Der "Lärm" des Orchesters

  • Lieber Paul,

    Zitat

    Ich hoffe, daß Deine Umgebung Verständnis aufbringen kann für dieses Problem


    zum Glück habe ich Kollegen um mich herum, die dieselbe Krankheit hatten.
    Ich glaube, daß dies sehr selten ist und insofern kann ich nur sagen, daß ich besonderes Glück habe, diese Kollegen zu haben.
    Deshalb kann ich mich trotz allem sehr glücklich schätzen und ich möchte auf diesem Wege einmal meinen Kollegen in der Cellogruppe des Münsteraner Sinfonieorchesters öffentlich sagen:


    Danke, daß es euch gibt!


    Aber dies gilt auch für all die anderen Kollegen und Freunde, die mir mit sehr viel Verständnis entgegenkommen.


    Gute Nacht, lieber Paul,
    und danke für Deine lieben und von Herzen kommenden Wünsche!


    Dein
    Micha

  • auch von mir die besten Wünsche für das gesundheitliche Gelingen der Japan-Konzerte, damit Du wieder Hoffnung und Perspektive tanken kannst. Um Durchzuhalten braucht es ein warum und ein wohin.


    Bei mir zeigt der berufliche Termindruck auch schon neurodermitsiche und gastritische Wirkungen, aber ich kann wenigstens in die Musik flüchten.


    Beste Wünsche, Ulmo

    SINE IRA ET STUDIO (Tacitus)

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem


    Haltet mir bitte die Daumen, daß ich das Wagnis, abermals Konzerte in Japan zu geben, aber dieses mal leider nicht gesund, schaffe.


    Wenn ich niemals mehr wirklich normal musizieren und hören kann, dann hat alles keinen Sinn mehr.


    Lieber Michael,


    die Daumen halte ich Dir ganz fest und ich wünsche Dir, dass Du vorher auch noch Gelegenheit findest, etwas mehr Gesundheit zu "tanken" (nein, damit habe ich keinen Alkohol gemeint :D)


    Und vor allem hoffe ich, dass Du bald auch wieder normal musizieren und hören kannst - denn schöne Musik ist ja für uns alle Lebenselixier!


    Alle guten Wünsche für Dich, insbesondere viel Kraft und Durchhaltevermögen und GESUNDHEIT!


    LG, Elisabeth

  • Lieber Michael,


    da kann ich wirklich nur die Daumen drücken und Dir wünschen, dass Du bald und merklich gesundheitliche Fortschritte machst.


    Nach der Lektüre Deines Leidenswegs stellt sich mir aber auch noch ganz banal die Frage, ob es nicht einfach gesünder ist, in HIP-Ensembles zu spielen. Wagnertuben haben die nicht, und auch der Schalldruck der vorhandenen Instrumente liegt deutlich niedriger als der der modernen Varianten. Das meine ich jetzt gar nicht witzig.


    In den letzten Jahren ist es auch modern geworden, neue, aber auch restaurierte Orgeln so brutal laut zu intonieren, dass einem nach fünf Minuten Plenum die Ohren pfeifen. Man sollte wirklich mal einige Orgelbauer wegen fahrlässiger Körperverletzung anzeigen. Auch das meinte ich nicht witzig.


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

  • Lieber Michael, prends garde à toi!
    Ich habe oft in der medizinschen Praxis Tinnitus, Hörstürze etc miterlebt und das waren nicht selten auch Symptome von Überforderung(die ja auch akustisch sein kann) in aufreibenden Lebenssituationen. Das muss bei Dir natürlich gar nciht der Fall sein, aber wenn doch: vielleciht hast du neben dem" Lärm des Orchesters" mal Gelegenheit, so rcihtig zu entspannen und den Klang der Stille oder die Klänge der Natur zu geniessen. Alles Gute für dich!!!
    Fairy Queen

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  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Nach der Lektüre Deines Leidenswegs stellt sich mir aber auch noch ganz banal die Frage, ob es nicht einfach gesünder ist, in HIP-Ensembles zu spielen. Wagnertuben haben die nicht, und auch der Schalldruck der vorhandenen Instrumente liegt deutlich niedriger als der der modernen Varianten. Das meine ich jetzt gar nicht witzig.


    Sicher ist Wagner im Orchestergraben ein Extrem. Aber selbst HIP-Ensembles sind nicht vor größeren Lautstärken gefeit. Vor kurzem war ich bei der Generalprobe zum Händeloratorim Saul mit dem HIP-Ensemble "Collegium Cartusianum" dem Kölner Kammerchor und natürlich Solisten. Als "Probenraum" diente eine Kirche, in welche nicht viel mehr reinpasste, als die Musiker. Diese waren quer im Kirchenschiff aufgestellt. Der Chor mit der einen Seitenwand im Rücken, die Solisten gegen die andere Wand singend und die Orchestermusiker dazwischen. Ich selbst saß fast mittendrin - rechts vom Dirigenten noch zwischen Solisten und Wand. Die Aufführung war sehr gut, aber es war laut - unangenehm laut! Lauter, als z.B. eine normal gespielte Brahms-Symphonie selbst in den vordersten Reihen der Kölner Philharmonie.


    Aber natürlich werden HIP-Ensembles tendenziell weniger mit zu hohen Lautstärken zu tun haben. Viel liegt halt auch am Raum, wie Michael schon angemerkt hat.


    Ich selbst kann jeden Musiker absolut verstehen, wenn er Ohrstöpsel benutzt. Ich wundere ich eher im Gegenteil darüber, dass manch einer nicht mehr Rücksicht auf sein Gehör nimmt, wenn diese extremen Lautstärken entstehen. Wenn nur sehr wenige Musiker diese Ohrstöpsel benutzen, kann es natürlich sein, dass ein sozialer Druck entsteht dies auch nicht zu tun - dass es peinlich ist so etwas zu benutzen...


    Dir Michael drücke auch ich die Daumen für deine Japan-Konzerte!


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem


    Ich entschuldige mich in aller Form für meinen Ausbruch.


    Lieber Michael,


    das brauchst Du nicht. Im Gegenteil: ich bin froh darum, denn ohne ihn wäre mir/uns das Ausmaß des Problems womöglich gar nicht recht bewusst geworden.


    So bleibt auch mir nur, mich den allgemeinen Besserungswünschen in aller Aufrichtigkeit anzuschließen und zu hoffen, dass Du aus dem Teufelskreis von Stress, der die Belastung verschärft, und Belastung, die den Stress erhöht, ausbrechen kannst.


    So lieb es uns ist, wenn Du Dich Tamino widmest, als aktiver Musiker, unbelasteter Musikhörer und gesunder Mensch bist Du Dir selbst, Deiner Umgebung und uns allen viel wichtiger.


    In diesem Sinne wünscht Dir eine allseits gute Besserung


    :yes: :hello: Rideamus

  • Tag,


    ist zu den zu erwartenden Schallpegeln im Orchester schon etwas gesagt? Ich erwähne eine wahrscheinlich weniger bekannte Untersuchung:


    Direkte Untersuchung während der Aufführung an Orchestermitgliedern der Wiener Sinfoniker, Dirigent Josef Krips. Gemessen wurden u.a. Puls, Gehirntätigkeit, Lautstärke. Werke, bei verkabelten Musikern (!): Mozart, Sinfonie KV 543, Rachmaninov, 3. Sinfonie op. 28, u.a. – Ich erwähne aus den Resultaten, gemessen im Orchester auf der Bühne: Schallpegelspitzenwerte Mozart KV 543 115 dB(A), Rachmaninov op. 28 128 dB(A), Puls Mozart 141 max., Rachmaninov 151 max, Mittelwerte Puls 120. Vor exponierten Stellen der Bläser schnellt der Puls auf den Spitzenwert, die Gehirntätigkeit springt an (zur Erinnerung, Schmerzgrenze des Schallpegels liegt bei 130 dB (ohne A-Bewertung). Den Werten nach der A-Bewertungskurve müssen 10-15 dB hinzugerechnet werden; die A-Kurve unterschätzt den Bereich unterhalb 200 Hz systematisch.


    (Quelle: Eine Veröffentlichung der Wiener Sinfoniker aus Anlass des 75-jährigen Bestehens, aus den 1970er Jahren, die Untersuchungen wurden durchgeführt von einem Team aus Arbeitswissenschaftern, Wien).


    Nach einer in Leo Beranek, Concert Halls and Opera Houses, mitgeteilten Messung in der Meyerhoff Hall, Baltimore, ist der Pegel im Auditorium deutlich geringer, in der Saalmitte etwa bereits -20 dB, im Bereich des Saalendes weitere 3-5 dB (Pegel bei der Messung auf der Bühne im vorderen Bereich, 100 dB (unbewertet).


    Freundliche Grüße
    Albus

  • Hallo Michael,


    auch ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Dein Leidensweg möglichst bald zuende geht und Du wieder unbeschwert musizieren und hören kannst. Da kommen einem die eigenen kleinen Wehwehchen, über die man selbst gerne klagt, ziemlich nichtig vor. Gibt es da eigentlich keine Orchestergewerkschaft, die für bessere Arbeits- und Probenbedingungen kämpft?


    Ich drücke Dir jedenfalls wie die anderen Taminos auch beide Daumen. Toi, toi, toi!


    :hello:


    GiselherHH


    P.S.: Auch mir als Zuschauer ist es manchmal zu laut. Ich erinnere mich an ein Konzert im Studio 10 des NDR, wo u.a. "Et expecto resurrectionem mortuorum" von Messiaen gegeben wurde. Nach dem Stück hatte ich minutenlang ein Klingeln im Ohr. Wie muss es da erst den Musikern gegangen sein...

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

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  • Lieber Michael,


    ich habe gerade mit Bestürzung die letzen Beiträge dieses Theads gelesen.


    :hello: Zuerst wünsche ich Dir nicht nur für deine Japan-Konzert-Pläne alles Gute, sondern auch für den täglichen Umgang mit der Musik im Berufsleben.


    Ich sitze ratlos da, denn eine TIPP kann ich Dir nicht geben - nur die besten Wünsche.


    Seit 2006 weiss ich von Deinem Tinitus.
    Ich dachte nach unseren Schostakowitsch-Kondraschin-Austauschgesprächen tatsächlich Dein Leiden wäre schon wieder weitestgehend vorbei; umso überraschter bin ich jetzt.


    :hello: Herzliche Grüße :hello:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,


    Unser Altbundeskanzler Helmut Schmidt war ja selbst ein durchaus passabler Pianist und seit jeher ein großer Musikliebhaber. Ihn ereilte (wohl nicht aus Dezibel-Gründen) ebenfalls eine zunehmende Gehörlosigkeit. Schmidt gab daher das Kalvierspielen (auch wenn es immer nur mehr Hobby war) auf. Auch das Hören von Musik stellte er weitgehend ein.
    Laut ihm, einer der großten Schrecken seines Lebens - wohlgemerkt, für jemanden, der die Musik "nur" als sein Hobby betrieb.


    Mir bleibt noch dir, Michael, alles Gute für deine Japan-Konzerte und einen möglichst schnelle Genesung zu wünschen!


    LG
    Raphael

  • Lieber Michael!


    Auch von mir alle guten Wünsche!


    Ich kenne selbst - auch wenn das kein Vergleich mit Deinen Problemen sein soll - das über etliche Wochen andauernde Phänomen einer nervös und infektionsbedingten Beeinträchtigung des Gehörs, bei der ich vor allem mein Klavier einfach nicht mehr leiden konnte. Damals hat mir wahrscheinlich die Naturheilkunde geholfen.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Lieber Michael,


    mir bleibt nur, mich hier aufrichtigst anzuschließen und zu wünschen, dass dir in nächster Zeit eine deutliche Besserung zuteil wird. Ich habe beim Lesen deines Berichts auf der letzten Seite ein ziemlich schlechtes Gewissen bekommen, weil es mir als Zuhörer manchmal gar nicht laut genug sein kann (bei der entsprechenden Musik, versteht sich). Kein Zweifel, dass das gerade im Orchestergraben in eine richtiggehende Qual ausarten kann.


    Viele Grüße

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Hallo.


    Zitat

    Original von raphaell
    Hallo,


    Unser Altbundeskanzler Helmut Schmidt war ja selbst ein durchaus passabler Pianist und seit jeher ein großer Musikliebhaber. Ihn ereilte (wohl nicht aus Dezibel-Gründen) ebenfalls eine zunehmende Gehörlosigkeit. Schmidt gab daher das Kalvierspielen (auch wenn es immer nur mehr Hobby war) auf...


    Wenn ich mich recht entsinne kommt in der Reportage von Sandra Maischberger über Helmut Schmidt auch dessen Gattin Loki zu Wort. Auf die Anmerkung, dass ihr Mann ja nicht mehr Klavier spiele, antwortete sie, dass er sehr wohl noch spiele. Und zwar recht gut, wie sie fand. Das fand ich ehrlich gesagt anrührend.


    Dir, lieber Michael, aber auch von mir natürlich die besten Wünsche für Dein weiteres, nicht allein musikalisches Wohlergehen!


    :hello:


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

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  • Hallo Michael,


    was Du schreibst deckt sich mit dem, was ich von einer Bratschistin aus meinem Patientenkreis gehört habe.


    Tinnitus und Hörsturz gabs auch bei mir, ich bin so glücklich, beides losgeworden zu sein. Was Lärm, hochfrequenter, ist, weiß ich aus meinem Beruf.


    Ich wünsche Dir, daß die Kunstausübung Dir noch viel Freude und so wenig wie möglich Schmerz bereiten soll.
    Leidensgenossen sind etwas Gutes, man fühlt sich nicht so allein und kommt nicht auf die Idee, man spinne.
    Schlimm ist Mobbing, ich glaube, alles andere kann man besser in den Griff bekommen, z.B. mit den Ohrstopseln, die ich früher bei Popmusikers gesehen habe.Die Gehörakustik hat doch einen großen Fortschritt gemacht - in jeder Richtung. Mal, Geräusche zu dämpfen, mal, daß man sie überhaupt hört.


    Wir alle sollten uns bewußt werden, wie wertvoll unsere Sinne sind.
    Und das es nicht selbstverständlich ist, wenn sie optimal funktionieren.


    Bei dieser Diskussion fällt mir mein Hausgott Beethoven ein, der unter Tinnitus litt, seine Taubheit muß eine Katastrophe gewesen sein.


    Michael, ich wünsche Dir, daß es Dir gut gehe !
    Wir Klassikliebhaber, was machen wir ohne Leute wie Michael ? Wir mäkeln, kritisieren, wissen oft alles besser. Ich glaube, es ist wie mit allem. Man sollte besser nachdenken.


    Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Das Thema kenen ich gut, und leider von drei Seiten: Als Betroffene, als Musikerin und als ehemals Geographin (war mein Erststudium, aber das ist 'ne lange Geschichte), aufgrund dessen ich eine zeitlang im Laermschutz taetig war.


    Einen Tinnitus habv ich selbst seit fast 15 Jahren, woher der letztlich kommt, weiss kein Mensch. Stress (Laerm IST Stress, aber selbigen meine ich jetzt gar nicht mal vorrangig) oder laute Musik, beides moeglich. Ich habe einige Jahre in einem guten Amateurorchester gespielt (die Violine habe ich allerdings irgendwann zugunsten des Gesangs an den Nagel gehaengt), und die Laermpegel sind erheblich. Wer sich drueber mokieren mag, soll das tun, aber es ist eine Tatsache.
    Hinzu kommt, dass mein Tinnitus auf dem linken Ohr anfing, also dem "Geigerohr" (so man denn Rechtshaender ist, wobei ich nicht viele Linkshaender kenne, die tatsaechlich andersrum besaiten, aber es gibt sie), bevor er dann (vermutlich psychosomatisch bedingt) beidseitig wurde.
    Ich habe meinen Tinnitus mittlerweile kompensiert und nehme ihn kaum noch wahr, das geht allerdings leider nicht allen Betroffenen so.


    Aus Sicht der ehemaligen Laermschuetzerin kann ich nur sagen: Laermschutz wird immer noch viel zu stiefmuetterlich behandelt, und wer ueber Regelungen fuer Orchester etc. lacht, der hat im wahrsten Sinne des Wortes den Schuss nicht gehoert. In anderen Bereichen gibt es auch Arbeitschutzregelungen, warum also nicht dort? Laerm macht wirklich krank ...

  • Hallo,


    ich bin ehrlich gesagt ziemlich gerührt und möchte euch allen für euer Mitgefühl und eure guten Wünsche danken! :yes:


    Schaut euch doch einmal dieses Video zum Thema an:
    http://www.wdr.de/themen/globa…akt.phtml?p=10&b=141&ex=2


    Das ist mein Arbeitsplatz und mein Orchester, allerdings bin ich nicht zu sehen, da ich bei dieser Produktion eine Auszeit wegen Hexenschuss hatte........... :wacky: :motz: [SIZE=7]auch das noch....[/SIZE] :O
    Aber das bedeutet wie immer viel Zeit für Tamino..... :D


    Die Plexiglaswände sind ein alter Hut und bringen vielleicht -6dB Enlastung.
    Für einen dahintersitzenden Bläser sind sie leider eine Zumutung, da sie seinen Schall u.U. wieder zurückwerfen und für ihn verstärken. :pfeif:


    Der hässliche Probenraum, der dort auch zu sehen ist, ist der alte Raum und nicht derjenige, in welchem wir heute proben, zum Glück.......


    Die Äußerung unseres ehemaligen GMD finde ich nur dumm. :no:
    Toller Dirigent, aber was soll ich von solch einem Schmarren halten?


    Herr Bolwin vom Bühnenverein kommt auch zu Wort, er vertritt die Arbeitgeberseite.
    Ihm ist es offensichtlich egal, das kann man ja deutlich sehen und hören.


    Soviel zum deutschen Bühnenverein. :no: :kotz:
    Von dem ist nichts zu erwarten außer Ärger, und der deutsche Bühnenverein macht auch nichts anderes als Ärger.
    Jedenfalls für einen Orchestermusiker.


    Toll übrigens, daß sich eine Arbeitgebervereinigung, die sich mit allen Mitteln jedweder Verbesserung oder einer Erhaltung der Arbeitsplätze von Musikern entgegenstellt "Deutscher Bühnenverein" nennt.
    Man könnte wirklich glauben, daß sich dahinter Musikliebhaber zur Erhaltung und zur Unterstützung von Musikerarbeitsplätzen verbergen.


    Dem ist aber leider nicht so.


    Unsere Gewerkschaft heißt DOV( Deutsche Orchester- Vereinigung), und manchmal würde ich mir wünschen, daß sie ihren Initialen nicht allzu gerecht auftreten würde.



    Nochmals vielen Dank,
    euer
    Micha

  • Lieber Michael,


    auch ich gehöre zu denen, die Dein Leidensbericht tief erschüttert hat. Es war auch unglaublich wichtig, dass Du uns so knallhart die Fakten um die, zum größten Teil doch noch funktionieren Ohren gehauen hast. Werde jetzt noch größere Hochachtung vor der Leistung der Protagonisten auf der Bühne und im Graben haben, denn sie beglücken uns ja offensichtlich sehr oft unter Einsatz ihrer Gesundheit und ihrer Lebensfreude.


    Verstehe jetzt endlich auch einen guten Bekannten besser, der genau unter Deinen Symptomen zu leiden hat, auch schon operiert wurde und der offensichtlich wie Du Höllenqualen bei den, für uns leisesten Geräuschen durchmacht, Wellensittiche weggeben werden mußten, sogar umgezogen wurde, nur um das Leiden ein wenig zu verbessern. Auch kein leichtes Los für die Familie.


    Nach meiner Lieblingsoper, dem Holländer, bei dem ja am Schluss Senta alles in die Luft sprengt und der Knall wirklich nur auszuhalten ist, wenn man die Ohren rechtzeitig zuhält, sie das aber unmöglich kann, da sie ja die Lunte in der Hand hält, sprach ich nach der Vorstellung mal mit ihr darüber und sie meinte, dass der Knall auf der Bühne nicht so stark zu hören wäre, da die Lautsprecher ihn in den Zuschauerraum leiten. Ein Chormitglied bestätigte das, aber Frau Kampe meinte auch, dass ihre Stimme noch um einiges lauter wäre, was dann ja das bestätigt, was ..... schrieb. Die Dezibels offensichtlich auch dort gesundheitsschädlich sein können. Mit einem Schlagzeuger sprach ich ebenfalls über "Lärmerzeugung" und er meinte, dass es ihnen in der Beziehung noch gut geht, er auch keine Probleme mit dem Gehör hätte, da sie sich anders darauf konzentrieren, wenn sie den Schlag ausführen, die Musiker davor aber mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert sind.


    Das ist auf jeden Fall ein sehr sensibles Thema und man sollte die Maßnahmen, die zum Schutz der Musiker ergriffen werden, wirklich begrüßen und nicht von vorne herein ablehnen.


    Wünsche Dir auf jeden Fall auch, wie viele hier, dass Du Mittel und Wege findest, dass sich Dein Gesundheitszustand erheblich verbessert und Du in Deinem Beruf, man kann sicher sagen Deiner Berufung, wieder die Erfüllung findest wie zu Zeiten, in denen auch der Körper noch Freude an der Musik hatte und nicht nur der Geist.


    Herzlichste Grüße
    Ingrid

  • Michael,


    Mich stimmt dieser Thread zunehmend nachdenklich.


    Du sprachst von Ohrstöpsel, die den Geräuschpegel um -9db senken, dennoch Nuancen von Gesamtklag erkennen lassen.


    Wo sind diese aufzutreiben? Sind sie spezialangefertigt?
    Hier in den Musikläden gibt es nur Schund, der einem jeglichen
    Obertonanteil wegfrisst.


    Achja...ein drittel meines Lebens verbrachte ich damit, mir wenig Gedanken
    über zu laute Musik zu machen. Bis zu dieser Hörspiel Serie (uneingeschränkt empfehlenswert) : Nada Brahma / Muscheln in meinem Ohr / Vom Hören der Welt von Joachim Ernst Berendt - man sollte ihm mal einen eigenen Thread widmen!!!


    Danke Gruss Jan

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  • Hallo Jaaan:


    http://www.autec.de/index166.htm
    Guckst Du hier.... :D
    Es ist der letzte unten namens elacin ER
    Du lebst im Saarland, denke ich:
    http://www.autec.de/index284.htm&bl=bl12


    oder vielleicht hier?
    http://www.autec.de/index284.htm&bl=bl11


    Ich habe die -9db Absenkung welche ich perfekt finde.
    Es gibt auch noch -15 und -25, aber das ist zu stark.


    Ist nicht ganz billig, aber die Dinger halten jahrelang.

    Zitat

    dennoch Nuancen von Gesamtklag erkennen lassen.


    Nicht nur Nuancen:
    Es ist alles einfach -9db leiser, der Gesamtklang bleibt erhalten.


    Du hast Joachim Ernst Berendt erwähnt.
    Berendt ist und war für mich ein ganz großer, sehr schade, daß er für immer verstummt ist.


    LG,
    Michael

  • Gelegentlich darf ich auch in einem Orchester die zweite Oboe spielen - da fehlen uns aber Blechbläser, weshalb Lautstärke kein wirkliches Problem darstellt. In einer Blaskapelle habe ich mal ein halbes Jahr ausgeholfen (wozu die zwar Oboen gebraucht haben, ist mir immer noch schleierhaft, aber bitte)... das war recht lustig, aber bei Weitem nicht schmerzhaft.
    Unangenehm empfand erst vor zwei Wochen eine Probe, bei der meine Ohren (ich saß bei dem Kontrabassisten, weil ich das Instrument nun lernen werde) direkt zwischen Pauken und erster Trompete waren... das war, auch wenn es eine Mozartmesse war, recht unangenehm. Seither verstehe ich die Chorsänger, die mich immer wieder darauf aufmerksam machen, etwas leiser zu singen...

  • Lieber Michael,


    habe diesen Thread eben erst gelesen, und bin tief betroffen.


    Daher möchte ich von Ex-Hobbycellist zu Cellist Dir alles Gute wünschen. Ich hoffe, daß die Medizin bei Tinitus hoffentlich bald ebenso gute Erfolge zeigen wird, wie sie es bei anderen "Volkskrankheiten" hat, wie z.B. bei mir und dem Diabetes. Leider existiert da nur ein Unterschied in der Wichtigkeit für die Pharmafirmen: Diabetiker sterben, lassen sich aber gut am Leben halten mit teurer Medizin. Beim Tinitus sieht das leider ganz anders aus, und daher sind da die Forschungsetats kleiner.


    Ich drücke Dir dennoch alle Daumen, daß da bald was gefunden wird, was hilft.


    Ganz liebe Grüße,


    Matthias

  • Ich war auf Grund dieses Threads vor ca. einer Woche beim HNO-Arzt und ließ mal mein noch intakes Gehör durchchecken.


    Auf die Frage: "Bekommt man denn gute Ohrenstopfen von der Krankenkasse bezahlt?" erfuhr ich, dass dem leider nicht so war.


    Wer also kein Berufsmusiker oder Bauarbeiter (Also in einem lauten Gewerbe tätig) ist, der krischt nix beigesteuert.
    Im Eigentlichen verständlich. Aber für so'n armen Schüler, der Hobbymusik betreibt, unbefriedigend. Also sparen...warten...und irgendwann dann kaufen.


    Oder hat da irgendwer andere Erfahrung mit der Finanzierung seitens der Krankenkassen gemacht?


    :hello:

  • Auf der Website der ZEIT findet man einen Artikel zur Lärmschutzrichtlinie der EU für Orchester - am Beispiel der Bamberger Symphoniker. Leider ist der Beitrag ziemlich kurz und nicht übermäßig differenziert. Dass zudem das Orchester als "Bayerische Staatskapelle" bezeichnet wird, zeugt nicht gerade von überbordender Kompetenz des Autors... :no:



    "http://www.zeit.de/online/2008/07/laermschutz-im-orchester?page=1"



    Einen sehr lesenswerten und kompetenten Artikel zum Thema gab es vor einiger Zeit in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG - mit vielen Ergebnissen der Freiburger Studie, auch mit besonderer Berücksichtigung der verschärften Probleme in Orchestergräben. Leider, wie so oft bei der SZ, nicht im Netz.



    Viele Grüße


    Bernd

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  • Ja, ich hatte den Artikel auch gelesen (ich habe den "Täglichen Newsletter der Zeit" abonniert), und ihn (den Artikel, nicht den Newsletter) für zu schlecht empfunden, und daher nicht hier erwähnt. Schde, daß die SZ noch im "Internet-Steinzeitalter" ist... ;-(


    Gruß,


    Matthias

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    ...
    Dass zudem das Orchester als "Bayerische Staatskapelle" bezeichnet wird, zeugt nicht gerade von überbordender Kompetenz des Autors... :no:
    ...


    Tz, tz, tz


    Der Autor schreibt "Bayerische Staatsphilharmonie" - und das ist der offizielle Name, wie du auf der Homepage des Orchesters leicht nachlesen kannst (genaugenommen gibt es einen Bandwurm von Doppelnamen - vermutlich aus Subventionsgründen). Also der Autor war gar nicht so inkompetent...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus


    Tz, tz, tz


    Der Autor schreibt "Bayerische Staatsphilharmonie" - und das ist der offizielle Name, wie du auf der Homepage des Orchesters leicht nachlesen kannst (genaugenommen gibt es einen Bandwurm von Doppelnamen - vermutlich aus Subventionsgründen). Also der Autor war gar nicht so inkompetent...



    :rolleyes:



    Das mit der "Bayerischen Staatsphilharmonie" ist mir wohlbekannt - den Beinamen gibt es in der Tat, seitdem der Freistaat Bayern vor wenigen Jahren fast die gesamte Finanzierung des Orchesters übernommen hat (vorher war der Bund beteiligt).


    Trotzdem schreibt der Autor im ersten Abschnitt des Artikels definitiv:


    Die Musik schmeichelt den Ohren. Debussy hat sie sanft komponiert, und die Bayerische Staatskapelle, eines der besten Orchester Deutschlands, hat sie wohlig interpretiert.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    ...
    Das mit der "Bayerischen Staatsphilharmonie" ist mir wohlbekannt - den Beinamen gibt es in der Tat, seitdem der Freistaat Bayern vor wenigen Jahren fast die gesamte Finanzierung des Orchesters übernommen hat (vorher war der Bund beteiligt).


    Trotzdem schreibt der Autor im ersten Abschnitt des Artikels definitiv:


    Die Musik schmeichelt den Ohren. Debussy hat sie sanft komponiert, und die Bayerische Staatskapelle, eines der besten Orchester Deutschlands, hat sie wohlig interpretiert.


    Ja, er hat sich einmal vertan, aber da er es auch richtig formulierte, war das wohl mehr ein Flüchtigkeitsfehler als mangelnde Kompetenz. Man muss es ja nicht gleich immer mit Johann Nestroy halten....


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Ja, er hat sich einmal vertan, aber da er es auch richtig formulierte, war das wohl mehr ein Flüchtigkeitsfehler als mangelnde Kompetenz. Man muss es ja nicht gleich immer mit Johann Nestroy halten....



    Fakt ist, dass niemand in dieser Stadt oder in der gesamten Musikwelt darauf kommen würde, die "Bamberger Symphoniker" anders als "Bamberger Symphoniker" zu bezeichnen (man vergleiche auch die CD-Veröffentlichungen). Allenfalls der Doppelname "Bamberger Symphoniker - Bayerische Staatsphilharmonie" wird des öfteren verwendet, insbesondere in offiziellen Zusammenhängen. Den Beinamen aber ohne den eigentlichen Namen zu gebrauchen, zeugt bereits von mangelnder Vertrautheit mit dem Gegenstand. Wenn dann auch noch der Beiname einmal verfälscht wird, fällt es schwer, an einen Flüchtigkeitsfehler zu glauben.


    Vielleicht können wir aber die OT-Debatte jetzt beenden, bevor hieraus noch ein Thread über die "Meistersinger" wird...



    Viele Grüße


    Bernd

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