Die misslungensten Booklets...

  • ich hatte es im Dreckfuhler Thread schon halbwegs gepostet, aber dieses Cover verdient es, auch hier erwähnt zu werden:



    sei noch dazu erwähnt, daß auf der CD die #6 und nicht die #4 zu hören ist.

  • Diese "Sechste" habe ich in einer anderen Aufmachung, und zwar als: "Classical Gold" (CLG 082) hier ausgesondert rumliegen. Es "spielt" (angeblich) das Westfalen Symphony Orch. / H. Reichert. Ich werde eine Uhr daraus basteln, denn neben bescheidenem Klang fehlen auch die Anfangstakte. Das Hüllenfoto zeigt: "The Clavichord Player", painted by Zacchia il Vecchio. Toller Zusammenhang von Werk und Cover :wacky: .


  • Salut,


    diese Aufnahme ist ganz wunderbar, da kann man schonmal eine solch umfassende Werkbeschreibung ignorieren:


    'Die Zauberflöte' wurde 1791, nur drei Monate vor Mozarts Tod, vollendet und uraufgeführt. Das Libretto stammt von seinem Freund Emanuel Schikaneder, einem Schauspieler-Sänger, der derselben Freimaurerloge angehörte, und spielt in Ägypten, dem Land, auf das die Ursprünge der Freimaurerei zurückgehen. Über die Symbolik des Werkes wurde viel spekuliert, aber weder der Komponist noch der Librettist schrieben irgendetwas, auf das sich eine stichhaltige Analyse aufbauen ließe.


    [Gerd Uekermann]


    Es folgt noch eine - dementgegen recht ausführliche [!] - Synopsis mit integrierter Tracknummerierung, dafür kein Libretto. Naja, wer braucht das schon. Alles dreisprachig: D, E, F.


    Genau genommen, wurde die Zauberflöte ziemlich exakt zwei Monate und 7 bzw. 5 Tage vor Mozarts Tod [05.12.1791] vollendet [28.09.1791] und uraufgeführt [30.09.1791], daran ändert auch nichts, dass 12 ./. 9 = 3 ist.


    Schikandeders Zugehörigkeit zur Loge "Zur [neu]gekrönten Hoffnung" ist nach meinem Wissenstand nicht erwiesen, vielleicht bin ich nicht auf dem neuesten Stand.


    Das Libretto der Zauberflöte enthält ausnahmsweise keine Angaben über Ort und Zeit. Dass die Zauberflöte in Ägypten spielt, ist mir neu. Trotz der Pyramiden käme eher die Märchenwelt "Arkadien" in Frage, die Schikaneder ansonsten in seinen Dschinnistan-Libretti verwendet. 'Thamos' hingegen, welcher König von Ägypten ist, spielt auch dort.


    Auch die Herkunft der Freimaurerei als aus Ägypten stammend halte ich für etwas seltsam: In der Freimaurerei gab und gibt es immer wieder ernsthafte Versuche, eine Verbindung zu den alten Mysterienkulten der Antike herzustellen und ihr daraus ableitend einen mystischen Grundzug zuzuschreiben bzw. sie schlechtweg sogar als Mysterienkult einzustufen. [Horst Kischke: Die Freimaurer - Fiktion, Realität und Perspektiven]. Das Freimaurertum lässt sich maximal bis zu den Dombauhütten zurückverfolgen.


    Dem letzten Satz jedoch, wo Uekermann auf die Symbolik anspricht, kann ich nur voll zustimmen.


    Liebe Grüße
    Ulli


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    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Würde das nicht besser zum Zauberflötenthread passen?


    Zitat

    Original von Ulli


    'Die Zauberflöte' wurde 1791, nur drei Monate vor Mozarts Tod, vollendet und uraufgeführt. Das Libretto stammt von seinem Freund Emanuel Schikaneder, einem Schauspieler-Sänger, der derselben Freimaurerloge angehörte, und spielt in Ägypten, dem Land, auf das die Ursprünge der Freimaurerei zurückgehen. Über die Symbolik des Werkes wurde viel spekuliert, aber weder der Komponist noch der Librettist schrieben irgendetwas, auf das sich eine stichhaltige Analyse aufbauen ließe.


    [Gerd Uekermann]


    Naja, egal ob echte Geheimsymbolik oder eher humorvolle Anspielung: wenn man zur Symbolik den Code gleich mitleifert, ist der Witz ziemlich dahin, oder?


    Zitat


    Das Libretto der Zauberflöte enthält ausnahmsweise keine Angaben über Ort und Zeit. Dass die Zauberflöte in Ägypten spielt, ist mir neu. Trotz der Pyramiden käme eher die Märchenwelt "Arkadien" in Frage, die Schikaneder ansonsten in seinen Dschinnistan-Libretti verwendet. 'Thamos' hingegen, welcher König von Ägypten ist, spielt auch dort.


    Arkadien (eigtl. eine Landschaft in Griechenland)und Dschinnistan (eigtl. "Geisterreich") sind ja Phantasieländer, da kann man alles mögliche vermischen. Die ägyptischen Züge in der Zauberflöte sind zwar kaum zu verleugnen, außer dem Dekor u.a. auch die Götter Isis und Osiris. Ägypten war sehr in Mode, vgl. wenig später Napoleon usw. Aber es ist letzlich ein "Fantasy"-Mischmasch: Tamino soll ein "japonisches Jagdgewand" tragen (wird sich ja auf der Jagd kaum von Japan zum Nil verirrt haben :D)


    Zitat


    Auch die Herkunft der Freimaurerei als aus Ägypten stammend halte ich für etwas seltsam: In der Freimaurerei gab und gibt es immer wieder ernsthafte Versuche, eine Verbindung zu den alten Mysterienkulten der Antike herzustellen und ihr daraus ableitend einen mystischen Grundzug zuzuschreiben bzw. sie schlechtweg sogar als Mysterienkult einzustufen. [Horst Kischke: Die Freimaurer - Fiktion, Realität und Perspektiven]. Das Freimaurertum lässt sich maximal bis zu den Dombauhütten zurückverfolgen.


    Gewiß, die echte Freimauererei ging nicht auf die Antike zurück. Aber der selbst (oder von Veschwörungstheoretikern) geschaffene Mythos reicht wohl tatsächlich bis zu den Mysterienkulte der Antike, d.h. man meinte irgendwie sich dort wiederzufinden. In der Spätantike war Ägypten ein Zentrum der Mysterienkulte (Hermes Trismegistos wurde mit einem der ägyptischen Götter identifiziert) Nicht schwierig, da man kaum etwas über diese Kulte wußte und auch die Hieroglyphen erst ca. 1820 entziffert wurden. Vorher glaubte man in Europa auch, die Ägypter hätten eine monotheistische "Urreligion" gehabt.
    Der Name Sarastro leitet sich von dem persischen Religionsstifter Zoroaster (=Zarathustra) ab. Da ist wirklich alles dabei, fehlen nur noch die Jedi-Ritter :D


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Salut,


    hätte Uekermann das ansatzweise so notiert, wie Du, dann wärs ja in Ordnung gewesen und nicht in diesem Thread gelandet.


    :angel:


    LG
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Ja, nun wird es langsam wirklich schade, dass ich es nicht im Zauberflötenthread gepostet habe. Hier sind die Qualitäten der Moderation gefragt.


    Zitat

    Der Name Sarastro leitet sich von dem persischen Religionsstifter Zoroaster (=Zarathustra) ab,


    was sich nicht beweisen lässt. Dennoch ist die Parallele beeindruckend, aber sowas soll vorkommen. Schikaneder hat den Zauberflötenstoff aus Wielands "Dschinnistan", Band III, erschienen 1789, entnommen. Ebenso die Soffe zu "Der Stein der Weisen oder: Die Zauberinsel", "Der Spiegel von Arkadien" und "Der wohltätige Derwisch", sicher noch andere. Der Zauberflöte voraus ging der "Stein" und der "Derwisch". In ersterem Libretto ergeben sich, gefolgt vom "Spiegel" und dem "Derwisch" die meisten Parallelen. Im "Stein der Weisen" beispielsweise fungiert ein Astromonte [Entnommen aus Wielands Erzählung "Nadir und Nadine"], in seiner Funktion bzw. seinem Auftreten Sarastro ziemlich ähnlich: Astromonte ist ebenfalls Oberpriester und zugleich [guter] Herrscher von Arkadien, welcher als solcher von der Opposition schlecht gemacht wird, analog dem Treiben der Königing der Nacht. In nahezu allen "Wielandschen" Märchen kommen Elemente aus der griechischen Mythologie und aus der Ägyptologie vor: Wenn ich in meinem Schlafzimmer eine japanische Wand aufgestellt habe, wohne ich noch lange nicht in Japan. Ich vermute eher, dass "Sarastro" sich aus "Astromonte" entwickelt hat, wie auch Pamina aus Nadine ['Paminen' vs. 'Nadinen'].


    Ebenso halte ich es für einen Irrglauben, dass sich "Tamino" aus "Thamos" [König von Ägypten, Schauspielmusik KV 345] entwickelt hat. Schikaneder wird ihn [als Werk] vielleicht nicht einmal gekannt haben. Doch auch hier sind die ideellen Werte verdammt ähnlich. Möglich wäre, dass hier Mozart sich des Geblerschen Werkes erinnerte und in die Entwicklung des Librettos eingriff. Beweisen lääst sich das bis jetzt nicht.


    Abschliessend: Es ist ein Irrglaube, dass das Freimaurertum ein "Geheimbündnis" ist [man lese hierzu im "Mozart und die Freimaurer"-Thread].


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • @ cliowa


    Hallo, :hello:
    das ist wirklich hart als ich dein Booklet las habe ich mich gekugelt vor lachen. :D
    Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, dass dieser Text ein Mensch verfasst hat :D. Dieser Text ist schon wieder Kunst auf seine ganz individuelle Art und Weise. Ich würde den auswendig lernen und den vor der Freundin vortragen, die würde Augen machen :D


    Zum Thema:
    Mich regt es immer auf, wenn im Booklet immer so allgemeine Sachen stehn, es soll schon was zur Musik auf DIESER speziellen CD drin stehen. Jedesmal wenn ich mir was von Dvorak kaufe steht im Booklet drin, dass er ein Stipendium von Brahms bekommen hat und dieser Simrockverlegermist.
    Das war ja anfangs sehr interessant aber irgendwann nervt es auch mal :D

  • [...] Wie schon die vierte, wahrt auch die fünfte Sinfonie eine für Dittersdorf typische Standardbesetzng: zwei Oboen, zwei Hörner und Streicher - wobei hier die zwei Oboen durch zwei Flöten ersetzt werden und überdies zwei Fagotte hinzutreten.


    ?(

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Vermutlich nicht mißlungen, aber das Booklet der Haydn-Trios bei "Brilliant" ist komplett und ausschließlich auf Niederländisch ?(
    Mich hätte schon einiges interessiert, u.a. weil auch eine Handvoll Werke zweifelhafter Autorschaft eingespielt wurden (ein paar ander dubiose jedoch nicht) Naja, mit etwas Mühe dürfte cih das Wichtigste rauskriegen...


    JR

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  • Hallo Johannes,


    Kannst Du einscannen und mir mailen?


    LG, Paul


    PS Übrigens habe ich gerade bei Brilliant, bei den Schottischen Lieder von Haydn, eine sehr deutliche, ausgebreite Erklärung in das "Booklet" gefunden. Sehr viel wichtige Auskünfte. Englisch und Deutsch.

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  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Vermutlich nicht mißlungen, aber das Booklet der Haydn-Trios bei "Brilliant" ist komplett und ausschließlich auf Niederländisch ?(


    Hallo, Johannes!


    Das ist ja interessant. Bei mir ist das Booklet der kürzlich gekauften Brilliant-Ausgabe sämtlicher Orchesterwerke von Richard Strauss mit Kempe nur auf Niederländisch verfasst.


    Die von Dir genannten Haydn-Trios habe ich mit englischem Booklet.


    Ich nehme jetzt mal nicht an, dass die hochgelobte Strauss-Aufnahme generell nur ein solches Booklet hat, oder tatsächlich? Sollte ich umtauschen? Andererseits hat man die Informationen sicher auch anderweitig.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    Bei mir ist das Booklet der kürzlich gekauften Brilliant-Ausgabe sämtlicher Orchesterwerke von Richard Strauss mit Kempe nur auf Niederländisch verfasst.
    Sollte ich umtauschen?


    ...leider ist das wohl so. Umtauschen dürfte ziemlich nutzlos sein.


    Ich bin auch erschrocken, als ich das Strauss-Booklet zum ersten mal gesehen habe. Auf Anfrage war jpc sehr rührig und hilfsbereit, hat jedoch mitgeteilt, dass Brilliant hier tatsächlich überall nur ein Heftchen in niederländischer Sprache liefert. ?( Schade!


    Der Qualität der Aufnahmen tut es jedoch keinen Abbruch. :jubel:


    MFG


    JH.

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Vermutlich nicht mißlungen, aber das Booklet der Haydn-Trios bei "Brilliant" ist komplett und ausschließlich auf Niederländisch ?(


    Da wurde wohl nachgebessert - ich habe die Trios vor kurzem gekauft, und das Booklet ist in Englisch, genauso wie das Booklet der Haydn-Klaviersonaten bei Brilliant.


    Die Qualität der Booklets ist bei diesem Label sehr unterschiedlich. Manchmal gibt es nur ein mageres Faltblatt mit den nötigsten Informationen (z. B. Klavierquintette von Boccherini), manchmal aber auch richtig dicke "Wälzer" mit Aufsätzen namhafter Musikwissenschaftler, tabellarischen Übersichten, ausführlichen Erläuterungen zu den einzelnen Werken, Beschreibung der verwendeten Instrumente und Hinweise der Künstler zum Interpretationsansatz (z. B. Gesamteinspielung der Klavierwerke Mozarts mit historischen Instrumenten). Deutsch ist eher selten, Standardsprache ist Englisch (was bei einem einsprachigen Booklet Sinn macht), Niederländisch hatte ich bisher noch nicht. :D


    :hello: Andreas

  • Ein Zitat von mir und Matthias aus dem Paisiello-thread:



    Noch mehr Proben gefällig?


    ...müssen wir uns Francesco Nicolosi zuwenden, der als einer der größten lebenden Pianisten gilt. Sein Sachverstand erstreckt sich über das gesamte Repertoire [...] und man braucht ihm nur beim Spiel der Opernparaphrasen eines Sigismund Thalberg zuzuhören, um zu erkennen, dass seine leuchtenden Klangfarben und die Fähigkeit des gesanglichen Legatospiels heute konkurrenzlos sind.


    Und ich habe tatsächlich noch nie vorher von ihm gehört! Als Thalberg-Interpret scheint er ja unübertroffen zu sein! :D


    Im ersten [Konzert] [...] verwendet Nicolosi eine beherrschte Armtechnik, die dem Klavier den kristallinen Klang eines Cembalos entlockt.


    Ich dachte, Cembali klingen altmodisch und trocken. :D


    Während das Pathos des 18. Jahrhunderts verschwindet, läßt sich die Feierlichkeit des schreitenden, ornamentierten Es-dur nur mit dem jungen Beethoven vergleichen. Das Geheimnis von Paisiellos göttlicher Inspiration dieses Themas war wohl nur dem heiligen Januarius, dem Schutzpatron Neapels bekannt.
    Paisiello als Prophet Beethovens - wer hätte das gedacht?


    :faint: - sorry, aber der Booklet-Autor hat da einen totalen Käse fabriziert, sowas gehört eingestampft! :boese2:


    Auf der CD-Rückseite bei der Naxos-üblichen Kurzbeschreibung steht zu Paisiello:


    style and idiom that foreshadow Haydn


    Man vergleiche dazu mal Paisiellos Lebensdaten (1741-1816) mit denen Haydns. :baeh01:


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Da hatte Naxos also einmal einen ganz unfähigen Praktikanten erwischt, der sich eloquent ausdrücken wollte... :rolleyes:

    Viva la libertà!

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  • Ich hoffe so einen Thread gibt es noch nicht?


    Jeder kennt es: Eine neue CD kommt ins Haus, und während man dieser im Sessel sitzend einer erste Hörprobe unterzieht, blättert man ein wenig im Booklet. Die meisten Booklets sind durchaus informativ und bieten neben ein Werkeinführung auch wissenswertes über Künstler und weitere vom Label erschinenen CDs.


    Manche Booklets aber lassen den geneigten Leser eher so zurück: :motz: Da wird lustlos über das Werk und Künstler geschrieben, wichtige Informationen völlig vorenthalten, Titellisten fehlen, Biographien und Werkeinführung mit Schriiftgröße 3 auf anderthalb Bookletseiten gequetscht oder mit 10 Seiten Werbung erschlagen. Manchmal steht gar schlichtweg falsches darin.


    Die einfallslosesten, unkreativsten, unverschämtesten, fehlerhaftesten oder Falschinformationsbehaftetsten, aber auch skurilsten Passagen aus CD-Booklets sollen (in Anlehnung an den Thread Die skurrilsten, merkwürdigsten CD-Cover) in diesem Thread ihren Platz finden.




    Zum Einstand möchte ich das Booklet dieser CD erwähnen, bei dessen Studium ich fast in die CD-Hülle gebissen habe:



    Neben dem Chor Accentus wirkt auch, mit einem wesentlichen Anteil, die Pianistin Brigitte Engerer mit. Zu Ihr heißt es wie folgt:


    Zitat

    Original vom Booklet
    Nach ihrem Studium am Konservatorium Tschaikowsky in Moskau mit dem berühmten Pianisten Neuhaus war Brigitte Engerer Preisträgerin der internationalen Wettbewerbe Marguerite Long, Tschaikowsky und Königin Elisabeth. 1980 lud sie Herbert von Karajan, nachdem er sie hatte spielen hören, zu einem Konzert mit den Berliner Philharmonikern ein. Dies war die große Wende in ihrer Karriere. Daniel Barenboim lud sie in der Folge ein, mit dem Orchestre de Paris zu spielen, Zubin Mehta mit dem New York Philharmonie Orchestra.


    Soweit, so informativ. Nun aber kommts..


    Zitat

    Seither tritt sie inderganzen Welt mit den renommiertesten Orchestern auf. Orchestre de Paris, Berliner Philharmoniker, New York Philharmonie, London Royal Philharmonie Orchestra, Los Angeles Philharmonie, Chicago Symphony Orchestra, Baltimore Symphony Orchestra, London Symphony Orchestra, Wiener Symphoniker, Sinfonieorchester Montreal, Sinfonieorchester Toronto, Detroit Symphony Orchestra, Philharmonisches Orchester Sankt Petersburg, Philharmonisches Orchester München, Minnesota Philharmonie Orchestra, Tokyo NHK Symphony, Orchestre national de Belgique, Orchestre de la radio-tele Luxembourc, Orchestre national de France, ...


    :faint: Was möchte der Schreiber dieses Textes sagen? Soll der Leser vor lauter Orchester erschlagen werden und vor Ehrerbietung im Staub kriechen? Ganz ehrlich, ich bin schon nach dem 3. Orchester aus dem Orches..äh..Text ausgestiegen..


    Zitat

    ... unter der Leitung von Dirigenten wie Barenboim, Mehta, Kondrashin, Neumann, Bender, Krivine, Rostropowitsch, Casadesus, Bertini, Chailly, Rowicki, Leitner, Foster, Lopez Cobos, Lombard, Commissiona, Fedosselev Simonov, Plasson, Judd, Salonen, Kitaenko. Järvi, Temirkanov, Herbig, Sado, Zollman ...


    Wer soll sich all diese Namen durchlesen? Wer will das überhaupt? Soll der Leser eingeschläfert werden? Dirigenten statt Schäfchen zählen ?(
    Übrigens: Ich glaube der Dirigent vom Kindergartenchor ist NICHT mit aufgelistet..Skandal!


    Zitat

    Ihre bevorzugten Kammermusikpartner sind 0. Charlier, D. Geringas, D. Sitkovetsky, B Berezovsky..


    :motz: Spätestens hier, mitten in der Aufzählung der bevorzugten Kammermusikpartner (und es folgen noch einige Namen und Ensembles) gellt ein lautes "Neeeeeeiiiiiiiin durch die heimatliche Wohnstube, und der Leser wirft das Heft soweit von sich wie er nur kann (alternativ ins sesselnahe Kaminfeuer).




    Lieber Booklet-Schreiber,


    für den nächsten Text schlage ich wenigstens folgende Formatierung vor:



    ..to be continued..


    Liebe Grüße, der Thomas. :motz:

  • :hahahaha: Leider sehr wahr.


    Gute Alternative hierzu Booklets mit keinerlei Angaben über Komponist und Interpreten, aber fünf Seiten folgenden Geblüts:


    Der erste Satz geht von einem tonal unbestimmbaren cis der Kontrabässe aus, welches von Krummhorn und Flöte aufgenommen wird, um dann mit Einsatz der phrygisch gestimmten Pauken einem harmonischen Kontext zugeführt zu werden, wobei bereits auf Schlag zwei im dritten Takt die fünffach geteilte Violengruppe für verstörende Irritation sorgt, indem sie den eben gefundenen konsonanten Klang durch eine schmerzliche Dissonanz (gis-his-fisis-a-h) zu zernichten droht, zumal erst auf die Zählzeiten vier und fünf eine tröstliche B-Dur-Triolenbewegung im Kontrafagott jene rhythmische wie tonale Ruhe in die Exposition zu verbringen vermag, welche im folgenden Takt durch geschickte Rückung der Blechrohre (punktierte Viertelnoten) nach H-Dur charakteristisch für die kommende Durchführung sein soll, die dann in ihrerm packenden Zugriff durch fallende Quarten, steigende Sexten und inmitten stehen bleibende kleine Terzen, nicht wissend wohin, das einleitende Kontrabass-cis als vorherbestimmtes, quasi onomatopoetisches Element gemeinsam mit dem Triolenmotiv der tiefen, mit Metallteilen versehenen Holzläser erst rückblickend als solche charakterisierbar ist, im weiteren Verlauf sich in stetem Beharren auf der Thematik des neapolitanischen Sextakkordes doch der tradierten Harmonielehre verpflichtet fühlend, so zur Grundtonart es-moll findend, sie gleichsam assimilierend, sich auf sie einpendelnd, wobei auch, welch Zahlensymbolik, das strahlende Einflechten der Picardischen Terz auf jedem siebenten Schlag nicht über die tief depressive Attitüde des Satzes hinwegzutäuschen vermag.



    Grüße,



    audiamus

  • Zitat

    Original von cliowa
    Keiner weis, von was der Autor (Loise Barbey-Caussé, Psychoanalyst, worauf sehr wert gelegt wird) hinaus will, wenn er von einer "primären Empfänglichkeit" schreibt, wenn "problematischen Widerspruch des menschlichen Wesens" spricht und dann nichts bringt, was diese hohle Aussage rechtfertigen würde.


    Was soll zum Besispiel der ganze Schrott über "In der zeitlichen Abfolge unserer Entwicklung steht vor der Kognition die Erfahrung von Vibration... der klangliche Raum ist der Ursprung des psychischen Raums...". Ich muss zugeben, ich habe wirklich selten bzw. nie einen solch doofen Schrott gelesen.


    Hat jemand verstanden wieso da von einem "verlorenen Paradies" die Rede ist? Was soll das mit dem "Einen", dem "Doppel" und der "unerträglichen Trennung"?


    :hahahaha:


    ich hab den text jetzt nur kürz überflogen, aber ich befürchte zu wissen, worauf der gute mann hinauswill. vor der kognition, also bevor du informationen verarbeitest, über schubert nachdenkst usw, erlebst du im mutterleib die erfahrung der vibration und durchlebst das angebliche "oppositional paradox" einerseits im positiven sinne sehr empfänglich und gleichzeitig im negativen sinne sehr verletzlich zu sein.
    nach der geburt verliert sich diese gleichzeitigkeit, auch diese "dyade" (zweiheit) von mutter-kind UND JETZT!
    Maria João Pires and Ricardo Castro enfolded together as in a dyad
    :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    wenn ich vielleicht auf einen anderes buch hinweisen darf:

    http://www.amazon.de/wohltempe…=1&colid=#customerReviews


    das hat zwar auch zahlreiche schwächen, aber vorallem der neurobiologische teil bietet doch einen guten überblick.



    ps: ich habe mal nach dem namen dieses kerls gegooglet, weil ich mich gewundert habe, wer denn heute noch so eine vulgär-freudianische kloake aus allerlei clichees hinunterpinseln kann, ohne sofort einen infarkt zu bekommen. (fehlte nur noch, dass er davon spräche, wir würden durch ein duett den kontakt von vater sonne und mutter erde wieder erlangen können) :hahahaha:


    wie auch immer: das hier habe ich gefunden:


    I thought Hélène Grimaud's liner notes for her Chopin-Rachmaninov CD were pretty bad, but Maria João Pires's new CD with fellow pianist Ricardo Castro (Schubert, works for four hands plus sonatas D664, A major, and D784, A minor) takes the cake. The double disc, titled Résonance de l'Originaire, contains the most pretentious, abstruse, impenetrable notes you will ever have encountered. Even the re-retranslation of my Japan-bought electric shaver's instructions seem to make more sense in comparison. ("Extra-zip mini-pulley through lever with, then ready for happy sun-shine...")
    (...)
    http://ionarts.blogspot.com/2005/03/schubert-for-two.html

    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!

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  • Lieber Wolfgang,


    ich habe nur ein büschen extrapoliert, was mich an Booklets oft abschreckt:
    Langatmige Werkanalysen, für den Laien zu hoch und uninteressant, für den Musiker oder Wissenschaftler trivial.
    Ich frage mich, welche Zielgruppe solche Schreiberlinge, außer sich selbst, ansprechen wollen.
    Ich hätte auch PDQ nennen können, aber jetzt schau ich doch gleich mal in den OJ-Thread.


    Gruß,



    audiamus


    .

  • Zitat

    Original von audiamusLangatmige Werkanalysen, für den Laien zu hoch und uninteressant, für den Musiker oder Wissenschaftler trivial.
    Ich frage mich, welche Zielgruppe solche Schreiberlinge, außer sich selbst, ansprechen wollen.


    Ich empfinde solche wie von Dir vorgestellten Werkanalysen immer wie eine Wegbeschreibung. Nach der Lektüre weiß man, wie wann wo welches Thema von welcher Bläsergruppe auf eine bestimmte, geniale, Weise, vorgestellt, wiederholt, aufgegriffen verarbeitet, verfremdet, gespiegelt, oder einfach vergessen wurde. Sicher mag das interessant sein, aber am Ende bleibe ich immer ratlos zurück und habe das Gefühl, nichts wirklich wichtiges über die Musik zu wissen. Denn wie sie klingt und was sie in mir auszulösen vermag, steht dort nicht.


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Ich denke mal hier paßt es am ehesten rein.



    Neulich, beim Stöbern im Saturn, fiel mein, wie ich mir bislang immer noch einbildete, klarer Blick, auf ein paar Exemplare von Bibers 'Missa Salisburgensis'. Universal hat der Mccreesh/Goebel-Einspielung das ursprüngliche Coverbild mit dem Photo des Salzburger Doms (aber ohne den Pappschuber) wiedergeben und das Scheibchen in die midprice-Region gesetzt. Eigentlich kein Grund für Nörgeleien. Ein Blick auf das Cover löst beim Betrachter jedoch die augenblickliche Befürchtung eines dringenden Besuches beim Augenarzt aus.


    So ein unscharfes und miserables Druckbild habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Wenn das Booklet innen auch so scharf ist...


    Hat man bei DG/Universal jetzt einen Deal mit der Optiker-Innung gemacht oder handelt es sich da um eine neue 'Qualitätsoffensive'? Ich verstehe nicht, wie sowas die Endkontrolle passieren kann. Sieht aus, wie mit 'nem billigen Farbdrucker am heimischen PC ausgedruckt. Viellelicht können regelmäßige Besucher des Saturns am Hansaring sich selbst überzeugen und mir zustimmen oder widersprechen. Eventuell wird die Scheibe ja auch andernorts angeboten.



    :hello:

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

  • Zitat

    Original von Ulli
    [...] Wie schon die vierte, wahrt auch die fünfte Sinfonie eine für Dittersdorf typische Standardbesetzng: zwei Oboen, zwei Hörner und Streicher - wobei hier die zwei Oboen durch zwei Flöten ersetzt werden und überdies zwei Fagotte hinzutreten.


    ?(

    :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    Nur noch lachend, Philipp :hello:

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  • Hallo Gentilhombre!


    Zitat

    Original von Gentilhombre
    Neulich, beim Stöbern im Saturn, fiel mein, wie ich mir bislang immer noch einbildete, klarer Blick, auf ein paar Exemplare von Bibers 'Missa Salisburgensis'. Universal hat der Mccreesh/Goebel-Einspielung das ursprüngliche Coverbild mit dem Photo des Salzburger Doms (aber ohne den Pappschuber) wiedergeben und das Scheibchen in die midprice-Region gesetzt. Eigentlich kein Grund für Nörgeleien. Ein Blick auf das Cover löst beim Betrachter jedoch die augenblickliche Befürchtung eines dringenden Besuches beim Augenarzt aus.


    So ein unscharfes und miserables Druckbild habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Wenn das Booklet innen auch so scharf ist...


    Hat man bei DG/Universal jetzt einen Deal mit der Optiker-Innung gemacht oder handelt es sich da um eine neue 'Qualitätsoffensive'? Ich verstehe nicht, wie sowas die Endkontrolle passieren kann. Sieht aus, wie mit 'nem billigen Farbdrucker am heimischen PC ausgedruckt. Viellelicht können regelmäßige Besucher des Saturns am Hansaring sich selbst überzeugen und mir zustimmen oder widersprechen. Eventuell wird die Scheibe ja auch andernorts angeboten.


    Das Coverfoto meiner Missa-Salisburgensis-CD ist ähnlich amateurhaft coloriert. Ich hielt es für einen Fehldruck....
    Anscheinend ist das aber Absicht so. ?(
    Übrigens hatte ich die CD so noch zum Vollpreis erworben - kurz bevor sie runtergesetzt wurde. :motz:


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Ungeistiges Eigentum aus dem Booklet dieser CD:



    Zitat


    Von Joseph Haydn blieb z.B. kein einziges Werk dieser Instrumentalbesetzung erhalten, denn die Trios ans semer Jugendzeit [...] sind eigentlich noch Triosonaten [...], d.h. sie sind ausser des Streichinstrumenten auf für die Mitwirkung Bines akkordischen Füllinstrumentes [,...] berechnet und können demzufolge nicht als streng zu der Gattung Streichtrio gehürend betrachtet werden. [...]


    Und so gehts in einer Tour weiter...


    Zitat


    Sonderbarerweise hinteliess gerade Beethoven, der an Zahlenmüssigkeit semer Werke bei weitem nicht se, produktiv war [...] nicht weniger als fünf Streichtrios.


    Sonderbarer Weise handelt es sich hier eher um Buchstaben-, denn Zahlenmuss.


    Den darf man nicht vorenthalten - es komponierte nämlich nicht alles Beethoven selbst:


    Zitat


    Das Werk wird, den Gebrüuchen der Serenadenmusik des Rokokos entsprechend, durch Bines feierlichen Marschsatz eingeleitet.


    Über Bine kann ich noch in Erfahrung bringen, daß sie "besonders zarte Stimmung" verursachen kann und "gewaltige Entwicklung" feststellt. Eine wahrlich seltsame Frau in Beethovens Leben...


    Die Dame auf dem Bild ist seltsamer Weise nicht Bine, sondern Louise de Broglie, Comtesse d'Haussonville - wer auch immer das war. ?(


    Vielleicht hilft uns bei der Suche nach Bine diese CD weiter?


    Hier stand dann die nicht ganz unbekannte Biene Maja und das Lied der Biene Maja. Da aber ...



    [Quelle: altes deutsches Volkslied]


    das Lied nicht ein altes deutsches Volkslied ist, sondern ein neues - und der Texter des Liedes, ein Florian Cusano, durchaus noch die Rechte des Liedes wahrnimmt, musste ich leider die witzige Anspielung entfernen. Liebe Grüße Peter


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hi Ulli,
    ich glaube, das Problem besteht nicht so sehr darin, daß jemand hier eine Handschrift nicht hat lesen können, sondern daß da jemand einen Text eingescannt hat.


    Typische Fehler bei Texterkennungen:


    »in« -> »m«
    »E« -> »B«
    »ä« -> »ü« (und umgekehrt, ä, ö, und ü sind scheinbar ohnehin schwer zu unterscheiden)
    »n« -> »u« (und umgekehrt)
    »e« -> »o« (und umgekehrt)
    »b« -> »h« (und umgekehrt)


    usw., usf. ...


    Manchmal hilft es nach solch einem Textscan, das Ergebnis von jemanden lesen zu lassen, der der Zielsprache einigermaßen mächtig ist... :wacky:


    Das Rätsel der zweiten »Bine« (die mit dem Marschtanz) ist damit aber auch nicht erklärt...


    Viele Grüße,
    Medard

  • Zitat

    Original von Blue Killer
    Hier stand dann die nicht ganz unbekannte Biene Maja und das Lied der Biene Maja mit einem Cover. Da aber ...


    Hm. Dürfen Cover jetzt nicht mehr gezeigt werden...?


    ?(

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli


    Hm. Dürfen Cover jetzt nicht mehr gezeigt werden...?


    ?(


    Lieber Ulli,


    im Moment läuft im Copyright-Thread die Diskussion. Das Problem ist, dass Cover auch geschützt sind. Bei jpc und Amazon zu findende Cover, von denen aus man ja mit einem Klick die Seite erreichen kann, sind dank unserer Partnerschaft einstellbar. Aber überall sonst bist Du im rechtsfreien Raum. Weiteres im angegebenen Thread


    Tut mir Leid, dass ich Deine schöne Anspielung löschen musste, aber ...


    Liebe Grüße Peter

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