Hallo allerseits,
Berg arbeitete gerade an seiner Oper Lulu, als der amerikanische Violinist Louis Krasner im Februar 1935 an ihn herantrat und sich ein Violinkonzert wünschte.
Schweren Herzens und letztlich nur des Geldes wegen, nahm er den Auftrag an und begann sofort seine Ideen niederzuschreiben.
Innerhalb von Monaten, was für Berg sehr ungewöhnlich war, vollendete er das Werk. Dies tat er in seinem Waldhaus am Wörther See in Kärnten.
Das von dem amerikanischen Geiger Louis Krasner bestellte Violinkonzert dürfte Mitte des Monats fertig komponiert sein: Zwei Teile zu je zwei Sätzen: Präludium, Scherzo (Allegretto, Andante), Kadenz, Choral (Allegro, Adagio) dann schreib ich die Partitur davon.-
(Berg an Theodor W.Adorno, 4.Juli 1935)
Lieber Herr Krasner, ich habe gestern die Komposition des Violinkonzerts beendet...Ich war allerdings so fleißig wie noch nie in meinem Leben und dazu kam, dass mir die Arbeit immer mehr Freude machte. Ich hoffe, ja ich glaube zuversichtlich, dass mir dieses Werk gelungen ist.
(Berg an Louis Krasner, 16.Juli 1935)
Wenige Tage nachdem die Gesamtpartitur fertiggestellt wurde (11.August), erlitt Berg einen Insektenstich im Kreuz. Er wurde von einem Arzt behandelt, allerdings konnte auch dieser nichts gegen die Sepsis (Blutvergiftung) tun, wodurch er am 14.Dezember ins Krankenhaus eingeliefert wurde - zuvor kehrte er im November mit großen Schmerzen nach Wien zurück und arbeitete an den Vorbereitungen der Uraufführung der Sinfonischen Stücke aus der Oper "Lulu" am 11.12. - zehn Tage nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus verstarb Alban Berg.
Berg hatte schon im März bestimmte Vorstellung zur Gestalt und Thematik seines Violinkonzertes, jedoch kam es zu einem Ereignis, wodurch das Werk einen neuen Charakter bekam.
Die Tochter Alma Mahlers, Manon Gropius, starb an Kinderlähmung im Alter von 18 Jahren. Alma M. und Berg waren sehr eng befreundet - sie hatte ihm finanzielle Unterstützung gegeben, als Bergs Wozzeck gedruckt wurde. Als nun am 22.April Manon starb, gestaltete er sein Werk um und legte es als ein Requiem für Manon an - "Dem Andenken eines Engels".
Da Berg das Wesen, den Charakter Manons, aber auch ihren Leidensweg thematisch verwendet, steht das Violinkonzert auch als symphonische Dichtung dar.
(Es deuten einiges daraufhin, dass das Werk auch als Trauerlied für ihn angedacht ist bzw. dies auch eine Rolle gespielt hat. Zudem hat wohl auch die politische Situation seinen Teil dazu beigetragen - einige seiner Werke standen unter einem Aufführungsverbot. Aber dazu können sich ja dann die Experten äußern Jedenfalls spielt wohl nicht nur der Tod Manons eine Rolle, sondern auch autobiografische Züge.)
Durch den Tod Bergs am 24.Dezember 1935, erlebte er keine Aufführung seines Werkes mehr mit.
Die Premiere fand im April 1936 in Barcelona statt. Louis Krasner übernahm den Solopart unter dem Dirigat von Hermann Scherchen.
Es ist Bergs letzte Komposition gewesen, die er vollendet hat - sozusagen ein doppeltes Requiem...(eigentlich wollte ich das als Titel nehmen, aber ich entschied mich für die klassische Variante - den korrekten Beinamen)
Da ich jetzt durch das Schreiben an diesem Beitrag irgendwie eine gedrückte Stimmung habe, halte ich mich mal dezent zurück.
Ihr könnt natürlich ergänzen und eure Aufnahmen vorstellen.
Lieben Gruß, Maik