Zürich: Cavalleria Rusticana / Pagliacci 13.3.2011, Wiederaufnahme

  • Das Zürcher Opernhaus hat am Sonntag die so genannten «Verismo-Zwillinge» - «Cavalleria rusticana» von Mascagni und «Pagliacci» von Leoncavallo - auf die Bühne gebracht. Startenor José Cura drückte beiden Werken seinen Stempel auf.


    Die letzte Viertelstunde von «Pagliacci» war eine veritable Demonstration des José Cura. Mit seiner Intensität und Präsenz riss der argentinische Tenor am SonntAGg im Zürcher Opernhaus alle mit: Kollegen, Chor, Orchester und natürlich das Publikum. Wie er den eifersüchtigen Canio, den Chef der etwas heruntergekommenen Komödiantentruppe, in seinem gekränkten Mannesstolz, in seiner Verzweiflung und tödlichen Raserei darstellte, war ein Theaterereignis. Canio, der seine Nedda zu verlieren droht und doch Komödie spielen soll, eine Komödie, die seine persönliche Tragödie wird: Er ist der Spassmacher Pagliaccio, hinter dessen Rücken sich der fesche Arlecchino seine Colombina angelt. Am Ende liegen zwei Tote auf der Bühne vor den Augen eines geschockten Publikums.


    «Vesti la giuppa - ridi Pagliaccio» ist Leoncavallos grösste Arie und ein Markstein des Tenor-Repertoires, den José Cura mit aller Dramatik auflud, die sich denken lässt. Aber auch sonst, auch als Turiddu in Mascagnis «Cavalleria», zeigte er die Sonnenseiten seiner grandiosen Stimme voller Kraft, Substanz, Kern und auch Schmelz, verbunden mit dem vielschichtigen und intelligenten Einsatz der sängerischen Mittel: Nicht bloss laut und extrovertiert, sondern ausdifferenziert im Dienst der beiden verschiedenen Rollen.


    Damit hat Cura alle zu Statisten degradiert - inklusive Dirigent Stefano Ranzani, dem er auch schon in der weit gemässigteren und konventioneller inszenierten «Cavalleria» immer mal wieder das Heft aus der Hand genommen hatte. Nicht zum Vorteil der Aufführung, obwohl er sich auf keine aufgesetzten Mätzchen kaprizierte, sondern durchaus musikalisch sinnvoll das Tempo anzog und die Gangart variierte. Aber das Orchester und die Chöre, die ohnehin schon etliche Schwierigkeiten mit der Koordination untereinander zeigten, wurden dadurch noch zusätzlich irritiert. Und Ranzani machte dabei nicht immer beste Figur. Meist liess er jedoch die Musik einfach fliessen, liess die einkomponierte Verismo-Dramatik zu ihrem Recht kommen, ohne zusätzlich einzuheizen.


    Verismo nennt man die Darstellung der ungeschminkten aktuellen, alltäglichen Realität auf der Opernbühne, eine italienische Bewegung des Naturalismus, die mit diesen beiden Opern begann, mit Giordano, Cilea oder Catalani weitere Vertreter hatte und schliesslich in Puccinis Opern mündete. Vordergründigen Verismo nahm sich auch Grischa Asagaroff in seiner Inszenierung zum Vorbild. Auf die abstrahierende Bühne von Luigi Perego stellte er ein pittoreskes Postkarten-Sizilien in den Kostümen und Figuren, das es in dieser properen Romantik sicher nicht gegeben hat. Ein Idyll der ländlichen Bevölkerung inklusive Soldaten und Dorftrottel, das in seiner szenischen Hilflosigkeit dann doch wie eine Parodie wirkte. Besser funktionierte die Kunstwelt der Komödianten mit ihren farbigen Gestalten, die in ihrem aufgesetzten Theater eben ruhig theatralisch wirken dürfen.


    Neben Cura hatten die anderen Sänger einen schweren Stand. Gabriel Bermúdez jedoch liess sich als «Pagliacci»-Silvio nicht in den Schatten stellen. Beatrice Uria-Monzon sang die weibliche Hauptrolle nur in «Cavalleria», dort mit einer ähnlichen sängerischen und darstellerischen Präsenz wie Cura, aber von der Regie in der Personenführung immer wieder etwas allein gelassen und mit einigen wenig betörenden Schärfen in der Stimme. Nahe liegend, dass sie die Nedda in «Paglicci» mit den dafür nötigen schmeichelnden Tönen nicht auch übernahm, sondern diese Aufgabe der für Zürich neuen, in der Opernwelt aber renommierten Fiorenza Cedolins überliess. Die Italienerin verschreckte in ihren ersten Takten allerdings auch mit einigen Schärfen und flackerndem Vibrato, steigerte sich im Lauf der Partie aber deutlich. Ein sicherer Wert war Bariton Lucio Gallo als Tonio, während Cheyne Davidson den Alfio eher eindimensional sang.

  • Danke für Deinen Bericht.Ich habe beide Opern im vorigem Jahr in Zürich gesehen und war ebenso begeistert!
    Die Inszenierung hat mir auch ausnehmend gut gefallen.
    Hier in Berlin kann ich mir beide Opern auf DVd ansehen.Sie wurden ja aufgezeichnet.




    Grüsse Rita

  • Also ich habe die beiden Inszenierungen voriges Jahr auch in Zürich gesehen und war von beiden total begeistert. Grischa Asagaroff hat geschafft, die Werke total klassisch, aber nie kitschig oder altbacken zu inszenieren. Die Dvd dieser Aufführungen könnte ich mir durchaus zulegen....

  • Ich erlaube es mir, mich zu Curas Gesang zu äußern, ohne die Züricher Produktion gesehen/gehört zu haben. Ich habe Jose Cura als Canio for zwei Monaten in Mailand erlebt und kann mit Sicherheit sagen, dass seine Leistung eine der schlimmsten der letzter Mailänder Saisons war. Und dies nicht wegen einer Krankheit, Erkältung oder leichter Bauchschmerzen, sondern einzig wegen seines allgemeinen aktuellen vokalen Zustands, der nichts als erbärmlich ist. Cura ist nie ein großer Techniker gewesen, hat immer mit einer komplett kehligen und erwürgten Stimme gesungen und hat seine gesamte Karriere auf einer erfolgreichen Spekulation mit banalem gesanglichen Naturalismus und seinem monumentalen Helden-Aussehen aufgebaut (siehe sein Otello). Seit einiger Zeit ist sein stimmlicher Zustand aber, m.E., so schlecht, dass es mir schwierig fällt, seine Leistungen überhaupt als künstlerische Leistungen anzusehen. Wenn man einen Cura in einer Rolle wie Canio mit dem Argument akzeptiert, er habe außerordentliche Intensität und Drammatik, dann kann jeder von uns, der auch nur ein klein bisschen schauspielerisches Talent besitzt, die großen Opernbühnen betreten und intensiv und drammatisch anfangen, zu brüllen und herumzutrampeln. Ich frage mich nur, ob das noch Gesang, Belcanto und, allgemein, Oper heißen wird.

    Ecouter, c'est écouter la différence.

  • Hallo Luca,


    endlich mal jemand der meine Sicht über Cura teilt. Ich habe ihn 2 mal ihn Wien erlebt , als Othello und als Turiddu und Canio. Singen konnte man das wirklich nicht mehr nennen, eher brüllen. Als Dirigent habe ich ihn in Hamburg erlebt, wo er Cavalleria Rusticana dirigiert hat und den Canio gesungen hat. Ich weiss nicht was schlechter war sein Dirigat oder sein Canio. Ich habe schon mal in einem anderen Thread geschrieben, das bei dem Othello in Wien meine ältere Sitznachbarin zu mir sagte: Er hat einfach das GLück das er gut aussieht, ansonsten wäre er nur ein durchschnitttlcher Provinztenor. Ich glaube er hält sich selberfür den besten Sänger auf Erden.

  • Ich weiss nicht was schlechter war sein Dirigat oder sein Canio.


    Leistung entsteht berkanntlich auf der Bühne. Ich habe von Curas Leistung am 13.3.11 in Zürich gesprochen. Ere hat eine eindrückliche Gesamtleisdtung geboten. Wie das in Wien und Mailand war, kann ich nicht beurteilen.


    In Curas Biografie steht: "Als Sänger, Komponist, Dirigent und Fotograf gilt José Cura heute als einer der beachtlichsten Künstler seiner Generation." Nach Rodolfo39 und Luca müsste er sich offensichtlich eher aufs Fotografieren beschränken. Ich teile diese Meinung nach der Zürcher Darbietung nicht.


  • Leistung entsteht berkanntlich auf der Bühne. Ich habe von Curas Leistung am 13.3.11 in Zürich gesprochen. Ere hat eine eindrückliche Gesamtleisdtung geboten. Wie das in Wien und Mailand war, kann ich nicht beurteilen.


    In Curas Biografie steht: "Als Sänger, Komponist, Dirigent und Fotograf gilt José Cura heute als einer der beachtlichsten Künstler seiner Generation." Nach Rodolfo39 und Luca müsste er sich offensichtlich eher aufs Fotografieren beschränken. Ich teile diese Meinung nach der Zürcher Darbietung nicht.


    Gerade diese Idee der "Gesamtleistung" teile ich nicht. Auch eine Herlitzius bietet ständig Gesamtleistungen dar. Es gibt so viele heute, die Gesamtleistungen darbieten und nie eine richtig gute stimmliche Leistung. Das ist so wie ein Euphemismus für Gekreisch und Gebell. Sind wird letztendlich im Prosa-Theater oder in der Oper?
    Und noch einmal, es geht nicht darum, wie er sich in Mailand gefühlt hat und wie er sich in Wien gefühlt hat: er singt seit Jahren ständig und überall auf die von mir beschriebene Weise. Es geht um die allgemeine Funktionierungsweise seines "Gesangs". Es ist reine Beschreibungssache. Symptome und Diagnose.
    Was die Biografie Curas betrifft, werden von Schallplattenfirmen und Star-Agenturen (in Italien kommen immer die unkompetenten und opportunistischen Musikkritiker hinzu) auch viele anderen Sänger als die größten Künstler gefeiert, "klingen" dann aber auf der Szene etwas anders.

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  • Hast du Cura am 13.3.11 ab 20.00 - 2300 in Zürich gehört?


    Nein und das habe ich ganz am Anfang auch gesagt. Ich habe aber auch gleich am Anfang meine Kritik auf einer anderen Ebene zu platzieren und zu verständigen versucht, dass man im Falle einiger Sänger vom jeweiligen Abend abstrahieren und eine Kritik ihrer allgemeinen Gesangsweise formulieren kann. Das hat anscheinend nicht funktioniert. Geradezu am 13.3.11 ab 20.00 bis 23.00 darf Cura wunderbarerweise wie ein Pertile gesungen haben.
    Grüße,
    L.

    Ecouter, c'est écouter la différence.

  • Geradezu am 13.3.11 ab 20.00 bis 23.00 darf Cura wunderbarerweise wie ein Pertile gesungen haben.

    So habe ich es nicht formuliert. Ich habe ihn auch nicht mit irgendeinem andern aktuellen oder früheren Sänger verglichen. Mir hat einfach seine Leistung an diesem Abend gefallen. Da ist die gesangliche Performance ein wichtiger Teil. Auf der Bühne zählt aber die schauspielerische Leistung genauso - und auch die Bühnenpräsenz. Es war mit sein Verdienst, dass die Spannung in einer Oper, die prakt. alle Besucher kennen, an einem Sonntagabend gegen 2300h, 100%ig gehalten werden konnte.

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  • Meine Meinung dazu:


    Ich habe Cura das erste Mal im Bajazzo (2004) hier an der DOB gehört. Seime Bühnenpräsenz und die gesammte sängerische Leistung haben mich total überzeugt. Ich dachte: Das ist es, so sollte Oper herüberkommen.


    Es ist wie immer, entweder liebt man einen Sänger/in, oder nicht.


    Ich mag ihn. Mir ist ein Sängerschauspieler lieber, als ein Rampensänger!


    Rita

  • Ich dachte, dieses Forum wäre zu etwas mehr fähig, als die gesamte Diskussion auf eine bloße "de gustibus"-Logik zu reduzieren, aber na ja.
    Schönen Abend noch,
    L.

    Ecouter, c'est écouter la différence.

  • Ich dachte, dieses Forum wäre zu etwas mehr fähig, als die gesamte Diskussion auf eine bloße "de gustibus"-Logik zu reduzieren, aber na ja.
    Schönen Abend noch,
    L.



    Lieber Luca,


    du machst es dir aber sehr leicht, dieses Forum "auf eine bloße de gustibus" zu reduzieren. In einem solchem Forum muss man damit rechnen, dass einem auch mal ein Gegenwind zu seiner eigenen Meinung ins Gesicht bläst. Das ist doch kein Grund, sich beleidigt in eine Ecke zu verkriechen. Ein solches Forum lebt von den Reibereien untereinander, solange sie im Tone höflich sind.
    (Jetzt bin ich fast wie Padre Guardian, sorry)


    In diesem Sinne


    Moses


  • Lieber Moses,


    wenn ich mich schon beleidigt fühlen sollte, dann nicht wegen einer Gegenmeinung (davon lebt mein Stimmfanatismus :D ), sondern weil die Diskussionen oft mit Geschmacksargumenten abrupt abbrechen.


    L.

    Ecouter, c'est écouter la différence.

  • «Vesti la giuppa - ridi Pagliaccio» ist Leoncavallos grösste Arie und ein Markstein des Tenor-Repertoires, den José Cura mit aller Dramatik auflud, die sich denken lässt. Aber auch sonst, auch als Turiddu in Mascagnis «Cavalleria», zeigte er die Sonnenseiten seiner grandiosen Stimme voller Kraft, Substanz, Kern und auch Schmelz, verbunden mit dem vielschichtigen und intelligenten Einsatz der sängerischen Mittel: Nicht bloss laut und extrovertiert, sondern ausdifferenziert im Dienst der beiden verschiedenen Rollen.

    Ich habe das zwar nicht gehört, aber für mich ist es kaum zu glauben. Cura hörte ich vor ca. einem Jahr als "Andrea Chenier", da war er stimmlich bereits ein Schatten seiner selbst.

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Ich dachte, dieses Forum wäre zu etwas mehr fähig, als die gesamte Diskussion auf eine bloße "de gustibus"-Logik zu reduzieren, aber na ja.
    Schönen Abend noch,

    nein, nein, so ist es nicht! Ich bin selbstverständlich interessiert, zu erfahren, was an der Leistung von Cura am 13.3.11 in Zürich konkret auszusetzen ist, bzw war. Ich bin auch bereit, zu akzeptieren, wenn seine Leistung an diesem Sonntagabend - mit objektiven Massstäben gemessen - den Anforderungen nicht genügte.

  • nein, nein, so ist es nicht! Ich bin selbstverständlich interessiert, zu erfahren, was an der Leistung von Cura am 13.3.11 in Zürich konkret auszusetzen ist, bzw war. Ich bin auch bereit, zu akzeptieren, wenn seine Leistung an diesem Sonntagabend - mit objektiven Massstäben gemessen - den Anforderungen nicht genügte.


    Mein De-gustibus-"Vorwurf" bezog sich eher auf Ritas Kommentar. Was aber deine Antwort und dein Interesse betrifft, zu erfahren was an der Leistung von Cura gerade und ausschließlich am 13.3.11 zu kritisieren sei, kann offensichtlich nicht beantwortet werden und hilft, meines Erachtens, genauso wenig der Weiterführung einer Diskussion, wie der von mir kritisierte Kommentar von Rita. Erstens, habe ich ja schon zweimal hingeweisen, dass ich am 13.3.11 nicht bei der Vorstellung dabei war und von meiner allgemeinen (und besonders der aktuellen) Erfahrung mit Jose Cura her argumentierte. Zweitens aber finde ich es recht seltsam und in einem gewissen Sinne auch widersprüchlich, dass man darauf besteht, einen Sänger nur anhand und im Kontext EINER Vorstellung zu beurteilen und keine allgemeinen Konsequenzen zu ziehen oder gar keine allgemeinen Vorstellungen und Kritiken auf diese, gerade DIESE eine Vorstellung vom 13.3.11 anzuwenden. Jeder Sänger hat seine schwachen und starken Momente, gute und schlechte Abende, aber auch am schlimmsten Abend eines guten Sängers kann man heraushören, was an ihm gut ist, genauso wie man am besten Abend eines technisch unvollkommenen Sängers hören kann, was an ihm doch nicht gut ist. Genauso ist es mit Cura, der - wie du es förderst, mit objektiven Massstäben gemessen - heute ein kaputter Tenor ist und dies wegen ganz objektiver Gründe, die mit seiner Gesangstechnik zu tun haben. Wie Cura heute singt, ist das Ergebnis eines ganz auf den Stimmbändern gestützen und geschobenen Singens (das habe ich über Kaufmann gesagt und hätte gleiches auch anderen heutigen Tenoren vorzuwerfen; es ist eben stets die alte Weise...). Seine Stimme war immer stark kehlig (kehliger geht's einfach nicht!) und sein übertrieben naturalistischer und pseudo-veristischer agressiver Darstellungsstil wurde nicht von der nötigen Technik gestützt, um damit der Stimme keinen Schaden angebracht zu haben. Eine besonders schöne und gebundene Gesangslinie hat Cura sowieso nie gehabt. Was er hatte, war eben nur diese natürliche Stimmkraft, die er einfach falsch einsetzte und heute dafür den Preis zahlt. Heutzutage hat er ein sehr unschönes Vibrato in der ganzen Stimme; der hohe Register ist aber ganz und gar verdorben und bringt völlig unorthodoxe Klänge hervor, was noch von dem Umstand verschlimmert wird, dass Cura stets ohne den nötigen Atemdruck die Noten stützt (weil er nicht weiß, wie man das tut) oder an Atemmangel leidet (und dann wirklich nur noch schreit, wie gegen Ende der von mir mit ihm erlebten Vorstellungen).
    Das ist der Kontext, der, gestatte es mir zu sagen, auf ganz objektiven fachlichen Kriterien basiert. Curas Stil und Darstellungsintensität ist eine andere Sache. Was mich in seinem Falle interessiert, ist seine rein musikalische Unzulänglichkeit, die es für mich unmöglich macht, eine jedwede Rede von seiner drammatischen Bühnenpräsenz zu akzeptieren.


    Grüße,
    L.

    Ecouter, c'est écouter la différence.

  • Zweitens aber finde ich es recht seltsam und in einem gewissen Sinne auch widersprüchlich, dass man darauf besteht, einen Sänger nur anhand und im Kontext EINER Vorstellung zu beurteilen und keine allgemeinen Konsequenzen zu ziehen oder gar keine allgemeinen Vorstellungen und Kritiken auf diese, gerade DIESE eine Vorstellung vom 13.3.11 anzuwenden.

    Ich habe deine sehr interessanten Darlegungen über Curas Stimme zur Kenntnis genommen. Danke. Vielleicht hättest du damit einen eigenen Thread eröffnen sollen. Mein Thread lautet ja "Zürich: Cavalleria Rusticana / Pagliacci 13.3.2011, Wiederaufnahme". Das legitimiert mich, über diese Aufführung zu schreiben und nicht allgemeine Schlussfolgerungen zu ziehen. Als Vergleichsmasstäbe habe ich andere "Cavalleria/Pagliacci"-Aufführungen genommen, die ich live gesehen oder ab CD/DVD gehört/gesehen habe, nicht aber andere Cura-Auftritte.

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  • Was die Sängerleistungen von J. Cura betrifft teile ich "totalmente" die
    Meinungen von Luca und Rodolfo39. Als Dirigent und Fotograf kann ich nichts
    sagen und als Regisseur habe ich "Ein Maskenball" von ihm erlebt, war
    nicht schlecht aber au nicht "die Welt". Er will, glaube ich zu
    viel machen. :thumbdown:

    Pourqoi me reveiller....

  • Ich habe deine sehr interessanten Darlegungen über Curas Stimme zur Kenntnis genommen. Danke. Vielleicht hättest du damit einen eigenen Thread eröffnen sollen. Mein Thread lautet ja "Zürich: Cavalleria Rusticana / Pagliacci 13.3.2011, Wiederaufnahme". Das legitimiert mich, über diese Aufführung zu schreiben und nicht allgemeine Schlussfolgerungen zu ziehen. Als Vergleichsmasstäbe habe ich andere "Cavalleria/Pagliacci"-Aufführungen genommen, die ich live gesehen oder ab CD/DVD gehört/gesehen habe, nicht aber andere Cura-Auftritte.


    Das will ich dir auf keinen Fall abnehmen. :)
    Einen Thread über Cura zu eröffnen, erspare ich mir aber. :D Meinerseits würde es sehr gemein sein. :D


    Gruß,
    L.

    Ecouter, c'est écouter la différence.

  • Eigentlich ist es ja müssig, viel über Cura zu schreiben, noch trauriger ist es aber, konstatieren zu müssen, dass wir in einer Zeit leben, in welcher ein Sänger, wie Cura zu den führenden Sängern des Spinto-Fachs gezählt werden muss, weil einfach keine Konkurrenz vorhanden zu sein scheint. Auc ich habe mir die bewusste Vorstellung erspart, nachdem ich die Première gesehen habe und ihn auch als Kalaf "geniessen" durfte. Sein gutes Aussehen sollen ihm ebenso wie die Kraft der Darstellung unbenommen bleiben, aber soweit es mich betrifft, werde ich jeder seiner Vorstellungen möglichst aus dem Wege gehen. Seine Gesangstechnik ist schlichtweg unzureichend und er ist einfacher ausgedrückt einfach unmusikalisch und technisch nicht im Stande den durch die Partituren vorgegebenen Tonhöhen bzw. -längen Folge zu leisten. Hat denn keiner seiner Bewunderer je einen Björling, Bergonzi, ja auch Corelli und sogar Giacomini gesehen und gehört, um den gigantesken Abfall zu konstartieren (von den Sängern der Zeit vor der Lp will ich gar nicht erst anfangen) ? Ich bin sehr froh, dass mit Luca wieder einmal ein "Stimmenfetischist", bzw. jemand der von Geangstechnik etwas versteht, in diesem Forum Einzug gehalten hat.

  • Passt hier nicht so ganz, aber einen eigenen Thread gibt es ja über Cura noch nicht.
    Ganz so ist es ja auch nicht m.joho.


    "U. Schreiber. Dieses Debüt trägt alle Anzeichen des Sensationellen. Eine so sauber geführte, in heiklen Intonationslagen wie in rhythmischen Attacken gleichermaßen unerschütterliche und auf dem hohnen C sich häuslich niederlassende Tenorstimme haben wir seit Domingos Anfängen nicht mehr gehört."


    Das war ein Zitat aus fonoforum. Das Philharmonia Orchester wird geleitet von Domingo. Curas Traviata in Paris war ebenfalls wundervoll. Natürlich ist auch er älter geworden und live ist halt nicht Studio. Es gibt eine ganze Reihe von Einspielungen auf CD bzw. DVD die ich für äußerst gelungen halte. Vom Stimmtyp her sicherlich ein potenter Siegmund u.ä. aber die Sprache, daran wird es scheitern. Auf die Idee, ihn mit Bergonzi oder Björling vergleichen zu wollen, wäre ich nicht gekommen.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)



  • Lieber Bernward, es gibt so viele Sänger, die auch im hohen Alter tausendmal besser gesungen haben, als Cura in seinen besten Jahren. Gerade deswegen wäre hier ein Vergleich mit den Tenoren der früheren Generationen angebracht. Überhaupt ist das Aufkommen solcher Sänger wie Cura & Co. meiner Meinung nach nur deswegen möglich, weil das generelle Publikum seit einigen Jahrzehnten langsam dazu neigt, seine Kriterien zu ändern und die historische DImension des Zuhörens immer mehr zu verdrängen. Ich sage nicht, dass man alle heutigen Sänger unbedingt an alten Maßtäben messen muss, aber dass volens nolens Cura im Vergleich zu Bergonzi oder sogar Gianni Raimondi (von Pertile, Martinelli, Lauri-Volpi, Corelli, Del Monaco und den anderen gar nicht zu reden) einfach nicht standhällt, scheint mir eine Evidenz zu sein. Was dann bestimmte Kritiker schreiben, kann ich nicht als Wertungsmaßstab akzeptieren, weil die modernen Kritiker nur sehr selten etwas von Vokalität verstehen und einfach opportunistisch den von Schallplattenfirmen und verschiedenen Agenturen aufgezwungenen Tendenzen folgen.

    Ecouter, c'est écouter la différence.

  • Ich habe immer den Eindruck gehabt, er macht ein bißchen auf Ramon Vinay. Nur - gegen Cura ist Vinay geradezu ein vollendeter belcantist. Während seiner frühen Jahre, als ich in Wien ein paar Mal gehört habe, hatte er als Gesamtpaket eine gewisse Wirkung.
    Und bei der Verdi CD, in die ich neulich wieder reingehört habe, rollt es mir die Zehennägel ein.
    Curas konzertanter Pollione ist mir in unauslöschlicher Erinnerung geblieben... ;(

  • Was dann bestimmte Kritiker schreiben, kann ich nicht als Wertungsmaßstab akzeptieren, weil die modernen Kritiker nur sehr selten etwas von Vokalität verstehen und einfach opportunistisch den von Schallplattenfirmen und verschiedenen Agenturen aufgezwungenen Tendenzen folgen.

    U. Schreiber gehört zu den Kritikern, die in diesem forum häufig wegen ihrer Fachkompetenz gelobt wurden. Das dazu. Die Kritik stammt aus den neunziger Jahren, die Aufnahmen auch. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen, Bergonzi ist mein Lieblingssänger und ich habe fast alles mit ihm, was zu bekommen war. Aber auch er hat zwar durch geschickte Wahl der Arien bei seinem Schlusskonzert in Zürich auch nicht mehr so gesungen, wie zu seiner besten Zeit. Bei Björling war es ähnlich. Richtig ist aber auch, dass Cura so alt noch nicht ist.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Lieber Bernward,


    wenn Bergonzi dein Lieblingssänger ist, dann darf ja der Unterschied und in einem gewissen Sinne auch der Grund für Curas problematischer Vokalität von vornhinein einleuchtend sein.
    Was zeichnet Bergonzis Gesang aus? Eine komplett homogene Stimme, die 100 %-ig in der "Maske" projiziert, stets schön abgerundet ist und von einer ausgezeichneten Atemtechnik geführt wird. Daher einerseits die Flexibilität der Stimme und die perfekte Resonanz im Raum, kurz: das, was man manchmal den Dolby-Surrounding-Effekt vieler der "italienischen" Stimmen nennt (Tebaldi, Cerquetti, Price, Pavarotti, Arroyo, Tucker). Im Alter mangelten Bergonzis hohe Noten ja oft an gesundem Vibrato, aber die Stimme selbst war im Grunde genommen immer noch frisch und er hat letztendlich einen Otello gesungen, von dem Cura nicht mal mit 30 Jahren hätte träumen können. Und das mit all den großen Schwierigkeiten, die Bergonzi gehabt hat.
    Und nun, was zeichnet Curas Gesang aus? Du hast Recht, er ist gar nicht so alt, ein technisch vorbereiteter Sänger hätte mit 50 Jahren noch ein vollkommener Sänger sein können (siehe z.B. Gigli). Nun tut er aber Alles beim Singen, was ein Sänger nicht tun sollte, und zwar, das, was ich weiter oben schon beschrieben habe und das im kompletten, ja symetrischen Gegensatz zur Gesangsmethode eines Bergonzi steht.

    Ecouter, c'est écouter la différence.

  • Wenn schon Schreiber zitiert wird, dann möchte ich auch auszugsweise Kesting zu Cura zitieren:


    "Was die technischen und, als Folge, die stilistischen Mängel angeht, so reicht eine Merkertafel kaum aus- pro Arie." Dies übrigens zu einem 2000 produzierten Verdirezital, d.h. erst 8 Jahre nach seinem Debüt; nebenbei gesagt er ist erst 49, müsste also eigentlich, wenn er technisch sauber gesungen hätte, jetzt auf dem stimmlichen Höhepunkt sein...


    Mit freundlichem Gruss

  • Hallo,


    ich werde Euch beiden natürlich nicht mehr widersprechen. Aber eine Bitte hab ich noch, wie seht ihr das bei Jonas Kaufmann?


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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