Primadonna assoluta - "Die Callas"

  • Harald vielen Dank,
    leider habe ich die Platte nicht mehr. Aber Pelz von Felinau hatte eine pelzige, etwas heisere Stimme und allein das Zuhören war bereits ein Genuss. Diese Aufnahme ist mir Jahrzehnte nicht mehr aus den Kopf gegangen.
    Padre

  • Hallo Padre, Hallo Harald,
    es ist immer wieder schön, hier im Forum auf Namen zu treffen, die man eigentlich ganz vergessen hatte. Der Name Pelz von Felinau ist mir aus alten Rundfunkzeiten noch ein Begriff. Ich dache schon, dass ihn heute niemand mehr kennt.


    Liebe Grüße


    Emotione

  • Ich habe alle Platten und Radioaufnahmen von Pelz von Felinau gesammelt. Sollte man eigentlich einen eigenen Thread widmen!
    Auch seine Bücher sind bis heute noch lesenswert (wenn auch nur antiquarisch zu bekommen), z. B. "Titanic"

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo
    Acht- Oktaven war natürlich Blödsinn. Obwohl ich diese wunderbaren Aufnahmen nicht mehr besitze, erinnere ich mich , dass Felinau auch sagte ." Sie gebietet über.......Töne, davon......mit absoluten Sicherheit. Harald wird den genauen Wortlaut kennen. :yes:
    Padre

  • Hier ist das Gegenstück zu den Studio-Aufnahmen der EMI - fast alles Live-Mitschnitte auf mp3:



    Äusserst preiswert im Handel!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Hallo zusammen,


    ich habe mir das 70-CD Callas-Päckchen mit allen EMI-Studioaufnahmen gestern gekauft.


    Ich bin auch nicht sicher, wie lange es dauert, bis ich mich durch alle Platten durchgehört habe, aber für mcih haben solche Mammut-Päckchen auch oft eine dokumentarische Aufgabe. Wenn ich mal in die Gioconda von 1953 hineinhören möchte, dann ist sie halt da. Bei mir kommt auch noch hinzu, dass ich eigentlich kein besonderer Fan vom Standard-Callas-Operrepertoire bin, aber wenn sie dann mit einer Ausdruckskraft à la Callas dargeboten werden, muss es doch hin- und wieder sein.


    Die CDs sind chronologisch nach Aufnahme-Datum sortiert und entsprechen den früheren Veröffentlichungen. Einige der CDs sind also auch nciht sehr lang (insbesondere die erste: Unter 30 '). Auf der 70sten CD sind alle Texthefte im PDF-Format. Das CD-Booklet-Format ist dabei beibehalten (Mit 2 Booklet-Seiten pro PDF-Seite im Quer-Format), was natürlich auf den Ausdrucken nicht so optimal aussieht. Die Original-Booklets der Aufnahmen, die ich bereits hatte, werde ich wohl behaupten.


    Als ich dann als stolzer Besitzer von 70 neuen CDs zu Hause die erste CD in den CD-Player legte, ohne groß nachzuschauen, was mich eigentlich erwartet, war die Überraschung dann doch groß: Aus den Boxen tönte Isoldes Liebestod - auf Italienisch.... Das ist also scheinbar die erste Studio-Aufnahme der Callas von 1949.


    Das ist zwar eher mein Opernrepertoire, kam für mich dann aber doch eher unerwartet. Glücklicherweise erkennt man die Stimme sofort, sonst hätte ich die Box wohl noch aus Versehen umgetauscht :untertauch:


    Viele Grüße,


    Melanie

  • Liebe Callas-Diskutanten,


    zunächst muß ich mich wohl bekennen: Ich bewundere Callas in der Mehrzahl ihrer aufgenommenen Rollen für die neue Dimension, die sie tatsächlich der musikalischen Interpretation gegeben hat.
    Dramatische Soprane mit der Koloraturtechnik à la Melba oder Galli-Curci - das hatte es vor ihr nicht gegeben und bisher ist keine ebenbürtige Konkurrentin auf diesem Gebiet auszumachen.
    Und: Sie hat mehr Rollen nahezu unentrinnbar geprägt als irgendeine Sängerin/ein Sänger sonst. Wenn sich neben Caruso immer noch einige für manche Partien finden lassen, sind Lady Macbeth, Anna Bolena, Amelia (Sonnambula), Armida und auch Norma (trotz Ponselle) und Tosca (trotz mancher guten Tosca) enger mit ihrem Namen verbunden, als dies bei anderen Interpreten der Fall ist.
    Das Geheimnis, neben der Diktion und Präsenz, ist aus meiner Sicht das unvergleichliche Timing der Callas; wie sie Atembögen singt oder eruptive Akzente setzt, kontrastiert von bis ins Extreme gehenden Abschattierungen (Boitos Kerkerszene aus Mefistofele!), ist wohl nahezu einmalig. DIe dramaturgische Verbindung von (ja oft so grottenschlechtem) Text, Stimmfärbung und Gesang ist so nur bei Callas zu erleben.
    Zum ewigen Thema der Stimmschönheit möchte ich noch anfügen: Gewiß sind viele andere Sopranstimmen weicher, zarter, runder, vervollkommneter im Ausschwingen der Töne, teils auch intonationssicherer. Aber: Kann man der Mittellage der Callas tatsächlich die Schönheit absprechen? Die oft so bezeichneten Oboentöne zählen für mich auch zu den schönsten, die es auf der Konserve gibt. Das Süßliche, Zarte geht der Stimmcharakteristik ab, die eingefärbte Herbheit aber ist ein Ästhetikum sui generis.
    Einer der magischsten und brillantesten Momente der Callas ist für mich der in den letzten Takten erfolgende Aufschwung in "Merce, dilette amiche" aus Vespri. Auf einem Atem gesungen, irisierend schön, voll sehrender Energie und dennoch kompletter Beherrschung: schlicht einzigartig!


    Für mich ist Callas d i e Verdi-Interpretin des letzten Jahrhunderts.




    LG,



    Christian

  • Lieber Christian, das kann ich alles 100%ig unterschreiben, :jubel: will nur noch einige magische Momente bei Puccini hinzufügen:
    iIn der Arie der Cio-Cio-San "Un bel di vedremo" , als sie die Zärtlcihen namen aufzählt, die Pinkerton ihr gegeben hat und dabei plötzlcih die süsse Mädchenstimme einsetzt, die sie eigentlcih gar nciht hat-mon dieu; da überlâufts mich auch beim 1000sten Mal noch :jubel: :angel: oder bei "Vissi d'arte" oder bei Catalanis Wally das "mai più mai più"


    Das ist für mich Alles eine Art von unwiderstehlicher Magie, und der feien aber entscheidende Unterscheid zwischen einer serh guten Sängerin und einer echten Künstlerin.


    Ich finde daher muss ihre Stimme auch jenseits des Begriffes Schön oder nciht schön eingeordnet werden. Schöne Stimmen hatten z.B. Cotrubas, Ameling oder heute Renée Fleming, Susan Graham usw
    Aber keine von Allen hat doc hje ein solches Farbenspektrum und eine solche Ausdrucksvarietät errecihen können, auc hwenn sie mich ebenfalls emotional berühren. Was ja schon viel ist heutzutage!


    Für mich ist und bleibt Callas einfach die Assoluta, egal ob schöne oder hässlcihe Töne. Sie singt jenseits dieser Kategorien, das macht sie ja so abosult und einzig. :jubel: :jubel:

  • Liebe Taminos,


    ich glaube, Kesting hat Callas einmal mit Orson Welles verglichen, da jede Rolle eine theatralische Hyperbel erfährt und "bigger than life" wird. Ich finde diesen Vergleich durchaus treffend, erklärt er doch auch, worauf Callas' Bühnenpräsenz beruhte. Es war nicht die symbiotische Verkörperung einer Rolle, sondern die nach außen getragene Interpretation derselben (Visconti war es, glaube ich, der ihr sagte: "Du bist nicht die Sonnambula, Du bist Maria Callas, die die Sonnambula spielt", also sollte sie teure Juwelen tragen).


    Als Hörer versenke ich mich bei Callas auch stets mehr in das Bild der formenden Künstlerin als in die Szenerie selbst (die bildet gewissermaßen lediglich die Parameter für die Interpretation aus). Sie ähnelt für mich sehr Fjodor Chaliapin, der ebenfalls Kollegen gegenüber deutlich gemacht haben soll, wie wenig er sich selbst mit Rollen identifiziere, wohl aber die Anforderungen der Darstellung stets präsent habe und so die Kontrolle behalte (ganz ähnlich, wie von Diderot gefordert).


    Ein traumhaftes Beispiel ist die erste Szene der Lady Macbeth: Callas deklamiert "Teneste la promessa" und ist stets Callas, die eine spezifische Stimme für ihr Portrait entwickelt hat (eine gutturale Einfärbung, die sie etwa bei Tosca nicht hat; sie ähnelt den fantasma-Exklamationen bei Callas' Lucia).


    Das Faszinosum hält an!


    LG,


    Christian

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  • Zitat

    Original von Il Grande Inquisitor
    ...
    Als Hörer versenke ich mich bei Callas auch stets mehr in das Bild der formenden Künstlerin als in die Szenerie selbst (die bildet gewissermaßen lediglich die Parameter für die Interpretation aus). Sie ähnelt für mich sehr Fjodor Chaliapin, der ebenfalls Kollegen gegenüber deutlich gemacht haben soll, wie wenig er sich selbst mit Rollen identifiziere, wohl aber die Anforderungen der Darstellung stets präsent habe und so die Kontrolle behalte (ganz ähnlich, wie von Diderot gefordert).
    ...


    Da gibt es immerhin eine deutliche Diskrepanz zwischen deinem Eindruck und der (möglichen) Wirklichkeit. Es gibt eine Aussage von Maria Callas, wonach sie nach einer Vorstellung oft Stunden brauchte, um wieder völlig aus der Rolle herauszukommen. Also eigentlich das Gegenteil des souveränen Disponenten Schaljapin...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber Theophilus,


    die Aussage kannte ich bislang noch nicht, irgendwie widerspricht sie auch den Aufnahmen von Callas zwischen den Akten, Scherze mit ihrem Mann machend. Auch Chaliapin soll ja einmal, noch so in Konzentration befangen, im Teufelskostüm das Theater verlassen und seinen Fahrer unversehentlich erschreckt haben.


    Wer weiß, was da stimmt; ist ja auch gleich. Ich wollte nur auf die aus meiner Sicht ausnehmend intelligente Anlage der Rollen bei MC hinweisen.


    LG,



    Christian

  • Auf der Internetseite von Deutschlandradio Kultur fand ich gerade dieses beeindruckende Zitat von Ingeborg Bachmann über die Callas - leider ohne Quellenangabe:


    "Sie ist die einzige Person, die rechtmäßig die Bühne in diesen Jahrzehnten betreten hat, um den Zuhörer unten erfrieren, leiden, zittern zu machen … Sie hat immer direkt getroffen, auf den Umwegen über Libretti, über Figuren, zu denen man Liebe haben muss, um sie akzeptieren zu können. Sie war der Hebel, der eine Welt umgedreht hat, zu den Hörenden, man konnte plötzlich durchhören, durch Jahrhunderte …"


    Ingeborg Bachmann


    Mit Gruß von Carola

  • Zitat

    Original von Carola
    Auf der Internetseite von Deutschlandradio Kultur fand ich gerade dieses beeindruckende Zitat von Ingeborg Bachmann über die Callas - leider ohne Quellenangabe:


    Liebe Carola,


    das Zitat stammt aus Ingeborg Bachmann: "Hommage à Maria Callas". Der Text findet sich in "Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar". Essays, Reden, Kleinere Schriften. Serie Piper, Band 218


    LG Peter

  • Zitat

    "Sie ist die einzige Person, die rechtmäßig die Bühne in diesen Jahrzehnten betreten hat, um den Zuhörer unten erfrieren, leiden, zittern zu machen … Sie hat immer direkt getroffen, auf den Umwegen über Libretti, über Figuren, zu denen man Liebe haben muss, um sie akzeptieren zu können. Sie war der Hebel, der eine Welt umgedreht hat, zu den Hörenden, man konnte plötzlich durchhören, durch Jahrhunderte …"


    :wacky:
    Nach 2l Weißwein fällt mir so ein Quark bestimmt auch ein.
    Gebt mir ein paar Tage :rolleyes: zum üben ...

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  • Zitat

    Original von flotan
    Nach 2l Weißwein fällt mir so ein Quark bestimmt auch ein.
    Gebt mir ein paar Tage :rolleyes: zum üben ...


    Lieber flotan,


    das glaube ich dann doch nicht. Es ist das Fatale bei Zitaten, dass sie oft genug voraussetzen, dass man rekonstruieren kann, in welchem Zusammenhang sie gebraucht worden sind. Aber selbst wenn man diesen so verfehlt, wie Du es getan hast, sollte man mit Wörtern wie "Quark" doch ein wenig vorsichtig sein. Zumindest, wenn man mit dem Namen Bachmann etwas anzufangen weiß.


    Den zitierten "Quark" unterschreibe ich, Wort für Wort.


    LG Peter


  • Ich gebe Flotan recht, aus dem Zusammenhang gerissen wirkt dieses Zitat sehr gekünstelt.
    Aber auch wenn man mit dem Namen Bachmann etwas anfangen kann, so muß man nicht zwingend alles für gut halten.
    Mei Lieblingsgebiet in der Literatur war lange Zeit die Epoche der Gruppe 47, Bachmann fiel für mich da leider etwas ab.

  • Zitat

    Original von Achim
    Ich gebe Flotan recht, aus dem Zusammenhang gerissen wirkt dieses Zitat sehr gekünstelt.


    Zwischen "sehr gekünstelt" und "Quark" ist schon ein Unterschied. Ich nehme mal an, Du kennst das Zitat im Zusammenhang. DerText ist nicht gekünstelt oder "Quark", sondern hymnisch gestimmt. Er beschreibt sowohl eine persönliche Verwandtschaft, wie eine Zeitwende. Zunächst wird sehr nachdrücklich festgestellt, dass Callas kein Stimmwunder ist, es wird das Kreatürliche bezeichnet, das Atemholen, das Weinen. Es wird die Kunst bezeichnet, dieses Kreatürliche in Kunst zu verwandeln. Ein Kennzeichen der Kunst ist, aus Gewohntem etwas Neues zu schöpfen. Dieses Neue mag ja einer sensiblen Frau offenbarer sein als einem nach virtuosen Kraftakten suchendem Mann: Callas hat mit ihrer Kunst Frauenfiguren auf der Bühne ein neues Leben, eine neue Würde gegeben. Das Rollenbild der Gilda z.B. musste nach ihr neu überdacht werden. Das ist gemeint mit "Sie hat nicht Rollen gespielt, niemals, sondern auf der Rasierklinge gelebt, sie hat ein Rezitativ, das altbacken schien, neu gemacht, ach nicht neu, sie war so gegenwärtig, daß alle, die ihr die Rollen geschrieben haben, von Verdi bis Bellini, von Rossini bis Cherubini, in ihr nicht nur die Erfüllung gesehen hätten, sondern weitaus mehr. Ecco un artista [erinnert an die Schauspielkunst der Duse, PB], sie ist die einzige ... [hier folgt das Zitat]." Man mag ja dem Emphase nicht folgen, sie ist aber ebenso legitim (und wird doch von mehr Kennern geteilt, als ihr widersprechen) wie ihr Gegenteil. Es steckt viel Projektion in den Worten, aber wenn man durch sie schaut, eben auch viel Wahrheit.

    Zitat

    Aber auch wenn man mit dem Namen Bachmann etwas anfangen kann, so muß man nicht zwingend alles für gut halten.


    Ingeborg Bachmann hatte sich mW ein wenig mehr mit Musik beschäftigt, als mir das von den anderen Mitgliedern der Gruppe 47 bewusst ist.


    Zitat

    Mei Lieblingsgebiet in der Literatur war lange Zeit die Epoche der Gruppe 47, Bachmann fiel für mich da leider etwas ab.


    Mein Lieblingsgebiet war die Gruppe 47 nun nicht so unbedingt, obwohl ich sie zur Kenntnis genommen habe. Da konnte ich mit der Bachmann schon ein wenig mehr anfangen. Bei der Hommage handelt es sich übrigens um einen posthum veröffentlichen Entwurf.


    LG Peter

  • Zitat

    Original von flotan


    :wacky:
    Nach 2l Weißwein fällt mir so ein Quark bestimmt auch ein.
    Gebt mir ein paar Tage :rolleyes: zum üben ...


    Hi Flotan,
    MAch doch mal, vielleicht gibts dann auch noch einen BAchmannpreis für Dich ;) :stumm:


    Nachdem ich die Callas mal auf DVD im Konzert gesehen habe, kann ich mir durchaus vorstellen, das ein Liveerlebnis mit Frau Callas zu solch euphorischen Kommentaren führen kann, wie hier geschehen. Tatsächlich möchte ich behaupten, noch nie eine Sängerin mit einer solch grossen Ausstrahlung und Ausdruckskraft gesehen zu haben


    Gruss :hello:


    Syrinx

  • Gut, dass ich nicht da war, als das hier geschireben wurde!!!!!! 8o:faint:


    Auch ohne Callas je live erlebt zu haben und nur von Dvd oder selbst nur von akustischen Aufnahmen ohne Bild, würde ich noch ganz anderen "Quark" produzieren, wen es darum ginge, ihre Wirkung auf mich und ihre Bedeutung für das Musiktheater zu beschreiben.


    Ingeborg Bachmann ist ganz abgesehen davon eine der grössten Dichterinnen des 20 JH gewesen und ihr Essay über Callas gehört für mich zu ihren literarischen Werken. :jubel:


    Lieber Flotan, falls Du z.B. die Gedichte "Die gestundete Zeit" oder "Erklär mir Liebe" schon gelesen hast:mich würde ganz seriös interessieren, wie dir DAS gefällt und ob du einfach mit dem Stil und der Diktion dieser Dichterin per se ncihts anfangen kannst oder es nur um diese Callas-Hymne geht. ?(


    Fairy Queen

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  • Hallo an alle Callas-Fans,


    kennt jemand diese Box:



    Ich werde nicht ganz schlau daraus, wie ich sie verstehen soll. Wenn ich richtig verstehe, soll das eine Art musikalischer Biografie sein, die den Werdegang der Callas als Sängerin nachvollziehbar macht. Kersting ist ja wohl auch ein großer Callas-Fan / - Kenner. Aber wie muss ich mir das vorstellen? Liest man die Erläuterungen im Beiheft und hört dann die Musik, oder spricht Kerstin auch auf den CDs (die Ausschnitte auf der jpc Seite haben nur Gesangsnummern).


    Und dann: taugt das was? Kann man vielleicht sogar was über Gesang und Gesangstechnik lernen? Dann würde mich es wirklich interessieren.


    Vielen Dank und viele Grüße,


    Melanie

  • Liebe Melanie,


    bei amazon wird diese Box als "klingende, chronologische Künstlerbiographie" von 26 CDs "mit einem ausführlichen 124 Seiten umfassenden Begleitbuch" vorgestellt.


    Die Box selbst kenne ich nicht; im Jahre 1997 hat Kesting jedoch zu dem 20. Todestag der Künstlerin eine 26-teilige Rundfunkserie moderiert, die mir sehr gut gefallen hat. Wenn diese Box an diese Sendung angelehnt ist, so wird der Werdegang der Callas von ihren Anfangsjahren bis zu den letzten Jahren ihrer Karriere nach Fächern und Rollen sortiert vorgestellt. Für mich als damaligen Opernneuling war es sehr interessant, da sehr detailliert kommentiert wurde. Ich habe diese Serie damals auf Kassetten festgehalten, in die ich auch heute zur Information immer wieder mal gern hineinhöre.


    :hello: Petra

  • Hallo Petra,


    hmm.. 26 ist auch die Anzahl der CDs in dem Album... Wenn es wirklich nah an der Rundfunkserie ist, die Du beschreibst, könnte es nun wirklich interessant sein...


    Grüße,


    Melanie

  • In diesem Jahr jährte sich der 30. Todestag von Maria Callas. Anlässlich dieses Gedenktages werden nicht nur CDs ( die hier schon vorgestellt wurden), sondern auch neue Bücher angeboten. So bespielsweise: " Maria Callas. Bilder des Lebens", bisher selten oder nie gezeigte Schnappschüsse, Verlag Schwarzkopf , und" La Divina in Cucina", Lieblingsrezepte der Operndiva,( Südwestverlag)
    Viele Grüße
    Padre hello:

  • Meine Lieben,


    Dieser Thread hat lange geschlummert - vielleicht, weil von der Callas ja andernorts dauernd die Rede ist.
    Ich möchte heute der kleinen Fraktion derer, die dieser Stimme auch Schönheit bescheinigen, Sukkurs leisten. Florian und Fairy haben ganz recht. Sie verfügte auch über diese Eigenschaft. Sicher war das nicht ihr Hauptwirkungsmittel, darüber braucht es gar keine Diskussion zu geben. Aber zu ihrer besten Zeit vermochte die Callas, wenn sie wollte, auch so richtig "schön" zu singen. Hört Euch einmal ihre Elvira in Bellinis "Puritani" in der Serafin-Aufnahme von 1953 an, die hat neben vielen anderen auch eine solche Facette (bevor die Wahnvorstellungen bei ihr ausbrechen).
    Diese Aufnahme lohnt sich im übrigen auch sonst...


    LG


    Waldi

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  • Lieber Waldi, natürlich bin ich ganz und gar Deiner Meinung, insbesondere was die Puritani angeht :jubel: :jubel: :jubel:
    Ich kenne sowieso keine bessere Elvira, aber das ist jetzt wieder ien anderes Thema.
    Das Problem ist jetzt nur, wie so oft, die Definition von Schönheit. Du als studierter Ästhetiker hast da sicherer schlauere Sätze als ich zu bieten.
    Für mich ist Schönheit das, was sie bei Platon ist, nämlich der Weg des Fühlenden zum Geiste und: eine Gabe, die keiner Erklärung bedarf sondern einfach trifft und schlägt und zündet (das ist jetzt eher Oscar Wilde als Platon ;)).
    In Jedem Fall etwas Beseeltes, das etwas ebenfalls Beseeltes in mir zum Singen bringt. Und in diesem Sinne ist Callas einfach wunderschön (fand ich sie übrigens auch rein äusserlich, viel mehr z.B. als A.N. weil viel charakteristischer. Allerdings um ehrlich zu sein, auch erst NACH ihrer Abmagerungs"kur")


    F.Q.

  • Liebe Fairy,


    Auch kluge Ästhetiker haben den Schönheitsbegriff schon oft zerredet oder zer-schrieben. Ich glaube, daß einfache Erklärungen so wie Deine hier viel eher hilfreiche Brücken zum gegenseitigen Verständnis bieten.


    Die Callas war die vielleicht größte Ausdruckskünstlerin jener Zeit, die wir einigermaßen er-hören können. Aber als Elvira , so scheint mir, setzt sie die Stimme im ersten Akt (nicht nur, vgl. etwa die Szene Elvira/Giorgio/Riccardo im 2.Akt) einfach auch als Wohllaut ein, was ja gut paßt. Erst wenn sich die Ängste etc. melden, gewinnt die Stimme plötzlich eine andere Färbung.
    In der Serafin-Aufnahme wirkt das besonders schlagend, weil ja auch die männlichen Stimmen teilweise reinen Wohllaut verströmen, nicht so sehr di Stefano als Arturo, aber vor allem Rolando Panerai als Riccardo, der dadurch alles andere als eindimensional erscheint, aber auch Carlo Forti als Valton oder Nicola Rossi-Lemeni als Giorgio. Die Besetzung ist da sehr fein aufeinander abgestimmt bzw. hat man das Gefühl, daß sich die Callas da auch teilweise sehr bewußt an die anderen Stimmen anpaßt.


    LG


    Waldi

  • Liebe Fee, lieber Waldi,


    ich empfinde die spezielle Schönheit der Callas'schen Stiime eigentlich in den meisten Rollen, die sie singt, allerdings tatsächlich nur als einen Topos unter vielen. Es sind besonders die "oboenhaft" gefärbten Töne in der Mittellage, die ich für unvergleichlich halte. Auf runden Wohlklang ist die Stimme wohl nie angelegt, aber eine fragile Zartheit kann sie in vielen Momenten annehmen - etwa in der Kerkerszene aus Mefistofele oder beim "Addio del passato". Fallende Skalen (etwa in "Casta Diva") werden mit einer selten erreichten Schönheit gebildet. Und neben den eckig-scharfen hatte Callas mit die strahlendsten Spitzentöne zu bieten, die ich kenne - etwa das E zum Abschluß von "Merce, dilette amiche".


    Für mich entwickelt sich daher "mehr" Schönes als bei den Voci d'angeli wie Tebaldi oder Te Kanawa (die neben ihren technischen Defiziten auch rasch süßlich-monoton werden können).



    LG,


    Christian

  • Ist es nicht interessant, daß bereits vier Taminos (Farinelli, Herbert, Jolanthe und ich) einstimmig sagen "Callas hatte keine schöne Stimme, aber konnte (ich interpretiere es jetzt so, obwohl es nicht so gesagt wurde) stimmlich auf einzigartige Weise eine Rolle darstellen".


    Denn auch wenn Caruso berühmt ist, nie habe ich das von ihm gehört. Aber auch nicht von Kollegen (ob Mann oder Frau). Denn hier wird eigentlich gesagt "Trotz ihrer Stimme ist Callas berühmt geworden".


    LG, Paul

  • Diese Einstimmigkeit, lieber Paul, habe ich beim Lesen der Beiträge nicht feststellen können.


    Außerdem wäre es vermessen, zu behaupten: "Callas hatte keine schöne Stimme". Ob ihr Gesang gefällt oder nicht, ist eine individuelle Angelegenheit. Jedenfalls war sie eine ganz Große ihres Fachs und angesichts ihrer weltweiten Verehrer halte auch ich sie nicht für überschätzt.
    Im Gegensatz trifft das auf viele ihrer Nachahmerinnen zu. Wer wurde uns nicht schon als "neue Callas" verkauft? Lauter Wiedergeburten einer maßlos Überschätzten?

    Freundliche Grüße Siegfried

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