Lieblings-Streichquartett

  • Janacek: Kreutzersonate


    Janacek ist mittlerweile einer meiner Lieblingskomponisten, auch wenn ich nur drei nennen dürfte. Ich besitze deutlich mehr als fünf Aufnahmen. Die Kreutzersonate ist so unverwechselbar wie weniges; die Titelgeschichte ist interessant (Beethoven, Tolstoi, de Moor) - und hier im Thread wird Janaceks erstes Streichquartett auch schon vorher genannt.


    :thumbup: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Aus heutiger Sicht würde ich gegenüber meiner Liste ganz oben wohl doch bei Schubert das G-Dur dem d-moll inzwischen deutlich vorziehen. Ich mag letzteres zwar immer noch gern, aber es ist doch ein Werk, das stärker abnutzungsgefährdet ist als viele andere. Das G-Dur ist m.E. zusammen mit den Streichquintett das überragende Instrumentalwerk Schuberts.


    Bei Haydn fiele es mir noch schwerer, einen Favoriten (oben op.76/5) zu nennen, dazu gibt es einfach zu viele gute. Von Mozart hatte ich oben gar nichts genannt; auch da fällt es mir sehr schwer, vermutlich KV 499 oder 464, wobei ich das oft beinahe übersehene KV 428 ebenfalls sehr hoch schätze, und auch KV 590, das letzte, vergleichweise wenig bekannte. Ebenso bei Beethoven, wobei spontan emotional vermutlich aber op.131 und 132 meine alten und neuen Favoriten wären.


    Bei Dvorak könnte ich mich inzwischen nicht mehr so deutlich zwischen dem As-Dur und dem G-Dur entscheiden; ich halte beide aber für deutlich kühner und "tiefer" als das "Amerikanische". (Wie bei seinen Sinfonien und Trios verdunkelt hier ein sehr gutes, extrem eingängiges Werk m.E. die insgesamt überlegenen, etwas weniger eingängigen Stücke.)


    Von Mendelssohn ist mein Favorit das a-moll, aber ich muss zugeben, dass ich op.12 und 13 deutlich besser kenne als op.44 und op.80.
    Auch mit Schumanns Quartetten bin ich nicht so eng vertraut wie mit zB Beethovens und mein Favorit, das erste, mag in besserer Kenntnis dieses Stücks begründet sein.


    In diesem Jahr wollte ich mir eigentlich Schostakowitschs Quartette mal länger vornehmen, um sie besser kennenzulernen (meine alten Favoriten sind 8 und 5, sowie vielleicht 3, wobei ich beim Kennenlernen 3 und 5 auf einer CD hatte und die vielleicht verwechsle... :untertauch: )


    Schnittke kenne ich noch gar nicht, setze ich mal auf die Merkliste...

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Aus heutiger Sicht würde ich gegenüber meiner Liste ganz oben wohl doch bei Schubert das G-Dur dem d-moll inzwischen deutlich vorziehen. Ich mag letzteres zwar immer noch gern, aber es ist doch ein Werk, das stärker abnutzungsgefährdet ist als viele andere.


    Das empfinde ich auch so, kann aber nicht erklären weshalb. Die Partitur ist extrem dicht, die Themen über jede Kritik erhaben, die Rhythmik (für Schubert) sehr markant. Vielleicht ist es in seinem Ausdruck zu explizit....Ich ziehe es trotzdem dem G-Dur SQ immer noch vor, höre es aber selten.

  • Das empfinde ich auch so, kann aber nicht erklären weshalb. Die Partitur ist extrem dicht, die Themen über jede Kritik erhaben


    Meine Vermutung: Das Stück trägt sozusagen sein Herz auf der Zunge, es ist unmittelbar emotional zugänglich und auch musikalisch sehr eingängig, aber, überspitzt gesprochen, war es das dann auch. Die fehlende "Ambivalenz" (wie beim G-Dur oder bei vielen Beethovenquartetten) ist per se kein Manko, aber auf Dauer nutzen sich solche Stücke m.E. eher ab. Beethovens Appassionata wäre auch so ein Kandidat, aber Schubert ist so viel flächiger, breiter, teils auch repetitiver als der im Detail dann doch wieder vertrackte Beethoven, bei dem es auf dem Level, auf dem ich Musik wahrnehme, vielleicht eher noch mehr zu entdecken gibt.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Meine Vermutung: Das Stück trägt sozusagen sein Herz auf der Zunge, es ist unmittelbar emotional zugänglich und auch musikalisch sehr eingängig, aber, überspitzt gesprochen, war es das dann auch. Die fehlende "Ambivalenz" (wie beim G-Dur oder bei vielen Beethovenquartetten) ist per se kein Manko, aber auf Dauer nutzen sich solche Stücke m.E. eher ab. Beethovens Appassionata wäre auch so ein Kandidat, aber Schubert ist so viel flächiger, breiter, teils auch repetitiver als der im Detail dann doch wieder vertrackte Beethoven, bei dem es auf dem Level, auf dem ich Musik wahrnehme, vielleicht eher noch mehr zu entdecken gibt.


    In diese Richtung dachte ich auch, als ich "zu explizit" schrieb. Für mich trifft das aber inzwischen auf das meiste von Schubert zu, weshalb ich ihn heutzutage selten höre. Wenn, dann oft ausgefallenere Werke wie die A-Dur Sonate D664, welche mir heute viel besser gefällt als früher. Irgendwie schade, denn Schubert war tatsächlich einmal mein Lieblingskomponist.

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  • Wenn ich recht erinnere, verlangt der Threadinitiator zehn Quartette 8-) .
    Und da Quoten momentan schwer in Mode sind -


    Auch wenn Haydn schon vor op.33 lieblingsquartettfähige Werke geschrieben hat (z.B. 20,1), entscheide ich mich für op. 76 Nr. 5. Mozart hat sich mir v.a. durch die "Haydnquartette" erschlossen, doch gilt meine Zuneigung gegenwaertig noch mehr den spaeten Stuecken. Um Haaresbreite liegt KV 589 vor 590; gemeinsam mit KV 563 meine absoluten, genreuebergreifenden Mozartfavoriten. Beethoven macht die Auswahl schwierig, op. 59,1 schlaegt knapp 59,3 und 130.


    Bei den Romantikern der ersten Jahrhunderthaelfte haben D 887 und Schumanns op. 41,1 das Nachsehen gegenueber jenem op. 80, das mich, aus Richtung Beethoven kommend, einstmals darauf hinwies, dass Mendelssohn vielleicht doch kein glatter Langweiler sein koennte... (mittlerweile bin ich wesentlich toleranter und mag sogar op. 44 - alle drei!).


    Als Brahmsianer folge ich den jüngsten hiesigen Akademismusdebatten nicht und hebe op. 67 auf den Schild. Als solcher mag ich auch Dvoraks op. 106 und v.a. 105, mit der wohl besten thematischen Arbeit, die im Oevre des Komponisten zu finden ist. Im Zweifelsfall faellt die Entscheidung aber zugunsten von op. 96 - die Popularitaet dieses Werkes ist verstaendlich, der im direkten Vergleich geringe Bekanntheitsgrad aehnlicher "folksy" Stuecke (Klavierquartett Es-Dur, Streichquintette) ist mir jedoch nicht so ganz erklaerlich.


    Im Bereich des 20. Jahrhunderts faellt die Auswahl besonders schwer, nie gab es so viele vorzuegliche SQ-Komponisten. Eine interessante Weiterentwicklung der Linie Zemlinsky-Schoenberg stellen die Qt. von Skalkottas dar, der im Gegenstatz zu seinem sonst patenten Lehrer wenigstens nicht mit Herumgesinge nervt. Neben Ives waren v.a. die Krenek-Quartette eine ueberraschende Entdeckung fuer mich, weshalb spontan Nr. 3 unter die Favoriten gewaehlt sei. Der Zyklus faellt für mich gegenüber Schostakowitsch nicht ab, der zugegebenermassen origineller und persoenlicher schreibt. Der Jahrhundertzyklus schlechthin stammt aber unangefochten von Bartok. Nummer 4 macht hier knapp vor 5 das Rennen.


    Auch im Hinblick die Nachkriegzeit wird es angesichts der riesigen Auswahl diffizil. Die Ligeti-SQ bildeten meine frueheste Beschaeftigung mit dem SQ der Gegenwart. Da ich Bartok bereits verfallen war, stellte Nr. 1 keine Huerde dar. Mein Liebling ist aber das zweite Quartett, das mir noch immer als quintessentielles "zeitgenoessisches" Stueck erscheint. Im Hinblick auf Mannigfaltigkeit und Ausdrucksreichtum steht es keinem Werk von Beethoven oder Bartok nach. Bevor nun ausschliesslich germanisch-magyarisches aufgefahren wird: ein weiterer Favorit ist das Werk von Dutilleux, dem es tatsaechlich gelingt, sich in eine Debussy-d'Indy-Ravel-Faure-Tradition zu stellen, ohne regressiv zu wirken.

  • Trotz Brahmsens Streichquartetten orte ich zwischen uns doch einiges an Kongruenz ;) . Vor allem stimme ich bei Mozart - inzwischen würde ich vielleicht auch eines der Preussischen oder das Hoffmeister als Favoriten bezeichenen - zu, von dem ich auch KV563 am meisten liebe. Auch Dvoráks Es-Dur Klavierquartett halte ich für "sadly underrated", und denke, dass es wohl mein Lieblingswerk von Dvorák überhaupt ist. Ives 2. SQ finde ich auch faszinierend (beim ersten bin ich mir nicht so sicher), Bartók ist sowieso eine eigene Liga. Dann werde ich mich wohl demnächst mit Ligetis SQ beschäftigen. Den Kurtág nehme ich auch gleich mit. Hervorheben möchte ich hier noch Hindemiths drittes Streichquartett, das ich Bartók fast ebenbürtig finde. Vor allem der Finalsatz dürfte auch einem gewissen Pan Janácek gefallen haben.....

  • Zitat

    Den Kurtág nehme ich auch gleich mit. Hervorheben möchte ich hier noch Hindemiths drittes Streichquartett

    Herrje, besagte Kongruenz wird sogar noch kongruenter...



    Zitat

    Dann werde ich mich wohl demnächst mit Ligetis SQ beschäftigen.

    Falls dabei Tonträger zum Einsatz kommen, sollte das Artemisquartett erklingen (gelungener als deren jüngster Mendelssohn) !

  • Danke für den Tipp! Ich bin ja durchaus ein Fan vom Artemis-Quartett, nur die Mendelssohn Aufnahmen haben mich wenig begeistert. Vielleicht würdest Du aber zu einem ganz anderen Schluss kommen. Lutgra war ja deutlich anderer Meinung.

  • Ich bin ja durchaus ein Fan vom Artemis-Quartett, nur die Mendelssohn Aufnahmen haben mich wenig begeistert.

    Zwischen Ligeti und Mendelssohn liegen ja nun auch Universen. Außerdem gibt es hier im Forum sicher niemanden, der sich bei Aufnahmen der Mendelssohnquartette so gut auskennt wie Du. Ich bin noch weit davon entfernt, sagen zu können, welches meine Lieblingsaufnahmen bei Mendelssohn sind. Die Artemis kannst Du Dir bei Ligeti getrost gönnen. Ansonsten gibt es ja noch mindestens das Arditti und das Jack Quartett.


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  • Lieber Felix Meritis, ich hatte bereits hineingehört und vermag eher Deiner Beschreibung zu folgen. Die zeitweise Betonung der Mittelstimmen stört mich nicht einmal, aber insgesamt wirkt das Ganze tatsächlich etwas unausgeglichen. Auch wenn ich Artemis in aller Regel sehr schätze - mitunter stören Manierismen oder der recht metallische Klang (auch live). Mendelssohn betreffend bleibe ich beim Leipziger SQ und den Mandelrings und investiere lieber in Cremonas Beethoven - zum Glück läuft bei mir kein SQ-Moratorium ;) !


    PS: Ich kenne eigentlich keine misslungene Ligeti-Aufnahme, aber hier bleibt Artemis mein klarer Favorit - die Nuancen machen die Musik und dieses Quartett wirkt wirklich frei und nicht mit den technischen Schwierigkeiten beschäftigt (so scheint es mitunter z.B. beim Parker Qt.)