Pianisten heute - Die Vergangenheit als Herausforderung

  • Nun sind wir hier bei Tamino alle nicht mehr ganz jung (unterstelle ich mal). Viele der dahingegangnen Heroen konnten wir noch quietschklebendig erleben, ihre Platten waren Teil unserer musikalischen Sozialisation. Unser Urteil dürfte also nur bedingt objektiv sein.


    Handwerklich, da bin ich mir sicher und fühle mich auch durch ein Interview Rubinsteins bestätigt, dürften die allermeisten jungen Pianisten den Alten ebenbürtig, teilweise überlegen sein. Gleichzeitig geht die Lektüre der Notentexte weiter und führt zu sich ändernden Sichtweisen. Richter mag seine gültigen Einsichten in die Werke gehabt haben und bis an sein Lebensende daran festgehalten; er war aber eben Richter. Berman spielt D. 960 anders als Richter, Kempf, Curzon, Wührer, Haskil, Afanassiev, Ciccolini, Anda oder Rubinstein auch. Interpretieren von Musik ist ein intellektueller Diskurs mit sinnlicher Nebenwirkung, so würde ich das mal nennen. Dass ich als Nichtnotenleser den sinnlichen, weil emotionalen, Aspekt in den Vordergrund rücke, tut der Einschätzung zunächst keinen Abbruch.


    Selbstverständlich sind die Heroen der Vergangenheit eine Herausforderung. Einen Kunsthistoriker, der sich weigert, Pächt, Panofsky oder Gombrich zu lesen, weil eben Texte der Vergangenheit, den könnte ich nicht ernst nehmen. Einen Pianisten, der sich mit den alten Aufnahmen nicht auseinandersetzt ebenfalls nicht. Samson Francois ist nie müde geworden daruf hinzuweisen, wie sehr ihn Cortot beeinflusst hat. Alexandre Tharaud widmet teilweise seine CD's den ihn prägenden Größen wie etwa Scot Ross, Marcelle Meyer oder Clara Haskil. In punkto Rameau hat er die Herausforderung der alten Meyer-Aufnahmen angenommen. Und sich ebenbürtig danebengestellt.


    Und Opitz' Brahms steht ebenfalls ebenbürtig neben der älteren GA von Julius Katchen.


    Was heutige Plattenproduktionen oftmals steriler klingen lässt als die alten Aufnahmen sind die vielen, vielen Schnitte, auch bei Live-Aufnahmen, die im Studio nachbeabeitet werden. Am besten live-Übertragungen im Rundfunk mitschneiden. So kriegt man am ehesten ein Bild.


    Um also mein Statement zusammenzufassen: klar kaufe ich mir die Platten der jungen Pianisten. Lang-Lang allerdings nicht. Definitv nicht. Der beleidigt mein Ohr.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Einen Kunsthistoriker, der sich weigert Pächt, Panofskky oder Gombrich zu lesen, weil eben Texte der Vergangenheit, den könnte ich nicht ernst nehmen.


    Ich denke, dass ein Kunsthistoriker, der etwa zu den Altniederländern forschen will, nicht nur Friedländer und Pächt lesen muss, sondern auch alles andere, das zu dem Gebiet veröffentlicht wurde.


    Ein Pianist, der Beethoven spielen will, muss aber nicht alle "Jahrhundertaufnahmen" zu der entsprechenden Sonate durchhören. Dass (fast?) jeder seine Vorbilder hat, steht aber ohnehin außer Frage.

  • Ich denke, dass ein Kunsthistoriker, der etwa zu den Altniederländern forschen will, nicht nur Friedländer und Pächt lesen muss, sondern auch alles andere, das zu dem Gebiet veröffentlicht wurde.


    Da sind wir völlig d'accord. Habe allerdings während meines (schon lange zurückliegenden) Studiums tatsächlich von Kommilitionen zu hören bekommen "Was willst Du mit den alten Köppen", während ich einen Aufsatz von Dagobert Frey las ("Giotto und die maniera greca"). Und der Frey war (ist) mir sakrosankt.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Gibt es denn auch kein bißchen Stoz darauf, das die klassische Musik durch unsere Generation weiterlebt, das es Altersgenossen sind, die z-B- die Klaviersonaten von Beethoven an die nächsten Generationen weitergeben? Das sich, vor allem auch Jüngere, gerade nah an den Notentext halten und die Musik aus einer interpretatorischen Sackgasse herausführen, um neue Horizonte zu öffnen?


  • Ich denke, dass ein Kunsthistoriker, der etwa zu den Altniederländern forschen will, nicht nur Friedländer und Pächt lesen muss, sondern auch alles andere, das zu dem Gebiet veröffentlicht wurde.


    Ein Pianist, der Beethoven spielen will, muss aber nicht alle "Jahrhundertaufnahmen" zu der entsprechenden Sonate durchhören. Dass (fast?) jeder seine Vorbilder hat, steht aber ohnehin außer Frage.


    Hier besteht aber ein wesentlicher Unterschied zwischen Wissenschaft und Kunst. Ein junger Pianist kann kaum vermeiden, von Lehrern, von Kozerterlebnissen und heute auch von Aufnahmen beeinflusst zu sein. Aber er sollte ja eher gerade seine eigene Sichtweise in Auseinandersetzung mit dem Stück entwickeln, nicht die Positionen anderer kritisch reflektieren.


    (Es gibt zumindest anekdotische Hinweise darauf, dass sogar in der Wissenschaft besonders kreative und außergewöhnliche Leistungen oft von denen vollbracht werden, die sich wenig um die Tradition scheren. In der Philosophie wäre z.b. Wittgenstein ein solches Beispiel. Und die Quantentheorie wurde zwar nicht nur, aber maßgeblich von genialischen Jungspunden Anfang 20 (Heisenberg, Pauli, Dirac) entwickelt, die eben viel unbekümmerter an die Sache rangingen als ihre Lehrer.)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Nun sind wir hier bei Tamino alle nicht mehr ganz jung (unterstelle ich mal). Viele der dahingegangnen Heroen konnten wir noch quietschklebendig erleben, ihre Platten waren Teil unserer musikalischen Sozialisation. Unser Urteil dürfte also nur bedingt objektiv sein.

    So ist es. Jungen Talenten gilt die Zukunft.



    Gibt es denn auch kein bißchen Stoz darauf, das die klassische Musik durch unsere Generation weiterlebt, das es Altersgenossen sind, die z-B- die Klaviersonaten von Beethoven an die nächsten Generationen weitergeben? Das sich, vor allem auch Jüngere, gerade nah an den Notentext halten und die Musik aus einer interpretatorischen Sackgasse herausführen, um neue Horizonte zu öffnen?

    Doch. Dies Forum ist doch keine Abschreckung für junge Pianisten. Fono Forum hat eine Zeit lang dem Heft eine kostenlose CD-Edition vom Klavier-Festival Ruhr beigelegt. Ich habe gerade die von 2009 mit Jue Wang, der Ravel, Brahms, Albinez und Liszt spielt, im Player. Bevor er nach Dortmund eingeladen wurde, hatte der 1984 in Shanghai geborene Pianist verschiedene Wettbewerbe und 1. Preise gewonnen, darunter auch den Svjatoslav Richter Klavierwettbewerb in Moskau. Die Liste dieser jungen Künstler ließe sich beliebig erweitern. Das dazu. Es geht doch hier um Pianisten heute, Kunsthistoriker hin oder her.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Ich kann das nach meinem heutigen Konzertbesuch, lieber Bernward, auf den ich in meinem Posting Nr. 2 schon hingewiesen hatte, nur bestätigen, obwohl Michael Korstick (Jahrgang 1955), nicht mehr zu den ganz jungen gehört, aber er gehört zu denjenigen, die die neue Spitze bilden und auf dem Sprung sind, dereinst zu den "Großen Alten" zu gehören. Die Liste ließe sich noch beliebig erweitern: Perl, Zacharias, Aimard, Goode, Sokolov etc.


    Liebe Grüße


    Willi ^^

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich möchte heute einen Pianisten hinzufügen, der ähnlich wie Martha Argerich, Daniel Barenboim, Richard Goode, Stephen Kovacevic, Maria Joao Pires, Maurizio Pollini und Anatol Ugorsky, um nur einige Wichtige zu nennen, zu einer Art Zwischengeneration gehört derer, die zwischen 1940 und 1945 geboren sind, also heute zwischen ca. 65 und 70 Jahre alt sind.


    Die Rede ist von Bruno Leonardo Gelber, geb. 1941, der nur drei Monate älter ist als seine Landsfrau (Landsmännin) Martha Argerich und nur 1 1/2 Jahre älter als Daniel Barenboim. Alle drei sind in Buenos Aires geboren, wo sich rund 10 Jahre später etwas Ähnliches zugetragen hatte wie in Österreich, wo auch nur innerhalb weniger Jahre um 1930 gleich eine ganze Pianistengeneration von sechs Pianistinnen und Pianisten mit späterer Weltgeltung (Brendel, Gulda etc.) geboren wurden.



    Im Thread "Was hört Ihr gerade jetzt? habe ich die ersten Höreindrücke seiner Aufnahme des 3. Klavierkonzertes von Ludwig van Beethoven mit dem New Philharmonia Orchestra unter der Leitung von Ferdinand Leitner aus dem Jahre 1967 geschildert.
    Diese Zwischengeneration gehört zwar nicht mehr zu den "Jungen Wilden", aber sorgt immer noch für genügend Betrieb auf den Weltbühnen, so auch Bruno Leonardo Gelber, den ich zuletzt beim Klavierfestival Ruhr erleben durfte. Er ist mir vor allem als excellenter Beethoven- und Brahmspianist aufgefallen.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup:

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  • Hallo Willi,


    es gibt im forum den Thread
    Bruno Leonardo Gelber - Schattendasein?
    Dort sind 23 Beiträge gelistet, bei denen er nicht ganz so gut wegkommt. Ich habe die KK 5 (Leitner) 2 (Tennstedt) von Beethoven sowie die Brahms KK 1 und 2 mit ihm und bin auch sehr zufrieden. Das Beethoven KK 5 galt als Einzelausgabe (Erstausgabe von EMI mit Originalbooklet) lange als Referenz und war höchst dekoriert. Amazon listet 23 Aufnahmen mit ihm, darunter auch die Betthoven-Klaviersonaten (Label Denon) und Rachmaninoff.


    LG, Bernward


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    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Hallo Willi,


    in der Box befinden sich ja alle 5 KK von Beethoven. Wer spielt denn die anderen ? Danke.


    LG, Bernward


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    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • Ich bin erst vor eineinhalb Stunden aus Dortmund wiedergekommen und habe diesbezüglich die ersten Beiträge gepostet. Wie du schon sagtest, Tom, sind die Konzerte 1, 2 und 4 von Gilels vertreten, die sind allerdings auch in seiner eigenen Icons-Box. Interessant ist im Grunde bei dieser 50-CD-EMI-Box, dass sehr viele Künstler von EMI-France vertreten sind. Z. b. hat Eric Heidsieck die ganzen Klaviersonaten eingespielt. Darüber kann ich überhaupt noch nichts sagen, aber das wird sich in den nächsten Wochen ändern.
    Übrigens sind neben den Sinfonien mit Cluytens auch noch sämtliche Ouvertüren von Cluytens enthalten, ebenso die Missa Solemnis von Giulini (absolut referenzverdächtig, habe ich schon länger) und der Fidelio von Karajan.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup:

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  • Was soll ein junger Pianist machen? Wenn er ein Stück genauso spielt wie einer der großen Alten, wird ihm mangelnde Originalität vorgeworfen. Spielt er es anders als vom Komponisten vorgesehen, wird ihm Kompetenzüberschreitung oder gar "Vatermord" vorgeworfen.


    Wieviele Parameter gibt es, mit denen man sich von den Olympiern abheben kann, ohne eine Grenzverletzung zu begehen?


    Technisch gesehen sind junge Pianisten wohl nicht schlechter als die großen Alten, nehmen wir z.B. Stadtfeld, der sehr exakt spielt und den Notentext vermutlich präziser buchstabiert als Gould - ist es deshalb der bessere Pianist? In meinen Augen nicht, da ihm - im Prinzip ein beliebiger, kaum überprüfbarer Vorwurf - das letzte Quentchen Musikalität fehlt. Er hört sich zu "technisch" an. Dann aber wäre Gould im Vergleich zu Weissenberg unterlegen, weil Weissenberg mit ähnlichen stupenden technischen Fähigkeiten wie Gould noch weniger "technisch" spielt. Weissenberg vor Gould wäre aber auch die "falsche" Reihenfolge.


    Als junger Pianist würde ich vermutlich nicht mehr als drei, vier herausragende Interpretationen eines Stückes, das ich auf einem Konzert spielen soll, hören, um mir einen grundsätzlichen Überblick zu verschaffen - um es dann entweder so zu spielen, wie es MIR gefällt, wenn ich ein unverdorbener, charakterstarker Hartz-IV-Empfänger bleiben wollte, oder aber so, wie ich glaube, daß es beim aktuellen Publikum am besten ankommt, um ein reicher, von Aficionados verschmähter Lang Lang zu werden.


    @ Willi: Ich war heute Nachmittag in Dortmund - tolle Atmosphäre, wenn auch die Meister-Version von Land of Hope and Glory (Get a goal - don´t worry ??) noch nicht so selbstverständlich von den Fan-Lippen fließt wie die Biene-Maja-Melodie zu "Wer wird deutscher Meister ?". Elgar ist außerdem noch gar keine 70 Jahre tot - zahlen die da in Do jetzt Lizenzgebühren ??

  • wie die Biene-Maja-Melodie zu "Wer wird deutscher Meister ?


    Ähem, hüstel, war auch da, erst B1 Höhe Ruhrallee, dann Westfalenhalle 1 und habe -latürnich- das Trikot noch an. Die Melodie zu "Wer wird deutscher Meister" stammt aus den Pipi Langstrumpf-Filmen ("2x3 macht 6 widewiidewid und drei macht neune..."). Die neue Hymne scheint auf "Pomp ans Circumstances" zu laufen; ich bleibe da aber bei dem guten alten Borussiaaaaa...


    Zurück zu den Pianisten: die sollen nicht irgendwie anders sein als die Andern oder die Alten, die sollen vor allem den Komponisten dienen. Das Beispiel Brahms ist hier weiter oben gefallen: wenn eine GA von Katchen vorliegt, ist es schwierig, etwas dagegen zu setzen. Dennoch wird durchaus viel Brahms gespielt. Die Künstler sind ja schließlich nicht nur dafür da, Platten aufzunehmen, sie sollen konzertieren. Naturgemäß stockt der Fluß an Neuerscheinungen, unter denen aber immer wieder Highlights zu finden sind. Es ist schon ein Unterschied, ob Musiker wie Lang-Lang, Yundi-Li von eioner Vermarktungsmaschienerie verheizt werden, oder ob kleiner Label wie Ondine, Harmonia Mundi oder Oehms den Musikern die Möglichkeit geben, sorgfältig an neune Platten zu arbeiten.


    Aber manchmal findet auch das Gelblabel noch ein Korn: Rafael Blechaz und seine Einspielung der Preludes von Chopin. Wäre schön, würde das Gelblabel noch auf schwarzen Scheiben kleben...ähem...wie komme ich eigentlich jetzt auf schwarz-gelb?


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Weiß ich auch nicht lieber Thomas, aber du sprachst gerade von Oehms, und das bringt mich wieder zu Michael Korstick, und der 2. Brahms und dem 07. 05. und der Jahrhunderthalle Bochum und einer, wie ich finde, großartigen Aufführung, obwohl alle Beteiligten mit den (akustischen) Tücken des Konzertsaales kämpfen mussten. Wer schon einmal in der Jahrhunderthalle war, weiß wovon ich rede.


    Nein, mir ist nicht wirklich bange, dass die wirklich maßgebenden Pianisten von heute nicht die Herausforderungen der Vergangenheit bewältigen können. Natürlich scheint es kaum möglich, dass ein neuer Swjatoslaw Richter erscheint, oder ein Emil Gilels, ein Vladimir Horowitz oder ein Artur Rubinstein, aber, was dann kommt,. tut es doch auch, oder?


    Oder wollt Ihr für alle Zeiten nur CD's hören?


    Liebe Grüße


    Willi ?(

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  • Was soll ein junger Pianist machen? Wenn er ein Stück genauso spielt wie einer der großen Alten, wird ihm mangelnde Originalität vorgeworfen. Spielt er es anders als vom Komponisten vorgesehen, wird ihm Kompetenzüberschreitung oder gar "Vatermord" vorgeworfen.


    Hallo m-müller,


    was mich am meisten ärgert, sind dann so hingeschluderte Aufnahmen von z.B. bei Beethoven Op.57. Dieses Stück zu meistern ist Herausforderung genug, ihm aber Seele einhauchen erfordert besonderes Talent. Vielleicht nehmen es sich die Talente in jungen Jahren ja auch vor, dieses Stück "einzigartig" aufzunehmen. Aber es kommen so viele Einflüsse von Außen, die sie davon abbringen. Plötzlicher Ruhm z.B., einhergehend mit Massen von Geld.


    Wie würden wir reagieren, wenn plötzlich ein Manager zu uns sagt, lass doch das olle 57er, nimm lieber so ein Esotherik-Gedudel auf, ruckizucki in zwei Wochen fertig, in drei Wochen Top of the charts, in vier Wochen Millionen auf dem Konto?


    Und dieser Esotherik-Müll regt mich wirklich auf. Das ist Überflüssiger Lärm, Hintergrundgeräusch, Verballhornung von Musik. Vielleicht weiss z.B. Lang Lang im Grunde seines Herzens was für einen Mist er da produziert. Nur, ganz klar, die Zeit läuft auch ihm davon. Die technischen Möglichkeiten eines Pianisten lassen im Alter nach. Aber Op.57 verlangt nach ihnen und dann auch noch eine Seele einhauchen...


    Wir können nichts daran ändern. Aber wir können geschlossen gegen die Vermüllung unseres Gehöres vorgehen, indem wir hier über junge Talente schreiben, Kritk üben aber auch loben. Die "Feinde" lauern nicht hier im Forum, sondern in einer Musik, die sich Klischees bedient und nur darauf angelegt ist, möglichst einfach schnell Geld zu machen.


    Viele Grüße Thomas

  • Zitat

    Was soll ein junger Pianist machen? Wenn er ein Stück genauso spielt wie einer der großen Alten, wird ihm mangelnde Originalität vorgeworfen. Spielt er es anders als vom Komponisten vorgesehen, wird ihm Kompetenzüberschreitung oder gar "Vatermord" vorgeworfen.


    Ich glaube, das Problem ist gar nicht so groß.
    Denn es ist in Wirklichkeit gar nicht möglich den Stil eines Vorbildes so zu kopieren, daß nicht etwas persönliches auch mitklingt. Und genau das ist dann das Plus.


    Vielleicht gibt es hier (vorerst) das Problem, daß der Personalstil vom Publikum gar nicht wahrgenommen wird, weil man an sich an Oberflächlichem orientiert (ich selbst mache da gar keine Ausnahme)


    So wie im Grunde jede Singstimme einzigartig- und somit eigentlich nicht vergleichbar ist (wen hat man nicht schon alles mit Caruso verglichen !!) so ist das auch bei Pianisten - wenngleich zugegebenermaßen - viel subtiler - der Fall.
    Jeder Mensch hat ein eigenes Zeit- und Rhythmusgefühl, eine eigene Vorstellung von Klang und wie er erblühen sollte.
    Da braucht es keiner "Mätzchen"
    Ich konnte jedenfalls feststellen, daß die neue Generation von Pianisten - damit meine ich jene- die gerade gegenwärtig - "im Geschäft" ist - ungeaachtet des realen Alters - sehr individuelle Lesarten anbietet - und daß die besten von ihnen mühelos mit ihren Kollegen aus der Vergangenheit konkurrieren können....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • ..ihre Zeit. Jede Pianistengeneration schafft sich seine "Ideale", und reagiert dabei auch auf den "Geschmack" des Publikums.
    Natürlich werden heutige jüngere Pianisten/innen mit ihren älteren Kollegen verglichen. Doch der Vergleich "hinkt" meist. Zu einer Zeit von Richter, Arrau, etc... hatte ein Künstler andere Bedingungen um sich zu entwickeln. Heutige Generationen stehe unter den enormen Mediendruck, der Erwartungshaltung von einem Publikum, das morgen schon sich für was anderes interessiert.
    Ich glaube nicht, dass solche Vergleiche sinnvoll sind.


    Eines scheint mir doch aufzufallen, dass auch heute noch enorme Begabungen hervortreten. Doch ob sie im harten Musikbusiness die Zeit bekommen sich zu entwickeln das ist nicht mehr (nur) eine Frage der eigenen Möglichkeiten!
    Es scheint mir, dass jede Generation mit sich und ihren Gegebenheiten kämpfen muss.


    Das macht es vielleicht auch interessant, die gleichen Werke immer wieder "neue" zu hören.


    Viele Grüße
    Euer Niko

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  • Natürlich werden heutige jüngere Pianisten/innen mit ihren älteren Kollegen verglichen. Doch der Vergleich "hinkt" meist. Zu einer Zeit von Richter, Arrau, etc...hatte ein Künster andere Bedingungen um sich zu entwickeln. Heutige Generationen stehe unter den enormen Mediendruck, der Erwartungshaltung von einem Pulikum, das morgen schon sich für was anderes interessiert.
    Ich glaube nicht, dass solche Vergleiche sinnvoll sind.

    Lieber Niko,


    es ist letztlich eine Frage des individuellen Charakters, dem zu widerstehen. Es gibt leider Künstler, die lassen sich zum Objekt der Vermarktung machen, was zumeist schief geht. Die Verlockeungen dazu sind auch groß, denn heute läßt sich - das ist eine ähnliche Entwicklung wie im Sport - viel mehr Geld verdienen mit medienwirksamen Kampagnen. Es gibt aber auch genügend Gegenbeispiele, wo der Künstler selber diktiert, wie man ihn vermarket. Etwa Arkadi Volodos. Er produziert eben nicht jedes Jahr eine neue CD, wie es die Plattenfirma wohl gerne hätte. Und er wählt sehr gezielt sein Repertoire und das sehr klug. Er weiß, was er kann und was er zu welchem Zeitpunkt aufführt und was er sich besser für später aufhebt. Genau damit hat er sich Respekt verschafft und als ein seriöser Künstler etabliert.


    Es ist glaube ich auch ein großer Trugschluß, daß frühere Generationen es leichter gehabt hätten als heute, ihre Karriere aufzubauen. Gerade das Beispiel von Richter und anderen, die in einem totalitären Staat leben mußten, zeigt das Gegenteil. Lazar Berman wurde sehr spät entdeckt und seine Karriere beendete das Regime, weil er mit einem verbotenen Buch an der Grenze erwischt wurde. Keine Ausreise mehr, die Einladung von Jimmy Carter ins Weiße Haus mußte er absagen. Nachher, nach der Aufhebung seiner Verbannung durch Gorbatschow, wollte niemand mehr etwas von ihm wissen. Gerade die, die ihn vorher hofierten, beantworteten noch nicht einmal mehr seine Briefe. Ähnlich erging es Andrei Gawrilow. Die fest geplanten Aufnahmen der Rachmaninow-Konzerte mit Karajan (die Karajan überhaupt nur wegen Gawrilow überhaupt dirigieren wollte) fielen ins Wasser. Keine Ausreise. Und eine Clara Haskil besaß noch nicht einmal einen eigenen Flügel. Im Vergleich damit sind die Youngstars von heute mit ihren Problemchen alle etwas komische Schwerenöter. Wobei viele Fehler im Ausbildungs- und Wettbewerbssystem gemacht werden, das muß man zugeben. Wenn bei einem Wettbewerb 200 Repertoirestücke verlangt werden als Bedingung für die Bewerbung, dann ist das nicht nur eine Überforderung, sondern fördert auch nicht gerade die Vertiefung in der Auseinandersetzung der Musik, die eben Zeit braucht. Aber nicht nur in der Musik gibt es das Problem, daß Quantität wichtiger wird als Qualität.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Deiner letzten Bemerkung muss ich noch einmal ausdrücklich zustimmen, lieber Holger und hinzufügen, dass mich als Hörer die Fähigkeit, zweihundert Stücke im Kopf zu haben, vielleicht als so eine für "Wetten dass" geeignete Sache interessiert, ansonsten aber nicht. Mir kommt es darauf an, zum Erlebnis der künstlerischen Aussage einer Musik zu gelangen. Da entgeht einem bestimmt das ein oder andere Interpretationstalent, weil er als Stütze für das Gedächtnis hin und wieder einen Blick in die Noten bräuchte. So etwas geht bei Pianisten natürlich gar nicht. Zwar stimme ich der Aussage zu, dass man ein Stück auf einem Tasteninstrument nicht wirklich kann, wenn man es nicht auch auswendig beherrscht. Dennoch halte ich den traditionellen Pianistenzwang, auf die Noten immer zu verzichten, für abträglich.


    Ansonsten möchte ich zu dem Thread einmal bemerken, dass ich so manche junge Pianisten, die diesen schweren Beruf momentan studieren, kennengelernt habe. Meinem Eindruck nach wissen hier bei Tamino wohl viele mehr über die Namen der grossen Alten als die jungen Studenten. Ebenso bin ich mir von meinen Gesprächseindrücken her mir ziemlich sicher, dass die Studenten nicht einmal 10% der Menge an Klavier-CDs besitzen, die hier die Taminos so im Durchschnitt haben dürften. Ich frage dann manchmal nach den Vorbildern und höre dann z.B. " ...Vorbilder....hmmm...könnte ich jetzt nicht so sagen.....da gab es doch diesen.....Horowitz?.....ach ja, ich kenne noch Glenn Gould, aber der ist ja nicht mein Vorbild- der sass immer so, wie man nicht sitzen soll..." Einer kannte noch Alfred Brendel - seitdem mag ich den jungen Mann, der im Sommer letzten Jahres gerade von der Schule kam.
    Die meisten kennen aber doch Leif Ove Andsnes - der ist zusammen mit Truls Mørk hier so eine Art Nationalheld. Gehst Du in einen Laden in Oslo, in dem es neben PS3-Spielen, Filmen und entsetzlicher Hintergrundmusik auch noch CDs mit einer erbärmliche Klassikecke gibt, dann findest Du dort natürlich Naxos, einiges von Karajan (immerhin!) und dann (mit eigenen Reitern versehen) zwei kleine Reihen mit CDs von Andsnes und Mørk. Nichts gegen diese beiden norwegischen Herren - sie sind wirklich sehr gut.
    Trotzdem bin ich manchmal verwundert, wie wenig Kenntnis und Interesse über Literatur und Interpreten doch vorhanden ist, auch bei den wenigen noch an klassischer Musik interessierten Menschen und sogar bei Leuten, die von der Musik in Zukunft leben wollen.


    Neulich sollte ich eine Sängerin begleiten, die den Namen Karajan noch nie gehört hatte. Ich konnte es nicht glauben. Früher wussten meine Schulkameraden nicht, dass das Komische was ich hörte "Klassik" heisst. "Der hört da immer so Karajan", hiess es...
    Und dann sprach ich auch noch mit einer anderen Sängerin und Musikfreundin, die immerhin Platten von Herreweghe sammelt und Alte Musik, Poulenc und so etwas mag. Sie wusste aber nicht, wer Wilhelm Furtwängler war, noch nicht einmal vom Hörensagen. Ich muss dann immer schlucken und meine Gesichtszüge unter Kontrolle halten....


    Um auf den Thread zurückzukommen: Man sollte m.E. als ausführender Musiker unbedingt die grossen Alten kennen, und zwar nicht nur in seinem jeweiligen Fach. Spannend wird es doch, wenn Du als Pianist fachübergreifend von einem Dirigenten lernst oder von einem Streicher, was sehr gesund ist.
    Es schadet auch nicht, mehrere verschiedene Kopierphasen zu haben. Kopieren muss man erstmal können, denn zu einer nahezu 1:1-Kopie gehört neben dem Manuellen auch ein tiefes Verstehen. Irgendwann musst Du Dich dann lösen, und normalerweise findest Du mit zunehmenden Alter Deinen Weg. Du willst nicht mehr in allen Punkten so denken wie Dein ehemaliges Vorbild und hast Deine Gründe dafür. Gerade bei den grundlegenden Parametern wie Agogik, Phrasierung, Pedalisierung, Dynamik, Tempo aber auch bei dem Verständnis der Dinge, die hinter den Noten stehen, findet ein wirklicher Künstler auf dem Klavier mit der Zeit seine eigene Sprache, wie es Alfred ja auch schon sagte.


    Schade ist, dass man heute so gerne Frühbegabte sehen (vor allem sehen) will, die eine technisch beeindruckende Action auf dem Klavier hinlegen. Leute wie LL sind eine Folge und gleichzeitig eine Verstärkung dieser neuen Oberflächlichkeit.
    Mir ist da wichtiger, dass einer das As-Dur Impromptus singend, poetisch, mit langen Bögen, zwar mit kleinen agogischen Feinheiten versehen, aber doch anständig bleibend usw. spielen kann, als da irgendeinen Hummelflug hinzufetzen. Ich denke und hoffe, dass ich mit dieser Auffassung gar nicht so alleine dastehe.


    Gruss
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Hallo Holger,


    Danke für deinen Beitrag! Ich stimmte Dir in deiner Ausfühung zu. Natürlich hat der Künstler von heute auch das Recht sich anders zu entscheiden, und seinen Weg zu gehen. Meiner Ansicht nach hat Herr Volodos das Glück, dass er durch seinen Super-Start im Jahr 1989/99 sich international so etablieren konnte, dass er jetzt selber entscheiden kann, welches Werk er wann aufführt oder aufnimmt. Ich denke aber, dass es sich wahrscheinlich nur wenige "leisten" können, wenn Sie am Musikbusiness partizipieren wollen.



    es ist letztlich eine Frage des individuellen Charakters, dem zu widerstehen. Es gibt leider Künstler, die lassen sich zum Objekt der Vermarktung machen, was zumeist schief geht.

    Wie du schon ausgeführt hast hatte auch die Künstler in der Vergangeheit schwierigeiten (Beispiel Lazar Bermann oder Andrei Gavrilov). Besonders die Künstler im Ostblock wurden zu Opfern des kalten Krieges. Dennoch meine ich, diese Lebensumstände sind "andere" als die von heutigen jungen Künstlern. Heute sind es weniger die staatlichen Systeme oder Regime, die einen Künstlern daran hindern sich zu entwickeln, viel mehr die Verlockung auf das "Schnelle Geld", Medien-Ruhm, etc....


    Lieben Gruß


    Nikolaus

  • Mir ist da wichtiger, dass einer das As-Dur Impromptus singend, poetisch, mit langen Bögen, zwar mit kleinen agogischen Feinheiten versehen, aber doch anständig bleibend usw. spielen kann, als da irgendeinen Hummelflug hinzufetzen. Ich denke und hoffe, dass ich mit dieser Auffassung gar nicht so alleine dastehe.


    Lieber Glockenton,


    genau so denke ich auch! :hello: Eine Pianistin sagte mal im Fernsehen (ich weiß nicht mehr, wer es war): Der Hummelflug sei eigentlich nicht schwer, man brauche nur Technik! Sehr nachdenkenswert, was Du über Norwegen schreibst! Angenehm überrascht bin ich dann doch, wenn man von einer Chinesin wie Yuja Wang hört als Vorbilder: Rubinstein, Horowitz, Chiffra. Manche Pianisten der jüngeren Generation kennen und schätzen sogar Josef Hofmann! Es kommt natürlich immer auch auf den Lehrer an. Wenn der sagt (bei mir als Amateurpianisten war das so): Du mußt Horowitz hören, dann ist das eine entscheidende Prägung.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Meiner Ansicht nach hat Herr Volodos das Glück, dass er duch seinen Super-start im Jahr 1989/99 sich international so etablieren konnte, dass er jetzt selber entscheidne kann, welches Werk er wann aufführt oder aufnimmt. Ich denke aber, dass es sich wahrscheinlich nur wenige "leitsen" können, wenn Sie am Musikbusiness partizipieren wollen.

    Lieber Nikolaus,


    die Volodos-Geschichte ist ja bemerkenswert. Da bekam ein Produzent einen privaten Tip: Diesen Volodos mußt Du unbedingt hören. Das hat er gemacht und ihm sofort einen Plattenvertrag gegeben. Volodos ist das positive Beispiel, wie jemand ganz nach oben kommt einfach deshalb, weil er phänomenal Klavier spielt - nicht nur wegen seiner unglaublichen Technik, sondern nicht zuletzt auch der Poesie. Volodos ist in diesem Sinne tatsächlich in Fußstapfen von Horowitz getreten. Und er hat einem wieder klar gemacht, daß Klavierspiel eine große Kunst ist. Was ist das für eine fabelhafte Anschlagskultur! Kein anderer Pianist heute kann ein so aufregendes, extremes Pianissimo spielen. Hier in Bielefeld war er zuletzt mit einem völlig unspektakulären Programm. "Der Dichter spricht" konnte man da nur sagen.


    Das Problem, ob sie sich vermarkten lassen oder nicht, haben sowieso nur die wenigen, die für die Medien interessant sind. Da gibt und gab es immer wieder Beispiele, daß man sich diesem Zirkus verweigern kann und das ohne Schaden - im Gegenteil. Beispiel: Maurizio Pollini und mehr noch: Krystian Zimerman.


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Zwar stimme ich der Aussage zu, dass man ein Stück auf einem Tasteninstrument nicht wirklich kann, wenn man es nicht auch auswendig beherrscht. Dennoch halte ich den traditionellen Pianistenzwang, auf die Noten immer zu verzichten, für abträglich.


    Lieber Glockenton - als Nachtrag: Über u.a. dieses Thema schreibt Grete Wehmeyer in ihrem Buch "Czerny oder die Einzelhaft am Klavier". Sehr lesenswert, finde ich. Das es auch mit Noten geht, hat uns ja Svjatoslav Richter gezeigt.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Es gibt durchaus zahlreiche junge ausführende Künstler, die nicht nur sehr gute Kenntnis von den früheren Größen ihres Faches haben, sondern auch großen Respekt vor diesen, sich öfter deren Interpretatonen anhören, sich manche Kunst von ihnen abschauen oder "abhören", ohne dabei danach zu trachten, diese zu kopieren, sondern die dann aus dem Konglomerat verschiedenster Eindrücke ihre eigene Sicht- und Spielweise entwickeln.


    Der noch junge 1. Cellist und Konzertmeister des ORCHESTA FILARMÓNICA DE MÁLAGA, TILMAN MAHRENHOLZ, z. B., der auch häufig als Solist auftritt und Mitglied von Kammermusikensembles ist, wie z. B. dem CUARTETO ALBORÁN oder dem QUINTETO AEOLUS, den ich nach seiner Meinung des von mir besonders geschätzten Cellisten GASPAR CASSADÓ fragte, ließ mich wissen, daß er gerade diesen außerordentlich schätze, er besitze von ihm dessen Aufnahme just meiner Referenzeinspielung von SCHUBERT's SONATE FÜR ARPEGGIONE UND KLAVIER in CASSADOs Fassung für Violoncello und Orchester, sowie SCHUMANN's Violoncello-Konzert op. 129 mit den BAMBERGER SYMPHONIKERN unter IONEL PERLEA, und er finde CASSADÓs Spiel bewundernswert. Ich sprach mit ihm auch über andere Cellisten, die er alle kannte, selbst die von mir ebenfalls sehr hoch eingeschätzte, und heute wohl nur noch Insidern bekannte, letzte CASALS-Schülerin ANGELICA MAY, die er auf Youtube mit dem Cello-Konzert von DVORAK hörte, und von deren Spiel er ebenfalls sehr beeindruckt war.


    Dies nur als Beispiel. Nach Konzerten frage ich die Solisten bei jeder Gelegenheit u. a. auch immer nach eventuellen Vorbildern, und schließlich auch nach ihrer Meinung über von mir sehr geschätzte historische Interpreten, und konnte dabei fast immer feststellen, daß viele von ihnen durchaus noch Kenntnis von, und Hochachtung vor "alten Größen" haben, und sie bekennen mitunter auch freimütig, daß sie glücklich wären, jemals ein solches Niveau zu erreichen.


    Viele Grüße


    wok

  • Ich sprach mit ihm auch über andere Cellisten, die er alle kannte, selbst die von mir ebenfalls sehr hoch eingeschätzte, und heute wohl nur noch Insidern bekannte, letzte CASALS-Schülerin ANGELICA MAY, die er auf Youtube mit dem Cello-Konzert von DVORAK hörte, und von deren Spiel er ebenfalls sehr beeindruckt war.

    Als Solistin kenne ich Angelika May (noch) nicht, aber sie bildete mit Kurt Gunter und Leonard Hokanson das Odeon-Trio. Davon gibt es noch immer eine schöne CD mit den Schubert-Trios (ursprünglich 2 LPs) und ich habe sie vor seeehr langer Zeit live mit Schostakowitsch #2 gehört (ganz phantastisch!).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Theophilus:
    Als Solistin kenne ich Angelika May (noch) nicht, aber sie bildete mit Kurt Gunter und Leonard Hokanson das Odeon-Trio.
    Davon gibt es noch immer eine schöne CD mit den Schubert-Trios
    (ursprünglich 2 LPs) und ich habe sie vor seeehr langer Zeit live mit
    Schostakowitsch #2 gehört (ganz phantastisch!).

    Hallo Theophilus,


    Kompliment! Da freue ich mich aber sehr! Daß jemand hier im Forum noch Angelica May kennt, hätte ich jetzt gar nicht mehr erwartet, da meines Wissens von ihr noch kaum jemals die Rede war. Hoffentlich liest sie auch unsere Tamino-Beiträge, dann wird sie sich über Dein so gutes Urteil über sie als Kammermusikerin im ODEON-TRIO und als Solistin im SCHOSTAKOWITSCH-Konzert sicher ebenso freuen! Tatsächlich hatte fast alles, was das ODEON-TRIO mit ANGELICA MAY, KURT GUNTNER und LEONARD HOKANSON spielte und aufnahm, sehr hohes künstlerisches Niveau.
    Doch gehört dieses Thema dann wohl auf einen anderen Thread!


    Viele Grüße


    wok

  • Daß jemand hier im Forum noch Angelica May kennt, hätte ich jetzt gar nicht mehr erwartet, da meines Wissens von ihr noch kaum jemals die Rede war. Hoffentlich liest sie auch unsere Tamino-Beiträge, dann wird sie sich über Dein so gutes Urteil über sie als Kammermusikerin im ODEON-TRIO und als Solistin im SCHOSTAKOWITSCH-Konzert sicher ebenso freuen!

    Das glaube ich wohl eher nicht, aber das Lob hat sie verdient, lieber Wok.


    Angelika May kenne ich durch diese wunderschöne sehr empfehlenswerte CD - dort musiziert sie das Dvorak Cello-Konzert mit dem großartigen Vacalv Neumann und der Tschechischen Philharmonie:



    Schöne Grüße
    Holger

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