Stellenwert von Kammermusik heute - Begeisterung und Ablehnung

  • Zitat

    Original von Blackadder
    Bei letzteren kann man doch sicherlich einiges "zuschmieren"...


    was dann zur Folge hat, dass alle über mangelndes Instrumentationsvermögen den Kopf
    :no:

  • Zitat

    Original von Wulf


    Johannes, es klingt auch leicht arrogant. Denn würdest Du über jemanden, der mit Kammermusik, mit den Trios und StrQ Beethovens anfing, nach 30 Jahren aber immer noch nichts mit irgendeiner der Symphonien oder den Ouverturen anfangen kann, das gleiche Verdikt des Steckenbleibens verhängen? Es klingt nämlich leicht so, als ob Du Kammermusik als Gattung höher bewertest als eine Symphonie.....


    Nein. das würde ich mindestens ebenso seltsam finden. Ich bin einem solchen Fall aber noch nie begegnet, ganz anders als dem umgekehrten.
    Natürlich verstehe ich es, wenn jemand hauptsächlich Puccini, Wagner und Strauss hört, dass er wenig mit Kammermusik anfangen kann.
    Aber wenn jemand z.B. Beethoven, Mozart, Schubert oder Brahms zu seinen Lieblingskomponisten zählt und deren Kammermusikwerke (auch nach Jahren, nicht als Anfänger) ignoriert, finde ich das *extrem* eigenartig.


    Es mag sein, dass ich da von mir aus verallgemeinere, aber ich fand es immer sehr naheliegend, wenn einem von einem Komponisten etwas gefallen hat, sich dessen andere Werke anzuhören. Also wenn man die Sinfonien von Beethoven kennt, wird man danach zwar vielleicht auch Sinfonein von Haydn, Schumann oder Brahms anhören, aber eben naheliegenderweise auch Quartette von Beethoven.


    Ich bewerte sie als Gattung nicht höher, aber auch nicht niedriger.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Ich zögere immer bei der Formulierung, da es leicht arrogant klingt, aber für mich ist es irgendwie ein Steckenbleiben im Anfängerstadium, wenn man nach Jahren immer noch den massiven Klang eines großen Orchesters "braucht".


    Der massive Orchesterklang ist schon ein Wert an sich und keine bloße Krücke auf dem Weg zum abstrahierenden aktiveren Kammermusikhören. Ich kann schon verstehen, dass man davon süchtig wird und dabei bleibt. :beatnik: Umgekehrt können Kammermusiker manchmal auch Instrumentationslegastheniker sein.

    Dem Amateur ist nichts zu schwör.

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    [
    Ich bewerte sie als Gattung nicht höher, aber auch nicht niedriger.


    viele Grüße


    JR


    Absolut d'accord. Meine Eltern z.B. sind sog. Sonntagshörer, alltags bleibt keine Zeit. Mein Vater schätzt Beethoven, v.a. die Symphonien (ja, vielleicht ist er ja tatsächlich irgendwo stecken geblieben :stumm: ), meine Mutter die Klaviertrios - mein Vater allerdings auch. Klavier muß allerdings dabei sein - zumindest für meine Mutter...oder Cello (z.B. Cellosonaten). Aber gerade mit StrQ - ich empfahl meinem Vater meiner Mutter mal StrQ von Schubert zu schenken...ne geht nicht, weil nur Streicher und kein Klavier....
    Da stehen meine Eltern - komischerweise - auf Kriegsfuss.


    (Ganz obskur war mein Vorschlag des Oktetts von Schubert - das ist dann wieder zuviel des Guten :wacky: )


    LG
    Wulf.

  • Soeben erreicht mich ein Leserbrief den ich ungekürzt hier zu Diskussion stelle:



    Sehr geehrter Herr Schmidt,


    ich hoffe Sie mit dieser mail nicht zu belästigen. Wie Sie durch meine erste mail ja schon mitbekommen haben nehme ich an Ihrem Forum
    regen anteil (wenn auch im moment nur als Mitleser).


    In Ihrem thread "Stellenwert von Kammermusik heute - Begeisterung und Ablehnung" kam überhaupt noch nicht der Aspekt der Musiker u. ihrer Instrumente zum Ausdruck. Gerade die kleine Besetzung mit hervorragenden Musikern erlaubt es zu aller erst, das Instrument u. den Künstler mit seiner Technik als Musikfreund zu genießen u. wenn dann (wie z.B. geschehen Barenboim-Zukerman-du Pre-) auch noch ganze große ihres Fachs zusammenspielen ist es Fest.


    Meine Frage, warum tritt in der westlichen klassik der Künstler so stark hinter das Werk, wo doch gerade der Westen die Induvidualität eines jeden so stark fördert, oder anders ausgedrückt, man geht nicht zum ABQ sondern will Schubert oder Beethoven hören. Hängt damit auch die mangelnde Begeisterung an der Kammermusik zusammen ?


    Hochachtungsvoll


    Cem Akaoglu

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Meine Frage, warum tritt in der westlichen klassik der Künstler so stark hinter das Werk, wo doch gerade der Westen die Induvidualität eines jeden so stark fördert, oder anders ausgedrückt, man geht nicht zum ABQ sondern will Schubert oder Beethoven hören. Hängt damit auch die mangelnde Begeisterung an der Kammermusik zusammen ?


    Lieber Mitleser,


    das glaube ich weniger. Gerade in der KM meine ich zu beobachten, wird im Allgemeinen sehr viel mehr Wert auf die Interpreten gelegt, als auf die Werke selbst. Mir persönlich geht es ausschließlcih um das Werk. Ich renne ja auch nicht zu einem bestimmten Orchester, sondern achte stets auf das Programm. Mir ist es wurscht, ob das Orchester oder die Kammermusiker gut spielen, wenn das Programm bzw. das Werk/der Komponist nicht mein Geschmack ist. Da könnten sie sich die Seele aus dem Leib spielen... lieber hockte ich da bei McDonald's...


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)


  • Sehr geehrter Herr Akaoglu,


    zuerst möchte ich Sie bestärken, sich für eine Mitgliedschaft im Forum zu entscheiden. :yes: ;)
    (Sie müssen ja nicht jeden Tag posten, einige wenige Ihrer interessanten Beiträge würden das Forum auch bereichern.)


    Zur Frage: Ich lege bei der Wahl einer Einspielung eines anzuschaffenden Werkes bei Orchestermusik sehr viel Wert auf den Dirigenten (als hoffentlich zutreffenden Indikator für die Qualität), die Orchester selbst sind ein nachrangiges Kriterium.
    Bei Kammermusik hingegen ist das Solistenensemble von entscheidender Bedeutung, da sich IMO weniger gut interpretierte Kammermusik mit einem eklatanten Niveauabfall von herausragend interpretierter unterscheidet - bei Orchestermusik sind die Unterschiede meiner Meinung nach nicht so riesig...


    :hello:
    Stefan Huber

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von Amateur


    Der massive Orchesterklang ist schon ein Wert an sich und keine bloße Krücke auf dem Weg zum abstrahierenden aktiveren Kammermusikhören. Ich kann schon verstehen, dass man davon süchtig wird und dabei bleibt. :beatnik: Umgekehrt können Kammermusiker manchmal auch Instrumentationslegastheniker sein.


    Nichts in der Musik ist "ein Wert an sich", der massive Orchesterklang schon gar nicht, aber auch nicht die Kargheit einer unbegleitenden Sologeige.
    Natürlich soll niemand aufhören, Orchestermusik zu hören, ich habe auch nie nahegelegt, dass es ein bloßes Durchgangsstadium zu den höheren Weihen der Kammermusik sein sollte.
    Es ist aber einfach anerkannte Tatsache, das Beethovens Quartette interessantere Stücke als vieles andere. Es ist daher m.E ein ziemlicher Verlust, wenn man nach 20 Jahren Beethovenhören lieber die 11. Einspielung der 7. anhört als sich endlcih mal ausgiebig op.59 zu widmen.


    Ich halte "abstrahierend" überdies für eine hochgradig mißverständliche Bezeichung. Was ist an Francks Violinsonate, Schuberts Oktett oder Brahms Klarinettenquintett "abstrakt" oder "unsinnlich"?
    Es gibt gar nicht wenige Hörer, denen das leichtere Verfolgen von Stimmen bei einem Quartett oder einer Violinsonate den Zugang wesentlich erleichtert. Das setzt indes voraus, dass er nicht bloß im Klang baden will, wobei ich, wie gesagt, die angeblich mangelne Klangsinnlichkeit von Kammermusik für falsch halte. Ich glaube Tovey schreibt irgendwo, dass, wer ein Streichquartett als "monochrom" wahrnähme, wohl auch in der Orchestermusik nur die allergröbsten Kontraste hören würde.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Hallo JR,


    Dank für die Präzisierungen; ich bin mit Dir ja auch weitgehend d'accord; was ich versucht habe, war ja bloß, mich möglichst wertfrei in einen Orchestergenusshörer hinein- bzw. zurückzuversetzen. Und da kann ich für mich nur sagen, dass mir Kammermusik früher abstrakt und, ich geb's zu, auch weniger sinnlich vorkam. :O Heute sehe bzw. höre ich das wie gesagt anders. :)

    Dem Amateur ist nichts zu schwör.

  • In der Musik der Gegenwart spielt Kammermusik eine sehr gewichtige Rolle; unabhängig davon, ob sie ein kleines oder großes Pubklikum erreicht.
    Kammermusik von z.B.
    Schönberg, Nono, Carter, Ferneyhough


    bilden zweifellos wichtige Schlüsselwerke der Moderne und gehören zu den ganz großen Werken der Kammermusik.
    Aber auch andere bedeutende Komponisten wie z.B. Krenek, Grosskopf, Denhoff, Zender, Morton Feldman, Babbit , Fedele u.a. haben sehr bedeutende Streichquartette bzw. Streichtrios und andere Kammermusik komponiert. Amfortas ist sogar geneigt anzunehmen, dass vor allem die Kammermusik in den letzten Jahrzehnten so etwas wie eine Blütezeit hat; mit der Hoffnung, dass sie weiterhin anhält und uns zahlreiche weitere Werke schenkt.


    :hello:

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  • Hallo Kammermusikfreunde,
    für mich war und ist die Kammermusik immer zentraler Bestandteil meiner Beschäftigung mit Musik.Die Intialzündung hat mein ehemaliger Musiklehrer am Gymnasium gegeben - Hans Busch hieß er (ein Witz aus der Schülerzeitung: habe "Knapperts" verloren - abzugeben bei Hans Busch).Dieser gute Busch hat uns Pimpfen damals ein Schüler-Abonnement für "Kammermusik der Nationen" im Münchner Herkulessaal vermittelt - so kam es , daß ich von nicht mehr ganz Kindesbeinen an mit den Größen der Kammermusikszene in Berührung kam - die damals etablierten wie Amadeus Quartett und Koeckert-Quartett oder Beaux Arts Trio- die damals aufgehenden Sterne wie Guarneri Quartett , Melos-Quartett oder ABQ -sie alle waren hautnah zu erleben und prägten meine Zuneigung zu dieser Musikgattung , der ich bis heute treu geblieben bin.Unvergessen sind z.B. die Beethoven-Zyklen mit Amadeus - und Koeckert-Quartett.
    Natürlich gab es Phasen mit unterschiedlicher Gewichtung - den leichtesten Zugang hatte ich zunächst zu Schubert , gefolgt von Mozart und Haydn - dann Beethoven frühe und mittlere Quartette ,langsames Herantasten an Schostakovitch (sofort zugänglich) und Bartok (schwerer Einstieg) , wieder zurück zu Haydn - hin zu "Außenseitern" wie Wolf,Bruckner,Rheinberger - Anfreunden mit Brahms und Schumann - über Höller und Haas schließlich zu Reger - zur Zeit suchthafte Beschäftigung mit dem späten Beethoven - insbesondere op. 133 - 132 - 131 (in dieser Reihenfolge).
    Gerade in diesen genannten Beethovenwerken erschließen sich Welten - für mich sind sie eine einzige Auseinandersetzung mit der Thematik der Großen Fuge - Krankheit - Genesung - erneute Erkrankung - Aufbäumen bis hin zum trotzigen Schluß (ist es überhaupt ein Schluß ?) von op.131.
    Ich rate Kammermusifreunden sich diese Werkfolge einmal am Stück anzuhören - aber Vorsicht !
    Viele Grüße
    Santoliquido

    M.B.

  • Ich bin auch ein großer Fan der Kammermusik, wegen der schon
    genannten Intimität. Mit Beethovens Quartetten kann ich bisher
    noch überhaupt nichts anfangen. Meine liebsten Kammermusiken
    sind die Sonaten für Violine und Cembalo von J.S. Bach 1014–1019,
    wobei ich noch keine Aufnahme gefunden habe, die mich begeistert
    (Gould/Laredo spielen gedankenschön, aber warum dieses langweilige
    Tempo im ersten Satz von BWV 1014? :no: )


    :hello:

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler


  • Gehört nicht hierher, aber welche hast Du denn gehört?
    Sowohl bei den Bach-Sonaten als auch bei Beethoven. Gehören beide zu meinen Lieblingswerken und offensiv schlechte Aufnahmen habe ich selten gehört (langweilige vielleicht eher, wenngleich ich viele natürlich nicht kenne).


    Zitat

    Santoliquido: insbesondere op. 133 - 132 - 131 (in dieser Reihenfolge)


    Du hörst die Fuge ohne op.130 und dann die beiden anderen Quartette?


    op.133 zu isolieren kann ich noch verstehen, obwohl sie für mich zum Quartett op.130 gehört. Aber als Ouverture für die beiden anderen Stücke, das ist mal was Neues... ;)
    Ich verstehe allerdings nicht ganz, wie genau die "Krankheit- Genesung"-Phasen zugeordnet werden sollen, außer bei 132,iii natürlich.


    Aber auch hier sollte man Details vielleicht eher im folgenden weiterführen:


    op.130
    Große Fuge op.133


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Johannes,
    zunächst zu der Reihenfolge 133 - 132 -131 - so sind die Quartette - wenn man den Quellen Glauben schenken darf - wohl chronologisch entstanden.
    Die Thematik Krankheit - Genesung werde ich unter "Große Fuge op. 133" weiter erörtern - lass mir allerdings ein bißchen Zeit dazu.
    Bis dann
    Santoliquido

    M.B.

  • Johannes Roehl


    Ich kenne bisher nur die Gould/Laredo- und die Blumenstock/Butt-Aufnahme der
    Sonaten. Letztere spielen IMO grundsolide, aber es fehlen so ein wenig die
    Emotionen. Und Gould/Laredo mag ich gerne; Gould spielt wie immer sehr
    präzise und Laredo feurig/emotional - aber mit den Tempi bin ich nicht
    so glücklich.


    Gerade hab ich mir mal einige der zahlreichen ! JPC-Hörproben angehört.
    Ausgesprochen gut gefallen mir Florence Malgoire und Blandine Rannou
    (Aufnahme mit Cembalo). Zuerst fällt die sehr gute Aufnahmequalität auf.
    Und dann die glücklicherweise nicht-romantische Spielweise der Damen;
    also keine willkürlichen Verzögerungen
    oder Dynamikwechsel. Vielleicht kann ich das anhand meiner Lieblingssonate BWV 1017
    erklären, die auch Mehuhin mit Gould eingespielt hat (yout...)



    1. Siciliano (MR: 5:01; MG: 3:10)


    Sehr unterschiedliche Tempowahl. Interpretatorisch fast keine Unterschiede- hohes Niveau. 1:1



    2. Allegro (MR: 4:55; MG: 4:33)


    MR spielen das erste Thema verschieden. Rannou (Cembalo) betont die 7. Note des Themas
    (spannungstechnisch IMO der Höhepunkt des Themas) leider nicht so wie Malgoire und lässt sie
    ausklingen. Gould/Menuhin harmonieren da besser. 1:2



    3. Adagio (MR: 3:36; MG: 3:50)


    Ähnliche Tempi. Etwas schüchtern wirkendes Violinspiel
    von Malgoire (Ich finde die Idee eigentlich ganz gut, die WH des des ersten Themas etwas
    anders zu spielen; Malgoire spielt dieses zurückhaltender, aber danach fehlt irgendwie die Entwicklung).
    Gould setzt hier ein Glanzlicht. Vorteil für MG: 1:3



    4. Allegro (MR: 5:02; MG: 3:10)


    MG spielen wie ein MG :D. Der erste Einsatz mit der linken Hand,
    der dritte insgesamt gesehen, kommt bei MR nicht gut rüber. Klar, da bietet das Fortepiano
    einfach mehr Möglichkeiten. Aber, in der Schlussphase setzt Malgoire
    noch mal zu einem tollen Dribbling an: ich kann es schwer beschreiben, was
    mir so gefällt. Ich glaube es sind diese drei langen Noten eher am Ende des Themas;
    sie scheint genau zu wissen, wo sie hin möchte. 2:3



    Fazit: Geniale Musik von beiden Duos sehr schön gespielt. So sollte Kammermusik sein!


    @ Johannes Roehl: Welche Einspielungen kannst du so empfehlen ?


    :hello:

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

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  • Liebe Taminos,


    als blutiger Neuling dieses Forums wähle ich für mein "Jungfernpost" die Diskussion um Kammermusik, da dies das Gebiet ist, auf dem mich die Musik immer am unmittelbarsten berührt hat. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass in der Kammermusik einige der schönsten Cellopartien anzutreffen sind, von denen ich manche zu spielen schon das Vergnügen hatte.


    Die Zugangsschwierigkeiten, die viele Leute zur Kammermusik haben, erkläre ich mir folgendermaßen. Im Vordergrund steht bei ihr weder das Klangfarbenspiel (wie bei großen Orchesterwerken) noch die Virtuosität (wie bei Solowerken) noch auch das Programm (wie bei den meisten Vokalwerken). Ich behaupte einfach mal (und bin gespannt, wie mir widersprochen wird), dass für viele Menschen eines dieser drei Merkmale von entscheidender Bedeutung bei der Rezeption und das Fehlen aller drei mitunter abschreckend ist.


    Was macht also Kammermusik so besonders? Statt (offenkundiger) Virtuosität gibt es Unterordnung unter die Musik, statt Programmatik gibt es (mit einigen Ausnahmen) "absolute" Musik und statt Klangfarbenspiel das Ausloten der klanglichen Möglichkeiten weniger Instrumente. Und durch dieses Weniger entsteht ein deutliches Mehr. Denn (so behaupte ich, wieder in gespannter Erwartung auf Gegenmeinungen) der Komponist sieht sich herausgefordert und konzentriert seine musikalische Aussage in dem Wissen, dass er sich nicht auf Effekte verlassen kann. Die Musik spricht für sich selbst.


    Die Schwierigkeiten der Kammermusik im Konzertbetrieb faszinieren mich ebenso und ich möchte sie sehr gerne in einem späteren Beitrag thematisieren. Doch jetzt muss ich mich zu einer Blattlesesitzung der Brahmsschen und Mozartschen (vielleicht noch Mahler und Dvorak) Klavierquartette begeben.


    Hier jedoch noch schnell eine Empfehlung eines relativ unbekannten Werkes: Quartett von Hindemith für Klarinette, Klavier, Violine und Violoncello (gleiche Besetzung wie Messiaen also). Auch wem Hindemith nicht unmittelbar zugänglich ist, kann insbesondere durch einen traumhaften zweiten Satz vielleicht doch noch gewonnen werden!


    Ein schönes Wochenende!

    Einmal editiert, zuletzt von schmello ()

  • Was macht also Kammermusik so besonders? Statt (offenkundiger) Virtuosität gibt es Unterordnung unter die Musik, statt Programmatik gibt es (mit einigen Ausnahmen) "absolute" Musik und statt Klangfarbenspiel das Ausloten der klanglichen Möglichkeiten weniger Instrumente. Und durch dieses Weniger entsteht ein deutliches Mehr. Denn (so behaupte ich, wieder in gespannter Erwartung auf Gegenmeinungen) der Komponist sieht sich herausgefordert und konzentriert seine musikalische Aussage in dem Wissen, dass er sich nicht auf Effekte verlassen kann. Die Musik spricht für sich selbst.


    Effekte als solches bilden einen Bestandteil der Musik. Sie müssen nicht automatisch "schlecht" sein. Und bei den großen sinfonischen Werken (z.B. bei Mahler, später Wellesz oder Brahms) gibt es auch das, was als " Unterordnung unter die Musik" bezeichnet wurde.
    In der Kammermusik von z.B. Schönberg bilden Klangfarbe und virtuose Momente auch wichtige Momente.
    Oder man denke an die süffigen Themen in Brahms F-Moll-Quintett....


    Ich möchte die Gelegenheit nutzen um mal wieder für Schönbergs Streichtrio die Webetrommel zur schlagen. Es bildet - ohne jeden Zweifel - einen Gipfel der Kammermusik überhaupt. Vor ca. 10 bis 6 jahren wurde es relativ häufig wiedergegeben. Momentan ist es leider etwas zu still um dieses Meisterwerk geworden..


    :hello:

  • Ich wollte damit nicht sagen, dass Effekte "schlecht" sind. In der Tat stimme ich zu, dass sich Effekt und musikalischer Gehalt nicht einfach trennen lassen. Bei den angesprochenen mahlerschen Sinfonien ist das Klangspiel ja zentral für die musikalische Aussage.


    Nur meinte ich, dass mit einem gewissen Verzicht (und auch das Brahmssche Klavierquintett verzichtet in all seiner Süffigkeit auf einen Bläsersatz) eine destilliertere Musik enststeht, die noch mehr von der Form und dem Gedankenspiel lebt.


    Dass Komponisten mit lange etablierten Formen und Besetzungen experimentieren und - wie Schönberg - Elemente, die eher mit anderen Gattungen assoziiert werden, in ihre Kammermusik integrieren, scheint mir dem nicht im Kern zu widersprechen.


    Aber ich gebe zu, dass das eine relativ pauschale Aussage ist, die im einzelnen wohl viele Gegenbeispiele zulässt (und mir dennoch einigermaßen zutreffend erscheint). Mich würde daher interessieren: was denkst Du/was denkt Ihr sind die eigentlichen (oder weitere) Hauptgründe, weswegen vielen Leuten der Zugang zur Kammermusik viel schwerer fällt, als zur sinfonischen oder vokalen Musik?


    Viele Grüße!

  • Mich würde daher interessieren: was denkst Du/was denkt Ihr sind die eigentlichen (oder weitere) Hauptgründe, weswegen vielen Leuten der Zugang zur Kammermusik viel schwerer fällt, als zur sinfonischen oder vokalen Musik?
    Zunächst: Ich gebe keiner bestimmten Musikgattung den Vorzug. Was mich fesselt, ist das Werk und damit die Message desselben, sei es Sinfonie, Vokal, Kammer oder Tastenquälerei.


    Ich drehe mal die Frage um und behaupte, dass der Zugang zur Kammermusik einfacher ist, als der Zugang zur sinfonischen Musik und zur Vokalmusik (also auch Oper). Warum ?


    Grund: In der Kammermusik gibt es einfach eine größere Anzahl sinnvoller Wiedergaben bekannter + toller Werke als bei z.B. Sinfonien. Eine sinnvolle Wiedergabe einer Mozart-, Beethoven- oder Brahmssinfonie bildet – bis heute – nach meiner Erfahrung eine Ausnahme bzw. gehört nicht zum Alltag im Musikbetrieb. Mahlersinfonien scheinen momentan leichter realisieren zu sein.


    Dagegen: Beethovens Razumosky-Quartette, sein Cis-Moll-Quartett, Schuberts G-Dur Quartett (-> zuletzt Aviv-quartett live und geil in Radio France) , Brahms F-Moll-Quintett, inzwischen endlich auch Schönbergs 4. Streichquartett (z.B. Aron- + Wihan- Quartett fetzen richtig gut), sein Streichtrio (sehr viele tolle Wiedergaben), Nono, auch Ferneyhough, Feldman, Krenek, Babitt, Carter und .. und ... und ...und ... und ... und .. also noch viele andere Komponisten.. also, da gibt es eine Reihe sinnvoller Wiedergaben, (auch manches weniger gelungenes z.B. selbst die großen Juillards haben auch mal schwächere Momente), ... gibt es also gute Live-Mitschnitte und/oder sogar gelungenes steriles Studio .. (allerdings eine sinnvolle Lyrische Suite oder 3. Streichquartett von Schönberg bilden leider immer noch Ausnahmen.... ) Eine sinnvolle Wiedergabe ist der beste Zugang zum Werk für den Hörer. Bei dieser Behauptung bleibe ich.


    Dann: bei gelungener Wiedergabe von Kammermusik ist’s oft klarer, deutlicher als mit großen Orchester. Und das spricht zusätzlich dafür, dass Kammermusik für den Hörer zugänglicher ist, als z.B. Sinfonien.
    (eine meiner Lieblingswiedergaben von Bruckner 7 (obwohl ich gar nicht Brucknerfan bin) ist der Livemitschnitt einer Kammer(!!!)fassung ; wurde mal vom Schönbergschülerkreis erstellt; auch die Kammerfassung von Beethovens Pastorale (Sextett) oder Mahlers S 4 sind richtig spannend.
    Eigentlich müsste – nach dieser Überlegung - die Kammermusik der größte Publikumsrenner sein.
    Vielleicht könnten Umsatzstatistiken bei Cds zeigen, dass Kammermusik doch stärker nachgefragt wird, als es bisher den Anschein hat ... ??


    :hello:

  • Kammermusik ist auch bei mir eher ein sehr begrenzter, musikalischer Bereich den ich genießen kann. Ich kann auch (noch) nicht behaupten, dass sich daran irgend etwas in letzter Zeit geändert hat.


    Ausnahme vorneweg: Ein Soloinstrument zusammen mit einem Klavier als Sonate finde ich wunderbar. Da ich das Klavier eben allgemein so liebe, ist es wohl auch das Klavier, dass diese Ausnahme bei mir ausmacht. Trio's sind da auch noch eingeschlossen. Bevorzugt Streicher. Sehr geliebt ist hierbei die Sonate für Klavier und Violine in E-moll KV 304.


    Bei Streichquartetten bleib ich meist unberührt. Nur selten ist ein Satz für mich rührend schön, meistens dann auch die ruhigen und düsteren Teile, so wie der Anfang von Mozarts Dissonanzen-Quartett.
    ALLERDINGS, und man kann mich nun bepöbeln oder mir neue CD's schicken (ich wäre fürs Zweite :D): Ich habe noch fast KEIN Quartett von Hayden gehört, die ja sehr herrlich sein sollen. Warum? Ich hab halt keines. ;(
    Hierbei, habe ich an mir herausgefunden, macht eben der Klang einiges weg. Ich habe mir die Mühe gemacht, und einige Streichquartette abzutippen und dann als sinfonische Streicher wiederzugeben. Und siehe da; das gefiel mir schon tausendmal besser. Ich liebe also den Klang von vielen Streichern, eines alleine wiederum finde ich nur selten hörenswert. (Das hat übrigens auch so eine Gründe warum ich HIP nicht mag. Aber dazu an anderer Stelle dann mehr.)


    Als Komponist geht es mir da übrigens genauso. Streichquartette komponiere ich auch vereinzelt, aber dann höre ich es als sinfonische Streicher an. Sonaten mit Klavier und Streichern sind dagegen keine seltenheit. Klavier und Streicher sind eben allgemein eine schöne Mischung *seufz*


    Ich bin gespannt wie sich das mit den Jahren verändern wird. Darf man der Mehrheit glauben, dann kommt die Vorliebe für wenige Instrumente im Laufe der Zeit.
    Ich bin gespannt... :untertauch:



    :hello:


    C.


    PS: Zählen Klaviersonaten eigentlich zur Kammermusik? Wenn Ja; so kann man sich an meiner Vorliebe zum Klavier ja denken wie ich diese einschätze.

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  • Mit 24192 Seitenaufrufen ist dieser Thread mehr als im grünen Bereich - auch wenn er schon aus der Gründerzeit dieses Forums stammt. Aber auch 79 aktive Beiträge sind nicht schlecht. Daß hier seit 2009 nichts mehr geschrieben wurde ist kein Sonderfall bei ca 18000 Threads - und vielleicht auch ein Hinweis darauf, das das Theme heute nicht mehr akut ist - zumindest hier im Klassikforum. Denn - verglichen mit der Vergangenheit ist das Kammermusikforum gar nicht so schlecht besucht - und es hat auch andere Auswirkungen, wenn ich mir beispielsweise die Kammermusik-Neueanschaffungen in meiner Sammlung über die letzten 5 Jahre betrachte. Ich würde hier - ohne Recherche - davon ausgehen, daß es weit über 100 CDs waren. Ich würde überhaupt ganz allgemein von einem Aufschwung der Kammermusik sprechen. Zum einen wurden in den letzten Jahren zahlreiche neue Streichquartette gegründet, zum anderen wurden auch sehr viele Neuaufnahmen gemacht (vermutlich auch aus Kostengründen), wo junge Musiker und Erstaufnahmen von beinahe vergessenen Werken gemacht wurden. Hier im Forum hat sich vor allem Lutgra in das Thema gestürzt - und andere animiert.
    Natürlich ist "Kammermusik" kein polarisierendes Thema wie "Regietheater" und "Opernkult" oder "Stardirigent" - aber das liegt in der Natur der Sache, Personenkult und politische Hintergedanken sind der Kammermusik - soweit ich weiß - fremd....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • 2009 war der letzte Beitrag eines Tamino-Mitgliedes, Sakow, selber Musiker, 2014 versuchte der Forenbetreiber Alfred Schmidt mit einem Beitrag eine Wiederbelebung, auf den niemand reagiert hatte.


    Nach sieben Jahren ist es Zeit wieder einmal etwas zum Thema Kammermusik zu schreiben. Was zu wenig in diesem Thread erwähnt wurde, ist die Bedeutung den die Musiker diesem Genre beimessen.


    Spitzenmusiker mit vollen Terminkalendern sind begierig darauf mit anderen Spitzenmusikern Kammermusik zu machen. Es ist ihnen ein grosses Bedürfnis, denn für sie ist es der Kern des Musizierens.

    Ich kann mich an eine Aussage von Martha Argerich erinnern, die für eine Einspielung der beiden Kaviertrios von Tschaikowsky und Schostakowitsch mit Gidon Kremer und Mischa Maisky lange keinen gemeinsamen Termin finden konnten. Wenn's dann mal endlich klappt die passende Schnittmenge der freien Termine in den Agenden zu finden, sind sie glücklich. Das Ergebnis des Livekonzertes kann man auf dieser CD der DG hören.



    Martha Argerich konzertierte mit jungen Musikern und Freunden von 2002 bis 2016 in ihrem von ihr initiierten kleinen Kammermusik Festival in Lugano, wovon zahlreiche Einspielungen zeugen. Gemeinsames Musizieren in kleinen Besetzungen ist der musikalische Dialog. (Durch die Inkompetenz der Veranstalter und Geldgeber, die nicht wussten, welche Perle sie hatten, ist es mittlerweile Geschichte. Leider.)



    Als junger Musiker tut man sich zusammen, gründet eine kleine Formation Duo, Trio, Quartett und kann sich so musikalisch präsentieren. Nicht alle werden Solisten, finden eine Orchesterstelle. Jahrelang hat man alleine sein Instrument erlernt und lechzt danach in den musikalischen Dialog zu treten.


    Für mich als Amateur ist es schlicht die einzige Möglichkeit das gemeinsame Musizieren zu erleben.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ja, und was war als Hörer meine erste Begegnung mit Kammermusik? Ich weiss es noch sehr genau: Peter Tschaikkowskys 3. Streichquartett.


    Nachdem ich die Sinfonien, das Klavierkozert, die Ballette rauf und runter gehört hatte, fiel mir eine Aufnahme mit dem Carmina Quartett in die Hände. Es entstand zur Zeit, als der Komponist sein erstes Klavierkonzert und das Ballett Schwanensee schrieb. Der zuweilen elegische Ton ist dem Umstand zu verdanken, dass Tschaikowsky es zur Erinnerung an den verstorbenen Geiger Ferdinand Laub zu Papier brachte.


    I. Andante Sostenuto - Allegro moderato

    II. Allegretto vivo e scherzando 17:11

    III. Andante funebre e doloroso, ma con moto 20:55

    IV. Finale: Allegro non troppo e risoluto 32:37




    Wenig später war es die Anschaffung aller Quartette Tschaikowskys in der Interpretation mit dem Borodin Quartett, die mich für die Kammermusik begeisterte.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Zitat

    Mit 24192 Seitenaufrufen ist dieser Thread mehr als im grünen Bereich - auch wenn er schon aus der Gründerzeit dieses Forums stammt. Aber auch 79 aktive Beiträge sind nicht schlecht.

    Inzwischen sind wir bei 33.000 angelangt (die neue Forensoftware zählt ab einer gewissen Antahl an Seitenaufrufen leider nur mehr in 1000er Schritten....

    Prinzipiell bin ich der Meinung, daß Ka,mmermusik - vor allem bei jungen Musikern - heute einen wesentlich höheren Akzeptangrad hat, als vor 16 Jahren. Wobei das Wort "Akzeptanz" wahrscheinlich falsch gewählt ist, mit scheint es eher "Begeisterung" zu sein. Allerdings kommt dazu noch die Komponente, daß es vermutlich leichter ist mit Studienkollegen ein Quartett zu bilden, das dann alsbald auf öffentlich auftritt, als sich um einen 'Platz in einem (guten) Orchester zu bewerben. Auch die Tonträgerindistrie schätzt dieses Genre zunehmend - vor allem aber wegen der geringen Kosten - gemessen an einem großen Sinfonieorcheter oder einem Obernensemble mit Stars.

    Ich war- vor allem in meiner Jugend wenig begeister von Kammermusik, aber eine Werke von Haydn, Mozart und Schubert kannte ich dennoch. Der "Durchbruch fand in zwei (oder eigentlich DREI) Etappen statt

    Die erste war eine Freikarte für ein Konzert im Brahmssahl des Wiener Musikvereins, eine jener Karten wo ich hingehen MUSSTE, damit meine Quelle für Freikarten nicht versiegte (der Saal musste gefüllt werden - und wer da zickig war flog aus der Liste der Privilegierten raus) Ich war gar nicht erfreut, denn ich wollte eigentlich daheim meine Ruhe geniessen. Kammermusik - ich war ihr zumindest Live immer ausgewichen - noch dazu Brahn (den Rest des Programms weiss ich nicht mehr)

    Wie oft bei solchen Karten, waren es jene, die übrig geblieben waren - und somit (wie auch hier) die teuersen und Besten. Ich saß ganz vorne, nahe am Quartett - sogar das Atmen des Cellisten So eindringlich hatte ich noch nie Kammermusik gehört. (Ich kann es nicht beschwören, aber ich glaube , es war Das Haydn Trio Wien)

    Ich war zwar beeindruckt, merkte mir (unterschwellig die Opuszahl und vergaß das Ganze....

    Einige Jahre später sppte ich mich durch diverse Fernseprogtramme. Da lief gerade ein Spielfilm, wo es anscheinend um die Beziehungskrise von zwei Musikstudenten ging. Und immer wieder tauchte EIN Thema auf. Ich erkannte es sofort. An die Opuszahl erinnerte ich mich aber nur dunkel War es 8?

    Der Nachspann schaffte mit Gewissheit. Denn damals gab es kein Internet wo man hätte nachschlagen können....

    Am nächsten Tag hatte ich die Platte....

    Den Titel des Films weiss ich nicht mehr...

    Den VOLLKOMMENEN Durchbruch zur Kammermusik verschaffte mir aber das Tamino-Klassikforum. Das Ex-Mitglied "Radagast" hatre ein Weihnachtsrätsel mit dem Thema KAMMERMUSIK gestartet, wo kurze Musikclips ca 30-40 Sekunden gespielt wurden, die man eraten musste. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Kammermusik gehört.. Am Ende des Rätsels kaufte ich etliche der vorgestellten CDS - vozugsweise mit genau derselben Besetzung - denn ich war durch das zigfache Hören (und das ist KEINE Übertreibung)bereits darauf fixiert....

    Das Rätsel existiert an sich noch - aber die dazugehörenden Tonbeispiele leider nicht mehr.

    ABER Wir haben noch die AUFLÖSUNGEN. Die Cover führen zu keinem Werbepartner - den hatten wir damals noch nicht...


    Musikalisches Adventskalender-Rätsel: Streichquartett Lösungen


    Die meisten der gezeigt en Aufnahmen sind bereits gestrichen - die Werke indes (noch?) Nicht

    Ein Besipiel der Streichpolitik. Beispielsweise ist die gezeigte Aufnahme, die das Streichquartett Nr 2 von Mendelssohn enthält - nicht mal mehr bei den "nicht mehr erhältlichen" - AUSSERDEM sidn WEITERE 25 !!! Aufnahmen de Werken in der Rubrik "nicht mehr erhältlich" zu finden !!!!


    Als positiven Abschluss dieses Beitrags verlinke ich auf einen youtube Clip der Gegenwart (2018)

    Auf das Opus 8 von Johannes Brahms



    Interpreten:


    Alexi Kenney, violin
    Oliver Herbert, cello
    Roman Rabinovich, piano


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mein Interesse für Kammermusik ist ungebrochen hoch, sowohl als Hörender wie als Musizierender. Da ich in wechselnden Besetzungen als Amateur mit Freunden mich treffe, schätze ich in Corona-Pandemie-Zeiten diese hoch willkommenen sozialen Kontakte. Es sind alle dreifach geimpft und wir halten die bekannten Regeln ein. Ich als Bläser halte Abstand, weil ich keine Maske tragen kann. Ich habe eine Plexiglas-Trennwand, die ich zusätzlich noch aufstelle, es wird gelüftet.


    Die Auswahl der Werke wird durch die verfügbaren Instrumente bestimmt. Antonio Vivaldi haben wir das letzte Mal unter anderem gespielt. Diese Triosonate für Flöte, Oboe, Cello und Basso Continuo in g-Moll RV 103 hat den Schwung, der uns gut tat. Da der Transport des Cembalos sich eher schwierig und umständlich gestaltet, reisen wir zum Standort dieses Instrumentes.




    Mit Alt-Blockflöte und Fagotten funktioniert dieses Stück auch bestens.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Meine erste Begegnung mit klassischer Musik war Kammermusik, Schuberts berühmtes Forellenquintett. Ich war 8 oder so. Die Begeisterung ist bis heute geblieben. Zeitweise wurde sie etwas durch Klaviermusik verdunkelt. Sie hat aber im Hintergrund überlebt. Gefühlt würde ich sagen, dass ca. 60-70% der Musik, die ich höre, Kammermusik ist. Sie hat für mich etwas Intimes, als spräche sie zu mir. Orchestrales sucht häufig doch ein größeres Publikum ... :)

  • Irgendwie, so glaube ich, wird Kammermusik auch heute noch immer mit einem "braven" Musizierstil in Verbindung gebracht, wobei 4 ältere 'Herren ein akademisches Stück zelebrieren, vor einem Publikum, wo jeder einzelne pflichtschuldigst ein Gesicht macht, wie bei einem Begräbnis. Wahrscheinllich hat es das in der Realität sowieso nie gegeben, es entspricht aber einem weitverbreiteten Cliché.


    Warum die Kammermusik heute keinen solchen Stellenwert besitzt wie früher kann ich mir ehrlich gesagt kaum erklären. Durch die Initmität und Ergriffenheit dieser Werke fühlen sich vielleicht "nicht eingeweihte" etwas verschreckt, diese flüchten sich dann in die "offenere" und "größere" Symphonik.

    Ich glaube, daß beide Zitate und viele andere aus der Startzeit dieses Threads keine Gültigkeit mehr besitzen.

    Etliche Musikstudenten bekommen nach Abschluß ihrer Ausbildung keinen Platz in einem Orchester, zumindest in keinem, welches für sie interessant wäre.

    Da bietet sch eben an, mit Studienkollegen etc. ein Streichquartett zu gründen, hier kann man sich besser profilieren.

    Plattenlabels sehen andere Vorzüge in der Kammermusik, beispielsweise enorm niedrigere Produktionskosten.

    Im Forum wird aber auch weiterhin eher wenig über Kammermusik geschrieben werden. Im Gegensatz zur Oper, und auch den Hauptwerken der Orchestermusik und Solokonzerten, ist hier in der Regel ein profundes musikalisches Grundwissen erforderlich. Man kann sich nicht mittels Kammermusikführer durch die Runden mogeln, zum einen weil es kaum welche mehr gibt, zum anderen, weil hier oft selbst gemogelt wird, indem man sich auf den Lebenslauf des jeweiligen Komponisten beschränkt


    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 36.000

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das ist jetzt nicht zur Kammermusik per se, sondern ein Kommentar zum Live-Erlebnis von Kammermusik im Vergleich zu populäreren Musikformen.

    Für mich ist ein Kammermusik-Konzert (abgesehen von der Musik und ihrer Ausführung) schon alleine vom Publikum her eine höchst angenehme und befriedigende Angelegenheit. Meist befindet man sich in einer Gruppe von Menschen, die alle das gleiche Interesse haben: ungestört eine (bekannte oder noch nicht gekannte) bestimmte gute Musik zu hören. In der Atmosphäre konzentrierter Aufmerksamkeit die Werke gemeinsam mit vielen anderen zu hören, ist für mich immer das höchste Glück.


    Das ist in einem großen Saal bzw. während einer mehr oder weniger populären Oper nicht immer der Fall - zumal in einer "Musikmetropole", in der viele Touristen die "Institution" z. B. Wiener Staatsoper oder manche Bürger der Stadt das "Event" besuchen und nicht wegen des Werkes oder gezielt wegen der Produktion des Werkes gekommen sind. Man spürt das während einer Aufführung.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.