Niemand hört heutzutage mehr Klassik -oder doch ?

  • Lieber Wolfgang ,



    als ich zur Schule gegangen bin und Student gewesen bin , da gab es im Wesentlichen LPS ; jedenfalls keine CDs .


    Es gab Bruckner- oder Mahler - Symphonien zuj Beispiel nur im Konzertsaal oder im Radio als Gesamtaufführung .


    Meine ersten beiden Bruckner - Symphonien ( 4 und 9 ) habe ich original / live in London erlebt und im Rahmen eines Schüleraustausches dort auch im Radio ( BBC ) komplett gehört .


    Ich denke , dass wir um eine Symphonie kennenzulernen , diese zuerst als Ganzes hören sollten .


    Dass der weltweite Erfolg der Bruckner- und Mahler - Symphonien zu einem Grossteil auf die Speicherkapazität der CDs zurückzuführen ist , dürfte kaum zu beschreiben sein .


    Wer hatte früher , also bis zur Einführung der Cds , denn gar mehrere Bruckner - oder Mahlerzyklen zu Hause als LP ?


    Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Ich war in einer sehr musischen Schulklasse - und ich gehe davon aus, daß viele auch heute noch klssik hören.
    Mein "Durchbruch" kam aber ab dem 16. Lebensjahr.
    Ich hörte zunächst "populäre Klassik" (ein gewisser Hang hiezu ist mir bis heute geblieben) und baute dann langsam mein Repertoire aus - 1-2 Vinyl-Schallplatten pro Monat. Mit ca 19 verkehrte ich in einerm kleinern Kreis einer gewissen "Klassik-Schickeria", die aber nicht nur chick, übersensibel und ein wenig abgehoben war - sondern in der Tat auch eine Menge zum Thema Klassik wusste, leider sind sie heute in alle Winde verstreut - sie wären eine Idelae Besetzug für dieses Forum.
    Man traf einander in unregelmäßigen Abständen - nicht alle gleichzeitig, sondern wie es sich ergab in kleinen Grüppchen von 2-4 Hörern, deren Zusammensetzung sich stets änderte, aber der Pool war stets der Gleiche. Platten wurden zwar nie verborgt - aber bei gemeinsamen Hörabenden mitgebracht - gegeineinander gehört und besprochen.
    So war Klassikvergnügen jederzeit gegeben. Wie fühlten uns jedch nicht als "Ausgestoßene" obwohl wir vermutlich von Aussenstehenden als solche betrachtet wurden. Wir selbst fühlten uns als "Elite" - und strahlten das wahrscheinlich auch aus.
    Ich bin sicher, daß es solche "Circles " auch heute noch gibt, wenngleich die am liebsten unter sich bleiben - und das Internet und dessen Foren meiden, wie der Teufel das Weihwasser.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von teleton


    Es ist schlimm, dass dort meist nur Ausschnitte aus Gesamtwerken geboten werden. Das Programm ist so konservativ gestaltet, das es für die "Hausfrau beim Bügeln" und den "Opa im Sessel" ausreicht und gefällt - das ist wohl auch die angesprochene Hörergemeinde.


    Naja, lieber Wolfgang, ein bisschen hart, findest Du nicht? Was heute Klassik-Radio ist, das waren früher die Klassik-Sampler (Konzert für Millionen, 100 Classic-Hits etc.). Durch die habe ich die klassische Musik lieben gelernt. So eine ganze Sinfonie ist für Neulinge schon ein schwerer Brocken, besonders Bruckner oder Mahler, oder?


    Die Sampler höre ich zuweilen heute noch.


    Was nun die Hörerschaft betrifft, hier meine ganz unmaßgebliche Beobachtung: als Jugendlicher bin ich milde belächelt worden ob meiner Leidenschaft für klassische Musik. Die Freunde von damals, die ich auch heute noch habe, haben, als sie um die 30 waren, angefangen, sich kleine Sammlungen mit klassischer Musik zuzulegen. Auslöser übrigens bei allen der Erfolg der drei Tenöre (sic!).


    Mit Bruckner, Mahler oder Schostakowitsch brauche ich denen allerdings nicht zu kommen; Beethovens Klavierkonzerte dürfen es aber sehr wohl sein.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hi Thomas,


    es ist aber schon so, wie Wolfgang sagte, mit "Klassik-Radio". - Ich glaube, es ist nicht übertrieben. -
    Und dann diese An- und Absagen der Sprecherinnen mit dermaßen gekünstellter Aussprache, dass es einem den Schuh auszieht! Und so übertrieben "katzenfreundlich"! Und dann die große Beweihräucherung, wie gut doch "Klassik-Radio" sei! - Nee, wirklich! - Das ist eine wahre Zumutung für den etwas anspruchsvolleren Hörer Klassischer Musik.


    Habe als Kind lange Jahre im Rundfunk-Kinderchor meiner Heimatstadt gesungen. - Alle 6 Wochen gab es eine Sendung von unseren Gesängen mit Klavierbegleitung im Radio zu hören. Wir haben schöne Lieder passend zu den Jahreszeiten gesungen, z.B. das berühmte Mailied von Mozart "Komm lieber Mai". - Damit und mit anderen Liedern von Mozart war uns Kindern schon sehr früh W.Amadeus zugänglich gemacht worden.


    Später habe ich im Jugendchor einer ev. Pfarrei gesungen und lange Zeit in Gottesdiensten mitgewirkt. - An Weihnachten gab es zusammen mit dem "großen Chor" festliche Gesänge im Rahmen von Gottesdiensten. Ich denke dabei an "Psallite, unigenito..." Das waren große Erlebnisse bezüglich der mehrstimmigen und doppelchörigen Barockmusik!


    Habe auch sehr gerne der Orgelmusik am Ende des Gottesdienstes gelauscht. Die Präludien und Fugen hatten es mir angetan. - Habe mit Spannung auf die Fuge gewartet, mit ihren verschobenen Einsätzen. Habe sie oftmals gezählt! - "Aha! Eine dreistimmige Fuge!"


    Oftmals hörte ich nach der Schule, als etwa Zwölfjährige, den Klassiksender des örtlichen Rundfunks mit seinen Orchesterkonzerten. - Sonntags hörte ich die Opernkonzerte. - Ich machte mir eine eigene Liste mit den Operntiteln, damit ich alle Opern erst einmal namentlich kennen lernen konnte.


    Im jungen Erwachsenenalter war ich ständig in Chören aktiv. - Für mich gab es nur die Klassische Musik! - Rock, Pop, Schlager lehnte ich schon immer ab! - Auch während der Pubertät!


    Insofern ist mir die Klassische Musik absolut vertraut.


    Vor etwa 4 Jahren bin ich darauf gestoßen, dass auch die Alpenländische Musik ihren Reiz hat. - Sie ist wohlklingend, eingängig, relativ schnell und leicht einzustudieren, und man kann ganze Gesellschaften damit zum Singen bringen. - So singe ich manchmal in Wirtshäusern mit 2 weiteren Damen und einem Begleitinstrument auf sogemannten bayerischen "Hoargarts" = "Hörgarten" wunderschöne Alpenländische Jodler und Gesänge. - Heute zum Beispiel war ich auf einem Bauernhofmuseum und habe den ganzen Tag nur diese Musik gesungen. - Es war wunderbar! :)
    Zur Klarstellung: Es handelt sich hierbei nicht um Musik à la Musikantenstadl mit Hansi Hinterseher oder so ähnlich! - Diese Alpenländische Musik ist stromlos und stadlfrei! :)


    Mit sangesfreudigen Jodelgrüßen,


    Melisma ;)

  • Zitat

    Original von Melisma
    Vor etwa 4 Jahren bin ich darauf gestoßen, dass auch die Alpenländische Musik ihren Reiz hat. - Sie ist wohlklingend, eingängig, relativ schnell und leicht einzustudieren, und man kann ganze Gesellschaften damit zum Singen bringen. - So singe ich manchmal in Wirtshäusern mit 2 weiteren Damen und einem Begleitinstrument auf sogemannten bayerischen "Hoargarts" = "Hörgarten" wunderschöne Alpenländische Jodler und Gesänge. - Heute zum Beispiel war ich auf einem Bauernhofmuseum und habe den ganzen Tag nur diese Musik gesungen. - Es war wunderbar! :)
    Zur Klarstellung: Es handelt sich hierbei nicht um Musik à la Musikantenstadl mit Hansi Hinterseher oder so ähnlich! - Diese Alpenländische Musik ist stromlos und stadlfrei! :)


    Hallo Melisma,


    Das widerwärtigste, was ich mir an "Musik" vorstellen kann ist die "volkstümliche Musik" im Fernsehen: Kokainschnupfende Moderatoren machen einen auf volkstümlich und erreichen ein Publikum, das es nicht besser verdient hat. Das hat mir seit je her einen Abscheu vor dieser Art Gedudel eingeflösst.


    Und dann habe ich mal eine Wandergruppe in einer Gebirgshütte erleben dürfen, DAS IST WAS GANZ UND GAR ANDRERES!


    Die aufrichtige Freude der Teilnehmer kann ich nachvollziehen, wenn sich Menschen zusammen finden und mit Freude aktiv singen, das hat schon was!
    (Ist zwar jetzt ein Beitrag am Thema vorbei, war aber erwähnenswert)
    Weiter viel Freude wünscht Thomas

    if you have to have jazz explained to you, you'll never know. L. Armstrong

    Einmal editiert, zuletzt von Entenfahrer ()

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  • Um der Verwechslung zwischen Volksmusik und "Volkstümlicher" Musik nach Hansi Hinterseher oder Florian Silbereisen aus dem Weg zu gehen, lieber Thomas Entenfahrer :D, spreche ich bei Ersterem lieber von Alpenländischer Musik, ja von Alpenländischen Gesängen! - Deren Lieder haben zumeist lebensphilosophische Texte, vorwiegend aus dem Leben der Almbauern, zum Inhalt und sind zumeist - so sie kultiviert gesungen werden - schön anzuhören! - Der Hörer ist oftmals zu Tränen gerührt! -


    Anders beim Stil von Hansi H. und Florian S., wo Schlagzeug und Verstärker mit im Spiel sind, und der Stil in Richtung "Schlager" geht! - Das bitte nicht! - Ich erwähnte ja, dass ich es noch nie mit Schlagern zu tun haben wollte, auch nicht in der Pubertät!


    Du verstehst, was ich meine, denke ich!


    Wünsche guten Wochenstart,


    Melisma ;)

  • Zitat

    Original von teleton
    Doch wer sich mit Klassik intensiv auseinandersetzen will, wird auf Dauer diesen Sender meiden.


    Es ist schlimm, dass dort meist nur Ausschnitte aus Gesamtwerken geboten werden. Das Programm ist so konservativ gestaltet, das es für die "Hausfrau beim Bügeln" und den "Opa im Sessel" ausreicht und gefällt - das ist wohl auch die angesprochene Hörergemeinde.


    Lieber Wolfgang,


    Ich mag solche Sendern.
    Wenn ich mit etwas beschäftigt bin, brauche ich keine Ablenkung. Und gerade solche Sendern sind dafür ideal. Herrliche Hintergrundmusik.


    Und ich mag "konservative" Musik. An sich ist nichts dagegen. :P


    LG, Paul


  • Das kann ich gut nachvollziehen.


    Ich zähle mich mal mit zur Jugend, zumal ich seit meinem 4. Lebensjahr mit der Oper verbunden bin. Ich bin in meiner gesamten Schulzeit wegen dieser Musikliebe teilweise gemoppt worden, erst in den höheren Klassen des Gymnasiums wurde das besser. Meine besten Freunde haben kaum was mit Klassik zu tun, akzeptieren aber meinen Geschmack total. Immerhin habe ich jetzt eine ganz liebe Freundin, die ebenso in diese Musik vernarrt ist, die mich versucht ein bisschen unter Kontrolle zu halten, wenn meine Hände zu der Musik plötzlich unkontrolliert mitzucken :pfeif:


    Erst seit ein paar Jahren kenne ich auch so noch ein paar Leute, die sich mit Klassik beschäftigen. Aber auch hier bin ich manchmal enttäuscht. Ganz besonders irretiert mich die Aussage eines angehenden Sängers, der sich nur für eine Oper interessiert, wenn da auch eine (potentielle ) Rolle für ihn bei ist.

  • Zitat

    Original von WotanCB
    Ganz besonders irretiert mich die Aussage eines angehenden Sängers, der sich nur für eine Oper interessiert, wenn da auch eine (potentielle ) Rolle für ihn bei ist.


    Das ist leider ganz normal. Noch normaler ist übrigens, wenn Sänger sich nicht für die ganze Oper interessieren sondern eben nur für die Rolle, die da für sie drin ist. Wenn sich der Sänger schon für die ganze Oper interessiert, ist das schon fast ein Glücksfall... Sänger sind normalerweise ein dämliches Völkchen.


    :pfeif:
    M.

  • Zitat

    Original von Mengelberg
    Ja, das ist schon was anderes. Aber nehmen wir mal an, die Zuschauerzahlen des Musiktheaters hätten seitdem stagniert - sie würden trotzdem ungefähr die Hälfte der Bundesligazuschauer ausmachen. Das finde ich enorm.
    Und: In dieser Rechnung von 1993 ging es nur um Opernhäuser, gar nicht um Konzerthäuser - die waren gar nicht in der Rechnung drin.


    Das ist ja das grundlegende Problem, mit dem die Oper leben muss. Jede andere Sparte der Unterhaltungsindustrie kann sich relativ leicht nach ihrem Publikum richten. Es wollen mehr Leute auf den Fußballplatz? Na, dann bauen wir halt größere Stadien. Das gleiche gilt für Veranstaltungshallen. Aber es werden kaum neue Opernhäuser gebaut und die alten verlieren mit jeder Neubestuhlung weiter an Plätzen. Das heißt, dass absolut gesehen die Besucherkapazität für Opernaufführungen relativ konstant bleibt, aber relativ gesehen in einer Welt, in der immer mehr Publikum für Unterhaltungsvorstellungen verfügbar ist, das Opernpublikum einen immer kleiner werdenden Prozentsatz ausmacht. Und verschiedentlich haben die Häuser ja auch schon große Mühe, für einigermaßen ausreichende Auslastung zu sorgen...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Ich höre Klassikradio auch.
    Auch die Ausschnitte von Klassikwerken gefallen mir gut.
    Ich hatte das Problem als mein Mann nicht mehr arbeiten musste und stand vor der Frage,was tun?
    Soll ich ihn langsam an Klassik heranführen oder nicht?
    Es klappte,er ist mit Klassikradio langsam an diese Musikrichtung herangeführt worden.
    Nun bin ich heilfroh uns Beiden ist geholfen worden..


    Mahler und Bruckner kann ich nicht nebenbei hören ,da brauche ich Zeit und Ruhe.
    Bei Klassikradio ,das läuft so nebenher


    LG: Rita


    Ins Konzert oder in die Oper geht er aber nicht.
    Das wäre zu viel verlangt :yes:

  • Klassikradio? Welche Frequenz? Falls dies jemand weiß, würd ich mich freuen!


    Zum Anfangsthema:


    Angeblich hören nicht mehr so viele Leute Klassik, trotzdem sind die Opern meistens voll und es gibt zich Zeitungen wie opernglas oder fonoforum die gut verkauft werden... Ein gutes Zeichen doch :))

  • Zitat

    Original von GregorAnton
    Klassikradio? Welche Frequenz? Falls dies jemand weiß, würd ich mich freuen!


    Schau einfach auf der Homepage klassikradio.de, da gibt es auch eine Frequenzsuche. Sendet terrestrisch nicht überall in Deutschland, ist aber in den meisten Kabelnetzen.


    A propos fonoforum: Versuche mal, in Leipzig fonoforum im Zeitschriftenhandel zu kaufen... :no:
    Nur im Bahnhofsbuchhandel.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Zitat

    Original von teleton
    Bei Klassik-Radio gibt es natürlich für Neulinge scheinbar Neues zu entdecken.
    Doch wer sich mit Klassik intensiv auseinandersetzen will, wird auf Dauer diesen Sender meiden.


    Ich habe im Jahreszyklus bei Klassikradio in den Räumlickeiten in der Hamburger Plackstrasse 15 zu tun und ich muss sagen, es bereitet mir von Jahr zu Jahr mehr Unbehangen dort reinzugehen. Ich muss mich beherrschen, die Leute dort nicht auszulauchen die sich dort so fürchterlich wichtig nehmen.


    :hello: Steffen aus Hamburg

  • Zitat

    A propos fonoforum: Versuche mal, in Leipzig fonoforum im Zeitschriftenhandel zu kaufen...
    Nur im Bahnhofsbuchhandel.


    Das ist auch in Wien nicht mehr wesentlich anders....


    Man bekommt fonoforum bei "MORAWA" dem Vertrieb mit angeschlossener gigantischer Buchhandlung. Meine beiden Kiosks,
    wo ich fonoforum einst kaufen konnte, haben zugesperrt - der Rest führt die Zeitschrift in der Regel nicht...


    LG
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Der Beitrag könnte fast wörtlich von mir sein ...


    In meinem Umfeld habe ich zwar viele Musiker (ich bin aktives Mitglied in einem Blasorchester, das durchaus auch anspruchsvolles Repertoire spielt), aber keiner interessiert sich so richtig für klassische Musik. Also so, dass man sich darüber ein wenig tiefer austauschen könnte.
    Im Rahmen eines Berlinausfluges unseres Vereins habe ich organisiert, dass wir eine Probe eines Orchesters in der Berliner Phliharmonie besuchen konnten. Die meisten haben schon nach 1 Stunde aufgesteckt und sind gegangen. Von 45 Leuten blieb ein harter Kern von 5 Personen bis zum Ende.


    Selbst meine Familie verdreht ein wenig die Augen ob meiner Musikver(be-)sessenheit. Manchmal fragt mich meine Frau, wann "er denn tot ist", wenn die Musik wenig dramatischer anschwillt.
    Bei meiner Tochter (12 Jahre) versuchte ich von Anfang an langsam und behutsam das Interesse auf klassische Musik zu lenken. Noch ohne Erfolg, aber ich bin geduldig. Wenigstens hat meine Famile sich mit mir zusammen "Porgy und Bess" in Hamburg angeschaut und meine Tochter hat 3 Stunden in o.g. Probe ausgehalten (wo hätte sie auch sonst hin gehen sollen?). Aber ansonsten gehe ich alleine in Konzerte und höre auch meine CDs in der Abgeschiedenheit meines "Spielzimmers".


    Ich plane nun, die Dinge in Bezug auf Vermittlung von Liebe zur klassischen Musik selbst ein wenig in die Hand zu nehmen: Auf unserem Eiland will ich in Zukunft Kurse zum Thema klassische Musik anzubieten. Themen habe ich schon. Mir fehlen nur noch Termine und die Orte, wo das statt finden soll. Und beim Preis dafür bin ich mir noch sehr unsicher. Ich habe keinerlei Gefühl dafür, was es den Leuten wert wäre. Mal sehen, wie es sich entwickelt.

    Es gibt auch einen Riesenunterschied zwischen Kuchen und Hering. Trotzdem sind beide sehr gut. (Mstislaw Rostropowitsch)

  • Halöchen.
    Also ich glaube,dass die meisten Leute nur unterhalten werden wollen.
    Klassische Musik ist stellenweise zur Unterhaltung sehr ungeeignet.
    Man nehme nur das Invasionsthema aus Schostakowischs Leningrader.
    Für ungeübte Ohren nur sehr schwer zu ertragen.
    Ich mag diese musik,kann aber auch gut verstehen,wenn jemand nicht die Geduld aufbringt sich das anzuhören.


    Frullato


    Viel Erfolg bei deineM Vorhaben.



    Gruss


    Hörer


    :hello:

    ARROGANZ IST DIE PERÜCKE GEISTIGER KAHLHEIT.


  • Das mit dem Unterhaltungsanspruch unterschreibe ich jederzeit. Ich gehe ja auch nicht nur ins Programmkino oder schaue ausschließlich ARTHAUS DVDs. Popcorn-Kino ist zwischendurch auch was Feines. Und ich höre auch andere Musik als nur klassische.


    Aber die klassische Musik hat durchaus auch das Zeug zum Unterhalten - eben auf hohem Niveau. Und wieso sollte man sich nicht einfach von Musik unterhalten lassen wie damals Kaiser und Könige (dank CD und Platte muss man nicht ein ganzes Orchester finanzieren)?


    Die volle Breite einer Sinfonie von Mahler, Bruckner oder Schostakowitsch kann ich auch nicht permanent über mich ergehen lassen, mal ganz abgesehen vom zeitlichen Investment. Das hängt auch von der Stimmung ab. Und es ist auch nicht jedermanns Geschmack wie auch eine Sache der Gewöhnung.
    Doch ich bin sicher, dass in dieser wundervollen Musik, die wir in diesem Forum so schätzen, durchaus für jeden etwas dabei sein kann, was gefällt und unterhält. Man muss nur ein wenig Geduld, offene Ohren und ein offenes Herz haben. Und vielleicht auch jemanden, der einen da ein wenig heranführt.


    hörer
    Danke für die Erfolgswünsche.


    Gruß


    Frullato

    Es gibt auch einen Riesenunterschied zwischen Kuchen und Hering. Trotzdem sind beide sehr gut. (Mstislaw Rostropowitsch)

  • also, ich hoffe ich schocke jetzt niemanden hier; aber apropo unterhaltung:


    es gibt rhytmische Stellen in der Oper, bei denen man tanzen kann... als ich das erste mal ganz laut das anna bolena Akt 1 Finale mit caballe aus der scala gehört habe, hat es mich so bewegt, dass ich dazu wie zu einem (ja! ich sage es tatsählich!) groovigen popsong getanzt habe!! versucht es mal selbst!!!


    mein fazit; auch klassische Musik kann unterhaltsam sein!!


    liebe grüße!!


  • Eben drum!


    Letztens hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem international bekannten Dirigenten (spezialisiert vor allem auf Haydn, Mendelssohn-Bartholdy und Mozart). Er meinte, dass jemand, der bei einem Konzert, in dem gerade eine Rossini Ouvertüre geboten wird, den Kopf mit ernster Miene in die Hände legt und andächtig mit weihevollem Blick lauscht, ein "A...loch" ist (die Punkte in dem Zitat sind von mir).


    Was er damit sagen wollte: Es gibt klassiche Musik, die unterhalten will und dafür geschrieben ist. Er verwehrt sich auf der anderen Seite aber (zurecht), eine "Kuschelklassik-CD" aufzunehmen, auch wenn ihm das Angebot schon das ein oder andere Mal gemacht wurde.


    Er konnte sich auch nicht erklären, wie man für ein solches Projekt ausgerechnet auf ihn käme. Wer ihn schon einmal in einem Konzert gesehen hätte, wüsste, dass bei ihm die Fetzen fliegen und nichts seiner Darbietungen auch nur im geringsten etwas mit Kuschelklassik gemein hätte.
    Da haben scheinbar unvergleichlich musikverständige "Produktmanager" der Plattenfirmen wohl wieder mal ganz genau den Markt beobachtet ... :no:

    Es gibt auch einen Riesenunterschied zwischen Kuchen und Hering. Trotzdem sind beide sehr gut. (Mstislaw Rostropowitsch)

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  • Ich habe gestern zu einer Fuge von Albrechtsberger tanzen müssen - an der Orgel der steife Langeweiler Leonhard.
    8)

  • Zitat

    Ich habe gestern zu einer Fuge von Albrechtsberger tanzen müssen - an der Orgel der steife Langeweiler Leonhard.


    Wenn Leonhardt die richtigen Drogen nimmt vergisst er alle Gravität und es geht echt "die Post ab" ! Deshalb meine Tanz-Empfehlung für den KSM diese Scheibe hier:



    :hello:

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear


    Wenn Leonhardt die richtigen Drogen nimmt vergisst er alle Gravität und es geht echt "die Post ab" ! Deshalb meine Tanz-Empfehlung für den KSM diese Scheibe hier:
    :hello:



    Dazu die Presse:


    FonoForum 03 / 06: "Erhaben und mit noblem Gestus lässt Leonhardt die schöne Musik dahinfließen. Frei von jeder Effekthascherei und Eile, schein [sic] überlegener und organischer die Musik kaum strömen zu können."

    Es gibt auch einen Riesenunterschied zwischen Kuchen und Hering. Trotzdem sind beide sehr gut. (Mstislaw Rostropowitsch)

  • Salvete!


    Zur Frage: Was ist ein Klassikhörer?
    Eine sehr schwere Frage, eigentlich, denn viele nennen sich Klassikhörer, weil sie (wie Alfred gesagt hat) 4 CDs mit Opernouvertüren zu Hause im Schrank stehen haben und vielleicht die ersten Takte der Nummer Eins auswendig summen können... :kotz:
    Tja solche gibts leider auch...
    Aber nun zur eigentlichen Frage:
    Ein Klassikhörer ist einfach jemand den diese Musik mitreißt, begeistert, den es freut diese Musik zu hören, der Interesse zeigt, der sie, mit einem Wort, gern hat. :yes:
    Da gehört auch der gewisse "Forscherdrang" dazu, meine ich, d.h. nicht nur die bekannten Werke kennen und genießen, sondern sich auf die Suche zu machen nach den kleinen (aber feinen) Schätzen der Musik, die die breite Masse der Gesellschaft eben nicht kennt. :angel:


    Wie wird man "Klassikhörer"? Auch eine sehr gute Frage...
    Denn es gibt viele (wie mich) der eigentlich keine große Beziehung zur Klassik als Kind hatte, meine Eltern hatten zwar ein, zwei Mozart-Best of- CDs, aber das wars dann auch schon ;(
    Auf jeden Fall muss die Beigeisterung da sein! Der Wille etwas selbst zu entdecken, so wars zumindest bei mir :) Ich wollte selbst diese Musikrichtung für mich entdecken, wollte mich inspirieren lassen, wollte verstehen, was mir diese Musik sagen kann...ein herrliches erstes Erlebnis... :angel:
    Es gibt viele Gründe, warum es 95% Popularmusikhörer gibt, und nur 5% Klassikhörer, aber einer ist sicher der oben genannte: Die Eltern haben keinen Bezug, und wenn das Kind nicht selbst Interesse zeigt, hat es keine Chance jemals ein Klassikfan zu werden.
    Dann natürlich das Umfeld...die Freunde hören keine Klassische Musik, dann kann man selbst doch auch keine hören, oder? :no:
    Und wenn es einige dann wirklich reizt und sie die Hand um eine Aufnahme mit Dirigenten mit großen Namen und sich diese dann schnappen und anschließend hören, ist es bei Gott nicht gesagt, dass diese Aufnahme gut ist, o nein! :no:
    Denn auch wenn ein großer Name auf der Packung steht, heißt es nicht, dass die Aufnahme gut ist! :yes:
    Beispiel: ich mag Karajan als Beethoven-Dirigent eigentlich ganz gern, aber bei Mozart - nie im Leben! 8o
    Tja und so nehmen die Probleme ihren Lauf...
    ich bin auf jeden Fall glücklich, dass ich die Klassische Musik für mich entdeckt habe... :jubel: :jubel: :jubel:


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Morgen findet - wenn es das Wetter zulässt - wieder einmal ein Sommerkonzert der Wiener Philharmoniker im Schlosspark Schönbrunn statt.


    Aus einem Presse-Artikel - "Für Hellsberg ist das Gratis-Konzert "in vielerlei Hinsicht komplementär" zum Neujahrskonzert: Nicht nur, weil in Schönbrunn unter freiem Himmel und im Sommer (statt im Musikverein und im Winter) gespielt wird, sondern auch wegen des freien Eintrittes (im Gegensatz zu den so hochpreisigen wie schwer zu bekommenden Tickets für das Neujahrskonzert). So wolle man Publikum gewinnen, das sich sonst weniger für klassische Musik interessiert."


    Wenn man bedenkt dass bis zu 100.000 Besucher erwartet werden kann man, so glaube ich, nicht davon sprechen, dass klassische Musik keine Zuhörer hat. Jetzt kann man natürlich darüber diskutieren, ob vielleicht x Besucher wegen des "Events" kommen, aber ich sehe das Interesse als ein Zeichen, dass das Interesse nach wie vor gegeben ist - und auch das Programm setzt sich nicht nur aus "Hits" zusammen - wie viele Leute hören sich normalerweise Manuel de Falla an? Oder Mussorgskis Liebeserklärung an den Wiener Kahlenberg ? :baeh01:


    Was hält iihr von solchen Veranstaltungen (ich weiß ja nicht, wie oft und wo so was stattfindet..)? Ich war einmal bei einem mir unvergesslichen "Event" (nun, zu der Zeit hat man das noch nicht so genannt) in 1983 dabei, als in Tel Aviv an einem schönen Abend im Juli das Israel Philmarmonic Orchestra unter Zubin Mehta ein Open Air-Konzert gegeben hat (Jitzchak Perlman hat auch gespielt). Ich kann mich nicht mehr an das genaue Programm erinnern, aber sehr wohl daran, dass da über 100.000 Leute friedlich zuhörend gesessen sind.

    Hear Me Roar!

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