Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, ist in diesem Sommer in Berlin im Alter von 97 Jahren der Tenor Erich Witte verstörben, nur wenige Tage nach dem Tod seiner Ehefrau Josefa, einer ehemaligen Tänzerin im Ballett der Berliner Staatsoper.
Im Thread über die vergessenen Heldentenöre wurde er kurz erwähnt, außerdem in der Besprechung der Oper "Abu Hassan" von Weber, die er zusammen mit Elisabeth Schwarzkopf und Michael Bohnen aufgenommen hat.
Am 19. März 1911 in Graudenz geboren, studierte Erich Witte Klavier und Gesang am Konservatorium in Bremen, u. a. bei F. Kraus. Bereits mit neunzehn Jahren debütierte er in Bremen als Nando in „Tiefland“. Mit siebenundzwanzig Jahren stand er auf den Bühnen der Metropolitan Opera in New York, der Wiener Staatsoper, des Teatro Colón in Buenos Aires, der Covent Garden Opera in London und vielen weiteren weltbekannten Häusern. 1943 debütierte er mit einer seiner damaligen Glanzpartien als David in den „Meistersingern“ bei den Bayreuther Festspielen.
Alle Stationen seiner langen Karriere aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen, er war 50 Jahre als Helden- und später Charaktertenor an der Berliner Staatsoper, Regisseur und Oberspielleiter in Frankfurt/M., gastierte in der ganzen Welt, ab 1970 war er überdies Dozent für Gesangsstudien an der Musikhochschule „Hanns Eisler“.
Im jugendlichen Alter von achtzig Jahren trat er in den Ruhestand und wurde zum Ehrenmitglied der Berliner Staatsoper ernannt, versäumte bis zu seinem Tod jedoch kaum eine Premiere an der Lindenoper oder ein Sinfoniekonzert.
Am 1. Juli 2008 ist er im Alter von 97 Jahren gestorben.
Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere aus diesem Forum an die "Da Capo"-Sendung mit ihm von August Everding, in der er locker über sein Sängerleben berichtete (Dezember 1987).
Viele Plattenaufnahmen sind es ja nicht, die uns von ihm geblieben sind.
LG
Harald