Moderne Inszenierungen-Totengräber der Oper?


  • Dann komm nach Wien, da geht dein Wunsch in Erfüllung!
    lg Severina :hello:


  • Ja, und das ist durchaus legitim, wenn ich AUCH das als eine der Aufgaben der Oper sehe! (Beachte bitte das "Auch"! 8) ) Ich setze mich sehr wohl mit meiner eigenen Zeit auseinander, mit der Konsequenz, das ich manchmal an ihr verzweifle, und dann suche ich in der Oper genau das, was du offensichtlich als Untergang des Abendlandes betrachtest: Ablenkung von all dem Sch......, der einem entgegenquillt, sobald man eine Zeitung öffnet oder sich die Nachrichten anschaut. Was ich in so einer Stimmung ganz bestimmt NICHT bauche, ist Osama bin Laden auf der Opernbühne. Dann hat z.B. unser "kitschiger" Rigoletto (o.ä.) eine nahezu therapeutische Wirkung, denn ich verlasse die Oper mit der neu gewonnenen Überzeugung: "Das Leben ist doch schön!" (Nicht, weil die arme Gilda ins Gras beißen muss, sondern weil ich eben für drei Stunden in eine irreale Welt entführt worden bin, die gottlob NICHTS mit meiner Lebenswirklichkeit zu tun hat!) An anderen Tagen wiederum bin ich bereit und sogar begierig, mich mit Oper auf einer intellektuellen Ebene zu befassen, daher ja auch mein ewig wiederkehrender Appell, eine Regievielfalt zuzulassen und keiner Spielart ihre Daseinsberechtigung abzusprechen.
    Das Wort zum Sonntag von
    Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    Eine Wagner-Aufführung, in der tatsächlich den Wünschen des Komponisten entsprochen wird, gerät an den Rand der absoluten Lächerlichkeit. Warum? - Weil die Ästhetik der Wagner-Zeit nicht mehr die Ästhetik der Gegenwart ist.


    Daraus ergibt sich aber die Frage: Was ist denn die Ästhetik der Gegenwart? Zu einer verbindlichen Definition wird man kaum kommen.


    Zitat

    Es kann freilich auch daran liegen, daß der Verantwortliche angesichts einer Welt, in der Osama Bin Laden, Paris Hilton usw. eine größere Rolle spielen, an den Mythos in seiner damaligen Form nicht mehr glauben kann - womit er den Mythos interpretierend nacherzählt.


    Es geht ja nicht darum, an einen Mythos zu glauben oder den Rezipienten dazu zu bringen, sondern ihn nachvollziehbar zu machen. Wenn ich einen Mythos für so wenig nachvollziehbar halte, dass ich mich gezwungen sähe, dies durch meine Regie zu verdeutlichen, dann habe ich schlicht und einfach keinen Grund und kein Recht, das betreffende Werk überhaupt aufzuführen.
    Wenn jemand Wagners Meistersinger aufführt und mit den nationalen Tönen gegen Ende ein so großes Problem hat, dass er da einen neuerfundenen Kommentar einschaltet oder sonst irgendwas macht, der muss sich doch fragen lassen, warum er die Oper überhaupt aufführt. Nach dem Motto: Die Musik ist ja schön, aber der Nationalismus ist böse und muss mit regiepädagogischem Zeigefinger gebrandmarkt werden? Für mich ist so etwas eine pseudokünstlerisch verbrämte Zensur. Ich muss ein Publikum auch mit unangenehmen Aussagen konfrontieren, wenn sie im Stück nun mal drinstehen, oder ich lasse eben meine Finger von dem Stück. Alles andere ist unreif, respektlos und zeigt, dass viele Künstler nicht über den Tellerrand des gegenwärtigen Zeitgeistes blicken können.


    Zitat

    Die mangelnde Bildung unterstellen dem Regisseur dabei meist jene, die nicht bereit sind, sich mit ihrer eigenen Zeit auseinanderzusetzen und Kunst im Allgemeinen und Oper im Besonderen als Mittel zum Escapismus betrachten.


    Da kann ich dir nicht recht geben. Es gibt jede Menge andere Gelegenheiten, sich mit der eigenen Zeit auseinanderzusetzen. Es ist hingegen sehr wichtig, mit den Denkweisen und ästhetischen Prinzipien vergangener Zeiten konfrontiert zu werden (die sogenannte Alteritätserfahrung), auch wenn man diese gerade nicht teilt, kann man die eigenen Denkstrukturen nachher besser verurteilen*, als wenn jedes Stück der Gegenwart unterworfen, um nicht zu sagen gleichgeschaltet wird. Letzteres führt nur dazu, dass jedes Hinterfragen der eigenen Denkmuster wegfällt.


    *ein Verschreiber für beurteilen, den ich aufgrund seiner Aussagekraft mal stehenlasse!

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Zitat

    Original von Draugur
    Wenn jemand Wagners Meistersinger aufführt und mit den nationalen Tönen gegen Ende ein so großes Problem hat, dass er da einen neuerfundenen Kommentar einschaltet oder sonst irgendwas macht, der muss sich doch fragen lassen, warum er die Oper überhaupt aufführt. Nach dem Motto: Die Musik ist ja schön, aber der Nationalismus ist böse und muss mit regiepädagogischem Zeigefinger gebrandmarkt werden? Für mich ist so etwas eine pseudokünstlerisch verbrämte Zensur. Ich muss ein Publikum auch mit unangenehmen Aussagen konfrontieren, wenn sie im Stück nun mal drinstehen, oder ich lasse eben meine Finger von dem Stück. Alles andere ist unreif, respektlos und zeigt, dass viele Künstler nicht über den Tellerrand des gegenwärtigen Zeitgeistes blicken können.


    Hallo Draugur,


    da Du damit wahrscheinlich auf die Hamburger "Meistersinger"-Inszenierung von Peter Konwitschny anspielst (kennst Du sie aus eigener Anschauung?), muss ich Dich dahingehend korrigieren, dass K. diese Stelle durchaus nicht als das "nationalistische Gesinnungsgetöse" auffasst, als das es von einem der Sänger in der "Diskussion" bezeichnet wird. Er ist vielmehr der Meinung, dass die Ansprache Sachsens aus der damaligen Zeit heraus verstanden werden muss als Warnung vor der Entfremdung von Herrschern und Volk (zu der Zeit, in der die "Meistersinger" historisch angesiedelt sind, regierte ja bekanntlich der spanische Habsburger Karl V., der kaum Deutsch sprach) und diese Auffassung legt er auch in dieser Diskussion Hans Sachs in den Mund. Dass K. diese Stelle, die in der Aufführungsgeschichte ja durchaus nicht unproblematisch interpretiert wurde, in seiner Inszenierung thematisiert hat, finde ich richtig, über die Art und Weise dieses "Brechtschen Momentes" (Unterbrechung der Musik) lässt sich streiten.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von severina
    Je intensiver ich in diesen Thread hineinschnuppere, um so intensiver wird mein Bedürfnis, eine Lanze für die verschmähte traditionelle Regie einzulegen


    Ich traue mich hier fast gar nicht, mich darüber zu äußern, und daher vielleicht nur eines: in Frankreich passt Regie und Musik meiner Erfahrung nach noch einigermaßen zusammen.:jubel:

  • "simon boccanegra"(wo in F,weiss ich nicht,wurde im TV übertragen),das war aber eine grässliche regie.obwohl,modern.(?)
    lg yago

  • Guten Morgen.


    Ich rechne mich eigentlich weder der einen noch der anderen Seite zu. Und gewiss habe ich Probleme mit Exkrement- oder Selbstbefleckungstheater und Modernismus um jeden Preis. Noch größere Schwierigkeiten bereitet mir jedoch ein Eskapismus, nach dem Motto "früher war alles besser". Ich möchte nicht vorrangig in die Oper gehen, um mich betäuben oder in eine angenehmere Welt entführen zu lassen. Ich denke auch nicht, dass die Oper dazu das geeignete Instrument sein kann - nirgends sonst wird so viel gestorben (ja, mit Ausnahme von Hollywood-Blockbustern), heile Welt findet sich dort doch eher selten. Wenn schon Grundfragen, Grundprobleme angesprochen werden, dann doch bitte in einer Weise, die mich erreicht, die ich direkt nachvollziehen kann.
    Und ich muss gestehen, dass ein Lohengrin, der mit Flügelhelm und Schild bewehrt, vom Schwan in die Szene gehievt wird, mich wahrscheinlich rausbringen würde (insofern habe ich jüngst mit Gewinn auf DVD die Lohengrin-Aufführung von Lehnhoff/Nagano aus Baden-Baden gesehen). Die Bilderwelt, die man als moderner Mensch in der Kopf hat, unterscheidet sich nun mal wesentlich von der, sagen wir, eines Richard Wagner (oder kannte der Asterix?).


    :hello:


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Zitat

    Ja, das war die kleine Provokation für zwischendurch - manchmal ist mir nach sowas. Trotzdem halte ich diese und andere szenische Lösungen, die ich kenne, für einen absolut gelungenen und spannenden Regieansatz.


    Ich halte es für absolut grindig. Entschuldigung, dass ist alles was mir dazu einfällt!


    Ich verstehe nur nicht, warum ein Regisseur so eine Szene, wie du sie beschrieben hast, Alviano, bringen kann!


    Taugt ihm diese Oper nur so? Will er sich was beweisen? Hat er nicht genug klasse, um mit einer "angenehmeren" und nicht so "scheuslich" anzusehenden Inszenierung zu punkten?


    Das sind die Fragen, die mich beschäftigen, wenn ich solche Szenen sehe


    LG Joschi

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Hallo Alfred,


    Diese Bemerkung wird Dir Knusperhexe hoffentlich um die Ohren klatschen, denn für ihn sind die Amerikaner ja die Kulturträger in Sachen Inszenierung.
    Für mich fallweise auch, wenn ich an Robert Wilson oder Peter Sellars denke...


    Hey - Vorsicht! :boese2: So etwas habe ich nie gesagt, dass die Amerikaner "Kulturträger in Sachen Inszenierung seien". Ich wehre mich nur strikt gegen die polemische Pauschal-Verunglimpfung eines Volkes, so wie Du - und noch jemand hier - es einmal ziemlich massiv kundgetan hat. Wo sind wir denn hier! Es sollte doch wohl ausschließlich um's Theater gehen und nicht darum, seine Völkersicht auch noch mehr oder weniger versteckt an den Mann zu bringen. So was mag ich echt gar nicht, egal bei welcher Nation - aber über Amerika herzuziehen ist ja momentan in.


    Ätzend.


    Knusperhexe

  • Zitat

    Original von lohengrins
    ...
    Und ich muss gestehen, dass ein Lohengrin, der mit Flügelhelm und Schild bewehrt, vom Schwan in die Szene gehievt wird, mich wahrscheinlich rausbringen würde (insofern habe ich jüngst mit Gewinn auf DVD die Lohengrin-Aufführung von Lehnhoff/Nagano aus Baden-Baden gesehen). Die Bilderwelt, die man als moderner Mensch in der Kopf hat, unterscheidet sich nun mal wesentlich von der, sagen wir, eines Richard Wagner (oder kannte der Asterix?).
    ...


    Das ist eine interessante Argumentation, die bei Befürwortern "moderner" Inszenierungen in ähnlicher Form immer wieder auftritt und für mich unlogisch bis absurd ist. Aber das heißt ja nichts, das kann ja auch an mir liegen. Aber was besagt sie eigentlich?


    "Die Bilderwelt, die man als moderner Mensch in der Kopf hat, unterscheidet sich nun mal wesentlich von der, sagen wir, eines Richard Wagner..."
    Glaubst du ernsthaft, dass die Bilderwelt Wagners und seiner Zeitgenossen aus Flügelhelm und Schild bestand? Auch der damalige Betrachter musste sich auf eine vergangene Geschichte mit eigentlich ungewohnter Ästhetik einlassen. Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass diese Bereitschaft des "sich Einlassens" damals mehr oder weniger selbstverständlich war, während viele heutige Besucher offenbar einfach nicht Willens sind, sich etwas anzuschauen, bei dem sie keinen unmittelbaren Zeitbezug finden. Also auf jeden Fall etwas aktuelles, "erkennbares", wie unlogisch das Ganze dann wird, wie sehr es sich mit dem eigentlichen Stück spießt, das scheint keine so große Rolle zu spielen....


    Es scheint also vielen mehr um die Erfahrung eines ungewohnten optischen Erlebnisses als um die eigentliche, musikalisch vermittelte Geschichte zu gehen...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo Theophilus,


    Zitat

    Original von Theophilus
    ...
    Es scheint also vielen mehr um die Erfahrung eines ungewohnten optischen Erlebnisses als um die eigentliche, musikalisch vermittelte Geschichte zu gehen...


    Witzig, einen ähnlichen Eindruck habe ich des öfteren von manch radikalem Regietheatergegner - nur mit dem bedeutungsvollen Unterschied, dass möglichst gewohnte optische Erlebnisse erwünscht sind und der Sinngehalt der Handlung weitestgehend ignoriert wird.


    Gruß
    Sascha

  • Draugur, Ulli und Theophilus haben ganz hervorragende Formulierungen gefunden, die mir aus tiefstem Herzen sprechen. Nur "unlogisch" scheint mir im vorletzten Satz von Theophilus ein zu schwacher Ausdruck zu sein: Der Widerspruch zwischen Musik, Text und Bühne ist oft so schreiend grotesk, daß das Stück zur Farce verkommt.


    Mir geht es überhaupt nicht um einen Lohengrin mit Flügelhelm, sondern nur darum, daß Kunstwerke, deren Gesamtaussage mir sehr viel bedeutet, nicht zur Lachnummer degradiert werden. Oder zu Vehikeln für aktuelle Politkommentare. Wenn ich mich mit Tagespolitik beschäftigen will, kaufe ich mir eine Zeitung oder schalte die Glotze ein.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Hallo Theophilus,
    Richard Wagner lebte bekanntlich 1813-1883. Heute schreiben wir 2007.
    Glaubst Du tatsächlich daß in diesem Zeitraum der Blick auf germanische Mythen unverändert geblieben ist? Ein Mythos hat es doch an sich, daß er von jeder Generation neu erzählt wird.


    Hallo Bernd,

    Zitat

    daß Kunstwerke, deren Gesamtaussage mir sehr viel bedeutet, nicht zur Lachnummer degradiert werden.


    Stehtheater in Wackelkulissen - das nenne ich eine Lachnummer.



    :hello:

    ...

  • Hallo!!


    Ich bin zwar nicht Theophilus, aber will mich trotzdem dazu äußern!


    Das ein Mythos neu erzählt wird ist schon richtig, aber dass man so radikal neu erzählen muss, find ich nicht in Ordnung. Kleinere Veränderungen tuen es ja auch. Denn von den Tiefen des Rheins in ein Aquarium is ein bissl viel, oder?


    LG joschi


  • Hallo Edwin


    1. Natürlich nicht. Aber es bleibt immer noch ein germanischer Mythos. Und wenn man einen Lohengrin auf die Bühne bringt, wo der Mythos nicht mehr vorkommt (oder so verschlüsselt, dass Otto Normalverbraucher keinen Schimmer davon hat, dass es sich um eine Anspielung handelt - selbst gesehen!), dann ist es eben keine Interpretation, sondern bewusste Veränderung!


    2. Du solltest nicht zu viel von dir auf andere schließen! Und weniger mit Klischees um dich werfen. Die Mähr vom "Stehtheater" ist schon bis zum Überdruss durchgekauft und hat keinerlei Korrelation mit der Art der Inszenierung. Schlechte Personenführung ist schlechte Personenführung, egal in welcher Inszenierung. Nur dass sie in "modernen" Inszenierungen sogar als Feature verkauft werden kann, wenn sich z.B. alle Personen in Zeitlupe bewegen und eine Personenführung mit freiem Auge überhaupt nicht erkennbar ist. Und letztlich bist du zu bedauern. Denn wenn deine Phantasie derart labil ist, dass sie durch eine wackelnde Kulisse zerstört werden kann, dann frage ich mich, was du in einer Opernvorstellung überhaupt suchst. Schau dir doch einen Hollywood-Blockbuster an, da wackeln die Kulissen nicht, bevor sie in die Luft gesprengt werden...
    :hahahaha:


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!



  • Hallo Theophilus,


    allerdings herrschte damals allübergreifend in Musik, Architektur und Literatur auch eine schwärmerische Begeisterung für das Mittelalter, für die Geschichte, für die Rückbesinnung auf Tradition. Und im Zuge dieses ästhetischen Selbstverständnisses wurde dem Theaterbesucher noch die Fähigkeit zugetraut, selbst zu abstrahieren, selbst aus dem Theaterstück herauszulesen und zu deuten. Warum dieses Zutrauen dem Publikum heute aberkannt wird, bleibt mir ein verdrusserzeugendes Rätsel.


    LG,


    Knusperhexe



    Ach jetzt hast Du schon wieder was geschrieben - hat sich überschnitten.




    DANKE! DANKE! Und nochmal: DANKE!!!!!!!!

  • Zitat

    Richard Wagner lebte bekanntlich 1813-1883. Heute schreiben wir 2007.Glaubst Du tatsächlich daß in diesem Zeitraum der Blick auf germanische Mythen unverändert geblieben ist? Ein Mythos hat es doch an sich, daß er von jeder Generation neu erzählt wird.


    Wenn ich eine Wagner-Oper anschaue, möchte ich aber erst mal Wagners Blick auf den Mythos sehen! Eine Aufführung ist eine Aufführung und keine komplette Neuerzählung (zumal ja inkonsequenterweise immer nur die Szene "neu erzählt" wird, während Musik und Text stehenbleiben, woraus sich - wie schon hundertmal bemerkt - die abstrusesten Widersprüche ergeben).


    Unser Blick auf Christus ist heute auch ein ganz anderer als vor 500 Jahren. Trotzdem malt keiner am Isenheimer Altar herum.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Wobei man zu Wagner anmerken sollte, dass es ihm beim Mythos auf das sog. "Reinmenschliche" ankam, also sozusagen auf "Urthemen" der Menschheit, die in den Sagen und Mythen der Menschen verborgen sind und die er aus dem historischen Kleid der Überlieferung herausschälen wollte. Vergleicht man z.B. das Nibelungenlied mit der "Götterdämmerung", so fällt auf, dass Wagner sich jeglichen mittelalterlichen Zierates enthält, den der unbekannte Textdichter zuhauf verwendet, um die Story aus der Zeit der Völkerwanderung dem Publikum des Hochmittelalters zu "verkaufen". Es fehlen die Ritterturniere, die Minne, die Vasallen, die prachtvollen Geschenke und Gewänder, die dort seitenlang beschrieben werden. Insofern ist das Nibelungenlied eine der Zeit angepasste Adaption des Mythos, aber nicht der Mythos selbst, sozusagen frühes "Regietheater".


    Solange also eine Regie des "Ringes" dese "Urthemen" aufgreift, bewegt sie sich innerhalb der Intentionen Wagners, egal in welchem Kostüm und Bühnenbild sich das abspielt. Wagner war das Theater seiner Zeit ein Graus, er beklagte sich über das gesamte "Kostüm- und Schminkewesen" und angesichts der Bayreuther "Ring"-Uraufführung wünschte er sich das "unsichtbare Theater", weil er die Kostüme für ganz und gar misslungen hielt. Wagners Theatervorstellungen waren für seine Zeit revolutionär und konnten mit der damaligen Technik gar nicht reaiisiert werden. Insofern sollte man auch bei den Inszenierungen dem Diktum Gustav Mahlers folgen: "Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers!".


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von DonBasilio
    Hallo!!


    Das Stück muss athmosphärisch zur Zeit der Hanldung und evtl. auch der Entstehung passen!


    LG joschi


    Ich persönlich finde nur, dass ein Regisseur zumindest einen blassen Schimmer von Musik haben sollte, und nicht um jeden Preis seine Karriere durch möglichst viel „action“ und möglichst viel „Haut“ auf der Bühne forcieren sollte und ich erinnere mich nur etwa an eine Inszenierung von „Cosi fan tutte“ die in Vietnam angesiedelt war, wobei die Hauptdarstellerinnen Prostituierte waren und die Hauptdarsteller Zuhälter, was mir denn doch zu weit ging. Es kann wohl auch nicht angehen, dass man eine Königin der Nacht so weit oben auf ein Gerüst verbannt, und da eine schon mal runterfiel, mit schweren Verletzungen. In einer Oper, denke ich mal, sollte vielleicht nebenbei auch ein wenig gesungen werden, und ich hasse besonders diese Mode, alle Scheinwerfer möglichst sichtbar zu machen, als wäre man in einem Operationssaal. An sich würde man meinen, dass ein Regisseur in etwa auch wissen sollte, dass eine Stimme mit dem Rücken zum Publikum nicht unbedingt besonders gut zu hören ist, und Rossini sagte ja schon: eine Oper stehe und falle mit den Stimmen: immerhin hat er ja auch eine Gesangschule geschrieben, die immer noch für den Belcanto verwendet wird, wie etwa Leopold Mozarts Violinschule für die Geige. Absit malitia. LG Michael

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Bernd Schulz
    Unser Blick auf Christus ist heute auch ein ganz anderer als vor 500 Jahren. Trotzdem malt keiner am Isenheimer Altar herum.


    Viele Grüße


    Bernd


    Der Isenheimer Altar ist in diesem Zusammenhang natürlich ein extrem gelungenes Beispiel, wo wir uns hier mit Kunstwerken befassen, die auf einer Bühne realisiert werden müssen ,und die nicht schon irgendwo fertig an der Wand hängen. Aber es ist natürlich typisch, dass so argumentiert wird. Denn ein Bild verändert sich nicht, wohl aber seine Rezeption bei den Menschen. Das die Inszenierung als notwendiger Teil des Rezeptionsprozesses gerade deshalb natürlicherweise einer Veränderung unterworfen ist, ist nur logisch. Wenn das denn aber den eigenen ästhetischen Normen widerspricht, muss alles mögliche bis hin zur hohen Moral herhalten, um eine Rechtfertigung dafür zu finden.


    Oder vereinfacht gesagt: Man sollte vielleicht nicht nur in der Psyche des Regisseurs nach den Gründen für das eigene Unwohlsein suchen. :D


    Gruß
    Sascha

  • Zitat

    Original von Michael
    Ich persönlich finde nur, dass ein Regisseur zumindest einen blassen Schimmer von Musik haben sollte,


    Davon kannst du aber im Regelfall bei Regisseuren gleich welcher Provinienz ausgehen. Es ist sehr viel leichter, die Ausnahmen (wie Dörrie) zu nennen. Bei Konwitschny etwa steht sein musikalisches Wissen außer Diskussion. Auch aller "Schimmer von Musik" ist allerdings kein Garant für eine theatergerechte Inszenierung, da braucht es eben noch mehr.


    Zitat

    und nicht um jeden Preis seine Karriere durch möglichst viel „action“ und möglichst viel „Haut“ auf der Bühne forcieren sollte


    Wenn du schon schreibst "um jeden Preis", dann ist die Antwort schon klar. Leider beschränkt sich der Sexismus so mancher Regisseure überhaupt nicht auf das Musiktheater. Auf der anderen Seite bietet jeder Vorbeigang an einem Kiosk mehr blanke Haut als man in der Regel auf der Bühne sehen kann. Bleiben wir doch realistisch, es gehört zu unserer Gegenwart, dass man weniger prüde ist als von 50 Jahren. Geht man aber in der Operngeschichte zurück, wird man feststellen müssen, dass Sex schon immer mit der Bühne eine enge Verbindung hatte.


    Und dass es den Impressarii aller Zeiten darum ging, durch welchen Effekt auch immer ihr geneigtes Publikum anzuziehen, ist auch nicht ganz neu. Ein wenig "Grand Guignol" gehört zur Oper, das kann man auch gelassen sehen.


    Zitat

    und ich erinnere mich nur etwa an eine Inszenierung von „Cosi fan tutte“ die in Vietnam angesiedelt war, wobei die Hauptdarstellerinnen Prostituierte waren und die Hauptdarsteller Zuhälter, was mir denn doch zu weit ging.


    Ich kann das nachempfinden. So, wie du es beschreibst, wäre es mir auch zu weit gegangen - für mich! Ansonsten denke ich, dass es auch Opernaufführungen geben sollte, die ich nicht mag, ansonsten könnte ich weder etwas dazu lernen, noch mich gegebenenfalls darüber aufregen ;)


    Zitat

    Es kann wohl auch nicht angehen, dass man eine Königin der Nacht so weit oben auf ein Gerüst verbannt, und da eine schon mal runterfiel, mit schweren Verletzungen.


    Da werden schon die Versicherungen davor stehen, dass sich so etwas nicht wiederholt. Bühnenunfälle hat es aber doch in der Statistik mehr in "konventionellen" Inszenierungen gegeben - die Bühnengeschichte ist voll davon.


    Zitat

    In einer Oper, denke ich mal, sollte vielleicht nebenbei auch ein wenig gesungen werden,


    Selbst in den umstrittensten Inszenierungen wurde immer gesungen. Sprechaufführungen des "Rings" fanden nie auf der Festspielbühne statt :)


    Zitat

    und ich hasse besonders diese Mode, alle Scheinwerfer möglichst sichtbar zu machen, als wäre man in einem Operationssaal.


    Da du es schon sagst, dass es eine Mode ist, so wird sie an uns verbeigehen wie so manches andere ...


    Zitat

    An sich würde man meinen, dass ein Regisseur in etwa auch wissen sollte, dass eine Stimme mit dem Rücken zum Publikum nicht unbedingt besonders gut zu hören ist, und
    Rossini sagte ja schon: eine Oper stehe und falle mit den Stimmen:


    Ginge es nur um die Stimmen, kann ich nur konzertante Aufführungen empfehlen. Die Wiedergabe (gerade aber auch nicht nur) historischer Aufführungen ist häufig durch heftige Bühnengeräusche "gestört". Wer nur den Gesang will, ist mit einer CD immer besser bedient als mit der Wirklichkeit des Theaters. Aber es geht in der Oper als Theater doch um Aktion, ob sie nun von Schenk oder Konwitschny inszeniert wird - und Aktion ist eben (auch) eine Belastung beim Singen. Es sind trotz allem Aktionismus selbst bei Kupfer hervorragende Gesangsleistungen dokumentiert worden. Also ganz so schlimm dürfte die Sache auch nicht sein.


    Ich liebe die Oper und goutiere Aufführungen ganz unterschiedlicher Provinienz. Aber ich gehöre halt zu diesen Leute, die gleichzeitig Furtwängler und Toscanini lieben :faint:


    LG Peter

  • Ich habe heute in der Aprilausgabe der "Bühne" (öst.Theatermagazin) ein Interview mit Rene Jacobs (Den wohl kaum jemand in die Staubi-Ecke stellt! ;)) gelesen, und was er auf die Frage "Was ist wichtig bei der Inszenierung von Barockopern, wie weit dürfen Aktualisierungen gehen?" antwortet, entspricht so genau meinem Credo, dass ich es hier einmal zitieren will, wobei das für mich für Opern jeder Epoche gilt:
    "Der Regisseur muss die Brücke schlagen zwischen einem Stück in seinem historischen Umfeld und der heutigen Zeit. Wobei das Alter eines Stückes nichts darüber aussagt, wie aktuell es heute ist......Dieser Brückenschlag kann eins zu eins erfolgen, aber auch total aktualisiert. Am liebsten ist mir persönlich immer etwas, das dazwischen liegt. (Mir auch!! :yes: ) Bedingung ist, dass der Regisseur das Stück kennt - das ist leider nicht immer der Fall - und auch liebt. Wenn ein R. sagt, ich finde das Stück blöd, und man kann es nicht mehr so machen, wie es ist, wäre es besser, er würde den Intendanten anrufen und absagen." :jubel: :jubel:
    Besonders für den letzten Satz könnte ich ihn küssen! (Ich erinnere mich noch gut an die Interviews von Ken Russel, der vor seiner unsäglichen Faust-Inszenierung nie müde wurde zu betonen, welcher Quatsch diese Oper sei und er werde sich halt bemühen, zu retten, was zu retten ist. Die "Rettung" bestand dann darin, das Margarethe eine Nonne war und den taubstummen Kindern ihres Bruders den "Juwelenwalzer" in der Gebärdensprache erzählte.... Ich habe mich noch NIE in einem "Faust" derart gelangweilt und noch nie hat mich diese Tragödie derart kalt gelassen.)
    lg Severina :hello:

  • Mal was anderes:


    Kann mir jemand sagen, wo ich noch eine traditionelle Inszenierung vom "Troubadour" sehen kann? Habe mich am WE noch mal via CD eingehend mit diesem Werk beschäftigt. Bisher habe ich dieses Werk nur verfremdet gesehen, sprich: Die Regisseure versuchten von den Ungereimtheiten des Librettos abzulenken oder sie um zu deuten. Doch weder das Düsseldorfer lapislazuliblaue Kasperletheater noch die Essener Mílitär-Pappkameradenästhetik waren da erfolgreich. Wie auch - die Oper ist im Gegensatz zum Schauspiel arg überfrachtet und nur die Musik bringt diese Gefühlsebene zum Schwingen, um die die Dichtung vergeblich ringt.


    Beim Hören der CD war ich auf einmal voll begeistert und dachte. "Hast Du das wirklich gesehen im Theater?" Die fehlende Logik im Handlungsablauf war mir völlig egal, vor meinem inneren Auge sah ich nur diese phantasieüberbordenden Tableaus und Szenarien, die Verdi da entworfen hat. Die Optik, die man mir bei den o.g. Inszenierungen geboten hatte, waren dem nicht zweckdienlich gewesen. Im Gegenteil: Sie haben mein Interesse an dieser Oper für mehrere Jahre erlahmen lassen.


    Also, daher: Ich möchte "Il Trovatore" jetzt mal in historischen Kostümen und mit finst'rer Burg und wolkenverhangenem Himmel sehen. =) Hat's das noch irgendwo?


    LG,


    Knuspi

  • Hallo Theophilus,

    Zitat

    Die Mähr vom "Stehtheater" ist schon bis zum Überdruss durchgekauft und hat keinerlei Korrelation mit der Art der Inszenierung. Schlechte Personenführung ist schlechte Personenführung, egal in welcher Inszenierung. Nur dass sie in "modernen" Inszenierungen sogar als Feature verkauft werden kann, wenn sich z.B. alle Personen in Zeitlupe bewegen und eine Personenführung mit freiem Auge überhaupt nicht erkennbar ist. Und letztlich bist du zu bedauern. Denn wenn deine Phantasie derart labil ist, dass sie durch eine wackelnde Kulisse zerstört werden kann, dann frage ich mich, was du in einer Opernvorstellung überhaupt suchst.


    Das kann ich Dir gerne beantworten: Ich suche die geistige Auseinandersetzung mit einem Werk (bzw. seinem Autor) und dessen Interpretation.
    Was ich nicht suche, ist eine akustische und optische Berieslung.



    Zitat

    Schau dir doch einen Hollywood-Blockbuster an,


    Du sprichst ein wahres Wort gelassen aus - wenn auch in falschem Zusammenhang.
    Gerade der Film amerikanischer Prägung bietet eine herrliche Möglichkeit, den Sorgen des Alltags zu entfliehen und sich optisch tollen Landschaften und Kostümen hingeben zu können.
    Genau die Qualitäten, die Du für die Operninszenierung forderst, werden von "Harry Potter", "Herr der Ringe" etc. auf unübertreffliche Weise abgedeckt.
    Infolge dessen wäre es wohl besser, wenn Du zwecks Escapismus auf den Film ausweichst und Theater bzw. Oper als eine Form der Mythenerzählung als Reaktion auf bzw. Kommentar zu unserer Gegenwart akzeptierst.


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Hallo Theophilus,
    Infolge dessen wäre es wohl besser, wenn Du zwecks Escapismus auf den Film ausweichst und Theater bzw. Oper als eine Form der Mythenerzählung als Reaktion auf bzw. Kommentar zu unserer Gegenwart akzeptierst.


    Völker hört die Parole...

  • Zitat

    Das kann ich Dir gerne beantworten: Ich suche die geistige Auseinandersetzung mit einem Werk (bzw. seinem Autor) und dessen Interpretation.
    Was ich nicht suche, ist eine akustische und optische Berieslung.


    Ja das ist schon in Ordnung, aber das geht sicher auch in Kostümen der Handlungszeit und angemessenen Bühnenbildern, oder?


    Oder Glaubst du, dass sich Mozart seine Cosi am Straßenstrich von Saigon gedacht hat. (nur um dieses Beispiel jetzt zu nennen]


    LG joschi

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    Das kann ich Dir gerne beantworten: Ich suche die geistige Auseinandersetzung mit einem Werk (bzw. seinem Autor) und dessen Interpretation.
    Was ich nicht suche, ist eine akustische und optische Berieslung.


    Hi Edwin!


    Das ist ja einer der Gründe, warum es diesen Thread überhaupt gibt - manche wollen einfach nur die "Berieselung" und gehen auf Grund der Musik in die Oper, andere - so wie Du - wollen mehr (was mE beides seine Berechtigung hat). Da Geschmäcker verschieden sind, wird dieser Thread auch keine Lösung finden, weil man den anderen nicht vom "Besseren" überzeugen kann, weil ja jeder etwas anderes erwartet.


    Wobei ich gestehen muss, dass ich eher zur ersten Gruppe gehöre - was wohl daran liegt, dass ich nur so nebenbei in die Oper gehe und daher bei mir die Musik im Vordergrund steht. Wenn man sich wie Du ziemlich ausführlich mit Musik beschäftigt, kann ich mir vorstellen, dass man "mehr" von Inszenierungen erwartet.


    Wobei ich durchaus modernen Inszenierungen etwas abgewinnen kann - mir geht nur "Provokationstheater" (damit mein ich jetzt nicht Inszenierungen, die zum Denken anregen) auf die Nerven - provozieren kann man mich damit ohnedies nicht ...


    Lg


    Roland

    Die Basis jeder Grundlage ist das Fundament

  • Hallo an alle


    Hmmm....ich habe mal eine Frage an die Verfechter, die denken, daß bei einer historischen (zeitlich und inhaltlich betrachtet) Oper für den Besucher offensichtlich, und nicht nur in der Symbolik, ein Gegenwartsbezug hergestellt werden muß. Wie denkt ihr, wie sich dies weiter entwickeln wird?
    Ich habe mich mal in den Lehnstuhl gesetzt, die Augen geschlossen und meinen Gedanken und Träumen Ausgang gewährt.......
    ....und habe mir vorgestellt, ein Regisseur findet, daß Tannhäuser (es kann auch jede andere Oper dafür herhalten) unbedingt entrümpelt werden muß und den Besuchern etwas zeitgemäßes dargeboten werden muß. Es wird sicher keinem mehr aufregen, wenn die Venusbergszene in einem Lusttempel, um nicht das Wort Bordell zu mißbrauchen, spielt, der Sängerwettstreit dem Eurovisions-Song-Contest gleichzusetzen wäre und die Pilgerszene in eine Demo (von mir aus, gegen Gott und die Welt) umgewandelt wird. Wie schon gesagt, alles nur Träume...aber vielleicht wurde dies schon so inszeniert und ich weiß es nur nicht. Nun gut, was wird der nächste Schritt für den Regisseur sein...ach ja, die Sprache paßt doch nicht mehr in unsere Zeit....wer singt schon im Bordell "....Dein süßer Reiz ist Quelle alles Schönen, und jedes holde Wunder stammt von dir", wer singt schon..."Dich, teure Halle, grüß ich wieder, froh grüß ich dich, geliebter Raum'...oder 'O du, mein holder Abendstern, wohl grüß ich immer dich so gern".....wer singt (redet) denn heute noch so? Der Regisseur überlegt und wird schnell zu dem Schluß kommen, daß auch das Libretto der heutigen Zeit angepaßt werden muß. Hmm....klingt doch logisch, oder? Logisch wäre auch der nächste Schritt, daß ein auf die heutige Zeit angepaßtes Libretto in einem Ambiente der Gegenwart, solch antiqierte Musik nicht zeitgemäß ist. Nun ja, wir wollen es nicht übertreiben, aber E-Gitarren, Synthesizer und ein Drumcomputer würde der Musik schon das Flair des Modernen geben. Also her damit......Dieses Spielchen kann nach Belieben weitergeführt werden.... Und erstaunt lese ich dann auf dem Opernzettel 'Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg', Romantische Oper in drei Aufzügen, Text und Musik von Richard Wagner....will der Mensch wirklich so betrogen weden? Mir graut davor......Abwegig? Mag sein, aber die modernen Inszenierungen entstanden ja auch nicht über Nacht, sondern entwickelten sich über Jahre hinweg...stückweise, immer ein bißchen mehr, bis dann im Rigoletto die Affen über die Bühne wirbelten.
    Gott sei Dank bin ich dann aufgewacht und bin froh, daß ich diese eventuell mögliche Entwicklung nicht mehr erleben werde, nur die zukünftige Generationen tun mir leid.
    Kommt,seid so nett und versichert mir, daß dies so nie passieren wird......
    Liebe Grüße
    Verletto

    Zu viele Musikstücke enden zu lange nach ihrem Ende (Igor Strawinsky)

  • Joschi, das Problem ist, dass sich beim Regietheater kein Mensch dafür interessiert, woran Mozart gedacht haben könnte - abgesehen davon, dass wir das ja auch wirklich nicht wissen. Der Straßenstrich von Saigon würde ihm vielleicht sogar tatsächlich gefallen! :D
    Knuspi, ich kenne nur das Video (Gibt's sicher auch auf DVD) mit dem Karajan-Trovatore von der WSO 1986 (Domingo, Capuccilli, Cossotto), das zwar historisch ist, mich aber nicht wirklich begeistert. Es soll aber einen sehr schönen "Trovator" aus der Arena di Verona geben, den kenne ich aber selber nicht.
    lg Severina :hello:

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose