Ohrenschmaus des 20. Jahrhunderts?

  • Hallo,


    die Musik im 20. Jhdt. ist wesentlich tonaler, als man gemeinhin meint. Spontan möchte ich dafür Langgaard, Mjaskowski, Glier, Chatschaturian, Prokofiew, Strauss, Orff und auch Strawinsky anführen, in deren Ouvre genügend Werke sind, die sämtliche in diesem Thread vorgegebenen Prämissen erfüllen.


    Beste Grüße
    John Doe

  • Lieber John Doe,


    Es ist richtig, dass auch die Musik nach 1930 weit tonaler ist, als sie von Nichtkennern eingeschätzt wird. Glière habe ich neben den schon in meinem Beitrag 55 genannten Komponisten auch. Ich vergaß, ihn zu erwähnen. Strawinsky, Chatschaturian, Prokofjew und Strauss hatte ich da auch schon genannt, von Orff besitze ich bisher nur "Die Kluge" und kenne Einiges aus den "Carmina burana", die beiden anderen, von dir Genannten kenne ich noch nicht, aber es ist ein guter Tipp, sich einmal von diesen zu befassen.
    Wen ich auch hier bisher vermisse, ist Werner Egk, von dem eine Reihe Werke auch nach 1930 entstanden sind. Bisher besitze ich allerdings davon nur "Die Zaubergeige".


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Hallo Gerhard,


    Mjaskowski ist ein sowjetischer Komponist, der Lehrer und Freund von Prokofiew war. Seine 27 Sinfonien sind strikt tonal und lehnen sich mit zunehmender Reife immer mehr ans 19. Jhdt. an. Meines Erachtens ist er ein erstklassiger Komponist, der nur auf Grund der politischen Wirrnisse im 20. Jhdt. nicht über die SU hinausgekommen ist.
    Langgaard ist ein Däne, der dem Symbolismus zugeordnet wird. Ich persönliche neige dazu, seine Musik aus Protest schön zu bezeichnen. Seine Modernität liegt eindeutig in der Form. Seine 12. Sinfonie dauert beispielsweise nur gut 6 Minuten, erfordert aber ein Riesenorchester, was gleichsam eine Unaufführbarkeit der ganz anderen Art hervorruft.


    Gruß


    John Doe

  • Lieber John Doe,


    vielen Dank für die Hinweise.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Von 1930-1950 ist atonale oder 12tönige Musik die Ausnahme.


    Dominierend ist einerseits spät-/nach-/neu-romantische Musik mit fließenden Übergängen zum Impressionismus. Nach 1930 waren noch folgende Komponisten am Leben:
    Sinding (†1941), Elgar (†1934), Kienzl (†1941), Reznicek (†1945), Charpentier (†1956), Delius (†1934), Mascagni (†1945), Pierné (†1937), d'Albert (†1932), Strauss (†1949), Glazunow (†1936), Nielsen (†1931), Dukas (†1934), Giordano (†1948), Koechlin (†1950), Pfitzner (†1949), Roussel (†1937), Schmitt (†1958), Tournemire (†1939), Zemlinsky (†1942), Vaughan-Williams (†1958), Rachmaninow (†1943), Suk (†1935), Schmidt (†1939), Ravel (†1937), Wolf-Ferrari (†1948), Dohnanyi (†1960), Schreker (†1934), Respighi (†1936), Bridge (†1941), Enescu (†1955), Szymanowski (†1937), Schoeck (†1957), Korngold (†1957), Barber (†1981)
    Ab den 20er Jahren haben wir dann den Neoklassizismus als breite Strömung. (Bi-)tonal in seinem Einfluss oder in der Nähe stehen u.a.
    de Falla, Bloch, Rosslawetz, Bartòk, Kodály, Strawinsky, Malipiero, Casella, Villa-Lobos, Ibert, Martin, Martinu, Prokofieff, Honegger, Milhaud, Schulhoff, Orff, Hindemith, Gershwin, Cowell, Eisler, Ullmann, Poulenc, Weill, Copland, Antheil, Blacher, Skalkottas (in seinen Tänzen), Petrassi, Tippett, Hartmann, Schostakowitsch, Fortner, Distler, Pettersson, Britten


    Ich habe jeweils nur die ganz Berühmten genannt - womöglich waren von den älteren einige nicht mehr aktiv. Die Liste der mehr oder weniger Atonalen (1930-1950) ist dagegen eher kurz:
    Schönberg, Ives (nicht wirklich atonal), Ruggles, Varèse, Hauer, Webern, Berg, Hàba (nicht wirklich atonal), Eisler (nochmal), Krenek, Wolpe, Skalkottas (nochmal), Dallapiccola (Frühwerk tonal), Scelsi


    Auch die Frühwerke Messiaens, Carters und Lutoslawskis sind tonal.


    Problemlos kann man noch eine große Zahl weiterer Namen anführen. Aber da Tonalität ohnehin der Normalfall ist, scheint mir das ziemlich sinnlos zu sein.

  • Auch wenn es zeitlich nicht ganz passt.


    MAX BRUCH (!!!) lebte in der Moderne...(starb 1920)...aber er komponierte sehr romantisch (!).


    Man denke und höre da nur an sein Violinkonzert G-moll.
    Noch deutlicher wird es in der Schottischen Fantasie von ihm.
    Bemerkenswert finde ich,dass er so etwas schottisches komponieren konnte, obwohl er selbst nie in Schottland gewesen war!


    Für mich als Jude und ausgewiesenen Cello-Freak steht bei Bruch vor allem sein Kol Nidrei (Adagio nach hebräischen Melodien für Cello und Klavier) ganz oben auf meiner Begeisterungs-Skala. Ein Werk, das in seiner Schlichtheit, aber unendlichen Ausdruckstiefe, ja exemplarischen Schönheit fesselt.


    Aufnahmen davon gibt es u.a. von Feuermann, du Pré, Maisky, Geringas, Casals, Fournier, Starker ...


    Hört Euch dieses faszinierende Stück doch bitte einmal an!!!


    PS: Ich glaube, Max Bruch war kein Jude.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Lieber Milletre,


    von Max Bruch habe ich sämtliche Sinfonien, die Violinkonzerte, Serenaden, die Schottische Fantasie und eine Reihe kleinerer Konzertstücke, darunter auch Kol Nidrei mit Martin Ostertag und dem SWF-Sinfonieorchester, und kann dir bei Kol Nidrei, das mir in seiner zarten Melancholie ebenfalls sehr gut gefällt, nur Recht geben. Die CD enthält weitere Werke für Cello und Orchester, u.a. auch ein Adagio nach keltischen Melodien.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Kol Nidrei
    Hört Euch dieses faszinierende Stück doch bitte einmal an!!!


    Eines der ersten Cello-Stücke, das ich wirklich mochte, ich habe es mal live mit dem damals noch sehr jungen Matt Haimovitz gehört. Beeindruckend.

  • Bruchs Kol nidrei wurde allerdings schon 1881 komponiert...
    Es dürfte aber diverse spätere Verarbeitungen der hebräischen Melodie geben.
    Ein anderes entsprechend inspiriertes Werk ist Ernest Blochs "Schelomo" Hebräische Rhapsodie f. Cello & Orchester (1916). Von Bloch gibt es noch weitere Stücke, die auf jüdische Traditionen Bezug nehmen.
    Und natürlich Prokofieffs "Ouverture über Hebräische Themen".

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Paul Dessaus erste Sinfonie aus dem Jahr 1926, di. Sinfonie in einem Satz, baut ebenfalls auf einem hebräischen Thema auf. Ein sehr hörenswertes Stück, dass sich neben seiner 2. Sinfonie und In Memoriam Bert Brecht auf dieser CD befindet.



    Viele Grüße
    John Doe

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  • Guten Abend!
    Ich habe ja oft kundgetan, dass mir vieles aus dem 20. Jh. gefällt und mich auch sehr begeistern kann.
    Und ich kenne und schätze viel von dem, was hier zuvor genannt.
    Ich verstehe Alfreds Frage jetzt aus einer Stimmung heraus, in der mir nicht danach ist, Musik des 20. Jh. zu hören. So finde ich aus dieser Lage heraus die Frage recht einfach zu verstehen, nämlich gar nicht als Frage, sondern als Feststellung, etwa wie "Zuhause ist es doch am Schönsten.". Das meine ich ganz ohne Ironie. Mir geht es mit Bachs Musik so, und alles was davor und danach geschrieben wurde, ist mir eine Entfernung vom Mittelpunkt meiner privaten Musikwelt.
    Ob das wirklich so ganz persönlich ist? Ob jemand je etwa Cage als seinen Seelenbalsam erkürt? Könnte man das überhaupt? Bei allem Respekt, ich glaube nicht.
    Ob es jemanden gibt, der die "ernste" Musik des 20. Jh als sein musikalisches Zuhause empfindet? Ich würde Staunen und es wohl nie recht verstehen können.
    Die "unernste" Musik des 20. Jh lässt so eine Bindung hingegen ohne weiteres zu. Ist das nicht merkwürdig?
    Viele Grüsse
    Julius

    Julius

  • Hallo,


    was Julius hier anspricht, ist ein wichtiger Teil auch meiner Musikerwartung, nämlich sich wohl im Bekannten und Gemochten zu fühlen. Aus diesem Grund sind mir einige für mich zeitlosen Werke Beethovens, Regers und Schönbergs lieb und teuer und zum Teil meines musikalischen "Zuhauses" geworden - und werden dort vermutlich noch einige Jahrzehnte verbleiben.


    Ein ganz anderer Aspekt ist - im Gegensatz zu dem des Bewahrens - der des Entwickelns sowie der Neugierde. Ich muss ehrlich sagen, dass es mich erheblich mehr interessiert, was ein Künstler, der heute lebt, fühlt und gestaltet, als einer, der vielleicht vor mehreren Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten unter den damaligen Bedingungen gelebt und empfunden hat. Insofern gestehe ich, dass ich bei der ernsten Musik im 20. Jh. ebenfalls und wahrscheinlich am meisten zu Hause bin.


    Insofern bekenne ich mich zwei musikalischen "Zuhauses :) ": ein Zuhause dort, wo gute Musik ist, das andere Zuhause dort, wo und wann ich gerade bin und (er)lebe.
    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Bruchs Kol nidrei wurde allerdings schon 1881 komponiert...
    Es dürfte aber diverse spätere Verarbeitungen der hebräischen Melodie geben.
    Ein anderes entsprechend inspiriertes Werk ist Ernest Blochs "Schelomo" Hebräische Rhapsodie f. Cello & Orchester (1916). Von Bloch gibt es noch weitere Stücke, die auf jüdische Traditionen Bezug nehmen.
    Und natürlich Prokofieffs "Ouverture über Hebräische Themen".


    Lieber Johannes,


    Du weist hier zu Recht auf großartige musikalische Schöpfungen hin, wie Blochs "Schelomo" (gemeint ist König Salomon), und auf Prokofjews "Ouvertüre über hebräische Themen". Da mein bürgerlicher Zuname Tausend lautet, sage ich Dir dafür


    Tausend Dank!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Würde doch aber bedeuten, dass es im 20. Jh. keine gute Musik gäbe


    Ob man sich irgendwo "zu Hause" fühlt, ist weitgehend Gewohnheitssache. So wie ich Uwe verstehe, fühlt zB er sich bei Schönberg eher zu Hause als bei Händel. Und Kurzstückmeister bei Cage ebenso wie bei Brahms usw.


    Was "zu Hause fühlen" mit "guter Musik" zu tun haben sollte, erschließt sich mir nicht.
    Die allermeisten Hörer fühlen sich am innigsten bei ziemlich schlechter Musik "zu Hause", nämlich typischerweise der Popmusik, die in ihrer goldenen Zeit als Teenager und junge Erwachsene en vogue gewesen ist. (Der Punkt ist nicht, dass diese Musik meistens schlecht ist, sondern dass das ZuHauseFühlen weitgehend unabhängig von der musikalischen Qualität ist, sondern zufällig von der Biographie, wo, wann und wie man aufgewachsen ist, bestimmt wird.)

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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Als ich gestern Hans Gáls Cellokonzert hörte, war mir wieder einmal völlig unklar, warum seine Kompositionen so überhaupt keine Rolle in der öffentlichen Rezeption spielen. In diesem Thread über Ohrenschmäuse müsste er an einer der vordersten Stellen genannt werden - und dabei lege ich durchaus den Ohrenschmausbegriff zu Grunde, von dem ich vermute, dass Alfred ihn in seinem Eröffnungsbeitrag anfordern wollte.


    Die Suche des Namens

    ergab, dass Hans Gál am ehesten noch als Musikwissenschaftler bekannt ist - als Komponist dann allenfalls noch jenen wie Holger Sambale, Davidoff oder Edwin Baumgartner. ... und das in einem wienzentrierten :no: Forum!


    Gerne lege ich seine Ohrenschmausmusik jedem ans Herz. Seine hinreißenden vier Sinfonien sind gerade in großbritischen Neueinspielungen erschienen. Sein Cellokonzert liegt in einer Neuerscheinung mit Antonio Meneses vor. Seine Klavier- und Kammermusik (Cello!) ist ausgesprochen entdeckenswert.


    Alles sehr ohrenschmausig!

  • Nun, ich kenne einen Komponisten namens Gal, dem es wichtig ist, von Hans Gáls Musik nichts zu kennen und nicht verwandt mit ihm zu sein - Gál hat in Österreich einen schlechten Namen, gilt als zu konservativ und uninteressant. Mich würde er natürlich schon interessieren (wenn es mal ein Sonderangebot gibt ...)

  • Zitat

    Nun, ich kenne einen Komponisten namens Gal, dem es wichtig ist, von Hans Gáls Musik nichts zu kennen und nicht verwandt mit ihm zu sein - Gál hat in Österreich einen schlechten Namen, gilt als zu konservativ und uninteressant.

    Der Bernhard Gál mit seinem Aktionismus - ist schon klar, aber der künstlert ja auch zwei Generationen später herum. Ohrenschmausig hört sich das für mich nicht unbedingt an, was er so macht, kein Wunder, dass er in Österreich einen schlechten Ruf hat, aber konservativ kommt er mir nicht vor. Hans Gál komponiert schon eher konservativ, das ist ja im Ansatz nicht unbedingt was Schlimmes - könnte man für Pfitzner auch annehmen, ohne dass das der Ohrenschmusigkeit entgegen stehen müsste.

  • Oje :D nein: Hans Gál hat in Bernhard Gáls Generation einen schlechten Ruf als konservativ und uninteressant. Aber ich bin da ein untypisches Beispiel, nämlich ein "Avantgarde-Komponist" mit großem Respekt vor konservativen "vergessenen Kleinmeistern".
    :hello:

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  • Es soll hier aber nicht über Wert oder Unwert von Kompositionen diskutiert werden, sondern lediglich über die Frage: Welche der ernsten Musik zuzurechnenden Musikstücke , etwa ab 1925 würdet Ihr jemandem empfehlen, der gerne "schöne" Musik hören möchte, die ihn in gute Stimmung versetzt, oder "erhabene", ähnlich wie das die Musik der "Wiener Klassik " im Allgemeinen vermochte ?


    Im kommunistischen China wurde nach westlichen Vorbildern eine Musik entwickelt, die - soweit ich das bislang kennengelernt habe - frei von verstörenden Modernismen sehr auf das emotionale Erlebnis gerichtet ist. Während man zuerst traditionell chinesische Elemente mied, kam es dann auch zu Synthesen. Die Musik ist so ohrwurmfähig, dass nach Auskunft chinesischer Politiker die Bevölkerung heute noch diese Musik vor sich hin singt. Seitdem Popmusik erlaubt ist, hat sie allerdings starke Konkurrenz bekommen.


    Xian Xinghai (冼星海 1905 - 1945) studierte u.a. in Paris bei d'Indy und Dukas. Besonders verbreitet sind seine Vokalwerke für den Krieg zwischen China und Japan (1937-45) und seine Filmmusik (auch für sowjetische Filme). In der Kulturrevolution (1966–1976) wurde seine Kantate vom gelben Fluss (黄河大合唱) unter anderem vom Pianisten Yin Chengzong zu einem Klavierkonzert umgebaut.



    Xian Xinghai (1905 - 1945)
    Klavierkonzert "Yellow River"


    Die Originalversion der Kantate wird man wohl auf chinesisch suchen müssen ...

  • Auch in anderen Ländern war manchmal nur Wohltönendes erlaubt ...
    Um die wichtigsten Künstler vom Dienst im "totalen Krieg" auszunehmen, erstellte Hitler Listen der "Gottbegnadeten". Bei den Musikern allen voran 3:
    * Hans Pfitzner (1869–1949)
    * Richard Strauss (1864–1949)
    * Wilhelm Furtwängler (1886–1954)
    dann als weitere Komponisten:
    1. Johann Nepomuk David (1895–1977)
    2. Werner Egk (1901–1983)
    3. Gerhard Frommel (1906–1984)
    4. Harald Genzmer (1909–2007)
    5. Ottmar Gerster (1897–1969)
    6. Kurt Hessenberg (1908–1994)
    7. Paul Höffer (1895–1949)
    8. Karl Höller (1907–1987)
    9. Mark Lothar (1902–1985)
    10. Josef Marx (1882–1964)
    11. Gottfried Müller (1914–1993)
    12. Carl Orff (1895–1982)
    13. Ernst Pepping (1901–1981)
    14. Max Trapp (1887–1971)
    15. Fried Walter (1907–1996)
    16. Hermann Zilcher (1881–1948)
    Hierzu zwei Dokumente:

    Ernst Pepping (1901–1981)
    Symphonie Nr.2
    Heinz Schubert (1908-1945)
    Hymnisches Konzert für Soli, Chor & Orgel
    Dirigent: Furtwängler, 1942/43

    Ebenso wie die oben gepostete CD mit chinesischer Musik kenne ich diese Werke nur auszugsweise von einmaligem Hören.

    Max Trapp (1887–1971)
    Klavierkonzert

    Kenne ich gar nicht.


    Pfitzner, Strauss und Orff kennt ja jeder ... David, Egk, Marx und Zilcher kann ich durchaus empfehlen, Pepping wurde in den letzten Jahren von cpo emsig eingespielt, Genzmer von Thorofon.

  • Ich konnte es nicht lassen und habe weiter auf jpc gestöbert ...
    Ich glaube, die "Gottbegnadeten" könnten was für Alfred sein, aus der Generation kenne ich so unkompliziert tonale Musik sonst eher aus England (Walton) oder Amerika (Korngold, Barber):



    Gottfried Müller (1914–1993)
    Oboenquintett

    spezieller Anspieltipp für Alfred: Nr. 14


    Karl Höller (1907–1987)
    Kammermusik

    spezieller Anspieltipp für Alfred: Nr. 7


    Gerhard Frommel (1906–1984)
    Klaviersonaten Nr.1-3

    spezieller Anspieltipp für Alfred: Nr. 7

  • Als ich gestern Hans Gáls Cellokonzert hörte, war mir wieder einmal völlig unklar, warum seine Kompositionen so überhaupt keine Rolle in der öffentlichen Rezeption spielen.


    Ein bisschen per jpc reingehört - erinnert mich am ehesten an seinen österreichischen Kollegen Toch z.B. betreffend die kammermusikalische Orchesterbehandlung oder die Mischung aus Neoklassizismus und gesanglicher Spätromantik. Toch ist wohl etwas "moderner" und experimentierfreudiger. Kennst Du den?

  • Das ist ja nett, genau dieselbe Assoziation hatte ich auch, nämlich just zu Tochs Cellokonzert - wenn schon auch recht entfernt. Dass Toch trotz seiner Rückbezüge eine etwas zeitgemäßere Tonsprache findet, ist ganz sicher richtig - aber das scheint für Hans Gál nicht so sehr im Fokus gestanden zu haben.

  • Hallo mal wieder, nach langen, langen Jahren der Abwesenheit. Die Arbeit in einem Orchester ist leider eben manchmal sehr zeitraubend.
    Endlich finde ich hier was über Hans Gal. wer sich mit dieser Musik auseinandersetzt, wird viele interessante Kleinigkeiten finden. Sicher war er kein großer Vertreter der Tonkunst, aber man kann seine Musik durchaus in die Schublade "Gebrauchsmusik" stecken. Er schrieb, vor allem nach der Vertreibung in England, Musik für die Instrumente, die gerade verfügbar waren. Dort entstand z.B. die zauberhafte "Huyton-Suite" für zwei Violinen und Flöte. Für alle Interessierten: Es wird demnächst in Berlin mehr von Hans Gal geben. Für Ende Januar habe ich ein Konzert zusammengestellt mit Kammermusik, die dem einarmigen Pianisten Paul Wittgenstein gewidmet wurde (Wittgenstein war ja auch ein großer Förderer der Kunst und hat u.a. das "Klavierkonzert für linke Hand" von Ravel initiiert). Dabei werden Werke von Hans Gal (Klavierquartett für Klavier linke Hand), Franz Schmidt (Klavierquintett für Klavier linke Hand) und Korngold (Suite für zwei Geigen, Cello und Klavier linke Hand) erklingen. Das Quartett von Gal ist übrigens noch nicht erschienen (wie sehr viele seiner Werke), wird demnächst aber in Zusammenarbeit mit Boosey&Hawkes veröffentlicht. Es ist geplant, in den nächsten Jahren in Berlin fast alle Werke von Gal aufzuführen (oder aufzunehmen). Da, wie schon gesagt, die meisten Werke von ihm nicht erschienen sind, geschieht das in Zusammenarbeit mit Gals Tochter, die uns dafür freundlicherweise das Material bereitstellen wird.. Bei Interesse kann ich zum Thema Hans Gal gerne einen eigenen Thread aufmachen (in welchem Unterforum eigentlich?).
    Und jetzt der Zusammenhang mit DIESEM Thread: Die oben angeführten Stücke stellen wirklich (unbekannte) Kleinode der österreichischen Musik dar und die Aufnahmen von Korngold und Schmidt höre ich inzwischen regelmäßig (natürlich auch als Vorbereitung auf dieses Konzert). Leider habe ich keine besonders guten Aufnahmen erwischt: Franz Schmidt mit Jörg Demus am Klavier ist tontechnisch gesehen grauenhaft und aufgrund der teilweise enormen technischen Schwierigkeiten von seinen Mitstreitern (Philip Setzer, Erin Keefe, Andres Diaz und Gary Graffman) auch intonatorisch nicht beherrscht. Bei Korngold (mit Heidi Grant Murphy, Kevin Murphy, Erin Keefe und Colin Carr) ist das Ganze etwas besser. Hier muß man allerdings etwas Verständnis aufbringen, denn diese Aufnahme scheint ein Live-Mitschnitt zu sein. Komischerweise ist die Tonqualität bedeutend besser...
    Hört mal bei Amazon in die Beispiele rein. Und keinen Schreck kriegen! Diese Musik ist hochgradig tonal, vor allem Schmidt, und kratzt öfter haarscharf an der Grenze zum schnulzigen Kitsch! Erinnert dadurch teilweise etwas an Sergej Tanejew (für alle Nichtkenner: Schüler Tschaikowskis, Vertreter der russischen Spätromantik - wird viel zu selten gespielt).

  • Warum sollte man sich bei Gal, Schmidt und Korngold erschrecken?
    Von Gal habe ich die Oboensonate (1965) in dieser sehr bunten Zusammenstellung:



    Das gehört noch ganz der Spätromantik an.
    Seiber und Krenek dürften da mehr Klassikhörer irritieren.


    :hello:

  • Naja, es soll ja Leute geben, die bei 20.Jahrhundert auf extra schräger Musik bestehen. Diese Klientel könnte man damit wirkungsvoll erschrecken. Und richtig, Krenek war (und ist) für mich sehr gewöhnungsbedürftig...

  • Einige kleine Ergänzungen zu tomcom (Post 87) zu Hans Gal:
    1. Auch wenn ich nicht anzweifle, dass ein Großteil seiner Werke noch nicht erschienen ist, möchte ich doch darauf hinweisen, dass eine ganze Reihe davon beim Schott-Musikverlag erschienen bzw. über diesen erhältlich sind, z.B. die Streichquartette oder auch die genannte Huyton-Suite.
    2. Auch auf dem Gebiet der Vokal-Musik gibt es von Hans Gal Einiges zu entdecken, so z.B. die "Vier britischen Volkslieder" für Chor a cappella (bei Schott) oder die Kantate "De profundis" op. 50 für Chor und Orchester (bei Breitkopf & Härtel). Es sollte mich nicht wundern, wenn gerade an Chormusik noch so manches ans Tageslicht käme, was mich als Chormusik-Fan sehr interessieren würde.
    3. Gerade höre ich, durch diesen Thread angeregt, Gals Cellokonzert, leider nur den 1. Satz:
    https://www.youtube.com/watch?v=Kxw3vn5ISwc
    Das ist eine ganz wunderbare Musik (die ich bis vor einer halben Stunde noch nicht kannte).



    Als ich gestern Hans Gáls Cellokonzert hörte, war mir wieder einmal völlig unklar, warum seine Kompositionen so überhaupt keine Rolle in der öffentlichen Rezeption spielen

    Auch wenn das Zitat ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen ist: unterschreibe ich sofort!


    Grüße,
    harry

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