Barockopern und ihre Interpreten

  • Guten Abend



    Fang jetzt mal mit Alan Curtis und dem "Complesso Barocco" an.
    R. Jacobs "Händel" kenn ich von seinen ausgezeichneten "Messias" und "Saul" Aufnahmen. :jubel: :jubel:
    Händel hat ja an die vierzig Opern komponiert, da kommt Jacobs und sonst noch wer (?) ebenfalls noch zum Zuge :hello:


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Abend


    Zitat

    Original von Ulli
    [Etwas weniger Eis essen, dafür mehr Händel hören! Dieser FERNANDO, welcher eh der einzige ist, ist auch derzeit mein Händel-Liebling.


    Händelopern vom Munde absparen :hahahaha:



    Bass- und Tenorarien sind bei Händel nicht so verbreitet ?
    Zumindest CDs mit solchen Arien aus verschiedenen Händelopern kenn ich z.Zt. nicht.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Hallo!!


    Der Bass war in der damaligen Zeit eher eine untergeordnete Stimmlage, es herrschten ja die Kastraten (Sopran und Alt) und Sopranistinnen vor.


    Doch in jeder Oper hat der Bass zumindest eine Arie zugesprochen bekommen, manchmal sogar mehrere.


    Der Argante aus dem Rinaldo ist eine tolle Basspartie, die mit einer Bravourarie mit Pauken und Trompeten alles an barocker Prachtenfaltung bietet. (Im ersten Akt, den Titel reich ich nach).


    Ach ja, der Bass war nicht die minderste Stimmlage auf der italienischen Opernbühne der damaligen Zeit.


    Der Tenor galt noch weniger, man erkannte ihn teilweise sogar nicht als eigene Stimmlage an, er wurde als "verhinderter Sopran und zu greller Bass" verhöhnt.


    Viele Komponisten schrieben ihm daher nur Rezitative und wenn sie ganz großzügig waren ein Arioso.


    Händel hat mit dem Tamerlan aus der gleichnamigen Oper die erste große Rolle für einen Tenor geschaffen.


    LG joschi


    PS: Anton Raaff, Mozarts erster Idomeneo, war der berühmteste Tenor der damaligen Zeit. Beim Wiener Gastspiel des beerühmten Kastraten Caffarelli hat er ihn in Grund und Boden gesungen, er war schuld am Wiener Debakel des großen Sängers. Caffarelli musste noch oft mit Raaff zusammen auf der Bühne stehen, un jedes Mal hatte er Angst vom "niederen" Tenor überflügelt zu werden!

  • Guten Taq


    Zitat

    Original von DonBasilio
    Hallo!!


    Der Bass war in der damaligen Zeit eher eine untergeordnete Stimmlage, es herrschten ja die Kastraten (Sopran und Alt) und Sopranistinnen vor.


    Doch in jeder Oper hat der Bass zumindest eine Arie zugesprochen bekommen, manchmal sogar mehrere.


    Gott sei Dank, höre auch gerne Bässe :baeh01:


    Habe diese



    CD mit "Arie per Basso" von Vivaldi :jubel:





    Zitat

    PS: Anton Raaff, Mozarts erster Idomeneo, war der berühmteste Tenor der damaligen Zeit.


    Mozart mochte ja den "Raff" nicht besonders und hat in seinen Briefen öfters negativ über ihn geschrieben. A. Raff war von 1770-1775 ( mit 56 Jahren !) Mitglied der Mannheimer Hofkapelle und hat auch im Schwetzinger Rokoko-Theater öfters gesungen.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • In Hândels" Guilio Cesare" gibt es auch zwei Bassrollen.Achilla und Curio. Ich habe heute morgen dazu ein Thread aufgemacht "Gestern in der Oper" und mir viel Mühe mit dem Bericht gemacht. Vielleicht sollte der auch hierher verschoben werden oder in den Thread über Guilio Cesare, falls es den schon gibt? Ich würde mich gerne mit den Barockfans darüber austauschen, das war einfach ein umwerfendes Erlebnis.
    Ist aber vielleicht am falschen Ort gepostet? ?( Oder es hat einfach keiner Lust dazu was zu sagen, was ja hier eher selten ist......
    Fairy Queen :angel:

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  • Zitat

    Der Bass war in der damaligen Zeit eher eine untergeordnete Stimmlage, es herrschten ja die Kastraten (Sopran und Alt) und Sopranistinnen vor.


    das ist nicht so ganz richtig.



    Die Stimmlage hat auch sehr oft etwas mit dem Alter zu tun, d.h. meist sind Bässe in den ital. Opern ältere Personen, wärend die Helden eben im Sopran oder Alt erklingen und damit auch ihre Jugend unterstrichen wird.
    Oder eben aber der böse Gegenspieler - da gibt es allerdings auch wieder Ausnahmen.




    Aber in der frz. Barock Oper hat der Bass eine weitaus größere Rolle.


    So hat Lully einige seiner schönsten Partien für Bass verfasst, genannt seien z.B. die Partie des Roland (aus der gleichnahmigen Oper)
    oder Polyphemos aus Acis et Galatée, oder Jupiter aus Isis, es gibt noch soviele mehr...



    In der frz. Oper gibt es keine Kastraten, die Helden werden meist von Tenören gesungen, die allerdings etwas höher sind, als allgemein Heute üblich.
    Jean Paul Fouchecourt und Howard Crook sind ja die beiden Stars unserer Tage, was frz. Oper angeht.

  • Die "Stars" der italienischen Oper des Hochbarock waren zwar ganz klar die Kastraten und Primadonnen, aber wie schon gesagt wurde, kommt fast immer auch ein Bass vor. Tenöre sind dagegen häufig, wenn sie überhaupt vorkommen, auf Nebenrollen beschränkt. Die Baßrollen sind meistens entweder Schurken bzw. Gegenspieler der Helden oder alte, treuherzige Kampfgenossen oder Berater. Bei Händel fälllt mir außer Bajazet in Tamerlano (nicht die Titelpartie!) in den Opern keine Tenorrolle ein. (Aber es gibt welche in opernhaften Oratorien, Jupiter in Semele und die Titelrolle in Belshazzar).


    Dei Konvention, dass die Tenorpartie einem *älteren* Mann entspricht findet sich ja noch in Mozarts Idomeneo.


    In der franz. Oper ist, wie Le Lulliste ausführt, fast alles anders.


    Wäre aber interessant zu sehen, wie und wann genau die Tenöre zu ihren Hauptrollen gekommen sind...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Guten Tag


    wie ist Vivaldi als Opernkomponist einzuordnen;
    ich besitze diese



    Vivaldioper, sehr abwechslungsreiche Arien :jubel:


    außerdem diese



    hervorragende CD mit Vivaldiopernarien.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard


    PS. Nachher sehe ich das Ensemble "il Giardino Armonico" live in unserem Rokokotheater (allerdings ohne die Bartoli).

  • Also ich glaube man braucht nicht alle Opern von Vivaldi zu kennen,
    er ging damit wohl schon seinen Zeitgenossen auf den Keks :D



    Er recycled ziemlich oft - noch penetranter als Händel.


    Aber er hat einige tolle Opern geschrieben, wie "Griselda" "L'Olympiade" "Orlando Furioso" und "Ottone in Villa"



    ob man die restlichen 90 Opern dann auch noch alle hören muss - soll danach jeder selbst entscheiden.

  • Zitat

    Original von Bernhard


    CD mit "Arie per Basso" von Vivaldi :jubel:


    Salut!


    Kannst Du die CD ein wenig "erklären"? Das Cover ist für mich nicht schlüssig...


    8)


    Zitat

    Mozart mochte ja den "Raff" nicht besonders und hat in seinen Briefen öfters negativ über ihn geschrieben. A. Raff war von 1770-1775 ( mit 56 Jahren !) Mitglied der Mannheimer Hofkapelle und hat auch im Schwetzinger Rokoko-Theater öfters gesungen.


    Das beruhte auf Gegenseitigkeit. Mozart war nur deswegen sauer, weil Raaf seine Musik nicht geschätzt hat bzw. zu schwer fand [für ihn] - deswegen hat Mozart dem Idomeneo bei den raafschen Tenorarien einige Alternativfassungen [ohne große Koloraturen :D ] verpasst. Mozart hatte Raaf, den alten Sack, überschätzt - eigentlich war Mozart auf sich selbst sauer.


    Entsprechende Szenarien sind übrigens ganz gut in "Mozart - ich hätte München Ehre gemacht" [Untertitel: Wenn Raaf nicht gewesen wäre...] dargestellt.


    Grüße aus Schlaraafenland


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Guten Morgen


    Zitat

    Original von der Lullist
    Also ich glaube man braucht nicht alle Opern von Vivaldi zu kennen,
    er ging damit wohl schon seinen Zeitgenossen auf den Keks :D


    So nach dem Motto "Vivaldi hat eine Oper geschrieben, und die neunzig mal !" :untertauch:



    Zitat

    Aber er hat einige tolle Opern geschrieben, wie "Griselda" "L'Olympiade" "Orlando Furioso" und "Ottone in Villa"


    Wovon ich aus der einen oder anderen Vivaldioper z.B. auf diesen






    CDs einige Ausschnitte kenne.


    1981 sah ich bei den "Schwetzinger Festspielen" die Vivaldioper "Die triumphierende Judith" in einer deutschen Erstaufführung; hab sie noch etwas langatmig in Erinnerung.


    Das Stadttheater Heidelberg spiele letzten Winter hier im Theater die Oper



    "Montezuma"; gefiel mir ganz gut :jubel:


    Zitat

    ob man die restlichen 90 Opern dann auch noch alle hören muss - soll danach jeder selbst entscheiden.


    Muss ich wohl nicht :) :)


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Morgen



    Das Cover ist auf den ersten Blick für den Titel "Arie per basso" verwirrend. Auf dieser CD - Nr. 7 der "Vivaldi-Edition von naive- singt der Bassist Lorenzo Regazzo, begleitet vom "Concerto Italiano", Arien aus den Vivaldiopern:


    - Armida al campo dÉgitto
    - Tito Manlio
    - Orlando furioso
    - Semiramide
    - il Farnace
    - la Silva
    - L´Adelaide
    - L´Olimpiade


    und die, m.E., ganz gut :jubel:


    Gruß :hello:
    aus der sonnigen Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Ulli
    @Don Basilikum: Hast Du meinen Sekretezzi umgbracht?


    Da will wohl Jemand auch eine Halbtagsstelle haben :stumm:


    Also meine mich beglückende Neuerung ist diese hier:



    Wer will, kann ja vor dem obligatorischen Kauf auch mal kurz reinhören bzw. -sehen :beatnik:


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Hallo zusammen


    ich weiss nun doch nicht genau, ob "meine" favorisierte Barock-.Oper wirklich dazu gehört.
    Il Comte d'Ori. -- Habe eine Aufnahme mit Juan Diego Florez. Genialer Sänger, und ganz spezielle, für mich grandiose Musik. Ich war wochenlang richtig süchtig danach.-- Diese Aufnahme habe ich nur durch eine gute, geheime Quelle bekommen. Hüte sie desswegen auch ganz besonders.


    Schöne Grüsse aus der Schweiz
    Lenski

  • Zitat

    Original von lenski
    Hallo zusammen


    ich weiss nun doch nicht genau, ob "meine" favorisierte Barock-.Oper wirklich dazu gehört.
    Il Comte d'Ori. -- Habe eine Aufnahme mit Juan Diego Florez. Genialer Sänger, und ganz spezielle, für mich grandiose Musik. Ich war wochenlang richtig süchtig danach.-- Diese Aufnahme habe ich nur durch eine gute, geheime Quelle bekommen. Hüte sie desswegen auch ganz besonders.


    Schöne Grüsse aus der Schweiz
    Lenski


    Hallo Lenski!!


    1. Die Oper heißt original Le Comte Ory oder auf italienisch Il Conte Ory


    2. Die Oper ist von Rossini, und das ist absolut keine Barockmusik, sondern die Hochblüte des Belcanto.Mit Barockmusik hat diese Oper absolut nichts zu tun, sorry!


    3. Die Aufnahme ist wirklich genial! :D


    LG joschi

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  • Zitat

    Original von lenski
    Hallo zusammen


    ich weiss nun doch nicht genau, ob "meine" favorisierte Barock-.Oper wirklich dazu gehört.
    Il Comte d'Ori. -- Habe eine Aufnahme mit Juan Diego Florez. Genialer Sänger, und ganz spezielle, für mich grandiose Musik. Ich war wochenlang richtig süchtig danach.-- Diese Aufnahme habe ich nur durch eine gute, geheime Quelle bekommen. Hüte sie desswegen auch ganz besonders.
    Schöne Grüsse aus der Schweiz
    Lenski


    Abgesehen von dem, was Joschi schon korrigiert hat: Wieso geheime Quelle??? Die Aufnahme gibt's doch in jedem CD-Laden, sie ist 2004 herausgekommen ?( ?( ?( ?(
    lg Severina :hello:


    PS: Aber als Züricherin hast du ja Gelegenheit, an eurer Oper richtige Barockopern zu sehen, im Unterschied zu unserer WSO, wo momentan keine im Repertoire ist.

  • Zitat

    PS: Aber als Züricherin hast du ja Gelegenheit, an eurer Oper richtige Barockopern zu sehen, im Unterschied zu unserer WSO, wo momentan keine im Repertoire ist.


    Und auch in den nächsten jahren keine isr Repertoire kommen wird! ;( :stumm:


    LG joschi

  • Zitat

    Original von DonBasilio


    Und auch in den nächsten jahren keine isr Repertoire kommen wird! ;( :stumm:


    LG joschi


    Ich hoffe aber sehr, dass sich das nach 2010 ändert!!! :] Zumindest hat's Monsieur Meyer schon einmal versprochen! :] :] :]
    lg Severina :hello:

  • Tja, da kann ich nur sagen:ätsch! :P
    Hier residiert Emmanuelle Haïm mit dem Concert d'Astrée als feste Institution und entsprechend werden wir aufs Schönste barockisiert!
    Auc hMalgoire ist ganz in der Nähe mit der Chambre du Roy und La Grande Ecurie, aber Haïm finde ich eindeutig lebendiger, besser, zeitgemässer.
    Lieber Barezzi, diene Cd-Emfehlung ist nur mit allen Kräften zu unterstützen. die sänger sind erste Sahne, Sonia Prina war meien Neuentdeckung der letzten Saison als Giulio Cesare und vorher in eienr Rossini-Oper"La pietra del Paragone" in Paris. Dei Frau ist in ihrem Fach(Koloraturalt) genauso umwerfend wie Nathalie Dessay als Koloratursopran.
    Das Werk ist ebenfalls ein Juwel! Bei alledem , was Händel komponiert hat gehen solche Schätze leicht unter. :jubel:



    Ein Trost an die Wiener: dafür gibt's hier keine RICHTIGEN Opern. :D Sprich Wagner und Strauss. Worauf ich allerdings auch liebend gerne verzcihte...... :untertauch: :pfeif:

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  • Hallo Fairy,
    ist noch Platz unter deinem Sessel?? ;) Mir wäre Barock auch lieber, speziell im Fal von Strauss :untertauch: :untertauch:
    Was anderes: Emmanuelle Haim hat doch mit Villazon und Ciofi Monteverdis "Il Combattimento" aufgenommen - kennst du diese CD, und wenn ja, was hältst du als Barockexpetin davon? Ich bin begeistert, aber in Sachen Monteverdi eben alles andere als sattelfest in meinem Urteil, weil ich erst im Stadium des Herantastens an diese Musik bin :O
    lg Severina :hello:

  • Alleine die Tatsache, dass Strauss neben Wagner als Repräsentant für "richtige" Oper stehen darf , wäre für mich eher ein Grund, auf einen Stuhl zu steigen, um energisch dagegen zu protestieren. :baeh01: :D


    Dann muß ich zugeben, dass ich es nie ganz verstanden habe, dass Barock an der WSO nie wirklich Fuß fassen konnte. Vermutlich fehlen die "Barock"-Stars ? Ansonsten könnte man das doch herrlich staubig inszenieren und so verschreckend ist die Musik doch auch nicht. Oder liegts doch am großen Tourismusanteil, der nach 1000Km Flugreise lieber Verdi als Monteverdi hört ?


    Hier in Berlin sind wir (diesbezüglich!) sehr verwöhnt, weil im Rahmen der "Cadenza"-Barocktage René Jacobs an der Staatsoper schon seit vielen Jahren jede Saison zwei barocke Opernprojekte aufführt.


    Gruß
    Sascha

  • Zitat

    Original von Antracis
    Dann muß ich zugeben, dass ich es nie ganz verstanden habe, dass Barock an der WSO nie wirklich Fuß fassen konnte. Vermutlich fehlen die "Barock"-Stars ? Ansonsten könnte man das doch herrlich staubig inszenieren und so verschreckend ist die Musik doch auch nicht. Oder liegts doch am großen Tourismusanteil, der nach 1000Km Flugreise lieber Verdi als Monteverdi hört ?


    Zitieren wir hierzu mal einen Berufenen :D:


    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Sämtliche Versuche mit Barockopern, die an der Wiener Staatsoper unternommen wurden, sind am Publikumsinteresse gescheitert. In Zürich gibt es eine gewisse Barock-Tradition. In Wien müsste sie erst geschaffen werden - aber dafür würde sich das Theater an der Wien wesentlich eher eignen als die Staatsoper.



    Kann man sich hierzulande (oder vielleicht eher: hier im Forum) ja kaum noch vorstellen - aber die Zeiten sind noch nicht solange her, da haben sich allenfalls sehr spezielle Publikumssegmente für Barockoper interessiert.


    Ein interessanter Vergleichsfall ist München: Auch dort gab es ein eher konservatives Publikum und ein ganz klares Leitrepertoire zwischen Mozart und Strauss. Und hier hat ein Intendant (Peter Jonas) seine Begeisterung für die Barockoper (unter der er allerdings vorwiegend Händel verstand) durchgesetzt - zum Teil gegen erhebliche Widerstände des an das klassische Repertoire (mit einigen modernen "Ausrutschern") gewöhnten Publikums, das mit Barockoper überhaupt nichts anfangen konnte.


    Ein Problem gibt es aber nach wie vor in München, das sich auch in Wien stellt: Die Häuser sind eigentlich viel zu groß für Barockoper - Händel im Nationaltheater finde ich nicht wirklich überzeugend. Immerhin hat die Bayerische Staatsoper ja das kleinere Prinzregententheater zur Verfügung (und an der Berliner Staatsoper gibt es schließlich den Apollosaal). Das auch von Edwin avisierte "Theater an der Wien" steht aber der Staatsoper nicht zur Verfügung, sondern wird eigenständig (teilweise mit recht prominent eingekauften Produktionen von Barockopern) bespielt.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Hallo Bernd,
    ich habe auch ein wenig räumliche Bedenken mit Barockopern an der WSO, der passendere Rahmen wäre sicher das Theater an der Wien. Was die Publikumsakzeptanz betrifft, so kann ich mich an einen "Giustino" in der Volksoper erinnern, der regelrecht gestürmt würde - also so ein hoffnungsloser Fal sind die Wiener vielleicht doch nicht, wage ich jetzt einmal optimistisch zu behaupten. Außerdem ist heute die Akzeptanz für Barockopern generell größer als noch vor 20 Jahren, schon einmal wegen der vielen aktuellen Eispielungen, der zwar seltenen, aber immerhin vorhandenen Fernsehübertragungen etc. Aber natürlich hast du auch Recht, dass an der WSO der Tourismusfaktor eine große Rolle spielt. Ich will ja auch nicht mit Barockopern überschwemmt werden wie das offensichtlich in MÜnchen der Fall war, ich will sie einfach AUCH im Repertoire haben.
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von severina
    Hallo Bernd,
    ich habe auch ein wenig räumliche Bedenken mit Barockopern an der WSO, der passendere Rahmen wäre sicher das Theater an der Wien. Was die Publikumsakzeptanz betrifft, so kann ich mich an einen "Giustino" in der Volksoper erinnern, der regelrecht gestürmt würde - also so ein hoffnungsloser Fal sind die Wiener vielleicht doch nicht, wage ich jetzt einmal optimistisch zu behaupten. Außerdem ist heute die Akzeptanz für Barockopern generell größer als noch vor 20 Jahren, schon einmal wegen der vielen aktuellen Eispielungen, der zwar seltenen, aber immerhin vorhandenen Fernsehübertragungen etc. Aber natürlich hast du auch Recht, dass an der WSO der Tourismusfaktor eine große Rolle spielt. Ich will ja auch nicht mit Barockopern überschwemmt werden wie das offensichtlich in MÜnchen der Fall war, ich will sie einfach AUCH im Repertoire haben.
    lg Severina :hello:


    Hallo Severina,


    ich wollte auch keineswegs nahelegen, dass der konservative "Wiener an sich" :D für die Abwesenheit von Barockopern an der WSO verantwortlich ist (und auch die Touristen kann man nicht für alles verantwortlich machen). Es gibt einfach einen bestimmten Typus von Opernliebhaber, für den die Operngeschichte mit Mozart beginnt und mit Strauss aufhört (und dazwischen geht's auch sehr selektiv zu) - und ich glaube, dass dieser Typus in Wien (wie auch in München) sehr stark vertreten ist.


    Eine Barockopern-Tradition muss an einem Opernhaus erst geschaffen werden - und das ist in Zürich (sehr früh), Berlin, inzwischen wohl auch München und an vielen anderen Orten inzwischen passiert. Das braucht allerdings eine gewisse Systematik - eine Barockoper in zwei Jahren wird dafür nicht ausreichen.


    Dass in München die Opernbesucher mit Barockopern "überschwemmt" worden wären, ist übrigens ein Gerücht, das wohl genau diese "Von-Mozart-bis-Strauss"-Liebhaber in die Welt gesetzt haben. Tatsächlich haben in München die Barockopern immer nur einen relativ kleinen Teil des Repertoires ausgemacht.


    Im übrigen sehe ich in Wien ein weiteres Problem: Entweder man kauft für Barockopern spezialisierte HIP-Instrumentalensembles ein oder man schult Teile des Opernorchesters auf barocke Instrumente und Spielweisen um (letzteres hat in Zürich mit Harnoncourt und in München mit Bolton gut funktioniert). Die erste Möglichkeit ist in Wien wohl eher auszuschließen und die zweite kann ich mir beim Wiener Staatsopernorchester beim besten Willen nicht vorstellen (oder sollte ich das falsch einschätzen?). Bekommt man also dann Monteverdi mit Metallsaiten, Wiener Oboen und F-Hörnern vorgesetzt? :wacky:


    Viele Grüße


    Bernd

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  • Tu dir keinen Zwang an, Sascha, auf dem Stuhl ist eh noch Platz!! :D :D :D
    Leider habe ich deinen Beitrag etwas mit dem von Bernd verwurstelt, daher ist die Antwort an ihn eigentlich auch die an dich :O Übrigens will ich keine "herrlich staubig" inszenierte Barockoper :motz: :motz: :motz: ,
    ich will eine so "herrlich freche" wie Robert Carsens (oder heißt er jetzt Carson ?( ?( ) "Semele" in Zürich! Hai capito? :beatnik:
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    und die zweite kann ich mir beim Wiener Staatsopernorchester beim besten Willen nicht vorstellen (oder sollte ich das falsch einschätzen?).


    Nein, das schätzt Du wohl richtig ein. Obwohl ich mich wundere, dass das mit der Umschulung andernorts so gut funktioniert haben soll.
    :hello:

  • Hallo Bernd,
    was die Bereitschaft der Philis betrifft, sich auf Barock "umschulen" zu lassen, teile ich deine Skepsis voll und ganz :yes: Das wird tatsächlich ein Problem. Aber insgesamt sind die Wiener gottlob nicht mehr ganz so erzkonservativ, Britten ist in letzter Zeit ebenso ausverkauft wie Schönbergs "Moses und Aron", und das wäre vor 10 Jahren wohl noch undenkbar gewesen. Also nur mehr konservativ, ohne "erz" ;) ;)
    Was München betrifft, so beziehe ich mein Stimmungsbild von unserem Stehplatz, wo immer wieder "Flüchtlinge von der Isar" auftauchten und den Tenor verbreiteten, "Bei uns daheim gibt ja nur mehr "Barockklumpert" (Klumpert: Mist, Tand) :D Ich habe allerdings einige Freunde in München, die ihren "Sir Peter" über alles liebten und bei denen jetzt Katerstimmung herrscht. Wie heißt's so schön? "Allen Leuten recht getan......."
    lg Severina :hello:


    PS: Sehe gerade, dass KSM schneller war :D

  • So, da bin ich auch wieder. :hello:
    Unter dem Sessel ist recihlcih Platz, da hab ich mir als erfahrene Untertauch-Queen schon ein ganzes Gourmetlager eingericihtet und,liebe Severina: Ladies deines Schlages sind da immer willkommen.
    Leider bin ich gar keine Spezialistin weder in Barock noch sonstwo, aber urteile trotzdem munter nach eigenem Dilettanten- Empfinden mit.
    In Gesang weiss ich zumindest, wie es von innen ausieht und das hilft schon eine Menge. ;)
    Die Aufnahme mit Ciofi und Villazon habe ich noch nciht gehört. aber ich habe Villazon live mit einem Monyteverdi -Konzert unter Emmanuelle Haïm gehört, wo eben Asuschnitte aus dem Combattiment neben Madrigalen und anderen Sachen gesungen wurden und das war superklasse und der Saal hat getobt!
    Seine Stimme war einfach grandios dafür, total gesund, nicht überanstrengt, einfach nur schön! Du wärst vor Begesiterung unter den Sessel gefallen und liegen geblieben oder auf die Bühne gestürmt. :faint:
    würde er nur noch ein bisschen bei diesem leichtstimmigeren Repertoire verweilen anstatt sich zu dramatsich zu verheizen! :no:
    Barock und Mozart ist Balsam für JEDE Stimme, wer das nicht kann soll erst gar nciht mit Verdi, Strauss oder Wagner anfangen-so sagen alle meine bisherigen Lehrer. Und ich bin überzeugt, dass das wahr ist. :yes:
    Was die Akzeptanz der Barockoper angeht: da Müssen einfach solche gigantischen Spektakel wie unser Giulio Cesare von Haïm und MC Vicar im Mai überzeugungsarbeit leisten -das war deraritg mitreissend, dass die Leute am Ende fast selbst getanzt hätten und die vier Stunden im Flug vergingen. Habe selten so unterhaltsam und trotzdem so schön geschwelgt. :jubel: :jubel: :jubel: Da bliebe auch ein echter Wiener nciht unberührt!!!!!
    Oder wenn's eher "um a schöne Leich" geht, warum nciht Dido und Äeneas?
    Haben wir hier nächste Saison auch-das wird einfach exporteit, basta!


    Fairy Queen

  • Das mit den "eingekauften" Ensembles finde ich eigentlich eine sehr gute Lösung und das wird bei uns in Berlin ja auch praktiziert.
    Da ja Barockensembles in der Regel auch sehr übersichtlich sind, sollte das eigentlich auch in der WSO funktionuckeln. Wenn da plötzlich an einem Abend 7 Barocksspezialisten spielen, sollte das doch nicht als Konkurrenz zu den Philharmonikern gesehen werden, die werden sich schon nicht am Wiener Walzer versuchen. :D


    Zitat

    Fairy Queen schrieb:
    Barock und Mozart ist Balsam für JEDE Stimme, wer das nicht kann soll erst gar nciht mit Verdi, Strauss oder Wagner anfangen-so sagen alle meine bisherigen Lehrer. Und ich bin überzeugt, dass das wahr ist.


    Genau, deshalb sollte man auch am besten nicht mit dem Balsam aufhören, wenn man dann die richtig schweren Partien singt. ;)
    In frühesten Zeiten war es anscheinend ganz normal, dass auch die schweren Helden immer mal wieder einen Tamino oder gar Belmonte gesungen haben. Im Sport würde man vermutlich von Stretching reden. :D


    Zitat

    Severina schrieb
    "Übrigens will ich keine "herrlich staubig" inszenierte Barockoper..


    Das ist ja immer eine politische Sache, wenn man etwas erwirken will, wie z.B. die Barockoper einzuführen...ich wollte mich halt bei der Wiener Mehrheit anbiedern.... :D


    Da verrät man schon mal seine Ideale... :O ;( :D


    :hello:
    Sascha

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