dieser thread scheint sich ja schön totgelaufen zu haben, obwohl ich das Thema sehr wichtig finde. Gerade zu Beethoven`s Kammermusik wird einem oft nur "Altes" empfohlen [...]
Das trifft auf dieses Forum "gerade bei Beethovens Kammermusik" nun aber ganz und gar nicht zu, oder? Ich habe gerade in einige threads reingeschaut; es wird zwar auch mal unter anderen das Busch oder das Budapester Quartett erwähnt, aber die üblichen Empfehlungen, Alban Berg, Emerson, Melos, Hagen usw. sind alle "modern". Mit "modern" meine ich hier nicht nur die letzten 5 Jahre, sondern nicht-historische Stereo-Aufnahmen ab ca. 1960.
Zitat
Dieses Hörerlebnis kann mir keine historische Aufnahme liefern.
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Auch wenn es manchem nicht passt: Die Aufnahmen Furtwänglers sind grottenschlecht, persönlich eingefärbt und vielleicht für Historiker noch interessant.
Erstens ist ja nichts daran verkehrt, historisches Interesse zu haben. Beethovens Musik ist ja historisch noch weiter von uns als Furtwänglers Interpretation. Zweitens gibt es eben Hörerlebnisse, die keine moderne Aufnahme bieten kann. Selbst wenn man von persönlichen Eigenheiten absieht, ist die subjektiv-romantische Art, in der Furtwängler interpretierte, seit langer Zeit verschwunden. Sie war schon damals eher altmodisch. Man bekommt daher sehr viel in moderner Klangqualität zu hören, was von der grundsätzlichen Zugangsweise dem geradlinigen Stil Toscaninis, Kleibers u.a. ähnelt (etwas polemisch gesprochen, sind rasante und tendenziell "glatte" Lesarten wie P. Järvis der aktuelle Stand dieses Interpretationsstils). Mir selbst liegt, besonders bei Beethoven, dieser letztere Zugang auch sehr viel näher, aber eine Sache, die mich an historischen Aufnahmen interessiert, sind eben solche alternativen Zugänge, die eben andere Erlebnisse bieten. Und die Bandbreite der Interpretationen (die meiner halbgaren Hypothese nach nicht zuletzt durch die Hifi-Technik stark eingeengt wurde) findet man so eben nicht mehr. Es gibt praktisch niemanden mehr, der so ähnlich dirigieren würde wie Furtwängler oder Mengelberg. Und so ähnlich kann man das auch für andere Interpreten geltend machen (Pianisten der "romantischen Schule" usw.). Oft muss man hier tatsächlich in die 1930er Jahre zurückgehen, auch wenn viele dieser Interpreten natürlich noch bis in die 1960er lebten und aktiv gewesen sind. (Wäre Furtwängler so alt geworden wie Klemperer, hätten wir ein Jahrzehnt mit
Dass es immer mal wieder Leute gibt, die herausstellen wollen, was sie alles gehört haben, ist eine andere Sache. Das kann auch mit einem vertieften Verständnis der Musik einhergehen, muss aber nicht.
viele Grüße
JR