FERENC ERKEL und die ungarische Nationaloper

  • Liebe Taminos,


    Im Thread über die Lieblingsopern wollte Micha Näheres über Erkels "Hunyadi László" wissen, was gar nicht so leicht zu bewerkstelligen ist. Ich versuche einmal, den Anfang zu machen, und hoffe auf die spärlichen, aber doch existenten Liebhaber und Kenner ungarischer Stimmen und Werke, die dem Forum angehören.


    Ferenc Erkel, geboren 1810 in Gyula, gestorben 1893 in Budapest, ist außerhalb seines Landes nur wenig bekannt, zählt in Ungarn aber zu den populärsten Opernkomponisten und gilt als Begründer der ungarischen Nationaloper. Aufgeführt werden aber nur mehr "Hunyadi László" und "Bánk bán". Den Ohrwurm aus der zweitgenannten, 1861 erstmals aufgeführten Oper, das berühmte "Hazám, hazám" kennt aber der Magyar sozusagen seit der Wiege.
    Erkel kam in den 1830er Jahren nach (Buda-)Pest und wurde der erste musikalische Leiter der dortigen Oper, gründete 1853 die Philharmonische Gesellschaft und war 1875-86 Direktor der Musikakademie. Ebenso bekannt wie durch seine Bühnenwerke ist er als Komponist des "Himnusz", der für Ungarn eine ähnliche identifikatorische Funktion besitzt wie die Marseillaise für Frankreich.


    László (= Ladislaus) Hunyadi (1433-1457) war der älteste Sohn des Reichsverwesers und Heerführers János Hunyadi und stieg schon in jungen Jahren zu hohen Würden auf. Nach dem Tod seines Vaters war László jedoch massiven Beschuldigungen seines Erzfeinds, des Grafen Ulrich II. von Cilli, ausgesetzt, der für den minderjährigen König László V. (bei uns besser als Ladislaus Postumus bekannt) die Herrschaft ausübte. Die Feindschaft rührte vor allem daher, daß die Hunyadis sich mit der Hauptlast bei der Abwehr der Türken abmühen mußten, während Ulrich sich abwartend verhielt. Bei Verhandlungen in Nándorfehérvár (= Belgrad) kam es bei Verhandlungen zu einer offenbar von Ulrich initiierten Auseinandersetzung, bei der dieser von László Hunyadis Gefolgsleuten getötet wurde. Der junge, in die Vorgänge eingeweihte König pardonierte László aber ausdrücklich und ernannte ihn als Zeichen seiner Gnade zum Generalkapitän. László Hunyadi begleitete daraufhin gutgläubig den König nach Pest, wo aber von Gnade plötzlich keine Rede mehr war. Hunyadi wurde rechtswidrig gefangengenommen, verurteilt und dem Henkersbeil überantwortet. Nach dem noch im selben Jahr erfolgten plötzlichen Tod des Königs, der vermutlich ermordet wurde, bestieg Lászlós jüngerer Bruder Mátyás Hunyadi (= Matthias Corvinus) den Königsthron und wurde - durch Legende verklärt - zum bedeutendsten und volkstümlichsten Herrscher Ungarns, dessen Verehrung selbst in den Zeiten des Kommunismus außer Frage stand.


    László Hunyadi gilt als eine Art Märtyrer der ungarischen Nation. Nach der Revolution von 1848 und der Unterwerfung des Landes durch Kaiser Franz Joseph I. (die nur durch die Hilfestellung russischer Truppen ermöglicht wurde) zog man wohl auch Parallelen zum aktuellen Geschehen. In der Glorifizierung solcher Helden und Opfer übler Ränke, wie László Hunyadi einen verkörpert, symbolisierten die Ungarn das eigene Leiden.


    Erkels 1841-43 entstandene, 1844 uraufgeführte, dreiaktige Oper verklärt in romantischer Weise das Schicksal des Titelhelden während der Belgrader Ereignisse bis zu seinem Tod, verknüpft es aber in unhistorischer Weise mit privaten Umständen. In der Oper tritt nämlich der König als Rivale Lászlós um die Gunst der schönen Garai Mária (Mária von Gara) auf, deren machthungriger Vater den loyalen und vertrauensseligen László in der schäbigsten und brutalsten Weise aus dem Weg räumt.
    Das Libretto schrieb Béni Egressy nach einem Stück von Lörinc Tóth.
    "Hunyadi László" gehört am ehesten in die Gattung der "Großen Oper" nach dem Vorbild Meyerbeers und anderer. Französische und italienische Einflüsse sind in der Komposition wirksam und verschmelzen mit ungarischen Elementen. Die Melodik gehört zu den attraktivsten Schöpfungen des 19.Jahrhunderts. Doch die spezifische inhaltliche Ausrichtung des Werks hat dazu geführt, daß es außerhalb Ungarns praktisch nicht zu hören ist.
    1960 erschien bei Qualiton eine LP-Aufnahme mit József Simándy als László, Júlia Orosz als Mária und Gabriella Déry als Erzébet Szilágyi-Hunyadi. Dirigent war Vilmos Komor. Diese Aufnahme hat eigentlich den Maßstab gesetzt, ist heute aber, wie es scheint, nur mehr als Querschnitt erhältlich.
    1977 entstand ein Film, den ich nicht kenne (möglicherweise verkürzt), der als DVD und heuer herauskommen sollte. Ich kann nur vermuten, daß er bereits erhältlich ist. Soviel ich weiß, singt da auch Simándy.
    1984 brachte Hungaroton eine weitere Aufnahme mit János Kovács als Dirigenten, Dénes Gulyás als László, Magda Kalmar als Mária und Sylvia Sass als Erszébet heraus. Auch diese Version kenne ich nicht. Sie ist technisch vermutlich besser als die seinerzeitige, und Sylvia Sass müßte eigentlich diesen Kauf schon allein wert sein, aber bei aller Wertschätzung von Dénes Gulyás: Mit einem Simándy, der einer der bedeutendsten Tenöre des 20.Jahrhunderts war, kann er sich nicht vergleichen.


    LG


    Waldi

  • Lieber Waldi,
    herzlichen Dank für diesen informativen Beitrag.
    Ich muss gestehen, ich hatte die beiden Opern auch nur jeweils als Querschnitt. Inzwischen habe ich von "HUNYADI LASZLO" eine Gesamtaufnahme in folgender Besetzung:


    Budapest 2003 Albert, Kiraly, Fekete, Kelen, Vahely, Egri – Medveczky


    Die von Dir erwähnte DVD ist bei jpc erhältlich und sieht so aus:



    Hunyadi Laszlo
    DVD
    Erscheinungstermin: 7.2.2007
    mit Jozsef Simandy, Klara Takacs, Eszter Horvath, Sandor
    Palsco, Endre Üto, Orchester der Ungarischen Staatsoper,
    Adam Medveczky


    Sound: Dolby Digital,Bild:WS (PAL)
    Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch
    Laufzeit: 107 Min.
    Label: VL , FSKoA, 1977


    Schon lange auf meiner Wunschliste, leider nie gekauft, da Hungaroton-CDs bei uns schwer zu kriegen und sehr teuer sind:



    Jozsef Simandy singt Arien
    Arien von Donizetti, Wagner, Erkel, Verdi, Tschaikowsky, Mascagni,
    Leoncavallo, Puccini
    Simandy, Budapest PO, Hungarian State Opera Orchestra,
    Korodi, Lukacs, Komor, Molinari-Pradelli, Varga, Kerekes, Erdelyi
    Label: Hun , AAD, 1953-1964


    Die einzige Recital-Platte von Jozsef Simandy, die ich kenne. Den Sänger kenne und schätze ich sehr lange, meine alten Vinyl-Platten mit ihm sind leider alle schon ziemlich abgespielt und kratzig.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    ...da Hungaroton-CDs bei uns schwer zu kriegen und sehr teuer sind:


    Lieber Harald,


    Tröste Dich, auch in Ungarn blicke ich seit langem hungrig umher und finde nichts in Reichweite (angeblich ist es in Budapest auch nicht sehr aussichtsreich, ich war schon länger nicht dort). Früher gab es eine größere Auswahl an Simándy-Langspielplatten, auch mit Operetten, die er wunderschön singen konnte (nicht nur Lehár). Die derzeitige Editionspolitik von Hungaroton durchschaue ich nicht.
    Vielen Dank Dir und Theophilus, daß man sich wenigstens an Covers delektieren kann!


    LG


    Waldi

  • Lieber Waldi,


    danke für diesen interessanten Thread. Ich kenne wenige ungarische Komponisten, oute mich aber gern als Liebhaberin einiger ungarischer Stimmen des letzten Jahrhunderts, z. B. Friedrich Schorr, Koloman von Pátaky, Alexander Svéd, Maria Nemeth, Sylvia Sass und József Réti.


    Ich kenne leider noch keine Oper Erkels, aber eine Aufnahme steht ganz oben auf meiner immer länger werdenden Liste von "unbedingt anzuschaffenen Einspielungen":


    Bánk Bán unter János Ferencsik aus dem Jahre 1969. Der Grund war für für mich bisher in erster Linie József Réti, der meiner Meinung nach leider viel zu wenig bekannt ist. Er singt in dieser Aufnahme allerdings nicht den Protagonisten, sondern hat hier die Rolle des Otto. Den Bánk Bán singt der von Dir erwähnte Jozsef Simándy, den ich aber leider noch nicht kenne. Da ich jetzt durch Eure Ausführungen weiß, dass dies ein hervorragender Tenor gewesen ist, bin ich auf diese Aufnahme doppelt gespannt (aber sie fällt wohl auch unter die Rubrik "Schwer zu bekommen"?) .


    LG


    Petra

  • Liebe Petra,


    Simándy ist für mich in etwa der ungarische Fritz Wunderlich; er sang aber ein größeres Repertoire (auch Wagner), ohne daß sich seine Stimme gravierend abnützte.
    Die von mir erwähnte Arie des Bánk bán haben fast alle großen ungarischen Tenöre aufgenommen. Joviczky und Simándy zählen da zur Spitzengruppe. Leider ist im Moment nicht viel erhältlich, aber das muß sich irgendwann einmal ändern, den Interesse besteht bei den potentiellen Käufern. Das merke ich in Ungarn ganz deutlich (wobei die Touristen auch viel Klassik kaufen!).


    NB: Soeben habe ich eruiert, daß Hungaroton doch wieder einige CD-Ausgaben im Katalog hat, die offenbar den alten LPs entsprechen. Nur, wieso findet man die so schwer bei den Anbietern?


    LG


    Waldi

  • Walter Krause
    jpc hat etliche Hungaroton-Aufnahmen im Katalog. Da steht dann: "Lieferzeit: 1 - 2 Wochen (soweit beim Lieferanten verfügbar)" - was immer das auch heissen mag (kann auch länger dauern....)


    petra


    Ich glaube, die beiden Tenöre Simandy und Reti kann man nicht so ohne weiteres vergleichen. Von Reti habe ich 2 Recital-CDs mit Mozart, Bach und Liedern von Franz Liszt. Das ist eine rein lyrische Stimme. Simandy ist fast ein Heldentenor, als Lohengrin, Manrico, Radames usw. Auf meinem "Bajazzo" sigt Simandy den Canio, Reti den Beppo, auf der "Aida" Simany den Radames, Reti einen Boten. Von Simandy habe ich noch einen alten "Trovatore"-Querschnitt auf "Qualiton" (Vinyl). Seine "Carmen" (mit Oralia Dominguez) ist gerade bei DGG "eloquence" neu aufgelegt worden!


    Die "Bank Ban" Aufnahme hätte ich auch gerne, da ist auch ein Schwarm meiner Jugend, Karola Agai, zu hören (gehört leider auch zu den "Vergessenen")


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich habe duiesen alten Thread ausgegraben, weil es bei unserem Werbepartner jpc Aufnahmen des Labels "Monopole" gibt.
    Vermutlich handelt es sich bei diesem Label um eine Billig-Tochter oder Lizenznehmer von Hungaroton, denn da erscheinen zu Budget-Preisen Aufnahmen, die es früher auf Vinyl zu Höchspreisen auf dem ungarischen Markt gab, die aber bei uns nie auf CD angeboten wurden (leider ist die Ungarn-Fraktion, die hier regelmäßig mit Beiträgen zu lesen war, verstummt).


    Konkret handelt es sich um die folgende Opern-Gesamtaufnahme:



    Ferenc Erkel (1810-1893)
    Hunyadi Laszlo

    Aufnahme: 29.6.–9.7. 1960, Studio
    Dirigent: Vilmos Komor
    Budapest Philharmonic Orchestra
    Hungarian Radio and Television Chorus
    Chorleitung: Cecilia Vajda
    Kommentar: gekürzte Version von 1935


    Erzsébet Szilágyi: Gabriella Dery
    László Hunyadi: József Simándy
    László V: Miklós Szabó
    Mária Gara: Júlia Orosz
    Mátyás Hunyadi: Olga Szönyi
    Mihály Szilágyi: József Bódy
    Miklós (László) Gara: László Jambor
    Officer: Miklós Petri
    Rozgonyi: Endre Pálffy
    Ulrik Cilley: András Faragó


    2 CDs, Erscheinungstermin: 28.6.2010


    Bisher kannte ich die nur als Hungaroton LP: LPX 1040-42 (3 LPs), steht bei mir im Keller.


    Bei den Preisen lohnt sich in jedem Fall die Anschaffung, wobei ich noch nichts über die Ausstattung (Beiheft, Libretto?) sagen kann.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ferenc Erkel (1810-1893)


    Hunyadi László
    Ludwig Hunyadi


    Oper in drei Akten


    in ungarischer Sprache


    Libretto von Béni Egressy nach dem Drama “Die beiden Lászlós“ von Lörinc Tóth in der Bearbeitung von Kálmán Nádasdy und Gusztáv Oláh


    Uraufführung am 27. Januar 1844 im Pester Nationaltheater



    Personen und ihre Darsteller


    László V. König von Ungarn - (András Molnár)
    Graf Ulrik Cilley Bruder und Berater des Königs - (István Gáti)
    Erzsébet Szilágyi, Witwe von János Hunyadi - Sylvia Sass
    László Hunyadi, Ihr älterer Sohn - (Dénes Gulyás)
    Mátyas Hunyadi, Ihr jüngerer Sohn - (Zsuzsanna Dénes)
    Miklós Gara, Vertrauter des Königs - (Sándor Sólyom-Nagy)
    Mária seine Tochter - (Magda Kalmár)
    Mihály Szilágyi Bruder Erzsébets - (József Gregor)
    Rozgonyi Offizier und Freund von László Hunyadi - (Miklós Mersei)


    János Kovács dirigiert das Orchester der ungarischen Staatsoper
    Label: HUNGARTON 1985


    Die Handlung schöpft aus der ungarischen Geschichte des 15. Jahrhunderts


    (eine Alternative)


    INHALSTSANGABE


    Erster Aufzug:


    König Ludwig möchte seinem Untertan Laszló Hunyadi in seiner Burg in Nándorfehérvár einen Besuch abstatten. Die Zugbrücke ist heruntergelassen und Gefolge steht bereit, den König zu empfangen. Vom Besuch des Herrschers erwarten sie nichts Gutes und wollen kämpfen wie die Wölfe, wenn man ihnen die Freiheit nehmen sollte. Der königstreue László ist ihnen zu nachsichtig und deswegen berauschen sie sich an den flammenden Reden seines jüngeren Bruders Mátyás, der allerdings noch ein handlungsunfähiger Knabe ist, was er ausgiebig beklagt.


    Möglicherweise verlangt der König die Übergabe der Burg, den Stammsitz der Hunyadis, was in jedem Fall verhindert werden muss. Notfalls verweigert die Menge ihrem Führer die Gefolgschaft. Sie werden nicht die treuen Hunde des unentschlossenen und unterwürfigen László sein. Nach Mannesart wollen sie der Gefahr ins Auge blicken. Nein, die Burg übergeben sie nicht und wenn Cilley kommt, mögen seine Söldner ihn gut schützen. Nur einer begreift die Gefahr nicht, die dem Hause droht. Es ist der vertrauensselige László selbst, der erst dann wach wird, wenn das Dach über ihm zusammenbricht. Im Grunde wünschen sie sich László als Führer, aber er muss auf der richtigen Seite stehen und ihr Misstrauen ernst nehmen. Mit Blut und Schwert muss notfalls erreicht werden, was schöne Worte nicht vermögen. Ihr Wortführer ist Mihály Szilágyi. Er bittet seinen Neffen, sein argloses Herz nicht ins Verderben zu stürzen und er soll den König gar nicht erst ins Haus lassen. László wird ärgerlich. Als treue Untertanen des jungen Königs werden diesem selbstverständlich die Herzen und Tore geöffnet, Er verstehe sich gut mit seinem Namensvetter und der Kanzler Cilley regiere in seinem Sinne.


    Die Menge, von Szilágy beeinflusst, ist absolut gegenteiliger Ansicht und droht mit Aufruhr. Dieser schreckliche Tag wird das Verderben sein. Sieht László nicht, geblendet durch Schmeichelei, wie das Gewitter sich zusammenbraut? Der Hof wartet doch schon lange darauf, dass er sein Nest öffne. Die Hunyadis sind zu mächtig geworden und man fürchte sich vor ihrem Mut. Cilley wird man niemals als Statthalter anerkennen, sondern ihn als Geißel nehmen. Ein verräterischer Brief von Ulrik Cilley wird abgefangen. Den beiden Hunyadis soll der Kopf abgehackt werden, steht darin. Erst dann sei László V. wirklich König, und er selbst könne dann ruhig schlafen. Man empört sich, kann aber keinen Beschluss fassen, weil König László soeben eingetroffen ist.


    Endlich sieht König László V. die stolze Bastei, deren hoher Turm zum Himmel ragt, das heldenhafte Nándorfehérvár. Was nun an Hinterhältigkeit, Zynismus, Tücke und offen zur Schau gestellter Bosheit in Szene gesetzt wird, findet kaum irgendwo ihresgleichen. Tausendmal segnet den Gastgeber das königliche Wort. Das Tor soll man öffnen, kein Feind naht, sondern ein guter König, der kam, um sich zu ergötzen. Cilley, Berater und Bruder des Königs, trägt seine Bedenken vor: Die nachtdunkle Grube soll ihren Schlund öffnen, damit der arglose König zur Beute wird. Der Angesprochene erwidert: Das sei üble Verleumdung, solche Rede will der König nicht hören. Dem heldenhaften Jüngling gebühre Lob. Die Glut seines Herzens soll der vorlaute Cilley nicht kühlen. Unheilverkündende Worte seien nun genug gewechselt. Laszló sei der Spross der Hunyadis, sein höchster Getreuer. Als solcher soll er geachtet werden, sobald er, wie es sich gehört, seinem König huldigt und niederkniet. Cilley höhnt: Wäre es nicht vielleicht doch besser, wenn von unserer Seite aus leutselige Gesandte geschickt würden, die den beiden Bankerten huldigen und bittend zur Kenntnis geben würden, dass man um Einlass flehe?


    Den Begriff der Königstreue stellt der unterwürfige Laszló über alles, kniet nieder und übergibt dem König die Schlüssel der Burg als Unterpfand seiner Ergebenheit. Der König ist sichtlich gerührt. Die Geste genügt ihm und der heldenhafte Jüngling, auf dessen Stirn die Seele der unbesiegbaren Hunyadis strahlt, darf die Schlüssel behalten, denn der König wüsste keine treueren Hände, dem er das Öffnungswerkzeug anvertrauen könnte. Erneut betont der einfältige Laszló seine Ergebenheit und kündet von seiner Bereitschaft, dem König sein ganzes Gut zu geben, in der bevorstehenden Schlacht mutig zu kämpfen und sein Leben zu opfern, wenn das Schicksal es fordert. Der Chor lässt Laszló, den König und das Vaterland hochleben. Die hohen Gäste ziehen mit ihrem Gefolge in die Burg ein. Hunyadi mit seiner Begleitung folgt nach. Sofort wird die Zugbrücke hochgezogen. Die Nachhut – es sind fremde Söldner - bleibt außen vor. Dem heftigen Protest der Ausgesperrten, dass ihre Anwesenheit erforderlich sei, um den König zu beschützen, begegnet man von der Mauer, der König genieße den Schutz der Ungarn, was vollkommen ausreichen dürfte. Die elende Horde soll sich zum Teufel scheren.


    Man befindet sich in der großen Halle der Burg. Cilley legt sich mit seinem Bruder an und höhnt, dass er keine Lust habe, die glänzenden Taten des Hunyadi zu loben, wenn er ständig sieht, dass seine Worte ins Leere gehen. Der König ersucht den Vermessenen, sich zu mäßigen, da er es nicht gewohnt sei, Spott zu dulden. Der Ratgeber ignoriert die Zurechtweisung: Wie oft soll er es noch sagen, dass diese rebellische Familie auf sein Verderben wartet und den König hinters Licht führt. In ihren Herzen flammt böser Hass und Vater Hunyadi habe ihm einst verkündet, dass sein Sohn ihn vom Thron stürzen werde. Satanische Ränke schmieden sie, um sich das Königtum anzueignen, damit sie sich auf seinem Thron vergnügen können. Der König gerät ins Wanken. Im Geiste sieht er den Dolch, der sein Herz trifft und sein Blut erbarmungslos verspritzt. Der Schrecken verfolgt ihn.


    Cilley hat selbst Ambitionen auf den Thron. Wenn erst das Grab des Hunyadi bereitet ist, wird es ein Leichtes sein, den Unbeholfenen vom Thron zu stürzen. Es gelingt dem Intriganten, vom König für die Nacht Handlungsfreiheit zu erwirken, um dafür zu sorgen, dass den Gastgeber sein Schicksal ereilt. Der König will kein Blutvergießen. Um den Thron zu retten fordert der Verräter den Siegelring. Majestät hat ein schlechtes Gewissen und begibt sich in die Schlosskappelle.


    Laszló genießt ein paar ruhige Augenblicke und ist im Geiste bei seiner geliebten Braut Mária. Er betet ihre Vorzüge herunter: Himmelblaue Augen, rabenschwarze Haare, die Lippen sind schöner als Purpur. Ihre Worte sind für ihn Silberklang und ihre Flossen haben die Form von Lilienblättern. Ob Mária auch ein bisschen gescheit ist, bleibt unerwähnt, Hauptsache die erotische Anziehung ist vorhanden. Die Geliebte soll herkommen, die trauervolle Düsternis der Nacht vertreiben und die Lichtstrahlen der Morgenröte verströmen.


    Erfolggewohnt, ist Cilley beim Intrigieren unachtsam geworden. Er hat übersehen, dass ausgerechnet demjenigen der Befehl zur Gefangennahme übergeben wird, der Hunyadis bester Freund ist. Dieser sucht den Gefährdeten auf, verscheucht seine Verzückung und empfiehlt, vom Himmel herabzusteigen und sich die irdische Hölle anzuschauen. Welche Gräuel! Wie entsetzlich! Man wird nun handeln müssen, denn auch László erkennt, was das Ungeheuer geplant hat. Cilley hat den König dazu gebracht, Befehl zu geben, die Familie und alle Freunde des Hauses zu eliminieren.


    Der König hat zum festlichen Nachtmahl eingeladen. Der Rohstoff kommt aus der Schlossküche und gewisse Zutaten, die das Mahl bekömmlich machen sollen, hat Cilley dabei. Während sie aus prunkvollen Gläsern trinken, sollen die Schlossbewohner niedergemetzelt werden. Der Opernchor ist entsetzt, ob solcher Schandtat und verspricht moralische Unterstützung zur Beseitigung des Übeltäters. Cilley überbringt die Einladung, aber László will nicht dahin gehen, wo Bluthunde über seine Knochen das Totenlied knurren. Es kommt zum Wortwechsel. Lászlo setzt Cilley von dem abgefangenen Brief in Kenntnis und stellt ihn zur Rede. Der Überführte wird beleidigend und zieht das Schwert. Rozgorny kommt aus seinem Versteck und streckt den Intriganten nieder, der sein Leben aushaucht. Der Chor quittiert: Tiefes Schweigen sei nun auf seinen Lippen, sein irdisches Schicksal hat sich erfüllt, verflucht war das Leben des Blutsaugers.


    Der König hat seine Andacht beendet und kommt aus der Kappelle. Der Leichnam seines Beraters liegt tot am Boden. László erklärt Sachverhalt und Hintergründe. Der König lässt sich nicht beschwichtigen, denn er fürchtet um seine eigene Sicherheit. Er verzeiht den Umstehenden, droht aber unverständlicherweise dem schuldlosen László mit dem Beil des Henkers. Der Chor übersieht in seinem Patriotismus Lászlós Schicksal und jubelt: Der Intrigant ist tot. Der König und die Nation haben erneut einander gefunden.



    Zweiter Aufzug:


    In der Burg von Temesvár herrscht fröhliche Stimmung. Man erwartet einen hohen Gast. Nur die Herrin ist traurig, weint in einem fort und will sich nicht beruhigen lassen. Es ist Erzsébet Szilágyi, die Witwe von Janos Huniyadi, der einst die Position des Beraters am Hofe zu Buda innehatte, aber dann gestorben ist. Sie ist die Mutter von László und Mátyás. Das Vorgefallene in Nándorfehérvár ist ihr in Windeseile zugetragen worden, und nun fürchtet sie um das Leben ihres ältesten Sohnes. Aber der König hat sich entschlossen, die Witwe zu besuchen. Sie wird ihm zu Füßen fallen und um das Leben ihres Kindes bitten.


    Mátyás träumt von den heldenhaften Zeiten der Vergangenheit und von einer ruhmreichen Zukunft. Er selbst und der Opernbesucher wissen es noch nicht, dass er der zukünftige König der Ungarn sein wird. Erzsébet quält sich. Das Gewicht einer schrecklichen Untat lastet auf ihrem schönen heldenhaften Sohn. Gott, der Herr, soll kein Leid über ihn verhängen. Sorgfältig im Glanz der Tugend hat sie ihre Kinder erzogen, doch die Niedertracht hat ihnen eine Falle gestellt. Eine Wolke der Trauer senkt sich auf ihr Herz und sie fühlt, dass der Tod lauert. Ihre Gedanken verwirren sich. Die Hofdamen kümmern sich um sie.


    Der König ist mit seinem Gefolge eingetroffen. Ihre beiden Söhne sind zugegen. Mária Gara, die Verlobte Lászlós, mit ihrem einflussreichen Vater ebenfalls. Die schutzlose Witwe fällt vor dem König auf die Knie und vergießt heiße Tränen. Sie fleht, dass der Lichtstrahl seiner Gnade ihr nicht versagt sein soll. Das wunde Witwenherz ist noch nicht genesen und nun hat ein neuer Schicksalsschlag sie erreicht. Ein Wort von den Lippen des guten Königs genüge, sie von den Schrecken zu erlösen, die auf ihrer Seele brennen. In der Seele des Königs wohne keine Rache, betont er, sondern ihre Tränen sehend, erwacht in ihm das Mitleid. Sie soll aufstehen, denn er wird Gnade erteilen. Obwohl ihr Sohn den teuren Bruder, seinen treuesten Berater, meuchelte, wird der König angesichts der Tugend seines heldenhaften Vaters keine Blutrache üben.


    Wer ist das schöne Mädchen? Der König zeigt auf Mária und fragt, ob seine Gnade die blühende Blume auch glücklich mache. Natürlich ist auch Mária von der königlichen Huld tief ergriffen, geht es doch um das Leben ihres Verlobten. Lange lässt der König seinen begehrlichen Blick auf ihr ruhen. Der Vater sieht es. Und jetzt will man gemeinsam fröhlich sein.


    Miklós Gara, der Vater Márias, kann seinen Ehrgeiz nicht mehr bändigen. Sein Stern soll am Himmel strahlen, denn so einen Mann wie ihn braucht das gequälte Vaterland. László, der König der Ungarn, hat sein Töchterlein erblickt und ist bereit, ihr den Purpur zuzuwerfen. Ein guter Tausch: Der König bekommt Mária zur Frau und er wird regieren. Wer ihm widersteht, den zerreißt die Intrige. Mannesverstand und Manneswille werden große Triumphe ernten. Der László, dieser elende Wurm, dieser hergelaufene Schuft, der Sohn seines Todfeindes, wagt es, um seine Tochter zu werben. Auch wenn er sie ihm versprach, so haben sich doch nun Hände gefunden, in denen seine Blume besser aufgehoben ist. Gara versucht geplante Untaten vor sich selbst zu rechtfertigen.


    Erzsébet drückt ihre beiden Kinder an das hundertfach gebrochene Herz. Nun sind sie wieder bei ihr und, die Schicksalsschläge vergessend, glücklich in ihren Burgmauern. Aber sie fühlt auch, dass ein böser Falke um dieses sichere Nest herumfliegt. Die heißen Gebete der teuren Mutter wurden im Himmel zunächst erst mal erhört. Die beiden jungen Hunyadis sollen zum König kommen. Erzsébeth erschrickt erneut. Was will er von ihnen? Die Mutter soll sich wieder erheitern. Der König war ihren beiden Kindern hold.


    Endlich kommt der Augenblick, in dem László mit seiner lieben Mária allein sein kann. Würden doch diese süßen Minuten ewig dauern. Die feurigen Strahlen ihrer Augen verzehren seinen Kummer. Wie schön sie doch ist. Mária will wissen, wann man endlich den heiligen Bund der Ehe eingehen und vor den Priester treten wird. Der König und der Vater haben beide nach Buda bestellt. Dort wird sie sein auf ewig. Wenn Mária die Lippen öffnet mit ihrem Purpurrand, dann fühlt er, wie ein Engel ihn hinauflockt in den Himmel.


    Man hat sich in der Burgkappelle versammelt. Der König erklärt feierlich, dass er Erzsébet als seine Mutter respektiert und Lászlo und Mátyás seine Brüder seien. Er verschenkt eine goldene Kette als Unterpfand seines Gelöbnisses. Lang lebe der König. Keinen Groll fühlt er in seinem Herzen.



    Dritter Aufzug:


    Schlaflos liegt der König von Ungarn in seinem Gemach und analysiert seine Situation. Ein trauriger einsamer König ist er, ohne Freund und ohne Gefährten. Keinen Getreuen hat er unter dem Himmel. Das kühle Morgengrauen findet ihn zähneklappernd in seinem Bett. Er hasst die aufgeblasene Pracht um ihn herum. Diese wertlose Kostbarkeit erwürgt in ihm das Wort des fühlenden Herzens. Eine Puppe ist er in wilden Händen. Wer beendet das Übel? Auf der rauen Insel seines einsamen Herzens wächst nichts. Sie ist unfruchtbar, lebt nicht. Um sie herum ein Meer von Leid. Der König sehnt sich nach Wonne. O teure schöne Mária, Schatz des Himmels. Sie kann der Trost des kummervollen Königs sein. Ein Wort von ihrem süßen Mund könnte seinen Durst stillen und ihm die gewünschte Ruhe bringen. Ein höllisches sträfliches Verlangen bringt ihn in Versuchung. Er schmachtet nach ihrem Kuss und hört in seinem Herzen immerfort ihre Stimme.


    Gara hat den Platz von Cilley eingenommen. Er eilt zum König und verspricht ihm die Gunst seiner Tochter Mária. Noch heute Abend will er sie an die königliche Brust führen. Der König kann es nicht glauben. Treibt er seinen Ulk mit ihm? Was ist mit Hunyadi? Der Rebell ist ihrer nicht mehr würdig. Seine blutbefleckte Hand darf die Tochter nicht mehr berühren. Lászlo Hunyadi schmiede mit seinen Kumpanen einen Anschlag, habe er ihm soeben erzählt und geglaubt, als Vater seiner Braut würde er zu ihm halten. Er will den König zu seiner Hochzeit einladen und ihm dann sein Schwanenlied ins Ohr summen. Mit dem eigenen Purpurmantel soll er erwürgt werden, und dann wird der Hunyadi den Thron einnehmen. Welche Gräueltat! Er, den er mit Gnade überhäuft hat, liegt auf der Lauer, ihm den Stahl ins Herz zu stoßen. Nein, dazu darf es nicht kommen. Der Verängstigte erlaubt dem Intriganten die Festnahme, übergibt ihm seinen Körper, seine Seele. Tod dem Verräter! Mária gehört ab jetzt ihm. O welch ein Glück. Gara hat sein Ziel erreicht. Einen starken Mann braucht das Vaterland und keinen mondsüchtigen König.


    Im Burggarten in Buda soll die Hochzeit zwischen Mária Gara und László Hunyadi gefeiert werden. Ein geschmücktes Zelt ist aufgebaut und adelige Damen und Herren, Gäste und Pagen feiern das Brautpaar. Der Opernchor ist auch eingeladen. Ein schönes Lied soll erklingen, so laut, dass es das uralte große Buda erschüttert. Der Orkan der brausenden Donau soll erwachen und den Ruf des Gesanges bis nach Siebenbürgen tragen. László und Mária werden heute nacht verschmelzen. Die schäumenden Kelche - zur Hochzeit wird Schaumwein kredenzt – sollen kreisen.


    Wie schön und stattlich ist der Bräutigam, an seiner Seite die engelhafte Braut. Kein irdisches Wesen, die Tochter einer Fee vielleicht? Márias Seele glüht. Sie ist glücklich, in ihren Augen glänzen Rausch und Freude. Ihren Liebsten schließt sie in die Arme, während das Ballett tanzt. Der schöne Rosenstängel - nichts kann sie von ihm reißen, nicht einmal der Tod.


    An der Spitze Bewaffneter erstürmt Gara den Burggarten. Jetzt hat er den Gegner endlich am Wickel. Ab mit ihm ins Burgverlies! Zuerst wartet der Richter und dann der Henker. Mária und der Opernchor sind entsetzt. Großer Himmel!


    Dunkle Nacht umgibt Lászlo in seinem Kerker, fortgerissen von den Blutsverwandten, von der Schwelle seines Glücks gestoßen. Böse Neider haben grausame Ränke geschmiedet, und dafür muss er jetzt unschuldig büßen. Der heldenhafte Vater hatte glänzende Voraussetzungen für eine ehrenvolle Laufbahn geschaffen, und jetzt soll sein irdisches Dasein in dieser Grube enden. Das Leben kann man ihm nehmen, aber seinen Heldenruf nicht. Noch ist es nicht so weit. Der König wird ihn erhören und seine Unschuld feststellen.


    Die Tür öffnet sich. Mária kommt herein. Sie hat die Wärter bestochen und will ihn zur Flucht überreden. In dem Adlernest Temes, wo rohe Henkersknechte ihn nicht erreichen, soll er sich verstecken. Lászlo will nicht auf feige Art seinem Verlies entweichen. Es würde gegen ihn zeugen, Stolzen Hauptes möchte er diese Räumlichkeiten verlassen. Mária rüttelt ihn aus seinen Vorstellungen; der Richterspruch ist schon gefällt und das Schafott warte auf ihn.


    Gara betritt das Verlies, er hat Wind bekommen. Weshalb steht die Tür offen. Seine Tochter hier in den Armen eines Ehrlosen. Auf den ungetreuen Wärter wartet der Foltertod. Das Beil wird zuschlagen; hier auf der Erde gibt es kein Erbarmen für einen Rebellen. Doch Lászlo vertraut auf das Wort des Königs und ahnt nicht, dass dieser seine Braut begehrt. Márias Flehen nützt nichts. Sie wird von ihrem Vater verstoßen. Er hat kein Kind mehr; im Palast soll die Ungehorsame ihre Strafe erwarten. Über das Grab hinaus wird sie ihrem Verlobten die Treue bewahren, so wie das Opernpublikum es für selbstverständlich hält.


    Erzsébet ist auf dem Richtplatz eingetroffen. Das Schafott ist pietätvoll mit einem schwarzen Tuch abgedeckt. Sie will zum König, aber man lässt sie nicht vor. Das Volk von Ungarn hört die bittere Anklage einer Mutter. Man soll doch ihren Sohn den Händen des Henkers entreißen. Das ist nicht möglich, denn er ist ein Rebell, bescheidet der wankelmütige Opernchor. Mit voller Aufmerksamkeit registriert Erzsébet den Ablauf der Dinge. Die Stirn hat man dem Verurteilten verbunden. Es senkt sich blitzend das Henkersschwert. Aber der schöne Kopf hat sich nicht vom Rumpf getrennt. Das zweite Mal haut der liebenswürdige Henker voll daneben. Der dritte Schlag bringt auch kein Resultat. Der Wirbelknochen leistet heldenhaften Widerstand. Eigentlich wäre nach dem dritten vergeblichen Bemühen die Begnadigung angesagt. Ein letzter Plausch in Richtung König, der aus dem Erkerfenster zuschaut, soll die Wende bringen. Lászlo bekräftigt, dass er unschuldig sei. Doch ein Wink Garas fegt den Einwand hinweg. „Schlag zu“ befiehlt er dem Henker. Mauscheln funktioniert nicht mehr. Oh weh!

    Anmerkungen


    Von acht vorliegenden Opern ist „Hunyadi László“ das erste zeitbeständige Werk Erkels, mit der er - ähnlich Glinka in Russland - die Nationaloper Ungarns begründete. Es gab schon etliche Vorläufer in ungarischer Sprache, von denen „Bélas Flucht“ (1822) von Jósef Ruzitska regionale Bedeutung erlangte. Der Stil knüpft an die „Große Oper“ eines Auber und Meyerbeer an und hat musikhistorisch gesehen, auch deren beträchtlichen Stellenwert. Das Ungarische ist jedoch wie das Tschechische eine Sprachinsel, was einer Verbreitung in weiten Kreisen entgegenstand. Die Komposition war schon zu Lebzeiten des Verfassers ständigen Veränderungen ausgesetzt, die bis heute andauern - durchaus zum Nutzen des Werkes. Der unablässige Szenenwechsel stand einer Aufführung häufig im Wege.


    Die Oper selbst zeigt einen tragisch endenden Helden, der mit einer Überbewertung der Königstreue an den Ränken einer missgünstigen Opposition zugrunde geht. Die Charaktere der Oper sind sorgfältig ausgefeilt. Das Libretto kommt dem Zeitgeschmack entgegen, verfehlt aber auch heute seine Wirkung nicht, wenn man es aus der Distanz begutachtet. Die Ausdrucksmöglichkeiten der Romantik waren weit gefächert und bilden einen Gegenpol zur sprachlichen Verarmung der heutigen Zeit. Selbst wenn man stellenweise mit Belustigung quittiert, bereitet der Stil neben Amüsement doch eine gewisse Hochachtung.


    Die Musik entspricht den französischen und italienischen Vorbildern ihrer Zeit, pompös, rhythmisch und gefühlsbetont. Die Ouvertüre ist weit ausladend. Aus dem musikalischen Material der Oper wurde, nebenbei bemerkt, ein Hunyadi-László Marsch zusammen gestellt, dessen zündender Charakter zu patriotischen Anlässen Wirkung tun sollte.


    König László V. war an der Macht von 1440-1457. Der jüngere der Hunyadi Brüder regierte als Mátyás I. Corvinus von 1458-1490. Danach übernahmen die Jagellonen erneut das Zepter. Bedeutender ungarischer Herrscher zu Beginn dieses ereignisreichen Jahrhunderts war Sigismund von Luxemburg. János Hunyadi gilt als sein unehelicher Sohn. Seinen Ruhm, einer der bedeutendsten Feldherrn des fünfzehntes Jahrhunderts zu sein, brachten ihm seine militärischen Erfolge gegen die Türken. Der Sieg von Nándorfehérvár - gemeint ist Belgrad – am 22.07.1456 hatte historische Dimension. János starb an der Pest, König László, erst 17 Jahre alt, ebenfalls. Dieses Kapitel ungarischer Geschichte ist wahnsinnig spannend. Die Hinrichtungsszene – wie in der Oper geschildert – ist historisch verbürgt.


    © 2010 Tamino – Engelbert

  • Lieber Harald!


    Ich gehöre auch zu den Liebhabern ungarischer Opern und Sänger. Die Aufnahme mit Josef Sîmandy und Karola Agay mit Bank Ban habe ich auf Platte. Ich muß nur mal danach stöbern. Auch Sândor Konya und Robert Ilosvalvy haben Arien aus diesen Opern gesungen. Von Josef Sîmandy, Robert Ilosvalvy und Karola Agay besitze ich Sängerportraits. Robert Ilosvalvy habe ich in Köln oft gehört und fand ihn noch besser als Sîmandy.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Lieber Wolfgang,


    freut mich, dass jetzt wieder jemand hier mitschreibt, der die ungarischen Sänger ebenfalls schätzt. Konya und Ilosvalvy haben hier ihre eigenen Threads, Simandy leider (noch) nicht (obwohl ich ihn sehr verehre).


    Mein Nachruf auf Frau Karola Agay, die ja vor einiger Zeit gestorben ist, hat übrigens keich Echo gefunden, die Dame schein vergessen zu sein.


    Viele Grüße


    Harald :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Erkel, Ferenc, ungar. Komponist und Dirigent, * 7.11.1810 Gyula, † 15.6.1893 Budapest. Er wurde in Pressburg, dem heutigen Bratislava (damals ungar. Pozsony) ausgebildet, ließ sich dann in Klausenburg (heute Cluij, Rumänien) nieder, das eine wichtige Rolle in der Entwicklung des ungarischen Theaters wie der ungarischen Oper spielte.
    Seine Opern Bánk bán und Hunyadi László gehören zum festen Repertoire der Budapester Bühnen und bilden den Ausgangspunkt der ungar. Nationaloper.





    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Bánk bán,
    Oper in 3 Akten von Ferenc Erkel,
    Text von Béni Egressy nach der gleichnamigen Tragödie von József Katona (1814),
    Uraufführung: 9.3.1861 Budapest, Nationaloper,
    mit Cornelia Hollósy • Josef Ellinger • Albert Telek • Louis von Bignio • Mihály Füredy • Károly Köszeghy,
    Dirig. Ferenc Erkel.


    1955 Dessau (dt. von Bodenstein und Röttger).



    Zitat

    Der Kampf der Ungarn gegen die ausländische Königin Gertrudis im 13. Jh. bietet eine Parallele zum Kampf gegen die Herrschaft der Habsburger im Ungarn des 19. Jh.s. Das erfolgreichste Werk des Komponisten, nach Hunyady László seine zweite große Nationaloper, fand außerhalb Ungarns nie Anerkennung.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Das erfolgreichste Werk des Komponisten, nach Hunyady László seine zweite große Nationaloper, fand außerhalb Ungarns nie Anerkennung. (Außer im Rheinland)!


    Mein lieber Harald!


    Vielen Dank für den Tip! Die Aufnahme wird baldigst bestellt!



    Herzlichst


    Wolfgang

    W.S.

  • Mein Nachruf auf Frau Karola Agay, die ja vor einiger Zeit gestorben ist, hat übrigens keich Echo gefunden, die Dame schein vergessen zu sein.



    Oh, nein! Ich habe Karola Agay wirklich nicht vergessen!
    Aber da in dem Nachruf eigentlich nichts über sie stand, an das man hätte anknüpfen können, fühlte ich mich nicht zu einem "Echo" herausgefordert.


    Jetzt aber vielleicht doch noch ein Wort zu der Künstlerin und ihrer Kunst.


    Wer sie nur durch den Lucia-Querschnitt in deutscher Sprache kennt, bekommt kaum eine Vorstellung von ihrem künstlerischen Rang.
    Auch ihre beiden Solo-LPs (eine ist inzwischen ja auf CD veröffentlicht) lassen kaum ahnen, dass Karola Agay eine ungemein intensive Künstlerin war, die ihren Figuren stets ein genau gezeichnetes facettenreiches Profil gab. Auf den reinen Sammlungen von Arien aus verschiedenen Opern stören leicht die flachen oder spitzen Töne, mag man irritiert sein, wenn einzelne Phrasen fahl und fast farblos klingen, andere Phrasen dann wieder grell werden. Und an verschiedenen Stellen kann bei Agay die Linie in einem unruhigen Vibrato fast ganz unkenntlich werden. Aber genau das waren überlegt eingesetzte Mittel, um die Figuren zu charakterisieren und ihren Gefühlen Ausdruck zu geben.
    Um das recht zu erfassen sollte man die Agay möglichst in Gesamtaufnahmen hören.
    Obwohl da natürlich die schauspielerische Präsenz nicht abgebildet wird, bekommt man eine Ahnung von ihrer Gestaltungskraft! Bestens eignet sich die Szene der Melinda am Theiß-Ufer im dritten Akt von Bank Ban! Das ist große Opernkunst!




    Wer das kennt und - vor allem - wer sie je auf der Bühne gehört hat, wird Karola Agay bestimmt nicht vergessen!




    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hunyadi László,
    Oper in 4 Akten
    von Ferenc Erkel,
    Text von Béni Egressy
    nach Die beiden László von Lörinc Tóth,
    Uraufführung: 27.1.1844 Budapest
    mit Adolph Pecz • Havi • Rózsa Schodel • Füedi • Udrarhelyi • Molnár,
    Dirig. F. Erkel.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo, Harald!


    Eine interessante Aufnahme, aber beileibe kein Schnäppchen. Im Vergleich zu BÁNK BÁN unter Támas Pál ist sie wohl überteuert.





    Gruß Wolfgang

    W.S.