TMOO - Fliegende Holländer, Der


  • BITTE VERDOPPELN !!! Das schreibe ich der ich kein Wagnerianer bin!


  • Studioaufnahme Berlin 1950


    Die Abbildung hier entspricht nicht der von mir besprochenen Aufnahme, die bei Centurion Classics erschienen ist, und von der mir kein Coverbild zur Verfügung steht. Ich beziehe mich aber ausdrücklich nur auf diese. Auch bei weiteren Labels (u.a.Cantus) ist dieser "Holländer" zu finden.


    Ferenc FRICSAY, RIAS-Symphonieorchester: 4 (ein wenig durchwachsen, prachtvoll musizierten Teilen stehen gegenüber das Vermeiden zu dämonischer oder elemtar-suggestiver Effekte, Fricsay liebt es mehr edel-musikantisch; trotzdem absolut hörenswert!)


    Josef GREINDL (Daland): 3,5 (nett gesungen, aber gegenüber einem Frick direkt fahl und bieder wirkend)


    Annelies KUPPER (Senta): 3,5 (etwas überfordert, vermittelt wenig Emotion)


    Josef METTERNICH (Holländer): 4,5 (mit allen seinen bekannten Vorzügen macht er die Partie, die eigentlich nicht seinem Typus entspricht, doch zu einer überzeugenden Spitzenleistung)


    Wolfgang WINDGASSEN (Erik): 4 (ein Muster an Deutlichkeit und intelligenter Rollengestaltung)


    Rest (Ernst Haefliger als Steuermann, Sieglinde Wagner als Mary, Chor): 4+ (alle sehr erfreulich anzuhören)



    Gesamturteil: 23,5 : 6 = 3,92


    Tonqualität wäre 4 (für 1950 außerordentlich gut), ist aber beeinträchtigt duch wiederholtes Abzwicken am Plattenschluß; da wurde schlampig gearbeitet, daher nur: 3,5


    In toto: Um den Preis unbedingt kaufen, so billig bekommt man den Holländer sonst nie. Trotz Greindl und Kupper wirklich interessant.

  • R. Wagner: Der fliegender Holländer - CD Documents 1944



    Clemens Krauss, Orchester der Bayerischen Staatsoper: 5 + (schauerlich und monumental)


    Daland (Georg Hann): 5 + (Wahnsinn, was für eine Stimme!)
    Senta (Viorica Ursuleac): 4 (vielleicht ein bisserl schrill, hat aber was - und mal ehrlich: was wäre man heute um solche Stimmen froh)
    Der Holländer (Hans Hotter): 5 + (gespenstisch gut - das war Hotter auf seinem Zenit!)
    Erik (Karl Ostertag): 5 (mir gefällt er sehr gut)


    Restbesetzung: 5 (u. a. ein wunderbarer Steuermann von Franz Klarwein; toller Chor)


    Gesamtwertung: 29 / 6 = 4,83


    Tonqualität: 4 (für das Alter wirklich gut)


    Bei dieser Aufnahme durchfährt einen wirklich ein Schauer. Die Sängerleistungen sind überragend bis sensationell, das Dirigat ist ebenfalls sehr gefällig. Klanglich sehr gut für eine 65 Jahre (!) alte Aufnahme. Referenzträchtig!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Philips 443 103-2


    Wolfgang Sawallisch, Orchester der Bayreuther Festspiele: 5 (zügig)
    Daland; Josef Greindl (geldgieriger geht’s nimmer) 5
    Senta Anja Silja: 5 (neurotisch, zur Hysterie neigend)
    Der Holländer Franz Crass: 5 ein wunderbarer Belkanto-Holländer ohne künstlich aufgesetzte Dämonie als „Gegenpart“ zu Senta
    Erik Fritz Uhl: 5
    Restbesetzung: 5


    Gesamt: 5,00


    Tonqualität: 4


    Bayreuth 1961


    Ich liebe diese Aufnahme, vielleicht auch weil sie meine erste Holländer-Aufnahme war


    PS: Bereits besprochene Aufnahmen habe und schätze ich auch.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Liebe Elisabeth,


    Höre soeben den Fricsay-Holländer und möchte Deiner Beurteilung (fast) 100%íg zustimmen.


    SO des Rias Berlin/ Fricsay – 4,5
    Daland – Josef Greindl - 3,5 (grandios bei der Sawallisch-Aufnahme)
    Senta – Annelies Kupper - 1 (Hier höre ich eher eine in Jahre gekommene Marschallin)
    Der Holländer – Josef Metternich – 4 (so blöd es klingt, er ist mir zu "opernhaft")
    Erik – Wolfgang Windgassen – 5 (für mich der sängerische und emotionale Höhepunkt der Aufnahme)
    Rest - 4
    Gesamt 22/6 = 3,67


    TQ 2

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Antal Dorati, Royal Opera House Covent Garden: 5


    Giorgio Tozzi (Daland): 5


    Leonie Rysanek (Senta): 5


    George London (Holländer): 5


    Karl Liebl (Erik): 5


    Rest: 4,5

    Gesamturteil: 29,5 : 6 = 4,92


    Tonqualität: 4,5



  • Ich interessiere mich immer mehr für historische Tondokumente. Joseph II. hat den Holländer mit Hann ja schon bewertet. Ich empfinde die Ursuleac als Manko, aber Hann ist eine Wucht, wie er die Rolle gestaltet. Kann mir aber noch kein abschließendes Urteil erlauben, da ich in diese Aufnahme bisher nur reingehört habe bei Saturn.


    Wie ist denn die Aufnahme mit Aldenhoff? Und gibt es eine mit Max Lorenz?


    Danke und viele Grüße,
    Knuspi

  • Liebe Elisabeth,


    ich sehe gerade den Zwischenstand der Nominierungen beim "Fliegenden Holländer". Wahrscheinlich verstehe ich die Wertung nicht ganz. Als einzige Aufnahme hat der Konwitschny "Holländer"
    mit Wunderlich, Fischer Dieskau, Frick, Schech 4 Nominierungen. Eigentlich müßte diese Einspielung dann an erster Stelle stehen? Wenn ich nur die Punkte werte kann eine einzige Aufnahme mit nur 5er Wertungen uneinholbar sein. Die Zahl der Nennungen sollte doch genau so ein Gewicht haben. Kläre micht bitte auf. Danke.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!




  • Orchester der Bayreuther Fesspiele 1971 - Karl - Böhm – 4



    Daland - Karl Ridderbusch - 5
    Senta - Gwyneth Jones - 4
    Der Holländer - Thomas Stewart - 4
    Erik - Hermin Esser - 3+
    Rest 4


    Eine ruppige - dem stürmischen Sujet angemessne - Aufnahme, bei der man sich vielleicht zuweilen etwas mehr Differenzierung in Böhms Dirigat wünschen könnte. Die Besetzung ist auserlesen und lässt keine großen Wünsche offen und der vielgerühmte Bayreuther Mischklang wurde hier bestens eingefangen.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose

  • Festspielorchester, Festspielchor Bayreuth, Woldemar Nelsson - 5


    Daland - Matti Salminen - 4-
    Senta - Lisbeth Balslev - 4
    Holländer - Simon Estes - 4
    Erik - Robert Schunk 3 +


    Rest: 4



    Die Fassung ohne Pausen ist bei dieser Besetzung in den besten Händen. Den Sängern merkt man an, daß sie in diesem Mitschnitt der berühmten Inszenierung von Harry Kupfer sehr genau wissen, was sie da singen und worum es in dem Ganzen geht. (Das ist leider keine Selbstverständlichkeit bei Opernaufnahmen.) In Kupfers Interpretation ist das Geschehen eine (Wahn-)Vision Sentas, die von Anfang an mit auf der Bühne ist. (In diesem Zusammenhang sei an dieser Stelle auf den Mitschnitt dieser beeindruckenden Inszenierung auf Video und DVD hingewiesen.)

  • Wagner, Der fliegende Holländer, CD Orfeo, Bayreuth live 22. Juli 1955
    (Mitschnitt der Premiere der Inszenierung von Wolfgang Wagner)



    Hans Knappertsbusch, Orchester der Bayreuther Festspiele – 4,5
    Bei Kna erfährt man den Unterschied zwischen Tempo und Dramatik. Es ist vergleichsweise langsam – aber mit welcher Wucht kommen die Steigerungen rüber. Und so viele Nebenstimmen habe ich im Vorspiel noch nicht gehört. Fantastisch zum Beispiel auch die Gestaltung des „Geisterchors“ der Mannschaft des Holländers im dritten Aufzug.– Dirigent 5, Orchester 4.


    Daland – Ludwig Weber – 5
    Das Wiener Urgestein singt auch hier wieder großartig. Diese Interpretation steht auf einer Stufe mit seinem Gurnemanz und seinem Ochs auf Lerchenau. Seine eher weiche, füllige Stimme passt auch hier hervorragend zur Rolle.


    Senta – Astrid Varnay – 4
    Alle Charakteristika dieser Sängerin sind zu hören: Töne, die an der Grenze zu „säuerlich“ liegen, das Anglitschen von oben und unten (Jazzer würden von „smear“ sprechen), eine bisweilen scharf schneidende Höhe, eine gutturale Mittellage und Tiefe, ein eher unattraktives Timbre. Allerdings gibt es sehr wohl auch üppig blühende Töne! Mich wundert, dass beides bei ihr so oft dicht nebeneinander liegt (Stimme 3). - Aber ihre eigentliche Domäne ist es, eine lebendige Figur auf die Klangbühne zu stellen. Astrid Varnay singt die Senta derart differenziert und eindringlich, dass man gefesselt lauscht. Für Stimmgourmets ist das Vergnügen also eingeschränkt. Wer aber an großem Singtheater interessiert ist, der wird hier fündig. (Darstellung/Interpretation 5; die Ballade singt sie in g-moll.)


    Der Holländer – Hermann Uhde – 4,5
    Unnötig zu erwähnen, dass Uhde über die notwendige Stimmgewalt für den „Holländer“ gebietet. Wunderbar stellt er das Gespenstische und Fahle dar, die Mischung von Resignation und Wut – dazu bedarf es mehr als purer Kraft. Dieses „Mehr“ mit Gänsehauteffekt ist es, das einen nach diesen alten Aufnahmen suchen lässt – und nach dem Finden viel Freude bereitet.


    Erik – Wolfgang Windgassen – 4,5
    Hört man den jungen Windgassen (* 1914), so versteht man, warum er schnell der führende Tenor im frühen Nachkriegsbayreuth wurde, obwohl Lorenz, Suthaus, Svanholm und andere ja noch verfügbar waren: Die geringere Durchschlagskraft seiner Stimme wird kompensiert durch eine durchdachte und hochgradig differenzierte Interpretation – und das war es, was den jungen Wagner-Enkeln als neues Ideal vorschwebte. Und in Bayreuth kommt es wegen der besonderen Architektur des Hauses weniger auf Stimmgewalt an als anderswo. Man höre alleine seine grandiose Szene mit Senta (nach der Ballade). Aber auch die Kavatine („Willst jenes Tags du nicht dich mehr entsinnen“) gelingt ihm sehr gut.


    Restensemble – 5
    Ausgezeichnet die Chöre! – Josef Traxel als Steuermann ist eine Luxusbesetzung. Bei „Mit Gewitter und Sturm“ möchte man geradezu in die Knie gehen (5).


    Gesamt 27,5/6 = 4,58


    TQ: 3 (sehr gut anhörbares Mono)


    Fazit
    Ein toller Mitschnitt aus der frühen Bayreuther Nachkriegszeit! Für Kna-Fans ohnehin Pflicht, alle anderen werden zumindest sängerisch auf ihre Kosten kommen. – Bei dieser Premiere wäre ich gerne dabei gewesen … Übrigens liegt dieser Doppel-CD ein ausgezeichnetes Beiheft über die frühen Nachkriegsjahre in Bayreuth bei.

  • Wagner, Der fliegende Holländer, CD Philips, Bayreuth live August 1961



    Wolfgang Sawallisch, Orchester der Bayreuther Festspiele – 4,5
    Beim Hören des Vorspiels kam mir der Gedanke, Sawallisch habe Wagners Musik mit der Muttermilch eingesogen – so natürlich wird hier die Dramatik entfaltet. Unter den „schnellen“ Interpretationen eine der besten. - Dirigent 5, Orchester 4.


    Daland – Josef Greindl – 4
    Die “bösen” Charaktere lagen Greindl besser. Erstaunlich aber, dass er die Habgier Dalands so wenig in den Vordergrund stellt. Überhaupt schien mir diese Interpretation nicht allzu tief lotend – war es Absicht, den Daland als einfachen Seefahrer darzustellen? Rein technisch allerdings sehr gut gesungen.


    Senta – Anja Silja – 4,5
    Drei Jahre vorher sang sie noch die „Königin der Nacht“ in Stuttgart, gefolgt von Zerbinetta und Constanze, hier hört man sie unterwegs zur Eva, Elsa, Elisabeth, Venus, Freia, Isolde und zur Rolle als Ehefrau Wieland Wagners (welche davon die schwierigste war, sei hier offen gelassen). Eine fulminante, intensive Darstellung der gerade mal 21 Jahre alten Sängerin! Nur im Duett mit Franz Crass bemerkt man, dass kleine Wünsche an die Gesangstechnik offen bleiben. Dennoch ist dieses Duett eine gesangliche Sternstunde! (Die Ballade singt sie in a-moll.)


    Der Holländer – Franz Crass – 4
    Ich mag diesen Sänger eigentlich sehr (Sarastro, Gurnemanz, … ). Rein stimmlich ist er unglaublich gut (5), doch mir fehlt etwas an Wucht, Eindringlichkeit und Dämonie – und das sind wesentliche Ausdrucksparameter dieser Rolle. Er singt um entscheidende Grade zu klangschön und vor allem: zahm, wenngleich wohldurchdacht.


    Erik – Fritz Uhl – 4
    Etwas sprödes Timbre, aber er bewältigt die Partie fast tadellos. In der Cavatine hört man, dass seine Stimme nicht völlig frei schwingt. Mit großer singdarstellerischer Energie zeichnet er aber die Figur des qua Beruf heiratstechnisch benachteiligten Jägers deutlich.


    Restensemble – 4,5
    Ausgezeichnet wiederum die Chöre! Der Steuermann (Georg Paskuda) wird zuverlässig gesungen, aber nicht viel mehr– 3,5



    Gesamt 25,5/6 = 4,25


    TQ: 3,5 (Stereo, zu laute und dumpf dröhnende Pauken, die stören.)


    Fazit
    Eine sehr gute Aufnahme, der zum Ausnahmerang nicht viel fehlt. Vor allem ist die Geschlossenheit der Leistungen hervorzuheben – wo würde in allen wesentlichen Rollen auf so hohem Niveau gesungen? Beeindruckendes leistet Wolfgang Sawallisch am Dirigentenpult, auch die von Wilhelm Pitz einstudierten Chöre sind hervorragend.

  • Wagner, Der fliegende Holländer, CD DG, Bayreuth live Juli/August 1971



    Dr. Karl Böhm, Orchester der Bayreuther Festspiele – 4,25
    Böhms flott-dramatischer Zugriff auf Wagners Musik steht dem Frühwerk gut. Der Gespensterchor der Matrosen des „Holländers“ klingt hier aber seltsam steif. - Das Orchester scheint mir in besserer Form als in älteren Live-Mitschnitten (Holz, Blech) - Dirigent 4, Orchester 4,5.


    Daland – Karl Ridderbusch – 5
    Herrlich gesungen. Was für eine Prachtstimme – und vollkommen rollendeckend.


    Senta – Gwyneth Jones – 3
    Mit Dauerüberdruck versucht sie den Hörer in ihren Bann zu ziehen, doch dies kann fehlschlagen, wenn der äußerliche bigger-than-life-Ansatz nicht durch gleichwertige Interpretation gedeckt ist - so wie hier. - Und dieses Vibrato – Geschmackssache, aber nicht mein Geschmack. Wenn sie von ihrem Hochdrucksingen ablässt, gibt es einige berückende Momente. (Die Ballade singt sie in g-moll.)


    Der Holländer – Thomas Stewart – 4
    Großartig gestaltet, düster, gewaltig. Leider hat er nicht ganz die Klanggewalt in der Tiefe, die diese Rolle auch braucht. Darin unterscheidet er sich von den größten Interpreten dieser dankbaren Partie. Doch das ist zu verschmerzen. Alleine sein Monolog ist das Geld für die Aufnahme wert.


    Erik – Hermin Esser – 2
    Klingt ziemlich belegt, wie mit angezogener Handbremse. Er bietet wenig Strahlkraft und stimmlichen Reiz. Auch interpretatorisch bleibt er eher blass. Der Schwachpunkt in einem sehr guten Ensemble.


    Restensemble – 4,5
    Ausgezeichnet wiederum die Chöre! Der Steuermann (Harald Ek – nie gehört) ist sehr gut - 4


    Ges. 23,25/6 = 3,88


    TQ: 4 (Sehr gut anhörbar.)


    Fazit
    Die Aufnahme ist besser, als die TMOO-Gesamtbewertung von 3,88 erahnen ließe. Stewart und Ridderbusch sind alleine schon die Anschaffung mehr als wert. Ihre gemeinsame Szene im ersten Aufzug ist vokal und interpretatorisch ein seltener Genuss. Böhm dirigiert die Aufnahme zuverlässig, teilweise sogar sehr gut. Gwyneth Jones ist Geschmackssache und Erik ist hier nicht der Rede wert. Trotzdem ein toller Mitschnitt!

  • Wagner, Der fliegende Holländer, CD Philips, Bayreuth live 1985



    Woldemar Nelsson, Orchester der Bayreuther Festspiele – 4,5
    Nelsson stellt das Werk mit breitorchestralem Klang, dennoch zügig dar. Eine effektvolle Mischung! - Dirigent 4,5, Orchester 4,5.


    Daland – Matti Salminen – 5
    Steht Karl Ridderbusch in nichts nach. Die große Szene mit dem Holländer kann sich bestens neben älteren Versionen hören lassen.


    Senta – Lisbeth Balslev – 4
    Eine ganz junge Senta ist das nicht mehr. Dennoch gelingt ihr eine sehr überzeugende und eindringliche Interpretation ohne große vokale Schwächen. Wünsche bleiben bezüglich einer größeren Farbpalette offen. (Ballade in g-moll)


    Der Holländer – Simon Estes – 4,5
    Wahrlich nicht von dieser Welt. Überlebensgroß. Überwältigend. Leider nicht immer perfekt intoniert, aber das kann ich gut verschmerzen. Gravierender finde ich die teilweise falsche Aussprache und die manchmal doch arg im Hals sitzenden Töne. - Dennoch: Ein geradezu archaisches Erlebnis. (Wer auf Gesangskultur und –technik mehr Wert legt, wird anders bewerten … )


    Erik – Robert Schunk – 3,5
    Mit schönem Höhenglanz und guter Aussprache kann er punkten. Er verliert dort, wo er überspielt, wenn er mehr gibt, als nötig. Zum Beispiel könnte die Kavatine einen etwas lyrischeren, entspannteren Zugang vertragen. Dennoch: sehr gut!


    Restensemble – 4
    Ausgezeichnet wiederum die Chöre! Der Steuermann (Graham Clark) ist sehr gut – 4. Frau Mary hat etwas Saures in der Stimme, aber sie singt ja nur kurz.


    Ges. 25,6/6 = 4,25


    TQ: 4,5 (Digitaler Live-Mitschnitt, räumlich, präsent.)


    Fazit
    Die Aufnahme lebt von praller Theaterlebendigkeit: mitreißend, vital, pulsierend drängt das Stück unter Nelssons Händen nach vorne. Die Prachtstimmen von Salminen und Estes heben die Einspielung aus vielen anderen heraus, doch auch die weniger prominenten Darsteller von Erik und Senta können sich gut hören lassen.

  • Wagner, Der fliegende Holländer, CD Documents/Membran, 1944



    Clemens Krauss, Orchester der Bayerischen Staatsoper – 4
    Krauss hat eine unnachahmliche Art, Musik zu entfalten. Nichts wirkt aufgesetzt oder um des Effektes willen „gemacht“. Alles ist an seinem Platz und dabei alles andere als langweilig. – Die Intonation im Orchester hält nicht immer hohen Ansprüchen stand. - Dirigent 4,5, Orchester 3,5.


    Daland – Georg Hann – 4,5
    Ein Wiener in Norwegen. - Was für eine gewaltige Stimme! Hann zeichnet den Daland als etwas groben Kerl, der gleichzeitig herzensgut wie habgierig ist. Oder liegt das etwa an seinem Wiener Akzent? Egal – es funktioniert – und wie!


    Senta – Viorica Ursuleac – 1
    Außer der Tatsache, dass Viorica Ursuleac die Ehefrau des Dirigenten Clemens Krauss war, sehe ich kein Argument für diese Besetzungsentscheidung. Eine Fehlbesetzung – die Stimme klingt viel zu alt. Sie war 50 Jahre zur Zeit der Aufnahme, das sollte eigentlich nicht entscheidend sein und ist es hier leider doch. - Ruhige Tongebung scheint außerhalb ihrer Möglichkeiten gewesen zu sein – man höre das Duett mit Hotter. Der absolute Tiefpunkt ist die Ballade (in g-moll gesungen) – Florence Foster-Jenkins lässt grüßen. Angesichts der hervorragenden Besetzung der Männerpartien ist das eine mittlere Katastrophe.


    Der Holländer – Hans Hotter – 5
    In allen Hotter-Artikeln liest man, dass man diese Aufnahme hören müsse, um ihn als Wagner-Sänger recht würdigen zu können. Das kann ich voll und ganz nachvollziehen! Die Stimme ist voll intakt, die Wattigkeiten, der Wobble sind nicht da. – Hotter legt die Partie resigniert als verbittert-aggressiv oder dämonisch an – ich hatte nur spätere Interpretationen im Ohr, die meist doch eher ein dämonisches Bild zeichnen. Ich fand diesen Zugang sehr überzeugend. – Man hört allerdings auch den Liedsänger hinter dem Holländer, ebenso wie man beim Liedsänger Hotter stets auch den Wotan ahnt.


    Erik – Karl Ostertag – 3
    Ziemlich pathetisch legt Ostertag den Jäger an. Ich kann seinem Timbre nicht allzu viel abgewinnen. Es fehlt aber auch an Geschmeidigkeit, etwa im Traum-Arioso. Die Kavatine gelingt ihm allerdings besser. Was bleibt, ist vor allem Emphase. Insgesamt rollendeckend, aber nicht viel mehr.


    Restensemble – 4
    Gute Chöre (4)! Der Steuermann (Franz Klarwein) war für mich die Entdeckung dieser Aufnahme: Als ob Tamino sich nach Norwegen verirrt hätte – aber es funktioniert ganz wunderbar (5)!


    Gesamt 21,5/6 = 3,58


    TQ: 2,5 (für die Zeit ok, aber mit deutlichen Verzerrungen bei übersteuerten Stellen.)


    Fazit
    Eine gute bis ausgezeichnete Besetzung der Männer trifft auf eine katastrophale Senta. - Hotter singt den Holländer ungewohnt resigniert, ganz undämonisch, auch die Geisterchöre lassen das Gruselige vermissen. Eine Interpretation von dieser Welt, ganz ohne Mystery-Effekte.

  • Wagner, Der fliegende Holländer, CD Naxos, Metropolitan Opera live 30. Dezember 1950



    Fritz Reiner, Orchester der Metropolitan Opera – 4,75
    Ein Wahnsinnsgefühl für Temporelationen und dramatischen Aufbau! Reiner war mir als Wagner-Dirigent kaum bewusst (trotz des 1936er Tristan), aber in dieser Aufnahme bietet er ein ganz großes Holländer-Dirigat. Das Met-Orchester hat einen sehr guten Tag erwischt! - Dirigent 5, Orchester 4,5.


    Daland – Sven Nilsson – 4
    Wie Hotter ist er mit einer eher weichen, doch fülligen Stimme ausgestattet. Herrlich das Duett mit Hotter! Sehr gut gesungener und gezeichneter Daland.


    Senta – Astrid Varnay – 5
    Die bekannten Schwächen der Varnay – “Anglitschen” der Töne von unten, leicht säuerliches Timbre, unstete Tongebung – scheinen hier eliminiert. Umso mehr überzeugt ihre große Kunst der Interpretation, und sie lässt reich blühende Töne hören – herrlich! Varnay at her best.


    Der Holländer – Hans Hotter – 5
    Weniger resignativ als 1944, eher trotzig, aber stellenweise auch minimal veräußerlichter – vielleicht der Live-Situation geschuldet, jedenfalls sehr wirksam! Unterm Strich: Hotter in Topform, beflügelt durch die Bühnenatmosphäre.


    Erik – Set Svanholm – 5
    Svanholm ebenfalls in Bestform. Er verströmt heldischen Glanz in den dramatischen Abschnitten, findet aber auch lyrische Töne, etwa in der Kavatine. Technisch wie interpretatorisch vom Feinsten!


    Restensemble – 4
    Gute Chöre (4). Ein Steuermann mit Dauerüberdruck (Thomas Haysward), aber effektvoll (4)


    Ges. 27,75/6 = 4,63


    TQ: 3 (sehr akzeptabel für einen Live-Mitschnitt von 1950!)


    Fazit
    Drei Wagner-Legenden (Hotter, Svanholm, Varnay) in Bestform, dazu ein Top-Dirigat. Das Ganze mit der Vitalität einer Live-Aufnahme. Wahnsinn.

  • Wagner, Der fliegende Holländer, CD Cantus Classics, Berlin 1952



    Ferenc Fricsay, RIAS SO Berlin – 4,5
    Meines Wissens die einzige Wagner-Oper, die auf CD mit Fricsay erhältlich ist. Schade! Dramatisch, aber nicht überzogen legt Fricsay sein Dirigat an. Alleine die Ouvertüre ist schon die Anschaffung wert. Fricsay hat sein RIAS SO in Hochform gebracht und lässt fulminant aufspielen. – Ungewohnt flott der Chor „Mit Gewitter und Sturm“. - Dirigent 4,5, Orchester 4,5.


    Daland – Josef Greindl – 4,5
    Gefällt mir hier besser als 1961 unter Sawallisch! Für mich wird die Mischung aus Gutmütigkeit und kaufmännischer Berechnung hier eher nachvollziehbar.


    Senta – Annelies Kupper – 2,5
    Die Ballade finde ich ziemlich steif gesungen, stellenweise mit unschönem Vibrato. Die Szene mit dem Holländer gelingt ihr besser. Kein bleibender Eindruck.


    Der Holländer – Josef Metternich – 4
    Zum Monolog: Nein, eine Reibeisenstimme hat er gewiss nicht, aber von einer Nagelfeile darf man wohl sprechen. Wohl habe ich gehört, dass Metternich als Verdi-Bariton erfolgreich war, kann es aber aufgrund dieser Aufnahme kaum glauben. Da muss es andere Aufnahmen geben, die das belegen. Gerade das Wohlklingende, Belcantische fehlt hier doch am meisten!? Dass die Tiefe nicht wirklich vorhanden ist, fällt demgegenüber weniger ins Gewicht. Metternich imponiert eher durch schiere Kraft. Einige Spitzentöne sind wirklich beeindruckend. Ob die Interpretation vom selben Rang ist, sei dahingestellt. Den Monolog fand ich nicht überwältigend. Deutlich besser gefiel mir seine große Szene mit Senta im zweiten Aufzug, wobei er manchmal Vokale zu weich nimmt (etwa „… durch solchen Engel mir zudeil)“.


    Erik – Wolfgang Windgassen – 4
    Windgassen ist hier noch unterwegs zu seiner 1955er Bayreuther Interpretation. Es fehlt an Geschmeidigkeit und an Differenzierung.


    Restensemble – 4
    Chöre 4. Ein sehr kultivierter Steuermann ist da zu hören (Ernst Haefliger), dem nur etwas Futter für Stimmgourmands fehlt. (4,5)


    Ges. 23,5/6 = 3,92


    TQ: 3,5. (Ich konnte es nach den ersten Tönen kaum glauben – die Aufnahme soll von 1952 sein!? Hervorragendes Mono, brillant, sogar die Illusion einer räumlichen Tiefe wird vermittelt. Der Kompromiss zwischen Rauschunterdrückung und Höhenverlust ist ausgezeichnet – wenig Rauschen, fast volles Spektrum. Der Geisterchor der Mannschaft des Holländers im dritten Aufzug erklingt aus einem wahrhaft schaurigen Abgrund.)


    Fazit
    Fricsay und Greindl sind die stärksten Argumente für die Aufnahme. Metternich hat mich enttäuscht, da ich viel Schwärmerisches von ihm vernommen habe. Keine Empfehlung als Erst-, Zweit-, Dritt- oder Viertaufnahme des Werkes, sie ist eher geeignet für Fans der beteiligten Künstler.

  • Wagner, Der fliegende Holländer, CD Eterna/Berlin Classics 1960



    Franz Konwitschny, Staatskapelle Berlin – 4,25
    Konwitschny verzichtet auf aufgesetzte äußere Dramatik, hört die Musik sozusagen von innen und lässt sehr kantabel spielen. Die Staatskapelle Berlin spielt ausgezeichnet! - Dirigent 4, Orchester 4,5.


    Daland – Gottlob Frick – 4,5
    Ein Hochgenuss! Daland wird in seiner Gutmütigkeit und Gemütlichkeit gezeigt, ein rechtschaffener seefahrender Kaufmann. Ein legitimer Ansatz, sehr überzeugend umgesetzt.


    Senta – Marianne Schech – 2,5
    Marianne Schech ist keine jung zu nennende Senta. Vor allem aber fehlt es ihr an dramatischer Intensität. Langweilig.


    Der Holländer – Dietrich Fischer-Dieskau – 4,5
    Niemand wird behaupten, dass Dietrich Fischer-Dieskau ein genuiner Heldenbariton gewesen wäre. Doch was er mit seinen stimmlichen Mitteln macht, ist großartig und überzeugt mich mehr als beispielsweise sein Rheingold-Wotan unter Karajan. Es gab und gibt Sänger, die über geeignetere Mittel verfügten, und weniger beeindruckten.


    Erik – Rudolf Schock – 4
    Er ist nicht der strahlendste Tenor, aber textdeutlich, ohne stimmliche Probleme, manchmal mit etwas zuviel Nachdruck.


    Restensemble – 4
    Chöre 3,5 (Dem Chor der Holländer-Mannschaft fehlen doch Wucht und Dämonie). Der Steuermann (Fritz Wunderlich, 4,5) hat mich im Vergleich mit den Besten (Traxel, Klarwein) nicht restlos überzeugt – und deswegen überrascht.


    Ges. 23,75/6 = 3,96


    TQ: 4 (Die Chöre sind etwas grell eingefangen)


    Fazit
    Hörenswert vor allem wegen Frick und Fischer-Dieskau, letzterer als interessanter und überzeugender Außenseiter in der Phalanx der Heldenbaritöne. Marianne Schech ist kein Gewinn für die Aufnahme. Konwitschny lässt sehr kantabel spielen, verzichtet auf grelle Dramatik – sehr gut!

  • Wagner, Der fliegende Holländer, CD Decca 1960



    Antal Dorati, Orchester des Opernhauses Covent Garden – 4,5
    Dorati befeuert sein Orchester nach Kräften und liefert eine dramatische, völlig unsentimentale Deutung ab. Ich finde seine Wiedergabe im besten Sinne modern – über 50 Jahre nach dem Aufnahmedatum. - Dirigent 4,5, Orchester 4,5.


    Daland – Giorgio Tozzi – 4,5
    Erfreulich akzentfrei. Tozzi singt den Daland sehr wohltönend, geradezu belcantisch. Eigentlich eine hervorragende Lösung – so werden die beiden tiefen Stimmen klanglich gut auseinander gehalten. Tozzi stellt die Habgier des Daland nicht in den Vordergrund.


    Senta – Leonie Rysanek – 5
    Ein sehr eindringliche, dabei nach innen gekehrte Ballade ist da zu hören! Überhaupt ist Rysanek hier ungewohnt introvertiert zu hören. Stimmlich grandios.


    Der Holländer – George London – 5
    Mächtig, dämonisch, archaisch. Welche Stimme! Die Interpretation ist nicht einseitig auf Leiden oder Resignation oder Dämonie oder Weltekel angelegt, London behält alle diese Aspekte im Blick. In diesem Sinne ist dies sicher eines der vollständigeren Portraits des Holländers. Bezwingend.


    Erik – Karl Liebl – 4,5
    Es ist kein schmachtender Verlierertyp, der hier zu hören ist. Liebl ist technisch sattelfest, er differenziert sehr gut, hat ein sehr schönes, helles Timbre. Ich finde seine Darstellung rundum gelungen!


    Restensemble – 4,5
    Chöre 4,5. Der Steuermann 4 (Richard Lewis, sehr lyrisch!) .


    Ges. 28/6 = 4,67


    TQ: 4,5 (Wie gut war die Decca damals!)


    Fazit
    Tja, was soll man sagen? London und Rysanek sind ein Traumpaar, trefflich sekundiert von Tozzi und Liebl. Dorati dirigiert dramatisch-straff und nüchtern. Sehr gute Klangtechnik. Das ist eine Aufnahme, die auch dann ins CD-Regal gehört, wenn man kein Wagner-Fan ist. Alle anderen haben sie sowieso …

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  • Wagner, Der fliegende Holländer, CD EMI Februar/März 1968



    Otto Klemperer, New Philharmonia Orchestra – 4,5
    Die Ouvertüre beginnt durchaus straff, das hätte man sich bei “Old Klemp“ gesetzter, statischer denken können. Aber hochdramatisch im Sinne von: mit prallen Segeln und in voller Fahrt – nein, so klingt es bei Klemperer nicht. Trotzdem natürlich sehr hörenswert! – Das Duett Holländer-Senta wird bei Klemperer zum exterritorialen Brennpunkt des ganzen Dramas – Ziel alles Vorigen und Ausgangspunkt von allem, was folgt, und doch entrückt, wie nicht von dieser Welt. - Ein Holländer der anderen Art. - Dirigent 4,5, Orchester 4,5.


    Daland – Martti Talvela – 5
    Ach ja. Ich komme ins Schwärmen für diese Prachtstimme. Mag die Interpretation etwas einseitig die gutmütigen Seiten Dalands hervorheben – warum auch nicht -, für mich bleiben beim Hören keine Wünsche offen.


    Senta – Anja Silja – 5
    Frau Silja legt die Senta im Studio verinnerlichter an als sieben Jahre vorher live in Bayreuth. Eine mehr als nur interessante Alternative, zumal die Intensität dadurch nicht geringer wird, im Gegenteil – sehr eindringlich stellt sie diese Figur vor Ohren, als junge Frau, gesanglich vom Feinsten! (Ballade in g-moll)


    Der Holländer – Theo Adam – 4
    Adam gefällt mir hier besser als bei seinen Versuchen als Wotan und Wanderer (Böhm, Janowski). Ein paar steife Töne sind zu hören, aber sein Tremolo hält sich hier in engen Grenzen. Im großen Duett mit Daland hält sich Talvela zwar kollegial zurück, dennoch ist es kein Singen auf Augenhöhe. – Deutlich besser agiert er im großen Duett mit Senta.


    Erik – Ernst Kozub – 3,5
    Großes stimmliches Material. Leider ist die Interpretation etwas zu pauschal.


    Restensemble – 4
    Chöre (BBC Chöre) 4,5 – ausgezeichnet, die Damen noch mehr als die Herren! Der Steuermann 4 (Gerhard Unger, mit Emphase – für einen Einschlafenden vielleicht etwas viel … aber sehr gut gesungen) .


    Ges. 26/6 = 4,33


    TQ: 4 - Kein Vergleich mit Decca-Aufnahmen jener Zeit, aber gut.


    Fazit
    Klemperer, Talvela und Silja bieten Außergewöhnliches und sind – jede(r) für sich – ein hinreichendes Argument für diese Aufnahme. Leider reichen Adam und Kozub nicht ganz an dieses außergewöhnliche Niveau heran – welche Sternstunde hätte diese Aufnahme mit einem London, einem Windgassen sein können … aber so ist das mit Operngesamtaufnahmen. So bleibt es, sich über das exemplarisch Gelungene zu freuen und das „nur“ Gute in seinem Rang zu würdigen.

  • Wagner, Der fliegende Holländer, CD Naxos September 1992



    Pinchas Steinberg, ORF Radio Sinfonieorchester Wien – 4,5
    Mit schlankem Klang führt Steinberg sein Orchester zügig durch Wagners Meereswogen. Man hört hier endlich mal, dass der „Holländer“ noch kein Ring, kein Tristan ist – zu Recht! Denn der „Holländer“ ist ungefähr gleich weit vom „Freischütz“ wie von den „Meistersingern“ entfernt. - Dirigent 4,5, Orchester 4,5.


    Daland – Erich Knodt – 2,5
    Knodt gestaltet den Daland mit reichlich Vibrato, aber vor allem blass.


    Senta – Ingrid Haubold – 3
    Das Vibrato ist mir zu viel. Es passt für mich nicht für die junge Frau. Schlimmer finde ich aber die Distanz ihres Singens. Nicht einmal bei „Hier meine Hand …“ klingt es involviert. (Ballade in g-moll)


    Der Holländer – Alfred Muff – 3,5
    Mächtig, bedrohlich, düster kommt dieser Holländer daher. Was zum Teil vielleicht auch an (eine Spur) zu abgedunkelten Vokalen liegt. Mir hat sehr gut gefallen, dass Muff alles mit rein stimmlichen Mitteln gestaltet und nicht zu äußerlichen Effekten greift. Weniger gut gefällt mir seine dynamische Palette – wo sind die Piani? Auch sind die Vokale teilweise zu offen.


    Erik – Peter Seiffert – 5
    Großartig. Mit jugendlich-strahlendem Timbre, schlank, im Kern eher lyrisch, reiht er sich unter die besten Sänger dieser Partie. Die Kavatine ist der vokale Höhepunkt der Aufnahme.


    Restensemble – 4,5
    Chöre 5!! (Budapest Radio Chor, Einstudierung Peter Erdei) Die Chorszene zu Beginn des dritten Aufzugs ist fantastisch! –Der Steuermann 4 (Jörg Hering – sehr gut!) .


    Ges. 23/6 = 3,83


    TQ: 4,5 - sehr transparentes Klangbild.


    Fazit
    Pinchas Steinberg, sein Orchester und die fantastischen ungarischen Chöre schaffen den Rahmen, in dem eine Aufnahme entstand, die als Ganzes viel besser ist als der rechnerische Schnitt der Sängerleistungen.


    Das Dirigat von Pinchas Steinberg ist geradezu spektakulär – nicht im Sinne von „effektvoll“, sondern in dem Sinne, dass er das Werk als „romantische Oper“ historisch richtig platziert und nicht etwa vom Tristan her spielen lässt: Mit schlankem Klang und zügigen Tempi. - Der zweite Glanzpunkt sind die ungarischen Chöre – war das schon so gut auf Platte zu hören, trotz Bayreuth? Mit Dirigent, Chor und Orchester hat die Aufnahme ein großartiges musikalisches Fundament.


    Unter den Sängern ragt Peter Seiffert heraus – einer der besten Darsteller des Erik auf CD (so weit ich diese kenne). Leider ist ansonsten vor allem anständiger Durchschnitt (gemessen an den besten) zu hören.


    Das ist eine preiswerte Erstaufnahme für diejenigen, die nicht unbedingt Wagner-Fans sind – und für die, die es noch werden wollen. Ein komplettes Libretto (nur auf Deutsch) liegt bei, dazu gibt es eine trackweise gegliederte Inhaltsangabe und ein paar Worte zur Entstehung des Werkes und über Richard Wagner.

  • Noch habe ich die Aufnahme nicht gehört aber ich war in der Aufführung und die war überwältigend gut!
    Nicht jede Sängerleistung war optimal, aber Orchester und Chor waren atemberaubend gut. Das RSO Berlin ist unter Marek Janowski ganz ohne großen Pressewirbel und ohne Marketing-Geschrei zu einem der besten Orchester in Europa gereift!
    Und dass Janowski heute zu den eigenständigsten und interessantesten Wagner-Interpreten gehört, brauche ich sicher nicht eigens zu betonen.

    Ich bin sehr gespannt auf die Aufnahme!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Und dass Janowski heute zu den eigenständigsten und interessantesten Wagner-Interpreten gehört, brauche ich sicher nicht eigens zu betonen.

    Nachdem ich die Aufnahme nun einmal gehört habe, möchte ich das gern bestätigen. Dohmen, Salminen und Smith souverän. Aber Salminen wird auch nicht jünger. Beim Steuermann und den Damen lasse ich gern Caruso41 den Vortritt. Klanglich eine der besten von meinen 21 Holländern.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Nachdem ich die Aufnahme nun einmal gehört habe, möchte ich das gern bestätigen. Dohmen, Salminen und Smith souverän. Aber Salminen wird auch nicht jünger. Beim Steuermann und den Damen lasse ich gern Caruso41 den Vortritt. Klanglich eine der besten von meinen 21 Holländern.


    Jetzt habe ich die Aufnahme auch gehört und ich muss sagen, dass sich der Eindruck, den ich im Konzertsaal von der Aufführung hatte, voll bestätigt.
    Das Orchester spielt einfach sensationell!!! Da die Klangtechnik superb ist, kann man das ohne Einschränkungen geniessen.


    Die Sänger sind jeder für sich vielleicht nicht erste Klasse! Jedem von uns fallen fünf bessere Sentas (von Dvorakova über Ligendza bis Silja), fünf bessere Holländer (von Hotter über Stewart bis zu van Dam) und reichlich bessere Eriks ein!
    Aber das interessiert eigentlich sonderbarerweise gar nicht so sehr, wenn man die Aufnahme hört. Der große Trumpf ist nämlich, dass es Janowski hier gelungen ist, ein stimmiges Ensemble zusammenzustellen und er hat mit den Sängern durchweg offenbar intensiv an technischen Details und am Stil gearbeitet. Ergebnis: alle singen sie ausgesprochen schlank und so kantabel, dass Wagner daran sicher seine wahre Freunde gehabt hätte. Da verschmerzt man denn sogar, dass Dohmens Stimme so gar nicht charismatisch ist und ihm Dämonie ziemlich abgeht. Und man verschmerzt auch, dass Merbeths Stimme und Gesang kein eigenes Profil haben. Was dann aber beide im Duett des zweiten Aktes im Zusammensingen und Zusammenklingen erreichen, empfinde ich als wirkliches Wunder! Das sollte man sich schon mal anhören. Da bleibt denn doch jede andere Aufnahme weit hinter zurück.
    Wie intensiv Janowski die Sänger auf seinen Stil hin trainiert haben muss, hört man am besten an Salminen. Wer kann sich erinnern, wann dieser große finnische Bass zuletzt so schlank und geschmeidig gesungen hat, mit ausgezeichnetem Legato und feiner Klangdramaturgie?


    Die Aufnahme macht wirklich neugierig auf die folgenden Veröffentlichungen von Janowskis Wagner-Zyklus!


    Caruso41
    .

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich glaube, die TMOO-Threads sollten den TMOO-Wertungen vorbehalten bleiben. Sonstige interessante Kommentare bitte im Thread zum Werk: Der Fliegende Holländer


    OK! Also versuche ich einen differenzierten Eindruck in eine Schablone zu pressen:



    Senta - Riccarda Merbeth -- 4


    Holländer - Albert Dohmen -- 4


    Daland - Matti Salminen -- 4


    Erik - Robert Dean Smith -- 4


    Steuermann - Steve Davislim -- 4


    Mary - Silvia Hablowetz -- 4


    Merbeth & Dohmen & Smith & Salminen & Davislim & Hablowetz (gehört und beurteilt als Ensemblelesistung) -- 5


    Rundfunkchor Berlin -- 5+


    Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin -- 5+


    Dirigent - Marek Janowski -- 5+


    Klangqualität (Livemitschnitt) --5++



    :jubel:

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Wie gefällt Euch diese Aufnahme? Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Hotter finde ich recht überzeugend, aber nach den ganzen Lobeshymnen hatte ich mehr erwartet. Was ich nicht begreife: Wie konnte er mit dieser Stimmlage in Frankfurt den Königssohn singen?????


    Helene Werth hat ein sehr schönes Timbre. Bisher die jugendlichste Senta in meiner Sammlung. Außer der Dame, die in dem S/W-Film von Hertz die Senta gibt.


    Kurt Böhme ist mein Lieblings-Kecal, aber hier singt er etwas profillos.


    Res Fischer als Mary: Ich mag einfach ihre Stimme.


    Sehr gut gefällt mir der Steuermann! Ein sehr hoher Tenor, der ganz einfühlsam singt.


    Schüchter lichtet sehr auf, doch manchmal fehlt mir der große Wurf, wie z.B. beim Anlegen des Holländerschiffes. Alles Laute umgeht und dimmt er. Leider.


    Dennoch: Es gefällt mir gut und ich höre heute abend weiter und gebe dementsprechend morgen meine Punktezahl ab.

  • Lieber Knuspi,


    wo hast Du den gelesen, Hans Hotter hätte irgendwo einen Königssohn gesungen? Wenn Du den aus Königskinder meinst,
    kann das nur ein Scherz sein.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Herbert, schön, von dir noch mal zu lesen. :-) Ich nehme alles zurück!!!!! Ich meinte, Torsten Ralf. Weiß auch nicht, wieso ich die beiden verwechselt habe. Konnte mir das auch nicht vorstellen. Welches ist denn Deine Lieblings-Aufnahme vom Holländer? Ich mag die mit Wunderlich, Fischer-Diskau und Schock. Leider finde ich die Schech nur schon zu alt. Zwar beachtlich, aber man nimmt ihr das junge Mädchen nicht mehr ab. Bei der Karajan-Aufnahme mag ich den Gespensterchor ganz besonders, aber ansonsten finde ich es gesanglich sehr mau. irgendwie finde ich keine Idealaufnahme.


    LG,


    Knuspi

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