Zur Abwechslung mal ein Buch. Biographien/Monographien über CPE sind Mangelware, um es vornehm auszudrücken. Folgende habe ich mir aus der Bibliothek ausgeliehen:
Der Umfang übersteigt denjenigen einer Rowohlt-Monographie nicht (103 Seiten), der Preis (19.95 Euro) allerdings schon. Allerdings ist dem Buch eine CD beigelegt (dazu gleich mehr). Ein paar Illustrationen gibt's auch.
Eine sehr informative Biographie, die sowohl den Werdegang CPEs als auch sein privates, berufliches und intellektuelles Umfeld schildert, darüber hinaus wichtige Werke und Werkkomplexe kurz charakterisiert. Bemerkungen zur Quellenlage und zum Forschungsstand fehlen nicht. Sehr empfehlenswert!
Verschiedene Dinge fand ich besonders interessant: z.B. die internationale Vernetzung Bachs. Enge Beziehungen gab es vor allem nach England, vermittelt durch den Musikforscher Charles Burney, der Bach 1772 in Hamburg besucht hat (Kontakt zum Halbbruder Johann Christian bestand hingegen nicht mehr, seitdem dieser zum Katholizismus konvertiert war). Subskribenten bzw. Pränumeranten der Werke des Komponisten gab es vom sibirischen Archangelsk bis zum Kap der Guten Hoffnung. Insbesondere der osteuropäische Adel war dabei gut vertreten, aber auch auf dem platten Land im deutschen Norden gab es zahlreiche Interessenten, bis hin zu Gastwirten und Kammerdienern. Verblüffend die Geschichte von Joseph Haydn, der auf der Rückkehr von seiner zweiten Englandreise 1795 extra über Hamburg reiste, um Bach zu treffen - obwohl dessen Ableben bereits sieben Jahre zurücklag.
Eine interessante Geschichte rankt sich um ein Silbermann-Clavierchord, das Bach ein halbes Leben lang begleitet hat und das angeblich zu erstaunlichen Dingen fähig war. Bach verschenkte es in seinen letzten Lebensjahren an einen osteuropäischen komponierenden Adligen und komponierte zu diesem Anlass das Rondo "Abschied von meinem Silbermannischen Clavier" Wq 66. Die kompositorische Reflexion über den Fortgang des Instrumentenbaus artikuliert sich in dem oben schon erwähnten Konzert für Cembalo, Hammerflügel und Orchester Wq 47 aus Bachs letztem Lebensjahr.
Die beiliegende CD bietet auf 70 Minuten einen repräsentativen Querschnitt durch CPEs Schaffen: Ausschnitte aus Vokalwerken, Sinfonien, kammermusikalischen Werken und Kompositionen für Klavier - die Einspielungen sind z.T. der Capriccio-Edition entnommen, aber auch andere Künstler kommen zum Zuge (G. Leonhardt spielt den oben erwähnten "Abschied", Koopman & Kollegen sind mit einem Satz aus dem Cembalo-Hammerflügel-Konzert vertreten). Lohnend wohl vor allem für diejenigen, die noch eher wenige CPE-Einspielungen ihr Eigen nennen.
Viele Grüße
Bernd