Bachs Opus 1: Partiten BWV 825 - 830

  • Eine sehr gelungene Einspielung der 1. Partita ist auf der folgenden CD von Cyprien Katsaris. Sein Bachspiel gefällt mir sehr gut und die Programmzusammenstellung hier ist wieder gewohnt originell:


  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    einige Aufnahmen sind bereits vorgestellt worden, zwei Gesamteinspielungen die uns gut gefallen fehlen noch.



    der feinfühlige Murray Perahia hat auf zwei CD's verteilt sämtliche Partitas eingespielt 2007 - 09 :yes:



    die kanadische Bachspezialistin Angela Hewitt hatte ebenfalls alle Partitas in den Jahren 1996/97 aufgenommen.


    beide Einspielungen gehören für uns zu den gelungensten Gesamteinspielungen. Bei Platten mit einzelnen Partitas gefällt uns die Aufnahme mit Shura Cherkassky ebenfalls ausgezeichnet. Mit Katsaris haben wir schon mehr Mühe.


    Gruss


    romeo&julia

  • Hewitts Aufnahme gefällt mir auch sehr gut, wie überhaupt sehr viel von ihren Bacheinspielungen (alle kenne ich nicht). (Übrigens, wen es interessiert: Hier kann man eine 110-minütige Masterclass mit vier Studenten mit Hewitt anschauen, in der es nur um Werke von Bach geht: Masterclass.)

    Mit Katsaris haben wir schon mehr Mühe.

    Weil er sich so viele Freiheiten rausnimmt?
    Für mich scheint bei ihm stets eine Menge Spielspaß und Experimentierfreude durch und der Funke springt auf mich über. Meistens zumindest.

  • Eine sehr gelungene Einspielung der 1. Partita ist auf der folgenden CD von Cyprien Katsaris. Sein Bachspiel gefällt mir sehr gut und die Programmzusammenstellung hier ist wieder gewohnt originell:


    Katsaris hat eine über die Maßen schlechte Bach-CD bei Sony Classical vorgelegt

    weshalb man bei Sony Classical die Reißleine zog und das an sich auf weitaus mehr Katsaris-Einspielungen von "italienischen" Bach-Werken angelegte Projekt sofort stoppte. Deshalb ist es bei dieser einen CD mit der Bezeichnung "Vol. 1" aus dem Jahr 1995 geblieben. Ein "Vol. 2" gibt es auch 16 Jahre später nicht. Natürlich kam sofort das "Totschlag-Argument": das hat Sony nur gemacht, weil Katsaris Scientology-Anhänger ist.


    Nun also wieder eine Katsaris-CD mit Bach, die "Bach recital Vol. 1" betitelt ist. Herausgeber ist die Firma "Piano 21", also mit anderen Worten das eigene Label von Katsaris (niemand sonst ist noch bereit, CDs von ihm zu produzieren). Erschienen 2004. Und wieder kein "Bach recital Vol. 2", und das seit etwa 6-7 Jahren (oder habe ich etwas übersehen?). Vermutlich hat kein Mensch das "Vol. 1" gekauft. Und diese CD soll nun der Bringer sein? Die Hörschnipsel bei Amazon überzeugen mich jedenfalls nicht wirklich.


    romeo&julia
    Es freut mich, dass Euch der Cherkassky gefällt!

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Unseren Eindruck zu Cyprien Katsaris mit Bach haben wir bereits gesagt. Auch im von SoundEffect verwiesenen Thread zu Cyprien Katsaris haben wir unseren Eindruck zu seinem Bachspiel aufgeführt. Wir haben mit allen seinen Bacheinspielungen Mühe.
    Wenn man in den frranzösischen Musikmagazinen über Cyprien Katsaris nachliest, stösst man auf unterschiedliche Bewertungen. Generell haben wir den Eindruck, dass Cyprien Katsaris in Frankreich und der französischen Schweiz präsenter ist als in Deutschland. Generelle Anmerkungen zu Cyprien Katsaris gehören jedoch in den von SoundEffect verwiesenen Thread.


    Gruss


    romeo&julia

  • Was die andere, Deiner Meinung nach "über die Maßen schlechte", Bach-CD angeht, so gehen die Meinungen da offenbar auseinander - auch hier im Forum ist sie mehrfach gelobt worden


    Unseren Eindruck zu Cyprien Katsaris mit Bach haben wir bereits gesagt. Auch im von SoundEffect verwiesenen Thread zu Cyprien Katsaris haben wir unseren Eindruck zu seinem Bachspiel aufgeführt. Wir haben mit allen seinen Bacheinspielungen Mühe.


    Ich habe im von SoundEffect verlinkten Thread eine in einer Klammer gemachte Bemerkung, welche sich offenbar auf diese CD bezieht (Posting 2), und sonst nur kritische Stimmen zu "Italy in Bach, Vol. 1" (in den Postings 10 und 11, u.a. von meinen Vorrednern romeo&julia) gelesen - die Meinungen gehen wohl vor allem insoweit auseinander, als einige diese CD ziemlich schlecht finden und andere (nämlich ich) grottenschlecht. Ein sterileres, uninspirierteres Bach-Spiel, welches sich im Prinzip auf das Mitteilen von Tonhöhen beschränkt, ist kaum vorstellbar. Da spielt ja selbst Keith Jarrett leidenschaftlicher Bach. Dazu hört man ständig das Geräusch der Fingernägel auf den Tasten (hätte Katsaris sich die nicht vielleicht vor der Aufnahme mal schneiden können?). Würde bei allen Pianisten Bach auf dem modernen Konzertflügel so seelenlos klingen (was glücklicherweise nicht der Fall ist, siehe Fischer, Lipatti, Haskil, Gilels, Richter, Gould, Serkin, Kempff, Yudina, Nikolajewa, Cherkassky, Argerich, Gawrilow, Perahia, Koroliov, Sokolov etc.), wäre ich längst in das HIP-Lager übergewechselt und würde nur noch Cembaloaufnahmen hören.


    Damit sage ich nichts allgemein gegen Katsaris, sondern nur gegen sein Bach-Spiel. Dass er im Bereich des romantischen und spätromantischen Repertoires Verdienste hat, ist unbestritten.

  • Damit sage ich nichts allgemein gegen Katsaris, sondern nur gegen sein Bach-Spiel. Dass er im Bereich des romantischen und spätromantischen Repertoires Verdienste hat, ist unbestritten.



    Kats. Solospiel, was Bach anbetrifft, vermag ich nicht zu beurteilen. Seine Konzerteinspielungen mit Janos Rolla (1052, 1054, 1056 1057), immerhin auch Bach, erscheinen mir jedoch alles andere als uninspiriert, nämlich ausnehmend spielfreudig, wie ich vor einigen Jahren bereits im Kats-Tread mitgeteilt habe.

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Eine brandaktuelle Einspielung der Partiten für Klavier stammt von der im georgischen Tiflis geborenen Irma Issakadze. Sie stammt aus einer Musikerfamilie, ihr Vater ist Cellist, die Geigerin Liana ist ihre Tante. Mit vierzehn kam sie nach Deutschland, studierte bei Ludwig Hoffmann in München, danach beim russischen Pianisten Vladimir Krainev.


    Ihre Interpretation der Partiten wirkt spontan mit agogischen Freiheiten. Auffallend sind auch kleine Tempoverzögerungen, die jedoch nie störend oder gar willkürlich wirken. Langsamen Sätzen verleiht Issakadze etwas Kontemplatives. Nie gleitet sie ins sentimental Romantische ab. Man spürt ihre Suche nach Transzendenz. Die schnelleren Passagen wirken partiell sehr beschwingt. Ihr Spiel zeichnet sich durch einen glasklaren Anschlag und überlegter Phrasierung aus.


    Es ist eine Freude Irma Issakadze zuzuhören. Man hört, dass sich Issakadze schon Jahre mit Johann Sebastian Bach auseinandergesetzt hat. Bereits vor einigen Jahren hatte Issakadze die Goldberg-Variationen eingespielt.


    André Sittner sagte über diese Aufnahme: "Nun kommt diese junge Georgierin, Irma Issakadze, und bietet einen Bach, der das ganze Spektrum, von leicht galant bis klangverloren tiefsinnig abdeckt. Und doch behält die 34-jährige aus Tiflis immer die komplexe Struktur dieser kleinen Tanzsätze im Blick."


    André Sittner, FIGARO-Musikredakteur



    Erschienen ist die Aufnahme dieses Jahr bei OehmsClassics


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Seit ewigen Zeiten sind hier über diese epochalen Werke keine Beiträge mehr geschrieben worden. Abgesehen von den Gould-Aufnahmen, die sowieso gesetzt sind, gefallen mir auch andere Einspielungen, die ich in loser Reihenfolge hier vorstellen möchte.


    Murray Perrahia mit der Partita No 6 e-moll BWV 830



    sehr gut gespielt, hervorragender Klang;

    musikalisch finde ich die beiden Ecksätze, also die Toccata und die Gigue, herausragend

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  • Dann will ich auch etwas für die schönen Partiten tun. Glenn Gould wurde schon erwähnt. Tatsächlich auch meine sichere Bank, die ich immer wieder gerne höre.


    Im Jahr 2018 hat Angela Hewitt die Partiten ein zweitesmal eingespielt. Für mich auch eine sichere Bank, wenn sie die Werke auch völlig anders als Gould interpretiert, hat sich doch auch einen außerordentlichen Sinn für die Bedeutung der einzelnen Stimmen, die sie auf ihrem Fazioli auch deutlich zum Ausdruck bringt.



    Sarabande und Menuett aus der fünften Partita



  • Bei Hewitt habe ich häufiger meine Probleme, manchmal gefällt mir ihre Interpretation, manchmal nicht. Stellen wir hier doch mal Gould dagegen, denn beide fühl(t)en sich ja (sie wohl noch mehr als ihr Landsmann) als Spezialisten für Bach.



    Streckenweise irrwitzig schnell, virtuos, kristallklar (trotz Aufnahme aus 1957). Mit der Klangfülle des Fazioli und einer modernen Aufnahme können Goulds Steinway und die damalige Aufnahmetechnik zwar nicht mithalten, aber das wird durch das Spiel mehr als kompensiert.



    Im Vergleich dazu eine Gould-Aufnahme aus dem Jahr 1954



    da war er noch "gnädiger"

  • Auch wenn ich nicht unbedingt Gould-Fan bin, diese Partita ist echt kristallklar und sauber trotz des Tempos. Das macht Spaß!

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Lieber Tristan, vielleicht wächst Dir ja Gould doch noch ans Herz...


    Nicht ganz so brillant aber die vollständige Partita in guter Klangqualität zeigt die folgende Einspielung: Evren Ozel


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  • In wohltemperierter Stimmung auch identisch mit Ais-Dur. :)


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • In wohltemperierter Stimmung auch identisch mit Ais-Dur. :)

    Das hätte zehn Kreuze, was bei sieben Tönen eventuell leicht unübersichtlich sein könnte ;).


    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Ich habe mir jetzt in der Nacht (ich schlafe schlecht :() einige Interpretationen der sechsten Partita "um die Ohren gehauen" und stelle gerade mal wieder erstaunt fest, wie völlig unterschiedlich man schon die Toccata auffassen kann.


    Im Laufe meines Feldversuchs bin ich auf eine Aufführung in Verbier gestoßen, mit der ich leider gar nichts anfangen kann. Es würde mich interessieren, ob ich das einer zunehmenden Schläfrigkeit und damit sinkenden Aufmerksamkeit beim Hören zu verdanken habe, oder ob die Interpretation tatsächlich Schwächen aufweist :)


    Es spielt Alexandra Dovgan auf dem Verbier Festival 2023. In den Kommentaren auf YT wird nur durchgehend gelobt. Ich glaube mittlerweile, dass das neuen Richtlinien beim Kommentieren zu verdanken ist. Ich finde dort nur noch positive (himmelhochjauchzende) Kritiken ... Es scheint so eine Art Zeitgeist zu sein ;)


  • auch nicht so ganz my cup of cake, der Klang ist flach bis schwachbrüstig, die Tempi hören sich m.E. nicht ganz richtig an, zum Teil etwas agogische Linienführung, insgesamt aber eine wohl "solide" Einspielung.


    Die Vermutung, youtube ließe nur positive Kommentare zu, scheint nicht ganz richtig zu sein. Die bei 58 verlinkte Einspielung der Partita Nr. 1 von Gould kriegte auch ein "Not my taste. Tempi..."