Wolfgang Amadeus Mozart: Die Entführung aus dem Serail

  • Lieber Sascha, lieber Theophilus,


    meines Wissens ist der Osmin (nicht der Sarastro, da geht es runter zum E, glaube ich) die tiefste Rolle, und es ist tatsächlich das tiefe D, das der Sänger auszuführen hat (je nach Textversion auf "Ruh" oder "Euch").


    Über Kipnis' Stimmumfang sind verschiedene Angaben zu finden, die einen sagen bis zum E, die anderen bis zum D. Ich glaube auch nur, daß ihm die Schwarzbaß-Tiefe nicht gar so lag wie anderen (Fricks kerniges D ist da besonders hervorzuheben), erreicht hätte er sie wohl. Ich finde Kipnis' Sarastro auch nicht so beeindruckend, bei aller Verehrung für den Sänger.


    Molls Aufnahme der Registerarie finde ich weniger gut als andere seiner Aufnahmen - bei aller Beherrschung der durchaus dankbaren Partie macht er aus dem Text zu wenig.


    LG,


    Christian

  • Meine Lieben,


    In meinem Schrank finden sich drei "Entführungen" und ich wüßte eigentlich nicht, für welche ich mich entscheiden sollte. Alle drei sind wirklich ausgezeichnet, sowohl die Krips-Rothenberger-Geddasche als auch die Jochumsche mit Wunderlich und last, not least Fricsay mit Stader-Haefliger-Greindl (bei der mir sogar Martin Vantin als Pedrillo viel mehr zusagt als in der "Zauberflöte").
    Wunderlich ist sicher der beste Belmonte, aber Haefliger steht ihm nicht viel nach und Gedda ist, wenn überhaupt, nur um Zentimeter dahinter.
    Als Konstanze sind für mich Maria Stader und die Rothenberger eine Spur seelenvoller als Erika Köth (ich teile die Meinung, daß sie tlw. einen kleinen Einschlag von Soubrette nicht verbergen kann).
    Der Pedrillo von Gerhard Unger ist unerreicht, was nicht heißt, daß die anderen schlecht sind, keineswegs!
    Beim Osmin bin ich pro Frick geprägt (so schön schwarz und ausdrucksvoll), halte Greindl für fast ebenbürtig (eine Leistung wie aus einem Guß, das "Oh wie will ich triumphieren" klingt einmalig), und Böhme (mit seinen Buffoelementen) liebe ich auch.
    Ähnlich schwierig ist mit der Blonde: Streich oder Popp oder Schädle an erster Stelle, das ist für mich unentscheidbar.
    Als Bassa ist Walter Franck bei Fricsay hervorragend, ihm ganz ähnlich der unvergessene Leopold Rudolf bei Krips. Rolf Boysen hält gut mit.


    Tja, die Dirigenten: Fricsay mit seiner gefühlvollen Klarheit und Krips mit seinem Wiener Mozartstil sind fast noch besser als der vorzügliche Jochum. Aber noch einmal: Alle drei oder gar keiner! Das zweite kommt natürlich nicht in Frage. Eher besteht Gefahr, daß das Trio erweitert wird...


    LG


    Waldi

  • Walter Krause


    Bei der Krips-Aufnahme fehlt übrigens die "Baumeister"-Arie.


    Ich habe ein paar mehr Aufnahmen als die genannten drei. Das liegt sicher daran, dass ich lange suchen mußte und die "100-Prozent-Aufnahme" (noch) nicht gefunden habe:


    DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL
    Berlin 1937 Piltti, Erb, Beilke, Zimmermann, Strienz – Steiner
    Wien 1945 Schwarzkopf, Loose, Dermota, Alsen – Moralt
    Hamburg 1946 Berger, Ludwig, Wulf, Herrmann, Pfeiffle – Schmidt-Isserstedt
    Berlin 1949 Barabas, Dermota, Streich, Krebs, Greindl – Fricsay
    Wien 1950 Lipp, Loose, Ludwig, Koreh, Klein – Krips
    Berlin 1953 Berger, Schock, Otto, Frick – Schüchter
    Köln 1954 Tyler, Kesteren, Griebel, Petrich, Schiebener – Ackermann
    Berlin 1954 Stader, Streich, Haefliger, Greindl – Fricsay
    Hamburg 1954 Stich-Randall, Loose, Schock, Dickie, Schlott – Schmitt-Isserstedt
    Aix-en-Provence 1954 Stich-Randall, Gedda, Arie, Pietto, Senechal – Rosbaud
    Salzburg 1956 Schock, Köth, Otto, Böhme, Dickie – Szell
    Frankfurt 1956 Köth, Dermota, Steffek, Dickie, Greindl, Laubenthal – Böhm
    London 1957 Marshall, Hollweg, Simoneau, Unger, Frick – Beecham
    Dresden 1962 Vulpius, Rönisch, Apreck, Förster, Mill – Suitner
    München 1965 Köth, Wunderlich, Schädle, Böhme, Lenz – Jochum
    Wien 1965 Rothenberger, Popp, Gedda, Unger, Frick – Krips
    Berlin 1967 Rothenberger, Blegen, Krenn, Stolze, Czerwenka – Solti (DAT)
    London 1967 Dobbs, Eddy, Gedda, Fryatt, Mangin – Menuhin (engl.)
    Stuttgart 1970 Pütz, Traxel, Unger, Böhme – Leitner (Qu.)
    Wien 1971 Coertse, Groot, Dermota, Dickie, Czerwenka, Christian – Wallberg (Qu.)
    Glyndebourne 1972 Price, Davies, Lappaleinen, Mangin – Pritchard (Qu.)
    Dresden 1973 Auger, Grist, Schreier, Moll – Böhm
    London 1978 Eda-Pierre, Burrowes, Burrows, Tear, Lloyd – Davis
    München 1978 Gruberova, Araiza, Ebel, Orth, Bracht – Wallberg
    Düsseldorf 1979 Griffith, Laki, Cousins,Haage, Meven, Arps – Fischer
    Salzburg 1980 Cotrubas, Malone, Schreier, Orth, Talvela – Maazel §
    München 1980 Araiza, Gruberova, Grist, Orth, Talvela – Böhm (VHS)
    Glyndebourne 198 0 Davis, Masterson, White, Hoback, Watson – Kuhn (DVD+VHS)
    Zürich 1984 Kennedy, Watson, Schreier, Salminen – Harnoncourt
    Drottningholm 1990 Winska, Hellström, Croft, Morgny – Östmann (VHS)
    Wien 1991 Studer, Szmytka, Streit, Missenhardt – Weil (Qu.)
    Würzburg 1991 Greenberg, Thomas, Schaaf, Gamlich, Rydl – Viotti
    Schwetzingen 1991 Swenson, Hartelius, Blochwitz, Fink, Rydl – Gelmetti (DVD)
    London 1992 Olsen, Orgonasova, Sieden, Peper, Hauptmann, Minetti – Gardiner
    Salzburg 1995 [Haefliger, Stader, Streich, Greindl – Fricsay] (DVD Marionetten)
    Linz 1997 Beczala, Habermann, Ellen, Kalchmair – Sieghart
    Poissy 1997 Schäfer, Bostridge, Petibon, Paton, Ewing, Löw – Christie
    Stuttgart 1999 Naglestad, Klink, Göhrig, Bracht – Zagrosek (VHS+DVD)
    Dundee 1999 Kodalli, Groves, Rose, Atkinson – Mackerras
    Frankfurt 2004 Damrau, Avemo, Kirch, Marsh, Huijpen, Quest – Jones (DVD)
    Hannover 2006 Mosuc, Ruiten, Davislim, Winkler, Schelomianski, Feuerstein – Marchi


    Allerdings muss ich zugeben, dass ich noch nicht alle gehört habe.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Waldi, lieber Harald,


    eine Aufnahme der "Entführung" möchte ich beisteuern, die ich in Euren Sammlungen nicht vorfand:



    Eine Live-Aufnahme von 1965 aus Salzburg; sie atmet Festspielluft und ist nicht so trocken anzuhören wie manche Studioaufnahme.
    Allerdings ist auch sie mit einem Mangel behaftet: Die Partie des Osmin ist mit Fernando Corena fehlbesetzt, somit wird Harald weiterhin auf seine 100-Prozent-Aufnahme warten müssen.
    Der Rest kann sich allerdings hören lassen, wovon Ihr Euch durch die Hörproben überzeugen könnt.


    :hello: :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • O Siegfried, was tust Du mir an!


    Wunderlich und Rothenberger und Unger und Reri Grist! Gerade habe ich hineingehört und war entzückt - die ruhigen, aber nicht schlaffen Tempi Zubin Mehtas gefallen mir auch. Heltau nicht zu vergessen, das war ja ein berühmter Bassa (ich erinnere mich jetzt sogar, da einmal was gehört zu haben, wahrscheinlich im Radio). Da nimmt man die weniger glückliche Besetzung mit dem "fachfremden" Fernando Corena schon in Kauf. Es hilft nichts, die Wunschliste wird schon wieder vermehrt. Ach Du liebe Zeit von Wasser und Brot, ich sehe Dich kommen!


    Danke für den wertvollen Hinweis! :hello:


    Lg


    Waldi

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  • Davon kannst Du noch mehr bekommen, doch dann wirst Du eins Deiner Feriendomizile verkümmeln müssen... ;)

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Davon kannst Du noch mehr bekommen, doch dann wirst Du eins Deiner Feriendomizile verkümmeln müssen... ;)


    Lieber Siegfried,


    Es gibt ohnehin nur eines, und das gehört gar nicht mir.Wenn das so weitergeht, wird es trotzdem verkümmelt werden müssen. Was tut man nicht alles für die holde Kunst!


    LG


    Waldi

  • Meine Lieben,



    Diese Radio-Aufnahme gilt als solider Geheimtip, was ich bekräftigen möchte. Von Aix-en-Provence erwartet man sich bei Mozart vielleicht nicht allzu viel, wird aber in dieser Beziehung eines Besseren belehrt.


    Der Dirigent, Hans Rosbaud (1895-1962), ist der jüngeren Generation wahrscheinlich wenig bekannt. Wikipedia nennt ihn den ersten großen Radio-Dirigenten. Er stammte aus Graz und war seinerzeit international sehr geschätzt. Seine Tempi sind mitunter etwas schneller, als einem (vor allem) durch Böhm und Krips geprägten Wiener Mozartianer lieb ist, aber man gewöhnt sich und findet es dann gar nicht übel, auch wenn nicht alle Finessen ausgekostet werden. Jedenfalls ist das munter und einfühlsam musiziert. Nur kommt bei dieser Aufnahme das Orchester in punkto Tonqualität nicht immer gut weg und klingt dann etwas blechern, wofür aber Rosbaud nichts kann.


    Ein dickes Minus gebührt dem Publikum, das immer wieder in die letzten Takte hineinklatscht. Ist ja schön, wenn es den Leuten gefällt, aber wo bleibt die französische Kultur?


    Teresa Stich-Randall singt die Konstanze sanft und mit Seele und wunderbar reinen Tönen. Die Koloraturen sitzen perfekt, ohne künstlich zu wirken. Spitzengruppen-Niveau!


    Nicolai Gedda war damals noch am Beginn seiner Karriere, aber demonstriert schon hohe bis höchste Mozartqualität; nur in den Dialogen bleibt er noch ein wenig schablonenmäßig. Sicher legt er die Rolle passiver an als Wunderlich, aber trotzdem: Bravissimo!


    Den Osmin legt der geborene Bulgare Raffaele Arië recht buffomäßig an, singt aber wirklich gut und hat auch mit der Sprache kaum Schwierigkeiten. Sein Baß ist hörenswert.


    Michel Sénéchal wäre stimmlich ein idealer Pedrillo und besitzt auch das richtige Temperament dafür, nur hat er die Partie offenbar ohne oder nur mit unzureichender Sprachhilfe erarbeitet. In den Dialogen stört sein starker Akzent gar nicht sehr, denn er betont stets richtig, aber beim Singen passieren dann extrem störende Fehler ("nur ein feiger Tropf verzaggt").


    Ein größeres Problem bietet die Blonde: Die sonst - bis auf eine Mexiko-Platte - ziemlich unbekannte Carmen Prietto (1926-95), damals an der Oper von San Francisco, später meines Wissens in Basel tätig, produziert in der Mittellage zwar ganz schöne Töne, kämpft aber sichtlich mit der Höhe und wirkt immer wieder gekünstelt. Man kann nicht sagen, daß sie etwas verdürbe, aber sie fällt zumindest deutlich gegen ihre Partner ab.


    Jean Vernier als Bassa Selim hat nur einen verkürzten Text zu sprechen, den er ganz brav und rollendeckend präsentiert.


    LG


    Waldi

  • Lieber Waldi!


    Diese "Entführung" muss interessant sein,


    schon wegen Teresa Stich-Randall als Constanze.


    Übrigens hat Michel Sénéchal in den Jahren 1961 / 62, in Wien, an der Volksoper, den Tamino gesungen, und was ich in Erinnerung habe, er war gar nicht so schlecht,


    außerdem sprach er den Dialog mit kaum merkbarem Akzent.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter, auch aus Wien.


    :hello:

  • Lieber Il Grande Inquisitore,


    es ist in der Tat unverständlich, warum Kurt Moll bei der Erwähnung des idealen Osmins so selten auftaucht. Für mich singt er die Partie am perfektesten, selbst der Triller gelingt einwandfrei. Nur Gottlob Frick steht ihm gesanglich kaum nach, bei den extrem tiefen Tönen (D) klingt sein Bass sogar noch voller. Aber Fricks Rollengestaltung ist wesentlich differenzierter und virulenter. Im gelingt der Spagat von tiefster Boshaftigkeit bis zu butterweicher, gutmütiger Drolligkeit in den Szenen mit der Blonden am überzeugendsten. Insofern ist er auch Greindl, der fast nur böse ist und Böhme, der naiv, dümmlich daher kommt, überlegen. Obwohl der "Papst" Kesting in der Regel die gesangliche Perfektion präferiert, verleiht er beim Osmin Frick die Krone.
    Alfred hat die fabelhafte Entführung unter Thomas Beecham bereits gewürdigt. Die männlichen Interpreten Leopold Simoneau, Belmonte und Gerhard Unger, Pedrillo, sowie Gottlob Frick als Osmin sind Idealverkörperungen ihrer Partien. Owohl die Damen Lois Marshall, Konstanze und Ilse Holweg Blonde nicht ganz dieses Niveau halten können, ist diese Entführung herausragend.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Es ist vielleicht komisch, aber für mich ist Josef Greindl seit meiner Jugend der ideale Osmin. Er hat eine unendlich schwarze Tiefe. Er hat diese hintergründige grantige Stimme, die für mich den Osmin ausmacht.
    Der Osmin ist kein Belcantosänger.
    Ich beziehe mich auf die Studioeinspielung unter F. Fricsay.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Meine Lieben,


    Otmar Suitner hat als Mozart-Dirigent einen guten Ruf, also habe ich mich bei einer günstigen Gelegenheit nicht lange besonnen, sondern zugegriffen:





    Eine Aufnahme von 1961, also aus DDR-Tagen, mit der Dresdner Staatskapelle und teilweise - wenigstens für mich - unbekannten Sängern (1996 remastered neu herausgebracht). Da mir der damalige ostdeutsche Ehrgeiz in kultureller Hinsicht vetraut war und ich seinerzeit so manches Superschnäppchen an LPs mitnahm, nährte ich einige Erwartungen.


    Die Tonqualität ist auch sehr gut, und Suitner wird seiner Reputation durchaus gerecht. Sein Mozart klingt zwar linearer, weniger schimmernd als die Wiener Art, aber faszinierend sind der sehr saubere Klang, die Präzision, die nie mechanisch wird und das Gefühl für Tempowechsel. In manchen Arien geht es sehr langsam voran, ohne daß der Spannungsbogen deswegen abreißt.


    Bei der Besetzung zeigt sich aber teilweise, daß Mozart eben doch eine sehr schwere Kunst ist. Die Herren schneiden dabei besser ab. Rolf Apreck verfügt über eine helle, schöne Stimme, die allerdings nicht immer sicher geführt ist. Immerhin ein recht anständiger, teils sogar berührender Belmonte, der zwar nicht an das Niveau von Blochwitz etc. heranreicht, aber sich nicht zu verstecken braucht.
    Arnold van Mills Stimme ist vom Timbre her ausgesprochen einnehmend, das ist nicht das Organ eines Bösewichts, sondern eines Sympathieträgers (der sich mit bescheidenem Erfolg bemüht, ab und zu hinterfotzig zu wirken) und daher für den Osmin nicht sehr passend. Rein musikalisch bietet er die beste Leistung, trübt sie allerdings durch Schlampereien. Ich werde das Gefühl nicht los, daß er nicht voll bei der Sache war. Er verschluckt oder verschleift ab und zu Silben, phrasiert hin und wieder nachlässig und entwickelt in der Tiefe nicht durchgehend das nötige Volumen.
    Jürgen Förster gibt einen braven Provinz-Pedrillo mit guten und weniger guten Momenten.
    Ziemlich überfordert waren hingegen die beiden Damen. Intonation und Phrasierung gelingen zu oft daneben.
    Jutta Vulpius als Konstanze schwankt sehr in der Leistung, kämpft offenbar mit der technischen Bewältigung und gestaltet nur rudimentär. Die Koloraturen bereiten ihr manchmal arge Schwierigkeiten, manche Stellen "jault" sie mehr oder weniger. Große Höhe bereitet ihr deutliche Schwierigkeiten.
    Ähnlich Rosemarie Rönisch als Blonde: Im "Normalbereich" ein leidlich angenehm timbrierter Soubrettensopran, aber wenn es in höhere Gefilde geht, dann hört man besser weg.
    Auch wenn beide die Herausforderung tapfer auf sich nehmen, mehr als das Wollen anzuerkennen vermag ich nicht. Das ist nicht das Niveau eines großen Opernhauses.


    Die Dialoge werden von Schauspielern - zumeist vorzüglich - gesprochen, sie sind etwas gekürzt (stimmen auch mit dem beigelegten Text nicht hundertprozentig überein). Richtig störend wirkt die Diskrepanz nur beim Osmin, der gesprochen zu anders klingt (da ist er übrigens der richtige Fiesling).


    Insgesamt ist es also kein Wunder, daß sich diese Einspielung nicht durchgesetzt hat. Schade um Suitner, der für sich genommen absolut überzeugt.


    LG


    Waldi



  • Lieber Waldi!


    Da geht es mir ähnlich, aber ich werde eine Aktion, in einem für Dich bekannten Institut starten,
    es werden sich bestimmt viele Studenten finden, dass Du nicht nur von Wasser und Brot leben musst.


    Liebe Grüße Peter, auch in diesen "Heiligen Hallen", aber als Student tätig.

  • Lieber Waldi,


    wie ich sehe, bist Du dabei, meine am 15. November vorigen Jahres eingestellte Liste mit Auszügen aus meiner "Entführung"-Sammlung Schritt für Schritt abzuarbeiten!


    Viel Erfolg, ich kann aber gerne eine aktualisierte Liste einstellen!


    :baeh01:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    Ja, tu das (und denk Dir meinen himmelblauen, unschuldigen Augenaufschlag dazu, du Sadist! :D ).


    Meine Sucht, irgendwann in einer großen rheinländischen Stadt ein Eigentumsdelikt zu begehen, steigt bereits ins Ungemessene.


    Leider gebe ich das dafür anzusparende Reisegeld immer wieder in so blöden Klassikläden für "Entführungen" und solchen Käse aus.


    Werde mich wohl in den Hund von Baskerville oder etwas Ähnliches verwandeln müssen und Dich beißen! Bis dahin: :hello:


    LG


    Waldi

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  • Da Harald offensichtlich den Geldbeutel von Waldi schonen und seine Liste nicht aktualisieren möchte, hier noch zwei Anregungen.
    Für Bewunderer des reinsten, instrumental geführten Mozartsoprans eine weitere Aufnahme mit Teresa Stich-Randall und natürlich Gottlob Frick


    Bolzano 1958: Stich-Randall, Schwaiger, Haefliger, Frick - Maag


    Für Wunderlichverehrer:
    Salzburg 1961: Pütz, Holm, Wunderlich, Wohlfahrt – Kertesz


    arimantas
    :hello:

  • Die Entführung aus dem Serail,
    Singspiel in 3 Akten
    von Wolfgang Amadeus Mozart.
    Text von Johann Gottlieb Stephanie d. J. nach einem Bühnenstück von Christoph Friedrich Bretzner.
    Stephanie schuf sein Textbuch als freie Bearbeitung des Stückes Belmont und Constanze oder Die Entführung aus dem Serail von Bretzner, der den Text ursprünglich als Singspielvorlage für Johann André (1741–99) konzipiert hatte (Berlin 1781).
    Uraufführung: 16.7.1782 Wien, Burgtheater,
    mit Catarina Cavalieri • Johann Valentin Adamberger • Therese Teyber • Ernst Dauer • Ludwig Fischer,
    Dirig. Wolfgang Amadeus Mozart.
    Mozart konnte damit zum ersten Mal weitestgehend seine Vorstellungen von einem Opernlibretto umsetzen.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • hallo,


    ich fand die inszenierung in stuttgart mit den doppelbesetzungen wunderbar, ich habe sie zweimal gesehen -cathrine naglestad fand ich sehr gut - leider ist live eben besser als eine dvd:


    wer die nur ouvertüre noch orientalischer hören möchte - dschinderassa bum:

    auch ansonsten hörenswert.


    die gardiner und solti aufnahmen sind imho beide empfehlenswert. ich sehe gerade , dass die solti aufnahme wurde noch nicht gezeigt wurde - dies ist die aktuelle ausgabe:


    wegen frick habe ich mir noch diesen querschnitt gekauft - sehr günstig zu beziehen:


    die beecham aufnahme sehr günstig aus england - schon bestellt :


    gruss


    kalli

  • Lieber Kalli,


    diesen Kauf wirst Du nicht bereuen, denn das ist eine sehr gelungene Aufnahme. Abgsehen davon, dass es neben der Londoner- Gesamtaufnahme von
    1956 unter Thomas Beecham der beste Osmin von Frick ist, überzeugt vor allem der häufig unterschätzte Dirigent Wilhellm Schüchter durch ein zügiges Mozartdirigat mit schönster klanglicher Transparenz. Überraschend auch der damals noch sehr lyrisch gesungene Belmonte von Rudolf Schock.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • lieber operus,


    es freut mich, dass du positives zur schüchter aufnahme schreibst - rudolf schock wird in den rezensionen ja recht negativ beschrieben - im freischütz finde ich aber sehr gut - abwarten.
    ich gebe noch den link für die beecham aufnahme ein - über das bild kommte man zur deutschen seite :
    http://www.amazon.co.uk/Mozart…TF8&qid=1342454265&sr=8-6
    ich habe dort unter 10€ mit versand bezahlt. ich habe recht hochauflösende boxen ( canton ref.7 ) - die muss ich bei manchen sopranstimmen per regler einbremsen - falls die alten cds dumpf klingen ( wurde eingangs des threads erwähnt ) werden sie mit cantons wohl erträglicher klingen...........


    gruss


    kalli

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  • Ich hatte gerade diese referenzwürdige DVD erhalten und die Ouvertüre gehört, in der ich schon nach den ersten drei ff-Tuttischlägen senkrecht im Sessel saß, als ich diesen Thread öffnete und das Cover der legendären Beecham-Frick-GA erblickte. Als ich es anklickte, sah ich, dass die Aufnahme momentan wieder habhaft ist und habe sofort zugeschlagen:


    Nun kann ich mir erst in Ruhe die Böhm-Aufnahme anhören und -sehen und in Erinnerung rufen, was Martti Talvela als Osmin geleistet hat (ich habe die Aufnahme schon einige Male auf Classica gesehen) und dann nach Erhalt Gottlob Frick in der gleichen Rolle bewundern. Er war zwar der Erste, von dem ich auf einer Electrola-Auswahl-LP das sensationelle "Erst geköpft, dann gehangen, dann gespießt auf heißen Stangen" vor Jahrzehnten gehört hatte, aber die ganze Aufnahme habe ich noch nicht von ihm gehört.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Obwohl Sir Thomas Beecham musikalische Umstellungen wagt, ist diese "Entführung" vor allem wegen der Solisten Leopold Simoneau; Belmonte, Gerhard Unger, Pedrillo und Gottlob Frick, Osmin eine der Refernz-Aufnahmen dieser populären, oft eingespielten Oper. Obwohl Frick als Osmin mehrfach in Gesamtaufnahmen den Haremswächter singt, ist dies seine beste Aufnahme. Neben den stimmlichen Qualitäten fasziniert vor allem die darstellerische Variabilität, vom racheschäumenden Choleriker bis hin zu einem ganz sensiblen, weich gefühligen. drolligen Verliebten. Eine ganz große singschauspierische Leistung. Simoneau ist durchaus eine sehr hörenswerte Alternative zu Dermota und sogar Wunderlich. Pedrillo nie strahlender gehört, als von Gerhard Unger. Kabinettstück das Duett "Vivat Bacchus,Bacchus lebe!"


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ich hatte vor dem DVD-Böhm ja schon drei "Entführungen" in meiner Sammlung, den Dresdner Böhm von 1973 mit Kurt Moll als Osmin, Harald Neukirch als Pedrillo, Peter Schreier als Belmonte, wie in der DVD Reri Grist als Blondchen und Arleen Auger als Konstanze und dann eine von der Sängerriege auch kaum zu toppende Aufnahme von 1966 mit meinem zweiten "Bassstern" Kurt Böhme als Osmin, Fritz Wunderlich als Belmonte, Erika Köth als Konstanze, Lotte Schädle als Blondchen und Friedrich Lenz als Pedrillo sowie Eugen Jochum am Pult der Bayerischen Staatsoper, sowie im Rahmen meiner Mozart-Gesamtaufnahme eine Entführung unter Charles Mackerras, die ich aber, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, noch nicht gehört habe.
    Nun, bald wird die Frick-Aufnahme ja bei mir sein.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Eine ganz große singschauspierische Leistung. Simoneau ist durchaus eine sehr hörenswerte Alternative zu Dermota und sogar Wunderlich.


    Leopold Simoneau macht seine Sache wirklich ausgezeichnet. Zwar fehlt in der Gesamtaufnahme die "Baumeister-Arie", aber am Ende von CD 2 gibt es als Bonus-Tracks noch 5 Mozart-Arien von Simoneau, eingespielt 1955 in Paris, darunter auch "Ich baue ganz auf deine Stärke".

    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Im Oktober 1967 produzierte RIAS Berlin den Soundtrack zu einer "Entführung" fürs Fernsehen.


    Die Besetzung:
    Rundfunk-Symphonie-Orchester Berlin
    Dirigent: Georg Solti
    RIAS Kammerchor Berlin
    Chorleitung: Günther Arndt
    Inszenierung: Heinz Liesendahl
    (Dialoge stark gekürzt)


    Bassa Selim: Peter Pasetti
    Belmonte: Werner Krenn
    Blonde: Judith Blegen
    Konstanze: Anneliese Rothenberger
    Osmin: Oskar Czerwenka
    Pedrillo: Gerhard Stolze


    Der Fernsehfilm ist meines Wissens aus unbekannten Gründen nie zustandegekommen, die Audio-Version ist im Radio mehrfach gesendet worden, vielleicht auch als CD im "grauen" Markt oder als download verfügbar.


    Die Gesangsleistungen sind durchweg hervorragend, sogar Anneliese Rothenberger als Konstanze schlägt sich wacker, allerdings hart an der Grenze ihren Möglichkeiten.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Eine wunderbare Aufnahme, die ich besitze. Nur der Osmin ist etwas gewöhnungsbedürftig.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Oskar Czerwenka war ein Meister vollendeter,heiterer Komik, die ganz selbstverständlich aus sich selbst wirkte und ohne alle Mätzchen und auf Wirkung bedachtes Outrieren a la Kurt Böhme auskam. Als Beispiel höre man nur seinen Abul Hassan im "Barbier von Bagdad". Das berühmte "Salamaleikum" wird zur mitreißenden komödiantischen Delikatesse. Czerwenka gehört übrigens auch als Ochs zu den ganz großen Rollenvertretern.
    Ich stimme mit Bernward überein, dass der Osmin nicht eine seiner besten Rollen ist. In dieser differenzierten Partie ist der Wechsel vom wütenden Rächer zum sensiblen Verliebten glaubhaft gefordert und diese Herausforderung meistern Sänger wie Moll, Frick. Greindl wesentlich besser.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Diese Aussage von Operus datiert zwar schon vom 16.07.2012, doch trifft diese auch noch heute auf die alte Aufnahme der Entführung (großer Querschnitt) bezüglich der Leistung von GOTTLOB FRICK, und nicht zuletzt auch von WILHELM SCHÜCHTER vollauf zu.


    Daß WILHELM SCHÜCHTER offenbar immer unterschätzt war und auch heute wohl noch ist, sollte eigentlich kein Naturgesetz sein, sondern allmählich sollte man heute im Rückblick nach objektiver Beurteilung seiner vielen Einspielungen gewahr werden, daß es sich hier wahrlich nicht um einen Dirigenten der zweiten Reihe, sondern vor allem in Sachen Oper um einen großen Dirigenten handelte. Kaum ein anderer Dirigent vermochte sich so genial und flexibel im besten Sinne auf die Stimmen und Eigenheiten der jeweiligen Solisten einzustellen wie SCHÜCHTER, und doch wurde dann daraus kein Einheitsbrei, sondern ob er nun MOZART, BEETHOVEN, DONIZETTI, VON FOTOW, PONCHIELLI, VERDI, STRAUSS, WAGNER, LEONCAVALLO oder PUCCINI dirigierte, er fand auch stets den richtigen Ton und Nerv für die so unterschiedlichen Komponisten. Wir sollten wirklich auch diesen Dirigenten in unserem Forum und unseren Vergleichen und Beiträgen in gebührender Weise berücksichtigen.


    Zitat

    Operus: Überraschend auch der damals noch sehr lyrisch gesungene Belmonte von Rudolf Schock.


    Ausnahmsweise einmal nicht anschließen kann ich mich dieser Beurteilung von Operus hinsichtlich RUDOLF SCHOCK.


    Meiner Meinung nach hat dieser auch hier wieder, wie so oft, einige Mühe, Spitzentöne "ungepreßt", und einige Koloraturen sauber zu singen. Für meinen Geschmack können dies wesentlich besser, und klanglich ästhetischer, LEOPOLD SIMONEAU oder JOSEF TRAXEL. Ich würde nicht zuletzt deshalb der Gesamtaufnahme unter BEECHAM mit MARSHALL, HOLLWEG, SIMONEAU, UNGER, FRICK, LAUBENTHAL oder aber dem großen Querschnitt unter LEITNER mit PÜTZ, TRAXEL, UNGER und BÖHME (leider eben nicht FRICK!) den Vorzug geben.


    Doch sind alle diese 3 Aufnahmen auf ihre Art großartig, wobei man dann auch hier, eben je nach persönlicher Vorliebe, den einen oder anderen kleinen sängerischen Nachteil in Kauf nehmen muß.


    Viele Grüße
    wok

  • Zitat

    Harald Kral:
    Wilhelm Schüchter
    Danke, lieber wok, für Deine Erinnerung an den großen Wilhelm
    Schüchter. Damit dieser nicht ganz in Vergessenheit gerät, hier noch der
    Hinweis auf den enbtsprechenden Thread im Dirigenten-Forum hier bei
    Tamino: Wilhelm Schüchter - Ein unermüdlicher Arbeiter für die Musik

    Lieber Harald,


    Vielen Dank, daß Du mich nochmals an den schon bestehenden Thread über WILHELM SCHÜCHTER erinnert hast. Ich habe mit großem Interesse nochmals sämtliche Beiträge studiert und konnte mich mit Freude davon überzeugen, daß insbesondere Herbert Henn, Thomas Pape, und nicht zuletzt auch Du, das Format und die große Lebensleistung dieses Dirigenten ausführlich und nachdrücklich gewürdigt habt, versehen mit einigen sehr netten und auch menschlich gewinnenden Episoden. Ich war mir gar nicht mehr bewußt, daß in diesem Forum schon soviel über WILHELM SCHÜCHTER geschrieben wurde, und dies meist in sehr anerkennender Weise. Das freut mich sehr.


    Viele Grüße
    wok

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