Freischütz Salzburg 2007

  • Leider kann nur die Live-Übertragung im Radio hören. Hoffentlich kann uns bald jemand, der vor Ort ist, seine / ihre Eindrücke schildern.


    Die gesprochenen Texte finde ich heute gar nicht peinlich :pfeif: und musikalisch geht's zügig voran mit interessanten Akzenten aus dem Orchester. Gut die Männerstimmen bis jetzt, bei der Arie des Max musste ich mal kurz an Kollo in seiner besten Zeit denken; mir gefällt das gut, wie Seifferts Stimme in den letzten beiden Jahrzehnten dunkler geworden ist, ohne gealtert zu sein. Sehr interessant! (ist mein persönlicher Eindruck)


    CARL MARIA VON WEBER (1786-1826)
    Friedrich Kind (1768-1843)
    Falk Richter (geb.1969 Hamburg), Dialogfassung
    DER FREISCHÜTZ, Oper in drei Aufzügen


    * 1.Akt (48.00) - ca. 20 sec. Umbaupause
    * 2.Akt (55.00)
    * 3. Akt (46:00)


    Markus Butter, Bass (Fürst Ottokar)
    Roland Bracht, Bass (Kuno, Erbförster)
    Petra Maria Schnitzer, Sopran (Agathe)
    Aleksandra Kurzak, Sopran (Ännchen)
    Peter Seiffert, Tenor (Max)
    John Relyea, Bass-Bariton (Kaspar)
    Günther Groissböck, Bass (Eremit)
    Alexander Kaimbacher, Tenor (Kilian)
    Ignaz Kirchner, Schauspieler (Samiel)
    Rafael Stachowiak, Schauspieler (Gehilf
    Sven Dolinski, Schauspieler (Gehilfe)
    Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, Andreas Schüller
    Wiener Philharmoniker, Markus Stenz

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Hallo,
    ich höre gerade auch die Radioübertragung auf OE1.
    Irgendwie ist die Oper flotter geworden, was vermutlich an der neu erstellten Dialogfassung durch Falk Richter (geb.1969 Hamburg) liegt. Die alten Dialoge von Friedrich Kind waren doch ziemlich hölzern und verstaubt!
    Weiter so!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Erster Eindruck in der Pause der Radioübertragung:


    Ein frisches Dirigat des Kölner GMD Markus Stenz und eine Dialogfassung, die mich sehr begeistert - die neuen Rollen der Gehilfen Samiels erklären sehr schön, was in den jeweiligen Personen vorgeht!
    Aber vieleicht gefällt mir´s ja nur deshalb so gut, weil ich nicht sehe, was auf der Bühne passiert? :untertauch:


    :hello:
    Elisabeth

  • Schon bei den Rezensionen zum Salzburger ONEGIN fragte rhetorisch ein Kritiker, ob seine Kollegen in der gleichen Vorstellung waren, so widersprüchlich erschienen die Rezensionen. Nun, alle waren sicherlich in der gleichen Vorstellung, aber ihre Vorstellung von einem gelungenen Opernabend ist doch verdammt unterschiedlich.


    Nun auch beim FREISCHÜTZ. Frau Spinola von der FAZ meint in Anspielung auf Flimms Festspielmotto "Die Nachtseite der Vernunft", dass bald die "Nachtseite der Festspiele" erreicht sei. Andererseits bezeichnet Braunmüller von der Münchner az Flimm als "Sonntagskind"!


    "Selbstverständlich" werden die Leistungen von Dirigent und Orchester sehr verschieden bewertet. Ein Totalverriß ist in der Frankfurter Rundschau zu lesen: "Dasss die Wiener Philharmoniker inzwischen auf dem Niveau eines ziemlich bis sehr guten Stadttheater-Orchesters angelangt sind, so dass man im Graben auch die Opernklangkörper von Karlsruhe, Weimar oder Olmütz vermuten könnte, wirkt nicht mehr ganz neu (vielleicht verleihen sie nach Salzburg auch ihre Substituten und sind selbst zum Schnorcheln in St. Tropez)". Auch ein anderer deutscher Kritiker spricht von "Stadttheaterniveau".


    Wir Piefkes dürften froh sein, dass die Grenzkontrollen abgeschafft wurden!

  • Lieber Melot,
    war das die Interpretation mit den Hostien und leicht bekleideten Statistinnen von Falk Richter?
    Gruß
    Padre

  • Orchester und Sänger waren beileibe nicht so schlecht, wie in manchen Kritiken hämegesättigt ausgerufen wurde. Man muss, zumindest bei der zweiten Vorstellung, die musikalische Darbietung keineswegs als „ruinös unterbelichtet“, dank Markus Stenz’ Bemühungen als „leidlich pünktlich“ bezeichnen und auch die „gewaltige Hornpfuscherei“ (alles einer Kritik von Reinhard Kriechbaum zu entnehmen) blieb aus; über einen kleinen Patzer darf man auch bei den Wiener Philharmonikern mal hinwegsehen. Auch über die Sänger kann man durchaus Gutes sagen, es kann und muss ja nicht immer eine Sternstunde erwartet werden.
    Anders sieht es für mich mit dem Geschehen auf der Bühne aus. Das war, mit Ignaz Kirchner als Samiel, einem lustigen Jägerchor und einigen anderen Lichtblicken, eher fad. Und dann findet nach all den mit viel Inszenierungswillen vorgezeigten Verheutigungen der Geschichte der Schlußchor konzertant an der Rampe statt, so dass das Ensemble zur Entgegennahme des Applauses bereits richtig steht. Überhaupt wird nach alter Väter Sitte viel an der Rampe gesungen. Da ist dem Regisseur wohl nichts anderes eingefallen.
    Die Zwischentexte sind beim Freischütz immer problematisch, weil sie aus der Oper fast ein Theaterstück machen. Und wie auf der Sprechbühne üblich, hat man sich auch hier bemüssigt gefühlt, die sicher nicht allzu hochwertigen Kind-Texte für die „heutige Zeit“ zu verbessern. So akzeptabel ich die Idee mit den beiden Samielgehilfen finde, so belästigend ist das anbiedernde, vermeintliche Jungsprechrotwelsch, dessen sich die Figuren bedienen müssen. Hier wird „auf jugendlich gemacht“, was genauso peinlich deplaziert wirkt, wie die Garderobe des Chores im 1. Akt. Man weiß es ja nicht, aber sollten Leute aus dem Volk gemeint sein, so sind es doch eher Touristen aus Übersee in den Farben der siebziger Jahre.
    Man möchte das Publikum erfreuen/erschrecken mit pyrotechnischen Mätzchen, die so halbwegs gelingen, mit ein paar hübschen Stringtangatittenmäuschen, die es immerhin schon vor der Premiere mit einer Diskussion über die Höhe der Probengagen in die Zeitung geschafft haben, und mit ein paar finsteren Kostümen, die wir alle auch im Kino schon gesehen haben.
    Soweit in Kürze meine Eindrücke von der gestrigen Vorstellung. Bereut hab ich den Besuch nicht. Carl Maria von Weber hat ja bekanntlich eine wunderschöne Musik komponiert und das Treiben der Regisseure nehme ich nicht immer ganz so ernst. So eine Inszenierung ist ja gegebenenfalls bald wieder vergessen.

    Man kann wirklich sagen, daß ich Mozart sehr, sehr viel verdanke; und wenn man sich ansieht, wie z. B. meine Streichquartette gebaut sind, dann kann man nicht leugnen, daß ich das direkt von Mozart gelernt habe. Und ich bin stolz darauf!
    Schönberg