Freddy Kempf - ein neuer Stern am Horizont?

  • das schreibt wikipedia über ihn:


    ->Freddy Kempf (* 1977 in London) ist ein englischer Pianist. Er spielt exklusiv für das Bis Music Label, welches seine Interpretationen von Stücken von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Frederic Chopin, Franz Liszt, Sergei Rachmaninov und Robert Schumann aufgenommen und auf CDs veröffentlicht hat.


    Kempf wurde u.a. dadurch bekannt, dass er 1998 beim Internationalen Tschaikovsky-Wettbewerb in Moskau nicht den ersten, sondern lediglich den dritten Platz belegte. Dies rief Proteste des Publikums und anschließend in der russischen Presse hervor, wo er als "der Held des Wettbewerbs" bezeichnet wurde.


    2001 wurde er zum "Best Young British Classical Performer" bei den "Classical Brit Awards" (vergleichbar mit den Brit Awards, aber für Klassik) gewählt.


    Im März 2006 wurde seine erste Bach-CD veröffentlicht.<-



    ein vergleichsweise doch recht kurzer artikel, der aber doch auf großes potenzial hinweißt.
    ich persönlich habe freddy kempf über youtube "kennengelernt" und war doch recht angetan von seiner interpretation der pathetique. :jubel: auch die chopin etuden, die dort von ihm zu finden waren, zeugten doch von einer recht hohen musikalischen begabung. (musikalisch, nicht nur technisch ;))


    da ich seinen namen im forum auch mit der suche nicht finden konnte, eröffne ich nun diesen thread. kennt ihn jemand oder aufnamen von ihm? wie ist das bild in der öffentlichkeit?


    m.f.g :wacky:


    widor

  • Lieber Widor,


    ich wollte hier meine persönlichen Erinnerungen an Freddy Kempff mit Dir und möglicherweise mit anderen Taminos teilen. 1999, als dieser genannte skandalöse Tchaikowsky-Klavierwettbewerb stattfand, lebte ich noch bei meinen Eltern in Russland und habe den Wettbewerb damals im Fernsehen verfolgt.


    Freddy kam immer sehr bescheiden auf die Bühne, das ganze Gehabe und Mätzchen, mit denen die russischen "Preiskandidaten" ihr Spiel begleiteten, war ihm völlig fremd. Er kam, setzte sich und spielte, und da geschah ein Wunder: der völlig normal aussehende junge Mann verwandelte sich - er spielte so, dass mir und den anderen Zuhörern Tränen kamen! Auch wenn ich persönlich nichts von der Technik des Klavierspielens verstehe, war mir klar, dass das hier ein Künstler war und dass seine Interpretation etwas ganz Besonderes darstellte, dass hier Gefühle und Gedanken auf einem Level transportiert wurden, die man zwar nicht erklären, doch sehr wohl spüren konnte.


    Freddy gewann die russischen Herzen im Nu und bekam zu Recht standing ovations. Seinem Charme, seiner subtilen, zivilisierten Art konnte sich niemand entziehen, seine Kunst haute die Menschen einfach um, das werde ich nie vergessen, dieses Gefühl. Für mich war das eine der ersten Begegnungen mit der echten Kunst in meinem Leben, wo ich ganz klar sah, wo der Unterschied zwischen Perfektion und Kunst liegt. Für diese Lektion werde ich Freddy immer verbunden sein. Unglaublich, der Mann ist gerade mal 2 Jahre älter als ich selbst!..


    Als die Preisverkündung kam und es bekannt wurde, dass zwei technisch hochgradig perkfekte, aber künstlerisch weit unterlegene Pianisten die ersten zwei Plätze zugesprochen bekamen, brach da in Moskau und vor den heimischen Schirmen ein wahrer Sturm der Entrüstung aus: Die Russen waren darüber aufgeregt, dass zwei Landsleute beim prestigeträchtigen Klassik-Wettbewerb 2 erste Plätze belegten, das muss man sich erstmal vorstellen!


    Ich habe im Internet recherchiert: Freddy hat inzwischen eine ganze Reihe CDs aufgenommen und gastiert erfolgreich in der ganzen Welt. Zu Russland und zur russischen Musik hat er ein ganz besonderes persönliches Verhältnis und hat auch einige CDs damit aufgenommen. ICh persönlich würde die Prokofiev-CD als besonders interessant sehen, weil dieser grossartiger russischer Komponist nicht unbedingt zu einem Repertoire gehört, welches jeder auf Anhieb im Regal stehen hat, oder, liebe Taminos, habe ich Unrecht?


    Ich hoffe, meine profanen Ausführungen tragen dazu bei, in Euch das berechtigte Interesse für diese junge Begabung zu wecken. Sollte jemand von Euch neuere Informationen über Freddy haben oder sogar Freddy live gehört haben, wäre ich sehr an einer entsprechend blumigen Darstellung brennend interessiert!


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora


  • Liebe Theodora,


    mit einer blumigen Darstellung kann ich leider nicht dienen- aber Deine gar nicht so profanen Ausführungen machen neugierig :D


    Der Name "Freddy Kempf" ist mir wohl schon einmal untergekommen, aber aus irgendwelchen Gründen nicht haften geblieben. Ich habe mal ein wenig recherchiert: Aufgenommen hat Kempf inzwischen ja doch so einiges. Die letzte Aufnahme datiert aus dem Jahr 2006. Wenn ich mir so anschaue, was er so aufgenommen hat, so scheint er mir vor allem im klassisch-romantischen Repertoire zu Hause zu sein: Beethoven, Chopin, Liszt, Rachmaninov. Erschienen sind die meisten Produktionen bei BIS. Auf dem Sektor ist die Konkurrenz natürlich enorm: Beethovens letzte Sonaten, Chopins Etüden und Balladen etc. .....


    Gibt es eine Aufnahme die Du empfehlen kannst- neben Prokoffiev?


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian


    Ein kurzer Nachtrag:


    Es gibt eine DVD auf der Freddy Kempf die Etüden Chopins spielt- die DVD ist auch deswegen interessant weil auf der gleichen DVD Angela Hewitt die b-moll Sonate und Alfredo Perl die Preludes spielt- man dürfte als einen guten Eindruck von Kempfs Stil im Vergleich mit zwei arrivierten Künstlern wie Hewitt und Perl zu hören:


    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Lieber Caesar,


    Bin froh, wenn Du meine doch sehr unbedarfte Darstellung(weil ich von der Musik nur als ein Hörer mit Ohren und Herz was verstehe, aber vom Hintergrundwissen her eher auf dem Level eines Tarzan bzw. Jane bin :D ) aber diese Geschichte damals live mit zu erleben war wirklich etwas Besonderes für mich.


    Ich persönlich habe auch nur die Kempf-Aufnahmen von Chopin und Betthoven gehört die eben im YouTube stehen und damals vor Ewigkeiten beim Tchaikowsky-Wettbewerb gespielt wurden, wie gesagt, Prokofiev steht als Erstes auf meiner Gute-Fee-Weihnachten-Liste. Das Problem an der Sache ist, seine Aufnahmen kriegst Du nicht bei jpc im Angebot oder im ebay zum Ramsch-Preis, und der studentische Geldbeutel ist doch ziemlich dünn...


    Vielen Dank für Deinen DVD-Tipp!
    Ich merke es an den jetzigen Opern-Aufnahmen, und weil Du das auch bei Instrumentalmusik nennst, wird das wohl der moderne Trend sein: man macht eben von fast allem eine DVD anstelle von CD... Hast Du die DVD selbst gesehen? Kannst Du etwas über den Stil Freddy beisteuern? Würde mich sehr interessieren, auch wenn ich Jane bin... :D


    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

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  • Zitat

    Original von Theodora
    Lieber Caesar,


    Bin froh, wenn Du meine doch sehr unbedarfte Darstellung(weil ich von der Musik nur als ein Hörer mit Ohren und Herz was verstehe, aber vom Hintergrundwissen her eher auf dem Level eines Tarzan bzw. Jane bin :D ) aber diese Geschichte damals live mit zu erleben war wirklich etwas Besonderes für mich.


    Liebe Jane, äh Theodora selbstverständlich ..... :D


    nur nicht so bescheiden :D - und im Übrigen ist eine Schilderung mit Herz und Ohren oft weitaus eindrücklicher als eine hochgelehrte akademische Abhandlung. Denn erstere geht tiefer. Wie sagt Faust zu Wagner? "Wenn Ihr´s nicht fühlt, Ihr werdet´s nicht erjagen"


    Bei Youtube habe ich noch nicht geschaut, die DVD habe ich noch nicht, aber ich werde berichten, wenn sie eingetrudelt ist, was wohl noch eine knappe Woche dauern dürfte. Dann mehr!


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Tach,


    ich wollte auf eine neuere Aufnahme - na ja, ist auch schon ein Jahr alt - von Freddy Kempf aufmerksam machen. Wie bei wahrscheinlich gar nicht so wenigen Klassik-Hörern, kannte ich das Stücke "Bilder einer Ausstellung" von Mussorgsky zuerst in der Rock-Version von ELP und dann nur die Orchesterfassung in der Bearbeitung von Ravel. Irgendwann war ich neugierig, wie sich denn das denn nun auf dem Klavier anhört. Auf der Suche nach einer einigermaßen guten Einspielung - es gibt ja so viele Aufnahmen ! - stieß ich über eine Besprechung von Sal Pichireddu auf dem Schallplattenmann ->hier


    Da ich ihn als Rezensenten klassischer Musik sehr schätze und weiss, dass die "Bilder" so eine Art Steckenpferd von ihm sind, habe ich ihm auch diesmal vertraut.



    Das Programm - neben den Bildern auch "Gaspard de la nuit" von Ravel und Balakirevs "Islamey" - läßt ja befrüchten, hier soll nur Virtuosität zur Schau gestellt werden. Ich kann mich Sals Meinung aber nur anschließen: das ist imo weit mehr als das. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass die Stücke so plastisch und bildhaft auch nur auf dem Klavier gespielt werden können. Solo-Instrumente habe ja immer etwas "einsames" an sich. Bei Kempf wird das Klavier zu Orchester.


    Vielleicht kennt noch jemand die Aufnahme und kann auch etwas dazu sagen ?

  • Er heißt nicht Friedrich Heinrich Gottlieb Ephraim von und zu Kempf, sondern Freddy - das ist schonmal sympathisch... :D


    Im Ernst, die hier stehenden Beschreibungen dieses mir ehrlich gesagt bislang völlig unbekannten Künstlers klingen sehr vielversprechend (besonderer Dank an Theodora!), und da BIS eines meiner "Lieblings-Labels" und die Bilder eines meiner Lieblings-Klavierwerke sind, wurde meine lange Wunsch-Liste soeben erweitert. Schade nur, dass ich - obwohl nicht Student - ebenso wie Theodora erstmal sparen muss, die Liste ist halt ewig lang... :(

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Tja, die Sache mit dem Tschaikowsky-Wettbewerb ist ja fast schon so legendär wie der erste Gewinner: Van Cliburn, ausgerechnet ein Amerikaner.


    Von dem, der damals vor Kempf gewann, habe ich nie etwas gehört .....


    Ich habe von Freddy Kempf die hier bereits erwähnte CD mit russichen Komponisten und die ebenso erwähnte Chopin-DVD. Bisher einmal durchgehört, bin ich durchaus angetan, mehr von Mussorgsky als von Chopin.
    Leider habe ich ihn noch nicht live hören können. Er wird eigentlich sehr oft besetzt, vor allem in den angelsächsischen Ländern. Und er geht auch an die dicken Brocken: In dieser Woche spielt er im Concertgebouw Rach 3!!!!


    Vorgemerkt habe ich mir aber ein Konzert im Dezember hier in Berlin. Dort spielt er (u.a. mit seiner Frau, die Konzertmeisterin im Deutschen Symphonie Orchester ist) das Klavierquintett Es-Dur von Robert Schumann.


    Ich glaube, er ist es wert, ihn im Auge oder besser im Ohr zu behalten.

  • Für wenig Geld kam diese CD ins Haus. Freddy Kempf kannte ich noch nicht, aber was er mit Prokofieff 2 macht, gefällt mir, ebenso wie das Zuspiel des Bergen PO unter Andrew Litton. Deren vielgelobte Aufnahme von Prokofieff's 6. Symphonie steht seit längerem auf meiner Liste, ist mir aber bisher zu teuer.


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  • Im Rahmen meiner derzeitigen Aktivitäten in Sachen Pianisten wollte ich einen Thread über den Pianisten Freddy Kempf eröffnern - und habe bei meiner Recherche festgestellt, daß es bereits seit 2007 einen gibt.

    Unmittelbarer Anlass war ein Bericht, er sei in Russland derzeit Juror beim der neuen - oder erneut gegründeten

    " Rachmaninoff International Competition for Pianists, Composers and Conductors", wo dann auch moralisiert wurde.

    Letztlich verdankt er einen T4eil seines Ruhms ha der Moskauer Presse und dem Moskauer Publikum, welches 1998 dagegen protestierte, daß er "lediglich" den 3. Preis beim Moskauer Tschikowski Klavierwettbewerb bekam - und er damls als „Held des Wettbewerbs“ bezeichnet wurde, was seine Karriere vermutlich mehr beschleunigt hat als eine Goldmedaille, weil die Presse und die Öffentlichkeit damals auf ihn aufmerksam wurde.

    Den 1. Platz erhiel damals - unter angeblich"dubiosen" Umständen, Denis Matsuev, den derzeit ebenfall in der Jury der Rachmaninov Competitiion sitzt, bzw einer Der Mitbegründer und Organisatoren ist.

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    Persönlich interessiert mich aber vor allem, welche Aufnahmen Kemp in jener Zeit gemacht hat, wo der Thread "ruhte", bzw nicht beachtet wurde.

    Abgesehen von Lutgras Einzelbeitrag von 2016 waren die letzten Beiträge von 2009: Von utgra "für kleines Geld" erwobene Aufnahme der Klavierkonzerte 2 und 3 von Prokofieff ist inzwischen -7 Jahre danach !!! wieder im Vollpreisbereich angesiedelt - was ein gutes Indiz für die Qualität dieser Aufnahme ist.


    Bereits 2001 nahm er er von Prokofieff die Klaviersonaten Nr. 1 , 6 und 7 auf - erst 2019 veröffentlichte er - wieder auf BIS - die Sonaten Nr 3.8 und 9 - es fehlen also noch 3.


    mfg aus Wien

    Alfred


    PS: Der Threadtitel bedarf einer überarbeitung.

    clck 6.900

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe Freddy Kempf zweimal in Recitals beim Berliner Klavierfestival erleben dürfen. Mir gefiel sein unaffektiertes aber souveränes Auftreten und die große Musikalität bei der Wiedergabe der Werke. Ich habe drei CDs von ihm erworben, die zum Teil nicht beim Werbepartner erhältlich sind wie die Beethoven-Sonaten op. 13, op. 27 und op 57 oder eine reine Schumannausgabe mit den Études Symphoniques op. 13. Die dritte CD, die ich mit seiner Signatur besitze, enthält u.a. die Original-Klavierfassung der Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgski:

    Eine sehr gute Darbietung, die ich gerne als Alternative zur bekannten Orchesterfassung von Maurice Ravel höre. Ich wäre froh, den Künstler nach jetzt schon etwas längerer Zeit wieder bei einem Konzert erleben zu dürfen.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP