• Der am 24. (andere Angaben nennen den 28.) Oktober 1945 geborene Bariton Alan Titus studierte an der weltberühmten Juilliard School Gesang und sang bereits zu dieser Zeit eine Hauptrolle in Leonard Bernsteins "Mass" zur Eröffnung des Kennedy Centers in Washington D. C. 1971. Sein Debüt hatte Titus als Marcello ("La Bohème") an der Washington Opera. Dem folgten in schneller Abfolge italienische, deutsche und französische Fach-Partien mit Gastspielen an sämtlichen großen Häusern in den USA, darunter vor allen Dingen die MET in New York. 1974 debütierte er als Pelléas in Amsterdam. Es folgten weitere Gastspiele in Europa, so etwa beim Glyndebourne Festival. Seit den 80ern konzentrierte sich Titus vornehmlich auf die Bühnen Europas. Seit 1986 an ist er ständiger Gast der Bayerischen Staatsoper in München. Hier lernte er Prof. Wolfgang Sawallisch kennen, der seinen Werdegang nachhaltig beeinflußte und ihn auch 1992/93 zum Fachwechsel ins Heldenbariton-Fach bewegte. Seit 1985 singt Titus ebenfalls an der Hamburger Staatsoper. Das Debüt an der Wiener Staatsoper erfolgte 1988, das an der Scala 1992. 1993 trat er in Frankfurt a. M. erstmals als Sachs auf. Von 1994–2001 arbeitete er eng mit Giuseppe Sinopoli in Dresden zusammen. Seine Gestaltung des Falstaff in Verdis gleichnamiger Oper brachte ihm 1997 von der Zeitschrift "Opernwelt" die Auszeichnung "Sänger des Jahres" ein. Zahlreiche Plattenaufnahmen zeugen von seiner Vielfältigkeit. 1994 wurde ihm der Titel eines "Kammersängers der Bayerischen Staatsoper München" verliehen. In Bayreuth debütierte Titus 1998 als Holländer, den er auch im Folgejahr sang. 2000–04 folgte Wotan/Wanderer im "Ring", 2009 schließlich, bereits 64jährig, der Sachs in den "Meistersingern".


    Eine Auswahl an Aufnahmen mit Alan Titus:




    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Auch zusammen mit Michael Gielen hat Alan Titus (im September 1994) Beethovens 9. aufgenommen



    Die Aufnahme ist zwar nicht mehr erhältlich, aber alleine schon deswegen empfehlenswert, weil sie für mich die einzige ist, die zwar die Metronomangaben ernst nimmt, aber nicht den dritten Satz, das Adagio molto e cantabile, lieb- und belanglos "runternudelt".


    Meine erste Begegnung mit Alan Titus hatte ich im Don Giovanni mit Rafael Kubelik



    Ich muß allerdings gestehen, daß ich die Aufnahme schon lange nicht mehr besitze, weil sie keinen dauerhaft positiven Eindruck bei mir hinterlassen wollte...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Im Jahre 1984 kam Alan Titus als junger und völlig unbekannter Sänger an die Düsseldorfer Oper.
    Seine Antrittsrolle war der "Don Giovanni" - und wurde über Nacht ein großer Erfolg. Aufgrund der hervorragenden überregionalen Kritiken wurde Alan Titus sofort für die Titelrolle in der von Ariola Eurodisc geplanten Gemeinschaftsproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk dieser Oper engagiert. Der Dirigent Rafael Kubelik war ebenfalls begeistert und so entstand diese Aufnahme:



    Aufnahme: Mai 1985, Studio, München
    Dirigent: Rafael Kubelik
    Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks
    Chor des Bayerischen Rundfunks
    Chorleitung: Josef Schmidhuber
    Cembalo: Antonio Tonini


    Don Giovanni: Alan Titus
    Don Ottavio: Thomas Moser
    Donna Anna: Julia Varady
    Donna Elvira: Arleen Auger
    Il Commendatore: Jan-Hendrik Rootering
    Leporello: Rolando Panerai
    Masetto: Rainer Scholze
    Zerlina: Edith Mathis


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Alan Titus hat ein tolles Timbre, doch sind mittlerweile leider Ermüdungserscheinungen nicht ausgeblieben. Seinen letztjährigen Bayreuther Sachs sehe ich durch den zeitlichen Abstand bedingt mittlerweile auch kritischer. Natürlich ist die Stimme ideal für die Rolle, aber mit 64 hätte er sich diese Rolle nicht mehr antun sollen (der Schlußmonolog kam nur mehr sehr gequält, fast mitleiderregend herüber). Vermutlich kam diese Erkenntnis auch ihm selbst (oder der Spielleitung), so daß man ihn 2010 nicht noch einmal dort erleben kann. Das mindert seinen Rang im allgemeinen natürlich gar nicht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Meine erste Begegnung mit Alan Titus war sein schon oben erwähnter Don Giovanni unter Kubelik. Die Aufnahme ist sicherlich interessant, aber zählt aus vielen Gründen längst nicht zur Creme della Creme.
    Dann begegnete mir Titus wieder auf den Besetzungszettel in Bayreuth als Holländer sowie als Ankündigung für den Wotan im Flimm-Ring. Als Holländer enttäuschte er mich sehr und unter diesen Voraussetzungen stand ich seinem Wotan sehr skeptisch gegenüber. Bei der Premiere (2000 ?) vom Rheingold war ichs chon überrascht wie stark Titus hier differenzieren konnte und das machte manchen Mangel für mich (z.B. die schwere Stimmführung) wieder wett. Aber die positive Überraschung wich in den kommenden Jahren immer mehr und mehr der alten Skepsis.
    Inzwischen war ich auch auf seinen schmierigen Figaro unter Colin Davis gestoßen, der mich gleichfalls nicht überzeugen konnte. Viel besser dagegen sein Ford im "Falstaff", ebenfalls unter Colin Davis.


    Die größte Überraschung waren allerdings sein "Malatesta" und sein Babier-Figaro sowie sein Dandini. Auf youtube findet man letztere Rollen, sein Malatesta ist bei Emi verewigt.



    Wenn man sich diese Aufnahmen anhört, dann ist der Wandel vom sehr agilen Kavaliersbariton zum wirklich dunkel timbrierten Heldenbariton gut nachzuhören. Mich würde mal interessieren, ob er bei der ohnehin natürlichen Veränderung der Stimme bewusst nachgeholfen hat, oder ob das wirklich so kommen sollte bei ihm.

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  • Ich vermute ja eher, dass Titus umbesetzt wurde, weil er nicht in die Inszenierung passte. Glaubt man dem Berichten, glich er einem tapsigen Teddybären, der unbeholfen über die Bühne schlurfte. Das war gerade im Zusammenspiel mit dem fast 30 Jahre jüngeren Adrian Eröd kontraproduktiv. Der neue Sachs James Rutherford ist im selben Alter wie Eröd und wird das sicher besser hinbekommen. Man kann ja gegen Franz Hawlata sagen, was man will - aber wie er barfuß über die Bühne lief, Kette rauchte und am Ende zum Spießer wurde, das passte einfach. Auch wenn Titus besser sang.


    :hello:

  • ..... das muß so um das Jahr 2000 gewesen sein. Hatte er zuvor den Ford in Verdis "Falstaff" gesungen, trat er im Silvesterkonzert 2000 in Berlin plötzlich in der Titelrolle auf! Er hatte zwischenzeitlich ziemlich an Gewicht zugelegt.


    Mir gefiel er früher allerdings besser. Zum Beispiel als Escamillo:



    beim gleichen Label auch als "Don Pizarro":



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)