Bach, Johann Sebastian: Goldberg-Variationen

  • unter meinen z.z.ca. 25 einspielungen von bwv988 befinden sich auch:


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    81GOPDS+rIL._SL300_.jpg



    wobei ich letztangeführte sehr schätze, die adaequate instrumentierung für ganz frühe sommermorgen (ca. 3:31 bis 5:12), und da v.a. die 25er.
    wohingegen loussier frühdunkle novembernachmittage aufhellt.
    caine ist mehr für wohlgerüstete samstagvormittage.
    während das blasorchester viel zu steril-perfekt klingt ( -goldberg mit fanfare ciocarlia, sowas wär's!).
    und die sitkovetskybearbeitung vermag mich auch nicht anzuzünden.
    die weiter oben genannte urgould ist übrigens erbärmlichen klangzustandes!


    hier wär doch noch platz für eine verstaubte-regali-diskussion, oder wie das heißt... :D

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von observator
    unter meinen z.z.ca. 25 einspielungen von bwv988 befinden sich auch:


    Diesde beiden Einspielung würd ich sogar mal hören mögen :hahahaha:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • schade, ausgerechnet die 2 "langweiligsten" :stumm:


    aber ich hab mir gestern "deine" akkordeonaufnahme anhören wollen und bin dabei auf folgende gestoßen:



    wird das jetzt eine mode?
    jeden falls hatte sie kein leiberl gegen "meinen" hussong. bei dem hat dimetrik (schöner name!) auch studiert.
    die variationen 13 und 15 klingen zum verwechseln ähnlich, die 25er ohne tiefgang und das quodlibet kommt ganz unfröhlich behäbig daher.
    und mit 54' ist die aufnahme auch eher wiederholungsfern.
    sorry for my landsmann.


    :hello:

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von miguel54
    Fazit: So habe ich die Goldberg-Variationen noch nicht gehört! :jubel:


    Gibt es sonst jemanden, der soviel dabei improvisiert? Schon bei der ersten Wiederholung innerhalb der Aria bringt Dantone seine eigenen Verzierungen an, und das geht munter so weiter. Wir haben die Sachen ja alle im Kopf, und ich konnte mir so manchen Lacher nicht verkneifen. Wer Überraschungen erleben will, dem sei diese CD wärmstens empfohlen. Verzierungen beim da capo - Voilà hier sind sie im Überfluß!



    Habe seit paar Tagen die Dantone-Einspielung von BWV 988, habe sie mir gestern bei einer Radtour durch den Wald genüßlich angehört und dabei ebenfalls etliche wunderliche variationes und frembde Thone wahrgenommen :jubel: :hahahaha: :jubel:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • na, da freu ich mich aber vor.
    das ist die letzte einer langen reihe von april/mai-bestellungen, die auf's tamino-konto gehen (alfred, bezahlst du mal?), welche noch nicht eingetrudelt ist.

  • Im gesamten Forum wurde bisher noch kein Beitrag über Eunice Norton
    (1908-2005) geschrieben und ich muss auch zugeben, dass ich von ihr eher
    zufällig Notiz genommen habe. Vor einigen Jahren, genauer gesagt 1927,
    gewann sie den London Bach Preis.



    Eben habe ich mir ihre GBV von 57`auf einem bekannten Videoportal angehört
    und war entzückt. Sie spielt die Variationen gesanglich, eher ruhig und mit einem
    sehr feinen Ohr für die Kontrapunktik. Es scheint als ströme der Bach direkt aus
    dem Wohnzimmer. Und modernerweise lässt sie die Wiederholungen weg.


    :hello:

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Guten Tag


    auf dieser



    Einspielung von BWV 988 scheint Jaroslav Tuma sie
    gleich zweimal eingespielt zu haben.
    Auf Clavichord und Cembalo ?


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Tach,


    über eine Besprechung bei arte bin ich auf diese Aufnahme von Kenneth Weiss aus dem Jahre 2008 gestoßen:



    Ich finde es schon recht mutig, dieses Werk Live aufzuführen und dabei - soweit ich das beurteilen kann - auch sämtliche Wiederholungen mit zu spielen. Die Aufnahme selbst ist imo hervorragend gelungen. Die Live-Atmosphäre wird exzellent eingefangen.


    Kennt jemand noch andere Live-Einspielungen der Godberg Variationen ?


    Viele Grüße,


    Bernd

  • Ich stehe ja auf dem Standpunkt, man sollte nicht nur die alten "Meister"-Interpreten hören, sondern auch mal jungen Talenten eine Chance geben. Immerhin haben auch solche Ausnahmetalente wie ABM, Arrau oder Perahia mal klein angefangen. Und wenn die damals ingnoriert worden wären, wäre uns viel entgangen.


    Andererseits frage ich mich, warum müssen junge Pianisten gerade mit den Goldberg-Variationen von J.S. Bach debutieren ? Ist es dasselbe Phänomen, wie bei den Cellisten, die auch gerne mit den Suiten für Cello Solo erstmalig an die Öffentlichkeit treten. Es gibt etliche Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit, wo das nicht immer gut gegangen ist. Ok, Gould hat auch sein Debut mit den "Gouldberg"-Variationen gegeben, aber er ist in fast jeder Beziehung eine Ausnahme; und so ist auch seine frühe Aufnahme eine Ausnahmeerscheinung.


    Die junge georgische Pianistin Irma Issakadze hat bei Oehms eine Einspielung der Variationen vorgelegt, die - wenn man ihrer Website glauben darf - fast durchweg auf positive bis überschwängliche Reaktionen gestoßen ist. Deshalb war ich schon gespannt, was sie, die sich expizit auf Gould beruft, sich aber auch wieder von ihm distanziert, aus dieser wunderschönen Komposition macht. Aber schon nach den ersten Takten der Aria schwante mir, dass das nicht klappen würde. Isskadze "verschleift" nach meinem Eindruck den Anschlag. Im ersten Moment dachte ich, sie wäre den Anforderungen schlicht nicht gewachsen. Aber ein Blick in das Booklet mit einem ausführlichen Interview mit ihr, belehrte mich eines Besseren: sie scheint absichtlich die Tempi sehr variabel zu halten und verzögert deshalb häufiger schon mal. Besonderes auffallend ist das in der Wiederholung der Aria. es gibt darin eine herrliche Passage, in der sich das Ende des Stückes - das, je nachdem auch wieder der Anfang ist - sich mit einer konsequenten Steigerung ankündigt. Bei Perahia klingt das stringent, zwingend. Das Tempo ist durchgängig eingehalten; erst dadurch entsteht dieser Eindruck des unausweichlichen Endes. Issakadze dagegen variiert urplötzlich das tempo und erzeugt dadurch für meine Begriffe einen Bruch. Sie nimmt dieser Passage genau das schon afst zwanghaft-mechanische, auf das es für mein Verständnis unbedingt ankommt. Zwar nimmt sie - im Gegensatz zu Perahia - die Komposition ernst und wiederholt diese Stelle (Perahia schenkt sich die Wiederholung; Gould sowieso, der wiederholt eh nichts), aber durch ihre Art verschenkt sie den Eindruck, der dieses Stück zu einem der schönsten im ganzen Werk macht. Auch das Quodlibet (Variation Nr. 30) klingt für mich nicht so, wie es klingen sollte. Es ist die letzte Variation vor der Wiederholung der Aria und in den Einspielungen, die ich sonst kenne, klingt es kraftvoll, strahlend, wie der Höhepunkt der Variationen, bevor das Werk besinnlich mit der Aria ausklingt. Bei Issakadze ist davon leider nichts zu spüren. Sie "leiert" es geradezu herunter, es klingt belanglos ohne Größe. Dass sie auch technisch den Stücken nicht ganz gewachsen scheint, zeigt die Variation Nr. 26. Hier klingen manche Töne für mich beim ersten Hören schlicht falsch. Er ist ein Vergleich mit Perahia zeigte mir, dass sie wohl die Töne trifft, aber durch die Art ihres Spieles läßt sie den Zusammenhang zerfallen. Perahia verbindet sie zu einem melodischen Bogen, während Issakdze sie isoliert stehen läßt. Das sind nur einige Beispiele. Ich fürchte, sie lassen sich noch fortsetzen.


    Fazit: in meinen Augen - besser: Ohren - ist diese Aufnahme alles andere als gelungen. Aber vielleicht habe ich Issakadzes Interpretationsansatz (wenn sie denn einen hat) auch nur nicht verstanden.






    www.irmaissakadze.de


    VG, Bernd

  • Zu den jungen Pianisten, die nicht so zum zug kommen, heutzutage:
    Tja diese Georgierin ist gute dreißig, also nicht mehr so unerfahren, zumal sie ja exrtem früh begonnen hat mit dem Klavierspiel.
    Genrell würde ich meinen, und dies soll keine Nostalgiemanie sein, umso besser wenn es heute noch so ist: Früher wurde man auf Pianisten aufmerksam, weil sie gut waren, und nicht des Profites wegen, und es gab viel Mäzenatentum.
    Das Spiel dieser Pianistin aus Tiflis, ist perfekt, die Presse ist sehr gut, und sie scheint wahrgenommen zu werden, als große Künstlerin.
    lg Michael

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  • Hallo,


    mit den "Goldberg"-Variationen kenn ich mich nicht allzu sehr aus...Bach ist nicht unbedingt mein Spezialgebiet.


    Was genau soll denn eigentlich an der Einspielung von Glenn Gould so besonders sein? Und stimmt es, dass Martin Stadtfelds Interpretation so furchtbar ist?


    Ich persönlich besitze eine Einspielung mit Alexis Weissenberg, mit der ich ganz zufrieden bin.


    :hello:


    lg Helge

  • Zitat

    Original von Helge Kreisköther
    mit den "Goldberg"-Variationen kenn ich mich nicht allzu sehr aus...Bach ist nicht unbedingt mein Spezialgebiet.


    Ich mache jetzt mal den Besserwisser: die Goldberg-Variationen sind nicht unbedingt nur etwas für Fachleute, sondern gehören zu den schönsten Werken der Musik überhaupt.


    Zitat

    Original von Helge Kreisköther
    Was genau soll denn eigentlich an der Einspielung von Glenn Gould so besonders sein?


    Tja, das ist eine hervorragende Frage ! Man muss unterscheiden zwischen der frühen Einspielung durch Gould aus den fünfziger Jahren und seiner späteren aus den achtzigern. Gould war bei der ersten Einspielung so etwas wie ein Wunderkind - auch wenn er da schon Anfang zwanzig war. Er hat dem amerikanischen Publikum erstmalig die Barock-Musik nahebringen können und dabei eine Einspielung vorgelegt, die in jeder Beziehung Ausnahmecharakter hat. Es dürfte - meines Wissens - die kürzeste Einspielung aller Zeiten sein, schlicht, weil er die Wiederholungen weggelassen hat und dazu auch noch in sehr ungewöhnlichen Tempi gespielt. Seine spätere Aufnahme ist wesentlich weniger spektakulär. Dazu kommen seine legendären Spleens, wie etwa das störende Mitsummen während des Spiels. Meines Erachtens ist Goulds Ruhm eher ein Marketing-Phänomen. Er liess sich als Exzentriker hervorragend verkaufen. Aber die Meinungen gehen hier sehr weit auseinander. Anzuerkennen ist, dass er die klassische Musik einem breiten Publikum zugänglich gemacht hat.


    Zitat

    Original von Helge Kreisköther
    Ich persönlich besitze eine Einspielung mit Alexis Weissenberg, mit der ich ganz zufrieden bin.


    Ich denke, dass kannst du auch. Ist zwar auf dem falschen Instrument - Bach hat die Variationen für ein zweimanuliges Cemblao komponiert. Aber dafür doch eine der besseren Klavierfassungen.


    VG, Bernd

  • Zitat

    Original von Frank Georg Bechyna
    die zweite von Dir hier erwähnte Aufnahme durch Alexis W e i s s e n b e r g konnte ich zwischen 1979 und 1982 mehrfach live hören . Absolut überragend .


    Auch ich hatte das Glück, in dem von Frank Georg genannten Zeitraum Alexis Weissenberg live mit den Goldberg-Variationen BWV 988 in der Hamburger Musikhalle zu hören. Da er sämtliche von Bach vorgeschriebenen Wiederholungen minutiös ausführte, war dieses Programm abendfüllend - als Zugabe gab es nur noch "Jesu bleibet meine Freude" aus der Kantate BWV 147 in der Myra Hess-Transkription. Überragend war diese Interpretation fürwahr.


    Der "Meister" der Goldberg-Variationen bleibt für mich gleichwohl ein anderer großer Pianist: Wilhelm Kempff. Ich erinnere mich gut an eine NDR-Radiosendung der frühen 80er Jahre, in welcher in einem zweistündigen Hörvergleich (so etwas gab es tatsächlich einmal, als wir noch einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk hatten, der seinen Kulturauftrag ernst nahm) die Goldberg-Variationen in den drei Interpretationen Gould - Kempff - Weissenberg gegenübergestellt wurden. Verwendet wurde damals die 1955er Gould-Aufnahme (möglicherweise war die 1981er Version, die 1982 erschien, noch nicht auf dem Markt) - und sie kam bei den beiden Autoren sehr schlecht weg. Die Frage, ob Kempff oder Weissenberg der Vorzug gebührt, war hingegen nach Meinung der Autoren Geschmackssache. Ich mochte übrigens damals alle drei Aufnahmen. Wenngleich ich doch dieses romantisierende und verzierungslose Spiel Kempffs für mich persönlich an die Spitze setzte.


    Glenn Gould ist für mich übrigens dann besonders begeisternd gewesen, wenn er die Goldberg-Variationen nicht im Studio austüftelte, sondern live darbot. Die grandiose Live-Aufnahme aus Salzburg vom 25. August 1959 wurde hier bereits erwähnt. Aber in meiner LP-Sammlung habe ich noch einen weiteren Live-Mitschnitt aus dem Moskauer Konservatorium vom 12. Mai 1957

    in welchem Gould in Form eines Gesprächskonzerts vor Studenten erst die Sonate op. 1 von Berg, die Variationen op. 27 von Webern und die 3. Sonate von Krenek darbot und sodann Auszüge aus der "Kunst der Fuge" BWV 1080 und den Goldberg-Variationen (konkret: die Variationen Nr. 3, 18, 9, 24, 10 und 30) spielte. Unter den Zuhörern dieses 1957er Konzerts war übrigens der junge Alfred Schnittke, der tief beeindruckt war!


    Ich mag wirklich jede Version von Gould auf ihre Weise gern, besonders jedoch die von mir genannten Live-Mitschnitte. Kempff, Nikolajewa, Weissenberg sowie Gawrilow haben für mich ebenfalls faszinierende Deutungen vorgelegt. Unter ihnen lege ich jedem, der diese Aufnahme aus dem Jahr 1969 noch nicht kennt

    Kempff ganz besonders ans Herz. Ohne damit aber auch nur im geringsten die Großtaten der anderen Interpreten schmälern zu wollen.


  • Das ist hier die Frage, nämlich welches Instrument der Prager Organist Jaroslav Tuma (das o über dem u bekomme ich leider nicht hin) denn wohl verwendet haben könnte, oder vielleicht doch beide? Dafür könne sprechen, jedenfalls wäre das wünschenswert und würde die Aufnahme richtig interessant machen, daß er die eher motorischen Variationen auf dem Cembalo und die eher besinnlich/intimen Veränderungen auf dem Clavichord eingespielt hätte. Danke für den Tip. Die Aufnahme werde ich mir zulegen, zumal, wie ich an anderer Stelle mal bemerkt habe, Tuma die Inventionen und Sinfonien, sowie die Duette mit einem außerordentlich feinen Gespür für die klanglichen Möglichkeiten des Clavichords gerade bei den intimen Sätzen eingespielt hat.


  • Von den vielen Einspielungen der Goldberg-Variationen kenne ich einige,jedoch nicht alle.Die von Nikolayeva schätze ich besonders,weil sie nicht nur die Noten trifft sondern auch die Melodien verinnerlicht hat.Der an Schlaflosigkeit leidende Goldberg wollte,wenn er denn die Nacht schon wach blieb,wenigstens gut unterhalten werden.Es handelt somit um Unterhaltungsmusik,die Bach komponierte.Der Unterschied zwischen U und E Musik ist bekanntlich: U=Unterhaltung bzw. E=Entertainment.
    Nun bei der Aufnahme mit Nikolayeva steht die Melodie im Vordergrund,so empfinde ich es jedenfalls.Schon die Aria ist ein Lied(ohne Worte),Gould summt zwar mit,aber Nikolayeva "singt".Bei einigen anderen Einspielungen habe ich den Eindruck,es werden zwar die richtigen Noten getroffen,aber es bleibt inhaltslos.

    mfG
    Michael

  • Zitat


    Nun bei der Aufnahme mit Nikolayeva steht die Melodie im Vordergrund,so empfinde ich es jedenfalls.Schon die Aria ist ein Lied(ohne Worte),Gould summt zwar mit,aber Nikolayeva "singt".Bei einigen anderen Einspielungen habe ich den Eindruck,es werden zwar die richtigen Noten getroffen,aber es bleibt inhaltslos.



    Nun, TN kenne ich bisang nur von einer ORFEO-Aufnahme eines Klavierabends vom 18.08.1987 und von ihrer 2. oder 3. Aufnahme des WTK 1 und 2 aus 1984. Gerade die WTK Aufnahme zeichnet sich mE gerade dadurch aus, daß TN eher dazu neigt die Präludien und Fugen nicht gefühlvoll zu "singen", sondern vielmehr in Yudina-Manier herunterzuhämmern. Ich will dieser Künstlerin aber zugute halten, daß möglicherweise auch die Aufnahmetechnik seinerzeit einen gewissen Anteil daran hatte, daß ich sehr erschrocken war, als ich das zum ersten Mal gehört habe. Jedenfalls freut es mich zu hören, daß TN offenbar auch ganz anders spielen konnte, wenn ich auch gestehen muß, daß ich den ZUsammenhang zwischen der Aria aus Bachs Goldbergvariationen und Mendelssohns Liedern ohne Worte nicht ganz nachvollziehen kann.


    Beste Grüße aus der Nähe des Steinhuder Meeres

  • Zitat

    Original von zatopek
    kennt jemand noch andere Live-Einspielungen der Godberg Variationen ?


    Ja, die von Scott Ross! (die ältere bei Erato erschienene)


    Eine erstklassige Interpretation!

  • Genau die! (Konnte das Cover nicht finden.)
    Nicht irritieren lassen - das Publikum ist mucksmäuschenstill und erst beim Schlußbeifall zu bemerken!

  • Zitat

    Original von Swjatoslaw
    [quote]Original von Frank Georg Bechyna
    Der "Meister" der Goldberg-Variationen bleibt für mich gleichwohl ein anderer großer Pianist: Wilhelm Kempff. Ich erinnere mich gut an eine NDR-Radiosendung der frühen 80er Jahre, in welcher in einem zweistündigen Hörvergleich
    Glenn Gould ist für mich übrigens dann besonders begeisternd gewesen, wenn er die Goldberg-Variationen nicht im Studio austüftelte, sondern live darbot. Die grandiose Live-Aufnahme aus Salzburg vom 25. August 1959 wurde hier bereits erwähnt. Aber in meiner LP-Sammlung habe ich noch einen weiteren Live-Mitschnitt aus dem Moskauer Konservatorium vom 12. Mai 1957

    Kempff ganz besonders ans Herz. Ohne damit aber auch nur im geringsten die Großtaten der anderen Interpreten schmälern zu wollen.


    Hallo Swjatoslaw und Frank Georg
    Euren Beitrag empfinde ich deswegen als besonders wichtig, weil die wenigen Worte PRO oder CONTRA einer Interpretation stets ein schwieriges Unterfangen sind.
    Bei GOULD entspricht die geäußerte Meinung auch der meinigen. Ich habe 4 Aufnahmen von ihm...am besten gefällt mir die Salzburger LIVE-Aufnahme.


    Bei Kempff allerdings.....ging es mir nicht "ans Herz"....>>>sondern an die Nieren<<<. LIVE habe ich ihn mit den Goldberg-Variationen gehört....(und auch die Schallplatte)..... mein Eindruck in der Erinnerung an seine Interpretation ist eine >>>romantisierende Verklärung mit impressionistischem Touch<<<.
    DAS fand ich damals völlig daneben.
    Ich kannte Ende der Sechziger Gould, Seemann, Picht-Axenfeld, Gieseking und Landowska.........DAS sind sehr verschiedene Auffassungen, die ich aber ALLE der Kempff'schen Interpretation vorzog.


    Ansonsten schätze ich etliche Aufnahmen von Kempff....vorallem seine frühen Aufnahmen der Beethoven-Sonaten....seine Brahms Intermezzi, einige der spät aufgenommenen Beethoven Sonaten..etc


    WAS denkt Ihr über Martin Stadtfeldt's Aufnahme??? Mich begeistert sie einerseits....andererseits bin ich etwas unsicher über seine Interpretation, da ich kein Musiker bin...und "seine Freiheiten" nicht einschätzen kann.


    Gruß..........."Titan"

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  • Es ist nicht gerade eine Auszeichnung für unser Forum, daß der Thread über Bachs "Goldberg-Variationen" seit 7 Jahren ruht. Und ich nehme mich hier nicht aus.
    Ich hatte seinerzeit einige Aufnahmen des Werkes gekauft und auch gehört, aber eher alibihalber, als mit besonderer Begeisterung. Modernes Klavier und Bach ? In meiner Jugend eine eher öder Angelegenheit . ein "No go" wie die Deutschen udn die Österreicher zu sagen pflegen.
    Interessanterweise habe ich noch dazu eine Aufnahme eines Pianisten, dem ich freundlich gesagt, eher kritisch gegenüberstehe. Die Aufnahme ist jene, die er 1982 aufgenommen hat. Ivh ksaufter sie des berühmten Namens wegen UND weil ich in jenen Tagen (1983) eben erst meinenbrandneuen CD-Player erworben hatte und die Wiedergabe von Klaviermusik (im Gegensatz zu Violine) mit dieser Technik optimal harmonierte. Darf man sowas schrieben, oder ist das peinlich ?
    Die Antwort auf diese Frage gibt sogleich eine Anmerkung im Booklet. Für den Wunsch nach einer Neuaufnahme der "Goldberg-Variationen" sei neben anderen Aspekten vor Allem der Wunsch gewesen die neue digitale Technik "auszukosten" Bingo !!
    Ich habe diese Aufnahme nach dem Kauf ein oder zweimal, vielleict auch öftergehört. Seither liegt sie ungeört in meiner Sammlung.
    Den Anstoß, die Aufnahme hervorzuholen gab der Pianist James Rhodes, der in seinem Buch "Der Klang der Wut" jedem seiner Kapitel ein Musikstück voranstellt - und "infant terrible" in mehr als einer Hinsicht - das auch nur auszugsweise. Es steht da nicht wie Üblich "Erstes Kapitel" - sondern "Erstes Stück"
    Im konkreten Fall: Goldberg-Variationen, Aria -Glenn Gould Klavier
    Punktum, Er erklärt nich welche Version er bevorzugt. Bevor Rhodes in seiner unnachahmlichen Direktheit mit einem Kapitel aus seiner Lebensgeschichte zu erzählen beginnt- widmet er sich stets im aller Kürzer dem Komponisten oder/und dem Imterpreten.
    Im Falle der Goldberg-Variatione von Glenn Gould schreibt er, seine Interpretation wäre zum Maßstab für alle anderen Pianisten geworden, ee hätte eine Meßlatte gesetzt, die bis heute von niemandem erreicht wurde. - Na ja


    Das mag vielleicht übertrieben sein, aber immerhin hat er meine Neugier geweckt. Und seit einigen Tagen habe ich mich entschlossen diese Aufnahme - und einige andere abzuhören - Rhodes wählt ja für seine Kapitel vorzugsweise Klavierrepertoire aus, das ich kaum je geliebt habe und das teilweise in meiner Sammlung überhaupt fehlt, da meine Prioritäten votzugaeweise zwischen 1770 und 1840 angesiedelt ist---Ich werde mich also von Herrn Rodes inspirieren lassen


    Fast hätte ich vergessen zu erwähnen, daß mich die heutige Hörsitzung (via Kopförer) regelrecht hypnotisch in ihren Bann gezogen hat.
    Hier kann natürlich über die Einzigartigkeit oder Nicht-Einzigartigkeit von Goulds Einspielung nachdenken und die alte Streitfrage: welches Instrument ? wieder aufleben lassen. Seit den letzten Einträgen hier sind 7 Jahre vergangen und zudem sind heier andere Mitglieder als damals


    mfg aus Wien
    Alfred


    Ach ja . bevor ichs vergesse . Die CD ist noch im Programm und derzeit um 7.99 Euro zu haben....

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    ich habe 2005 hier kurze Statements abgegeben.
    Die GV auf Cembalo habe ich mit Andreas Staier. Obwohl diese Aufnahme top ist, kann ich sie nur selten hören, es stellt sich dann ein 'Zirp-Effekt ' ein.


    Daher höre ich die GV nahezu ausschließlich auf dem Flügel. Für mich sehr wichtige Aufnahmen sind: 2x Gould, Arrau, 2x A. Schiff, Feltsman, Perahia, Sokolov. Hinzu kommen Kempff und die Busoni-Bearbeitung mit Barto.


    LG Siamak

  • Hallo!


    Ich habe die Einspielung vn Glenn Gould in den letzten Wochen mehrfach gehört. Das hing mit der Lektüre dieses (zugegeben als sehr anstrengend empfundenen) Werkes zusammen:



    Beschreibung bei amazon:
    Der Erzähler in dem zuerst 1983 publizierten Werk wohnt in Madrid und schreibt eine Arbeit über den kanadischen Pianisten Glenn Gould, »den wichtigsten Klaviervirtuosen des Jahrhunderts«, der, auf dem Gipfel seiner Kunst, aufhörte zu spielen. In Madrid erreicht den Erzähler ein Telegramm, das das Begräbnis seines Freundes Wertheimer anzeigt, der sich umgebracht hat. Die drei hatten sich in Salzburg bei einem Musikkurs von Horowitz kennengelernt. Bald stellte sich heraus: Glenn Gould war das größte Genie. Unter dem Eindruck der Übermacht dieses Genies wurde der Erzähler zu einem »Weltanschauungskünstler«, zum Kritiker seiner Zeit und besonders zum Kritiker Österreichs, Wertheimer dagegen stürzte in eine unumkehrbare Existenzdepression. Je mehr der Erzähler an seinen »Versuch über Glenn« dachte, um so deutlicher wurde ihm, daß es ihm eigentlich darum zu tun war, sich Klarheit über Wertheimer, den »Untergeher«, wie Glenn Gould schon früh zu ihm gesagt hatte, zu verschaffen.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Obwohl ich die Aufnahmen von Gould besitze (1955 im Original, 1955 als "Re-Performance", 1982) und sehr schätze, ist doch meine Lieblingsversion von Gavrilov. Er hat m. E. die richtigen Tempi, nichts Übertriebenes (1955 ist Gould zu schnell, 1982 zu langsam), trockener, satter Anschlag, gute Tontechnik (DG), an der CD gibt es nix zu meckern.



    Sie ist auch weiteren Aufnahmen (Weissenberg, Koroliov) überlegen.


    Zudem habe ich noch Cembalo-Aufnahmen von Pieter-Jan Belder und Christine Jacotett, denen ich allerdings jegliche Aufnahme mit Flügel vorziehe.


    Außer Konkurrenz habe ich auch noch eine Aufnahme mit Gitarre (Duo Caputo-Pompilio), aber die Gitarre (auch zwei davon) ist der komplexen Rhythmik nicht angemessen. Der Gitarrenton ist zu lang und nicht "trocken" genug. Die "rauschhaften" Teile der Variationen werden daher viel zu bräsig dargestellt.

  • Lieber m-mueller,


    die Gawrilov - Einspielung hatte ich auch mal. Es ist , wie du schreibst, eine sehr gute Einspielung. Gerade in den langsamen Variationen bleibt er IMO etwas phrasierungsarm. Da empfehle ich andere Aufnahmen.


    LG Siamak

  • Lieber Siamak,


    kannst Du da ein Beispiel angeben? Aber Du scheinst den Gavrilov ja nicht mehr zu haben, dann wird es natürlich schwierig mit konkreten Zeitangaben.


    Andererseits finde ich manche Phrasierung auch schon mal übertrieben, straight forward ist gar nicht immer die schlechtere Wahl.

  • Die GV sind mein Lieblings-Klavierwerk. Näher gebracht hat es (und damit Bach überhaupt) seinerzeit Gould, als sich seine 81er Aufnahme erstmals hörte - da hat etwas "klick" gemacht und sich diese Musik mir erschlossen. Seitdem verfalle ich eigentlich immer, wenn ich die GV höre, in eine Art von andächtigem Schweigen und kann mich wunderbar in diese Musik versenken ohne dass ich erklären könnte, warum das gerade bei diesem Werk so ist.
    Ich habe Aufnahmen von Gould (55 und 81), Perahia, Sokolov, Koroliov, Schirmer, Zhu Xiao-Mei und Pinnock (Cembalo) und obwohl diese zum Teil sehr unterschiedlich sind, mag ich jede einzelne auf ihre Art, wobei die zweite Gould-Aufnahme immer noch mein Favorit ist. Aufnahmen von Schiff (Decca), Stadtfeld und Hewitt hatte ich, habe sie aber wieder verkauft, was ich inzwischen sehr bereue.
    Die GV werden eines meiner Sammelobjekte bleiben und meine Liste der Kaufwünsche ist erfreulicherweise noch sehr lang... :P

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Ich verkaufe nie Objekte aus der Sammlung, da sich die meisten meiner "fehlkäufe" später als "weise Voraussicht" enpuppten.
    Eine Ausnahme war wohl die Vinyl Sammlung - wobei ich aber davo ausging, sie wieder neu erwerben zu können, ein Wunsch der eine zeilang unerfüllbar schien, allmählich durch zahlreiche Wiederauflagen näher rückt.


    Kommen wir zu den Goldberg- Variationen: Wir sind ja nich drauf angewiesen uns mit Interpretationsvergleichen zu begnügen, sonndern es wäre vielleicht ganz interessant, wearuum gerade DIESEM Klavier(Cembalowerk) . das ja dem Anlass nach als Auftrags- oder Gelegenheitswerk einzuordnen wre . solch eine Bedeutung beigemessen wird. Jeder Pianist siehtr es als Herausforderung, und fasst jeder will sich dieser hErausforderung stellen.


    Der zweite Fragenkomplex, der sich hier geradezu anbietet, ist, warum ausgerechnet die Interpretationen des als eher verschroben geltenden Glenn Gould so in den Mittelpunkt gerückt wird.


    Imfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es war kein Auftrags- oder Gelegenheitswerk. Das ist eine sehr dubiose Legende.
    (Abgesehen davon, war das vergleichbare Variationenwerk, die Diabelli-Variationen, tatsächlich ein "Gelegenheitswerk", was dessen Wert und Rang aber gar nicht tangiert.)
    Die GBV waren vermutlich (auch) als Bravourstück für Sohn Friedemann gedacht, sie ordnen sich aber bruchlos in die Reihe der "Clavierübung" ein, dessen 4. Teil sie offiziell sind. Bzw. allgemeiner in die Reihe Bachscher Werke, die systematisch und exemplarisch kompositorische und spieltechnische Möglichkeiten (hier der Tasteninstrumente) erkunden und demonstrieren. Also außer der explizit so bezeichneten "Clavierübung" auch noch z.B. Inventionen/Sinfonien, Wohltemperiertes Clavier, Kunst der Fuge, "Orgelbüchlein", "Vom Himmel Hoch"-Variationen...
    Die außerordentlich Beliebtheit der GBV ist eine relativ rezente Sache, vermutlich auch durch Goulds erste Aufnahme und die "Welle" prominenter Cembalisten in den 1950ern/60ern bedingt. Sie ist aber auch verständlich. Man hat ein großes, relativ geschlossenes Werk, keine Sammlung, aus der man auswählen muss. Das Variationenformat ist von einigen anderen klassisch-romantischen Werken (Beethoven, Brahms, Schumann, Reger) etabliert. Es ist ein sehr virtuoses, pianistisch herausforderndes Werk, kein "trockenes Lehrwerk" wie die Kunst der Fuge oder "Klavierunterrichtstückchen", wie die Inventionen oder einiges aus dem WTK.


    Uranus: Zwei normalerweise günstige und sehr gute Klavieraufnahmen sind Charles Rosens (Sony) und Ekaterina Dershavinas (Arte Nova). (Bei der zweiten nach dieser Schreibweise suchen, sonst kriegt man absurd teure Angebote.) Rosen ist in vieler Hinsicht ähnlich "analytisch" wie Gould, aber ohne dessen Eigenheiten. Dershavina ist etwas "romantischer".

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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