Aus dem neu eröffneten historischen „Sam Wanamaker Playhouse“ in London: L’Ormindo von Francesco Cavalli (9.4.2014), eher ein Bericht als eine Kritik

  • Bei dem „Sam Wanamaker Playhouse“ handelt es sich um einen erst im Januar 2014 eröffneten Nachbau eines
    Theaters aus dem frühen 17. Jahrhundert, welches sich direkt neben dem Globe Theater befindet. Im Gegensatz
    zum letzteren ist es gedeckt und nicht zum regnerischen Londoner Himmel hin offen. Das nur ca. 360 Zuschauer
    fassende Gebäude ist ganz im alten Stil aus Holz errichtet. Gefühlt mehr als die Hälfte der Innenfläche wird von der
    in den Zuschauerraum hinein­gezogenen Bühne eingenommen. Das Orchester, hier 8 Musiker an zeittypischen
    Instrumenten, spielte im ersten Rang. Man kann sich das Theater wie ein großes Zelt mit Apsis vorstellen. In der
    Apsis und im hinteren Teil befinden sich die hölzernen, lehnenlosen Zuschauerbänke, vorn die Bühne. Der Parkett-
    und der erste Rang reichen am Bühnenboden rechts und links vorbei bis zum Hinter­grund­prospekt. Die Preise
    sind in Anbetracht der unbequemen „Bebankung“ exorbitant hoch (120 Euro pro Platz), das Erlebnis aber auch
    einmalig (im doppelten Sinne). Das ganze Theater wird von mit mehr als 100 Kerzen bestückten Leuchtern erhellt;
    das ist sehr romantisch, aber gleichzeitig auch illusionistisch wie die Disney World. Bei den Sängerinnen und
    Sängern handelte es sich um (soweit bei dem Kerzenlicht erkennbar) junge Mitglieder des Königlichen Opernhauses.
    Ob und wie gut sie waren, vermag ich nicht zu entscheiden, ihre Stimmen klangen in diesem kleinen Raum schlicht
    zu laut. Gespielt wurde in der Art einer Shakespeare-Komödie: Zwei prinzliche Freunde werben um eine verheiratet Frau.
    Deren älterer Mann erkennt zum Schluss den einen der Prinzen, Ormindo, als seinen Sohn und überlässt diesem sein
    ihm angetrautes Weib. Im 17. Jahrhundert war wohl vieles möglich. Der andere Prinz begnügt sich schließlich mit
    der von ihm zuvor verschmähten, ihm als Zigeunerin nachgereisten ehemaligen Geliebten. Das Theater war bis auf
    den letzten Platz besetzt, der Beifall herzlich. Wen es interessiert, hier folgt die Besetzung: Ormindo: Samuel Boden,
    Amidas: Ed Lyon, Ariadano: Graeme Broadbent, Erisbe: Susanna Hurrell, Sicle: Joelle Harvey.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • Der "Ormindo" wurde in Düsseldorf in den 70ern gespielt; er gehört, wie fast alles von Cavalli, zu meinen Lieblingsstücken, aber leider gibt es im Moment keine ordentliche Aufnahme.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Der "Ormindo" wurde in Düsseldorf in den 70ern gespielt; er gehört, wie fast alles von Cavalli, zu meinen Lieblingsstücken, aber leider gibt es im Moment keine ordentliche Aufnahme.



    Cavalli: "L'Ormindo" an der Rheinoper
    Dirigent: Peter Schneider
    Inszenierung: Georg Reinhard
    Bühnenbild: Ruodi Barth
    Kostüme: Jan Skalicky
    Premiere: Duisburg 3. Oktober 1972 (Deutsche Erstaufführung!)
    Düsseldorf 15. Oktober 1972


    Den Amida sang damals der Bariton Peter Christoph Runge, der die Rolle schon 1967 in Glyndebourne gesungen hatte. Hiervon gibt es eine (wenn auch gekürzte) Aufnahme auf CD (DECCA CD: 444 529 2) unter Raymond Leppard.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)