Holländer in Bayreuth


  • Lieber Caruso,


    heute hast du mir wirklich aus dem Herzen gesprochen! Welche Unsitte hat sich bei TAMINO eingebürgert, daß während einer Life-Aufführung im Minuten-Takt hierzu Senf verbreitet wird über selten Wichtiges und zumeist Unwichtiges. Das ärgert mich!


    Ein Werk muß erst mal in Gänze konsumiert werden, um sich hinterher darüber qualifiziert äußern zu können. Das darf, nein soll durchaus auch mit kritischen Tönen geschehen. Doch diese infantil-senilen und sarkastischen Momentaufnahmen sind in einem anspruchsvollen Opernforum wie TAMINO fehl am Platze.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Ich habe mir die ganze Aufnahme angehört und heute bin ich dem Hinweis von Joseph II gefolgt und habe Klemperer 1968 aus der Royal Festival Hal auf You tube ganz angehört. Sehen konnte man ja beide Aufführungen nicht, aber hören. Und hier lagen dann doch Welten zwischen den beiden Aufführungen, nicht nur was das Orchester betrifft, sondern auch was die Interpreten angeht. Und das war nur die Vorstufe für die EMI-Einspielung, die dann mit geringfügiger personeller Änderung im Studio aufgenommen wurde. Jedem sein eigener Geschmack, selbstverständlich. Aber wo steht Bayreuth heute, anno 2012? Trotz des relativ hohen Preises werde ich mir die Aufnahme zulegen oder runter laden, wenn das gehen sollte.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Ich finde es schon wieder äußerst arg, wie sich hier über einen einfachen Vorgang echauffiert wird :no:


    Ich bin tief beeindruckt, wie man es schaffen kann, eine Opernübertragung im Radio zu hören und zugleich laufend der gesamten Welt mitzuteilen, wie man das denn findet, was da ans Ohr dringt!

    Schön, das es dich wenigstens beeindruckt hat.



    Vielleicht muss ich doch meine Fähigkeit trainieren, gleichzeitig Musik zu hören und am PC zu schreiben?

    Training ist unnötig, einfach mal machen.



    Nein! Darauf habe ich wirklich keine Lust!

    Es zwingt dich ja auch niemand dazu.



    Welche Unsitte hat sich bei TAMINO eingebürgert, daß während einer Life-Aufführung im Minuten-Takt hierzu Senf verbreitet wird über selten Wichtiges und zumeist Unwichtiges. Doch diese infantil-senilen und sarkastischen Momentaufnahmen sind in einem anspruchsvollen Opernforum wie TAMINO fehl am Platze.

    Da lehnt sich aber mal wieder jemand aus dem viel zu großen Besserwisser-Fenster des Elitarismus.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Ich finde es schon wieder äußerst arg, wie sich hier über einen einfachen Vorgang echauffiert wird


    Äußerst arg ist höchstens, wie sich hier ein junges Neumitglied in schnippischer, arroganter Art gegenüber langjährigen, erfahrenen und gestandenen Forums- Mitgliedern äußert. Ein bischen mehr Respekt und Achtung vor wesentlich älteren Menschen mit hoher Berufs- und Lebenserfahrung wäre angebracht, selbst wenn man ihre Meinung nicht teilt!
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Es waren zwei ehemalige, jüngere Mitglieder, die dieses Prinzip des "Twitterns" hier eingefügt haben. Es ist halt eine moderne Erscheinung, Momentaufnahmen mitzuteilen, aber ich denke wichtiger ist der Gedanke während einer Oper still miteinander zu "chatten" und Eindrücke auszutauschen. Daher fallen meistens die Statements kurz aus, eben weil man sich zu 90 % auf die Musik konzentriert.
    Im übrigen sollten die Jungen den Alten und ihren Erfahrungen genau so respektvoll gegenüber stehen - wie umgekehrt.

  • In aller Kürze: Ein NEUMITGLIED soll im Rahmen seiner Möglichkeiten sofort aktiv bei tamino mitarbeiten.
    "Respektvolles Abwarten" halte ich für eine falsche Strategie, ebenso wie "Respekt vor dem Alter" -Tamino Mitglieder sind a prori "alterslos" - wenn wir hier eine Hierarche aufbauern - dann haben wir schon verloren. Für die Balance sorgt die Moderation. Generell rae ich - was ichselbst mühsam erlernt habe: Im Internet eine "dicke Haut" zu bewahren.
    Bitte keine Diskussion darüber (Thread folgt binnen 72 stunden) - war nur ein Statement - und zurück zum eigentlichen Thema....



    LG
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dann dürfte es im Fernsehen oder Radio z.B. beim Sport auch keine Livekoimmentatoren mehr geben. Sondern es müssste alles aufgezeichnet werden und erst dann kommentiert werden. Ich hab mich dazu durchgerungen mir den Holländer gestern abend noch mal anzuhören und mein Urteil hat sich leider nicht geändert. Am besten war der Chor und die Sänger besetztung war sehr unausgewogen. Bei You muss man daran denken das er kurzfristig eingesprungen ist und er sich vielleicht in den weiteren Vorstellung bessert. Herr Bruns als Steuermann hat mir auch sehr gut gefallen. Die anderen Hauptpartienen waren leider nicht ansprechend besetzt. Der Daland von Franz Josef Selig hat seine Probleme wenn es in díe Höhe geht, Die Senta hat schwach begonnen sich aber gesteigert. Beim Dirigat von Thielemann kam leider überhaupt keine Spannung auf und alles klang irgendwie wie ein Einheitsbrei.


    Heute werde ich mir auf RTVE Radio Classica den Lohengrin live anhören. Und damit nicht schon wieder Kritik kommt erst anhören und dann schreiben.

  • Ich konstatiere: Es ist mal wieder genug geschrieben, folglich Zeit für eine schöpferische Pause. Auch ich kann meine Zeit anders verbringen.


    Um mich anblöken zu lassen kann ich auch eine Schafherde besuchen.


    Ein Gruß an meine Freunde!

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Ein bischen mehr Respekt und Achtung vor wesentlich älteren Menschen mit hoher Berufs- und Lebenserfahrung wäre angebracht, selbst wenn man ihre Meinung nicht teilt!
    CHRISSY


    Carusos Beitrag hatte durchaus sarkastische Züge, warum darf ich also nicht in der Art antworten?
    Und jemand (Siegfried) der meine durchaus momentanischen Kommentare als infantil-senil bezeichnet vor dem soll ich also auch noch Respekt haben? Vielen Dank.
    Die ewige Altersrespekt-Keule kommt immer zum Einsatz, wenn man sonst nichts mehr zu sagen hat. Respektbezeugung ohne Grundlage halte ich für sinnlos, wie rheingold in einem anderen Thread sehr schon meinte : "Erfahrung ist ebenso wenig ein Verdienst wie Jugend."
    Im Übrigen sehe ich das wie Alfred, für mich sind Tamino-Mitglieder alterslos. Ich "rede" hier mit niemandem anders nur weil er älter, jünger oder gar Neumitglied ist (das scheint ja auch so eine Art Kainszeichen zu sein, dass man gegenüber der "gestandenen" Elite kaum ablegen kann).

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Ich finde es durchaus legitim, wenn ich eine Live-Übertragung höre, etwa die Ouvertüre durchaus gleich nach dem Hören zu beurteilen. Bei den SängerInnen halte ich mich sowieso meistens bis zum Schluss zurück; eine gewisse Tendenz kann man aber doch auch schon davor feststellen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Es ist schon erstaunlich, welche fachlich fundierten Urteile man hier über den diesjährigen Holländer, speziell die Eröffnungsvorstellung, lesen kann, wenn ich einmal davon ausgehe, dass kein Tamino in der Vorstellung war.
    Ich habe, als ich heute Morgen die Rezension in der Tageszeitung las, vor allem über die musikalische Qualität weitgehend Anderes gelesen:

    Zitat

    dpa-Korrespondent Paul Winterer und Harald Suerland: Die Bayreuther Festspiele machen in den letzten Jahren weniger durch spektakuläre Inszenierungen von sich reden als durch exzellente musikalische Leistungen. Ein Garant dafür ist "Hausdirigent" Christian Thielemann. Da fügt es sich, dass Samuel Youn am Mittwochabend zur Eröffnung des 101. Festivals mit "Der fliegende Holländer" in der Titelpartie fast schon ein Wurf gelang. Der Südkoreaner - bisher mit kleineren Rollen wie dem Heerrufer bedacht- lieferte eine überzeugende Interpretation ab. Was Kenner allerdings nicht überrascht, weil er als Holländer schon in Köln Erfolge feierte.

    Zitat

    ...Thielemann ist längst Publikumsliebling....So auch bei der Premiere des "Fliegenden Holländers". Thielemann dehnte das Senta-Motiv in epische Breiten und ließ die stürmische See aus dem unsichtbaren Orchestergraben gewaltig aufbrausen. Die Blechbläser intonierten nicht restlos sauber. Doch Thielemann führte die Solisten sicher durch die Partitur.

    Zitat

    Youns nicht zu dunkel gefärbter Bariton klingt vor allem in der Höhe sonor. Der noch junge Sänger hat das Zeug, zu einem ganz großen Heldenbariton zu werden. Auch Adrienne Pieczonka wurde als Senta stürmisch gefeiert. Ihr dramatischer Sopran kann beinahe jede Männerstimme an die Wand singen. Vielleicht am Schönsten jedoch kamen die innigen Piano-Stellen ihrer Partie. Der 100-Mann-Chor (Einstudierung Eberhard Friedrich) trumpfte stimmgewaltig auf.

    Bisher habe ich hier überwiegend gelesen, wie mehr schlecht als recht Thielemann doch dirigiert habe und dass die Sänger auch nicht das Gelbe vom Ei waren. Über die Leistungen der Regie war natürlich noch nichts zu lesen. Darum will ich hier einen Teil der Einschätzung der o.a. Herren wiedergeben:


    Zitat

    Ratlose Gesichter hinterließ die Inszenierung des Bayreuth-Neulings Jan Phillipp Gloger. Ventilatorenfabrik mit wuselnden Arbeiterinnen statt beschaulicher Spinnstube, mickriges Ruderbot stat Segelschiff, Rollkoffer voller Dollarscheine statt Schatztruhe- Gloger siedelt die Handkung im Turbokapitalismus des 21. Jahrhunderts an. Der nach Erlösung durch eine sich opfernde Frau suchende Holländer findet sich in der schnellen Welt nicht zurecht. .....Am Ende mischen sich unter die Beifallsstürme Buhrufe für das Regieteam...


    Wie immer, so auch hier, zerfällt die "musikalische" Welt in zwei Teile: 1. das Publikum, das in der Vorstellung war, aber nicht weiß, dass es in Wahrheit im Tal der Ahnungslosen wohnt und 2. den Teil, bei dem es sich genau andersrum verhält.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Wiso kann hier im Forum nicht aktzepiert werden, dass man nicht alles und jeden hochjubeln kann? Wenn ich arbeitsmäßig kene Leistung bringe sagt mein Vorgesetzter auch nicht: Das Endergebnis war zwar nichts aber du warst trótzdem gut. Und heute morgen habe ich noch andere Kritiken gelesen, die sich darin einig waren, dass die Inszenierung kein großer Wurf war und die Sänger sehr durchwachsen waren und kein Bayreuth Niveau erreicht hätten. Nur bei Thielemann fielen die Kritiken etwas positver aber nicht überschwänglich aus.

  • Es ist richtig, dass hier jeder sagen soll, was er denkt. Aber muss ich denn immer dem anderen in agressiver und unhöflicher Weise antworten, wenn dieser aus seiner Sicht etwas in sachlicher Art zu bedenken gibt. Wenn ich die Beiträge von Caruso und Siegfried mit mit der Antwort vergleiche, so empfinde ich den Ton der Antwort doch schon als recht angriffslustig der Person gegenüber. Es geht hier nicht ums Alter oder die langjährige Mitgliedschaft - dafür verlange ich keinen Vorzug -, sondern um den Umgang mit dem anderen - egal welchen Alters und welchen Grades. Und da kann man sich bei Schreiben schon etwas Besseres überlegen und muss sich - um bei den Worten der Antwort zu bleiben - nicht in dieser Weise aus dem Fenster lehnen.
    In der Sache sollte man seine Meinung ruhig hart vertreten und sagen, wie man sie findet. dem Gesprächspartner gegenüber aber sollte man doch ein bisschen Höflichkeit bewahren.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • @willi
    aber alle die sich dazu geäußert haben, haben die Radioübertragung gehört, weshalb auch keiner über die Inszenierung, sondern lediglich die musikalische Seite sprach.
    Und nur weil die Kritiken in den Zeitungen anders ausfallen als einige Meinungen im Forum, wirst du sie deswegen doch nicht abqualifizieren wollen? Man sollte sich doch seine eigene Meinung bilden und nicht nur darauf hören, was die Kritiken sagen.
    Warum sollen verschiedene Meinungen nicht dennoch alle "wahr" sein?
    Hast du denn im Radio mitgehört oder nur die Kritiken gelesen?

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Wenn jemand den Holländer zum ersten Mal gesehen und gehört hat (jetzt z.B. bei der Eröffnung der Festspiele) und damit zufrieden ist, dann ist das auch o.k. Wenn dazu der bundesdeutsche Blätterwald überwiegend positiv votiert, ist das auch o.k. Wir wissen ja nicht, ob es die Auffassung des Redakteurs oder des Blattes ist. Wenn aber hier im forum jemand, der womöglich viele Holländer gesehen und gehört hat, anderer Meinung ist, dann ist das doch wohl auch o.k. oder warum nicht? Mich persönlich interessiert die Meinung von forianern, am liebsten, wenn sie auch dabei waren, mehr als Presseberichte, sonst wäre ich ja nicht im forum.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Lieber Joseph, ich habe schon seit längerem bemerkt, dass du für Thielemann nicht allzuviel (eigentlich gar nichts) übrig hast. Darum sei die Frage erlaubt, ob du (Posting um 19.24 Uhr) in dieser Vorstellung warst, die ja als Premiere gestern Abend erst stattgefunden hast. So viel mir bekannt ist, hat er den Holländer vorher noch nicht dirigeirt. Wie soll es dann eine Aufnahme von ihm geben.
    Ich muss allerdings gestehen, dass ich auch nicht in der Premiere war. Wie denn auch, wie sollte ich denn auch an eine Karte kommen, und wie sollte ich denn auch eine Karte wollen, solange in Bayreuth noch solche Regisseure herumlaufen. Aber ich war schon verschiedentlich in Thielemannschen Konzerten. Und ich kann Dir versichern, dass es sich um einen ganz ernsthaften Dirigenten handelt, der alles, was ich bis jetzt von ihm gesehen habe, absolut begeisternd dirgiert hat. Auch die gestern Abend interviewten Premierenbesucher haben nicht ein einziges negativves Wort über den Dirigenten verloren. So what?


    Liebe Grüße


    Willi ?(?(


    Hallo Willi,


    ich bin nicht generell ein Thielemann-Verächter (manches gelingt ihm durchaus sehr gut), aber dieses Holländer-Dirigat war nun wirklich nicht nur meiner Meinung nach kein großer Wurf.


    Natürlich war ich nicht live dabei, aber ich habe ja Ohren und habe daher im Rundfunk (bzw. Internet-Stream) mitgehört und auch aufgezeichnet. Ich würde, ehrlich gesagt, auch gar nich live dabei sein wollen. Nicht nur, dass die Inszenierung mal wieder alles andere als adäquat war (ich bin es leid, hier auf Details einzugehen; meine Meinung zu solchen Inszenierungen sind mittlerweile wohl bekannt), auch der Rest kam übers Mittelmaß kaum hinaus. Da wird jetzt dieser ganz ordentlich gesungene Holländer von Herrn Youn so hervorgehoben — ja haben die Kritiker wirklich noch nie was von Hermann Uhde, Hans Hotter (1944), Thomas Stewart oder auch Theo Adam gehört? Sind wir mittlerweile wirklich schon derart das Mittelmaß gewöhnt, dass wir jede halbwegs annehmbare Gesangsleistung maßlos in den Himmel loben? Ich meine damit ausdrücklich nicht dich, ich spreche hier völlig allgemein. Thielemanns Dirigat ist mit "unspektakulär" noch sehr wohlwollend umschrieben. Da war von Anfang an keine Spannung drinnen, es ersoff im Schönklang — grad bei dieser Oper m. E. völlig daneben. Und auch derjenige Dirigent, der hier meistens als Hauptvertreter des Schönklangs gilt, Herbert von Karajan, hat einen deutlich besseren Holländer aufgenommen. Nein, ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage: Diese Vorstellung war in keiner Weise außergewöhnlich. Das war alles natürlich im Umkehrschluss aber auch nicht katastrophal. Es war nur auf jeden Fall nicht "festspielwürdig".


    Beste Grüße
    Joseph
    :hello:

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    – Luís de Camões

  • Christian Thielemann begeisterte auf dem Grünen Hügel mit seinem Dirigat. Die Inszenierung ist ärgerlich.


    (...)


    Vollendung. Im Orchestergraben wird unter der Leitung Christian Thielemanns, der in Bayreuth neue künstlerische Maßstäbe setzt, erzählt, was auf der Bühne nicht stattfindet. Thielemanns "Holländer", von den Musikern farbenprächtig, klangvollendet und präzise umgesetzt, ist nie kraftmeierisch, sensibel statt vordergründig auf Effekte ausgerichtet, fein ausbalanciert und mit seinen mittlerweile berühmten Generalpausen und Rubati ausgestattet. Schon die Ouvertüre ist ein interpretatorisches Meisterstück ...


    so Dr. Gert Korentschnig im Wiener "Kurier".

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Carusos Beitrag hatte durchaus sarkastische Züge, warum darf ich also nicht in der Art antworten?


    Liebe Schall und Wahn,


    ich hatte mit Deiner Antwort überhaupt kein Problem.
    Du hast sehr zutreffend den ironisch kritischen Unterton meiner artigen Formulierungen erkannt und kess zurückgeschossen.
    Das finde ich in Ordnung.


    Ich kann auch akzeptieren, dass Du Musik hörst und zugleich im Netz kommunizierst.


    Aber: ich glaube einfach nicht, dass dadurch Deine Wahrnehmung der Musik nicht beeinträchtigt wird!
    Es ist ja nicht damit getan, dort eben mal eigene Eindrücke - wie vorläufig die auch immer sein mögen - zu formulieren und ein Urteil mitzuteilen. Du wirst sicher auch lesen, wie andere sich äussern. Damit bist Du in einen Kommunikationsprozess eingebunden, der doch ein wenig Aufmerksamkeit und Konzentration verbraucht. Glaubst Du wirklich, das würde Deine Aufmerksamkeit und Konzentration für die konkrete Interpretation der Partitur nicht schmälern? Mir schienen jedenfalls die während der Übertragung eingestellten Beiträge nicht anzudeuten, dass hier wirklich mehr als oberflächliche Höreindrücke mitgeteilt wurden. Ein verstehendes Hören ist wohl auch nicht eben möglich, wenn die Aufmerksamkeit so geteilt ist!


    Du scheinst das anders zu sehen. Das ist Dein gutes Recht. Vielleicht gönnst Du Dir ja auch manchmal die Zeit und die Ruhe, Dich ganz auf die Musik einzulassen, die Du hörst!


    Das wünscht Dir von ganzem Herzen


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso,


    du hast vollkommen Recht, ich habe das ja auch weiter oben angedeutet, dass das natürlich Momentaufnahmen von Eindrücken waren, die dazu geäußert wurden. Ich denke niemand der Mitkommunikanten hat den Anspruch erhoben hier stilbildenden Rezensionscharakter abgebildet zu haben.
    Ich fand, es war ein unterhaltsames Kommunizieren bei dem die Mitglieder untereinander sicherlich ihre Freude hatten.


    Und es ist sicher nicht so, dass ich diese Simultan-Aktion immer betreibe, ja, ich gönne mir sogar sehr oft Ruhe und Zeit um mir Musik anzuhören ohne, dass ich nebenbei noch was anderes tue, es ist sogar die Regel, aber als kleine Abwechslung zwischendurch fand iche die ganze doch recht unterhaltsam.


    Ob ich allerdings die besagte Aufführung wesentlich besser beurteilen würde, hätte ich vollkommen "isoliert" gehört, bezweifle ich doch stark...letztlich forderte sie mich geradzu heraus, mich anderweitig zu betätigen, da ich persönlich sie als sehr nichts sagend und langweilig empfunden habe.


    Viele Grüße und schöne musikalische Musestunden wünscht dir


    SchallundWahn


    PS Mich würden deine Gedanken zu der Aufführung, die du dir später in Ruhe anhörst, im Gegensatz zu deinen Vermutungen, sehr interessieren, denn deine Beiträge schätze ich immer als sehr fundiert und ausführlich.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Lieber Caruso,


    da bin ich ganz deiner Meinung. Auch ich kann mich, wenn ich etwas anderes tue, nicht auch noch auf die Musik konzentrieren. Deshalb muß ich bei klassischer Musik, um alles zu verinnerlichen, auch ohne jede weitere Tätigkeit nur ruhig zuhören können. Bei den Übertragungen der unerträglichen Verunstaltungsinszenierungen schalte ich das Bild dann auch gerne ab, weil das Geschehen auf der Bühne mich ablenkt und mir die Musik verleidet. Manchmal, wenn ich vorher bereits über die Art der Inszenierung informiert bin, nehme ich sie mit dem DVD-Recorder auf und schaue sie mir im Querschnitt an, um sie beurteilen zu können. Aber bei Übertragungen mit Bild gehe ich noch nicht einmal in die Küche nebenan, von der aus ich das Bild noch teilweise in der Spiegelung im Fenster sehen kann, sondern warte die Pause ab oder halte - falls mitgeschnitten - die Aufnahme nach einer Szene kurz an, um mir eventuell ein Getränk zu holen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Zitat

    Schall und Wahn: Und nur, weil die Kritiken in den Zeitungen anders ausfallen als einige Meinungen im Forum, wirst du sie deswegen doch nicht abqualifizieren wollen?

    Wen meinst du, lieber Schallund Wahn, die Kritiken in den Zeitungen oder die Meinungen im Forum?
    Im Ernst, ich tue sowas nicht oft, aber manchmal ist mir einfach danach, einen provozierenden Satz rauszuhauen. Was mir auffiel, war, dass eigentlich die meisten, nicht "einige" Meinungen gegen Thielemann eingenommen waren, und es ist mir nicht nur im Fall Thielemann aufgefallen, dass häufig Statements in Tamino im krassen Widerspruch zur Publikumsmeinung stehen und dass doch mehrere sich im Forum dergestalt äußern, dass man dem Publikum doch recht wenig Beurteilungsvermögen zutraut. Ich kann mir vorstellen, dass sich recht wenige Thielemann-Befürworter im Forum trauen, hier noch ihre ehrliche Meinung zu sagen, von Alfred, Fritz, meiner Wenigkeit und einigen anderen vielleicht mal abgesehen.



    Zitat

    Joseph:.. ich bin nicht generell ein Thielemann-Verächter...ja haben die Kritiker noch nie etwas von hermann Uhde, Hans Hotter (1944), Thomas Stewart oder auch Theo Adam gehört?

    Lieber Joseph, das Allermeiste, was ich über Thielemann von dir gelesen habe, geht aber in diese Richtung, auch das, was du heute wieder gesagt hast. Das sei dir auch unbenommen. Nur, du kannst nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Die Heroen der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeiten sind nun leider alle tot, und Wagner-Sänger zu sein, war ja wohl noch nie leicht. Und wenn man die Bayreuther Festspiele nicht komplett zumachen will, muss man nach vorne schauen und mit den Sängern arbeiten, die heute da sind.


    @ Milletre:


    Lieber Fritz,


    vielen Dank für deinen Beitrag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Was mir auffiel, war, dass eigentlich die meisten, nicht "einige" Meinungen gegen Thielemann eingenommen waren, und es ist mir nicht nur im Fall Thielemann aufgefallen, dass häufig Statements in Tamino im krassen Widerspruch zur Publikumsmeinung stehen und dass doch mehrere sich im Forum dergestalt äußern, dass man dem Publikum doch recht wenig Beurteilungsvermögen zutraut. Ich kann mir vorstellen, dass sich recht wenige Thielemann-Befürworter im Forum trauen, hier noch ihre ehrliche Meinung zu sagen, von Alfred, Fritz, meiner Wenigkeit und einigen anderen vielleicht mal abgesehen.


    Lieber Willi,


    Ja warum frage ich, sollten denn Meinungen im Forum nicht im krassen Widerspruch stehen dürfen? Ich muss nicht die Meinung teilen, die den größten Teil des Publikums ausmacht und umgekehrt muss das Publikum ja nicht meine Meinung teilen...ich weiß nicht was das Problem ist. Ich spreche dem Publikum (ja, wer soll das eigentlich sein...ich bin ja sogesehen auch Publikum?) keineswegs ihr Urteilsvermögen ab. Ich habe nichts dagegen, wenn jemand diesen Holländer toll fand, warum sollte ich auch? Aber genauso erwarte ich auch, dass es akzeptiert wird, dass ich ihm nicht viel abgewinnen kann.
    Was Thielemann angeht, ich habe nichts gegen den Mann, habe so gesehen auch nie etwas Übernegatives über ihn geäußert, nur im konkreten Fall sein Holländer-Dirigat bemängelt, dass MIR PERSÖNLICH nicht zusagte, wenn es andere anders empfinden, ja dann ist das so...im Gegensatz zu manchen, kann ich gut damit leben.
    Wenn du Thielemann-Befürworter bist, dann ist das doch gut, ich will dir das sicher nicht streitig machen. Das mit dem Trauen (haben diese Leute denn kein Selbstbewusstsein?) ist ja auch ein Problem der Kritikfähigkeit...es gibt Menschen (und damit meine ich nicht dich), die können es einfach nicht ertragen, wenn jemand, den sie äußerst schätzen von anderen gar nicht geschätzt wird, aber...das ist nicht mein Problem, sondern deren Problem. Wenn jemand zu mir sagt : "Na, der so-und-so ist aber ein schlechter was-auch-immer", dann nehme ich das hin, kann auch darüber nachdenken, aber das ändert doch nichts an meiner Wertschätzung und ich werde weiter sagen, dass ich denjenigen schätze.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Auf der Basis, dass man hier, wo wie du es formuliert hast, lieber Schall und Wahn, seine persönlich Meinung äußerst, kann ich sehr gut diskutieren, vor allem, wenn man seine eigene Meinung anhand einiger konkreter Beispiele noch erläutert.
    Ich mag es nur nicht, wenn jemand seine Meinung allgemeingültig formuliert, wie es hier leider auch oft geschieht. Da braucht man gar nicht weit zu gehen, das kann man innerhalb der letzten zehn Postings in diesem Thread nachlesen. Das ist mein Problem, nicht dass man unterschiedliche Meinungen hat und die auch äußert. Meinungsvielfalt, auch als solche gekennzeichnete, ist ja das Salz in der Diskussionssuppe.


    Insofern können wir ruhig weiter verschiedener Meinung sein. Übrigens gab es ein Thema, zu dem ich in diesem Thread keine zwei verschiedene Meinungen gelesen habe, und das ist ja auch ganz tröstlich.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich bin tief beeindruckt, wie man es schaffen kann, eine Opernübertragung im Radio zu hören und zugleich laufend der gesamten Welt mitzuteilen, wie man das denn findet, was da ans Ohr dringt


    Lieber Caruso 41,


    stehe da voll auf Deiner Seite. Ich kann das auch nicht. Deshalb höre ich Klassik auch ungern während der Autofahrt. Ich muß mich darauf konzentrieren, sonst wird jede Musik zur Unterhaltung!


    Und Musik hören und gleichzeitg Mailen, das kann ich einfach nicht, sonst schreibe ich entweder Quatsch, weil ich mich auf die Musik konzentriere, oder ich konzentriere mich auf das Schreiben, und dann rauscht die Musik vorbei.


    Sicher ist die Jugend darin geübter. Aber ob immer etwas Gescheites dabei herauskommt?


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Äußerst arg ist höchstens, wie sich hier ein junges Neumitglied in schnippischer, arroganter Art gegenüber langjährigen, erfahrenen und gestandenen Forums- Mitgliedern äußert


    Zeugnisausgabe: 1 setzen!


    Wobei ich auch wie Alfred differenzieren muß. Alter und Forums-Erfahrung sollten keine Rolle spielen. Aber Anstand gegenüber jedem, den sollten wir uns im Forum mehr angewöhnen. Asche auch auf mein Haupt.


    La Roche

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    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Was Thielemann angeht, ich habe nichts gegen den Mann, habe so gesehen auch nie etwas Übernegatives über ihn geäußert, nur im konkreten Fall sein Holländer-Dirigat bemängelt, dass MIR PERSÖNLICH nicht zusagte, wenn es andere anders empfinden, ja dann ist das so...im Gegensatz zu manchen, kann ich gut damit leben.


    Übernegatives - diese Wortschöpfung muß einem erst einmal einfallen ...


    Was ich aber sagen will, ist, nach welchen Kriterien ein Dirigat beurteilt wird. Und da gibt es m.M. nach zwei Herangehensweisen:


    Der erste hat eine interpretatorische Klangvorstellung, die er realisiert haben möchte, während der zweite die des Dirigenten einmal aufnimmt und dann versucht, dessen spezifische Klangrede mit seiner eigenen Vorstellung in Übereinstimmung zu bringen. Sollte er erkennen, dass einiges (oder gar vieles) neu, jedenfalls aber anders ist als seine althergebrachte "Lesart", kann es - muß aber nicht - zu spannenden neuen Erkenntnissen und Einsichten führen.


    Ich bekenne, dass ich zweiteres wesentlich aufregender und spannender finde.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Lieber La Roche

    Zitat

    Zeugnisausgabe: 1 setzen!

    Meinst du mit 1 = sehr gut, dann kann ich dir nicht zustimmen (siehe auch meine Antwort Nr. 73);
    oder meinst du 1 = ungenügend? Das ist natürlich etwas hart, aber in diese Richtung neigt es eher.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • William B.A schrieb:
    "Es ist schon erstaunlich, welche fachlich fundierten Urteile man hier über den diesjährigen Holländer, speziell die Eröffnungsvorstellung, lesen kann, wenn ich einmal davon ausgehe, dass kein Tamino in der Vorstellung war.


    Ich habe, als ich heute Morgen die Rezension in der Tageszeitung las, vor allem über die musikalische Qualität weitgehend Anderes gelesen:"


    Ich habe den Holländer auch gehört und kann einige "Kritiken" hier im Forum nicht nachvollziehen. Einige müssen immer die Vergleiche mit der schönen Vergangenheit, die ich übrigens auch sehr schätze, bemühen. Als man damals keine Fehler gemacht hätte, als ob mache Sänger heute nur ihr Pensum abspulen würden (sicher das gibt es auch), aber davon höre ich in dieser Aufnahme nichts. Keinesfalls ist sie in irgendeiner Form perfekt, aber das ist halt die Kunst für den Augenblick. Da müssen auch mal Fehler erlaubt sein.

  • Meinst du mit 1 = sehr gut, dann kann ich dir nicht zustimmen (siehe auch meine Antwort Nr. 73);



    Sehr gut, lieber Gerhard, sehr gut.


    Und damit meinte ich einen schnippischen und arroganten Beitrag, den Chrissy auch als solchen bezeichnet hat. Ich habe Chrissy die Note sehr gut gegeben.


    La Roche

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    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.