Überschätzte Primadonnen der Gegenwart

  • Auch wenn dies ein Männer-dominiertes Forum ist - wir wollen ja solche Bemerkungen unter der Gürtellinie nicht unkommentiert hier stehen lassen - nicht wahr? *smile*


    Austria
    Quotenfrau :D

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Dabei habe ich die Sängerin sehr schätzen gelernt ob ihrer Natürlichkeit und ihrer realen Sichtweise zu dem Werberummel,den Andere mit ihr veranstalten.Das alles ist ihrer Ansicht nach nur Geklapper,welches heute eben zum Geschäft gehört.Viel wichtiger ist ihr eine überzeugende Darstellung ihrer Rollen abzuliefern und das tut sie fürwahr!Ich freue mich jedenfalls über ihre schöne Stimme,ihr hübsches Lachen und ihr gewinnendes Wesen.Sie ist eine Bereicherung der Opernszene.


    Hallo,


    Siegfrieds sympathische Ausführungen möchte ich noch etwas aus eigener Sicht ergänzen. Zum Glück unbemerkt von der Welt-Öffentlichkeit (welch ein Rummel wäre im Westen darum veranstaltet worden!) sang Anna Netrebko am 3. Januar ihre erste Mimi, und zwar am heimatlichen Mariinsky-Theater. Als Partner hatte sie keinen geringeren als Rolando Villazón bei seinem Rußland-Debüt, und für diese beiden hatte Valéry Gergiev extra die "Bohème" gelernt, die er vorher noch nie dirigiert hatte.


    Von mir darauf angesprochen, laut eines der beiden deutschsprachigen Bücher über sie habe sie bereits im Frühjahr 2004 mit ihrer Mimi die Zuschauer in St. Petersburg zu Tränen gerührt, meinte sie trocken : "Don't read these books. It's bullshit!" Interessant auch, daß niemand von ihr und Villazón Notiz zu nehmen schien, als sie am Abend vor ihrer Aufführung noch ein Konzert des Verdi-Requiems besuchten - also : Normalität in Rußland um Netrebko, kein Rummel.


    Typisch für den dicht gedrängten Terminkalender des Mariinsky-Theaters, hatte Netrebko mit dem Mariinsky-Orchester unter Gergiev in den Tagen zuvor für Deutsche Grammophon Russische Romanzen aufgenommen; die erste (dreistündige) Bohème-Probe gab es einen Tag vor der Aufführung, die zweite und letzte Stunden vor der Vorstellung. Das war's.


    Dies vorausgesetzt, dürfte ein Beckmesser bemerkt haben, daß Netrebkos Stimme nicht ganz frisch wirkte (kein Wunder!), daß bei ihrer ersten Mimi noch einige wenige Prozente zu einer idealen Mimi fehlten. Aber : Sie ist auf dem richtigen Weg zu einer solchen, und ich hoffe, sie wird sich langsam, aber sicher von hoch liegenden Zwitscherpartien wie "Pasquale"-Norina (die sie im Frühjahr an der Met singen wird) entfernen und sich Rollen zuwenden, in denen sie die ganze Schönheit ihrer relativ dunkel timbrierten Stimme entfalten kann. Bei ihrer ersten Mimi hatte sie bereits alle Töne, und für diejenigen, die bei ihrer Salzburger Violetta das Auslassen des hohen Es am Schluß des 1. Aktes monierten, sei angemerkt, daß sie am Ende des 1. Bohème-Aktes ein nicht weniger die Nerven belastendes todsicheres hohes C sang. Vom stimmlichen Ausdruck her war bereits jetzt schon alles perfekt, ihre Stimme blühte auf, und im Spiel (obwohl Premieren-Regisseur Ian Judge anwesend war, wird er angesichts der Kürze der Proben nur wenig Einfluß auf ihre Darstellung gehabt haben) war die vollendete Harmonie zu ihrem Partner zu bemerken. Ich gestehe, selbst als "alter Hase" im Verlaufe des Abends einige Tränen zerquetscht zu haben. So sollte es bei einer guten "Bohème" sein, und diese hier war eine der besten, die ich jemals hörte - Dank Netrebkos und Villazóns Leistungen sowie Gergievs perfektem Eingehen auf die beiden.


    Über Villazón und Gergievs mehr unter den entsprechenden Threads.


    Fazit : Diese Mimi zeigte Anna Netrebko als eine seriöse und professionelle Künstlerin - der (auch in meinen Augen übertriebene) Hype um ihre Person in der Yellow Press ist eine Sache, ihre Leistung am Abend die andere (wichtigere), und die war zum Weinen gut! Ich denke, daß in Netrebko eine Mimi heranreift, die man in der Zukunft zu den Großen ihrer Zunft zählen wird.


    Sune

  • @sune


    Vielen Dank für Deinen Bericht, den ich schon mit Neugier erwartete und ich freue mich sehr über Dein positives Urteil über AN's Mimi.


    LG
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Sagitt meint:


    Gehört es hierhin ? Eine Bachsängerin,Sopran zwar, aber Prima Donna ?
    Aber überschätzt. Barbara Schlick hatte eine umfangreiche Karriere,Herreweghe,Koopmann, Coin und viele andere haben sie beschäftigt mit ihrem scharfen, teilweise unangenehmen Sopran.
    Bei Koopmann wurde sie sukzessive ersetzt, vielleicht wegen der deutlichen Kritik an ihres Sangesleistungen.
    Ich finde, gegenüber ihrem Leistungsvermögen hat es eine sehr große Präsenz in verschiedensten Aufnahmen erreicht.

  • Zitat

    Original von sagitt
    Sagitt meint:


    Gehört es hierhin ? Eine Bachsängerin,Sopran zwar, aber Prima Donna ?
    Aber überschätzt. Barbara Schlick hatte eine umfangreiche Karriere,Herreweghe,Koopmann, Coin und viele andere haben sie beschäftigt mit ihrem scharfen, teilweise unangenehmen Sopran.
    Bei Koopmann wurde sie sukzessive ersetzt, vielleicht wegen der deutlichen Kritik an ihres Sangesleistungen.
    Ich finde, gegenüber ihrem Leistungsvermögen hat es eine sehr große Präsenz in verschiedensten Aufnahmen erreicht.


    Wie wäre es mit wenigstens einer Andeutung, warum genau sie überschätzt sein soll? Wer z.B. unter jüngeren Sopranistinnen für dieses Repertoire ist angemessen eingeschätz oder unterschätzt?
    Relativ scharf oder spitz klingende Stimmen sind ja bei Sopranistinnen (nicht nur) der historischen Aufführungspraxis nichts ganz ungewöhnliches. Mir ist Schlick zwar nicht besonders positiv, aber auch nicht unangenehm aufgefallen; selbst ihre Cleopatra ist gar nicht so schlecht, auch wenn man sich hier leicht besseres vorstellen könnte.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Hallo JR,


    ich wills versuchen. Als Beispiel möchte ich die Matthäus-Passion von Herreweghe aus den achtziger Jahren wählen. Aus Liebe will mein Heiland sterben, dafür braucht es eine warm timbrierte Stimme,großartig zB Elly Ameling. Frau Schlick singt, ihrem Temparent gemäß?, kühl.
    Zugleich,beim Schreiben, merke ich, wie schwer ein solches " Urteil" intersubjektiv formuliert werden kann.
    Für mich gehört sie den Sängerinnen und Sängern, bei denen ich mich frage, warum sind sie oft eingesetzt worden ?
    Ich will das gar nicht mit anderen vergleichen, die zu wenig eingesetzt sind, denn das ist nicht Gegenstand des threads und ich wüsste darauf auch nur zu schreiben, wen ich gerne mehr gehört hätte.


    Schöne Grüsse aus kaltem Bremen


    Sagitt

  • Zur Netrebko und dem schönen Bericht über die St. Petersburger Bohème: Mein Hauptkritikpunkt an ihr ist, dass sie meines Erachtens nach die "falschen" Partien singt - viel zu hoch. Ihr Stimmklang deutet eher auf einen etwas tieferen lyrischen Sopran hin, und ich glaube, dass es ihrer Stimme mit mehr Mimì-Partien und weniger Violetta-Partien langfristig gesehen besser ginge, und dass in ersteren auch das Ergebnis noch besser ausfällt: Die beste Violetta wird sie nie werden, auf die beste Mimì, oder vielleicht auf die beste Tatjana oder Desdemona hat sie vielleicht Chancen (mir hat die Desdemona-Arie auf der CD "Sempre libera" am besten gefallen!).

  • Zitat

    Original von Philhellene
    Ihr Stimmklang deutet eher auf einen etwas tieferen lyrischen Sopran hin, und ich glaube, dass es ihrer Stimme mit mehr Mimì-Partien und weniger Violetta-Partien langfristig gesehen besser ginge, und dass in ersteren auch das Ergebnis noch besser ausfällt: Die beste Violetta wird sie nie werden, auf die beste Mimì, oder vielleicht auf die beste Tatjana oder Desdemona hat sie vielleicht Chancen.


    Dieser Einschätzung stimme ich nach der St. Petersburger Mimi teilweise zu, wobei ich die Violetta von den Partien, von denen Anna Netrebko sich verabschieden sollte, ausnehmen möchte. Ich finde, die Violetta gehört durch ihre unterschiedlichen Anforderungen zu den schwierigsten Rollen : im 1. Akt mit hoher Koloratur, im 2. Akt lyrisch bis Spinto, im 3. Akt wieder lyrisch. Bezogen auf die Salzburger Traviata, hatte ich den Eindruck, daß AN diese Anforderungen höchst respektabel erfüllte.


    Obgleich ich andere Tatjana-Vorstellungen habe und im Idealfall eine Stimme mit einer fülligeren Mittellage und insgesamt etwas mehr Volumen bevorzugen würde, kann ich mir eine Tatjana in absehbarer Zeit vorstellen. Ich erinnere, daß Gergiev bei uns in Mikkeli und auch auf diversen Auslandstourneen mit Irina Mataeva eine Sängerin hatte, die nicht Netrebkos Mittel besaß und doch ihren Weg zu dieser Partie fand. Bei der Desdemona würde ich jedoch ein entschiedenes Veto einlegen. Das Lied von der Weide plus Ave Maria, und das noch als Studio-Einspielung, ist kein Maßstab für eine Desdemona, die im 2. und besonders im großen Concertato des 3. Aktes Netrebko bei weitem überfordern würde.


    Die Stimmbänder sind wie ein Gummiband. Wird dies nur vorsichtig ausgedehnt, wird es immer in den Ursprungszustand zurückkommen; wird es jedoch überdehnt, besteht die Gefahr eines irreparablen Schadens. In diesem Sinne würde ich der Netrebko raten, möglichst lange bei Partien wie Susanna zu bleiben. In diesem Sommer werden wir, so denke ich, in Salzburg hören, wie gut ihr diese Rolle liegen müßte.


    Sune

  • Was mich an ihr maßlos stört, ist das Missverhältnis zwischen Präsentation und tatsächlicher Leistung.
    Ich kenne etliche Sängerinnen, vor allem aus Staaten des ehemaligen Ostens, die besser si(a)ngen - aber nicht international herumgereicht wurden.
    Weshalb nicht?


    Leute, bitte aufwachen und die Wahrheit erkennen: Sex sells!
    Die Netrebko wird nicht über ihre passable Stimme, sondern über ihr Aussehen vermarktet. Klassikkäufer sind überwiegend Männer (sage nicht ich, sondern die Statistik, die sich auch ein wenig im Tamino-Forum abbildet).
    Interview der Netrebko in "News" (das ist eine österreichische Hochglanz-Zeitschrift), Frage (ungefähr): Wie viel Deutsch können Sie schon? Darauf Netrebko (wörtlich): Junge, Küssen, Schwanz.
    Da sage noch einer, dass die Netrebko nicht selbst zu einem Image beiträgt, das man als kritischer Beobachter nur noch staunend wahrnimmt.


    Machen wir einmal ein Gedankenexperiment: Stellen wir uns vor, die Person, um die es geht, hat genau dieselbe Stimme wie die Netrebko, die identische Technik (also das etwas unsaubere Anschleifen von Tönen und eine leichte Neigung, in Phrasen hineinzuatmen), aber sie hat nicht den klingenden Namen Anna Netrebko und kommt nicht aus St. Petersburg, sondern heißt meinetwegen Karoline Hinterschachermeier, kommt aus Marchtrenk in Oberösterreich und bringt auf ca. 1.65 Meter Körpergröße etwa 95 Kilo auf die Waage.
    Welcher von uns Taminoistinnen und Taminoisten glaubt, dass Frau Hinterschachermeier auch nur eine kleine Zehe in die Tür bekommt, die zur internationalen Karriere führt?

    Von mir aus soll sich die Netrebko auf die Weise vermarkten lassen, die man ihr derzeit angedeihen lässt. Sie wird damit entsprechend Geld machen. Aber im Grunde sollte man Mitleid mit ihr haben, weil sie Besseres verdient als diesen Hype, der mit ihren Gesangsleistungen nur peripher zusammenhängt.
    Gab's da nicht einmal eine österreichische Sängerin, die man so ähnlich vermarkten wollte? Wie hieß die doch gleich? Anna Mild, nein, Petra Flindt, nein, jetzt hab' ich's: Eva Lind! Hat auch bei der Opernball-Eröffnung geträllert, kurze Röckchen getragen und wurde als "größte Stimme in schönst möglicher Verpackung" verkauft.
    Neulich hat sie bei irgendeiner TV-Gala auf dem Niveau vom "Musikantenstadl" gesungen...

    ...

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  • @Edwin


    Da sage noch einer, dass die Netrebko nicht selbst zu einem Image beiträgt, das man als kritischer Beobachter nur noch staunend wahrnimmt.


    Ich staune über Deine unkritische Wahrnehmung der Zeitschrift News. Ein sensationsgeileres Machwerk gibt es ja wohl nicht. Und ob sie das wirklich wörtlich gesagt hat? warst Du beim Interview dabei? Andererseits, was soll man schon antworten auf solche und andere dämliche Fragen....


    LG
    Austria
    übrigens heterosexuell und trotzdem Netrebko-Fan :D

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Hallo Edwin


    Zitat

    Da sage noch einer, dass die Netrebko nicht selbst zu einem Image beiträgt, das man als kritischer Beobachter nur noch staunend wahrnimmt.


    Ich kann als kritischer Beobachter nur staunend wahrnehmen, dass du dich ernsthaft auf NEWS beziehst...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Theophilus,
    über das Niveau von News dürften wir einer Meinung sein. Allein: Gefälschte Interviews kann man beeinspruchen. Da am Netrebko-Management zwei österreichische Medienprofis beteiligt sind, wissen die das.
    Also: Entweder hat sie den Ausspruch getan oder er wurde ihr mit ihrer Billigung oder Billigung des Managements in den Mund gelegt.
    Wie man's dreht und wendet: Netrebko wird auf eine Weise vermarktet, die mit ihrer Stimme nichts zu tun hat.
    Dass das Pop-Geschäft so läuft, weiß man seit geraumer Zeit. Aber soll man nun schweigend glücklich sein, wenn das auch in der Klassik Usus wird? Denn wenn das Beispiel Netrebko Schule macht, dann funktioniert bald auch das Klassik-Geschäft nur noch (oder zumindest primär) über Optik in Verbindung mit kessen Sprüchen und Kontakt zu Magazinen von zweifelhaftem Niveau auf den Kultur-Seiten.

    ...

  • Hallo Edwin,


    du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sich ihr Management um alles kümmert, was über sie geschrieben wird? Die würden nur bei krassen Verleumdungen einschreiten, der Rest fällt unter die Kategorie "Besser Unsinn als keine Meldungen".
    Ich habe erst vor kurzem ein Interview mit ihr überflogen, wo der Interviewer auf ein paar Fakten eingehen wollte, die in zwei deutschsprachigen Büchern über Anna Netrebko stehen. Anna wimmelte sofort ab: "Don't read these books. It's bullshit!"



    Zitat

    Wie man's dreht und wendet: Netrebko wird auf eine Weise vermarktet, die mit ihrer Stimme nichts zu tun hat.
    Dass das Pop-Geschäft so läuft, weiß man seit geraumer Zeit. Aber soll man nun schweigend glücklich sein, wenn das auch in der Klassik Usus wird?


    Wenn mir die Antwort auch schwer fällt, sie ist ein klares JA! (Naja, du musst nicht glücklich sein, aber du musst es hinnehmen...)


    Die Werbeindustrie wird für uns paar Klassikhansln keine Extrawürsteln machen, sondern bewährte Konzepte auch hier einsetzen. Die Klassikfirmen werden mitziehen, da sie ja Geld verdienen wollen. Es liegt teilweise am den Künstlern, wie weit sie bereit sind, sich vermarkten zu lassen, und auch an den Konsumenten, die ja prinzipiell unerwünschte Werbemethoden durch Konsumverweigerung bestrafen können.


    Was aber bei allem Wunschdenken auf keinen Fall passieren wird, ist, dass es nur für den Klassiksektor intellektuell hochgestochene, oder sonstwie "seriöse" Werbung geben wird, oder dass für alle Zukunft Werbemethoden der 70er weitergepflegt werden. Bevor das passiert, sperren die großen Medienkonzerne ihre Klassikabteilungen zu!




    Zitat

    Denn wenn das Beispiel Netrebko Schule macht, dann funktioniert bald auch das Klassik-Geschäft nur noch (oder zumindest primär) über Optik in Verbindung mit kessen Sprüchen und Kontakt zu Magazinen von zweifelhaftem Niveau auf den Kultur-Seiten.


    Ich glaube, dass es nach einer Lernphase auf einem brauchbaren Niveau einpendeln wird. Man darf nicht vergessen (Alfred weist oft genug darauf hin), dass Klassikliebhaber nicht gerade dem Durchschnittsniveau von Otto Normalverbraucher angehören. Man kann in der Werbung nicht permanent an ihnen vorbeizielen. Man wird dies ein wenig berücksichtigen, ansonsten aber alle bewährten Register ziehen, um Klassik auf möglichst breiter Basis an den Konsumenten zu bringen. Wir dürfen nicht vergessen, dass dies die einzige Variante ist, mit der die großen Labels überleben werden können, so dass das Gelingen auch in unserem Interesse ist.



    Außerdem verstehe ich gar nicht, worüber du dich aufregst. ;)
    Der Hype um Anna N. überrascht uns ein wenig, da die meisten von uns so etwas noch nicht erlebt haben. Aber das ist noch nicht annähernd das Theater, das in den 50ern um Maria Callas gemacht wurde. Und in den Geschichtsbüchern gibt es noch mehr solche Dinge zu lesen....



    Wie heißt es so schön:


    Nichts Neues unter der Sonne.


    oder


    Alles schon dagewesen....

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Was mich an ihr maßlos stört, ist das Missverhältnis zwischen Präsentation und tatsächlicher Leistung.


    Hallo Edwin,


    in meinen Beiträgen zu Anna Netrebko habe ich immer zu verdeutlichen versucht, daß auch ich der von ihrem Management angezettelten und von ihr offensichtlich gebilligten Vermarktung ablehnend gegenüber stehe. Ich denke, sie bzw. ihr Mangament sollten mehr auswählen, welchem Magazin Interviews gegeben werden, und diese sollten dann seriöser und substanzreicher sein.


    Dieses ist (leider) die eine Seite der Medaille, doch die andere zeigt eine professionelle Künstlerin, die am Abend ihre ernst zu nehmende Leistung bringt. Insofern sehe ich in keiner Weise ein Mißverhältnis zwischen "Präsentation und tatsächlicher Leistung". Und was Deine Beschreibung ihrer vokalen Mängel angeht, bitte ich um Präzisierung. Das (unsaubere) Anschleifen von Tönen halte ich für eine allgemein akzeptierte Art der (italienischen) Gesangstechnik, das Hineinatmen in Phrasen ist mir bisher nicht aufgefallen bzw. ich würde es für "peanuts" halten. Wenn es darüber hinaus nichts an ihrer vokalen Leistung zu kritisieren gäbe, lohnte es sich nicht, auf Deinen Beitrag einzugehen, aber ich verstehe ihn so, daß Du auf das Problem einer unangemessenen Vermarktung aufmerksam machen möchtest. Indem Du Netrebko jedoch die Seriosität absprichst (siehe die "Rocklänge"), schießt Du m.E. über das Ziel hinaus.


    Noch ein Nachtrag zu meinem Petersburger Bohème-Beitrag. Villazón wurde mit Auftrittsapplaus begrüßt, Netrebko nicht; Villazón erhielt nach seiner Arie langen enthusiastischen Beifall, Netrebko lediglich normalen. Sie ist zum Glück zu Hause weit von dem westlichen Hype entfernt und dort nur eine, wenn auch populäre, "Haussängerin". Doch ihre Leistung entsprach vollkommen der ihres Tenorkollegen.


    Zum Thema Eva Lind habe ich bereits in anderem Zusammenhang einiges gesagt. Auch hier war die Vermarktung die eine Seite, ihre tatsächliche Leistung die andere, und die war (laut Siegfried) immer noch respektabel. Wenn jemand (ebenfalls laut Siegfried) immer noch die Konstanze bewältigt, kann sie meinetwegen auch in der Muppetshow auftreten, wie dies auch eine gewisse Joan Sutherland getan hat.


    Sune

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  • Hallo Sune,
    ganz im Ernst: Du bist die Ausnahme, weil Du die Netrebko sehr objektiv siehst!
    Aber das tut kaum jemand (und die Männer am allerwenigsten, in der Regel).
    Ich fürchte, dass diese Form des Managements der Netrebko sich eines Tages furchtbar rächen wird.
    Ich hoffe, dass die Netrebko demnächst einmal lernt, "nein, danke" zu dieser Form der Vermarktung zu sagen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie deren Gefahren nicht erkennt.
    Man wird sehen.

    ...

  • Eine "aktuelle" Sängerin, die meiner Meinung nach ein fürchterliches Timbre hat, aber dennoch schon eine recht große Diskographie hat, ist Maria Bayo. Es tut mir leid, ich kann bei dieser Stimme einfach nicht hinhören, es klingt für mich zu sehr nach einer verkühlten Ente (je nach Stück finde ich es zum Weinen oder schon wieder zum Lachen).

  • Jeder darf ja seine Meinung sagen, auch wenn es anderen nicht gefällt;
    das Problem der Netrebko ist meiner Meinung nach das der unausgereiften Technik, denn als Violetta war sie (FÜR MICH) enttäuschend, ebenso wie der die Töne stemmende Villazón.
    Das die Netrebko gut aussieht, steht ausser Frage, aber zum Singen gehört eine sicher beherrschte Technik, nicht nur eine schöne Oberweite, oder?
    Ich weiß das klingt nicht nett, aber gibt es keine anderen Sängerinnen, über die es sich l o h n t, sachlich zu diskutieren? Aber hier zeigt sich wieder die Industrie mit ihrer falschen Vermarktungsstrategie.


    Gruß Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Endlich einer der es auszusprechen wagt - die Bartoli ist total überschätzt!!
    Sonst die Ruhe in Person krieg ich nervöse Zustände wenn ich sie singen höre. Besonders empfand ich als sie sich mit ihrem Gemeckere und Gekeuche an der Elvira im "Don Giovanni" vergriffen hat - Hysterie pur! Zu Beginn ihre Karriere gefiel sie mir noch gut - erst als sie diese Masche quasi zu ihrem Markenzeichen machte kann ich sie einfach nicht mehr anhören!

  • sicherlich Netrepko und natürlich Bartoli, die mit ihren immer nur angesungenen oder angedeutetenTönen (Leider typisch für viele Sängerinnen der heutigen Zeit) und ihren unsauberen Kolaraturen, ihrem Hang zum Schreien einfach massiv überbewertet ist.
    Fleming, Voigt, Watson!!!, Polaski und auch Denoke, die mit ihrer Sieglinde sich weit übernommen hat.
    Leider ist dieses nur ein Kurzliste, es gibt derer noch viele................... ;(

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  • Ich setze Jessye Norman auf diese Liste - die orgelnde Gleichmacherei des gesamten Repertoires von Mozart-Liedern bis Isolde und darüber hinaus finde ich fürchterlich.


    Bei Bartoli stimme ich nur bedingt zu: sie hat sich früher klug bei dem aufgehalten, was ihrer Stimme entsprach - und ihre alten Aufnahmen kann man sich gut anhören; aber seitdem sie meint, außerhalb ihres Faches ihre geläufige Gurgel beweisen zu sollen, muß sie sich eben auch mit anderen messen lassen. Das geht meist, s. Donna Elvira, nicht zu ihrem Vorteile aus.


    Grüße!


    Honoria

    "...and suddenly everybody burst out singing"
    Busman's Honeymoon

  • Zitat

    Original von Honoria LucastaIch setze Jessye Norman auf diese Liste - die orgelnde Gleichmacherei des gesamten Repertoires von Mozart-Liedern bis Isolde und darüber hinaus finde ich fürchterlich.


    Bei Bartoli stimme ich nur bedingt zu: sie hat sich früher klug bei dem aufgehalten, was ihrer Stimme entsprach - und ihre alten Aufnahmen kann man sich gut anhören; aber seitdem sie meint, außerhalb ihres Faches ihre geläufige Gurgel beweisen zu sollen, muß sie sich eben auch mit anderen messen lassen. Das geht meist, s. Donna Elvira, nicht zu ihrem Vorteile aus.


    Honoria,


    bei der junger Bartoli gebe ich dir recht, man hoffte, es würde vielleicht doch einen gute Sängerin aus ihr werden, das Material war da. Nur ging es leider daneben, schade. Die Norman ist sicherlich auch eine gute Kandidatin für diesen Thread, mir fällt Jane Eaglen noch ein.....

  • Io son l´umile ancella del genio creator:
    ei m´offre la favella, io la diffondo ai cor ...



    Jungs, Mädels, ich find euer bashing in alle Richtungen abscheulich! :kotz:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Nach drei Jahren Sendepause ist es eine gute Idee Resume zu ziehen. Wir lesen was über Anna Netrebkow geschrieben wurde - und wir können es heute aus der Distanz der Zeit neutraler beurteilen. Wir sehen aber auch Statements über andere Prima- und sonstige -donnen. Und wir können die Verdikte bestätigen - verwerfen oder abmildern. Ob es derzeit "überschätzte" Sängerinnen, äh pardon "Primadonnen" gibt - das wird man vermutlich in Kürze hier lesen.


    Vielleicht kann man dabei auch versuchen, die Würde der Künstlerinnen zu respektieren...... (?)


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Für dieses Statement bin ich sehr dankbar, denn ich muß ja nicht explizit darauf hinweisen, dass diese unsachlichen, von außen gesteuerten Auseinandersetzungen nicht nur Sänger betreffen. Aber so ist nun eben die Welt ...

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

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