Der James Dean des Jazz
Vor 80 Jahren wurde der Jazzmusiker Chet Baker geboren. Deutschlandfunk Köln brachte heute morgen in seinem "Kalenderblatt" eine kurze Notiz, die ich hier auszugsweise wiedergebe:
ZitatAlles anzeigenAm 23. Dezember 1929 wird er geboren, als Chesney Henry Baker Junior. Ein behütetes Einzelkind auf einer Ranch im mittleren Süden der USA, im Bundesstaat Oklahoma. Der Vater, selbst Amateurmusiker, schenkt ihm eine Zugposaune und schickt den schmächtigen Sohn mit der schönen Stimme auf Gesangswettbewerbe. Doch der wechselt zur Trompete, ist fasziniert vom Swing und, wie sich bald herausstellt: ein geborener Improvisator. Noten lesen lernt er nie so richtig, er spielt nach Gehör. Schulorchester, Tanzkapelle, Army Band; und dann, in Los Angeles: eine Einladung zum Vorspiel in der Band von Charlie Parker.
"Das war der Wendepunkt. Da fing eigentlich alles an, bei diesem Vorspiel im Tiffany Club. Alle Trompeter aus Los Angeles waren da - und ich. Nur zwei Songs habe ich mitgespielt, dann hat Charlie Parker das Vorspiel abgebrochen und die anderen nach Haus geschickt."
In New York kocht der Jazz Anfang der 50er-Jahre noch im Bebop-Fieber - an der Westküste regiert gelassene Zurückhaltung. Und der große schlanke Trompeter mit dem weichen Ton wird der Superstar des Cool Jazz. Von den Frauen wird er umschwärmt, in Hollywood gefeiert; als Instrumentalist und bald auch als Sänger.
"Vielleicht kann ich sogar besser singen, als Trompete spielen. Auf jeden Fall ist es für mich viel einfacher. 60 Kilo sind einfach ein bisschen wenig für einen Trompeter. Beim Singen brauche ich nicht so viel Kraft, außer wenn ich improvisiere. Das ist schwierig, aber es macht auch sehr viel Spaß."
Fast gleichzeitig mit dem rasanten Ruhm beginnt der innere Absturz: Nervenkrankheiten, Drogenmissbrauch, Gefängnis. Bei einer Prügelei mit Dealern werden ihm die Vorderzähne ausgeschlagen, eigentlich das Ende jeder Trompeterkarriere.
Chet Baker steht immer wieder auf. Er wechselt zum weicheren Flügelhorn, kehrt mit Hilfe von Dizzy Gillespie Anfang der 70er-Jahre in die Clubs und in die großen Säle zurück.
Als Bandleader und als Solist tourt er in Frankreich und in Italien, in Skandinavien und in Deutschland; bis die Himmel- und Höllenfahrt seines Lebens plötzlich abbricht: Am 13. Mai 1988 stürzt Chet Baker aus dem Fenster seines Hotels in Amsterdam - 59 Jahre alt, ein vom Leben und vom Heroin gezeichneter Mann.
Sein rätselhafter Tod machte ihn zur Legende und seine zahllosen Aufnahmen ließen ihn unsterblich werden. Die tragische Eleganz seiner Musik ist Soundtrack und Symbol für Sehnsucht und Verlorenheit, für Einsame ebenso wie für frisch Verliebte. Chet Baker. Der Klang seiner Trompete zieht als Zitat durch Literatur und Film - und: durch die Studios junger Musiker und DJs in der ganzen Welt.
(Autor: Simonetta Dibbern, Deutschlandradio Köln)
Zwei Wochen vor seinem Tod nahm Baker das Last Great Concert mit der NDR Bigband und dem Rundfunkorchester Hannover auf.
Chet Baker wurde auf dem Inglewood Park Cemetery in Los Angeles beigesetzt.
Auch heute, über 20 Jahre nach seinem Tod - hat er immer noch viel Fans - nicht nur in der Jazz-Szene!
LG