostüm.
    Unter Pauken und Trompeten wurde ein Ringelstechen veranstaltet, dieses beliebte Spiel zu Pferde wurde auch Carrousel genannt.



    Das Ballet Royal des Saisons


    Danach folgte das "Ballet des Saisons" von Lully.
    Das Ballett war aufsehneregend, denn die Jahreszeiten die nacheinander auf den Platz zogen wurden durch wilde Tiere symbolisiert und von den bekannten Mitstreitern Molières angeführt. Er selbst hatte die Rolle des Pan.



    Der Frühling - Marquise du Parc auf einem Pferd



    Der Sommer - René du Parc auf einem Elephant



    Der Herbst - Mr la Thorilière auf einem Kamel



    Der Winter - Mademoiselle de Brie in Begleitung eines Bären



    Einzug Apollos mit seinem Gefolge



    der Wagen Apollos



    Das Bankett der Tänzer


    Der erste Tag und das Ballett endete mit einem Bankett - die Speisen wurden von Tänzern und Musik begleitet. Feuerwerk beendet den Tag.



    Aufführung der Ballettkomödie "La Princesse d'Elide


    Der 2. Tag:
    Am Donnerstag den 8. Mai wurde im Park die Ballettkomödie "La Princesse d'Elide" gegeben, ein Gemeinschaftswerk von Lully und Molière.



    Der Palast der Alcina


    Der 3. Tag:
    Am Freitag den 9. Main erreichte das Fest seinen Höhepunkt mit dem Divertissement "Le Palais d'Alcine" einem Ballett von Lully.
    Zu diesem Zweck wurde auf dem Kanal von Versailles eine künstliche Insel angelegt und darauf der Palast errichtet.



    Die Zerstörung des Palastes


    Der Höhepunkt war die Erstürmung des Palastes und seine Zerstörung mit einem gewaltigen Feuerwerk.


    Der 4. Tag:
    Am Samstag den 10. Main veranstaltet man ein erneutes Turnier.



    Das "Carrousel von 1662" Mit solchem Pomp wurden die Pferdeballette, bzw. Ringelstechen und Turniere gefeiert


    Der 5. Tag:
    Am Sonntag den 11. Mai besuchte der Hof die neuerrichtete "Menagerie", dort wurden den Besuchern allerhand exotischer Tiere vorgeführt.
    Auf dem Gelände wurde "Les Fâcheux" gegeben, das Werk welches schon in Vaux le Vicomte so großen erfolg hatte.



    Der 6. Tag:
    Auch am Montag veranstalte man ein Turnier sowie eine Lotterie. Doch das eigentliche Ereignis war die neue Komödie von Molière "Tartuffe" - der Hof nam diese Werk mit geteilter Meinung auf.
    Um die Gemüter zu berühigen verbot Louis XIV schweren Herzens weitere Aufführungen.


    Der 7. Tag:
    Am Dienstag den 13. Mai fand wieder ein Turnier statt.
    Den Abschluß der Festlichkeiten bildete eine erneute Aufführung der Ballettkomödie "Le Mariage Force" von Lully und Molière.


    Die Kunde über diese Fest und die Qualität der Darbietungen verbreitete sich über ganz Europa, mit einem Mal blickte die Welt auf Frankreich und seinen jungen König.
    Das Fest erfüllte gleich mehrer Zwecke, es zeigte der Welt den Pracht und den Reichtum des frz. Königs, das Fest von Vaux war ausgemerzt und Louis machte das Fest zu einem inofiziellen Geschenk an seine Favoritin, Louis de la Vallière.



    Auch hierfür gibt es einige Auszüge auf CD - aber eher spärlich:



    Le Caroussel de Monseigneur 1686
    Les Plaisirs de L'Îsle enchantée (4 kurze Instrumentalstücke)
    La Grotte de Versailles 1668


    La Simphonie du Marais / Reyne
    Accord



    Lully / Molière - Les Comèdies Ballets (Auszüge)
    L'Amour médécin
    Les Plaisirs de L'Îsle enchantée (Auszug aus der Princesse d'Elide)
    George Dandin (Le Grand Divertissement de Versailles)
    Pastorale Comique
    Le Bourgeois Gentilhomme
    Monsieur de Pourceaugnac (Le Divertissement de Chambord)
    Les Amants magnifiques


    Les Musiciens du Louvre / Minkowski
    Erato



    Les Divertissements de Versailles (Auszüge aus diversen Werken)
    Psyché
    Les Plaisirs de l'Îsle enchantée
    George Dandin / Les Fêtes de l'amour et de Bacchus
    Le Ballet Royal des Muses
    Isis
    Roland
    Armide


    Les Arts Florissants / Christie
    Erato



    A Baroque Celebration


    Suite aus "Le Marriage Force" neben anderen Kompositionen von Jenkins, Purcell, Händel und Bach.


    New Yorker Kammermusiker Illona Pederson
    (Oboenensemble mit Schlagwerk - gar nicht mal übel!)
    Dorian

  • Le Grand Divertissement de Versailles wurde 1668 gegeben, der Anlaß: der Frieden von Aix-la-Chapelle und die Anektierung von Flandern.
    Nebenbei auch als Liebesgabe jetzt für Madame de Montespan gedacht.



    Promenade


    Eröffnet wurde das Fest um 18:00 Uhr mit einer festlichen Promenade durch die neuen Gärten von Versailles.
    Im Boskett d'Etoile war ein brächtiges Bankett aufgebaut.



    George Dandin


    Im Rahmen der Festlichkeiten wurden wieder einige Meisterwerke von Lully und Molière aufgeführt: "George Dandin" eine der teuersten Aufführungen überhaupt.
    Lullys neuer Dekorateur, Viagarini entwarf kolossale Szenen, mit über hundert Tänzern.
    Insgesamt sollen etwa 1200 Menschen an diesem Ballett beteiligt gewesen sein.



    Die Thetis Grotte


    Dann wurde vor der Thetisgrotte, das Divertissement "La Grotte de Versailles" gegeben.
    Ein kurzes Ballett um die gerade fertig gestellte Grotte in der sich die berühmte Figurengruppe "die Bäder des Apollo" befanden, einzuweihen.



    Der Ballsaal


    Im Park selbst wurde ein Staffagebau, der Ballsaal, errichtet.
    Le Vau hatte diese vergängliche Bauwerk geplant und ausgeführt.
    Hier wurde Lullys Ballett "La Mascarade du Roi" aufgeführt.



    Illumination der Gärten


    Natürlich gab es auch wieder üppiges Essen und Feuerwerk.
    Obwohl das Fest alle zutiefst beeindruckte so erreichte es doch nicht die Pracht, seines Vorgängers.


    Hier sei auf die oben schon genannte Aufnahmen verwiesen...

  • Das dritte große Fest von 1674 ist zugleich auch das letzte der großen Feste unter Louis XIV.
    Der Anlaß war der gewonnene Krieg gegen die Holländer und die Anektierung der Franche-Comte - und wiedermal eine Liebesgabe, diesmal an Madame de Maintenon, seine jetzige Favoritin.
    Viel war passiert, Molière starb ein Jahr zuvor und in Frankreich wurde die Oper modern durch Cambert und schließlich Lully.
    Racine wurde zum königlichen Geschichtsschreiber ernannt. Und seit diesem militärischen Erfolg nannte man Louis XIV nur noch "Louis Le Grand".



    Aufführung der "Alceste" im Marmorhof


    Versailles hatte seine "Ummantelung" bekommen und im Marmorhof wurde Lullys zweite Oper "Alceste aufegführt, eine der prächtigsten Barockopern.



    Der eingebildete Kranke, aufgeführt in Versailles (vor der Grotte)


    Desweitern wurde Molières Komödie "Le malade imaginaire" (der eingebildete Kranke) aufgeführt, mit Musik von Charpentier. Für diesen Zweck wurde wie bei allen Aufführungen eine Bühne in den Gärten errichtet, bzw vor der Thetis Grotte.


    Dann folgte eine Wiederaufnahme des Pasticcios "Les Fêtes de l'Amour et de Bacchus" mit dem Lully 1672 erfolgreich die Academie Royal de Musique übernommen hatte.
    Ebenso wurde das Ballett "La Grotte de Versailles" erneut aufgeführt.


    Einer der Höhepunkte war die Aufführung der Tragödie "Iphigenie" von Jean Racine, das Fest endete mit einer prächtigen Illumination der Gärten und mit Feuerwerk.


    CD's:



    Les Fêtes de l'Amour et de Bacchus (+ Cambert: Pomone)
    La Simphonie du Marais / Reyne
    Accord



    Alceste, ou le Triomphe d'Alcide
    La Grande Ecurie et la Chambre du Roy / Malgoire
    Astree



    L'Orchestre du Roi Soleil
    Suiten aus "Le Bourgeois Gentilhomme" / "Le Divertissement Royal" / "Alceste"
    Le Concert des Nations / Savall
    Alia Vox



    (Charpentier) Le Malade Imaginaire
    Les Arts Florissants / Christie
    Harmonia mundi france

  • Lully komponierte ja eine ganze Reihe Ballette für Louis XIV, eines der ersten Ballette in denen er als Komponist mitwirkte war das pompöse " Ballet Royal de la Nuit" von 1653.



    Louis XIV als die aufgehende Sonne im Ballet Royal de la Nuit



    von den diversen Auftritten als die Sonne / Apollo leitet sich auch sein Zusatznamen "Sonnenkönig" her.


    der Film dürfte ja der ein oder andere gesehen haben und so ist auch der tanzende König hauptsächliches Thema des Films.
    Zum Glück wurde die verwendete Musik auf CD herausgebracht und auf diese CD will ich auch nochmal hinweisen, denn hier findet sich eine große Zahl bisher nicht eingespielter Werke:




    LE ROI DANSE
    Musica Antiqua Köln / Céline Scheen / Ex Tempore / Goebel



    natürlich muß man beim Kauf berücksichtigen, dass es sich hier eher um einen Soundtrack handelt, so klingen die Musiken Lullys etwas ruppiger als üblich, was vielleicht aber kein Nachteil ist.


    Oft hört man den Vorwurf der Beliebigkeit solcher Programme etc., doch stellte Lully seine Ballette und Airs selbst schon zu solchen Programmen zusammen - auf diese Weise entstanden ja wie allgemein bekannt die Orchestersuiten.


    Goebels Art der Interpretation ist stark an den Vorstellungen des Regisseurs angelehnt, der Lullys Musik einfach etwas martialischer haben wollte.


    Auf dem Programm sind eine ganze Reihe Ballettesätze zu finden, so auch die Ouvertüre und das Ballett des Königs zu dem oben genannten Ballet de la Nuit.
    Daneben finden sich eigentlich fast alle großartigen Orchestersätze wieder - die Passacaille aus Armide, der Sommeil aus Atys, der Marche pour la Cérémonie des Turcs etc... ich könnte mir vorstellen, dass diese CD zum Kennenlernen nicht die schlechteste Wahl ist, gewissermaßen ein "Best of Lully"


    :hello:

  • Hallo!!


    Habe mir vor kurzem die Naxos-Aufnahme unter Mallon zugelegt und war nicht sonderlich begeistert, denn die Interpretation hat mich ziemlich kalt gelassen!! Die meisten meiner Lully-CDs klingen lebendig, hier wird alles so lieblos heruntergespielt!!


    Aber aus Repertoiregründen ist die CD nicht uninteressant!! :D


    LG Joschi

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  • Endlich tut sich wieder etwas in diesem bisher so vernachlässigten Schaffensbereich Lullys.


    letztes Jahr kam eine wunderbare doppel CD heraus, die ich hier auch nochmal vorstellen möchte:



    Die Hochzeit Louis XIV



    Die Hochzeit des Sonnenkönigs ist Anlass gewesen, einige wirklich großartige Musikwerke aufzuführen.
    Die Hochzeit selbst war reines Machtkalkül, Kardinal Mazarin arrangierte diese Hochzeit, die den Pyrenäenfrieden besiegeln sollte.
    1660 war es dann soweit. Louis XIV reiste mit seinem gesamten Hofstaat Richtung Spanien.
    Auf der Fasaninsel wurde dann das Treffen zwischen dem spanischen König Philipp IV. und Louis XIV vorgenommen.




    Die Infantin, die zukünftige Königin Frankreichs, Marie Thersée soll dem jungen König nicht sonderlich zugesagt haben.
    Es gibt sogar die Erzählung, dass er sich bei seinem Cousin dem großen Condé über ihre Flachbrüstigkeit ausgeweint haben soll.
    Dem ehemaligen Führer der Fronde, der nach Spanien geflohen war, wurde durch den Frieden Amnestie gewährt.


    Auf der gesamten Reise begleitet Louis XIV auch sein Hoforchester.
    Der Hof reiste von Paris nach Fontainebleau, Chambord, Blois Bordeaux, Cadillac, Barsac, Bazas, Casteljaloux, Nérac, Lectoure, L’Isle –Jourdain, Mauvais und schließlich Toulouse. Dort wurde das „Ballet Royal de Toulouse“ aufgeführt.


    Die Reise war von Festlichkeiten begleitet. So ist überliefert, dass es ständig Ballette und Bälle gab.
    In Bayonne spielten sieben Oboen auf einem Schiff, in Perpignan wurde ein Ball im spanischen Stil gegeben in Aix en Provence ein Te Deum gesungen und Carcassonne ein weiteres Ballett aufgeführt.



    Die Hochzeit selbst fand in Saint Jean de Luz statt.
    Einige Einzelheiten sind überliefert, jedoch weiß man nicht welche Musiken wirklich aufgeführt wurden.
    Lully dirigierte sein Orchester, und Louis Couperin spielte die Orgel.
    Beim triumphalen Einzug des Königs in Paris wurde Lullys Motette „Jubilate Deo“ aufgeführt – auch Motet de la Paix genannt.
    Diese Motette war Lullys erstes religiöses Werk.
    Der König der nur die Ballettmusiken seine Lieblingskomponisten kannte war mehr als begeistert und ließ die Motette noch mehrere Male singen.



    Mazarin hatte niemand geringeren als Francesco Cavalli engagiert um die Festoper zur Hochzeit des frz. Königs zu schreiben.
    Zur Auswahl stand auch Pietro Antonio Cesti, doch Mazarin entschied sich für den doch etwas berühmteren Cavalli.
    Im Palais des Tuilleries wurde unter der Anleitung von Torelli ein fantastischer „Salle des Maschines“ installierte.
    Doch weder die Prunkoper „Ercole amante“ noch der neue Theater-Saal wurden rechtzeitig fertig.
    Stattdessen wich man auf das Theater im „Petit Bourbon“ aus und Cavalli arrangierte dafür ein älteres Werk um „Xerxes“.
    Zu beiden Opern schrieb Lully großartige Ballettmusiken.
    Zudem soll Lully seinen Kollegen Cavalli in seiner Arbeit an der Oper „Ercole amante“ massiv sabotiert haben.


    Xerxes fiel beim Publikum durch, Lullys Ballettmusiken wurden gefeiert.
    Die sollte zwei Jahre später mit "Ercole amante" nicht anders sein.


    Mit dieser Festoper (der verliebte Herkuless) wurde der neue Theatersaal der Tuilleries eingeweiht. Lully komponierte ein prächtiges Ballett dazu „Le Ballet Royal d’Hercule amoureux“
    In diesem Ballet trat Louis XIV gleich drei mal als Tänzer auf:
    Als Repräsentant des Hauses Frankreichs
    Als Mars
    Und schließlich als Sonne im abschließenden „Ballett Royal des sept Planetes“


    Dieser letzte Auftritt brachte Louis XIV den Spitsnamen „Roi Soleil“ ein, denn der Hof skandierte beim Auftritt des Königs „Vive le Roi – Soleil“




    Hugo Reyne hat nun endlich als Vol. IX seiner Serie „Lully ou le Musicien du Soleil“ diese Hochzeit musikalisch thematisiert.



    Musiques pour le Marriage de Louis XIV
    La Simphonie du Marais / Reyne




    Enthalten ist auf CD 1 :


    Aus dem Ballet de Toulouse die Ouverture und eine Gigue, die einzigen Sätze die aus diesem Ballett überdauert haben.
    Die gesamte Ballettmusik zu Xerxes von Lully.
    Drei Airs de la Paix, zwei davon von Lully, das andere von Lambert.
    Und die Motet de la Paix „Jubilate deo“ von Lully


    Auf CD 2:


    Der Prolog und das Finale der Prunkoper „Ercole amante“ von Francesco Cavalli
    Sowie die gesamte Ballettmusik „Hercule Amoureux“ von Lully




    Die Interpretation ist wie auch bei den anderen Einspielungen des Ensembles wunderbar.
    Die Tänze werden im richtigen tempo gespielt, prächtig instrumentiert und teilweise mit Schlagwerk untermalt.
    Auch die Opernszenen sind hervorragend gelungen.
    Besonders beeindruckt die Motette die im Vergleich zu Schneebelis Einspielung zwar solitischer ist, aber viel besser gestaltet wurde.




    Das Hightlight ist natürlich die Ballettmusik zu „Ercole amante“ Nach allem was ich bisher von Lullys Ballettmusik kenne, ist dies mit Abstand die Beste.
    Genauso habe ich mir das vorgestellt – ein Jammer dass bei der alten Aufnahme der Cavalli Oper diese Ballette ausgespart worden sind, denn sie verdienen wirklich Beachtung.
    Und der Unterschied zwischen der italienischen und der französischen Musik wird hier wirklich mehr als deutlich.


    Besonders Reizvoll ist auch ein Sprecher der zwischen den Musiknummern historische Briefe zitiert oder die Texte zu den Balletten vorträgt.



    Die Besetzung der Simphonie du Marais:


    6 Violinen
    2 Bratschen
    2 Violonen
    1 Gambe
    1 Theorbe / Guitarre
    1 Cembalo
    1 Oboe / Flöte
    1 Flöte
    2 Trompeten
    Schlagzeug


    Die Sänger:


    Francoise Masset
    Céline Ricci
    Francois Nicolas Geslot
    Florian Westphal
    Agathe Boudet
    Stéphan Levy
    Thomas van Essen
    Stefan Fruh
    Francois Echassoux


    Und als Sprecher :


    Jean Denis Monory




    Leider wurde auch nie die Aufführung der Oper mit den Balletten unter der Leitung von Garrido auf CD veröffentlicht.
    Das mag wohl auch an den schwächelnden Trompeten gelegen haben, die mehr als einmal daneben lagen.....


    Doch erst in der Gesamtheit kommt die Wirkung des Werkes wirklich zur Geltung und umso krasser wird der Gegensatz zwischen der veneziaischen Oper und den französischen Balletten.


    Cavallis Oper unterscheidet sich zudem imens von seinen übrigen Werken, denn hier versucht er dem frz. Geschmack entgegen zukommen.
    Es gibt viele Chöre und Ensemblenummern, auch sehr viele Instrumentalstücke (Ritornelle und Sinfonias) die wohl spektakuläre Bühnentechnik begleitet haben.


    Diese Oper MUSS einfach mit der Ballettmusik in einer neuen vollständigen Einspielung auf CD erhältlich sein, nicht nur weil sie musikgeschichtlich ein wahres Phänomen ist, sondern weil es einfach eine der schönsten Barockopern ist, die ich bisher gehört habe, ganz abgesehen von der fantastischen Ballettmusik Lullys.




    In jedem Fall wird die Entdeckung der Ballette von Lully dieses Jahr weiter gehen.
    In Versailles werden spezielle Konzerte und Seminare veranstaltet und Hugo Reyne studiert bereits das "Ballet des Arts" von Lully und Benserade ein.
    das als Vol. X die wunderbare Serie "Lully ou le Musicien du Soleil" fortsetzen wird.
    Vielleicht erwarten uns auch noch weitere Einspielungen.

  • Da ja schon in anderen Bereichen gezeigt wurde, dass der MGG alles andere als zuverlässig ist (vor allem in solchen Bereichen, denen auch kaum Aufmerksamkeit zukommt) hier eine kleine Richtigstellung:


    Die Musik des berühmten "Ballet Royal de la Nuit" von 1653 wird oft als verschollen bezeichnet, selbst auf einschlägigen Lully Seiten.
    Seltsam dass die Partitur in der Bibliothek in Versailles für jeden zugänglich ist und auch seit geraumer Zeit Online abrufbar ist.


    Es ist natürlich nicht die originale Partitur, sondern eine Abschrift, die von André Danican Philidor angefertigt wurde.
    In der großartigen Sammlung befinden sich auch noch viele andere Werke, Ballette und Zeremonialmusik aus der Zeit von Francois I. bis hin zu den ersten Regierungsjahren Louis XIV.
    (Die Werke Lullys schrieb er ebenfalls für die Bibliothek ab).


    Die Partitur zu dem Ballet Royal de la Nuit ist keinem speziellen Komponisten zugeordnet, doch nennt Philidor Jean de Cambefort als Autor, des ersten Airs.
    Cambefort war Surintendant de la Musique du Roi bis zu seinem Tode 1661, also der direkte Vorgänger Lullys.
    Man kann davon ausgehen, dass er der Autor des größten Teils dieser Musik ist.


    Als weitere Komponisten wurden u.a. Louis de Mollière, Michel Mazuel, Pierre Beauchamps, Anthoine Boessett, Michel Lambert und Giovanni Battista Lulli ( :D ) einbezogen, man geht davon aus, dass all diese Komponisten an dem Werk beteiligt waren.



    Auch wenn man davon ausgehen kann, dass die Partituren nie ganz vollständig sind, meist fehlen die vokalen Partien, so kann man doch nicht einfach schreiben, dass die Ballette verloren seien.
    Die Partitur dieses Balletts ist immerhin fast 100 Seiten stark !


    Im Moment arbeite ich daran im September zumindest eine inszenierte konzertante Aufführung des "Ballet Royal de la Nuit" zu erreichen.
    Details in Kürze :D


    :hello:

  • Nach knapp 7 Jahren will ich doch heute meine Erinnerung an Lullys Todestag in diesem Quasi-Spezialthread abfassen mit diesem Werk:


    Lully satarb am 22. März 1687.

    Heute ist sein 328. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).