Klassische Musik in der Belletristik

  • Zitat

    Original von Ulli
    Ein wenig ist es eine Anlehnung an Kafka, den ich ebenfalls sehr schätze - nur nicht gar so tragisch.


    Das spricht mich an. Sei herzlich bedankt, lieber Ulli!

  • Lieber Ulli und lieber Gurnemanz, wenn ich das hier lese, fallen mir alle meine Jugendsünden ein! Ich war vor Jahren auch mal von der Julien Green Suicht befallen und habe ziemlich viele seiner Werke. Welche da wären(die ich besitze, meine ich):


    Leviathan


    Moira


    Träume und Schwindelgefühle


    Meine Städte


    Mont Cinère


    Varuna


    Treibgut


    Von fernen Ländern



    Mich hat damals besonders sein Blick in die Psyche seienr Figuren und deren Abgründe fasziniert.
    Ausserdem sein hervorragender Stil.
    Ihr macht mir Lust, diesen Schriftsteller nochmal hervorzukramen.
    Ich erinnere allerdings nicht, dass er besonderes viel über Musik in seinen Werken geschreiben hat.


    F.Q.

  • Dann lasse ich Green mal zu meiner Jugendsünde werden


    :baeh01:


    Zitat


    Leviathan


    ...wird voraussichtlich mein nächster...


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Lieber Gurnemanz, wenn Du Diabolisches magst, solltest Du mit Leviathan oder Moira anfangen. Es geht hier jeweils um finstere Leidenschaften, die "brave" Männer ins Verderben führen.


    In Leviathan verliebt sich ein Provinzlehrer in eine Dirne und in Moira soll nach einer Wette an einem College, eine begehrte Schönheit einen streng-gläubigen Studenten verführen.


    Diese Beiden gibt es als preiswerte Taschenbücher.




    F.Q.

  • Liebe Fairy Queen,


    das klingt alles sehr verheißungsvoll, auch ohne musikalischen Bezug - vielen Dank für die Tips, Julien Green kommt auf die Liste!


    Bitte Diskussionen über Autoren und Bücher, zumal ohne musikalischen Bezug, im Literaturforum weiterführen!


    JR

  • da fiele mir noch das hier ein:




    Ein Buch, in dem die Musik als etwas sehr Mechanisches dargestellt wird...

    "Ja! Ich weiß woher ich stamme!
    Ungesättigt gleich der Flamme
    glühe und verzehr' ich mich.
    Licht wird alles, was ich fasse,
    Kohle alles, was ich lasse:
    Flamme bin ich sicherlich!"
    (F. Nietzsche)

    Einmal editiert, zuletzt von Cassiopeia ()

  • Da hätte ich auch noch ein paar, weil ich ständig nach so etwas Ausschau halte - vor über zwanzig Jahren hatten meine damalige Lebenspartnerin und ich parallel Hesses Glasperlenspiel gelesen und gefunden, man müsste die Einleitung mal mit der erwähnten Musik vorlesen: Gesagt, getan. Seitdem gibt es mindestens einmal im Jahr hier zuhause eine Lesung für unsere Freunde mit passender Musik von der CD.


    Ein Highlight war:



    Ein Roman um die nicht erfundene, in Wirklichkeit aber wohl etwas anders abgelaufene Begenung von Antonio Vivaldi, Georg Friedrich Händel und Domenico Scarlatti während des Karnevals in Venedig, inclusive einer Jam Session mit den Mädels des Ospedale della Pietá, Wagners Bestattung und einer Besichtigung von Strawinskys Grab. Köstlich!


  • Das zweite Leben des Domenico Scarlatti. Eine Nachstellung
    von Irene Dische


    Nur noch gebraucht erhältlich, aber sehr preiswert. Eine nicht ganz wahrheitsgetreue Geschichte um den angeblichen Neid des Engländers Thomas Roseingrave auf Domenico Scarlattis Talent. Unbedingt dazu zu lesen ist die Erzählung "Domenico Scarlattis Reinkarnation in Reno", die Dische zur gleichen zeit für eine CD von Andreas Staier verfasst hat: Domenico wiedergeboren als exzentrisch übertalentierter Barpianist!


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  • Michael Schulte
    Die Flaschenpost des Herrn Debussy


    Hier reicht es, den Werbetext von Jottpeezee zu zitieren - ich habe Tränen gelacht!


    Zitat

    Was haben ein sprechender Papagei, eine attraktive Pariserin, ein Hotdog-Tycoon aus Dallas, ein Privatdetektiv aus Brooklyn samt seinen wieselflinken Kinderspionen, eine Flötistin aus Nebraska und ein deutscher Musikforscher namens Michel Schultz gemeinsam? Ganz einfach: Michael Schulte schickt sie alle auf eine musikhistorische Schnitzeljagd, die, über zahlreiche Umwege, von Paris nach New York, weiter nach Dallas und schließlich bis auf eine hawaiianische Insel führt. Den Strömungen des Atlantiks folgend, begibt sich das Ensemble exzentrischer Figuren auf die verzweifelte Suche nach jenen alten Rotweinflaschen, die 1905 in Honfleur dem Meer übergeben wurden und ein Schriftstück von eminenter Bedeutung enthalten sollen: die Urversion von Claude Debussys Symphonie »La mer«. Michael Schulte ist ein ausgewiesener Liebhaber klassischer Musik. Er versteht es meisterhaft und höchst vergnüglich, sein Orchester an skurrilen Gestalten zu dirigieren und dabei kleine Fundstücke, wie einen grotesken Tagtraum mit Abraham Lincoln, einfließen zu lassen. Virtuos komponiert, ist die Geschichte reich an Zwischentönen, erzählt von schicksalhaften Begegnungen und der wichtigen Rolle, die der Zufall im Leben spielt. So ganz nebenbei verwebt Schulte auch noch Versatzstücke aus den Lebensgeschichten von Erik Satie, der das Meer hasste, Claude Debussy, der das Meer liebte, und von Suzanne Valadon, der beide verfallen waren. Ein vergnüglicher Abenteuerroman um eine verschollene Partitur und ein Ensemble exzentrischer Figuren

  • Noch ungelesen in meinen Regalen:


    Dieter Kühn, Beethoven und der schwarze Geiger. Frankfurt: Insel 1990
    Ein Roman um die Begenung des erfundenen schwarzen Wundergeigers George Augustus Polgreen Bridgetower mit Beethoven.


    Gert Jonke, Sanftwut oder Der Ohrenmaschinist. Eine Theatersonate. Salzburg: Residenz 1990
    Der ertaubte Beethoven um Anton Schindler sind die hauptfiguren


    Gert Jonke, Der Kopf des Georg Friedrich Händel. Salzburg: Residenz 1988
    Händel in London und die Stücke für öffentliche Anlässe.

  • Zitat

    Original von miguel54
    (...) Ein Roman um die Begenung des erfundenen schwarzen Wundergeigers George Augustus Polgreen Bridgetower mit Beethoven (...)


    MC Bridgetower war der Widmungsträger der Kreutzersonate, für einen erfundenen Charakter sehr viel Ehre :D

  • Zitat

    Original von Blackadder


    MC Bridgetower war der Widmungsträger der Kreutzersonate, für einen erfundenen Charakter sehr viel Ehre :D


    Er war der ursprünglich vorgesehene Widmungsträger und der Geiger der Uraufführung, sie heißt aber schon formal zu Recht "Kreutzer-Sonate", weil Beethoven nach einem Streit mit Bridgetower sie eben stattdessen Kreutzer (der sie nie spielte) gewidmet hat.


    Die in diesem Roman beschriebene Afrikareise von LvB und dem schwarzen Geiger ist allerdings frei erfunden, ebenso vermutlich auch Charakterzüge dieser beiden.


    Kürzlich ist übrigens ein Buch (wohl eine Art episches Gedicht) der amerikanischen Schriftstellerin Rita Dove mit dem (von Beethoven scherzhaft verwendeten) Titel "Sonata Mulattica" erschienen



    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo,


    ich würde gerne noch auf folgendes Buch aufmerksam machen:


    Anna Enquist: Kontrapunkt.



    Das Buch handelt von einer Frau, die ihre Tochter auf tragische Weise verloren hat. Als junge Frau hatte die Mutter die Goldberg-Variationen von Bach am Konservatorium einstudiert. Jetzt nach dem Tod der Tochter erarbeitet sie erneut die Goldberg-Variationen. Mit dem Einstudieren jeder Variation verbinden sich Erinnerungen aus dem gemeinsamen Leben von Mutter und Tochter von der Geburt bis zum Studienabschluss.


    Ein bewegender und sehr musikalischer Roman. Er ist nach den Goldberg-Variationen gegliedert: Aria, 30 Variationen, Aria. Jedes Kapitel enthält neben der Zeitebene, in der sich die übende Mutter jetzt befindet, eine Erinnerungsebene in Bezug auf die Tochter und eine Musikebene mit den Gedanken der Mutter zu den Goldberg-Variationen. Sehr faszinierend! Macht die Lust, die CDs mit den Goldberg-Variationen mal wieder aus dem Schrank zu holen.


    Viele Grüße


    Sinfonie


    :hello:

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  • Hallo,
    hier sind noch zwei Bücher, die in ganz wunderbarer Weise, die Musik - speziell die Klaviermusik - zum Gegenstand haben:


    Ketil Bjornstad: Vindings Spiel



    Ketil Bjornstad: Der Fluß



    "Der Fluß" ist die Fortsetzung von "Vindings Spiel", wobei jeder Roman in sich abgeschlossen ist. Die Romane schildern die Entwicklung des fünzehnjährigen Aksel Vinding, der die Schule abbricht, um sich vollständig dem Klavierspiel widmen zu können und sein - die Konzertpianistenlaufbahn - zu erreichen, nachdem seine Mutter unter tragischen Umständen ertrunken ist, bis zum Debütkonzert des dann neunzehnjährigen am Ende des zweiten Romans "Der Fluß".


    Die Klaviermusik spielt eine herausragende Rolle in den beiden Romanen. Es geht um eine Vielzahl von Klavierwerken, zum Beispiel:


    - Debussy: Clair de lune
    - Ravel: Gaspard de la nuit
    - Ravel: Klavierkonzert, G-Dur
    - Beethoven: Klaviersonaten op. 109, 110
    - Schubert: c-Moll-Sonate
    - Chopin: Balladen
    - Chopin: f-Moll-Fantasie
    - Prokofjew: 7. Sonate
    - Bach: Präludium und Fuge, cis-Moll aus WTK I
    - ...
    - (aber auch um Musik ohne Klavier, wie zum Beispiel die 3. Sinfonie von Mahler).


    Neben der Entwicklung des Jugendlichen zum Konzertpianisten, mit den obligatorischen Wettbewerben, Lehrerwechseln und Versagensängsten geht es in dem Roman auch um Liebe und Tod.


    Zum Lesen (und gleichzeitigem Anhören der vom Romanhelden und den anderen Romanfiguren gespielten und gehörten Werken) wärmstens empfohlen!!!


    Viele Grüße


    Sinfonie


    :hello:

  • Hallo,


    noch ein lesenswertes Buch:


    Hartmut Lange: Das Konzert



    Das Buch stellt ein - auf den ersten Blick etwas skurril anmutendes - Gedankenexperiment dar: Der Pianist Lewanski war von den Nazis erschossen worden. Als Toter soll er ein Konzert in Berlin in der Alten Philharmonie vor seinen - ebenfalls toten - Leidensgenossen geben. Am Tag des Konzerts begibt er sich auf den Weg zum Konzertsaal - bereits bekleidet mit dem Frack. Aber er kommt vom Weg ab und landet in der Neuen Reichskanzlei bei seinen Mördern und spielt Beethoven, Sonate op. 109 ...


    Viele Grüße


    Sinfonie


    :hello:

  • Wenn Belletristik und Musik – dann unbedingt auch Romain Rolland


    Romain Rollands großer Roman „Jean Christoph” (für den er auch seinen Nobel-Preis erhielt) ist die Geschichte eines Komponisten, der in Deutschland, am Rhein geboren wurde und sein Leben in Deutschland, in Frankreich und auch in der Schweiz führte. Der Roman ist für mich eine Huldigung vor der deutschen Musik und dem französischen Lebensgeist. Es ist ein ergreifendes Buch über Leben und Kunst. Allerdings ist es wegen der Länge sowie der Ausführlichkeit und Tiefe der Darstellung vielleicht nicht das Buch, das beim rasenden Tempo des jetzigen Alltags leicht gelesen werden kann. Aber wenn man sich einmal in die Geschichte hineinliest, ist das eine ergreifende Lektüre. Keine postmoderne, wo man immer aufpassen muss, weil man nicht immer weiß, um wen und um welchen Ort/welche Zeit es gerade geht bzw. worauf gerade angespielt wird, und auch keine Geschichte, in der man immer mit Angst weiterblättert, weil man nicht weiß, wann wieder eine Horrorszene folgt. Der Lebensweg des Protagonisten bietet aber eine Reihe von fesselnden Abenteuern und interessanten Begegnungen.


    Romain Rolland hat auch über das Leben und das Werk von berühten Musikern geschrieben. Ich mag sein Buch über Georg Friedrich Händel ganz besonders. Sein Buch über Goethe und Beethoven (mit ähnlichem Titel) habe ich nicht gelesen - vielleicht kennt es jemand? Vielleicht passt das zum Beethoven-Konversationsfaden?


    :hello:

  • Hat jemand schon Tolstois Kreutzersonate erwähnt?


    Ein erschreckend reaktionär konservariver Roman,
    die Kreutzersonate als Ausbund zügelloser Unmoral.
    Sexualität, wenn dann nur in der Ehe und auch dort ist Asexualität das höchste Ideal.
    Der arme Beethoven muss da für solche Ansichten herhalten

  • Zitat

    Original von Signor.abate
    Hat jemand schon Tolstois Kreutzersonate erwähnt?


    Ein erschreckend reaktionär konservariver Roman


    Irre ich mich, oder war es eine Novelle???


    LG, Paul

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  • Übrigens soll demnächst noch ein dritter Roman folgen, der der Geschichte der Entwicklung des jungen Axel Vinding zum Konzertpianisten eine weitere Episode hinzufugt. Die Romane bilden also eine Trilogie. Auf Norwegisch ist der neue Roman bereits unter dem Titel "Damen I Dalen" (Die Frau im Tal) erschienen und soll gerade ins Deutsche übersetzt werden. Ich warte voller Ungeduld auf sein Erscheinen.

  • Kreutzer-Sonate (noch einmal) und das Dämonische der Musik


    Tolstojs Novelle „Die Kreutzer-Sonate” stellt nicht zuletzt die Sehnsucht des alten Schriftstellers nach Harmonie von Körper und Seele und nach der vermissten Naturnähe des Menschen dar, genauso wie das auch im großen Roman Anna Karenina formuliert wird. In der Novelle wird die Institution der bürgerlichen Ehe = der Jahrmarkt der Gefühle recht stark kritisiert. Der Gedanke, dass die Musik den Leidenschaften und überhaupt den Gefühlen eine außergewöhnliche Kraft verleiht, erscheint in mehreren Werken der Zeit. Kierkegaard spricht geradezu vom Dämonischen der Musik (zum Beispiel hier: http://www.textlog.de/kierkegaard-musik-als-medium.html )


    Dass die Leidenschaft zwischen Mann und Frau durch die Musik auflodert, ist ein beliebtes Motiv. In der Novelle „Tristan“ von Thomas Mann spielt die lungenkranke junge Frau Klöterjahn im Musikzimmer des Sanatoriums für den Dichter Detlev Spinell („Tristan“) Klavier (Chopin, Nocturnes, Isoldas Liebestod!), sie wird durch die Musik in den Tod gerissen, während der begabungslose und selbstgefällige Dichter von dem erhabenen Liebestod faselt. Thomas Mann karikiert dabei nicht Wagner, sondern die Dichterlinge, die vor dem Leben Angst haben und „innerlich davonlaufen“. Aber die Wirkung der Musik auf die Gefühle (= auf unser Leben) wird auch hier hervorgehoben.

  • Viel Zeit ist vergangen, aber ich komme doch noch einmal auf Thomas Bernhard zurück. Ich finde nicht nur philosophische Gedanken zur Musik in seinem Werk, ich empfinde seinen Stil selber wie Musik. Die oft bemängelten Wiederholungen in seinem Satzbau erinnern mich immer an Bach. Kleine und kleinste Veränderungen verschieben die Perspektive und ergeben plötzlich ein völlig neues Bild, so dass die Gedanken / musikalischen Ideen weitergetragen werden können und nicht nur eine quasi unendliche Melodie sondern auch ein Zusammenhang ensteht, in dem alles eingebettet ist.


    Ich bin mir gar nicht sicher, ob die Musik im "Tod in Vendig" wirklich die ausschlaggebende Rolle spielt. Für mich ist diese Novelle ein großer Abgesang auf eine 25oojährige europäische Kulturgeschichte, in der Schönheit und Harmonie und das Streben danach wesentliche Bestandtteile der Kulturproduktion aller Bereiche war. Das Aufkommen der Psychoanalyse und ihres wissenschaftlichen Anspruches schuf ein völlig neues Menschenbild, auch wenn es immer Strömungen gegeben hatte (Romantik), in denen die Abgründe des Menschen/im Menschen und sein Handel thematisiert wurden. Genial an diesem Werk ist meiner Meinung nach das Erahnen der Urkatastrophe (WK. I.), die diesem alten Kunstideal, sozusagen dem alten Europa, endgültig den Todesstoss versetzen wird. Musik ist also im "TiV" wichtig, aber nur ein Teil des Gesamtpaketes.


    Zu Literatur und Musik fällt mir dann noch die "Iphigenie" von Goethe ein. Eine Sprache, die für mich in ihrer Reinheit und absoluten Schönheit immer wie Musik in meinen Ohren klang.


    Grüße Gustav


    PS: Wer mit "Doktor Faustus" Schwierigkeiten hat, könnte es ja einmal mit dem von Gerd Westphal gelesenen Hörbuch versuchen.

  • Hallo,


    wurde schon der wunderbare Roman "Der Klang der Zeit" von Richard Powers erwähnt?



    Da geht es um ein afro-jüdisches Brüderpaar, aufgewachsen in den 40er und 50er Jahren in New York. Sie sind ein besonderes Duo aus extrem begabtem Kunstliedsänger und einfühlsamem Klavierbegleiter. Neben den erschreckenden Einsichten in den alltäglichen Rassismus in der damaligen us-amerikanischen Gesellschaft, Einblicke in die theoretische und Quantenphysik führt einen der Roman auch ganz außerordentlich berührend an die Liedkunst heran. Erst seit diesem Roman höre ich aufgeschlossen und mit viel Gewinn diese Musikgattung und bin besonders dankbar für die Entdeckung von John Dowland.

    Grüße


    tukan

  • Ich empfehle sehr den "Opernroman" von Petra Morsbach, die selbst Regisseurin und Dramaturgin war. Sie beschreibt hier den Theaterbetrieb in seiner drastischen Komik, aber auch in seinen unendlichen und unendlich traurigen Tragödien. Ein Blick hinter die Kulissen, dem man sich nicht entziehen kann. Besonders lesenswert die Schilderung der Proben des Nozze di Figaro durch einen RT-Regisseur; an Sarkasmus kaum zu überbieten.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

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  • Wurde tatsächlich Mörikes "Mozart auf der Reise nach Prag" noch nicht erwähnt?


    Lesenswert ist auch Hartmut Langes Novelle "Streichquartett", in der es allerdings nicht um ein bestimmtes Werk geht.


    Unbedingt lesenswert ist außerdem Ingeborg Bachmanns Roman "Malina", der sogar Notenzitate aus Schönbergs "pierrot lunaire" enthält.


    Schön, dass es hier so viele Leseratten unter den Musikliebhabern gibt! :)

  • Ich denke, dass die Lektüretipps und auch der Hinweis auf Bilder, zuletzt die tollen Herbstbilder und die Genreszenen, einen der vielen "Mehrwerte" dieses Forums ausmachen, wobei ich besonders dankbar für die Malerei bin, da ich dort zwar viel kenne, aber weniger davon verstehe. Das war übrigens eine bewusste Entscheidung, um die Musik nicht zu kurz kommen zu lassen.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Etwas komplizierter ist Wolfgang Schlüters "Anmut und Gnade".

    Danke für diesen Hinweis. Von Schlüter habe ich vor vielen Jahren »Eines Fensters Schatten oder Mercurius’ Hochzeit mit der Philologie« gelesen, sonst nichts, aber ich denke, ich werde, wenn ich mit Faulkner fertig bin, auf Schlüter zurückkommen müssen.

  • Eine recht amüsante Erzählung findet sich bei Philip K.Dick:



    In Die Bewahrungsmaschine sorgt sich Doc Labyrinth um die Musik, "Denn er glaubte, daß unter all diesen großen und edlen Dingen die Musik als erstes untergehen und am schnellsten vergessen sein würde.". Also erfindet er eine Maschine, die klassische Musikwerke in Tiere verwandelt, die zur Selbstverteidigung fähig sind. Nun mag sich jeder vorstellen, wie z.B. das Bach-, Schubert- oder Wagner-Tier aussieht, "aber er hatte die Lektion des Gartens Eden vergessen: daß ein Dinge, sobald er erschaffen worden ist, eine eigene Existenz zu führen beginnt". So entwickeln sich die Dinge anders, als erwartet und auch die Rückverwandlung der Tiere in Musik liefert nicht die gewünschten Ergebnisse,

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Wie heißt diese Erzählung auf englisch? Scheint ja ein Twist von Fahrenheit 415 zu sein.


    Bei PK Dick hat es Klassik sogar in die Titel einiger Erzählungen geschafft: "Flow my tears, the policeman said" spielt auf das Dowland-Lied an und "Martian timeslip" heißt auf deutsch etwas idiotisch "Mozart für Marsianer".

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