Und Mozart starb den Hungertod in Wien..... Vorurteile-Klischees- Falschmeldungen zu Mozart

  • Liebe Forianer


    Eigentlich sollte dieser Thread ein Banalthema sein, eventuell gar nicht notwendig, da das was hier erörtert wir eigentlich schon seit Jahrzehnten Allgemeingut ist - bzw sein sollte.


    Immer wieder weden jedoch liebgewordene Klischees vom verkannten hungernden Künstler, vom "verstoßenen" Kapellmeister, vom "liebenswürdigen Wolferl" vom "Feind Salieris" der ihn dann letztlich vergiftet habe (was definitiv falsch ist) ausgegraben und irgendwo eingebaut, wo dann die alten Vorurteile wieder aufgewärmt dem willfährigen PT Publikum serviert werden.


    Der Threadtitel zitiert einen halben Satz aus einem Lied (von Andre Heller ?) wo Mozart verarmt und verhungert in Wien sterben muß, weil Künstler ja in Wien bekanntlich zu wenige Freiheiten haben.....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Luieber Alfred :



    in Wien sollen Künstler zu wenig Freiheit haben ?


    Soweit ich es beurteilen kann , sind doch Weltstars immer sehr gerne nach Wien gegangen und haben sich dort auch ( verständlicherweise ) sehr wohl gefühlt .


    Und seit ich selbst Wien näher kennengelernt habe ( als Kind ! ) war Wien doch immer besonders beliebt .


    Als ich vor dem Abitur gestanden habe , da waren wir die erste Klasse , die ihre "Abitur-Abschlussfahrt" nach Wien machen durften ( statt die Pflichtfahrt nach Berlin - West machen zu müssen ) . Wenn Wien so freiheitsfeindlich gewesen wäre , dann hätten die Ministerien dies Fahrt nicht genehmigt . Und die Wiener Behörden wie die Bevölkerung waren sehr , sehr hilfsbereit .


    Ich weiss wirklich nicht , woher dieses üble Vorurteil denn herstammt / herstammen soll .


    Auch nach ihren künstlerkarrieren blieben eigentlich alle Künstler dieser tarditionsreiche n Metropole lebenslang verbuinden soweit mir dies bekannt ist ( Giuseppe Tddei , Franco Corelli u. a. m. ) .


    Bitte sei so freundlich und erkläre kurz , wies zu solchen "einschätzungen" kommen kann . Danke.


    Eine schönen Gruss am Spätabend !



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Solche Fehleinschätzungen kommen zumeist von Künstlern unserer Zeit, die in Wien etwas stiefmütterlich behandelt werden/ wurden oder sich zumindest so behandelt fühlen.
    Dann macht es sich immer gut, wenn man drauf hinweist, daß andere Künstler - nämlich vorzugsweise heute berühmte - schon in der Vergangenheit in Wien negiert wurden und am Hungertuche nagen mussten.
    Mozart ist hier besonders beliebt. Daß es sachlich nicht stimmt ist kein Hindernis, die Story ist gar zu traurig und gar zu schön.


    Und hier sind wir schon mitten im eigentlichen Thema.
    Mozart war zu keiner Zeit verkannt, zumindest nicht in Wien. Er war sich seines Wertes wohl bewusst und lebte - so er es sich leisten konnte - und manchmal auch wenn dies nicht der Fall war - auf großem Fuß, bewohnte schöne große Wohnungen in guter Lage, hatte ein Reitpferd, einen Billardtisch und war nobel gekleidet. Er konne sich leisten (oder leistete es sich zumindest) seine Frau auf Kur zu schicken, bekam für eine vollendete Oper in etwa das doppelte was andere Opernkomponisten seiner Zeit erhielten und bekam gelegentlich hohe Geldzuwendungen vom sonst als eher sparsam bis knausrig geltenden Kaiser Joseph II.


    In der Tat war Mozart ein Verschwender, aber niemand weiß bis heute genau wofür er das viele Geld verbrauchte, das immer an allen Ecken und Enden fehlte. Es gab dereinst Gerüchte, Mozart sei ein Spieler gewesen - aber bewiesen ist das nicht.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    In der Tat war Mozarrt ein Verschwender, aber niemand weiß bis heute genau wofür er das viele Geld verbrauchte, das immer an allen Ecken und Enden fehlte.


    Das Geld findet immer einen Weg...

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Da

    Zitat

    s Geld findet immer einen Weg...


    Genau - und da sind wir schon beim nächsten Stichwort: Mozarts Schulden


    Es ist zwar richtig, daß Mozart immer wieder Schulden macht, sie teilweise säumig zurückzahlte - und neue machte (wofür ist - wie oben bereits geschrieben - heute unbekannt)


    Jedoch hat die Legende die Schulden vervielfacht, ja sogar verzehnfacht. Mozarts Schulden waren vor allem deshalb ein Problem, weil er, als er todkrank war, keine Einnahmen mehr hatte.


    Solange er Einnahmen hatte, sei es für Opern, sei es für Konzerte etc, beliefen sich seine Schulden auf etwa 2 durchschnittliche Monatseinkünfte, soll heissen Gehalt und Einkünfte durch Kompositionen und Konzerte etc...


    Das ist nicht mehr als manch kleiner Angestellter von heute hat - nur die Dimensionen waren andere - Mozart verdiente - alles in allem recht gut.
    Er dürfte für eine Oper - nach heutigem Zeitwert etwa 100.000.-- bis 120.000 Euro erhalten haben.
    Sein Gehalt als Kammerkompositor betrug jährlich 800 Gulden


    Mozarts Schulden waren also nach seinem Tod nicht so groß wie allgemein als Legende verbreitet, für die Witwe waren sie jedoch eine Kathastrophe. Sie musste erst um eine Art Gnadenpension beim Kaiser ansuchen, es war bereits der Nachfolger von Joseph dem II, Leopold II


    Beginn des Bittgesuchs an den Kaiser Leopold II. :


    Zitat

    Eure Majestät!


    Unterzeichnete hatte das Unglück, den unersetzlichen Verlust ihres Gatten erleben zu müssen und von demselben mit zwey unmündigen Söhnen in Umständen zurückgelassen zu werden, die sehr nahe an Dürftigkeit und Mangel gränzen.......


    Leopld bewilligte eine jährliche Pension von 266 Gulden - obwohl es keinerlei Ansrüche darauf gab - Mozart war noch keine 10 Jahre Angestellter des Kaiserlichen Hofs gewesen...


    Auch in anderer Hinsicht erwies sich Leopold eher als großzügig.


    Nachdem die Witwe einige Kompositionen Mozarts verkauft hatte, ein Gläubiger auf seine Forderungen (er war ein Freimaurerbruder Mozarts) verzichtet hatte, verblieb noch ein Restbetrag, den der Kaiser aus seiner Privatschatulle beglich....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Welch ein Zufall. Bis gestern habe ich am Salieri -Thread gearbeitet und hatte vor über das Verhältnis zwischen Mozart und Salieri zu schreiben - und das werde ich dort auch in Kurzform machen - aber natürlich ist es auch ein geeignetes Thema für diesen Thread hier.
    Allzugerne wird das Clichée bebüht nachdem Mozart und Salieri "Erzfeinde" gewesen seien - dagegen spricht nicht nur einiges - sondern sehr vieles. Wenn eingewisser Neid auf den Konkurrenten gegeben war, so ging er nicht - wie meist fälschlich behauptet - von Salieri, sondern allenfalls von Mozart aus. Und das war auch völlig logisch. Salieri war der Erfolgreichere, der höfisch gewandtere. Mozart schreibt zwar gelegentlich in Briefen an seinen Vater über Kabalen (Intrigen) Salieris gegen seine Person - aber wer sich näher mit Mozart befasst hat, dem wird klar sein, daß man derartiges mit Vorsicht geniessen muß, Mozart betrachtete sich als einzigartig und da in vielen anderen Komponisten Feine oder Stümper. ich habe mich oft gefragt wieso sein Verhältnis zu Haydn ein so gutes war...
    Aber man kann davon ausgehen, daß im allgemeinen das Verhältnis der beiden zueinander von gegenseitigem Respekt getragen war - und vielleicht auch mehr. Spannungen sind sicher aufgetreten, wenn es darum ging, ein Libretto Da Pontes für sich zu requirieren - hier war der Konkurrenzkampf beinahe unverhohlen. Ein interessanter Aspekt ist, daß Constanze ihren Sohn Franz Xaver Mozart - der in Jugendtagen aus "Marketinggründen" als "Wolfgang Amadeus II" aufgetreten ist - zu Salieri in die Lehre schickte, welcher dem jungen Mann ein glänzendes Zeugnis ausstellte......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Antonio Salieri war in der Tat der weitaus erfolgreichere Komponist. Das zeigt sich ja allein schon darin, dass 1788 er und nicht Mozart zum kaiserlichen Hofkapellmeister, dem wohl prestigeträchtigsten Musikeramt im deutschen Sprachraum, berufen wurde und diesen Posten 36 Jahre (!) noch unter den beiden darauffolgenden Herrschern halten konnte. Erst ein Jahr vor seinem Tod 1825 trat er zurück. Zudem war er zwischen 1788 und 1795 Präsident, danach Vizepräsident der Tonkünstler-Societät, deren Konzerte er bis 1818 leitete. 1817 wurde er Oberleiter der Wiener Singschule, und noch zwei Jahre vor seinem Tod wurde er Gründungsmitglied des Konservatoriums der Musikfreunde, wodurch er sich bleibende Verdienste um die Musikstadt Wien erwarb. Salieri spielte auch noch über 30 Jahre nach Mozarts Tod eine ganz maßgebliche Rolle in Wien. Das soll ihm erst mal einer nachmachen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wenn es auch als Tatsache nicht zu leugnen ist, was Joseph II. schrieb, so ist es ebenso eine Tatsache, daß die Musikgeschichte über Salieris Werke hinweggegangen ist, Mozart aber in der ersten Reihe der großen Komponisten steht. Mir fehlt die Vorstellunskraft, daß Salieris Opern, kämen sie auch in Hülle und Fülle auf die Bühnen der Welt, eine lange Aufführungsdauer erleben würden.


    Die gestern (wegen dieses Threads) gehörte Oper "Les Danaides" (meine einzige von Salieri) ist von einer dramatischen Wucht, die mich wieder einmal begeistern konnte. Trotzdem wird sie nie, beispielsweise, die Popularität eines "Don Giovanni" erreichen können. Für mich ist sie in der Tat ein Meisterwerk, das durchaus für die nach Opern abseits des Mainstreams suchenden Theater eine Bereicherung sein könnte. Aber "Les Danaides" gibt es eben nur auf Platten, wird an Theatern nicht gespielt.


    Es wird sich nichts ändern: Salieri bleibt auch in der Zukunft in der öffentlichen Wahrnehmung in der zweiten Reihe der Komponisten stehen.


    :hello:

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    MUSIKWANDERER

  • Im Film "Amadeus" setzt sich Constanze Mozart bei Salieri auch mit körperlicher Hingabe ein, damit Salieri ihren Ehemann protegiert.
    Die entsprechende Szene ist nur im "Directors Cut" aber nicht im "normalen" Kinofilm zu sehen.
    Hat Constanze ihrem Wolfgang Hörner aufgesetzt? Oder ist das reine Fantasie a la Hollywood?

    mfG
    Michael

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  • Im Film "Amadeus" setzt sich Constanze Mozart bei Salieri auch mit körperlicher Hingabe ein,damit Salieri ihren Ehemann protegiert. Die entsprechende Szene ist nur im "Directors Cut" aber nicht im "normalen" Kinofilm zu sehen.
    Hat Constanze ihrem Wolfgang Hörner aufgesetzt? Oder ist das reine Fantasie a la Hollywood?

    Die verlängerte Filmversion habe ich noch nie gesehen, fest steht für mich und zwar eindeutig, daß das nur der Fantasie der Hollywood-Größen entspringen kann: kein Film ohne - zumindest ein bißchen - Sexszene. Hätte man eine entsprechende Szene mit "Wolferl" gezeigt, wäre meine eindeutige Reaktion Zustimmung gewesen...


    :hello:

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    MUSIKWANDERER

  • Mythen und Legenden in Sachen Mozart – Alfreds Intention kann man mit etlichen Beispielen belegen. Sein manchmal obszöner Humor wird bekrittelt, aber der immerhin sehr gestrenge Leopold hat das durchaus goutiert; auch in seinen Briefen gibt es solche Stellen. Man darf also getrost unterstellen, daß dieses Gebaren innerhalb der „sozialen Norm“ lag.


    Robbins-Landon erwähnt eine adlige Romanautorin namens Karoline Pichler, die in ihren neunzigbändigen (!) Œuvre folgenden „Rufmord“ mitgeteilt hat:


    Mozart und Haydn, die ich wohl kannte, waren Menschen, in deren persönlichem Umgange sich durchaus keine andere hervorragende Geisteskraft und beinahe keinerlei Art von Geistesbildung, von wissenschaftlicher oder höherer Richtung zeigte. Alltägliche Sinnesart, platte Scherze, und bei dem ersten ein leichtsinniges Leben, war alles, wodurch sie sich im Umgange kundgaben, und welche Tiefen, welche Welten von Fantasie, Harmonie, Melodie und Gefühl lagen doch in dieser unscheinbaren Hülle verborgen!
    Durch welche innere Offenbarungen kam ihnen das Verständnis, wie sie es angreifen müßten, um so gewaltige Effecte hervorzubringen, und Gefühle, Gedanken, Leidenschaften in Tönen auszudrücken, daß jeder Zuhörer daselbst mit ihnen zu fühlen gezwungen, und auch, in ihm das Gemüth aus tiefste angesprochen wird?


    Robbins-Landon kann eine gewisse Schadenfreude nicht verhehlen, wenn er schreibt, daß Pichlers gewaltiges Buchkonvolut, das einer "vornehmen und elitären Geisteshaltung" entsprang, nach ihrem Tode sehr schnell der Vergessenheit anheimfiel.


    Als Fazit kommt Robbins-Landon zu dem Schluß, daß die „göttlichen Eigenschaften im Narrenkleid“ klassischem Topos entsprechen; er fügt noch als ein bestätigendes Beispiel des Alkibiades Lobrede auf Sokrates aus dem „Symposium“ an.


    :hello:

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    MUSIKWANDERER

  • Yorick hat a.a.O. geschrieben:


    Wenn man einen Mann wie Mozart zu verstehen sucht, gehört das Infantile dazu und auch sein Hang zu einer Sprache, die auf das von mir Angesprochene hinweist! Man kann das in zahlreichen Büchern nachlesen, selbst Hildesheimer spricht davon …


    Vielleicht ist aber gerade Hildesheimer diesbezüglich nicht unbedingt der wahre Deuter. In seiner Biografie über Mozart bemüht er sehr stark die Beschreibung des miauenden und über Tische und Bänke springenden Mozart, erwähnt aber nicht die Zeitzeugen, die davon sprachen, daß der Komponist immer die Würde wahrte. In diesem Falle wäre Joseph Lange, auf den er sich mehrfach beruft, zu nennen, bei dem sich das aber anders liest, als bei Hildesheimer:


    Nie war Mozart weniger in seinen Gesprächen und Handlungen als ein großer Mann zu nennen, als wenn er gerade mit einem wichtigen Werke beschäftigt war. Dann sprach er nicht nur verwirrt durcheinander, sondern machte mitunter Späße einer Art, die man an ihm nicht gewohnt war, ja, er vernachlässigte sich sogar absichtlich in seinem Betragen.

    Daraus zieht Hildesheimer einen Schluß, dem ich nicht folgen kann. Eher lese ich aus Langes Text, daß Mozarts Überdrehtheit zu Zeiten konzentriertester Arbeit keinesfalls als „typisch“ anzusehen ist.


    :hello:

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    MUSIKWANDERER

  • "Amadeus" ist sowieso aufgrund bewußt inszenierter Dramatik zu mind. 50 % ein Fantasiefilm (er basiert ja auf das Theaterstück "Mozart und Salieri"), leider betrachten diesen Film viel zu viele Menschen als biographisch. Dieser Film hat wohl sicher auch generell das Image geprägt und als Ursprung vieler Klischees gedient. Da es hier erwähnt wurde, es gibt kein Beleg dafür daß Constanze in irgendeiner Form heimlichen Kontakt zu Salieri hatte - wie es auch für so Vieles im Film keine Belege gibt. Selbst die übertrieben infantil, naiv, einfältige Darstellung ist nicht belegbar wenn man alle erhaltenen Briefe sowie Aussagen der Zeitzeugen berücksichtigt. Ein Bruchteil seiner Briefe (Bäsle-Briefe, wenige Stellen an Constanze) wurde bewußt herangezogen um daraus einen Menschen zwischen Genie und Wahnsinn zu erschaffen und so der Dramaturgie wesentlich mehr Reiz zu liefern als einen Mozart darzustellen den er im Großteil seiner Briefe hinterlässt. Salieri dagegen der verbitterte neiderfüllte Einzelgänger der in Wahrheit eine Familie mit Frau und 8 Kinder hatte, geschätzt und respektiert wurde (bekanntlich auch Lehrer vieler namhafter Komponisten), aber Salieri ist ja hier nicht das Thema...


    Das weit verbreitetste Klischee ist wohl über seine Musik die sogar in Klassikkreisen bei Klassikhörern, deren Schwerpunkt mehr ab Frühromantik aufwärts liegt, als "verzopft", "stets fröhlich, heiter", "oberflächlich" gilt.
    Die dümmste je gehörte pseudopsychologische Analyse ist wohl die, daß Mozart aufgrund mancher Fäkal-Ausdrücke (damals übrigens bis in höchste Kreise hin üblich) in den Bäsle-Briefen am "Tourette-Syndrom" gelitten hätte.


    Über die Umstände zu Mozarts Begräbnis wissen wir zu wenig um hier genau zu urteilen. Einerseits war es zu dieser Zeit üblich normal bürgerilche Menschen zusammen in das sog. Schachtgrab zu werfen. Andererseits kann man es auch kritisch hinterfragen wie es Ludwig Köppen im Buch "Mozarts Tod" macht - ich hab es jetzt nicht zur Hand aber er wirft die Frage auf warum zu dieser Zeit dann andere Personen die Mozarts Rang ungefähr gleichgestellt waren kein anonymes Grab bekamen, warum man sich überhaupt so sehr damit beeilt hat, dass viele Gönner und Verehrer mit Geld erst nach dem Begräbnis von seinem Tod erfuhren? (Die damals offizielle - zum. angegebene - Krankheitsursache ist ja schließlich nicht ansteckend) Aber die komplette These Köppens jetzt hier zu schreiben wäre zu langwierig aber man kann sich glaub ich schon vorstellen auf was er hinaus wollte. ;)


    lg
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • "Amadeus" ist sowieso aufgrund bewußt inszenierter Dramatik zu mind. 50 % ein Fantasiefilm (er basiert ja auf das Theaterstück "Mozart und Salieri"), leider betrachten diesen Film viel zu viele Menschen als biographisch. Dieser Film hat wohl sicher auch generell das Image geprägt und als Ursprung vieler Klischees gedient. Da es hier erwähnt wurde, es gibt kein Beleg dafür daß Constanze in irgendeiner Form heimlichen Kontakt zu Salieri hatte - wie es auch für so Vieles im Film keine Belege gibt. Selbst die übertrieben infantil, naiv, einfältige Darstellung ist nicht belegbar wenn man alle erhaltenen Briefe sowie Aussagen der Zeitzeugen berücksichtigt. Ein Bruchteil seiner Briefe (Bäsle-Briefe, wenige Stellen an Constanze) wurde bewußt herangezogen um daraus einen Menschen zwischen Genie und Wahnsinn zu erschaffen und so der Dramaturgie wesentlich mehr Reiz zu liefern als einen Mozart darzustellen den er im Großteil seiner Briefe hinterlässt. Salieri dagegen der verbittete neiderfüllte Einzelgänger der in Wahrheit eine Familie mit Frau und 8 Kinder hatte, geschätzt und respektiert wurde (bekanntlich auch Lehrer vieler namhafter Komponisten) aber Salieri ist ja hier nicht das Thema...

    Wie Du richtig schreibst, handelt es sich bei "Amadeus" um einen Film, um eine Unterhaltung, die, wenn ich mich richtig erinnere, nie als Biographie Mozarts oder auch Salieris beworben wurde. Als Fantasieprodukt, als Unterhaltung eben, habe ich diesen Film immer gemocht.


    Es sei aber auch festgehalten, dass Mozarts Image nicht erst durch "Amadeus" geprägt wurde. Noch in den Fünfzigern gab es nur wenige und dann nur auszugsweise gedruckte Briefzitate, die mehr durch Auslassungen und Pünktchen den Eindruck vermittelten, da sei "Lockeres" und nicht "Jugendfreies" zu lesen. Damit wurde insistiert, daß der geniale Komponist "auch nur ein Mensch" wie jeder andere war. Was wohl kaum als besonders Erkenntnis gelten kann. Es wird allerdings so sein, daß jüngere Generationen durch "Amadeus" überhaupt erst mal den Menschen Mozart erfahren haben, und daß sich bei eben jenen an dem Klassiker ansonsten kaum interessierten Menschen ein Image in den Köpfen festgesetzt hat, das auch nach meiner Meinung nicht stimmig ist.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Es sei aber auch festgehalten, dass Mozarts Image nicht erst durch "Amadeus" geprägt wurde.

    Wohl nicht ausschließlich aber ich bin mir sicher vorwiegend für unsere heutige Zeit da dieser Film der erfolgreichste Komponistenfilm (Weltweit ein Kassenerfolg, einige Filmpreise) aller Zeiten war und viele Menschen erreicht hat die sich sonst nicht mit Klassik auseinandersetzen. Er hat sicher mehr Menschen erreicht als jede Biographie und dieser Boom, dieses neu entfachte Interesse wohl auch mit die Ursache das Falco relativ knapp danach mit gleichem Titel, das inhaltlich genauso voller Klischees steckt (gut werden nicht Alle verstanden haben aber das dazugehörige Video spricht eine klare Sprache ;) ), die Nr.1 in den amerikanischen und britischen Charts werden konnte. Diese Zeit konnte man - wenn auch für Diejenigen die mehr um Fakten und Tatsachen bemüht sind weniger - als eine Art Hype um die Marke Mozart bzw. "Amadeus" sehn und hat geprägt wie kein zweiter Film oder Buch, ob man es jetzt als ernsthafter Mozart-Liebhaber mag oder nicht (ich sehe das zwiegespalten).
    :hello:

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  • "Amadeus" ist ein meisterhaftes Bühnen- und Filmkunstwerk, mit großartigen Rollen und perfekter Dramaturgie. Das soll erst einmal jemand nachmachen. Der Reiz solcher Stücke beruht gerade auf ihrer Fiktivität, ihrem konstruierten "Als ob" denkbarer Konstellationen, um ein bestimmtes Profil zu beleuchten. Unabhängig von der psychologisch vielschichtigen Charakterstudie Salieris im Stück steht außer Frage, daß kein historisch denkbarer Salieri sich so würde verewigt sehen wollen.


    Was Mozart betrifft, so erstaunt es vielleicht manchen Tamino, wie noch 1867 darüber geurteilt wurde:


    "Wir lesen jetzt Ludwig Nohl, Mozart´s Briefe. So hat mich lange nichts interessiert. Ein Menschenherz von Kindheit auf mit nichts als Musik und einer gewissen ganz eigenthümlichen Albernheit angefüllt. Es macht traurig zu sehen wie ein Mensch an allen großen Fragen der Menschheit so gleichgültig vorüberghen kann. Schrecklich so blos Musik zu sein wie ein Leierkasten. Mir scheint doch ein solcher einseitiger Riese viel kleiner zu sein als jeder sonst ganz gewöhnliche gebildete Mensch."


    Der Urteilende ist zu dieser Bilanz allerdings mehr als berechtigt.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Der Urteilende ist zu dieser Bilanz allerdings mehr als berechtigt.

    Aufgrund wessen? Irgendeine Person xy liest irgendwelche Briefe (man weiß nur eine Zusammenstellung von Ludwig Nohl aber eine Zusammenstellung ist halt nur eine persönliche Selektion) und gibt dadurch eine subjektive Meinung ab.
    Mozartforscher Cliff Eisen kam in "Search of Mozart" zu einer anderen Meinung und ich behaupte mal er ist zu dieser Bilanz (höchstwahrscheinlich mit mehr Kompetenz gesegent) mehr als berechtigt. :P


    Sicher hatte Mozart zweitweise eine Art speziellen Humor aber wer behauptet er wäre nur mit Albernheit angefüllt und er würde nur Musik sein wie ein Leierkasten der hat sich nicht wirklich mit dem zum. Großteil seiner Briefe befaßt...klingt jedenfalls sehr entlarvend diese Aussage und sagt mehr über den einseitig informierten Beurteilenden als den Beurteilten aus. ;) Falls unbedingt erforderlich kann ich ja Briefstellen von einem nachdenklich, teils sentimentalen Mozart hier zitieren...das Gegenteil läßt sich schließlich leichter beweisen als die Behauptung dieser Aussage.
    :hello:

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  • Diese Bilanz scheint mir nach dem, was ich bei Braunbehrens oder Robbins-Landon gelesen habe, überhaupt nicht berechtigt, sondern entspricht eben dem "ben trovato" Amadeus-Klischee. Auch abgesehen von einem Argument wie "Lieber ein einseitig begabter Mozart als ein weniger einseitiger, wenig begabter Röhl".
    Es wäre vermutlich übertrieben zu sagen, Mozart habe sich eben zu den großen Fragen seiner Zeit und überhaupt (was immer die sein mögen) in seiner Musik geäußert, aber auch nicht ganz falsch. Bei Braunbehrens ("Mozart in Wien") ist irgendwo die Bibliothek Mozarts aufgelistet, ich kann das bei Gelegenheit nachschauen. Es gibt in den Briefen freilich wenig dazu, aber allein aufgrund seines Engagements bei den Freimaurern muss man davon ausgehen, dass Mozart die philosophischen und politischen Diskussionen seiner Zeit durchaus verfolgt hat.
    Dass Musik alles andere dominiert, ist bei dem Pensum, was Komponisten wie Mozart geleistet haben oder leisten mussten, allein aus zeitlichen Gründen kaum verwunderlich. Das war aber bei Bach, Händel, Haydn u.a. sicher kaum anders.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Persönlich halte ich es für eine Frechheit von einem Komponisten oder Musiker zu verlangen, er möge sich zu den "großen Fragen der Zeit" äussern. Mozart hat ja nirgendwo für sich die Attribute "Genie", oder "Weltmann" ,"ritterlich","edelmütig","progressiv","politisch interessiert", "sozial engagiert" etc. reklamiert -sondern er hat einfach Musik gemacht. Die "kindischen Alberheiten" waren nicht für das Publikum und die Nachwelt , sondern für Familie, Vertraute und Freunde gedacht, eigenartigerweise hat sich nicht mal der sonst so gestrenge Herr Leopold daran gestoßen....
    Künstler sind gut beraten, wenn sie sich nicht mit den "Fragen derZeit" beschäftigen, es könnte sein, dass dies ihrem Nachruhm schadet. Denn nicht immer wird das was zu Lebzeiten des Künstlers als politisch richtig gesehen wird, auch von der Nachwelt so beurteilt.....


    Mozarts Mitgliedschaft bei den Freimaurern halte ich für keine politische Entscheidung, sondern für einen taktischen Schachzug, der Mozart besseren Zugang zur Gesellschaft ermöglichen sollte.
    Den Film "Amadeus" halte ich für einen "Unglücksfall der Filmgeschichte" - und zwar gerade weil er so wunderbar fotografiert wurde und auf Grund einer überzeugenden Darstellung (die aber historisch falsch ist) eine Suggestivwirkung auf das Publikum ausübt, die geeignet ist die Geschichte zu verfälschen.


    Mozart hat seine Aufgabe, hochwertige Musik zu schreiben, hervorragend erfüllt - Alles übrige ist seine Privatsache....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich verstehe das nicht ganz? Die da Ponte Opern - ganz besonders natürlich der Figaro - sind doch hochpolitisch. Wie kann man deutlicher Position beziehen als eines der kontroversiellsten Dramen der damaligen Zeit zu vertonen?

  • Ich verstehe das nicht ganz? Die da Ponte Opern - ganz besonders natürlich der Figaro - sind doch hochpolitisch. Wie kann man deutlicher Position beziehen als eines der kontroversiellsten Dramen der damaligen Zeit zu vertonen?


    Man kann selbst auf die Barrikaden gehen oder politische Pamphlete verfassen. :D Das haben nun aber wirklich sehr wenige berühmte Komponisten gemacht...

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  • Man kann selbst auf die Barrikaden gehen oder politische Pamphlete verfassen. :D Das haben nun aber wirklich sehr wenige berühmte Komponisten gemacht...

    Der arme Mozart hätte sogar die Barrikaden selber errichten und seine Mitbürger überhaupt erst einmal für die Revolution einpeitschen müssen! Angesichts dieser Strapazen ist es ihm wohl kaum übelzunehmen, dass er sich entschieden hat, lieber in Form von Schokoladekugeln und Konfekt aller Art seiner Nachwelt in Erinnerung zu bleiben

  • Persönlich halte ich es für eine Frechheit von einem Komponisten oder Musiker zu verlangen, er möge sich zu den "großen Fragen der Zeit" äussern. Mozart hat ja nirgendwo für sich die Attribute "Genie", oder "Weltmann" ,"ritterlich","edelmütig","progressiv","politisch interessiert", "sozial engagiert" etc. reklamiert -sondern er hat einfach Musik gemacht.

    Lassen wir hier einmal unberücksichtigt, ob irgendwo verlangt wird, daß sich Mozart "zu politischen Dingen äußern sollte", bleibt aus den Familienbriefen rekonstruierbar, daß sich Leopold und Wolfgang zu diesen Dingen sogar geäußert haben. Und zwar mittels einer Geheimschrift. In der Briefausgabe sind die Stellen entschlüsselt, aber entsprechend kenntlich gemacht. Muß also doch ein irgendwie geartetes Interesse gegeben haben...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Liebe Freunde,


    mich wundert nun doch, daß Mozarts Briefe so gut bei euch wegkommen. Ich habe gewiß bloß die Reclam-Auswahl, die zudem Kürzungen vornimmt. Aber es entsteht doch das Bild eines nur um seinen Ruhm und seine Kunst beflissenen Agenten in eigener Sache - wer alles da war; welch glanzvolle Namen hergezählt werden; wie der Kurfürst dem Werk applaudiert hat; wie ein Werk eines Konkurrenten bloß dank einer Einlage-Nummer aus Mozarts Feder zum Erfolg wurde; welche Sänger wie großartig in Mozart-Partien brillierten, usw. usw. Sogar der eigene Rang wird am Placement (vor den Köchen) zu Tisch abgelesen. Ein solcher Brief ist amüsant; ein ganzer Band, wie mir scheint, etwas fade. Wer je Gelegenheit hatte, in eine Künstler-, Literaten- oder Filmsetszene hineinzuschauen, der kennt die dahinterliegende Mentalität: Die kleine Welt, vergrößert von der Linse "ich" ...


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


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  • Ich habe nie einen Band mit Briefen komplett durchgelesen. Ich bezweifle, dass man damit ein gerundetes Bild Mozarts erhält. Bekanntlich war sein Vater ständig in Sorge, Wolfgangs Karriere in Wien könnte scheitern und es ist naheliegend, dass sich Mozart in solchen Briefen immer ins bestmögliche Licht rückt und jeglichen Misserfolge kleinredet oder auf "Kabalen" anderer Komponisten schiebt usw.


    Wie gesagt, lest endlich alle Braunbehrens' "Mozart in Wien". Sehr informativ, gut lesbar und gar nicht langweilig. Das ist jetzt über 20 Jahre alt und es gibt langsam keine Entschuldigung mehr, es NICHT gelesen zu haben. ;)


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  • Ich habe nie einen Band mit Briefen komplett durchgelesen. Ich bezweifle, dass man damit ein gerundetes Bild Mozarts erhält. Bekanntlich war sein Vater ständig in Sorge, Wolfgangs Karriere in Wien könnte scheitern und es ist naheliegend, dass sich Mozart in solchen Briefen immer ins bestmögliche Licht rückt und jeglichen Misserfolge kleinredet oder auf "Kabalen" anderer Komponisten schiebt usw.

    Das mag stimmen ebenso ist es Jedem vorbehalten das Geschriebene zu verurteilen oder nicht (wenn ich da zB manche Briefstellen Beethovens hernehme da sind mir die meisten Mozart-Briefe schon sympathischer), aber das hat Alles ja nichts mit der Ausgangsthese zu tun er wäre nur mit Musik und einer eigentümlichen Albernheit angefüllt. Es ist irrevelant ob er jetzt dem Vater etwas vormacht oder nicht (abgesehn davon daß es nicht immer nur darum ging ihm etwas vorzumachen), die Briefe widerlegen diese These eindeutig.


    Als Beispiel zB folgende bekannte Briefstelle an seinen Vater (28.05.1787)


    Diesen augenblick höre ich eine
    Nachricht die mich sehr niederschlägt - um so mehr als ich aus ihrem lezten
    Vermuthen konnte daß sie sich gott lob recht wohl befinden; - Nun höre aber daß
    sie wirklich krank seyen! - wie sehnlich ich einer tröstenden Nachricht von
    ihnen selbst entgegen sehe, brauche ich ihnen doch wohl nicht zu sagen; - und
    ich hoffe es auch gewis - obwohlen ich es mir zur gewohnheit gemacht habe mir
    immer in allen Dingen das schlimmste vorzustellen - da der tod /:genau zu
    nemmen:/ der wahre Endzweck unsers lebens ist, so habe ich mich seit ein Paar
    Jahren mit diesem wahren, besten freunde des Menschen so bekannt gemacht, daß
    sein bild nicht alleine nichts schreckendes mehr für mich hat, sondern recht
    viel beruhigendes und tröstendes! - und ich danke meinem gott daß er mir das
    glück gegönnt hat mir die gelegenheit /:sie verstehen mich:/ zu verschaffen, ihn
    als den schlüssel zu unserer wahren glückseeligkeit kennen zu lernen. - ich lege
    mich nie zu bette ohne zu bedenken daß ich vielleicht /:so Jung als ich bin:/
    den andern tag nicht mehr seyn werde - und es wird doch kein Mensch von allen
    die mich kennen sagn können daß ich im umgange Mürrisch oder trauerig wäre - und
    für diese glückseeligkeit danke ich alle tage meinem Schöpfer, und wünsche sie
    vom Herzen Jedem meiner Mitmenschen.



    An Constanze (Frankfurt 30.09.1790)


    "...wenn die Leute in mein Herz sehen könnten so müßte ich mich fast schämen
    – es ist alles kalt für mich, – eiskalt – Ja wenn du bey mir wärest da
    würde ich vielleicht an dem artigen Betragen der Leute gegen mich mehr
    Vergnügen finden – so ist es aber so leer..."


    Nur 2 Beispiele, die belegen, dass Mozart sicher kein gedankenloser Einfaltspinsel war der nur "herumalbern" konnte.


    Hier wäre sein Bibliotheksbestand (Quelle Mozartforum)


    • Einleitung
      zu den Geschichten des roemisch-deutschen Reichs, bis zum Absterben
      Kaiser Karls VI. in 10 Volumes, Johann Jakob Mascow, Leipzig, 1747, new
      editions 1752 and 1763.
    • Musikalischer Almanach fur Deutschland, ed. by Johann Nikolaus Forkel, Leipzig 1782-84, with references to Mozart.
    • Percy, A Tragedy in 5 acts in verses, Hannah More, London, 1778,with Prologue and Epilogue by David Garrick
    • Forestiero
      illuminato....della citta di Venezia Giambattista Abbrrizzi, Venice,
      1765 (published anonymously, bought by Leopold Mozart in 1770)
    • Faustin oder Das aufgeklaerte philosophische Jahrhundert, Johann Pezzl,
      published anonymously without place-name, Zurich, 1788.
    • Der Gesellschafter, oder Samlung, groesstenteils unbekannter Anekdoten, 6 Parts, Magdeburg, 1783-88.
    • Magazin der Musik, ed. by Karl Friedrich Cramer, Hamburg, 1783-89 (with several references to Mozart)
    • Friedrich II. Hinterlassene Werke, 15 Parts, Berlin, 1788 (also published in French)
    • Kleine lyrische Gedichte, Christian Felix Weisse, 3 Parts, Leipzig, 1772
    • Atlas des enfans, ou methode nouvelle, courte, facile et demonstrative, pour apprendre la geographie.... Amsterdam, 1760 (copy in the Library of Congress, Washington)
    • Tristia aus dem Lateinischen in deutsche Verse gebracht von Michael Lori, Augsburg, 1758 and 1762.
    • Saemtliche Lutspiele, J.-B.P. Moliere, translated by Friedrich Samuel
      Bierling, 4 Parts, Hamburg, 1752 (present from Fridolin Weber,
      Mannheim, 1778)
    • Schriften, Salomon Gessner, 4 Parts, Zurich, 1762
    • Geographisches und topographisches Reisebuch durch alle Staaten der
      oesterrichischen Monarchie nebst der Reiseroute nach Petersburg durch
      Polen,Vienna, 1789
    • Skizzen aus dem Charakter und den Handlungen Josephs II, 2 Parts, Halle, 1783.
    • Gesammelte kleine Schriften Joseph von Sonnenfels, 10 volumes, Vienna 1783-86.
    • Philosophische Fragmente ueber die praktische Musik, Amand Wilhelm Smith, Vienna, 1787 (published anonymously, with mention of Mozart).
    • Punktierkunst,
      Leipzig, 1764 (consisting of casually scattered dots which are then
      joined together to form figures; these are interpreted with the aid of
      "Dot-book" --probably of Arab origin)
    • Unterweisung in Anfangsgruenden der Vernunftslehre, Johann Jakob Ebert, Leipzig, 1774 (2n ed., 1775).
    • Blumen auf dem Altar der Grazien, Georg Schatz, Leipzig 1787 (epigrams published anonymously).
    • Historische Erdbeschreibung zum Nutzen der Jugend, F. Osterwald, Strasburg, 1777 (and 1791).
    • Naturlehre fuer die Jugend, Johann Jakob Ebert, 3 volumes, Leipzig, 1776-78.
    • Nebentheater, Johann Gottfried Dyk], 6 volumes, Leipzig, 1786-1788.
    • Kleine Kinderbibliothek, ed. by Joachim Heinrich Campe, 12 Volumes, 2nd edition, Hamburg, 1782-84.
    • Saemtliche Werke, Ewald Christian von Kleist, 2 Parts, Vienna, 1765 (reprint of the 1760 Berlin edition).
    • The Capacity of the Human Understanding, [Authomates] [sic], John Kirkby, London, 1761, (an imitation of Robinson Crusoe)
    • Die Dialoge des Diogenes von Sinope, Christoph Martin Wieland, Leipzig, 1770 (not 1777)
    • Oberon Ein Gedicht, Wieland, Reutlingen, 1781, (reprint of the 1780 Wiemar edition).
    • L'Arcadia in Brenta, ovvero la Melanconia Sbandita, Giovanni Vagredo,
      Cologne, 1672 (First published in 1667 under the name Ginnesio Gavardo
      Vacalerio. It is a collection of 45 novellas and 400 aphorisms presented
      within a framework, in the manner of the Decameron.)
    • Kurze Goetterlehre, Heinrich Braun, Augsburg, 1776
    • Die Metaphysik in der Konnexion mit der Chemie, Friedrich Christoph Oetinger (not J. Ortinger), Schwaebisch-Hall, 1770.
    • Anfangsgruende der Rechenkunst und Algebra, Joseph Spengler, Augsburg, 1772 (and 1789, not 1779).
    • Gedichte, Alois Blumauer, Vienna 1784, (2n edition.; first published in 1782)
    • Biblia Sacra, Cologne, 1679.
    • Phaedon, oder ueber die Unsterblichkeit der Seele, Moses Mendelssohn, Berlin, 1767, (4th edition 1776).
    • Die vornehmsten europaeischen Reisen,Gottlob Friedrich Krebel, 3rd
      ed. in 4 parts, Hamburg, 1783-85. (Part 1 contains Prague, Dresden,
      Leipzig, and Berlin.)
    • An
      Attempt to facilitate the learning of the English language by
      publishing a collection of some letters, anecdotes, remarks and verses,
      wrote by several celebrated English authors
      , etc. Friedrich Wilhelm Streit, Gera, 1774.
    • Das Geschaefte des Menschen, DIe Zierde der Jugend und Lehrreiche
      Gedanken in kleinen Begebenheiten, Matthias von Schoenberg, 3 parts,
      Munich, 1773 and 1775 (VIennese reprint, 1777-1779).
    • Opere, Pietro Metastasio, 7 volumes, Venice, 1782-84.
    • 6 volumes of comedies (perhaps those sold by Viennese theatre ushers)
    • Der lustige Tag oder DIe Hochzeit des Figaro,
      P.A.C. de Beaumarchais, (one of two translations published anonymously
      in 1785: one by Muller at Kehl, the other by Strobl in Munich);
    • Die Begebenheiten auf der Jagd oder ueber die Unschuld haelt die ewige
      Vorsicht den Schild],Anselm von Edling, comic opera in 3 acts,
      Klagenfurt, 1789;
    • Die Entfuhrung aus dem Serail, Gottlieb Stephanie the younger, after C.F. Bretzner, Vienna 1782.


      :hello:

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Zunächst einmal meinen Dank für die Veröffentlichung der Buchliste. Ich kannte sie bisher tatsächlich noch nicht.


    Im Falle des "Figaro" bin ich eher der Meinung dass Mozart (und auch Da Ponte) eher den Unterhaltungswert als die "politische Botschaft" im Auge hatten, genausowenig wie die Zauberflöte ein "Werk der Aufklärung" ist (zu letzterem an anderer Stelle bei Bedarf mehr). Letztlich hat Da Ponte dem Kaiser schriftlich versprochen, daß die Oper nichts enthalten würde, was dessen Missfallen erregen könnte. Und sie schlüpfte durch die Netze der bekannt unerbittlichen österreichischen Zensur.


    Aber natürlich war den Autoren bekannt, dass es sich hier um ein "skandalumwittertes", "anrüchtiges" Stück handelte, und man konnte auf lebhaftes Publikumsinteresse hoffen.


    Mozart ging es stets darum, daß seine Opern erfolgreich seien - nicht um die Veränderung der Welt...


    In Sachen Egoismus pflichte ich Farinelli vorbehaltslos bei....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mozarts Mitgliedschaft bei den Freimaurern halte ich für keine politische Entscheidung, sondern für einen taktischen Schachzug, der Mozart besseren Zugang zur Gesellschaft ermöglichen sollte.

    Daß Mozart hier eine "politische Entscheidung" gefällt haben soll, kann ich auch nicht nachvollziehen. Daß sie einer "taktischen Überlegung" entsprungen sein soll, auch nicht. Wir wissen alle nicht, was sich Mozart dabei gedacht hat, den Freimaurern beizutreten, keiner von uns war dabei, vom Komponisten selber gibt es keine Äußerung dazu, die explizit den oder die Gründe nennen würde. Ich bin aber trotzdem eher davon überzeugt, daß Mozart von den Idealen dieser Vereinigung fest überzeugt gewesen ist. Dafür spricht m. E. nicht nur die emotionale Bindung an die Loge, sondern auch Mozarts "Pflichtbewußtsein" in der Schaffung von Kompositionen für sie. Ich wünschte, er hätte diese Pflicht nicht so ernst genommen, dann hätten wir vielleicht ein vollendetes Requiem und die Kantate "Laut verkünde unsre Freude" wäre nicht geschrieben worden...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich habe nie einen Band mit Briefen komplett durchgelesen. Ich bezweifle, dass man damit ein gerundetes Bild Mozarts erhält.

    Wie erhält man ein "gerundetes Bild"? Nur von den Biographen? Woher wissen die, wie sie das Bild des Komponisten Mozart "runden" können? Sind es nicht in Wirklichkeit gerade die Briefe, die den Nachgeborenen die Möglichkeit geben, sich ein Bild über den Menschen Mozart zu machen? Mozart und sein Vater haben sich, und das war Ausgangspunkt meines weiter oben Geschriebenen, haben sich sehr wohl über politische und gesellschaftliche Ereignisse ausgetauscht, bzw. sie von ihren Reisen nach den in Salzburg gebliebenen Frauen - Mutter und Tochter - mitgeteilt. Und was an diesen Mitteilungen nicht jeder lesen sollte, weil es despektierlich war, wurde in einer Geheimschrift geschrieben. Was ja auch darauf schließen läßt, das die Schreiber immer mit einer "Mitleserschaft außerhalb der Familie" rechneten, wie die Herausgeber der vier Briefbände argumentierten.



    Bekanntlich war sein Vater ständig in Sorge, Wolfgangs Karriere in Wien könnte scheitern und es ist naheliegend, dass sich Mozart in solchen Briefen immer ins bestmögliche Licht rückt und jeglichen Misserfolge kleinredet oder auf "Kabalen" anderer Komponisten schiebt usw.

    Na ja, das begann ja schon auf der Reise nach Paris, die Wolfgang bekanntermaßen mit seiner Mutter machte. Da wurde dem Vater in Salzburg schon so einiges vorenthalten. Mutter Mozart hat dann in Nachsätzen oder auch eigenen Schreiben manches geradebiegen oder erklären müssen. Und auch das gehört zum "gerundeten Bild" Mozarts.


    :hello:

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    MUSIKWANDERER

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