Aus der neuen Welt - Dvoraks Geniestreich

  • Liebe Elisabeth,


    Daß Dir Francis nicht schmeckt, wußte ich schon (und habe es ja diskret ohne Namensnennung erwähnt). Ich habe mich im Forum ein bißchen umgesehen: Seine Leistungen werden sehr unterschiedlich empfunden. Natürlich darf man seine Neunte nicht unmittelbar nach Szell hören, das bekommt ihm nicht gut. Aber nach wiederholtem Lauschen finde ich, daß Francis zwar nur durchschnittlich beginnt, aber dann gut wird. Ich sage nicht, daß er außerordentlich ist, das beileibe nicht. Aber die etwas dumpfige Tonqualität der Aufnahme hat das Hörerlebnis eher beeinträchtigt. Unsere verschiedene Einschätzung sehe ich nicht als Problem. Vielleicht finden sich andere Forianer, die auch ihre Meinung dazu abgeben können und wollen und mir am Ende einen Ohrenputz verordnen. :hello:


    LG


    Waldi

  • Lieber Waldi,


    ich sehe sachlich ausgetragene Meinungsverschiedenheiten auch nicht als Problem - das finde ich gerade das spannende an Tamino. Und Alun Francis wäre ja nicht der erste Dirigent hier, an dem sich die Meinungen scheiden ;)


    Aber wenn ich selbst nicht mehr präsent habe, dass ich anderenorts im Forum mich schon darüber ausgelassen habe :O



    LG, Elisabeth

  • Hallo Walter,


    ich verstehe nicht wieso man sich bei der Sinfonie Nr.9 mit mittelprächtigen Aufnahmen herumschlagen sollte, die zudem noch klanglich dumpf klingen sollen ???


    :yes: Wir haben doch Bernstein :jubel:, Szell, Fricsay, Dohnanyi, Kondraschin, Kubelik und das in allen diesen Fällen in klanglich höchst ansprechender Weise.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Wolfgang,


    Im Prinzip hast Du recht, aber da man den Francis damals um 1 Euro erschnappen konnte, habe ich natürlich zugegriffen; dasfür war das ein Volltreffer.
    Mein Liebling neben Szell ist übrigens der von Dir nicht aufgezählte Suitner, dessen klare und uneitle Interpretation ohne Übertreibungen und Mätzchen auskommt und mich wirklich klassisch anmutet.


    LG


    Waldi

  • Gurnemanz kündigte an dieser Stelle verschiedene Konzert an, darunter


    Zitat

    Antonín Dvorák: Sinfonie Nr. 7 (9) e-Moll op. 95


    in schubert'scher Schreibweise.


    Was hat es jetzt damit wieder auf sich? Beim Querlesen des Threads stieß ich auch auf keine Antwort. Nichtmal die Reihenfolge der Uraufführungen erklärt dieses [Noch-]Phänomen:


    1. Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 10 [1873, UA 29. März 1874]
    2. Sinfonie Nr. 5 F-Dur op. 76 [1875, UA 25. März 1879]
    3. Sinfonie Nr. 6 D-Dur op. 60 [1880, UA 25. März 1881]
    4. Sinfonie Nr. 7 d-moll op. 70 [1885, UA 22. April 1885]
    5. Sinfonie Nr. 2 B-Dur op. 4 [1865, UA 11. März 1888]
    6. Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88 [1889, UA 2. Februar 1890]
    7. Sinfonie Nr. 4 d-moll op. 13 [1874, UA 6. April 1892]
    8. Sinfonie Nr. 9 e-moll op. 95 [1893; UA 16. Dezember 1893]
    9. Sinfonie Nr. 1 c-moll op. 3 [1865, UA 4. Oktober 1936]


    [Datenquelle: Wikipedia]


    Was also ist der Hintergrund für die offizielle Zählung als Nr. 7 und die Nennung als Nr. 9 in Klammern? Wurde hier wirklich mit Schubert verwechselt?


    ?(


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Ich kenne ja nur die alte Zählweise der Neunten als Fünfte. Dazu hatte ich schonmal in einem anderen Thread etwas geschrieben:



    Zitat

    Original von Zwielicht
    Dvorak selbst hat nur fünf Symphonien publiziert und gezählt: die heutige Nr. 6 als Nr. 1, die heutige Nr. 7 als Nr. 2, die heutige Nr. 5 als Nr. 3, die heutige Nr. 8 als Nr. 4 und die heutige Nr. 9 als Nr. 5. Die heutigen Nrr. 3 und 4 wurden m.W. auch schon zu Dvoraks Lebzeiten publiziert, von ihm aber nicht gezählt. Die heutige Zählung ist eine moderne musikphilologische aus dem 20. Jahrhundert, bezieht alle Symphonien mit ein (also auch die unpublizierte 2. sowie die erst 1923 im Nachlass Dvoraks entdeckte 1.) und richtet sich in ihrer Abfolge strikt nach der Entstehungszeit der Werke.



    Warum jetzt die Neunte aber wahlweise auch als Siebte gezählt wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht gibt's noch eine alternative Zählung, die nur die zu Dvoraks Lebzeiten publizierten Symphonien zählt - dann wäre die Neunte resp. Fünfte wirklich die Siebte :rolleyes:. Vielleicht hat aber auch einfach jemand nur einen jecken Tag gehabt...



    Viele Grüße


    Bernd


  • Ich habe es ungeprüft von der Homepage des Veranstalters kopiert. Vermutlich ein Druckfehler. Sorry, ich hoffe, die Verwirrung hält sich in Grenzen.

  • Zitat

    Original von Gurnemanz
    Ich habe es ungeprüft von der Homepage des Veranstalters kopiert. Vermutlich ein Druckfehler. Sorry, ich hoffe, die Verwirrung hält sich in Grenzen.


    Ich wollte Dir dies nicht vorwerfen - mich hat nur diese vermeintliche [?] Kongruenz zu Schubert geweckt...


    Zitat

    Original von Zwielicht
    dann wäre die Neunte resp. Fünfte wirklich die Siebte :rolleyes:


    Ne, is kla. :hahahaha:


    Danke jedenfalls,


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Ulli


    Ich wollte Dir dies nicht vorwerfen - mich hat nur diese vermeintliche [?] Kongruenz zu Schubert geweckt...


    Ulli


    Ich kenne eine Schallplatte, wo auch die "7" Verwendung findet. Irgendwas wird das also auf sich haben.



    Spradow.


  • Inzwischen habe ich vom Konzertveranstalter in Wiesloch die Auskunft bekommen, daß es sich bei der Angabe "Sinfonie Nr. 7 (9) e-Moll op. 95" tatsächlich um einen Schreibfehler handelt; er wußte auch nur wie Ihr, daß es die Alternativen "9" und "5" gibt (so wie es Zwielicht oben ausgeführt hat). Der Fehler soll in der nächsten Auflage korrigiert werden.


    Allen Dvorák-Freunden eine sonnige neue Welt am Sonntag!

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  • Hallo Ulli,
    Meine Lieben,


    Hibüs Urteil über Karajan: "Action", kann ich voll unterstützen. Sehr eindrucksvolle Action, keine Zweifel, aber es klingt quasi nach genialer Pubertät. Ich höre das mit Genuß, muß mir aber als Ausgleich dann Klassischeres gönnen.
    Immerhin bietet die 9. eine immense interpretatorische Spannweite, meiner Ansicht nach mehr als viele andere Symphonien (von Dvoràk kenne ich noch nicht alle, aber bis jetzt lädt nach meinem Dafürhalten keine zu solchen Extremen ein).


    LG


    Waldi

  • Meine Lieben,


    Soeben habe ich die gestern entstandene Aufnahme unter Paavo Järvi gehört und bin ganz hingerissen.


    Sie ist sowohl einzeln als auch in einer Gesamtaufnahme von Dvoráks Symphonien (die anderen Symphonien sind da Einspielungen von Zdenek Kosler und Yehudi Menuhin),von RCA bzw. Centurion und Brilliant stammend, erhältlich:



    Was mich unter anderem fasziniert hat: Das teilweise sehr langsame Tempo bei meisterhaft vermittelter Stimmung. Ich habe gleich mit zwei anderen Lieblingseinspielungen von mir verglichen. Das Largo bei Karel Ancerl dauert 10.27, bei Otmar Suitner 11.23, bei Järvi aber 15.21. Dabei hängt er nie durch, sondern hält die verträumte Spannung (klingt paradox, ist aber so) so durch, daß man es sich im Moment gar nicht anders vorstellen will. Im dritten Satz ist Järvi interessanterweise schon nach 7.33 fertig, Ancerl braucht eine Sekunde länger, Suitner 7.49. Im vierten Satz sind beide wieder deutlich schneller als Järvi, dem dafür die Aufnahme mit Henry Adolph (wer immer das ist) und der Slawischen Philharmonie exakt entspricht: Beide enden nach 11.13. Adolph ist im Largo Järvi auch näher (12.09).


    Wie schon mehrfach bemerkt, gibt es von der Neunten etliche wunderbare Wiedergaben. Paavo Järvi gehört für mich aber sicher in die absolute Spitzengruppe. So sauber und deutlich und doch so viel Seele - mehr amerikanisch als slawisch würde ich sagen, aber darauf kommt es nicht an. Das Ergebnis hört sich jedenfalls himmlisch an.


    LG


    Waldi

  • Der Titel beinhaltet übrigens ein Wortspiel:
    "Nového svta" (neue Welt) nannte man schon zu Dvoraks Zeiten ein Viertel in Prag, und Dvorak meinte einmal, jeder, der ihn kenne, wisse, was damit gemeint sei ...
    Die Kertesz-Aufnahme ist übrigens auch noch sehr gut.

  • Ich habe drei Aufnahmen im Gestell: die von Fricsay und dem Berliner PO und Berliner RSO und jene mit Kubelik und dem Berliner PO. Ich mag sie beide. Mein Herz schlägt für Fricsay. Mein analytischer Verstand für die mit Akribie herausgearbeiteten Einzelheiten in der Aufnahme von Kubelik. Die Aufnahmetechnik hat ein kleines Wunder geschaffen.



    Diese Aufnahme wurde bisher in diesem Thread nicht genannt: Jene von Dausgaard mit dem Swedish Chamber Orchestra im SACD-Format. Die Musiker spielen leichtfüssiger und durchhörbarer als in anderen Aufnahmen. Das Spezielle ist die klein besetzte Streichergruppe. Die Gewichte werden zugunsten der Holz- sowie der Blechbläser verschoben. Wer den vollen Orchestersound der Hundertschaften anderer Orchester im Ohr hat, muss sich umgewöhnen. Das Majestätische und Erhabene tritt in den Hintergrund, dafür bekommt das Musikantische mehr Drive. Die wunderbare Partitur Dvoraks wird in neuem Licht betrachtet.




    Die SACD mit Adam Fischer werde ich mir auf die Wunschliste setzen.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich habe drei Aufnahmen im Gestell: die von Fricsay und dem Berliner PO und Berliner RSO und jene mit Kubelik und dem Berliner PO. Ich mag sie beide. Mein Herz schlägt für Fricsay. Mein analytischer Verstand für die mit Akribie herausgearbeiteten Einzelheiten in der Aufnahme von Kubelik. Die Aufnahmetechnik hat ein kleines Wunder geschaffen.

    Außer den Genannten habe ich weitere 40 im Gestell. Fricsay und Kubelik gehören absolut in die Spitzengruppe, aber es gibt auch noch eine ganze Reihe anderer Aufnahmen von diesem Geniestreich, die nicht schlechter sind. U.a. Kubelik mit den Wienern und dem SO des Bayerischen Rundfunks, Giulini mit dem Concertgebouw und Szell mit dem Cleveland.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • Dann hast du, lieber Bernward, vielleicht auch diese Aufnahme, vielleicht nicht unbedingt in dieser Box, in deiner Sammlung:


    ,


    hier die CD Nr. 3, mit einer feurigen Ouvertüre zur "Verkauften Braut" am Anfang, dann Dvoraks Neunte in einer mitreißenden Interpretation Karel Ancerls, (AD 10.10. 1958 in Ascona mit seinem tschechischen Orchester), die ich von einem guten Freund geschenkt bekam und die sich ebenso wie Fricsay, Kubelik, Järvi, aber auch Harnoncourt, harmonisch in meine Sammlung einreiht.


    Liebe Grüße


    Willi ?(

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Vielen Dank für den Hinweis Willi. Nach Durchsicht musste ich feststellen, dass sie mir fehlt. Vorhanden: Abbado, Bernstein, Dohnanyi, Eschenbach, Fricsay, Giulini mehrmals, HvK mehrmals, Harnoncourt, Inbal, Keilberth, Kempe, Kerstez, Klemperer, Kondrashin, Kubelik mehrmals, Maazel, Marriner, Muti, Neumann, Ormandy, Ozawa, Previn, Roshdestvensky, Sawallisch, Schmidt-Isserstedt, Solti, Szell, Walter.
    Järvi fehlt mir auch noch, aber nicht mehr lange.


    Welche ist den von diesen drei empfehlenswert?





    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Die drei Hüllen, lieber Bernward, kenne ich alle nicht. Die aus der Gold-Edition ist offenbar von 1961, die von mir beschriebene von 1958. Auf der sicheren Seite bist du, wenn du dir die ganze Box (z.Zt. unter 10€) zulegst, die ist noch günstiger als die Gold-CD alleine.
    Sicherlich ein Who is Who von Dirigenten um die Mitte des 20. Jahrhunderts.
    Auf der anderen Seite dürfte die aus der Gold-Edition auch gut sein. Auf der von mir beschriebenen ist allerdings auch noch eine mitreißende Interpretation der "Bilder einer Ausstellung" von Mussorgsky enthalten.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zwei Doppelpärchen der Neunten hab ich nun erstanden und gegenhören
    können.


    Rafael Kubelik mit den Berliner Philharmonikern
    bzw



    Rafael Kubelik mit dem Symphonieorchester des Bayerischen
    Rundfunks


    Beide Aufnahmen nehmen sich nicht viel, die Tempi sind nahezu identisch.
    Die Berliner Aufnahme ist einen Tick direkter aufgenommen.
    Beide sind hinreißend musiziert, die Münchner Aufnahme wird vielleicht dem
    „böhmischen“ klein bisserl eher gerecht. Die Berliner können halt ihren „Des Großen
    Kurfürsten Reitermarsch“ nicht ganz verleugnen 8)



    Karel Ancerl mit den Tschechischen Philharmonikern (Supraphon)


    Karel Ancerl mit den Tschechischen Philharmonikern (Orfeo – Salzburger Festpiele 1963)


    Die Supraphon-Aufnahme ist hier ganz klar Favorit – vor allem wenns ums Gesamtergebnis geht.
    Sie klingt deutlich besser und ist etwas prägnanter musiziert. Die herrlichen
    Bläser sind auf beiden Aufnahmen trefflich eingefangen. Die Salzburger Aufnahme
    hat vielleicht die einen oder anderen etwas lyrischeren Passagen, aber sie klingtim Vergleich recht
    dumpf, was sie nicht unbedingt Punkte machen lässt. Für die Salzburger Aufnahme spricht die
    Kopplung mit Dvoraks Violinkonzert mit Josef Suk.



    Keiner kann die Tanz- oder Ländlerpassagen im dritten Satz
    so hinreißend musizieren wie Karel Ancerl – zum Niederknien. Wenn man die
    Klangfarben der „alten“ tschechischen Orchesterkultur kennenlernen möchte, dann
    sollte man zur Supraphon-Aufnahme greifen. Für mich die beste „Neue Welt“. Und da
    ich neben den Ancerl- und Kublelik-Doppelpacks noch die Aufnahmen von Neumann,
    Talich und Harnoncourt habe, hat sich mir noch nicht erschlossen, warum ich
    eine Aufnahme aus Cleveland haben muss 8)

  • Hallo allerseits,


    kann jemand von Euch etwas über Previns Aufnahme mit dem LAPO sagen?

    Herzliche Grüße
    Uranus

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  • ... und gleich noch eine Frage hinterher: Kennt jemand die unterscheidlichen Aufnahmen (Chicago SO, Concertgebouw, Philharmonia O.) von Giulini und kann eine Empfehlung abgeben - auch unter Berücksichtigung der Klangqualität?


    Vielen Dank!

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Hallo Uranus,


    bei Giulini ist für mich die Sache ganz klar:



    Wenn Du bekommen kannst (gebraucht ja günstig erhältlich), dann


    (denn die 7. ist ebenfalls hervorragend)


    Ich dachte eigentlich, ich hätte in diesem Thread die Aufnahme schon vorgestellt, aber das war ein Irrtum...


    Deswegen: Was Giulini und das wunderbare Orchester hier abliefern, ist ein "romantischer Traum". Giulini läßt das Werk mit viel Liebe, Warmherzigkeit und Klangschönheit spielen. Insbesondere das berühmt-berüchtigte Largo ist hier so beeindruckend zu hören wie in keiner anderen mir bekannten Aufnahme. Der Satz klingt nicht sentimental oder gar schwülstig, sondern fast "erdentrückt-schwebend". Besonders das Englischhorn spielt ergreifend schön.


    Alleine wegen des Satzes lohnt sich der Kauf.
    Die Tempi sind -"spätgiulini-like"- sehr gemessen, aber nicht verschleppt, der Klang ist vorzüglich.


    Die ca. 30 Jahre früher aufgenommenen Einspielungen mit dem Philharmonia Orchestra sind ebenfalls sehr, sehr gut, ibs. tempomäßig etwas spritziger, aber auch unter klanglichen Gesichtspunkten führt an obiger Aufnahme für mich kein Weg vorbei.


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Lieber Norbert,


    got it!!! Habe mir gerade die Aufnahme der 7. und 9. mit dem Concertgebouw Orchestra bestellt. Danke für die anregende Empfehlung!

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Lieber Uranus,


    gerne geschehen :yes: . Du kannst ja dann kurz berichten, ob Du meine Begeisterung teilst...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,


    habe selbstverständlich 7,8,9 mit dem holländischen Orchester. Lohnen sich die EMI-Aufnahmen wirklich, oder reichen die mit den Holländern? 44 verschiedene Aufnahmen stehen im Regal.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • Hallo Bernward,


    die EMI-Aufnahmen lohnen sich immer, wie so vieles bei Giulini ;) .


    Ich habe die 7. oder 8. (wahrscheinlich wohl die 8.) als sensationell gut in Erinnerung, die anderen beiden als sehr gut.


    Wenn ich mit meinen Neuerwerbungen durch bin, höre ich mir die drei Aufnahmen nochmals an. Dann weiß ich wieder genaueres...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler



  • Kennengelernt habe ich die 9. Symphonie von Dvořák ziemlich früh durch eine CD meiner Mutter. Es handelte sich um eine Aufnahme von Ormandy mit dem Philadelphia Orchestra von 1969. Anlässlich dieses Threads habe ich die Einspielung gerade wieder seit sehr langem wieder eingelegt. Kann sich wirklich hören lassen! Der Klang ist eher schlank. Das Orchesterspiel perfekt, wie man es von Ormandy gewohnt ist.


    I. 9:16
    II. 13:17
    III. 8:36
    IV. 12:29



    Seit langem habe ich auch die berühmte Aufnahme von Fricsay mit den Berliner Philharmonikern von 1959. Sie zu loben hieße Eulen nach Athen zu tragen. Der Klang ist bassbetonter und irgendwie natürlicher, sehr gut eingefangen. Eine äußerst wuchtige Interpretation, deren postulierten Referenzstatus man gut verstehen kann. Die Blechbläser sind phänomenal, die Pauken mächtig.


    I. 10:04
    II. 13:59
    III. 8:18
    IV. 12:06



    Im Rahmen einer Gesamtaufnahme aller Symphonien entstand die Aufnahme von Suitner mit der Staatskapelle Berlin aus dem Jahre 1978. Wie man den Spielzeiten entnehmen kann, ist er um einiges flotter unterwegs, was aber nie übereilt erscheint. Ebenfalls eine sehr stimmige Aufnahme in gutem Stereo.


    I. 11:46
    II. 11:25
    III. 7:55
    IV. 10:49


    Scheinbar eher einen Geheimtipp stellt die Aufnahme von Horenstein mit dem Royal Philharmonic Orchestra von 1962 dar. Der Klang ist ebenfalls sehr räumlich, wenn auch ein wenig rauschend, insgesamt auch eher schlank und differenziert.


    I. 9:21
    II. 12:11
    III. 7:27
    IV. 11:42





    Eine weitere hochinteressante Angelegenheit, ebenfalls aus England, ist die Aufnahme von Barbirolli mit seinem Hallé Orchestra aus dem Jahre 1959. Unerbitterlicher habe ich die Pauken im Finale noch nie gehört, da stockt einem der Atem. Eine sehr rasante Interpretation.


    I. 8:39
    II. 12:24
    III. 7:43
    IV. 11:07


    Bis dato nur auf DVD erschienen ist ein denkwürdiges Konzert von 1991 unter Celibidache mit den Münchner Philharmonikern. Mit 50 Minuten die vermutlich langsamste Aufnahme neben Bernsteins später (die ich leider noch nicht kenne). Aber was für eine Intensität! Für mich eine der wirklich großen Aufnahmen dieses Dirigenten und eine der besten dieses Werkes. Insgesamt vielleicht sogar meine allerliebste. Wie Celibidache etwa das Tempo in der Coda des Finalsatzes zurücknimmt und den Spannungsbogen dadurch ins Unermessliche steigert — Wahnsinn! Das Spiel der Münchner Philharmoniker ist hier tadellos. Die Blechbläser klingen Weltklasse, die Streicher samtig, die Pauken fetzig.


    I. 11:25
    II. 16:23
    III. 9:02
    IV. 13:06

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich habe viele Neunten unter denen sich auch die allseits hochgelobte 9 unter Fricsay befindet! Ich würde Giulini, Böhm, Karajan, E.Kleiber, Toscanini, Fricsay usw, alle bei Bernstein in Sachen dvorak 9 in die Lehre schicken!


    Einfach eine Aufnahme zum niederknien! :jubel:


    Als Hibü im Jahre 2007 hier so stürmisch über die Bernstein-Aufnahme (SONY) berichtete, stand für mich als Bernstein-Fan klar fest = :yes: Die muss her !!!
    :!: Ich berichtete über meine Hörerfahrung in Beitrag 43 (mit Abb) ---> :angel:


    Nach Bernstein würde ich dann Szell (SONY), der mich bereits vor Bernstein "weggehauen" hatte, in die Spitzengruppe einsortieren - erst dann die glänzende Aufnahme von Fricsay (DG), die im Vergleich sehr Werkgerecht rüber kommt (auch bei mir in den "Unverzichtbaren Aufnahmen" steht) , aber dennoch letztendlich nicht diese umwerfende Aussagekraft in Richtung "Hammeraufnahme" hat. Bitte richtig verstehen: Nur im Vergleich zu Bernstein und Szell !



    :?: Es würde mich interessieren, welche Höreindrücke zu Bernstein und Szell bei den Taminos vorliegen !?!
    Wenn nicht bekannt, dann gibt es nur eins --- Kaufen und dann dahinschmelzen :D und sich wegblasen lassen ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Guten Abend,


    ich bräuchte bitte eine kleine Unterstützung bzw Aufklärung zu folgenden Aufnahmen.
    Vor einiger Zeit erstand ich diese Compilation,

    Dvoraks Sinfonie no9 aus 1937 mit George Szell und den Tschechischen Philharmonikern (neben dem fabelhaften Cellokonzert). Ich hab die Sinfonie einige Male gehört und irgendwie hab ich noch in Erinnerung, dass ich mich – ohne dass ich mir tiefere Gedanken gemacht hatte - über das für 1937 (wo beide Aufnahmen entstanden sind) recht luxuriöse Klangbild (ganz im Gegensatz zum ‚altersgerecht’ klingenden Cellokonzert) gewundert hatte. Wie gesagt, ich hab mir nichts weiter gedacht …
    Nun hab ich mir auch endlich die legendäre Cleveland-Aufnahme der „Neuen Welt“-Sinfonie

    gegönnt und bin einigermaßen überrascht, dass die sich völlig identisch zur 1937er Aufnahme anhört. Ein Blick auf die (in iTunes) importierten und abgefragen Spielzeiten ergab, dass es Doubletten sind. Die Spielzeiten-Angaben auf den Covers differieren zwar (teils nicht unerheblich), aber der Rest ist identisch. Und, wie gesagt, völlig gleicher Klang und Klangempfinden.
    So, irgendwas stimmt da nicht … Kann es sein, und das wäre meine Frage /Bitte an Euch, dass hier bei der ersten Aufnahme geschummelt wurde? Kann es sein, dass Szell die Sinfonie mit den Tschechischen Philharmonikern gar nicht aufgenommen hat (obwohl das Booklet sich hier ganz klar äußert)? Oder klingen die tatsächlich nahezu identisch? Ich wills nicht glauben und bin ratlos….
    Wie steht es mit dieser Aufnahme?

    Stecken hier die Tschechen drin wie avisiert?


    Danke für Eure Hilfe
    Grüße
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    was Du über die Tschechische Aufnahme berichtest hört sich wirklich misteriös an. Wenn man auf das Cover schaut mit der Aufschrift "3-Dimensional-Sound", dann stellt sich mir die Frage: Wo soll im Jahre 1937 dieser Sound herkommen ? Zu einer Zeit als man von Stereo noch weit entfernt war. Die Aufnahme der 9ten kann also schonmal gar nicht von 1937 sein !
    Warscheinlich ist nur das CC mit diesem historischen Aufnahmendatum sowie mit der Tschechischen PH/Kubeik gespielt und die Sinfonie Nr.9 tatsächlich eine CBS-Übernahme der famosen Szell-Aufnahme mit dem Cleveland Orchestra (CBS) auf dieser seltsamen Avid-CD.


    :thumbup: Ich habe die CBS-Ausgabe gemäss deiner mittleren Abb und diese gute Stereoaufnahme stammt aus dem Aufnahmejahr 1959. Auf der CBS-CD ist allerdings nur P 1960 und das Herstellungsjahr C 1982 angegeben (leider war bei CBS ein genaues Aufnahmedatum nicht immer üblich).


    Die zahlreichen neueren SONY-Ausgaben geben dahingehend genauer Auskunft und sehen so aus:


    ...... als SACD
    SONY, 1959, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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