Primadonna assoluta - "Die Callas"

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Ob ihr Gesang gefällt oder nicht, ist eine individuelle Angelegenheit. Jedenfalls war sie eine ganz Große ihres Fachs und angesichts ihrer weltweiten Verehrer halte auch ich sie nicht für überschätzt.


    Lieber Siegfried,


    Ich bin nicht gegen Callas. Im Gegenteil. Ich habe noch nie eine Sängerin gehört, die so oft Dramatik tadellos mit der Stimme darstellen konnte. Überschätzt ist sie also ganz sicher nicht.
    Dennoch, daß sie eine schöne Stimme hat, wirst Du vermutlich nicht schnell sagen, wenn Du ihre Stimme vergleicht mit der von anderen Sängerinnen.


    LG, Paul

  • Alles ist doch immer nur ein subjektives Empfinden, ob mir die Stimme gefällt, ob die Darstellung auf der Bühne, oder außerhalb mir zusagt.
    Nur ich kann das beurteilen, weil das Gefühl als Voraussetzung immer meines ist.


    So viele hier im Forum haben Maria Callas erlebt und werden mich zum Teufel wünschen wegen meines frevelhaften Benehmens
    Die Callas hat zweifelsohne damals eine große Rolle im Allgemeinen gespielt, da hat allerdings auch der ganze Wirbel mit Onassis sekundär seine eigene Rolle gespielt.
    Kaum eine Sängerin hat jemals so in der Öffentlichkeit gestanden , wie diese Sängerin.
    Was aber besagt das ?
    Gar nichts !
    Mich berührt es nicht.
    Mich berührt nur der Klang und das Können einer Stimme.
    Als Laie der ich bin höre ich trotzdem jeden Tag Klassik sprich Opern und da ist es bei mir wie beim Jazz, dem Rock , oder der Popmusik, die einen mag man hören und die anderen nicht.
    Die Frage hier einzustellen und auch die Feststellung bezüglich ihrer Stimme zu treffen provoziert, aber ich wollte in diesem Moment auch keine Sachertorte verteilen.
    Vielleicht ist es ja gerade die Unbedarftheit meines Nichtwissens, dass ich noch nicht künstlerisch erfahren und formatiert bin.


    Mir war klar, dass mir der Sturm ins Gesicht bläst, aber das härtet letzlich nur ab und ich kann für mich auch einiges an Erfahrung dazu gewinnen.

  • Zitat

    Original von Orpheus 2
    Mir war klar, dass mir der Sturm ins Gesicht bläst, aber das härtet letzlich nur ab und ich kann für mich auch einiges an Erfahrung dazu gewinnen.


    Du redetest nur über die Stimme (also das Timbre ist hier maßgebend). Nicht so über ihre Technik und erst gar nicht über ihre Darstellungskunst.
    Da kann ich nur sagen "ich finde auch, daß sie keine schöne Stimme hatte".


    LG, Paul

  • Lieber Orpheus 2 !


    In meinen jüngeren Jahren habe ich ebenfalls die Callas stets abgelehnt, weil sie sich in Punkto Stimmschönheit mit anderen Primadonnen nicht messen konnte. Meine Favoritin war und ist Renata Tebaldi.


    Heute schätze ich Maria Callas wegen der Dramatik und Gestaltungskraft mittels ihrer Stimme, die bei heutigen Sängerinnen so selten geworden sind.


    Liebe Grüße -


    vom Operngernhörer :hello:

  • Zitat

    Original von Orpheus 2
    ...


    Es wurde noch ein Vergleich gezogen bei dem jemand Caruso und die Callas auf eine Stufe stellte, das ist für mich weit übertrieben, weil Enrico Caruso ein neues Zeitalter des Tenorgesangs eingeleutet hat. Er hat viel für die Musik getan, die Callas hingegen hat nur gesungen.
    ...


    Ziemlich weit daneben! Maria Callas hat fast ebenso ein neues Zeitalter des Soprangesangs eingeläutet! So wie man nach Carusos Tod ständig nach Nachfolgern Ausschau gehalten hat, suchte man Jahrzehntelang nach einer neuen Callas. Und während Caruso das Glück hatte, viele neue Opern zu singen, hat Maria Callas ein ganzes fast vergessenes Repertoire wiederbelebt und den Bühnen zurückgegeben. Dass sie "nur gesungen hat" ist eine ziemlich peinliche Verkennung ihrer interpretatorischen Bedeutung.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    ...


    Es gibt aber viele Opernfreunde, die der Callas eine ausgesprochen hässliche Stimme attestieren. Was ihren Ruhm begründete war ihre DARSTELLUNG. Da soll sie unübertroffen gewesen sein. Auf Schallplatte und CD geniessen die vermutlich nur jene, die sie live erlebt haben.
    ...


    Nein. Ihren Ruhm begründete sie mit ihrer gesanglichen Ausdruckskraft. Und die kannst du auf jeder ihrer Aufnahmen genießen, wenn du nur willst.



    Das mit der "ausgesprochen häßlichen Stimme" ist auch so eine Sache. Erstens ist sie sehr eigentümlich und fast auf den ersten Ton erkennbar, was grundsätzlich ein Positivum ist. Zweitens war es für eine Belcantistin eine relativ große Stimme (welche heutige Belcantistin würde auch nur einen Gedanken an die Kundry verschwenden, geschweige sie auch wirklich singen?). Damit war sie - wie alle großen Stimmen - bei Plattenaufnahmen im Nachteil. Das Mikrophon verstärkt geringe Nebeneffekte, die im großen Raum einer Oper untergehen. Sie hat in natura sicher deutlich besser geklungen als auf Tonträger.
    Man kann aber sagen, dass die Stimme für einige Rollen wenig passend erscheint. Dennoch vergisst man zumeist darauf, wenn man zuhört, was sie aus der Rolle macht. Die Diskussion über die stimmliche Qualität gab es übrigens auch schon zu ihrer aktiven Zeit. Das Lager der Tebaldi-Fans bevorzugte das mehr sinnliche Erlebnis ihres Gesangsvortrags, während die Callas-Anhänger ihren Kick aus der völlig neuen Dimension gesanglicher Darstellungskraft bezogen.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Ihren Ruhm begründete sie mit ihrer gesanglichen Ausdruckskraft. Und die kannst du auf jeder ihrer Aufnahmen genießen, wenn du nur willst.
    ...
    Die Diskussion über die stimmliche Qualität gab es übrigens auch schon zu ihrer aktiven Zeit. Das Lager der Tebaldi-Fans bevorzugte das mehr sinnliche Erlebnis ihres Gesangsvortrags, während die Callas-Anhänger ihren Kick aus der völlig neuen Dimension gesanglicher Darstellungskraft bezogen.


    Na ja, Kick ist "überschätzt", aber ansonsten hast Du recht. Ich war Callas-Anhänger, obwohl die Stimme mich auch damals nicht so reizte. Was sie aber mit ihrer Stimme vermochte auszudrücken... :jubel: :jubel:


    LG, Paul

  • Theophilus:
    Ich glaube, was den Ruhm der Callas nicht nur erklärt, sondern ihn sogar rechtfertigt, ist der Umstand, daß sie aufgrund ihrer überragenden intuitiven Durchdringung der Partie noch an Stellen, an denen sie aus welchen Gründen auch immer nicht klangschön oder eben nur korrekt singt, vom Hörer als wahrhaftig erlebt wird. Das ist nun wirklich etwas ganz Seltenes und Kostbares; eine solche radikale Selbstaufgabe hinein in den Gesang wird von den meisten anderen Künstlern kaum je geleistet - nicht umsonst erlosch auch die Callas reichlich vor der Zeit. Von manchen Zelebranten seelenlosen Gesangs (Belcanto oder Verismo macht da ausnahmsweise mal keinen Unterschied) kann man wohl auch nicht erwarten, daß sie -gleich ob durch den Intellekt oder das musikalische Empfinden- zum Wesenskern einer musikalischen Botschaft vorstoßen, weil es sie eben zuviel innere Beteiligung kosten würde. Bei Callas und wenigen anderen konnte man es immer erwarten, das macht uns diese Sänger wohl auch nach langer Zeit so teuer. Aber, um zum Anfang dieses kontroversen Threads zurückzukehren, manche Sängerinnen und Sänger lassen es so aussehen, als ob sie begriffen hätten, worum es geht, und als ob sie es auch vermitteln könnten - diese bisweilen zu Masche und Mätzchen verkommene Haltung hält dann, da bin ich sicher, der Prüfung durch die Zeitläufte nicht stand.


    Grüße!


    Honoria

    "...and suddenly everybody burst out singing"
    Busman's Honeymoon

  • Zitat

    Original von Honoria Lucasta
    Ich glaube, was den Ruhm der Callas nicht nur erklärt, sondern ihn sogar rechtfertigt, ist der Umstand, daß sie aufgrund ihrer überragenden intuitiven Durchdringung der Partie noch an Stellen, an denen sie aus welchen Gründen auch immer nicht klangschön oder eben nur korrekt singt, vom Hörer als wahrhaftig erlebt wird. Das ist nun wirklich etwas ganz Seltenes und Kostbares; eine solche radikale Selbstaufgabe hinein in den Gesang wird von den meisten anderen Künstlern kaum je geleistet... - nicht umsonst erlosch auch die Callas reichlich vor der Zeit.


    Liebe Honoria,


    Wahrhaftigkeit wird oft auch von Domingo gesagt. Er hat aber eine längere Karriere, die sogar noch immer nicht erloschen ist.


    LG, Paul

  • Da es hier ja bis jetzt, warum auch immer, nur um die "Callas" geht,


    möchte ich darauf hinweisen, das sie einen eigenen Thread hat:


    "Maria Callas - die größste Künstlerin der Welt".


    :hello: Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • musicophil:
    Domingo gehört sicher auch dazu, aber er hat vielleicht bessere Ressourcen - Familie, andere Interessen, die ihm die Kraft geben, sich jahrzehntelang so einzubringen und vielleicht hat er einfach mehr Talent zum Glücklichsein als andere Künstler.
    Auch ein unzeitiger Tod allein macht im übrigen noch keinen großen Künstler, wenngleich dies von einigen, deren Namen an anderer Stelle in diesem Forum besprochen wurde, behauptet wird - Ferrier, Wunderlich fallen mir an dieser Stelle ein, vielleicht auch noch Peter Anders. Daß ich sie in diesem Zusammenhang nenne, heißt aber nicht, um mir jetzt einmal virtuelle Prügel zu ersparen, daß ich diese Meinung teile, ich referiere hier nur. Auch ihnen unterstellt man immer wieder, sie seien eigentlich überschätzt...


    Grüße!


    Honoria

    "...and suddenly everybody burst out singing"
    Busman's Honeymoon

  • Nun habe ich ein klein wenig Staub aufgewirbelt und stelle fest, dass die Ansichten in einigen Punkten bezüglich Maria Callas doch von einander abweichen.
    Habe ich da an einer Ikone gekratzt und wie komme ich dazu ?
    Es war doch meinerseits nur eine Gefühlsäußerung die dem scheinbaren Ansehen dieser Sängerin nicht schaden werden.
    So könnte man denken.


    Nun habe ich mal ganz kurz durchs internet gewandelt und wollte als unerfahrener Mensch,
    der doch nur seinem Gehör vertraut, etwas über Die Callas erfahren.
    Sieh da, sieh da, ich bin mit meinen Gedanken und Gefühlen gar nicht so alleine.
    Da gehen die Meinungen vieler Sachkenner, vieler Opernkritiker doch weit auseinander.
    Und letzlich überwiegt die Meinung, dass der Rummel um ihre Person, das Verhältnis zu Onassis und die Vorteile die die Medien durch ihre Person hatten am höchsten bewertet wurden.
    Es war nicht die Klasse ihrer Stimme und nicht mal ihre Schönheit, denn selbst dort wurde sie von anderen überflügelt, wenn ich da an Hilde Güden denke.
    Ist sie also doch in ihrer Größe überschätzt worden ? gab es seinerzeit nicht doch bedeutend bessere ihres Faches.
    Ich selbst fühle mich ein wenig bestätigt, zumindest in der Ansicht, dass die Callas nie wirklich unangefochten an der Spitze stand.
    Sitze ich mal wieder in der Arztpraxis und ich höre ihre Stimme in meinem Kopfhörer, könnte es sein , dass ich sie wieder wegschalte, denn ich mag ihre Stimme immer noch nicht besonders, aber diese Ansicht ist auch immer noch subjektiv.


    Herzlichst
    Orpheus 2

  • Zitat

    Original von Orpheus 2
    Es war nicht die Klasse ihrer Stimme und nicht mal ihre Schönheit, denn selbst dort wurde sie von anderen überflügelt, wenn ich da an Hilde Güden denke.
    Ist sie also doch in ihrer Größe überschätzt worden ? gab es seinerzeit nicht doch bedeutend bessere ihres Faches.


    Ha, wenn es dann doch Wirbel geben muß... :D
    Ich habe die Stimme von Güden immer sehr kalt gefunden. Und qua Technik war sie bestimmt nicht so gut wie Sutherland, die doch auch keine warme Stimme hatte...


    Nochmals, Du siehst offensichtlich nicht ein, was für uns (jedenfalls mehr Menschen als nur meine Person) die Größe von Callas ausmacht. Das war ihr Talent um mit ihrer Stimme Personen darzustellen. Das habe ich nicht (und nie) in Schallplattenaufnahmen von Güden so erfahren.
    Die Stimme von Callas hat mich nicht begeistert, sondern diesen Aspekt ihrer Sängerpersönlichkeit.


    LG, Paul

  • Lieber musicophil,


    Du hast doch vollkommen recht und deshalb nehme mich nicht ganz so ernst.
    Der Name Hilde Güden bezog sich im übrigen nur auf deren Aussehen, nicht auf den Gesang.
    Ich kann doch gar nicht der Callas was wirklich böses tun, das wäre doch meinerseits viel zu vermessen.
    Was wäre aber wiederum ein Forum, wenn wir uns immer und überall einig sind.
    Über so viele Tenöre wird gestritten, über die Stimmen, über das Können und und und.
    Es wird doch wie bei vielen anderen Themen Kontroversen geben.
    Ich persönlich finde es doch nicht schlecht, wenn auch mal so richtig diskutiert wird, als noch ein Voting und noch ein Voting.
    Sicher da kann man nicht groß anecken, aber mir tun die kleinen Schrammen nicht weh, nach 30 Jahren als Fernfahrer, kann man mit Blessuren gut umgehen.
    Symbolisch zupfe ich mal das Röckchen von der Großen Maria C. wieder zurecht.


    Orpheus 2

  • Zitat

    Original von Orpheus 2
    Ich persönlich finde es doch nicht schlecht, wenn auch mal so richtig diskutiert wird, als noch ein Voting und noch ein Voting.


    Sorry, aber Du diskutierst ja gar nicht, denn dazu braucht´s Argumente. Die Schönheit der Güden bezieht sich bitte worauf? Evt. Das Fayer-Porträt als Sophie vom Kleiber-Rosenkavalier (zugegeben, bezaubernd). Aber von der Callas gibt es mindestestens zwei Dutzend Rollenporträts, die es damit aufnehmen können, ganz zu schweigen von den Arienkonzerten.


    Lieber Orpheus 2, kein Sachkenner kann es Dir abnehmen, Deine Meinung über die Callas selbst zu finden und zu b e g r ü n d e n !!


    "Ich find sie nich so toll" ist wirklich ne Nullösung. Es gibt auch viele Gründe, Picasso nich so toll zu finden, und im Internet wird man da auch fündig zu. Aber es ist doch viel besser, erstmal nachzuvollziehen, warum Picasso nebenher ausnahmsweise großartig ist, um von da aus Stellung zu beziehen.


    Du kannst die Klangfarbe der Callas, ihre Registertechnik, ihre Koloraturschwächen und ihre Intonationsschwierigkeiten nur in Relation setzen zu dem, was ihr Gesang positiv bringt. Es muß Hörer geben, denen das Organ fürs Dramatische abgeht; die wollen, daß ein Sänger alles richtig macht, schön, tonrein; und die haben m.E. in der Oper nix verloren :untertauch:. Denn sie können die Artikulation einer Phrase gar nicht aus der Handlung herleiten; denen ist alles ein ewiges Liederalbum voller Tirili, und die behaupten sogar bei einer Callas, es gebe deren Zahlreiche, die das alles viel besser gemacht hätten. Den Beweis bleiben sie dann regelmäßig schuldig; denn kein Sänger, der live auf der Bühne singt, bleibt auf die Dauer ohne manko.


    Möglicherweise war die Callas als Primadonna assoluta überschätzt oder partiell überfordert. Aber die Töne, die sie sang, hat sie mit großer Entschiedenheit genau so und nicht anders geformt und damit der Figur ein Idiom gegeben. Die Sutherland z.B. singt das meiste auf eine schwer erträgliche Weise vage, unentschlossen, in nur hingehauchter damenhafter Manier; jede schärfer artikulierte Wendung wird sofort wieder zurückgenommen, als seien ihre Figuren gelegentlich singende Stammlerinnen oder als markiere sie insgeheim. Abfärben kann sie ihr Timbre so gut wie nicht; deshalb ist ihre Lucia ätherisch :angel:, ihre Donna Anna zahm :no: und ihre Turandot eine Katastrophe :stumm:.


    Beschreib doch einfach mal genauer, was Dir an einem überschätzten Sänger mißfällt!

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

    3 Mal editiert, zuletzt von farinelli ()

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  • Meine Lieben !


    Ich muß hier schnell eine Lanze für Hilde Güden brechen.


    Sie war in all ihren Partien an der STOP erste Klasse und nie überschätzt. Sie gehört zu den Sängerinnen, von denen ich nie einen schwächeren Abend erlebt habe.


    Ist die Meinung -


    des Operngernhörers :hello:


  • Lieber farinenelli,


    Wenn ich mich nicht irre, war Farinelli vor allem wegen seiner Technik bekannt, nicht aber wegen seiner Darstellungskunst...
    So wie Du über Sutherland redest, tust Du ihr Unrecht. Denn dann solltest du auch erwähnen, daß sie eine fabelhafte Technik besaß.
    Auch wenn ich Caballé nicht mag, nie habe ich behauptet, daß eine Mangel an Technik der Grund meiner Ablehnung war.


    Es gibt aber Menschen, die nicht so eingeführt sind, daß sie die Gründe ihrer Ablehnung genau ernennen können.
    Ich dachte, daß Orpheus2 sogar in seinem Öffnungsbeitrag sagte, daß er Laie ist.


    Er versuchte auf irgendeine Weise deutlich zu machen, daß er Callas nicht mag. Wenn ich es gut analysiert habe, ist es das Timbre, daß ihm mißfällt. Das ist dann eben rein persönlich und kann man nicht begründen. Eine Stimme gefällt oder gefällt nicht.
    Nur ging er zu weit, weil er versuchte seine Ablehnung zu begründen, als wir diskutierten, und dann falsche Argumente mit richtigen in einem Topf warf.


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von Operngernhörer
    Sie war in all ihren Partien an der STOP erste Klasse und nie überschätzt.


    Ich habe nicht gesagt, das sie überschätzt ist. Nur daß sie eine kalte Stimme hat... nach meiner Meinung.


    LG, Paul

  • Als Callas-Witwer muss ich doch auch hier einmal meinen Senf dazutun.


    Vieles brauche ich nicht zu wiederholen, Theophilus hat das alles schon gesagt, ich kann ihm da nur voll zustimmen. Was mir aber auffällt, ist, dass offensichtlich für viele Hörer Studioklang und Stereo eine absolute Notwendigkeit sind. Da hat es Callas dann oft schwer. Die zweite Lucia, Norma, Gioconda (alle Stereo) fallen leider gegenüber den früheren Aufnahmen ab, da ihre Stimme nach '58 immer dünner wurde und die Kraft, dieses oft widerspenstige Organ zu kontrollieren, nicht mehr ausreichte. Um sie wirklich in all ihrer Größe und Bedeutung würdigen zu können, muss man einfach auf die Live-Aufnahmen zurückgreifen. Und dann auch, wenn möglich, auf mehrere. Die Mexiko-Traviatas sind ein Beispiel für die Tigerin, die ein E strano singt, in der sie die Koloraturen fast hysterisch exekutiert - und dazu technisch brilliant. (Das in einer Zeit, als sie Kundry sang.) Die '55/'56-Aufnahmen aus der Scala sind sicherlich ihre künstlerisch ausgewogendsten, hier kann sie das Organ noch zwingen. Aber welche Interpretation lieferte sie dann erst in Lissabon und London, v.a. der 2. und 4. Akt. Jedes Wort auf seine Bedeutung abgeklopft und die musikalische Antwort dafür gefunden. Man muss nur mal vergleichen! Genauso der völlig tonlose Klang, der klanglose Ton beim Sterben, kein Singen mehr und auch kein Sprechen.


    Ich kann Alfred nicht recht geben, ihre Stärke war nicht der Verismo, hier konnte sie ihre große Kunst, mit rein musikalischen Mitteln(Verzierungen etc.) einen Charakter deutlich zu machen, nicht genug anwenden.
    Sie bleibt für mich die Verdi-Interpretin schlechthin, weil sie es schaffte, die durch eine veristische Sicht (und möglicherweise auch Unfähigkeit der Sängerinnen) verarmte Gesangslinie wieder neu zu beleben. Abigaille, Lady Macbeth, Trobadour-Leonore sind auch verzierte Partien.
    Hier empfehle ich den Mitschnitt aus Mexiko (1950) und v.a. ihr "D'amor sull' ali rosee, deren Verzierungen (v.a. die generöses Triller), der interpolierte Spitzenton und die leicht schwingende Ausführung dies zu einer Sternstunde des Verdigesangs macht.
    Aber auch ihre Live-Lady, der Nabucco-Mitschnitt! Sensationell.
    Große Leistungen sind natürlich auch die Armida aus Florenz (1952). Wie sie da in D'amore al dolce impero die einzelnen Verse in Tempo und mit höchstschwierigen Verzierungen jeweils steigert! Das Tor zu einem völlig neuen Rossini war aufgestoßen.
    Die erste Medea, die Hemmungslosigkeit, mit der sie bereit war, häßlich zu klingen (es stimmt, sie konnte sehr wohl anders) bei Io son Medea, das Ah non credea aus Mailand 1955 und... und... und...
    Ich bitte alle, die es betrifft: Verweigert euch nicht den (zugegeben technisch grauenhaften) Live-Mittschnitten. Man gewöhnt sich und wird entschädigt - und wie!
    Grüße Gustav
    PS: Ihr Gluck! Groß!!!

  • Zitat

    Original von Mela
    Kersting ist ja wohl auch ein großer Callas-Fan / - Kenner.
    Melanie


    Kesting hat ein sehr interessantes Buch über Callas geschrieben.


    Hochinteressante Lektüre über Callas bieten weiters:
    - das Buch ihres Ex-Mannes Meneghini, begreflicherweise nicht gerade schmeichelhaft, aber doch sehr aufschlußreich "Maria Callas, mia moglie"
    - das Buch von Giuseppe Di Stefanos Ex-Frau Maria di Stefano, dafür gilt die gleiche Sichtweise wie oben. "Callas, nemica mia"
    - das Buch von Robert Sutherland, dem Klavierbegleiter der Abschlußtournee von Di Stefano und Callas - hoch interessant

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  • Mit dieser Medea-Aufnahme in schlechter Tonqualität bin ich trotz einiger unschöner Stellen von Chor, Orchester und SängerInnen vor ca. 20 Jahren zum Callas-Fan geworden:



    Auf der ....com-Seite kann man hineinhören.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zitat

    Original von Walter Krause
    In der Serafin-Aufnahme wirkt das besonders schlagend, weil ja auch die männlichen Stimmen teilweise reinen Wohllaut verströmen, nicht so sehr di Stefano als Arturo, Waldi


    Das ist eine SEHR schöne Umschreibung! :D


    Was mir an Callas nach wie vor am meisten imponiert ist ihr Rang als Interpretin und ernsthafte Künstlerin. In Bellini und Donizetti und einigen Verdi-Rollen war sie in ihrer besten Zeit absolut großartig. Klatschspalten hin oder her, ob sie als Frau eine schreckliche und launenhafte Egomanin war - ABER wann immer sie auf der Bühne gestanden ist war sie um absolute künstlerische Perfektion und Ernsthaftigkeit bemüht. Da machte sie keine Kompromisse (auch nicht mit sich selbst).
    Sie hatte einen geradezu genialen Instinkt für das richtige timing und weder setzte sie je falsch ein noch neigte sie zum Schleppen obwohl sie auf der Bühne ohne Brille nicht einmal bis zum Dirigenten sah. Als Sängerin war sie hochmusikalisch, was bei Sängern keine Selbstverständlichkeit ist. Als Frau brauchte sie wohl die Klatschspalten und Onassis, aber glücklich hat sie das glaube ich nicht gemacht; sie war eine Kämpferin und ihre "Siege" - künstlerisch wie zwischenmenschlich waren immer ertrotzt und haben wohl viel Substanz gekostet, das liest man überall zwischen den Zeilen. Das Bild von der Kerze, die sich von beiden Enden verbrennt passt sehr gut, finde ich.

  • In meiner Teenagerzeit (ist schon einige Jahrzehnte her) war ich ein glühender Fan von Giuseppe die Stefano, und beim Kauf seiner Aufnahmen bekam man die Callas gleichsam "mitgeliefert", da die beiden ja viele Gesamtaufnahmen miteinander eigespielt haben. So hat die Callas meine Rezeption vieler italienischer Rollen geprägt und mich sozusagen für andere Sängerinnen verdorben. Das soll nicht heißen, dass ich andere Sängerinnen nicht schätze oder an ihren Leistungen kein Vergnügen habe. Ich liebe z.B. die himmlischen Pianissimi der Caballe über alles, aber wenn es um die Darstellung menschlicher Charaktere geht, ist Callas für mich unübertroffen. Manchmal führt mich meine Phantasie sogar dazu, bei bestimmten Belcantorollen, die Callas nicht eingespielt hat und die ich mit einer anderen Sängerin höre, zu denken: Bei Callas hätte das so und so geklungen... schade. Würde mich mal interessieren, ob es anderen Callasfans genauso geht.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Na, wer hat diese Box schon für 94,99 € gekauft?


    :D :hahahaha:



    Daß man nicht noch 'nen Rolls Royce dazu gechenkt bekommt, wundert mich jetzt aber wirklich:


    14,99 €


    :faint:


    Wem das zu preiswert ist, der kann sie hier auch noch für satte 61,99 € erhalten (die wird natürlich beim Stichwort 'Callas' zuerst angezeigt...).


    :lips:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Heute vor 35 Jahren gestorben:

    Maria Callas
    (eigentlich Maria Anna Sofia Cecilia Kalogeropoulou, * 2. Dezember 1923 in New York City, USA; † 16. September 1977 in Paris, Frankreich) war eine griechische Sopranistin.
    Sie war, trotz einer vergleichsweise kurzen Karriere, eine der bedeutendsten Opernsängerinnen im italienischen Fach.



    Am 16. September 1977 starb Maria Callas mit 53 Jahren in Paris, 36 Avenue Georges-Mandel an einer Lungenembolie.
    Ihrem Wunsch folgend, wurde ihr Leichnam eingeäschert und ihre Asche vor der griechischen Insel Skorpios im Ionischen Meer verstreut.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Für all jene, die den TV-Sender ORF III empfangen können:


    16:30 Die Freimaurer und die Musik


    17:30 Mozart und Da Ponte (bis 18:05)


    18:30 Maria Callas Assoluta (Künstlerporträt)


    20:15 Medea (mit Maria Callas in der Titelrolle als Schauspiel-Interpretin)


    22:05 Maria Callas in Paris (Ausschnitte aus einem Gala-Konzert, 19.12.1958)

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Ich kenne dieses Porträt ebenfalls, habe es aber mal irgendwann anderswo gesehen. Wie Giaconda schon sagt, sehr ausgewogen in der Darstellung, vor allem interessant die Ausschnitte in denen die Callas auch mal selbst zu Wort kommt, da ist für Verklärung dann auch weniger Raum. Die Geschichte mit di Stefano und dieser letzten gemeinsamen Tour wusste ich vorher nicht...di Stefano wirkte in dem Zusammenhang ja nicht eben positiv.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Die Geschichte mit di Stefano und dieser letzten gemeinsamen Tour wusste ich vorher nicht...di Stefano wirkte in dem Zusammenhang ja nicht eben positiv.


    Wie meinst Du das mit "nicht eben positiv"? Meinst Du damit seine stimmliche Verfassung oder seine charakterliche Persönlichkeit?

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)


  • Wie meinst Du das mit "nicht eben positiv"? Meinst Du damit seine stimmliche Verfassung oder seine charakterliche Persönlichkeit?

    Ich fürchte beides - chronische Geld-Knappheit spielte wohl offenbar auch eine Rolle - die todkranke Tochter natürlich auch. Wenn man das Buch von Di Stefanos Frau über diese Zeit liest (das logischerweise vorbelastet ist, aber der Abdruck etwa eines Briefes von Callas an sie spricht Bände), als auch das "Tagebuch" des Pianisten und Begleiters Robert Sutherland lassen erahnen, welche ungeheure Spannungen und Nervenbelastung (beinahe schon Psychoterror) auf beiden Seiten diese unglückliche Tournée begleitet hat.

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