In fernem Land, unnahbar Euren Schritten ...- Der beste Lohengrin auf CD

  • Du zitierst hier Kesting nach seiner ersten Auflage. Ein Urteil, das in der letzten Auflage deutlich anders akzentuiert wird.


    Natürlich bist Du im Recht. Aber in der mir vorliegenden Ausgabe steht das halt so drin. Und wenn er sich später revidiert hat, dann heißt das nichts anderes, als daß sich auch Päpste irren können!


    Wie schon gesagt, unabhängig von Kestings früherer oder späterer Einschätzung gefällt mir Schock in der Gralserzählung, da die Schüchter-Einspielung aus der Zeit ist, in der Schock mit Glanz und Kraft, aber auch mit Gefühl strahlen konnte. In den späteren Jahren trifft das leider nicht mehr zu.


    Bei mir bleibt Völker die Nummer 1, auch Rosvaenge find ich gut (weil hier wieder persönliche Eindrücke eine gewisse Subjektivität bedingen).


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Für mich ist die Frage nach dem besten Lohengrin einfach zu beantworten: Sandor Konya
    Es gibt andere, die auch sehr gut sind, aber an Konya nicht heranreichen.
    Keiner hat die magische Aura, die Konya der Figur gibt! Deshalb: Konya!

    Vollste Zustimmung, lieber Caruso.
    Zugegeben, viele der hier Genannten kenne ich als Lohengrin nicht und kann da nicht mit urteilen. Aber Konya bleibt für mich eine Lichtgestalt.


    Herliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Die Kriterien, die Caruso auf einzelne Sänger bezogen beschrieben haben, ergeben zusammengenommen für mich schon ein Bild des idelaen Lohengrins...


    Da hast Du ganz Recht! Dein Herausfiltern der Kriterien geht genau in die Richtung, die mir wichtig wäre!


    Mehr als in jeder anderen Wagner-Partie ist meiner Meinung nach beim Lohengrin ein von der italienischen Tradition herkommender Gesangsstil wichtig. Wagners Ideal ist Bellini und so fordert er immer wieder, dass seine Partien in flüssigem kantablem Stil gesungen werden sollen als seinen sie von Bellini. Das bedeutet dann natürlich auch, dass Tonschönheit gefragt ist und im Falle des Lohengrin ist ein silberblaues Timbre natürlich besonders hilfreich! Und da immer wieder wichtige Phrasen über Registerwechsel hinweg gespannt werden, muss man von einem idealen Lohengrin eine gute Verblendung der Register fordern und er sollte die Fähigkeit haben, eine musikalische Phrase auch über Registerwechsel hinweg zu spannen und ohne Brüche zu färben!


    Aber ein Singen, das dem Wort keine Bedeutung zugesteht sondern sich nur in schönen Linien verliert, war für Wagner absolut inakzeptabel. Deshalb ist ein gutes Text-Musik-Verhältnis ganz wichtig! Und über die Modulierung und Färbung des Tons muss der Sinn der Worte ausgeleuchtet werden. Genau das macht eben Konya - obwohl deutsch ja eine Fremdsprache für ihn war - so eindrucksvoll. Vermutlich stört genau deshalb - wie oben in diesem Thread schon mal jemand bemerkt hat - sein unüberhörbarer ungarischer Akzent nicht wirklich! Die Farbe der Töne führt eben zu Sinn und Bedeutung der Worte!


    Ja und dann muss die Stimme Autorität und Charisma haben! Das hat nichts mit Kraft und Volumen zu tun sondern ist eine wohl nur schwer zu beschreibende und noch schwerer zu analysierende Qualität. Urlus hat Autorität und Mechior natürlich auch. Aber bei einem Kollo und einem Vogt kann ich sie nicht entdecken! - Aber das mögen andere anders hören!


    Schließlich steht und fällt jede Lohengrin-Verkörperung damit, ob der Sänger über die Aufführung des Notentextes hinaus etwas von dem Geheimnis der Figur transportieren kann, ob er Poesie und Zauber hat und ob man ihm abnimmt, dass er als eine Erscheinung aus einer anderen Welt erlebt wird!


    Eigentlich wären damit vielleicht die wichtigsten Anforderungen, die ich an den idealen Lohengrin stellen würde, angedeutet! Aber man kann das sicher noch konkretisieren und weiter differenzieren.



    Ein Freund erwähnte gestern eine Aufnahme unter Kempe von 1951, wo George Vincent die Titelpartie singen soll.

    Du hast nichts versäumt, wenn Du die Aufnahme bisher nicht gehört hast! Allenfalls die souveräne Dramaturgie Kempes in den großen Chören lohnt die Aufnahme! Die Solisten nicht - da macht auch die Klose keine Ausnahme! George Vincent hat eine unattraktive Stimme, der für die Partie schon allein die Kraft fehlt. Glanz und Ausstrahlung fehlen gänzlich. Sein Singen ist mit Worten wie "trocken" oder "uninspiriert" sehr höflich umschrieben! Ein grau-biederer Provinzsänger als Schwanenritter? Neee - geht gar nicht!
    Da wäre im Zweifelsfall noch Herbert Schachtschneider vorzuziehen, den ich bisher nicht erwähnt hatte (Aufnahme unter Swarowski)!



    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ja und dann muss die Stimme Autorität und Charisma haben! Das hat nichts mit Kraft und Volumen zu tun sondern ist eine wohl nur schwer zu beschreibende und noch schwerer zu analysierende Qualität. Urlus hat Autorität und Mechior natürlich auch. Aber bei einem Kollo und einem Vogt kann ich sie nicht entdecken! - Aber das mögen andere anders hören!

    Stimme ich zu. Lohengrin ist schließlich keine schwacher Person, sondern hat ja durchaus etwas Erhabenes, eine leichte Majestät, würde ich das nennen.
    ZB Melchior hatte durchaus Autorität, aber bei ihm finde ich fehlt doch etwas die Poesie und dieses Jenseitige, Melchior ist mir zu sehr mit beiden Beinen auf der Erde, wie man so schön sagt. Die baritonale Färbung seiner Stimme ist in der Rolle eher hinderlich. Und das Vogt devinitiv keine Autorität ausstrahlt, kann doch niemand ernstlich bezweifeln und ob er Charisma hat, na gut, da konnte man eventuelle drüber streiten.



    Schließlich steht und fällt jede Lohengrin-Verkörperung damit, ob der Sänger über die Aufführung des Notentextes hinaus etwas von dem Geheimnis der Figur transportieren kann, ob er Poesie und Zauber hat und ob man ihm abnimmt, dass er als eine Erscheinung aus einer anderen Welt erlebt wird!

    Genau das ist es! Ich würde fast so weit gehen, dass das abgesehen von der reinen Gesangstechnik DER Punkt ist, der einen guten oder schlechten Lohengrin ausmacht. Die Aura des Lohengrin, dieser geheimnisvolle Schleier, der auf seiner Person liegt ist ja letztlich gerade das, was Lohengrin erst zu Lohengrin macht.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Schließlich steht und fällt jede Lohengrin-Verkörperung damit, ob der Sänger über die Aufführung des Notentextes hinaus etwas von dem Geheimnis der Figur transportieren kann, ob er Poesie und Zauber hat und ob man ihm abnimmt, dass er als eine Erscheinung aus einer anderen Welt erlebt wird!

    Genauso ist es! Sehr oft sangen in Wien die beiden Amerikaner King und Thomas den Lohengrin, aber auch Windgassen und Klaus König.


    Während die Abende mit Jess Thomas reine Glückssache waren, manchmal großartig, dann wieder mit "Abstürzen", fand ich Windgassen als Lohengrin nicht ideal, da er dieses geforderte silbrig-schimmernde Timbre einfach nicht hatte. Klaus König war zwar stimmlich ohne Fehl und Tadel, aber seine Ausdrucksskala war, freundlich formuliert, begrenzt. Wenn er "Elsa, ich liebe dich!" zu singen hatte, klang es wie "Der Salat ist angerichtet", das sagt ja alles.


    Die herrlichsten Lohengrine schenkte mir und uns Wienern James King, der seine silbrig-glänzende Legatostimme mit einer überirdischen Aura versah, die dem Ideal eines Lohengrin schon sehr nahekam. Ihn benenne ich vor allem aus dem Grund, da er ein ausgesprochener Bühnensänger und Darsteller war, was auf der eher Fadesse verströmenden Aufnahme unter Kubelik bedauerlicherweise kaum zur Geltung kommt.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • . . . James King, der seine silbrig-glänzende Legatostimme mit einer überirdischen Aura versah, die dem Ideal eines Lohengrin schon sehr nahekam. Ihn benenne ich vor allem aus dem Grund, da er ein ausgesprochener Bühnensänger und Darsteller war, was auf der eher Fadesse verströmenden Aufnahme unter Kubelik bedauerlicherweise kaum zur Geltung kommt.


    Da kann ich voll und ganz zustimmen - zumindest solange es um den jungen King geht!
    Am besten war er in der ersten Hälfte der sechsziger Jahre, weil er da auch noch viel Puccini sang und dementsprechend viel Sorgfalt auf ein geschmeidiges Legato-Singen verwandte. (Leider ging das im Laufe seine Karriere dann doch ein wenig verloren). Trotzdem hat er es in Berlin als Lohengrin - dort hat er ja die Partie einstudiert und erstmals gesungen - lange nicht leicht gehabt, das Publikum für sich zu gewinnen. Deren Hörerwartungen waren so sehr durch Konya geprägt, dass ihnen King immer - und durchaus nicht völlig unberechtigt - vergleichsweise prosaisch erschien. Es ist denn auch kein Wunder, dass Maazel zum Japan-Gastspiel nicht King mitnahm sondern Charles Craig, der mehr belcantesken Zauber entfalten konnte als King. Es lohnt sich, den Mitschnitt der Aufführung unter Maazel aus Osaka anzuhören:


    Lohengrin Deutsche Oper Berlin 22.APRIL


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich habe mir gestern Abend noch ein Portrait von dem Tenor JESS THOMAS gegönnt. Er singt darauf aus den Wagner-Opern "Die Meistersinger", "Lohengrin", "Die Walküre", "Das Rheingold", "Rienzi" und "Parsifal". Er wird begleitet von den Berliner Philharmonikern unter der Ltg. von Walter Born. JESS THOMAS war für mich einer der besten Wagner-Tenöre überhaupt und sein "Lohengrin" gehört für mich zur absoluten Spitze.

    W.S.

  • Hallo Wolfgang,


    ja, Jess Thomas wird gerne unterschätzt, auch hier im Forum. Wenn ich sogar an seinen Bayreuther Götterdämmerungs-Siegfried von 1976 denke, wird man doch wehmütig, vergleicht man das mit dem, was heute dort gesungen wird!


    Besten Gruß
    Joseph

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Häufiger wird hier im Forum ja über Aufnahmen diskutiert, die auch die zweite Strophe der Gralserzählung enthalten. Die bekanntesten Beispiele sind wohl Einspielungen mit Sándor Kónya, aber wie ich gerade hörend feststellen durfte, gibt auch aktuelleres von sehr guter Qualität:


    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • ..., aber wie ich gerade hörend feststellen durfte, gibt auch aktuelleres von sehr guter Qualität:


    Die Untertreibung des Tages! Das ist für mich eine der großartigsten Wagner-Platten der letzten beiden Jahrzehnte!


    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Mit Botha - und auch mit dieser CD - habe ich so meine Schwierigkeiten. Das Timbre finde ich wirklich sehr schön, in Teilen betörend. Nur singt er für meine Ohren eine Szene wie die andere. Und würde man die Texte nicht sehr genau kennen, es wäre mitunter schwer, ihn zu verstehen. Er kann mit den Vorlagen offenbar nichts anfangen. Am deutlichsten wird das in den "Meistersingern". Ich fürchte, er weiß nicht, was er singt.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hättest Du meine kurzen Bemerkungen genau gelesen, hätte Dir auffallen müssen, dass ich jeden persönlichen kritischen Einwand als solchen sprachlich kenntlich gemacht habe. Wenn ich also fürchte, dass Botha nicht wisse, was er singe, dann ist das keine "völlig haltlose Unterstellung". Dann ist das ein persönlicher Eindruck, der auch nicht stimmen muss wie alles Subjektive. In dem vor Dir vorschnell dargestelltem Falle hätte ich schreiben müssen: "Er weiß nicht, was er singt." Das ist doch ein Unterschied. Ich habe also keine Tatsachenbehauptung aufgestellt - ganz im Gegenteil. Mir liegt daran, die andere Meinung zu respektieren. Sonst dürfte und wollte ich hier in diesem Forum gar kein Mitglied sein.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Warum Du hier eine Entschuldigungshaltung an den Tag legst, kann ich nicht nachvollziehen, lieber Rheingold! Theophilus hat auch nur seine persönliche Meinung dargelegt, nicht mehr. Ich habe bei einem Freund auch schon mal eine Botha-CD gehört und ich konnte mit seinem Sing-Sang auch nichts anfangen (durch den verunglückten PARSIFAL auch nicht behoben), während der CD-Besitzer ganz begeistert von dieser Stimme war und noch ist. Das ist nun mal so. Man sollte die persönliche Meinung sagen, und wenn sie anderen nicht zusagt, dann sollten sie das auch schreiben. Daraus ein allgemeingültiges und nicht zu kritisierendes Posting zu machen, wie es da aus Granz des öfteren sozusagen "ex cathedra" kommt, ist völlig daneben.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Wie Recht Du hast, lieber musikwanderer. Aber mit Äußerungen wie "völlig haltlose Unterstellung" - wenn es das gar nicht ist - habe ich schon meine Schwierigkeiten, die ich wahrscheinlich nicht haben sollte. ;) Aber ich neige nun mal nicht zur Abgebrühtheit. :(


    In einer Talkrunde wurde einst die FDP-Politikerin Hamm-Brücher angegriffen, sie solle doch bitteschön auch hinzufügen, dass ihr Äußerung (ich weiß nicht mehr, was es war) ihre ganz persönliche Auffassung sei. Darauf entgegnete sie prompt, wenn sie spreche, dann spreche sie doch für sich - für wen denn sonst?


    "Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs": Dieses Motto von MSchenk gefällt mir sehr gut. Ich scheue mich nicht, es weise zu nennen. :hello:


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Wenn ich also fürchte, dass Botha nicht wisse, was er singe, dann ist das keine "völlig haltlose Unterstellung".


    Aber natürlich! Botha singt seit zwei Jahrzehnten deutsche Rollen, spricht sehr gut Deutsch, lebt seit 1996 in Wien und ist inzwischen so etwas wie ein Wagner-Spezialist. So einem Sänger einfach vorzuwerfen, er wisse nicht was er singe, ist schon starker Tobak und grenzt ans Beleidigende. Das wäre in etwa so, als würfe man Lewis Hamilton nach seinem enttäuschenden 12. Platz im letzten Formel 1 Rennen vor, er könne nicht Auto fahren. Wenn Botha dir nicht sonderlich gefällt, ist dir das unbenommen, er mag dir gesanglich zu wenig, falschen oder gar keinen Ausdruck übermitteln, aber derartige Ferndiagnosen ohne nähere Kenntnis seiner Interpretationsüberlegungen sind Fehl am Platz.


    Wesentlich begründeter wäre so eine Aussage z.B. bei Placido Domingo. Er kann sich zwar in Deutsch verständigen, spricht es aber nicht entfernt so gut wie Johan Botha und zu schlecht zum selbständigen Erfassen der Wagnerschen Texte. Und da er bekanntlich seine Wagner-Partien rein phonetisch erlernt hat, kann man aus dem (gelegentlich enttäuschenden) Ergebnis in der Tat mit Recht schlussfolgern, dass er vieles einfach nicht ausreichend verstanden hat (ein besonderes Trauerspiel, dass er den dafür erforderlichen Aufwand gescheut hat; rein stimmlich war er einer der besten Wagner-Sänger der letzten Jahrzehnte). Aber direkte Vergleiche zeigen, dass vom inneren Verständnis her Welten zwischen Domingo und Botha liegen. Botha weiß, was er das singt...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat von Theophilus

    Die Untertreibung des Tages! Das ist für mich eine der großartigsten Wagner-Platten der letzten beiden Jahrzehnte!


    Lieber Rüdiger!


    Das ist eben die persönliche Meinung von Theophilus.



    Zitat von Rheingold1876

    Ich habe also keine Tatsachenbehauptung aufgestellt - ganz im Gegenteil. Mir liegt daran, die andere Meinung zu respektieren. Sonst dürfte und wollte ich hier in diesem Forum gar kein Mitglied sein.


    Richtig, Rüdiger!


    Ich kenne zwar die Aufnahme mit Johan Botha nicht, aber ob diese besser ist als diese mit Jess Thomas, da bin ich sehr skeptisch! Natürlich kann das eine sehr gute Aufnahme sein, dies streite ich nicht ab. Da gibt es wie so oft verschiedene Meinungen. Theophilus spricht ja auch von den "letzten Jahrzehnten". Aber da werde ich selber bald einen Vergleich anstellen.



    Herzlichst
    Wolfgang

    W.S.

  • Wenn ich also fürchte, dass Botha nicht wisse, was er singe, dann ist das keine "völlig haltlose Unterstellung".


    Natürlich weiß Botha ganz genau, was er singt. Meiner Meinung nach ist er aber leider, leider, nicht in der Lage, sein Singen mit Leben zu erfüllen - ich habe immer den Eindruck, er singt das Telefonbuch herunter. Was äußerst bedauerlich ist, verfügt er doch über das beeindruckendste Stimmmaterial aller Tenöre der letzten zehn, zwanzig Jahre.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Botha hat vor einiger Zeit in Köln beim Westdeutschen Rundfunk den Lohengrin gesungen.
    Aus der Vorstellungsserie, die vom WDR mitgeschnitten worde, ist ein Zusammenschnitt auf CDs erschienen:


    Richard Wagner (1813–1883)
    Lohengrin


    Kwangchul Youn, Johan Botha, Adrianne Pieczonka, Falk Struckmann, Petra Lang, Eike Wilm Schulte,
    Prague Chamber Choir,
    RSO Köln,
    Dir.: Semyon Bychkov
    Label: Profil, DDD, 2008
    3 Super Audio CDs - Tonformat: stereo & multichannel (Hybrid)


    Erscheinungstermin: 20.4.2009


    Soweit ich mich erinnere, waren auch Taminos bei der Aufführung dabei (ich hatte keine Karte mehr bekommen). Irgendwo in den Tiefen des Archives müßte es darüber Berichte geben.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ein Meilenstein in der Aufführungsgeschichte ist der Mitschnitt aus San Francisco von 2012 unter der Leitung von Luisotti mit Jovanovitch, Nyland, Lang und Grochowski.
    Selten habe ich von Dirigat her einen so ausgefeilt und differenziert vorgetragenen Orchesterklang gehört, da weiß man schon nach den ersten 10 Sekunden woran man ist.

  • Mit Botha - und auch mit dieser CD - habe ich so meine Schwierigkeiten. Das Timbre finde ich wirklich sehr schön, in Teilen betörend. Nur singt er für meine Ohren eine Szene wie die andere.

    Natürlich weiß Botha ganz genau, was er singt. Meiner Meinung nach ist er aber leider, leider, nicht in der Lage, sein Singen mit Leben zu erfüllen - ich habe immer den Eindruck, er singt das Telefonbuch herunter. Was äußerst bedauerlich ist, verfügt er doch über das beeindruckendste Stimmmaterial aller Tenöre der letzten zehn, zwanzig Jahre.


    Im Fall des Lohengrin empfinde ich Botha gar nicht so sehr als Telefonbuch-Leser (in den anderen Arien der CD allerdings schon, diese scheinen nicht seinem Temperament zu entsprechen), vielleicht liegt im der Lohengirn einfach am meisten, für mein Verständnis bringt der die Figur von den heutigen Tenören am besten (und am schönsten gesungen) rüber, er hat diese jenseitige, innere Majestät in der Stimme, das verinnerlichte, wahrscheinlich deswegen klingt auch der Stolzing oder der Parsifal so langweilig.
    Windgassen als Lohengrin (unter Keilberth) ist besser als ich erwartet hatte, aber wie hier schon mehrmals erwähnt wurde, klingt er doch ein wenig profan und wenig silbern.
    Nun mein Favorit ist und bleibt Konya (I can't help it ^^ )

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Hallo,


    ich möchte mal einen Namen ins Spiel bringen, der zwar erst noch als Lohengrin debutieren wird, dessen Ruf aber hinsichtlich schon erbrachter Leistungen, Stimmtechnik und Stimmschönheit untadelig sind und hinsichtlich des Lohengrin zu den schönsten Hoffnungen berechtigt: Der deutsch-italienische Tenor Roberto Sacca! Sind wir gespannt!


    Gruß,


    Antalwin


  • Wer an Richard Tauber denkt, wird schwerlich zuerst an Wagner denken. Gleichwohl sang der berühmte Sänger einige Wagner-Auszüge (so auch Siegmund und Stolzing), alles auf sehr hohem Niveau, so dass man wehmütig wird, weil es da nicht mehr zu geben scheint. Das absolute Highlight aber ist sein Lohengrin. Im schicksalsträchtigen Jahr 1939 sang er 48jährig in einem Konzert in den Niederlanden die Gralserzählung. Bei dem, was wir mittlerweile als Lohengrin schon alles gewohnt sind, muss sich ein Tauber auch gar nicht mehr rechtfertigen. Das Ergebnis spricht m. E. für sich und ist exzellent. (Ob er die Rolle auch auf der Bühne durchgehalten hätte, ist eine andere Frage.)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Bei dem, was wir mittlerweile als Lohengrin schon alles gewohnt sind, muss sich ein Tauber auch gar nicht mehr rechtfertigen. Das Ergebnis spricht m. E. für sich und ist exzellent.

    Gerade auf CD gehört - und ich bin ganz Deiner Meinung!

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Ob er die Rolle auch auf der Bühne durchgehalten hätte, ist eine andere Frage.


    Diese Frage würde ich mit ja beantworten, lieber Joseph. Tauber hat ja viele Rollen auf der Bühne gesungen, die in dieses Fach hineinreichen: Florestan, Don José, Alfredo, Mathias Freudhofer, Kalaf, Linkterton, Max, Hoffman, Gustaf III. - dazwischen immer wieder das leichtere Fach, später dann vornehmlich die Operetten, die es ja auch in sich haben. Ich möchte allerdings nicht behaupten, dass "Zarewitsch" nicht weit weg ist von "Lohengrin". Gesungen will er aber auch werden. Wagner ist in seinem Repertoire immer am Rand geblieben mit Froh, Erik, Walther von der Vogelweide und einem Ritter im "Parsifal". Es gab ja in Taubers Zeit auch eine übermächtige Konkurrenz.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ein schönes Beispiel und sehr beeindruckend, vor allem die Phrasierung.
    Dass bei einigen hohen Tönen die Diktion zu Gunsten des Stimmlichen etwas zu kurz kommt, ist zweitrangig. Da kommt halt der echte Tauber zum Vorschein.
    Muss mich doch etwas mehr mit dem Wagner-Tauber befassen.

  • Liebe Freunde!


    Es tut mir Leid, daß ich hier nicht eure Meinung teile. Ich kann mir hier beim besten Willen keinen Gralsritter vorstellen, der für Elsa kämpfen möchte. Er erinnert mich eher an den Prinzen Sou-Chong aus dem LAND DES LÄCHELNS mit dem Auftritt: "Ich trete ins Zimmer...

    W.S.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose