Hallo Holmboe-Freunde, oder die die es werden sollten,
bei der Vorstellung der Holmboe-Sinfonien, möchte ich einen neuen Weg einschlagen, der nicht zur Regel werden sollte.
Die Sinfonien hatte mir vor Jahren ein Kollege empfohlen, dessen Affinität zum Norden durch seine Reisen und CD-Alben sehr hoch ist - er hat fast alles was von "da oben"(auf der Landkarte) kommt.
Ich hatte mit zunächst einige Holmboe-CD´s ausgeliehen und war positiv überrascht. Ein nordischer Komponist aus Dänemark, der nicht immer tonale Wege einschlägt und trotzdem nicht ins ungenießbare ausschlägt.
Nein, die Sinfonien sind äuberst interessante, beachtenwerte, neoklassische Stücke, die man sich unbedingt zulegen sollte, wenn man einen Draht zur skandinavischen Sinfonik hat.
Die BIS-6CD-Box habe ich mir natürlich zugelegt, dese ist zudem mit 56,99€ sehr preiswert, denn jede Einzel-CD daraus kostet 17,99€ - die BIS-Klangqualität ist wiedermal sehr gut und natürlich.
Da mir die informative RONDO-Rezension von Thomas Schulz, RONDO 1/97 sehr gut gefallen hat und diese so aussagekräftig ist, das ich mit eigenen Worten auch nicht mehr schreiben könnte, habe ich diese angefügt:
Vagn Holmboe (1909 - 1996)
Sinfonien Nr. 1- 13
Owain Arwel Hughes, Aarhus Sinfonieorchester
BIS/Disco-Center CD-843/846 (6 CDs)
ZitatAlles anzeigenSchon unzählige Male wurde die Sinfonie in unserem Jahrhundert totgesagt. Komponisten, die ungeachtet aller Unkenrufe dieses Genre pflegen und bereichern, werden gern als „letzte Sinfoniker“ klassifiziert – mittlerweile eine äußerst individuenreiche Gattung. Auch der Däne Vagn Holmboe, der im September 1996 im Alter von sechsundachtzig Jahren verstarb, schrieb mit Vorliebe Sinfonien – dreizehn an der Zahl, hinzu kommen noch weitere sinfonische Werke ohne Numerierung. Holmboe studierte in Kopenhagen und später bei Ernst Toch in Berlin. Den Durchbruch errang er 1939 mit seiner Zweiten Sinfonie. Bei uns ist er noch wenig bekannt, in Skandinavien, England und den USA hingegen äußerst geschätzt; ein englischer Kritiker nannte seine Sinfonien die „vielleicht besten seit Sibelius und Nielsen“.
Diese beiden Namen bieten sich auch zuerst an, wenn man Holmboes Tonsprache zu charakterisieren trachtet. Er gehört nicht zu der Sorte Sinfoniker vorwiegend deutsch-österreichischer Provenienz, die in ihren Werken, wie Gustav Mahler, „eine Welt erschaffen“ wollen. Im Vordergrund stehen strenge motivische Arbeit und logisch-organische Entwicklung. Holmboes Prinzip der „Metamorphose“ besteht in der allmählichen Umwandlung einer thematischen Gestalt.
Von den Neuerungen der zweiten Jahrhunderthälfte bleibt Holmboe im wesentlichen unberührt, wenn er auch gelegentlich die Grenzen der Tonalität überschreitet. Seine Werke sind hervorragend gearbeitet und gekonnt instrumentiert, von vorwiegend neoklassischem Charakter, jedoch nicht neoklassizistisch im Sinne der zwanziger Jahre.
In den ersten acht Sinfonien bewegt sich Holmboes Stil in einem vorwiegend modalen Rahmen, sicher beeinflußt durch die dänische Folklore. Darin liegt auch die teilweise Schwäche dieser Werke. Trotz aller klug geformten Spannungsbögen bleibt die Melodik stets im jeweiligen Modus gefangen, wandert hin und her und kommt trotzdem nicht vom Fleck. Es findet wohl eine motivische Transformation statt, der melodische Duktus bleibt jedoch stets gleich und wirkt auf Dauer ermüdend. Auch fehlt den vielen Steigerungen und Ausbrüchen der frühen und mittleren Sinfonien die innere Notwendigkeit, die etwa parallele Stellen bei Schostakowitsch – an den diese Musik bisweilen erinnert – so zwingend gestaltet. Dies gilt für die ersten acht Sinfonien, mit Ausnahme der Siebten, einer sehr konzisen und überzeugenden einsätzigen Komposition.
Nach Vollendung der Sinfonie Nr. 8 im Jahre 1951 ließ sich Holmboe sechzehn Jahre Zeit, bevor er mit der Neunten begann. Wenn sich Holmboes Tonsprache in dieser langen Zeit auch nicht grundlegend änderte, so klingen seine letzten fünf Sinfonien doch wesentlich reifer, variationsreicher und farbiger als früher. Die Sinfonie Nr. 9, in der drei kraftvoll bewegte, dramatische Satzgebilde zwei fein gesponnene Streicherintermezzi umschließen, gehört für mich zu den packendsten und persönlichsten Sinfonien Holmboes – ebenso wie Nr. 11 (1980) in drei Sätzen, heiter, anmutig und abgeklärt, zeitgenössische Sinfonik ohne Materialschlachten. Die Aufnahmen entstanden unter der Ägide des Komponisten (er schrieb seine Dreizehnte 1994 auf Anregung des Dirigenten dieser Gesamteinspielung) und bewegen sich musikalisch wie technisch auf sehr hohem Niveau.
Für Liebhaber skandinavischer Sinfonik ist der Zyklus ein Muß; ansonsten empfiehlt es sich, mit einer Auswahl aus Holmboes reichhaltigem sinfonischem Werk zu beginnen – die CDs sind alle einzeln erhältlich.
Thomas Schulz, RONDO 1/97