Anneliese Rothenberger - Die glanzvolle Karriere einer Sängerin.

  • Sie hat in Wien am Zenit ihrer Karriere viele Abende gesungen. Ich durfte viele davon miterleben, mit Mozart-Rollen, einen grandiosen (auch darstellerisch) gesungenen Oscar im "Ballo" bis zu einem mißlungenen "Traviata" - Versuch. Sie hat auf der Bühne der Staatsoper nie als "Operettensängerin" gewirkt.


    Die von "Gioconda" angesprochene MET - "Ballo" Aufnahme ist m.W. die Einzige, wo ihr Oscar dokumentiert ist. Sie ist mit Rysanek/Bergonzi eine meiner Lieblingsaufnahmen dieser Oper.


    Herzliche Grüße vom


    Operngernhörer :hello:

  • Die von "Gioconda" angesprochene MET - "Ballo" Aufnahme ist m.W. die Einzige, wo ihr Oscar dokumentiert ist. Sie ist mit Rysanek/Bergonzi eine meiner Lieblingsaufnahmen dieser Oper.


    Dem kann ich nur zustimmen. Ich habe mir die Aufnahme seinerzeit wegen Bergonzi gekauft und wurde von Rothenbergers "Oscar" so angenehm überrascht, wie ich es vorher nie vermutet hätte ...

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Auf den Tag genau ein Jahr nach dem Tod der wohl populärsten deutschen Opernsängerin veranstaltete das "Europäische Kulturforum" und die "Anneliese Rothenberger-Stiftung " am 24. Mai 2011 unter dem Patronat des Hauses Bernadotte in Schloss Mainau eine würdige, liebevoll gestaltete Gedenkveranstaltung.
    Zahlreiche prominente Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur hatten sich aus diesem Anlass im Weißen Saal des Schlosses eingefunden. Darunter waren besonders viele Sängerkolleginnen und -kollegen, die als Weggefährten mit Anneliese Rothenberger weltweit erfolgreich zusammen arbeiteten.
    Erinnerungen an die durch Schönheit in Stimme und Erscheinung faszinierende Opersängerin Anneliese Rothenberger wurden wach, als der strahlende, silberhelle, ungemein persönlich klingende Sopran der Geehrten in einer gefühlvollen Einspielung erklang.
    In einem Fest der jungen Stimmen huldigten ehemalige Preisträger des Anneliese Rothenberger-Gesangswettbewerbs in einem geschickt zusammengestellten Programm ihrer Mentorin. Alle Solisten des Gedenkkonzertes zeichneten sich durch klangschöne, ausdrucksstarke Stimmen, überzeugenden Vortrag und einwandfreie Gesangstechnik aus. Durch ihre hervorragenden Leistungen konnten die jungen Sänger beweisen, dass sie ihre Auszeichnungen zu recht erhalten hatten und darüber hinaus konnten sie ihre sängerische Weiterentwicklung eindrucksvoll demonstrieren.
    Der Journalist Thomas Voigt verzichtete in seiner Laudatio auf Anneliese Rothenberger bewußt auf alle Lobeshymnen. Umso glaubhafter gelang es ihm deshalb , die intelligente, charmant-schlagfertige, hoch professionell arbeitende Persönlichkeit der Künstlerin zu charakterisieren. Graf Björn Bernadotte verlas eine herzliche, selbst ihn berührende Grußadresse von Placido Domingo. Wolfgang Rademann umriss mit locker servierten Anekdoten die für eine Opern-Diva wohl einmalige Fernsehkarriere.
    In einem Turm ist das neu eröffente Anneliese Rothenberger-Forum untergebracht. Hier werden Lebensstationen, Filme. Fotos Kostüme, Ehrungen, Auszeichnungen und selbstverständlich Bilder der begabten Malerin Rothenberger wirkungsvoll präsentiert.
    Die Freunde und Verehrer von Anneliese Rothenberger haben auf der Insel Mainau ihrem Idol ein Denkmal geschaffen, das die Erinnerung an die Primadonna der Herzen unvergänglich und unvergesslich erhalten wird.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Danke, lieber Operus, für Deinen ausführlichen, informativen und interessanten Bericht, den Du sehr gefühlvoll geschrieben hast. Man spürt da bei Dir die herzliche Verehrung, die Du verdientermaßen dieser großen Sängerin entgegenbringst. Es ist schön, wenn Künstler, die bedeutendes geleistet haben, nicht vergessen sind. Vor allem in den Herzen ihrer Verehrer weiterleben.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Heute vor 2 Jahren ist sie von uns gegangen:



    Anneliese Rothenberger (* 19. Juni 1926 in Mannheim; † 24. Mai 2010 in Münsterlingen im Kanton Thurgau) war eine deutsche Opern- und Operettensängerin (lyrischer Sopran).


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Danke für diesen Hinweis, lieber Harald. Wie wertvoll, dass Du immer auf alle Daten achtest und uns auf diese hinweist. Ein großer Nutzen, den Du damit den Du dadurch den Taminos bietest.
    Herzlichst
    Operus

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  • heute wäre sie 90 geworden:


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    Anneliese Rothenberger (* 19. Juni 1924 in Mannheim; † 24. Mai 2010 in Münsterlingen im Kanton Thurgau) war eine deutsche Opern- und Operettensängerin (lyrischer Sopran). [andere Quellen geben als Geburtsjahr 1926 an]


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Meine Eltern schwärmen heute immer noch, wie sie Frau Rothenberger als Pamina in der Zauberflöte in der Dortmunder Oper unter dem Dirigat von Wilhellm Schüchter(?) gehört und gesehen haben und von der ganz besonderen Stimmung die an diesem Abend geherrscht hat.

  • Für mich verbindet sich die Wertschätzung für Anneliese Rothenberger vor allem mit der Lulu, die sie tatsächlich auf der Bühne gestaltet hat. Harald hatte das Cover der Hamburger Produktion in einer früheren Ausgabe eingestellt, ich gebe mal die neueste Ausgabe hinzu:



    Anja Silja, selbst eine sehr gute Lulu, sagte zur Leistung ihrer Kollegin: "Mein Gott, die singt ja alles, was dasteht." Und das will etwas heißen. Lulu aus der Erfahrung mit Mozart, Operette und deutscher Spieloper zu singen, ist aus meiner Sicht der Grund ihres Erfolges in dieser grandiosen Oper.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Im Grunde hatte Frau Rothenberger drei Karrieren: Eine als Opernsängerin, eine als Fernsehstar und eine als Förderin junger Sänger. Zur damaligen Zeit eine Ausnahmelaufbahn.


    Herzlichst Operus

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  • Ende der 1990er Jahre zeigte mir der ehemalige Chefdramaturg des Theaters der Stadt Koblenz, Fritz Bockius, den ersten Vertrag von Anneliese Rothenberger. Sie selbst hat später gerne erzählt, dass sie in Koblenz nur eine Elevin gewesen sei, die in den Kulissen stand und nichts zu singen bekam. Zu diesem „nichts“ zählten ─ belegt durch Programmhefte und Szenenphotos ─ Gilda, Gretel und eine (oder mehrere, da bin ich mir nicht mehr sicher) der Frauen in „Hoffmanns Erzählungen“. Zu diesem Repertoire würde auch viel besser das Geburtsdatum passen, das in besagtem Vertrag eingetragen war: 1919.

  • Zu diesem Repertoire würde auch viel besser das Geburtsdatum passen, das in besagtem Vertrag eingetragen war: 1919.

    Ach ja, im Vor-Internet-Zeitalter war es noch so viel leichter, sich jünger zu machen, ohne dass es bemerkt wurde... ;) :yes: :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ihr Privatdedektive, warum seid Ihr so herzlos? Laßt der charmanten Künstlerin doch ihr Geheimnis. Ich erlebte viele Sängerinnen, die wunderbar zeitlos jung geblieben sind.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ihr Privatdedektive, warum seid Ihr so herzlos? Laßt der charmanten Künstlerin doch ihr Geheimnis. Ich erlebte viele Sängerinnen, die wunderbar zeitlos jung geblieben sind.


    Herzlichst
    Operus


    Das hat nichts mit Herzlosigkeit zu tun, sondern mit Ehrlichkeit und Wahrheit. Und gerade wenn die Leute längst tot sind, sollte man versuchen, das wahre Geburtstsjahr zu ermitteln - alles andere ist unseriös.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Also ich finde auch nichts herzloses daran. Offenbar wollte uns Freund operus als Gentleman ermahnen. ;) Das zeichnet ihn aus.


    Wer sich aber mit den Biographien von Künstlern befasst, der kommt irgendwann immer auch auf das Geburtsjahr, weil in der genauen Kenntnis darüber manches klarer und deutlicher wird. Dafür gibt es sehr viele Beispiele. Bei der Rothenberger ist mir das ziemlich egal, weil sie mich nicht so sehr interessiert - bis auf solche Sachen wie die "Lulu". Was ich aber immer an ihr geschätzt habe, ist, dass sie in ihrem Fach blieb, wozu letztlich auch die Lulu gehören kann - wie sie uns lehrt. Sie hat nie die Grenzen überschritten und sich dadurch auch ihre Stimme bewahrt. Ob sie nun charmant gewesen ist oder nicht, das ist für mich sehr nachgeordnet. Sie soll ja in erster Linie singen können und nicht nett sein. ;) Niemand hat einen Anspruch darauf, dass Künstler, die wir lieben, charmant sind oder das, was wir aus unterschiedlichen Sichten dafür halten. Da operus Frau Rothenberger auch persönlich kannte, ist mir nur zu verständlich, dass er seine ganz persönliche Wertschätzung auch darauf ausdehnt.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Kommst du da nicht zwei Jahre zu früh? Das Geburtsjahr von Frau Rothenberger wird allgemein mit 1926 angegeben.
    Auch auf der neu gestalteten homepage Anneliese Rothenberger gibt man dieses Geburtsjahr an. Auf dieser homepage findet man eine detaillierte Vita. Jeder ist übrigens dazu eingeladen Informationen zu ergänzen.


    Ich möchte in diesem Zusammenhang auch auf Frau Rothenbergers sehr interessanten Auftritt bei Da Capo hinweisen. Sie erweist sich darin als sehr kluge Dame, die ihre Karriere mit Bedacht gestaltet hat und die Dinge so sieht wie sie sind und waren und nicht so, wie sie sie gerne gehabt hätte.




    Zu Beginn sagt sie, angesprochen auf die modernen Inszenierungen unserer Zeit, dass sie doch sehr stolz ist in einer anderen Zeit gelebt zu haben, wo alles noch so gemacht wurde wie der Komponist es sich gedacht hat. Das Interview enstand 1990. War da das moderne Regietheater schon so weit verbreitet? Ich dachte, das wäre erst ein paar Jahre später so richtig in Mode gekommen.


    Gregor

  • Das "moderne Regietheater" in Form von Wieland Wagners "leerer Bühne" erntete schon in den 1950ern Hohn und Spott.


    Die englische wikipedia gibt ebenfalls 1924, die spanische 1921, allerdings kann ich die Quelle für diese Zahl nicht über eine weitere private Fanpage hinaus verfolgen.


    Dass da nach dem Ableben immer noch ein Versteckspiel um das tatsächlich Geburtsjahr betrieben wird, finde ich etwas albern...

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Das "moderne Regietheater" ist ein weites und vermintes Feld. Neulich sah ich einen nicht uninteressanten Film über Georg II. von Sachen-Meiningen, der sich bekanntlich auch als Theaterreformer einen Namen machte. In diesem Zusammenhang fiel sogar der Begriff "Regietheater". So weit zurück würde ich nun auch nicht gehen, aber die nähere Beschäftigung mit diesem Mann scheint mir sehr lohnend.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ganz abgesehen von den Sopranistinnen, für die es fast tragisch ist, wenn sie ein Alter erreichen, wo die Jungmädchen- und Hosenrollen nicht mehr abgenommen werden.
    Welche enormen Leistungen bringen Sänger, die auf der Bühne unabhängig von ihrem tatsächlichen physischen und psychischen Zustand auf den Punkt genau die Spitzenleistung bringen müssen. Eine Anforderung, die m. E. nur mit Spitzensport verglichen werden kann. Außerdem man kann es drehen wie man will, auch die Stimme altert mit und der Sänger muss lernen, mit diesem veränderten Instrument gekonnt umzugehen und es zu beherrschen. Schon wieder drängen sich Vergleiche mit dem Sport auf, wo gerade jetzt bei der Fußball WM die über 30jährigen schon die älteren Herren sind.
    Direkter zurück zum Thema: Vielleicht war die Sopranistin oder der Tenor, die beim Alter schummelten, gezwungen dies zu tun, weil es eine Altersgrenze für Neueengagements und Vertragsverlängerungen an dieser Bühne gab. Wer hat dafür kein Verständnis, wer wirft den ersten Stein?


    Herzlichst
    Operus

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  • Zum einen kann das doch gerade nach hinten losgehen: Wenn sich jemand 5 Jahre jünger gemacht hat und dann mit (real) 50 entsprechende Verschleißerscheinungen zeigt, wundert man sich dann nicht, dass jemand mit 45 "schon" abbaut? Letztlich kommt es auf die Anlagen und auf schonenden Umgang mit der Stimme an, wie lange jemand bestimmte Rollen überzeugend singen kann. Da hilft es doch nichts, das wahre Alter zu verschleiern, oder?


    Zum anderen finde ich es eine seltsame Vorstellung von Pietät, so etwas auch nach dem Tod eines Künstlers nicht zügig aufzuklären. Inklusive der hier im thread genannten Zahl 1919 haben wir nun vier unterschiedliche Angaben: 1921, 1924, 1926, wobei die beiden letzten anscheinend am häufigsten auftauchen.

    Struck by the sounds before the sun,
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  • Wie Carl Zeller hat auch Anneliese Rothenberger heute Geburtstag. Sie, die am 24. Mai 2010 starb, wurde (höchstwahrscheinlich) am 19. Juni 1924 geboren, wie wie Sendung "Cantabile" des Bayerischen Rundfunks am 19. Juni 2014 zu ihrem 90. Geburtstag belegen mag. Weil aber beide o. a. Personen am gleichen Tag Geburtstag haben, habe ich auch die gleich Aufnahme ausgesucht:



    Anneliese Rothenberger wäre heute 91 Jahre alt geworden.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Penelope ist eine Oper von Rolf Liebermann. In diesem Konzertmitschnitt der Salzburger Festspiele aus dem Jahr 1954 singt Anneliese Rothenberger mit Christel Goltz, Walter Berry, Rudolf Schock, Kurt Böhme, Otto Vajda. Es spielen die Wiener Philharmoniker, George Szell hat die musikalische Leitung.


    Am 24. Mai jährt sich der Todestag von Anneliese Rothenberger. Damit rufe ich die Leistung der Sängerin, Förderin junger Sängerinnen und Sänger und Fernsehmoderatorin ins Gedächtnis. Ich erinnere mich gerne an die Sendungen im ZDF, in denen die Sängerin einem breiten Publikum die klassische Musik gesungen von ausgebildeten Stimmen nahe gebracht hatte. Tempi passati. Heute findet man diese Formate mit weniger Breitenwirkung auf arte oder 3sat. Mal ehrlich, man wäre heute froh, wenn ein vergleichbares Sendeformat existieren würde.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Hallo,
    gerade gestern habe ich eine alte deutschsprachige Aufnahme von Poulencs Karmeliterinnen gehört, da singt Anneliese Rothenberger eine der größeren Partien. Mit dabei ist u.a. Elisabeth Höngen. Wahrscheinlich die einzige deutschsprachige Aufnahme des Werkes überhaupt und in glänzender Qualität.
    Aus Amerika habe ich einen Mitschnitt von Strawinskys Rakes Progress (auch in deutsch) bekommen. Anneliese Rothenberger singt hier die Ann. Ebenfalls sehr empfehlenswert.
    Heinrich Sutermeister hat seine Oper "Madame Bovary" der Rothenberger auf den Leib geschrieben. Gibt es davon eine Aufnahme?
    Schöne Grüße
    wega

  • Liebe Taminos,


    apropos "Penelope" (Beitrag Nr.52): Im Birgit-Nilsson-Thread habe ich vor einigen Tagen auf die Gesamtaufnahme des NDR der "Penelope" hingewiesen, in der Anneliese Rothenberger ihre Partie des Telemachos aus der Salzburger Uraufführung wiederholte. Birgit Nilsson sang die Titelrolle, Hans Rosbaud war der Dirigent und meines Wissens wirkten noch Ernst Haefliger und Heinz Rehfuss mit. Kennt jemand diese Aufnahme?


    Anneliese Rothenbergers späterer - von vielen Klassik-Freunden missbilligter - Ruhm als 'TV-Primadonna' und 'Operetten-Diva der EMI' hat die Tatsache verdrängt, dass sie eine wohl ehrgeizige, aber auch fleißige und furchtlose Sängerin gewesen ist, die in vielen Opern der 'klassischen Moderne' eingesetzt wurde. So hat sie - besonders in ihren Anfangsjahren - in teilweise Ur- und (deutschen) Erstaufführungen mitgewirkt, wie z. B.: "Der Zauberlehrling" (Braunfels), "Die Bettleroper" (Britten), "Die Zaubergeige" (Egk), "Der Prozess" (von Einem), "Trotz wider Trotz" (Grüber), "Das Ende einer Welt" (Henze), "Mathis der Maler" (Hindemith), "Angelique" (Ibert), "Penelope" und "Die Schule der Frauen" (beide von Liebermann), "Das Telefon" (Menotti), "Die Gespräche der Karmeliterinnen" (Poulenc), "Die spanische Stunde" (Ravel), "The Rake' s Progress" (Stravinskii), "Madame Bovary" (Sutermeister) und natürlich Bergs "Lulu", die sie in Hamburg, München, Montreal und New York gesungen hat. Und ja, sie hat alle drei Frauenrollen in "Hoffmanns Erzählungen" auch in den 50er Jahren in Hamburg interpretiert. (Beitrag Nr. 41)


    Neben ihren internationalen Opern-Auftritten in Rollen des Standard-Repertoires und zahlreichen Konzerten (hauptsächlich in den USA), hat sie viele Liederabend-Tourneen absolviert - auch in Nord- und Südamerika, in Fernost und in Russland. Und da sie auch eine ausgezeichnete Sprecherin war, wurde sie in ihren frühen Jahren vom NDR in Hörspielen beschäftigt und sie war sich nicht zu schade, gelegentlich Nachrichten oder Ansagen im Rundfunk zu verlesen. Sie war jung und brauchte das Geld...


    Viele Grüße


    Carlo

  • gerade gestern habe ich eine alte deutschsprachige Aufnahme von Poulencs Karmeliterinnen gehört, da singt Anneliese Rothenberger eine der größeren Partien.

    Welche denn? Constance?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Sehr geschätzter Carlo


    Ich danke für deine kenntnisreiche Würdigung Anneliese Rothenbergers in Opern des 20. Jahrhunderts. Eine wenig bekannte Seite im Wirken dieser Sängerin wird in diesem Thread sichtbar. Im Eingangsbeitrag fand es bereits Erwähnung, doch fehlten die Namen der Opern.
    .

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    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Hallo, wega!


    Bei Deiner Aufnahme von Poulencs "Gespräche der Karmeliterinnen" dürfte es sich um den Mitschnitt aus der Wiener Staatsoper vom 8. 11. 1961 handeln, mit Anneliese Rothenberger als Schwester Konstanze. Die Hauptrolle der Blanche sang Emmy Loose (in der Premiere am 14. 2. 1959 war das noch Irmgard Seefried). Weitere Sänger waren u. a. 1961: Elisabeth Höngen (Alte Priorin) / Hilde Zadek (Neue Priorin) / Christel Goltz (Mutter Maria) / Rosette Anday (Mutter Johanna) / Margareta Sjöstedt (Schwester Mathilde) / Rudolf Knoll (1959: Alfred Poell) - Marquis de la Force / Murray Dickie (1959: Ivo Zidek) - Chevalier de la Force / László Szemere (1959: Anton Dermota) - Der Beichtvater / Harald Pröglhöf (1959: Carlo Schmidt) - Der Arzt Javelinot / Der Dirigent war 1961 Berislav Klobucar (1959: Heinrich Hollreiser) und Margherita Wallmann wiederholte ihre Regie der Uraufführung von 1957 an der Mailänder Scala. Der Mitschnitt ist 2005 bei der niederländischen CD-Firma 'Mitridate' erschienen.


    Stravinskiis "The Rake's Progress" wurde am 14. 3. 1965 an der Wiener Staatsoper von Otto Schenk inszeniert - der Dirigent war Oscar Danon. Das Werk wurde nur viermal (!) aufgeführt. Die Besetzung: Trulove - Frederick Guthrie / Ann Trulove - Anneliese Rothenberger / Tom Rakewell - Waldemar Kmentt / Nick Shadow - Eberhard Waechter / Die Türkenbab - Vera Little (alternativ: Hilde Rössel-Majdan) / Mutter Goose - Hilde Konetzni / Der Auktionator - Herbert Prikopa (alternativ: Herold Kraus) / Ein Irrenhauswärter - Herbert Lackner. In der letzten Vorstellung am 4. 6. 1965 sang Lucia Popp die Ann Trulove. Meines Wissens sang Anneliese Rothenberger diese Rolle nie wieder.


    Heinrich Sutermeister komponierte seine Oper "Madame Bovary" nach Gustave Flauberts berühmten Roman (mit eigenem Libretto) speziell für Anneliese Rothenberger als Maria Bovary. Bei der Uraufführung am 27. 5. 1967 in Zürich wurde das Werk recht zwiespältig aufgenommen. Es wirkten u. a. ferner mit: Charles Bovary - Manfred Schenk / Rudolf Boulanger - Harald Serafin / Der Modehändler L'Heureux - Nigel Douglas / Die Magd Félicité - Ruth Rohner / Der Präfekt - Fritz Peter / Der Arzt - René Rohr / Die Schwester Lehrmeisterin - Erika Wien / Der blinde Drehorgelspieler - Ralph Telasko. Am Pult des Tonhalle-Orchesters stand Reinhard Peters - der Regisseur war Michael Hampe. (Die Rolle des Studenten Léon war gestrichen worden und die Titelheldin wurde von 'Emma' zu 'Maria' umbenannt.) Ob es von dieser Aufführung einen Mitschnitt gibt, weiß ich nicht.


    Viele Grüße


    Carlo


  • https://www.youtube.com/watch?v=RglIfqBcB_U


    Meine mit Abstand liebste Aufnahme der Rothenberger ist der "Künstlerball bei Kroll" aus der "Lockenden Flamme" von Eduard Künneke, den ich schon mal an anderer Stelle verlinkt hatte. Und weil es so hinreißend gesungen ist, kann das nicht oft genug gesehen. :jubel:


    Nie fand ich diese Sängerin freier, frecher und erotischer. Sie geht ganz aus sich heraus und ist nicht so gefangen in sich wie in späteren Auftritten und Produktionen, wo vieles sehr kalkuliert wirkt. Das reinste stimmliche Feuerwerk. Ich bin immer wieder überwältigt und hingerissen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich besitze eine interessante LP mit Lisa della Casa und Anneliese Rothenberger mit Liedern und Duetten aus Strauß-Opern. Hier die CD-Ausgabe:


    W.S.

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