Heilige Elisabeth, bitte für mich! – Wer war der beste Tannhäuser?

  • Mir fällt gerade auf, daß in der Tannhäuser-Aufnahme der MET von 1966 ein Name auftaucht, den ich von der Frankfurter Oper her kenne. Es ist Arturo Sergi, der hier den Walther singt. Ich habe von ihm eine Aufnahme aus dem POSTILLON VON LONJUMEAU mit "Freunde, vernehmet die Geschichte". Ich bin erstaunt, daß er auch an der MET sang. Weißt Du etwas Näheres?


    Hallo Wolfgang, Arturo Sergi hat zwischen 1963 und 1966 ziemlich regelmäßig an der MET gesungen, etwa den Grigorij im Boris, den Stolzing, den Otello (tatsächlich habe ich ihn da neben Milanov und Merrill gehört!), Lohengrin, Edgardo, Ernani, Radamès und eben als Walter im Tannhäuser. Ich glaube, dass er mehr oder weniger der Schatten-Tenor war, der einsprang, wenn die Stars indisponiert waren, denn etliche der Partien hat er nur ein oder zweimal gesungen. Aber sogar beim Abschiedskonzert aus der alten Met hat er mitgemacht - neben Moffo u. a. im Sextett aus Lucia! Im neuen Haus hat er dann meines Wissens nur noch den Alfred in der Fledermaus und den Jakob Schmidt in Mahagony gesungen.
    Er hat Ende der 60er Jahre einige Spielzeiten lang viel in Deutschland gesungen. Ich habe mal einen ganz akzeptablen Bacchus von ihm im Cuvillés-Theater in München gehört. Irgendwie hat er das bacchantische der Figur überzeugend getroffen und er kam auch mit der hohen Lage gut zurecht!Außerdem habe ich auf LP einen Querschnitt durch Fidelio, auf dem er neben Anja Silja den Florestan singt.


    Mehr kann ich nicht von ihm berichten, aber vielleicht gibt es ja Taminos, die ihm auch in den späten Siebzigern oder frühen Achtzigern auf irgend einer deutschen Bühne begegnet sind

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Joseph II!


    Du hattest mich angestiftet, meine Meinung zu Lorenz als Tannhäuser zu sagen. Eigentlich wollte ich mich zu ihm ja nicht äußern, weil ich ihn nicht live gehört habe und zuvor nur über Live-Eindrücke geschrieben hatte. Auf Deine Bitte hin, hab ich dann dieAufnahme von Lorenz noch mal angehört und meine Meinung zu seiner Interpretation ins Netzt gestellt.
    Ich hatte eigentlich eine Reaktiion von Dir erwartet, aber da Du so gar nichts von Dir hören lässt, frage ich doch mal nach: wenn ich Dich recht verstehe bist Du ein Lorenz-Verehrer. Habe Dir mit meinem Beitrag etwa vor den Kopf gestoßen???

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo!


    Ich hatte in Arturo Sergi einen italienischen Tenor, der an der Frankfurter Oper singt, vermutet. Ich habe eine Platte mit Opernarien, die von Solisten der Frankfurter Oper gesungen werden. U. A. auch mit Arturo Sergi und dem Bassisten Georg Stern. Die Fidelio, die Du erwähnst, besitze ich auch. Eine interessante Aufnahme.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Lieber Joseph II!


    Du hattest mich angestiftet, meine Meinung zu Lorenz als Tannhäuser zu sagen. Eigentlich wollte ich mich zu ihm ja nicht äußern, weil ich ihn nicht live gehört habe und zuvor nur über Live-Eindrücke geschrieben hatte. Auf Deine Bitte hin, hab ich dann dieAufnahme von Lorenz noch mal angehört und meine Meinung zu seiner Interpretation ins Netzt gestellt.
    Ich hatte eigentlich eine Reaktiion von Dir erwartet, aber da Du so gar nichts von Dir hören lässt, frage ich doch mal nach: wenn ich Dich recht verstehe bist Du ein Lorenz-Verehrer. Habe Dir mit meinem Beitrag etwa vor den Kopf gestoßen???


    Lieber Caruso41,


    sei bitte ganz unbesorgt.
    Ich habe mit Freude deinen Beitrag mit deiner persönlichen Meinung über Lorenz in dieser Aufnahme gelesen und kann die Kritik schon teilweise nachvollziehen.
    Es ist halt so, daß man bei seinen Lieblingssängern oftmals gern über objektiv feststellbare Schwächen gnädig hinwegsieht.
    Max Lorenz hat so manche Gegner bei "Tamino" (einige sind nicht mehr dabei), von daher bin ich die Kritik durchaus gewohnt.
    Lorenz, das war alter Wagner-Gesang, so könnte man es wohl bezeichnen. Ein "Dinosaurier", der auf uns heute ungewohnt wirkt. Gleichwohl (oder vielleicht grad deswegen) bin ich wirklich ein großer Verehrer von ihm.
    Daß du ihn hier eher negativ, aber eben durchaus ausgewogen beurteilst, finde ich daher nicht schlimm, sondern bin dankbar über andere Meinungen.
    Das Forum lebt von solchen Diskussionen und unterschiedlichen Auffassungen. Sakrosankt sollte kein Sänger sein, so legendär sein Name auch sein mag.


    Mit freundlichen Grüßen
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo, Joseph II!


    Max Lorenz war als Wagner-Sänger im schweren Fach (Siegmund, Siegfried usw.) eine Klasse für sich. Da dürfte es wohl keine Diskussionen geben. Aber ich habe ihn in einer AIDA-Gesamtaufnahme mit Anneliese Kupper und Margarete Klose, da gefällt er mir als Radames überhaupt nicht. Aber Ehre wem Ehre gebührt. Als Wagner-Sänger für mich hervorragend.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Lorenz, das war alter Wagner-Gesang, so könnte man es wohl bezeichnen. Ein "Dinosaurier", der auf uns heute ungewohnt wirkt. Gleichwohl (oder vielleicht grad deswegen) bin ich wirklich ein großer Verehrer von ihm.
    Daß du ihn hier eher negativ, aber eben durchaus ausgewogen beurteilst, finde ich daher nicht schlimm, sondern bin dankbar über andere Meinungen.


    Hallo Joseph II!
    Es freut mich, dass Dich meine Kritik an Lorenz nicht verärgert hat. Ich denke wirklich, dass er als Tannhäuser durchaus beeindrucken kann - wenn er auch seine sängerische Qualität nicht über jeden Zweifel erhaben ist.


    Nicht ganz zustimmen möchte ich Deiner Einschätzung, Lorenz sei gleichsam ein Vertreter des Wagnerstils, wie er früher gängig war.
    Vielmehr ist er Vertreter des Stils der 30er und 40er Jahre, in dem das emphatische Deklamieren wichtiger genommen wurde als das kantable Singen, das Wagner sich gewünscht und immer wieder eindringlich gefordert hatte.
    Wenn Du mal den von mir so sehr verehrten Jacques Urlus, aber auch Heinrich Knothe, Richard Schubert oder Leo Slezak hörst, dann wirst Du erkennen, dass zu Beginn des Jahrhunderts Wagner-Gesang durchaus noch auf Stimmfluß und Linienformung setzte. Allerdings gab es auch da schon eine Reihe von Tenören, die mangelnde Gesangstechnik durch heftiges Deklamieren kompensierten. Die englischen Kritiker nannten das - und bis heute - "The german bark"! Damals hatte man oft noch glanzvolles Stimmmaterial, aber bei etlichen Tenören unserer Tage wird dann nur noch gebellt!

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich möchte hier auf einen Tenor hinweisen, den ich in der Aufzählung der besten Interpreten des "Tannhäuser" vermisse. Es ist der Tenor AUGUST SEIDER. Ein Heldentenor, dem diese Rolle auf den Leib zugeschnitten zu sein scheint. Ich höre ihn gerade auf einem fast historischen Ausschnitt aus dieser Oper. In einer famosen Besetzung: Mit Marianne Schech, Rita Streich, August Seider, Franz Klarwein, Karl Paul und Otto von Rohr. Begleitet von Chor und Orchester der Münchner Staatsoper unter der Ltg. von Robert Heger. Diese Aufnahme fasziniert mich sehr.

    W.S.

  • Ich möchte hier auf einen Tenor hinweisen, den ich in der Aufzählung der besten Interpreten des "Tannhäuser" vermisse. Es ist der Tenor AUGUST SEIDER. Ein Heldentenor, dem diese Rolle auf den Leib zugeschnitten zu sein scheint. Ich höre ihn gerade auf einem fast historischen Ausschnitt aus dieser Oper. In einer famosen Besetzung: Mit Marianne Schech, Rita Streich, August Seider, Franz Klarwein, Karl Paul und Otto von Rohr. Begleitet von Chor und Orchester der Münchner Staatsoper unter der Ltg. von Robert Heger. Diese Aufnahme fasziniert mich sehr.


    Für 'n Appel auf CD zu bekommen:



    LG


    8)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Mein lieber Harald!


    Vielen Dank für den Hinweis! Kennst du auch den deutsch gesungenen Querschnitt aus "Don Pasquale" unter Fritz Lehmann, mit Rita Streich, Karl Schmidt-Walter, Josef Greindl und einem deiner Lieblingstenöre, nämlich KURT WEHOFSCHITZ. Er singt einen wirklich guten Ernesto.



    Herzlichst Wolfgang

    W.S.

  • Lieber Wolfgang,


    den möchte ich haben. Post an Dich unterwegs.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Auch hier wäre eine Wiederbelebung des Themas interessant.


    Die angeblich kaum besetzbare Partie (die schwierigste von Wagner?) hat dennoch einige doch sehr gute Interpreten gesehen. Die ganz historischen lasse ich nun bewußt aus, versuche nochmal meine Favoriten zu benennen.


    Erste Wahl wären für mich:


    - Max Lorenz (wer ihn 1943 live unter Knappertsbusch gehört hat, wird's verstehen, wieso; "im Venusberg drangen wir ein!" singt niemand ekstatischer)
    - Wolfgang Windgassen (Cluytens/Bayreuth 1955)
    - Spas Wenkoff (Davis/Bayreuth 1978)
    - Ramón Vinay (Keilberth/Bayreuth 1954)


    Mit etwas Abstand:


    - René Kollo (Solti/Wien 1970; ich weiß, es war im Studio, aber das Ergebnis überzeugt mich trotzdem)
    - Hermin Esser (Davis/Bayreuth 1977)
    - August Seider (Heger/München 1951)


    Treptow, Aldenhoff, Gruber und Kozub kenne ich leider nicht als Tannhäuser. Gibt es Aufnahmen-Empfehlungen?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Auch hier wäre eine Wiederbelebung des Themas interessant.


    Die angeblich kaum besetzbare Partie (die schwierigste von Wagner?) hat dennoch einige doch sehr gute Interpreten gesehen. Die ganz historischen lasse ich nun bewußt aus, versuche nochmal meine Favoriten zu benennen.


    Dies ist sicher einer der Threads, in dem am ausführlichsten und ernsthaftesten diskutiert wurde.
    Es lohnt sich, weit zurück zu blättern und den Gang der Diskussion noch mal nachzuvollziehen.
    Ob es inzwischen neue Einsichten und Gesichtspunkte gibt, weiß ich nicht.
    Warten wirs ab.



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Liebe Musikfreunde,


    nach längerer Abstinenz in diesem Thread melde ich mich heute aus folgendem Anlaß:



    In dieser gerade erworbenen Box sind 2 mir bisher unbekannte Einspielungen von Tannhäuser-Szenen enthalten:


    "O Fürstin" mit Annelies Kupper als Elisabeth, 1958 RSO Berlin unter R.Kraus


    "Inbrunst im Herzen" 1951 RSO Stuttgart unter A.Rischner.


    Im Booklet kam der Sänger selbst zu Wort. Er bezeichnete den Tannhäuser als die schwerste und auch physisch anstrengendste aller Tenor-Partien überhaupt. Doch gerade diese Rolle hat er mit mehr als 200 Vorstellungen am häufigsten gesungen, allein 33 mal bei insgesamt 6 Bayreuther Festspielen. Das hat ihm den Titel "Ehrenbürger von Bayreuth" eingebracht.


    Seinen letzten Tannhäuser sang er 1974 am Vorabend seines 60. Geburtstags in Stuttgart. Im Herbst desselben Jahres ist er verstorben


    Von den guten Tannhäuser-Darstellern ist und bleibt Wolfgang Windgassen für mich an erster Stelle.


    :angel:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Ich möchte gerne darüber austauschen, welche Sänger gegenwärtig gute, hörenswerte Tannhäuser auf der Opernbühne sind.


    In den letzten Jahren habe ich gehört und gesehen:


    - Lance Ryan in Hamburg (in der Kupfer-Inszenierung)
    - Robert Dean Smith in Wien (Claus Guth)
    - Peter Seiffert an der Berliner Staatsoper (Sascha Waltz)
    - Burkhard Fritz ebenda
    - Stephen Gould an der Deutschen Oper Berlin (Kirsten Harms)


    Im Herbst werde ich Andreas Schager an der Deutschen Oper hören. Die Karten liegen schon bei mir auf dem Tisch.
    Torsten Kerl würde ich gerne hören, aber soweit ich sehe, singt er die Partie zur Zeit nicht.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Banner Trailer Gelbe Rose