Vadim Salmanow (1912-1978)

  • Ein weiterer im Westen kaum bekannter russischer Komponist ist der in St. Petersburg geborene und gestorbene Vadim Salmanow.


    Salmanow erhielt bereits im Alter von sechs Jahren von seinem Vater - einem begabten Pianisten - Klavierunterricht. Allerdings hat ihm der strenge Vater das Klavierspielen erst einmal verleidet. Kurz bevor er im Alter von 18 Jahren ein Musikstudium am Leningrader Konservatorium beginnen wollte, entschied er sich plötzlich um und studierte stattdessen Geologie. Er arbeitete auch einige Zeit als Geologe, besann sich dann aber eines Besseren und begann 1936 doch ein Kompositionsstudium am Leningrader Konservatorium bei Michail Gnessin. 1952 trat er als Lehrer ins Leningrader Konservatorium ein und unterrichtete bis zu seinem Lebensende Komposition, ab 1965 als Professor. Nebenbei nahm Salmanow noch einige politische Tätigkeiten wahr, u.a. als Sekretär des sowjetischen Komponistenverbandes.


    Salmanow komponierte vor allem Sinfonien, Chorwerke und Kammermusik, darunter 6 Streichquartette. Für die vier Symphonien hat sich der befreundete Jewgenij Mrawinsky eingesetzt; sie sind alle unter ihm eingespielt. Mrawinsky sagt über Salmanow: „Er ist imstande, Kennzeichen der zeitgenössischen Musik bedingungslos zu kombinieren: Frische, Schlichtheit, Eigensinn, Vielschichtigkeit und genuine Harmonik. (…) Man spürt die Ernsthaftigkeit der lebendigen Emotion und die inspirierende Kraft der Fantansie.“
    Die GA der Streichquartette auf 2 CDs hat das Taneyev Quartett zu verantworten. Das erste Quartett von 1945 habe ich gestern gehört und es hat mich mächtig beeindruckt. Es offeriert eine ganz eigene Tonsprache, die deutlich anders klingt als die der Zeitgenossen Schostakowitsch und Weinberg, aber vergleichbar intensiv ist. Ich bin sehr gespannt wie die anderen Quartette sind.


  • Vadim Salmanow hat vier Symphonien komponiert


    Sinfonie Nr.1 d-Moll (1952)
    Sinfonie Nr.2 G-Dur (1959)
    Sinfonie Nr.3 a-Moll (1963)
    Sinfonie Nr.4 h-Moll (1976)


    Die letzte ist die einzige, die ich (bisher) kenne. Das Werke ist dreisätzig und knapp über 30 min lang. Zwei langsame Sätze (der erste dauert allein 15 min) umrahmen ein Marciale. Die Musik ist weitestgehend tragisch, das Marciale grotesk. Die Nähe zu Schostakowitsch und vor allem Andrej Eshpai ist nicht zu überhören. Die Aufnahme ist vermutlich die Uraufführung, live vom 28. Januar 1977. Mrawinsky ist natürlich der rechte Mann dafür, die Klangqualität ist im Prinzip gut, man hört aber diverse Geräusche aus dem Orchester und dass gerade eine Erkältungswelle durch Leningrad ging. Es gibt eine Doppel-CD mit allen vier Symphonien, aber soweit ich das Entziffern kann, stammen die von '57, '60 und '64 und sind mono. Von der zweiten Symphonie gibt es noch eine spätere Aufnahme aus den 70ern, die ist ebenfalls in Stereo.


  • Salmanow gehört warscheinlich auch zu den wenig entdeckten lohnenden russischen Kompopnisten des 20.Jhd !?!


    Ich kenne nur die Sinfonie Nr.2, die in der Brillant-Mrawinsky-10CD-Box enthalten ist. Die Aufnahme soll laut Aufdruck vom 11.03.1983 LIVE sein, wenn man den Brilli-Angaben trauen kann. ((Die dort auch enthaltene geniale Bruckner 9 soll vom 01.01.1978 - ist aber tatsächlich vom 30.01.1080 !!))
    Die Aufnahme gehört zu den klanglich brauchbaren Aufnahmen in dieser Box und klingt dem Alter entsprechend gut, ist natürlich in Stereo. (Die Khatchaturian 3, die danach auf der CD4 folgt ist nämlich klnaglich die absolute Zumutung schlechthin.)
    Das Werk selber wirkt wenig emotional oder aufwühlend, was eventuell am Programm liegt - also nicht so mitreissend.


    Die Sätze sind wie folgt überschrieben - mal nicht mit ital.Tempoangaben:
    1. The Song of the Forest 3:40
    2. Call of Nature 9:41
    3. At the Sunset 7:48
    4. The Forest is singing 7:05


    Der 3.Satz ist anfangs quasi ein Scherzo-Allegro der in ein Violinsolo mündet und gefällt mir noch am besten.


    In dieser Box enthalten:
    -->
    Brillant, ADD




    Eigendlich müsstest Du diese Box doch auch haben, lieber Lutgra ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Eigendlich müsstest Du diese Box doch auch haben, lieber Lutgra ?


    Nee, die Box habe ich tatsächlich nicht, ich habe ziemlich viel von Mravinsky sowohl auf CD als auch auf Vinyl, aber diese Box nicht. Ich höre aber gerade die 2. Symphonie, die man für € 2,99 downloaden kann. Zumindest den 2. Satz finde ich sehr stark. Ist aber ganz anders als die vierte.

  • Wow, was für ein grandioses Streichquartett: zutiefst tragische Musik, wie sie selbst Schostakowitsch nicht in düstersten Momenten besser hervorbringen konnte. Drei Sätze, zwei langsame umrahmen ein düsteres von Bartok beeinflusstes Allegro, das aber selbst noch tragisch-langsame Einschübe enthält. Ein Requiem für den früh verstorbenen Freund S. Musselius, eines der emotional intensivsten Stücke für Streichquartett im 20. Jahrhundert. Die Aufnahme stammt von 1963 und ist noch in Mono, leider. Das schreit nach einer aktuellen Einspielung, mein Wunschensemble wäre das Atrium Quartett.

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  • Das Werk selber wirkt wenig emotional oder aufwühlend, was eventuell am Programm liegt - also nicht so mitreissend.


    Also, ich finde das Stück ziemlich stark, ich finde auch nicht, dass die Untertitel passen. Wo gibt es denn im Wald die Sturmglocken, die den 3 Satz "At the sunset" einleiten. Es klingt natürlich vieles ähnlich wie bei DSCH, aber die Themen sind nicht schlecht erfunden und mir gefällt auch die Kompaktheit der Symphonie.