Verändert das Tamino-Klassik-Forum euren Musikgeschmack?

  • Zitat

    Original von Maggie


    Heute geht es mir so wie Rosenkavalier und Waldi, ich habe Probleme mit dem maßhalten. Aber das ist eine Tugend und wer will schon immer tugendhaft sein.:no:


    Liebe Maggie,


    Aus einem gewissen, äh, Zweckdenken heraus stimme ich dieser Feststellung zu, ziehe daraus aber eine andere Folgerung. Probleme mit dem Maßhalten zu haben, ist eine Tugend, jawoll! Und ich will derzeit so tugendhaft sein... :D :D


    LG


    Waldi

  • Als ich vor gut einem Jahr zu Tamino kam, war Musik (neben meiner Frau) das Wichtigste in meinem Leben und Bruckner mein "Hausgott".


    Jetzt, nach einem Jahr Tamino, höre ich am liebsten langsame Sätze früher Haydn-Symphonien oder Mozart-Klavierkonzerte, wenn ich überhaupt noch was höre.


    Bruckner ist fast völlig abgemeldet - vielleicht noch der langsame Satz der zweiten Symphonie.


    Auch insgesamt ist die Musik sehr weit in den Hintergrund getreten (sicher im Vergleich zu vor einem Jahr) - ich würde sie immer noch nicht missen wollen, aber andere Dinge sind wichtiger geworden.


    Die Dekonstruktion zum Beispiel, oder der gute Adalbert Stifter, auch die Malerei als solche...


    Und Tamino hatte an dieser Entwicklung einen gar nicht zu überschätzenden Anteil - meine Brucknersucht wurde hier äußerst effektiv kuriert und meine geistige Neugier aufs beste gefördert und unterstützt.


    Für diesen befruchtenden frischen Luftzug kann ich mich gar nicht genug bedanken bei allen Taminos - mal sehen, was die nächsten zwölf Monate Tamino so bringen werden!


    :hello:
    Flo
    (völlig frei von Ironie)

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)


  • Mir war ja vorher klar, dass sie verheerende Auswirkungen hat. Ich hielt das jedoch auf einige geisteswissenschaftliche Fakultäten beschränkt. Aber dass sie sogar die Musik in den Hintergrund verbannt, ist natürlich tragisch. Einzige Hoffnung ist, dass die Musik auch dann noch bestehen wird, wenn die "Dekonstruktion" sich endgültig selbst aufgehoben hat (was sie eigentlich nach zwei Sätzen meistens schon getan hat, nur wird das halt geschickt verschleiert) ;)


    Tamino hat meinen Musikgeschmack nicht verändert. Aber die Teilnehmer hier haben mir, wie schon seit Jahren in anderen Foren, Komponisten, Werke und Interpreten nahegebracht, die ich vorher kaum oder gar nicht kannte. Besonders im Bereich der älteren Musik, weniger bekannter Komponisten in der 2. Hälfte des 18. Jhds., aber auch einiges aus Spä(est)romantik.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • vor drei Jahren schrieb ich zu dieser Frage des Threads


    Zitat

    Aber ändern wird sich mein Musikgeschmack nicht, nur erweitern.





    das war in der Tat so.


    Als ich mich 2005 Tamino anschloss, ahnte ich nicht was alles noch in meine Sammlung geraten würde und was ich mir mal voller Begeisterung anhören würde.


    Ich hörte vorher nur Barockmusik, da war bei Bach spätestens Schluss.Durch das Forum kam dann das Interesse für die "Vorklassiker" und dann für Mozart und seine Zeitgenossen.
    Für Haydn brauchte ich noch mal einen extra Anlauf, zuvor empfand ich seine Musik als eher beliebig - oder um es böse zu formulieren ein uninteressanter Vielschreiber.
    Das hat sich geändert, wie so vieles.
    Ich mochte lange Zeit auch Mozarts Musik nicht.


    Und was folgte dann? - Beethoven und vor allem die Musik des 20. Jahrhunderts.
    Shostakovich und jetzt Wagner.


    Trotzdem höre ich meine Barockmusik noch genauso gerne wie früher, die Begeisterung für Lully wird auch immer größer, zumal ja immer neue Einspielungen auf den Markt kommen.


    Aber ohne das Forum hätte ich mir niemals den Ring reingezogen, niemals die Symphonien von Shostakovich, Mahler und Bruckner angehört.


    Ich bin sehr froh, dass ich nicht so auf eine Epoche fixiert bin und dadurch möglichst viel wunderbare Musik genießen kann.
    Die Reise geht weiter - und ich bin sehr gespannt darauf was noch kommt.


    In jedem Fall kann ich mich nur bei allen bedanken - es ist eine wahre Bereicherung für mein Leben.

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  • Meinen Geschmack hat das Tamino-Forum, jetzt, nach beinahe einem Jahr, nicht verändert. Dazu bin ich vielleicht auch zu alt.


    Was es aber bewirkt hat ist eine Horizonterweiterung. Ich habe viele Namen erstmals bewußt wahrgenommen (z.B. Ferdinand Ries, Hakon Børresen, Joseph Joachim Raff um nur mal drei zu nennen) und meine Diskographie dahingehend erweitert, auch mein Blick auf den einen oder anderen Interpreten hat sich gewandelt.


    Meine wichtigste Neuentdeckung war der Klang von guter historischer Aufführungspraxis (mein Favorit: die Mozart-Immerseel Klavierkonzerte).


    Ich habe dahingehend meinen Geschmack erweitert, aber nicht verändert.

  • Verändern im eigentlichen Sinne nicht, da bin ich viel zu stark tradtionell geprägt. Wesentliche Anregungen und Erweiterungen
    habe ich allerdings ständig aus dem Tamino-Forum bezogen. Für mich ist es auch interessant wenn neue Trends erkennbar sind. Durch Impulse aus dem Froum beschäftigte ich mich mit den Werken von Bax und Schnittke und habe mir dadurch neue Klangwelten erschlossen.
    Nachdem einige Mal über Marimbaphone als Soloinstrument in Klassikkonzerten berichtet wurde, hörte ich mir ein Marimba Konzert an und war sehr angetan. Auf meinen Vorschlag hin wurde der ausgezeichnete Virtuose Bogdan Bacanu für ein Konzert des Heilbronner Sinfonie Orchesters verpflichtet. Am 20. März 2011 dürfen sich die Heilbronner Musikfreunde auf folgendes für unsere Region progressives Konzert freuen.


    - Aaron Copland: Appalachian Spring
    - John Thrower: Rythms of Life (Marimba)
    . Anonin Dvorak: Aus der neuen Welt"


    Etwas überspitzt ausgedrückt: Beweis dafür, dass Tamino die Musikwelt in vielfacher Weise bereichert. :jubel: :jubel: :jubel:
    Herzlichst
    Operus


    P. S. Für die Programmmacher unter uns. Mit einem solchen Programm
    können auch konservative Hörer "verführt" bzw. an neue Werke herangeführt werden. Zwei gemäßigt moderne Stücke und dann ein bekannter, beliebter Klassikreißer als sichere Bank.
    Auch in dem Geschäft fängt man mit Speck die Mäuse!

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Travinius schrieb:


    Zitat

    Meinen Geschmack hat das Tamino-Forum, jetzt, nach beinahe einem Jahr, nicht verändert.
    Was es aber bewirkt hat ist eine Horizonterweiterung



    Mehr ist ja auch nicht zu erwarten.
    Prinzipielle Neigungen behält man in der Regel sein Leben lang,
    An bestehende Vorlieben kann abgeknüpft werden,Abneigungen können relativiert oder gemindert werden, Seinen tendenziellen Geschmack gedoch behält man in der Regeo lebenslänglich.Insofern ist auch der Titel dieses Threads lediglich als Schlagzeile, als Eyecatcher gedacht.....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Frage beantworte ich eindeutig mit einem nein. Mir waren - und sind - Mozart, Bach und Händel immer noch die liebsten Komponisten. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß sich das zukünftig ändern wird.


    Aber, und da kann ich vielen Schreibern aus voller Überzeugung zustimmen, „Tamino“ hat mir für bestimmte Komponisten die Augen geöffnet und damit den sprichwörtlichen Horizont erweitert: Das Kapitel „Barock-Oper“ fand durch dieses Forum erst mein Interesse; die Musik der Hochromantik trat durch dieses Forum in mein Blickfeld.


    Viele der ausgesprochen guten Beiträge etlicher Forenteilnehmer sind somit für mich Entscheidungshilfen, nicht nur beim Kauf von Musik, sondern auch hinsichtlich der historischen Einordnung der jeweiligen Komponisten - oder Interpreten. Der „Lullist“ sprach in seinem Beitrag von einer „Reise“, die ihn gespannt auf Unerwartetes mache. Das ist auch ein für mich zutreffendes Bild. Dieses Bild dann weiter aufnehmend schränke ich mich auch sofort wieder ein: Die Moderne, und sei sie ordnungsbegrifflich auch nur gemäßigt genannt, wird nie als Ziel angesteuert werden - es sei denn, daß sie an der Route liegt und nicht zu umgehen ist. So wie eine „geschenkte Karte“: Goreckis „Sinfonie der Klagelieder“ unter Ernest Bour...


    Ich möchte noch einen anderen (aus meiner Sicht nicht unwesentlichen!) Faktor hier im Forum erwähnen: Einige der Diskutanten, manchmal auch Disputanten, haben eine geradezu formidable Ausdrucksweise, eine „tolle Schreibe“, wie man so landläufig sagt. Das ist mir nicht gegeben, da muß ich passen. Auf jeden Fall erkenne ich da viel Fach-Wissen und schreiberische Eloquenz. Und habe zu danken!

    .


    MUSIKWANDERER

  • Geschmack ist ja bekanntlich auch Ansichtsache. Ich würde einmal behaupten, dass das Tamino Forum und mein durchaus fleissiges Lesen der Beiträge in den letzten zwei Jahren bei mir einen recht grossen (und ich denke mal positiven ) Einfluss hat. Durch die vielschichtigen Diskussionen und gehaltvollen Anregungen hat sich mein Zugang zu weiteren Genres der klassischen Musik zumindest erweitert. Hatte ich Pre-Tamino praktisch keinen Zugang und kein Interesse zu den Liedern und Orchestralen Werken, bin ich heute – auch dank den hervorragenden Erklärungen, Wissensstand und Überzeugungskraft der Tamino Schreiber - zumindest viel offener und neugieriger mit diesen für mich weniger zugänglichen Gattungen. Was sich trotz Tamino nicht verändert hat, sind aber meine grossen musikalischen Leidenschaften und Hörgewohnheiten, da ich seit Jahren immer noch mehrheitlich Klavier- und Kammermusik bevorzuge. Und vielleicht noch schlimmer, dass ich trotz fantastischen Opernbeiträgen im Tamino leider immer noch eine relativ grosse Resistenz zur Oper habe. Ich schätzte dieses Forum und den Austausch als wichtigen Bestandteil meinem weiteren musikalischen Weg (wie bereits auch von anderen Taminos in dieser Fragestellung mehrfach erwähnt). Tamino ermuntert mich über meinen „gewohnten Tellerrand“ zu schauen und neues zu erforschen und meinen momentanen Musik-Geschmack als nichts endgültiges einzugestehen. Dazu fällt mir Robert Frost’s (1874-1963) bekanntes englisches Gedicht ein, welches ich mir erlaube hier im Original Text beizufügen:




    1. The Road Not Taken


    TWO roads diverged in a yellow wood,
    And sorry I could not travel both
    And be one traveler, long I stood
    And looked down one as far as I could
    To where it bent in the undergrowth;


    Then took the other, as just as fair,
    And having perhaps the better claim,
    Because it was grassy and wanted wear;
    Though as for that the passing there
    Had worn them really about the same,


    And both that morning equally lay
    In leaves no step had trodden black.
    Oh, I kept the first for another day!
    Yet knowing how way leads on to way,
    I doubted if I should ever come back.


    I shall be telling this with a sigh
    Somewhere ages and ages hence:
    Two roads diverged in a wood, and I—
    I took the one less traveled by,
    And that has made all the difference.


    :angel:

    "Die Welt ward ihm Klavier. In Terzen, Quinten, Oktaven sprang sein Denken, Dur und Moll spannte sein Herz."
    Carl Sternheim

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  • Nach fast einem Jahr Mitgliedschaft keine Veränderung des Musikgeschmacks, der Hörgewohnheiten
    und der Lieblinge. Aber dank tamino nicht nur Horizonterweiterung, nein, es sind sogar neue Lieblinge
    (zB. Järvi, Jacobs, Herreweghe) um im orchestralen Bereich zu bleiben und als Dirigenten die
    dts. Kammerphilharmonie Bremen sowie das Freiburger Barockorchester
    dazugekommen. Vom Kunstlied-forum ganz zu schweigen. Das ist Spitze.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Hallo!


    Ich möchte auch behaupten, daß sich mein Musikgeschmack nicht verändert har. Taminoforum hat mich aber inspiriert, meine Sammlung zu erweitern. Viele gute Tips habe ich hier von Musikfreunden bekommen, und die Liste meiner zukünftigen Neuanschaffungen wird immer länger. Danke!


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Zwar bin ich erst sehr kurz dabei, kann mir aber nicht vorstellen, dass sich mein Musikgeschmack durch das Forum verändert, bisher hat sich da jedenfalls noch nichts getan. Die vielbeschriebene Horizonterweiterung trifft auf mich sicherlich auch zu. Außerdem beginne ich mich nach und nach für Interpreten zu interessieren und dies ist für mich neu. Bisher waren diese für mich vorwiegend Mittel zum Zweck und nur am Rande waren die jeweiligen Musikausübenden dafür ausschlaggebend ob ich mir etwas anhöre oder nicht. Hier vollzieht sich momentan ein Wandel und ich höre mir nun auch ganz gezielt Aufnahmen und Konzerte bestimmter Interpreten an.

  • Vermutlich war die Frage von Beginn an falsch gestellt.
    Oder aber man hat sie zu eng gefasst gesehen.
    Ist denn "musukalischer Geschmack" nur an Epochen, Komponisten und Werke gebunden ?
    Ist es nicht auch "musikalischer Geschmack" wenn ich den "Allerweltsinterpreten" nicht mehr akzeptiere, sondern ganz genau weiß welchen ioch will oder nicht will. Aber auch wenn ich das NICHT weiß, ist es nicht schon eine Verönderung des musikalischen Geschmacks, wenn ich mich für Interpreten interessiere, die mir vorher gleichgültig waren.
    Wenn mein Horizont erweitert wird - gleichgültig in welche Richtung .- ist das nicht schon "Veränderung des musikalischen Geschmacks ?


    Zu oft, allzuoft lese ich hier: Nein - aber.....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich kann auch nicht sagen, dass sich mein Musikgeschmack verändert hat. Nur kann ich hier in diesem Forum jetzt ungehindert über das reden, was mich bewegt, etwas, das in meiner Umgebung lange unterdrückt wurde. Und natürlich wird durch die vielen Anregungen, Tipps zu bestimmten Aufnahmen oder Konzerten bzw. Künstlern der eigene Horizont, wie es schon so schön genannt wurde, erweitert, und hin und wieder werde ich auch durch gegenteilige Meinungen dazu herausgefordert, meinen Standpunkt darzulegen. Ein wirklich fundierter Diskurs wird möglich. Das finde ich äußerst positiv.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Subjektiv habe auch ich den Eindruck, daß sich mein Musikgeschmack nicht geändert hat - aber objektiv scheint es schon der Fall zu sein , da meine Mutter immer wieder konstatiert, daß mein Geschmack großen Schaden genommen habe, seit ich in diesem "....."Forum involviert bin.


    In der Tat gibt es schon Werke in meiner Sammlung, die ich früher kaum je gekauft hätte- Ich höre sie zwar nur in homöopatischen Dosen - aber immerhin. Vermutlich bin ich einer der wenigen, die den Thread "Was höre ich gerade jetzt" lesen und sich von den dort vorgeschlagenen Aufnahmen inspirieren lassen....


    Dazu kommt noch, daß ich überall wo ich eine neue ungehörte CD sehe, denke: "Wäre das nicht ein Thema für unser Forum ?"
    Und natürlich beeinflust das dann schon mein Hörverhalten - wenngleich nur am Rande...


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und wieder ist beinahe ein Jahr vergangen . User sind gegangen - User sind gekommen.
    Zeit dafür die alte Frage erneut aufzuwerfen - und dsie vielleicht realitätsnäher zu formuliern:
    "Verändert das Tamino Klassikforum Eure Hörgewohnheiten ?"


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • "Verändert das Tamino Klassikforum Eure Hörgewohnheiten ?"


    Ohne Wolframs Beitrag hätte ich wohl nie Schönbergs Opus 31 angehört oder verschiedene Einspielungen der Beethoven Sinfonien. Natürlich erleichtert Youtube das Finden und muss hier ebenfalls als förderndes Element genannt werden.


    Die Beeinflussung durch die geführten Diskussionen ist ebenfalls nicht gering, da manch eigenes, vorgefasstes Urteil nicht immer unbeschadet die Debatten überlebt.

  • Ja, definitiv!
    Vorher waren meine Aufnahmen die Stücke, und das ist nicht mehr so. Jetzt sind es halt nur noch gewisse Interpretationen. Ich habe auch seither deutlich mehr CDs gekauft mit Stücken, die ich schon von anderen Orchestern hatte. So etwas habe ich vorher praktisch nur bei Bruckner gemacht.
    Lieder habe ich vorher praktisch überhaupt nicht gehört, das hat sich nicht dramatisch aber gelinde verändert.


    Ich habe einiges gelernt. Ein gutes Beispiel sind die Pauken, durch einen Thread hier wurde ich sensibilisiert, kaufte mir CDs und hörte anders hin. Dadurch höre ich jetzt in diesem speziellen Fall die Pauken auch bei anderen WErken anders. Und ähnlich ging es mir mit einigen Themen. Mir wurde beigebracht, worauf ich noch achten könnte/müsste. das war in vielen Fällen eine Bereicherung.


    Manchmal hat mich Begeisterung angesteckt oder ich wurde überredet. Also bei Stücken, die ich vielleicht gar nicht so mochte, gab es Leute, die mich dazu anhielten, noch einmal reinzuhören, auf etwas Bestimmtes zu achten. Das führte etliche Mahle zu Erfolg und ich mag jetzt Musik, die ich vorher links liegen ließ.


    Ich wurde auf Komponisten aufmerksam, die ich vorher gar nicht kannte.


    Das ist schon eine ganze Menge, oder?
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Da ich inzwischen zugegeben habe, etwas von Schönberg zu mögen: ganz offensichtlich!


    Allerdings ist dabei die Rolle von youtube gar nicht genug zu würdigen: ich hätte mir sicherlich keine CD mit irgendwas von Schönberg gekauft, nur um "mitreden" zu können - jetzt kann ich mir vorstellen, ggf. was zu kaufen, weil ich die Musik zumindest interessant finde.

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  • Lieber Alfred,


    um auf Deine Frage zu antworten: Nein, mein Musikgeschmack hat sich bisher nicht verändert. Aber Ja - ich bin offener für Hinweise der Taminos und höre mir schon mal an, was andere so für gut empfinden, wenn ich denn die Musik ohne finanziell hohen Aufwand hören kann. Und manchmal finde ich Sachen gut, die bisher nicht in meiner Lieblingsecke lagen. Beispiel Sibelius oder auch Janacek, bisher unterschätzt, nun aber daran nicht uninteressiert.


    Tamino ist mehr als nur ein "elitäres Forum". Ich halte es auch für eine Schule für musikbegeisterte Amateure.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • In gewisser Weise, hat sich schon etwas verändert, aber schon als ich noch "nur" Mitleser war. Ich habe angefangen nach Oper auch Lieder und Oratorien zu hören und mich der Instrumentalmusik zugewendet und dabei hier nützliche Hinweise und interessante Beiträge gelesen. Auch haben mich Äußerungen zu Komponisten des 20. Jahrhunderts sehr dazu gebracht, mich auch dort umzusehen, anstatt das von vornerein abzulehnen.
    Jetzt, wo ich Mitglied bin hat sich das seit dem schon gefestigt, aber ich bin immer wieder froh was Neues zu entdecken auch in der Vergangenheit.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Ich empfinde es als Glück, dass sich mein Musikgeschmack (ein Wort, dass ich nie gebrauche, ich verwende es nur, weil es im Thema aufgegriffen wurde) hier im Forum nicht verändert hat. Ich kenne nur Speisen, die mir schmecken. Manchmal habe ich das Gefühl, ich treibe mich hier nur deshalb ganz gern herum, um in meinen eigenen Auffassungen durch die andere Meinung bestärkt zu werden.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich empfinde es als Glück, dass sich mein Geschmack laufend verändert.


    Ich bin dankbar, nicht auf dem als Kind vorhandenen Stand stehengeblieben zu sein. Sonst würde ich heute weder Käse noch Fisch noch Rotwein noch Single Malt Whiskey genießen können.


    Musikalisch gilt das völlig analog. Hätte sich da nichts geändert, würde ich heute noch Beethoven-Sinfonien im Wechsel mit Tschaikowsky 6, Dvorak 9, Griegs Peer-Gynt-Suiten und Ravels Bolero hören.


    :hello:

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  • Verändert haben sich meine Musikvorlieben nicht. Allerdings bietet mir dieses Forum interessante Hinweise, Informationen und Anregungen. Und dafür bin ich sehr dankbar!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Nicht der Geschmack verändert sich, aber das Konsumverhalten :D . Gekauft habe ich schon immer relativ viel. Aber erst seit ich das Forum kennengelernt habe, reißt der Strom praktisch nicht mehr ab (das ist jetzt nur dezent zugespitzt). Ich werde ständig auf interessante Interpretationen hingewiesen, mit Solisten, Orchestern, Dirigenten, die ich nicht mehr auf dem Schirm hatte. Dann verführen einen die mitunter sehr günstigen Preise am Urwaldfluss zu allerlei Bestellungen, dann hält man natürlich dem 'Drei-Buchstaben-Versand' die Treue und die Reste des Frankfurter Tonträger-Einzelhandels wollen auch noch unterstützt werden ... aber Dank des Forums gehen mir die Ideen, wofür ich mein Geld raushauen könnte, nicht mehr aus.


    Bei unserem bald anstehenden Umzug werde ich jedenfalls Erweiterungs-Mobiliar zur Unterbringung der ständig wachsenden Sammlung anschaffen müssen. Der derzeitige Zustand ist nicht mehr haltbar: Türmchen hier, Türmchen da ....


    Sarkastisch zugespitzt kann ich das Forum als gewaltige Geld-in-CD-Umwandlungsmaschine betrachten - was natürlich bestenfalls ein Teil der Wahrheit ist. Ich freue mich einfach über die vielen Höranregungen.


    DANKE FORUM! DANKE FORUM! DANKE FORUM! (nur mit milder Ironie aufgeladen)


    P.S.: Meine Freundin sagte neulich, ich sei ja schon süchtig nach dem Forum. Bei Lichte betrachtet hat sie nicht unrecht. Ich hänge jeden Tag vor dem Rechner und bin über den Tag verteilt immer wieder mit mindestens einem Auge dabei.


    Grüße,


    Garaguly

  • Kann so gesehen, Garaguly nur Recht geben...ich kaufe viel mehr durch das Forum; hier was Interessantes und da was Neues, und das noch in der Aufnahme usw...manchmal komme ich gar nicht mit dem Hören hinterher und schon liegt wieder ein Paket bei mir im Briefkasten (meine Postbotin muss mich wahrscheinlich für kaufsüchtig halten)
    Manchmal ärgere ich mich regelrecht, wenn ich hier wieder was Neues entdeckt habe, dass mein monetärer Zustand manchmal eher eingeschränkt ist.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Auch ich habe schon sehr lange nicht mehr in diesem Thread geschrieben. Mein prinzipieller Geschmack hat sich nicht geändert.
    Da man aber via Forum immer mehr mit einem bisher unbekanntem Repertoire und unbekannten Interpreten konfrontiert wird - hat das natürlich schon einen gewissen Einfluss auf Kaufverhalten und - letztlich "Geschmack". Das trifft natürlich vor allem auf den Forenbetreiber zu. Ob man das als Vor - oder Nachteil sehen will - das ist eine Geschmacksfrage.....
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Meinen musikalischen Geschmack zu verändern, ist dem Forum (noch?) nicht gelungen, aber zu erweitern sehr wohl. Aber in einer anderen Hinsicht hat Tamino sich geschmacksverändernd auf meine Anschauungen ausgewirkt. Ich befürchte, dass manch einer nicht gerne lesen wird, in welcher Hinsicht dies geschah: das leidige Thema Regietheater.


    Zum Zeitpunkt meiner Anmeldung stand ich dem, was unter genannten Begriff zusammengefasst wird, ablehnend gegenüber und betonte dies u.a. ausdrücklich im Telefonat mit Alfred. Die Diskussionen im Forum haben mich aber sehr nachdenklich gestimmt, insbesondere die von einigen Gegnern gebetsmühlenartig vorgetragenen und m.M.n. bornierten "Argumente". Die zumindest dem Buchstaben nach erfolgende Selbststilisierung mancher als heilige Kulturkrieger im aufopfernden letzten Gefecht gegen Kunstzertrümmerer empfinde ich persönlich als peinlich und kindisch. Das ist kein Affront gegen jene, die librettogetreue Inszenierungen wünschen, vielleicht aber gegen jene , die alles andere in Bausch und Bogen unreflektiert dämonisieren und verdammen.

    "Geduld und Gelassenheit des Gemüts tragen mehr zur Heilung unserer Krankheiten bei, als alle Kunst der Medizin." (W.A. Mozart)

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