Literarische Empfehlungen - was lese ich gerade

  • MSchenk:


    Zu Matt Ruff - Ich und die anderen:


    Ich habe seinen Erstling Fool on the Hill gelesen, ein in jeder Hinsicht ungewöhnliches Buch. Da fragt man sich, wie ein weiteres Buch überhaupt aussehen kann...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • MSchenk:


    Zu Matt Ruff - Ich und die anderen:


    Ich habe seinen Erstling Fool on the Hill gelesen, ein in jeder Hinsicht ungewöhnliches Buch. Da fragt man sich, wie ein weiteres Buch überhaupt aussehen kann...


    Was das angeht, solltest Du sein zweites Buch G.A.S. Die Trilogie der Stadtwerke lesen, welches m.E. noch um einiges ungewöhnlicher ist, als Fool on the Hill. Hingegen Ich und die anderen ist da wesentlich realitätsbezogener und eher aufgrund der erzählten Geschichte an sich besonders.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ein anrührendes Buch:



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Ich lese gerade den Konzertführer von Konrad Beikircher und ich lese ihn mit sehr großem Gewinn! Zwar sind mir die Texte zu den Biographien der Komponisten meist deutlich zu lang (das meiste weiß man einfach), aber der Stil ist herrlich und wie er die Stücke selbst beschreibt, das macht dermaßen Lust auf die Musik. - Ich werde durch ihn noch zum Brahmsfan!
    Sehr empfehlenswert!


    TSchö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Hugo Bettauer (zuletzt aufgerufen am 13.10.2012); eigentlich Maximilian Hugo Betthauer, geb. 18.August 1872 in Baden bei Wien; gest. 26.März 1925 in Wien.


    Folgende, inzwischen gemeinfreie Werke stehen kostenlos via amazon für den Kindle zur Verfügung:


    Der Frauenmörder (1922)

    Ein kleiner, recht kurzweiliger Kriminalroman mit überraschendem Ende.


    Hemmungslos (1920)

    Ebenfalls ein Kriminalroman, dessen Titel sich vordergründig auf die für die damalige Zeit recht offene Darstellung von Erotik (nicht Sex!) bezieht. Tatsächlich aber fasziniert den Leser hier eher das durch die Grauen des ersten Weltkrieges emotional enthemmte Seelenleben des (dabei nicht unsympathischen) Protagonisten.


    Die Stadt ohne Juden - Ein Roman von übermorgen (1922)

    Wie der Titel andeutet, handelt es sich um einen Zukunftsroman. Der Autor entwirft ein Österreich bzw. Wien, in welchem aufgrund eines entsprechenden politischen Beschlusses alle Juden des Landes verwiesen wurden. Was als Satire (à la Twain, allerdings ohne dessen "Biss") auf den primitiven Antisemitismus der 1920er-Jahre gedacht war, wirkt vor dem Hintergrund der späteren systematischen Verfolgung und Vernichtung der Juden in ganz Europa auf eine geradezu erschreckende Art und Weise harmlos.


    Der Roman wurde 1924 durch den österreichischen Regisseur Hans Karl Breslauer verfilmt.


    Der Kampf um Wien (1922)

    Eine weitere Satire, die stellenweise den großen Mark Twain assoziiert. Erzählt wird von einem jungen, steinreichen Amerikaner, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die nach dem ersten Weltkrieg wirtschaftlich und moralisch darnieder liegende Stadt Wien zu "retten". - Auch wenn dieser Plan scheitert, ist das Ende doch versöhnlich. Die zum Teil sehr genau beobachteten Schilderungen einer "bessere Gesellschaft" am Rande des Abgrundes (Weltwirtschaftskrise, 2ter Weltkrieg etc.) können den Leser allerdings nicht über gewisse Längen hinwegtäuschen.


    Die freudlose Gasse (1924)

    Von den hier vorgestellten Werken ist der Roman Die freudlose Gasse wahrscheinlich der Stärkste. Wieder verknüpft Bettauer eine (hier recht klassische) Kriminalhandlung mit Schilderungen der Wiener Gesellschaft zwischen den beiden Weltkriegen. Dabei gelingen ihm insbesondere bei der Betrachtung der verarmten Mittelschicht, sowie der Unterschicht intensive und bedrückende Bilder.


    Der Roman wurde 1926 durch den österreichischen Regisseur Georg Wilhelm Pabst u.a. mit Greta Garbo und Asta Nielsen verfilmt.


    ---


    Insgesamt hat Hugo Bettauer ein Œuvre vorgelegt, welches seinerzeit vor allem aufgrund der politischen Aktualität und des offen gesellschafskritischen Tones recht kontrovers aufgenommen wurde. Irritierend mögen dabei allerdings regelmäßig wiederkehrende Textpassagen sein, die aus heutiger "politisch korrekter" Sicht wohl als antisemitisch zu bezeichnen wären. Vor dem Hintergrund, dass Bettauer selber ein (wohl aus Karrieregründen zum Protestantismus konvertierter) Jude war, der 1925 von einem ehemaligen NSDAP-Mitglied durch sechs Schüsse schwer verletzt wurde und kurz danach diesen Verletzungen erlag, ist aber auch zu bedenken, dass wohl nicht nur im Wien der 20er und 30er Jahren ein solcher Antisemitismus vor allem gegenüber den sog. Ostjuden auch in der gutsituierten, gesellschaftlich anerkannten jüdische Gesellschaft nicht selten vorkam.


    Abschließend bleibt festzustellen, dass auch, wenn sicherlich nicht alles in Hugo Bettauers Werk höchsten literarischen Ansprüchen genügt, dieser Autor für den einen oder anderen eine persönliche Entdeckung sein kann.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Es ist soweit:


    Ich komme zwar gerade nicht so konsequent zum Lesen, habe aber mal angefangen und die ersten 10 Seiten hinter mir. Es könnte gut werden...

    Beste Grüße, Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Raphael Gross: Anständig geblieben. Nationalsozialistische Moral


    Hochinteressant.


    [am]978-3100287137[/am]


    Grüße,
    Garaguly


    Was muss ich denn hier einstellen, damit das Bildchen sichtbar wird?


  • Die 10-stellige ISBN :hello:


    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Es könnte gut werden...


    Lieber Accuphan,
    es ist gut und macht seinem Namen alle Ehre. Der Höhepunkt bildet für mich die ausführliche Schilderung einer Partie eines Spiels namens Eschaton. Selten etwas derart Komisches gelesen.

    "Geduld und Gelassenheit des Gemüts tragen mehr zur Heilung unserer Krankheiten bei, als alle Kunst der Medizin." (W.A. Mozart)

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  • Thomas Bernhard - Alte Meister
    (als 'Graphic Novel' von Nicolas Mahler)


    Das Buch sollte für alle Freunde Thomas Bernhards ein großes Vergnügen sein - ich fand es jedenfalls sehr witzig und feinsinnig illustriert. Wer möchte, kann auf der Amazon-Seite auch einen Blick ins Buch-Innere riskieren.


    Das Original Bernhard-Buch habe ich noch gar nicht gelesen, das wird bei Gelegenheit aber nachgeholt.

  • Joachim Kaiser - Beethovens 32 Klaviersonaten und ihre Interpreten


    Ein umfangreicher Werkführer zu Beethovens Sonaten, Interpretationsmöglichkeiten und ihrer Umsetzung durch (viele) verschiedene Pianisten. Sehr aufschlussreich und interessant zu lesen, auch wenn mir immer wieder vor Augen geführt wird, daß ich besser Noten lesen gelernt hätte... :P Daneben sorgt aber auch Kaisers Schreibstil allein für höchsten Genuß - von ihm würde ich mir sicher auch ein Buch über Atomphysik kaufen.


    Renate Ulm - Gustav Mahlers Symphonien: Entstehung, Deutung, Wirkung


    Ebenfalls ein Werkführer, und einer der guten Sorte zudem. Im Gegensatz zu anderen Teilen der Reihe wird angenehm viel Gewicht auf ausdrückliche, philosophische und historische Aspekte von Mahlers Werk und Leben gelegt - empfehlenswert!


    Franz Willnauer (Hrsg.) / Gustav Mahler - "Verehrter Herr College!": Briefe an Komponisten, Dirigenten, Intendanten


    Kommentierte Ausgabe einiger der (offenbar sehr zahlreichen) Briefe Gustav Mahlers: ein schöner Einblick in Denken und Wirken Mahlers.

  • Peter Watson: The German Genius: Europe's Third Renaissance, the Second Scientific Revolution and the Twentieth Century



    Auch auf Deutsch erschienen. Sehr lesenswert, und eine gute Ergänzung zu Dorns/Wagners "Die deutsche Seele"-

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."






  • [jpc]2113074n[/jpc]


    Ein Bändchen, das in meine Manteltasche passt: Alissa Walser, Am Anfang war die Nacht Musik



    Ein Band, das im Lesezimmer auf dem Lesepult liegt: Peter Härtling, Hölderlin


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Nachedem ich eine ganze Reihe von Karl May wieder einmal verschlungen habe (Bände an Nr. 51) bin ich den Tiefen meiner Bücherkisten auf etwas schon lange nicht gelesenes gestossen:


    Mit Freuden muß ich immer wieder feststellen, daß Du genau wie ich ein ausgesprochener Fan von Fachliteratur bist!


    Bei mir liegt gerade "Am Jenseits" auf dem Tisch. Ist aber wegen seines leicht abgehobenen Sinnes nicht mein Lieblingsbuch vom Karl. Ich hatte auch schon 2x angefangen, aber wieder beiseite gelegt. Vielleicht passiert das diesmal auch wieder und ich greife zum Ardistan!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Mit Freuden muß ich immer wieder feststellen, daß Du genau wie ich ein ausgesprochener Fan von Fachliteratur bist!


    Bei mir liegt gerade "Am Jenseits" auf dem Tisch. Ist aber wegen seines leicht abgehobenen Sinnes nicht mein Lieblingsbuch vom Karl. Ich hatte auch schon 2x angefangen, aber wieder beiseite gelegt. Vielleicht passiert das diesmal auch wieder und ich greife zum Ardistan!


    La Roche

    Dann empfehle ich euch beiden:

  • Danke, lieber Yorick, für diesen Hinweis.


    Inzwischen lese ich bereits lieber als die altgewohnten Winnetous bzw. Kara ben Nemsis lese ich bereits die in deutschen Landen handelnden Bücher. Wenn man über gewisse Tendenzen drüberliest, könnte man sagen, es ist der Simmel vom Beginn des 20. Jahrhunderts.

  • Vor Kurzem beendet:



    Ursula Krechel
    Landgericht (Roman)

    Ein bitterer Einblick in deutsche Geschichte, nicht nur in die des Dritten Reiches, sondern noch viel mehr in die der frühen Bundesrepublik. Erzählt wird die Geschichte des deutsch-jüdischen Richters Dr. Richard Kornitzer und seiner Familie zwischen etwa 1932/33 und Kornitzers Tod zu Beginn der 1970er Jahre. Krechel erzählt kühl und analytisch - aber das ist genau der Stil, der zum Thema passt und der im Übrigen auch zu der ganz eigenen Welt der deutschen Jusitz passt, die in diesem Roman eben auch entfaltet wird. Dem fiktiven Namen Kornitzer liegt ein realer Fall zu Grunde, der nach Angaben der Autorin (in einem ZEIT-Interview) für den Roman nur geringfügig adaptiert werden musste.


    Grüße,
    Garaguly

  • In RONDO (Ausgabe 6/2012, S. 39) stieß ich auf die kurze Rezension eines Buches, das ich definitiv haben MUSS: "Leonard Bernstein - Kein Tag ohne Musik", von Jonathan Cott.
    Für mich soll es die Originalausgabe sein, sie trägt den Titel "Dinner with Lenny" und erscheint, laut jpc und Oxford University Press, im März 2013, ein halbes Jahr nach der deutschen Übersetzung. Das kann ich mir nur mit einer Neuauflage erklären, deren (Nach-)Druck eben erst im März fertig wird.



    Oxford Uni.Press


    :hello:

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • mal wieder - Perry Rhodan, Silberbände 1 - 30


    Die weltweit größte Serie der Science Fiction (über 1 Milliarde! Hefte verkauft) hat mich schon früh in ihren Bann gezogen. Die epische Geschichte von zur Zeit 3000 Jahren Entwicklungszeit der Menschheit enthält sowohl interessante religiöse Ansätze (Kosmokraten vs. Chaotarchen als "oberste" Mächte, sowie "Superintelligenzen" als Beherrscher von Galaxienclustern - im Zuge neuerer Entwicklungen in der Kosmologie würde man diese wohl als "Filamente" einführen), als auch ganz konkrete Handlungen auf den Oberflächen fremder Planeten (die wir vielleicht heute nicht mehr so selbstverständlich als "à la terrestrisch" ansehen würden) ist spannend und teilweise auch sinnvermittelnd.


    Zur Zeit lese ich erneut die ersten Silberbände (eine nach Maßstäben der logischen Entwicklung editierte Zusammenstellung der Original-Hefte). Spannend, lustig, phantasievoll - ohne moralische Correctness-Keule - sehr empfehlenswert.

  • mal wieder - Perry Rhodan, Silberbände 1 - 30


    Ich kenne Leute, die haben die ganze Serie auf einem e-Book-Reader. Scheint mir einer der exemplarischen Anwendungsfälle dafür zu sein...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich habe jetzt gelesen:



    Sarah Quigley:
    Der Dirigent
    Roman


    Aufbau Verlag GmbH, 08/2012


    Das Buch hat mir gefallen. Ich kann nicht beurteilen, inwieweit die Lebensgeschichten Schostakowitschs und anderer exakt wiedergegeben sind, das ist mir auch egal. Es ist ein Roman, der von Menschen in einer notvollen Situation erzählt. Er erzählt von der Liebe zur Musik, und was diese Liebe bewirken kann, er erzählt von den sich verändernden Beziehungen zwischen Menschen. Es ist ein ernsthaftes, gut erzähltes Buch, keine Heiligenlegende über DSCH.


    Freundliche Grüße, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

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