Inzwischen ist Willi schon bei Richter angekommen und nähert sich damit langsam dem Ende des Alphabets - ich hatte gehofft, dass er auch die unbekannt gebliebene 91er Aufnahme von Zoltan Kocsis der Pathétique bespricht. Kocsis geht bei op. 13 meines Erachtens einen sehr radikalen Weg und allein deshalb muss er hier zumindest kurz erwähnt werden. Leider besitze ich nicht die Noten dieser Sonate, um seine Aufnahme so detailliert würdigen zu können, wie dies Willi hier so wunderbar vorführt.
Aber schon allein ein Blick auf die Zeiten macht deutlich, in welche Richtung es bei Kocsis geht: I: 8:06 (ohne Wiederholung der Grave-Einleitung), II: 4:41, III: 3:56 (!).
Ja, schneller spielt das wohl keiner, aber genauer vermutlich auch nicht. Denn trotz dieser irrsinnigen Zeiten sind bei Kocsis Details zu hören, die bei manch anderer pedallastigen Aufnahme untergehen. Doch ein schnelles Tempo muss ja noch nicht sinnhaft sein, hier aber steckt ein Konzept dahinter, das es in sich hat und auch dem Charakater des Werks entspricht: Kocsis legt die Sonate konsequent als stürmische, frühe Sonate an, in der das Subjekt aufbegehrt. Dadurch gewinnt er bspw. dem musikalischen aufsteigenen Kernmotiv des ersten Satzes eine viel stürmischere, ja geradezu aufschreiende Qualität ab. Wenn man das einmal so gehört hat, wirken viele langsamere Aufnahmen geradezu betulich und altbacken. Und im Finale zündet Kocsis regelrecht die eine odere andere Rakete, das ist mitreißend und pianistisch unvergleichlich! Willi, wenn Du die Philips-Aufnahme (mit den Sonaten #1,5,17) nicht mehr bekommst, stelle ich sie Dir gerne für eine Besprechung zur Verfügung.
Das ist eine hervorragende Beethoven-CD, wenn auch vielleicht für manche Hörer etwas auf der atemlosen Seite (auch das Finale von 31/2 ist sehr zügig). Gould ist allerdings in der Pathetique teils noch zügiger unterwegs, wobei sich Kocsis freilich nicht der oben genannten Einebnung der Dynamik u.a. Freiheiten schuldig macht. Auch Serkins frühe Aufnahme von ca. 1945 und meiner Erinnerung nach auch eine von den Mono-Aufnahmen Rubinsteins weisen sehr zügige Tempi in den Ecksätzen auf.
Vielleicht kann ich am Wochenende noch etwas mehr zu Kocsis beisteueren, die CD ist gebraucht auch noch zu haben ("Kocsis Beethoven" bei jpc liefert einige Treffer). Ich würde sie aber fast noch mehr für die anderen Werke empfehlen, da man im Falle von op.2/1 und op.10/1 zwar sicher auch keinen Mangel, aber auch nicht solch eine Überfülle an guten Aufnahmen verfügbar hat wie für op.13.