Ernst Haefliger (* 6. Juli 1919 in Davos; † 17. März 2007 ebenda)

  • Heute sandte mir mein lieber Freund Milletre eine Live-Aufnahme einer Entführung aus Bolzano vom 10.09.1958 auf Walhall. Zwei Stunden lang habe ich diese Aufnahme gehört und zumindest im Geist mit anderen verglichen. Das Ereignis ist ein unendlich zarter, fast durchgeistigter Belmonte von Ernst Haefliger. Eine Interpretation mit viel Eigenprofil. Dass Gottlob Frick als Osmin gewohnt präsent wirkt, ist nahezu eine Selbstverständlichkeit. Hervorstechend noch das Blondchen, die selbst auf Tonträger viel Liebreiz ausstrahlende Rosl Schwaiger. Also ein weiteres Dokument, dass die Vielseitigkeit von Ernst Haefliger bestätigt.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Don Giovanni (GA Fricsay), Fidelio, Der Messias, Die schöne Müllerin (Werba), Der Fliegende Holländer, Die Entführung aus dem Serail, Cosi fan tutte, Die lustigen Weiber von Windsor, Don Giovanni Qu unter Löwlein), Mignon, Barbier von Sevilla Qu., Schubert-Lieder, Bruckner-Messen, Lucia di Lammermoor und Schubert Liederzyklen stehen in meinem Regal. Keine davon möchte ich missen. Ein großer Mozarttenor.


    LG, Bernward :hello:


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Hallo, Bernward!


    Das kann ich voll bestätigen. Ernst Haefliger war ein excellenter lyrischer Tenor, von dem es nicht viele deutsch-sprachige gab. Ich habe auch einige Aufnahmen von ihm. Hervorragend sein Belmonte, Tamino und der Chapelou aus dem "Postillon von Lonjumeau".



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo,


    von Ernst Haefliger besitze ich noch eine schöne Recital-Platte: "Das Sängerporträt" (DGG, Reihe: Dokumente) mit Arien und Szenen aus Fidelio, Don Giovanni, Barbier v. Sevilla, La Traviata, Xerxes, Messias + 3 Bachkantaten.
    Ein Juwel in meiner Sammlung von Tenorplatten.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Hallo!


    Es gibt mit Ernst Haefliger noch einen sehr schönen Querschnitt aus "Mignon" in deutsch gesungen. Die Interpreten sind Irmgard Seefried, Catherine Gayer, Ernst Haefliger und Kieth Engen. Begleitet werden sie vom Chor Raymond St-Paul und Orchester Lamoureux Paris, unter der Ltg. von Jean Fournet.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

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  • Hallo Wolfgang,


    den "Mignon"-Querschnitt habe ich auch - wunderbar!


    LG
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Mit dieser Aufnahme:


    von Schuberts Schöner Müllerin möchte ich heute daran erinnern, dass Ernst Haefliger am 17. März 2007 gestorben ist.


    Heute ist sein 8. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Haefliger war auch ein gesuchter Mozart-Tenor. Die deutsche Grammophon setzte ihn nach dem tragischen Ableben von Peter Anders in den Tenorpartien der Mozart-Opern, meist unter Fricsay, aber auch unter Jochum ein. Diese Aufnahmen waren erstklassig, aber leider meist noch in mono. Das wäre aus heutiger Sicht kein Manko, im Zeitraum um 1960 indes war es eines. Die Aufnahmen mussten ersetzt werden. Dabei hat es 1955 bereits Stereoaufnahmen gegeben - indes die DGG verhielt sich abwartend, während man bei Decca bereits in Stereo aufzeichnete. So gerieten einige maßstäbliche Einspielungen von Mozartopern mit Ernst Haefliger in den führenden Tenorpartien in den Schatten der folgenden Neueinspielungen unter Karl Böhm und (wiederum) Eugen Jochum...
    Es müssen aber auch andere Faktoren mitgespielt haben, denn immerhin waren 2 der 4 Operngesamtaufnahmen doch schon in Stereo - Die "Cosi" mit Ernst Haefliger, Dietrich Fischer-Dieskau und Nan Merriman, Irmgard Seefried, Erika Köth unter Jochum ist übrigens komplett gestrichen.



    Dies alles - um den einstigen Stellenwert von Ernst Haefliger zu dokumentieren. Die hier abgebildete "Entführung" ist original übrigens auch bei DGG erschienen.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Für mich ist Ernst Haefliger einer der intelligentesten Sänger, die ich kenne. Er ist nie spontan, immer genau überlegt. Deshalb gefällt er mir nicht in jeder seiner zu Recht gepriesenen Mozart-Rollen, die andererseits natürlich Musterbeispiele für Gestaltung und Gesangstechnik sind. Sie klingen aber in meinen Ohren etwas gewollt und kopflastig. Das ist die gleiche Erfahrung, die mich manchmal mit Fischer-Dieskau hadern lässt. Nichts davon spricht gegen diesen wunderbaren Tenor. Bei ihm kann man wirklich erfahren und studieren, was die Singstimme möglich macht. Er hat auch ein - selbst für Laien - sehr lesbares und interessantes Buch geschrieben, das ich allen empfehlen möchte, die sich für Gesang interessieren. Es ist beispielsweise über ZVAB und selbst bei Amazon noch immer zu haben.




    Eine meiner liebsten Aufnahmen von Haefliger ist der JUDAS MACCABÄUS von Händel in dieser Produktion, die 1966 im großen Saal des DDR-Rundfunks an der Berliner Nalepastraße entstand, wo auch heute wieder produziert wird. Zuletzt hatte dort Jonas Kaufmann sein Operetten-Recital eingespielt. Die Aufnahme ist so ist typisch für Haefliger, die übrige Besetzung superb, weil opernmäßig (Gundula Janowitz, Herta Töpper, Peter Schreier, Theo Adam und Siegfried Vogel). Helmut Koch erweist sich als begnadeten Händel-Dirigent der alten Schule. Natürlich ist diese Aufnahme meilenweit von dem entfernt, was heute unter HIP verstanden wird. Sie ist groß gefasst, gar wuchtig, breit, weit ausholend, majestätisch in den Chören. Sie hat einen enormen Schwung. Haefliger nun ist nicht mehr so ganz taufrisch. Wie er aber allein durch eine enorme Technik die mit tückischen Koloraturen gespickt Partie die Judas hinlegt, so dass daraus auch noch ein menschliches Porträt wird, ist atemberaubend. So viel Ausdruck, so viel Pracht habe ich bei Händel selten gehört.


    Und noch eine Aufnahme soll nicht unerwähnt bleiben, weil sie die Vielseitigkeit Haefligers veranschaulicht - PELLÉAS ET MÉLISANDE von Debussy. Sie entstand 1954 bei der RAI Roma in der Originalsprache unter der Leitung von Herbert von Karajan. Haefliger ist der Pelléas. Für die Zeit war so eine Produktion noch ein Wagnis, das sich in einen nachhaltigen Erfolg verwandelte. Die Aufnahme ist immer wieder bei den unterschiedlichsten Labels publiziert worden. Sie ist wunderbar zart, lyrisch, gar träumerisch.



    Haefliger hatte ja mit Oratorium seine lange Karriere begonnen. Er sang zuerst den Evangelisten in der Johannes-Passion. Das war 1943 und ist nach meinem Eindruck immer zu hören bei ihm.


    Alfred bin ich dankbar, dass er die Mozart-Aufnahmen so schön gebündelt hat. :hello:

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Diese tolle Aufnahme möchte ich - und da stimme ich ohne Einschränkungen dem früheren Mitglied Alviano (Beitrag 12) zu - nicht missen! Da ich Fricsays Einspielungen samt und sonders mag, wird das wohl niemanden überraschen. Dieser "Fidelio" ist aber nicht nur wegen Haefliger hörenswert, ich finde, das gesamte Ensemble bringt eine herausragende Leistung zuwege!


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Diesen FIDELIO, den ich auch gut kenne, habe ich immer als etwas zwiespältig empfunden. Ich habe mir den zweiten Aufzug heute sogar wieder angehört. Haefliger singt nach meinem Eindruck die Arie des Florestan wie ein Passion, nicht wie eine Oper. Und das gelingt ihm über die Maßen eindrucksvoll. Fricsay unterstützt ihn bei dieser Lesart sehr diskret und pointiert. Deshalb wirkt er auch nicht überfordert, was der seiner Stimmlage nach schon ist. Das ist in Teilen wie Kammermusik. So kultiviert hört man das sonst nicht. Die Aufnahme halte ich für eine ganz typische und sehr altmodisch Studioproduktion mit etwas unglücklich agierenden Sprechern in den Dialogen, die für meinen Geschmack zu sehr auf Burgtheater getrimmt sind. Sie sind mit den Sängern nicht kompatibel. Besonders seltsam klingt das in dem kurzen Melodram im Kerker. Die Rysanek als Leonore singt Haefliger an die Wand. Sie agiert völlig übertrieben, schießt übers Ziel hinaus, macht meisten nur ihr eigenes Ding. So ist sie halt. Sie braucht die Bühne. Nur dort - finde ich - ist sie in ihrem Element. Es ist, also ob sie das Studio sprengt. Im Finale ist der arme Haefliger kaum noch zu hören. Da rächt sich die lyrische Besetzung dann doch. Hier hätte Fricsay steuernd gegenhalten müssen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • @ musikwanderer, @ Rheingold:
    Das ist zwar hier etwas off topic, aber da ihr diese Aufnahme, die ich auch seit langem in meiner Sammlung habe, daraufhin hervorgehoben habt: was haltet ihr von Fischer-Dieskau als Pizarro? Ich finde ihn hochdramatisch und dämonisch, ungefähr so wie Tom Krause in der etwa zur gleichen Zeit entstandenen Aufnahme unter Lorin Maazel.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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  • @ Rheingold: Ich gebe Dir recht was die damals übliche (Un-)Sitte betrifft, Dialogstellen von Schauspielern sprechen zu lassen. Meine alten Aufnahmen höre ich insofern nur musikalisch, so auch diesen Fidelio (so sehr ich auch die Stimme von Wolfgang Borchert - hier für Gottlob Frick als Rocco zu hören - mag! und so sehr Walter Franck - für Fi-Di als Don Pizarro - mich in seiner Harmlosigkeit enttäuscht) - die Technik lässt das ja problemlos zu und den jeweiligen Dialogtext kenne ich eh.
    Deine übrigen Einwände sind sicherlich richtig - und ich nehme mich aus Befangenheit zurück...


    @ Willi: Ich kann Deine Frage nicht beantworten, denn die Maazel-Aufnahme kenne ich nicht :(


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Lieber Willi, entschuldige, dass ich erst heute antworte auf eine Frage, die auch an mich gerichtet war. Was halte ich von Fischer-Dieskau als Pizarro? Er entspricht nicht meiner Vorstellung. In dem FIDELIO mit Haefliger als Florestan, um den es ja hier geht, empfinde ich ihn nicht so hochdramatisch und dämonisch wie Du. Mein Eindruck wird durch die völlig missglückten Dialog noch verstärkt. Seine Stärken sehe ich in getragenen, mehr lyrischen gehaltenen Partien und nicht so sehr als Bösewicht. Offenbar liebte er aber solche Rollen. Ich kann es aber nur vermuten, weiß nichts darüber. Insgesamt existieren drei Pizarros auf Tonträgern. Der erste unter Fricsay scheint mir noch der beste zu sein. Es gibt ja auch beispielsweise den Scarpia, den ich auch nicht mit seinem Namen verbinde. Wollte er eine gewisse Universalität unter Beweis stellen? Wer weiß. Es gibt so gute Pizarros. Warum also noch Fischer-Dieskau, frage ich mich? Es ist wohl nicht unwichtig zu betonen, dass das meine ganz persönliche Meinung ist.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Und ich komme wieder - aus gegebenem Anlass- auf Ernst Haefliger selbst zurück: Im Rahmen der Lagerräumung des Labels "Claves" wird eines der letzten "Stimmportraits" von Ernst Haefliger abverkauft. Die Aufnahme entstand 1983, Haeflinger befand sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr am Zenit seiner Karriere, hat aber die Stimme erstaunlich gut konserviert. Haefliger hatte ja IMO das Pech, daß seine Schlüsselrollen in Sachen Mozart von der Deutschen Grammophon in der ersten Hälfte der 50er Jahre auf den Mozart-Gesamtaufnahmen einiger Opern festgehalten wurden, die dann relativ bald durch die Einführung der Stereophonie ersetzt werden mussten, denn MONO war um 1960 bereits ein "no go" - Erst Jahrzehnte später wurden Mono-Aufnahmen wieder neu aufgelegt und vom Klassikhörer akzeptiert.
    Wer also an dieser Aufnahme aus 1983 Interesse hat, der sollte schnell zugreifen. 3.99 Euro wird derzeit dafür verlangt.
    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Im Rahmen der Lagerräumung des Labels "Claves" wird eines der letzten "Stimmportraits" von Ernst Haefliger abverkauft.


    Lieber Alfred!


    Haefliger war 64 Jahre alt, als er die Aufnahmen machte. Sie sind wirklich vorzüglich gelungen und brauchen keinerlei Nachsicht wegen des Alters. Durch seine hohe Musikalität und seine exellente Technik sang er auch im fortgeschrittenen Alter noch ungemein versiert. Ein Tenor, der durch den Zauber seines Timbres hätte begeistern können, war er nie. Aber sein Gesang spürte stärker den Intentionen des Komponisten nach, als man das bei seinen meisten Kollegen gehört hätte. Auch noch 1983!


    Dass es jetzt die CD so billig gibt, ist in der Tat eine günstige Gelegenheit, sie anzuschaffen.


    Bei der Gelegenheit möchte ich noch eine Frage loswerden.
    Die Partie, die meiner Meinung nach seine beste Partie war und in der er schlichtweg überragend, erschütternd, bewegend war, ist der Palestrina. Leider habe ich bisher keinen Mitschnitt einer Aufführung mit ihm ergattern können. Dabei ist die Premiere der Deutschen Oper Berlin seinerzeit im RIAS übertragen worden. Weiß jemand, wo man einen Mitschnitt bekommen könnte?
    (Bei der Einstudierung durch Heinrich Hollreiser hat übrigens Christian Thielemann als Assistent mitgewirkt.)


    Übrigens: Die Mozart-Aufnahmen von Friscay waren eigentlich als LPs fast immer im Handel. Teils einzeln teils in einer Kassette. Sie sind mitnichten durch Stereo-Aufnahmen verdrängt worden.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!


  • Lieber Manfred!


    Deine Frage, die Du im Rudolf-Schock-Thread gestellt hat möchte ich eigentlich lieber hier beantworten.


    Ich glaube, man muss sehr für Haefliger eingenommen sein, um seien Edgardo zu würdigen, vielleicht sogar zu schätzen. Ich habe die Aufnahme seit langem und immer wieder - zumindest in Ausschnitten - auch gehört!
    Wenn er durch die Wälder von Ravenswood irrt, sich auf dem Friedhof ersticht und schließlich stirbt, hat man irgendwie den Eindruck, der Bursche aus "Die schöne Müllerin" habe den Leiermann passiert und sei weiter nordwärts gezogen!
    Da wird jede Phrase ganz sorgfältig geformt, jeder harmonischen Wendung nachgegangen, jedes Wort ausgedeutet. Mit soviel Musikalität und Bemühen um einen tiefen wahren Ausdruck singen wohl italienische Tenöre Donizetti kaum. Aber auch kaum mit so wenig Herzblut und Passion. Das ist alles eindringlich aber nicht beseelt. Zudem muss man einfach ehrlich sagen, Haefliger fehlt im italienischen Fach schlicht die Schönheit und Sinnlichkeit der Stimme. Und er hat keine Vertrautheit mit der italienischen "maniera". Dass er am Ende der Arie erhebliche Probleme bekommt und die Kadenz eine traurige Karikatur dessen ist, was da deutsche Tenöre abliefern, will ich nicht überbewerten. Es ist der Gesamteindruck, der mich einfach nicht überzeugt. Dass dieser Eindruck im Liebesduett und vor allem in der Hochzeitsszene noch weniger vorteilhaft ist, erwähne ich nur am Rande.


    Warum er die Partie gesungen hat und warum Friscay sie mit ihm aufgenommen hat, weiß ich nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Haefliger den Edgardo nicht auf der Bühne gesungen hat. In München, wo ja Friscay die Lucia mit der Köth herausgebracht hat, jedenfalls nicht. Ich weiß aber nicht, wer der Edgardo war. Ich glaube es war József Simándy. Die Produktion konnte ich in den 60er Jahren mehrmals hören - noch mit der Köth aber ohne Friscay! Den Edgardo sang Georg Paskuda. Fritz Wunderlich war stets Arturo!


    Liebe Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso,


    vielen Dank für Deine Antwort. Genauso sehe ich das auch. Sein Singen ist für Donizetti zu unsinnlich, nicht "attraktiv" genug. Daher bewundere ich ihn als Lieder-Sänger umso mehr: seine Interpretation der "Müllerin" (mit Jacqueline Bonneau) halte ich für eine der besten, die es gibt. Sein Singen ist äußerst differenziert, klar in der Artikulation, Balance und Genauigkeit, die selbst Größen wie Wunderlich, Pears, Schiotz oder Fischer-Dieskau höchstens erreicht, nicht aber übertroffen haben.


    Herzliche Grüße
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

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  • Anlässlich seines 100. Geburtstages bringt die DGG Ende Juni eine 12-CD-Box, die Ernst Haefliger umfassend porträtiert, heraus. Einige seiner Aufnahmen kenne ich bislang nicht von der CD, z. B. sein "Postillon-Lied", das er unter dem Dirigenten Ernst Märzendorfer aufgenommen hat.


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


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    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

    Einmal editiert, zuletzt von Manfred ()

  • "Einige seiner Aufnahmen kenne ich bislang nicht von der CD, z. B. sein "Postillon-Lied", das er unter dem Dirigenten Erich Märzendorfer aufgenommen hat."


    Hallo, Manfred!

    Es dürfte sich um die gleiche Aufnahme handeln, die ich in Vinyl besitze. Ernst Haefliger singt das Postillonlied sehr gut und flott, besitzt aber nicht die ganz große Höhe und singt nur das (b).


    W.S.

  • Hallo, Manfred!

    Es dürfte sich um die gleiche Aufnahme handeln, die ich in Vinyl besitze. Ernst Haefliger singt das Postillonlied sehr gut und flott, besitzt aber nicht die ganz große Höhe und singt nur das (b).


    Hallo Wolfgang,


    habe die o. a. CD-Box von Ernst Haefliger inzwischen erhalten und gehört. Im Postillon-Lied singt er in der 3. Strophe ein sehr schlank gefasstes hohes D - ganz im Stile der guten französischen Tenöre - auch das hohe C am Schluss fehlt nicht ...


    Herzliche Grüße

    Manfred

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