Kirill Petrenko - Chefdirigent der Berliner Philharmoniker

  • Die Trailer mit Sinfonischer Musik unter Kyrill Petrenko in Lutgra´s LINK (aus dem Vorbeitrag) habe ich mir mal angesehen/angehört.


    Eines steht fest - dass Kyril Petrenko einen sehr deutlichen und emotionalen Dirigirestil hat, der mir sehr gefällt. Mir scheint, dass die Berliner PH selber besser entscheiden können, wer für sie gut ist, als unsere teils voreingenommen Urteile. :huh: Mann, das war vielleicht gar keine schlechte Wahl.
    8o Seht Euch mal die Extase bei Kyrill Petrenko an, wenn er Scriabins Le Poeme de´l Extase dirigiert - das ist Gänsehaut pur!

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Diese CD hier kann sich auf alle Fälle schon mal hören lassen. The Ripening (Lebensreife) ist ein ziemlich komplexes und schwer zu dirigierendes Stück und das gelingt Petrenko ganz vorzüglich. Ein Reviewer schrieb darüber, dass er nur die Aufnahme mit Vaclav Talich höher bewerte und die ist von 1949. Und auch der Winterabend gefällt mir sehr. Wenn Petrenko mit den Berliner solches und ähnliches Repertoire einspielt, soll es mir recht sein. Wer braucht denn noch eine Beethoven-, Brahms- oder Bruckneraufnahme aus Berlin.

  • Wenn Petrenko mit den Berliner solches und ähnliches Repertoire einspielt, soll es mir recht sein. Wer braucht denn noch eine Beethoven-, Brahms- oder Bruckneraufnahme aus Berlin.


    Eben. Niemand braucht das. Zumindest nicht mittelfristig. Ich war überrascht von Petrenkos Wahl, sehr überrascht sogar, doch einer meiner ersten Gedanken war dann schon, dass dieser Mann mit diesem Orchester vielleicht auch hinsichtlich des Repertoires einmal wenig ausgetretene Pfade wählt. Es wäre durchaus interessant, einmal eine "Asrael-Symphonie" mit den Philharmonikern zu hören.
    Aber ein Orchester wie die BPhil müssen immer - mit jedem neuen Chefdirigenten - auch das große symphonische Standardrepertoire abbilden. Machten sie dies nicht, verlören sie ihren Spitzen-Status. Das berühmteste deutsche Orchester muss auch immer wieder brahmsen, brucknern und mahlern. Und auch Petrenko muss sich dem nun widmen, sonst nähme man ihn nicht für voll. Drückt sich vor den drei großen B's und dirigiert stattdessen Scharwenka, Busoni und Toch :D so werden die bösen Zungen dann lästern! Auf diesem Posten geht's ohne die B's einfach nicht. Geht's eigentlich irgendwo ohne? :no:


    Grüße
    Garaguly

  • So interessant das alles sein mag: Ich wünsche mir von den Berliner Philharmonikern unter Petrenko auch das sog. Standardrepertoire. Und ich bin mir sicher, dass es die meisten Abonnenten und sonstigen Konzertgänger genauso sehen. Schon deswegen wird es kommen müssen. Wenn nicht, dann wird das nach hinten losgehen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • CPO hat reagiert und die drei Josef-Suk-Platten, die Petrenko in den Nuller-Jahren für dieses Label eingespielt hat, in einer Box zusammengestellt, die ab dem 20. Juli für 19,99 zu haben sein wird. Das sind dann diese 3:



    Da können die bei CPO/JPC nun aber jubeln, dass sie die nahezu einzigen sind, die von Petrenko dirigierte Orchestermusik im Angebot haben. Ich glaube, dass sich diese Aufnahmen, die ja von CPO bereits in den Niedrigpreis-Bereich verschoben worden sind, nun zu einem Longseller entwickeln werden. Denn es werden in nächster Zeit viele, die sich sonst weder für Petrenko noch für Suk interessiert haben hier nun zugreifen, um einen Eindruck zu bekommen.
    Und nebenbei tut's der Verbreitung der Musik Suks auch gut :D


    Grüße
    Garaguly

  • Ich wünsche mir von den Berliner Philharmonikern unter Petrenko auch das sog. Standardrepertoire.


    Das wird er auch liefern - jedenfalls im Konzert. Ob die uns allen vertrauten Vertriebswege von Musik über CD in drei Jahren wirklich noch so relevant sein werden oder nicht schon ein Auslaufmodell sind, ist ja auch noch eine Frage. Vielleicht gibt es dann alles nur noch über die Digital Concert Hall. Ich bezweifele jedenfalls, dass Rattle's Schumann und Harnoncourt's Schubert, die gerade auf CD erschienen sind, noch Renner werden.

  • Hallo!


    Mir fällt dazu ein Vers von Robert Frost ein:


    Im Wald zwei Wege boten sich mir dar,
    und ich ging den,
    der weniger betreten war;
    und das veränderte mein Leben.

    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo


  • Das wird er auch liefern - jedenfalls im Konzert. Ob die uns allen vertrauten Vertriebswege von Musik über CD in drei Jahren wirklich noch so relevant sein werden oder nicht schon ein Auslaufmodell sind, ist ja auch noch eine Frage. Vielleicht gibt es dann alles nur noch über die Digital Concert Hall. Ich bezweifele jedenfalls, dass Rattle's Schumann und Harnoncourt's Schubert, die gerade auf CD erschienen sind, noch Renner werden.


    Die Digital Concert Hall ist sicherlich eine tolle Sache, aber mir z. B. zu teuer. Andere Orchester (das hr Sinfonieorchester oder die Göteborger Symphoniker etwa) stellen das längst kostenfrei zur Verfügung. Und das Konzept des sündteuren CD-Eigenlabels der Berliner Philharmoniker scheint auch m. E. nicht wirklich aufzugehen. Solange es Rundfunkmitschnitte gibt, ist mir das aber relativ egal.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das wird er auch liefern - jedenfalls im Konzert.


    So sehe ich das auch!
    Und im übrigen dirigieren bei den Berliner Philharmonikern in jeder Saison etliche Gastdirigenten. In der kommenden Saison zum Beispiel:
    Herbert Blomstedt, Semyon Bychkov, Bernard Haitink, Mariss Jansons, Iván Fischer, Zubin Mehta, Elliot Gardiner, Christian Thielemann, Paavo Järvi, Giovanni Antonini, Daniel Harding, Andris Nelsons, Yannick Nézet-Séguin and Tugan Sokhiev, Juanjo Mena, François-Xavier Roth, Matthias Pintscher.


    Im Übrigen: Danke, lieberWoKa, für den Vers von Robert Frost !!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Im Übrigen: Danke, lieberWoKa, für den Vers von Robert Frost !!


    Der allerdings aus dem Zusammenhang gerissen zu Mißverständnissen einlädt. Man versteht die Aussage des Gedichtes nur, wenn man es ganz liest:


    TWO roads diverged in a yellow wood,
    And sorry I could not travel both
    And be one traveler, long I stood
    And looked down one as far as I could
    To where it bent in the undergrowth;


    Then took the other, as just as fair,
    And having perhaps the better claim,
    Because it was grassy and wanted wear;
    Though as for that the passing there
    Had worn them really about the same,


    And both that morning equally lay
    In leaves no step had trodden black.
    Oh, I kept the first for another day!
    Yet knowing how way leads on to way,
    I doubted if I should ever come back.


    I shall be telling this with a sigh
    Somewhere ages and ages hence:
    Two roads diverged in a wood, and I—
    I took the one less traveled by,
    And that has made all the difference.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Als gäbe es beim Radio gar keine Redakteure mehr, die offen antisemitische Entgleisungen bemerken und verhindern könnten, spekuliert eine NDR-Kommentatorin über das etwaige Konkurrenzverhältnis zwischen Petrenko und seinem Dirigentenkollegen Christian Thielemann und vergleicht, da die beiden ja demnächst wieder in Bayreuth auftreten werden, den einen, Thielemann, als „Experten deutschen Klanges“ mit Wagners nobler Wotan-Figur, den anderen, Petrenko, mit der Figur des Alberich, dem „winzigen Gnom, der jüdischen Karikatur“.

    Zitat

    Auf „Welt-Online“ geht der Kommentar noch einen Schritt weiter: „Petrenko, interessanterweise neben Daniel Barenboim und Ivan Fischer der dritte Jude auf einem Berliner Chefsessel, bringt, wie das auch Thielemann getan hätte, eine dominante Mutter mit in die Beziehung. Aber sonst ist ihm, was viele erleichtert hat, nichts Zwischenmenschliches fremd. Wovon mindestens eine der diesjährigen Bayreuth-Sängerinnen berichten könnte.“


    Der komplette Artikel hier: http://www.faz.net/aktuell/feu…renko-sagen-13668140.html

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Der Vollständigkeit halber der fragliche Kommentar auf den Seiten des NDR: Petrenko vs. Thielemann, wobei die inkriminierten Passagen inzwischen entfernt wurden.


    Das ist natürlich genau so peinlich und fatal wie der Kommentar in seiner ursprünglichen Form. Journalistisch geht das gar nicht. Wir kennen doch alle "1984". Da werden auch Zeitungen umgeschrieben und neu gedruckt. In Diktaturen werden unliebsame Personen aus offiziellen Fotos entfernt etc. Also vorher und nachher! Das Netz vergisst nichts. Der Kommentar hätte besser gar nicht geschrieben werden dürfen, nun aber ganz getilgt werden müssen, verbunden mit einer etwas deutlicheren Stellungnahme der Chefredaktion als geschehen. Journalisten dürfen sich wirklich nicht wundern, wenn sie nicht mehr ernst genommen werden. Der NDR hat der Branche neuerlich einen Bärendienst erwiesen. Anderseits offenbart der Vorfall aber genau das Dilemma, das allerorts festzustellen ist. Man weiß zu wenig bis nichts über Petrenko, will aber in der Diskussion kräftig und kompetent mitmischen. Welch ein Hochmut! Dabei kommen solche Kommentare heraus. Da fällt man schnell in eine tiefes schwarzes Loch wie die arme NDR-Redakteurin, die angeblich für Oper zuständig sein will.


    Was nun die WELT angeht aus dem Haus Springer, finde ich gar nichts an deren Beitrag. Da lehnt sich Frau Büning aus dem falschen Fenster. Warum sollte nicht deutlich gesagt werden, dass nunmehr bald drei Juden auf Chefsesseln von Orchestern in Berlin sitzen? Na Gott sei Dank, sage ich dazu. Das würde ich auch geschrieben haben. Es gibt keinen einzigen Grund, das zu verschweigen. Endlich erlangen Juden in Deutschland den kulturpolitischen Rang und die Würde zurück, die ihnen die Nationalsozialisten genommen haben. Berlin verdankt Juden einen großen Teil seiner Reputation. Denkmale und Kranzniederlegungen können nicht wieder gut machen, was nur das Leben selbst vermag. Im Übrigen wird im Haus Springer, dem man auch manches vorwerfen kann, jegliche Form von Antisemitismus strikt verurteilt. Mitarbeiter werden darauf eingeschworen. Im Eingangsbereich der Berliner Konzernzentrale steht - nicht aus musealen Gründen - sogar eine Bundeslade. Sie ist Symbol.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Endlich erlangen Juden in Deutschland den kulturpolitischen Rang und die Würde zurück

    Endlich klingt wie jetzt endlich, aber schon vor 20 Jahren gab es an den drei Berliner Opernhäusern zwei GMD's jüdischer Herkunft (Daniel Barenboim und Yakov Kreizberg). Und noch Jahrzehnte früher gab es zum Beispiel Kurt Sanderling.
    Ich finde, dass Abstammung und Glauben in der Bewertung gar keine Rolle spielen sollte.


    Aber was war denn mit dieser Passage im Welt-online-Kommentar gemeint?



    Zitat

    Aber sonst ist ihm, was viele erleichtert hat, nichts Zwischenmenschliches fremd. Wovon mindestens eine der diesjährigen Bayreuth-Sängerinnen berichten könnte.“

    Kann sich da irgendjemand hier einen Reim drauf machen?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich finde, dass Abstammung und Glauben in der Bewertung gar keine Rolle spielen sollte.


    Ich bewerte nicht, ich stelle fest. Allerdings bin ich im Gegensatz zu Dir dafür, offensiv mit Glauben und Herkunft umzugehen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Allerdings bin ich im Gegensatz zu Dir dafür, offensiv mit Glauben und Herkunft umzugehen.


    Ich bin nicht dafür, in öffentlichen Ämtern in einem säkularisierten Staat offensiv mit seinem Glauben umzugehen, denn er ist Privatsache. Man muss ihn nicht verschweigen, aber auch nicht öffentlich ausstellen. Herr Pretenko sieht letzteres wohl ähnlich.


    Aber da du dich so für den Welt-online-Kommentator in die Bresche geworfen hast, kannst du mir sicher auch in in meinem Vorbeitrag zitierten Passus erklären, oder?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Aber da du dich so für die Welt-online-Kommentatorin in die Bresche geworfen hast, kannst du mir sicher auch in in meinem Vorbeitrag zitierten Passus erklären, oder?


    Nein, kann ich nicht. Schreib Herrn Brug eine Mail. Solcher Klatsch interessiert mich nun wirklich nicht.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hier werden ja zum Teil abartigste antjüdische Stereotype bedient: Der Jude auf dem Chefsessel, dem "nichts Zwischenmenschliches fremd ist [...] wovon mindestens eine [...] Sängerin berichten" kann. Vom Prinzip her - wenn auch im Detail viel drastischer - hat Julius Streichers "STÜRMER" das ähnlich gemacht: Juden mit Sexgeschichten in Zusammenhang bringen. Das war gängig in der Propaganda des III. Reiches. Und dann noch der Vergleich des Juden Petrenko mit dem Zwerg Alberich - auch hier gibt es eine klare Übereinstimmung mit Alberich-Darstellungen zur Nazi-Zeit: Der verschlagene Alberich wurde nur zu oft als widerliche Karikatur eines Juden inszeniert.


    Das merkwürdige daran ist aber schon, dass das alles so ungeniert und ganz plötzlich auftaucht. Es mag dummer Zufall sein, aber es riecht schon sehr streng, das Ganze.


    Grüße
    Garaguly

  • @ Rheingold1876: Ich bewerte das auch als billigsten Boulevard-Klatsch, die Passage mit der Sängerin im Besonderen wie den ganzen Brug-Artikel im Allgemeinen...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Scheint fast so, als wären da einige Leute sehr sauer, weil es nicht Thielemann wurde. Honi soit qui mal y pense.

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • @ Rheingold1876: Ich bewerte das auch als billigsten Boulevard-Klatsch, die Passage mit der Sängerin im Besonderen wie den ganzen Brug-Artikel im Allgemeinen...


    Schreib ihm das selbst. Es gibt eine Leserbriefredaktion und bringe diesen Klatsch bitte nicht mit meinem Namen in Verbindung.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Schreib ihm das selbst. Es gibt eine Leserbriefaktion und bringe diesen Klatsch bitte es nicht mit meinem Namen in Verbindung.


    Du hast Herrn Brug hier gegenüber Frau Büning verteidigt, konkret natürlich bezüglich des Antisemitismus-Vorwurfs. Das ist dein gutes Recht. Genauso ist es mein gutes Recht, hier generell den Stil des Herrn Brug zu kritisieren, den ich persönlich für unterirdisch halte (das betraf auch seinen Auftritt bei der Pressekonferenz am Montag, die ja im Internet live übertragen wurde).


    Im Übrigen finde ich den Zusammenhang, den Garaguly in seinem Beitrag zwischen beiden Punkten hergestellt hat sehr interessant.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    Das merkwürdige daran ist aber schon, dass das alles so ungeniert und ganz plötzlich auftaucht. Es mag dummer Zufall sein, aber es riecht schon sehr streng, das Ganze.


    Ich verstehe nicht ganz was hier so verwunderlich ist. Ich hätte das locker vorhersagen können (hätte mich aber gehütet).
    Wenn ein Orchester, das (angeblich) zu 60 Prozent für einen deutschen Kandidaten mit konservativem Flair (?) gestimmt hätte, sich aber aus Gründen der Rettung des Zusammenhalts für einen anderen Kandidaten entscheidet, dann sind die Spannungen schon vorprogrammiert.
    Dazu könnte ich ein paar Prognosen treffen, werde mich aber hüten. Nur soviel: Auch im Publikum hocken zahlreiche Feinde, denen schon Rattle ein Dorn im Auge war. Petrenko muss schon wahnsinnig gut sein und aussergewöhnlichen Erfolg haben , wenn der das durchstehen will. Wenn er - was zu fürchten ist - das Programm "modernisiert", dann Gnade ihm Gott - aber ich fürchte, das würde ihm auch nicht helfen.....
    Schon jetzt spürt man ein gewisses Unbehagen - was das Publikum empfindet und wie es reagiert, ist schwer zu analysieren, denn man hat ja den Leuten jahrelang vorgeschrieben was sie zu denken und was sie zu sagen haben. Dieser Damm dürfte nun - wie es aussieht - allmählich, aber endgültig brechen. Thielemann dürfte - vermutlich ohne dessen Verschulden - zu einer nationalen Ikone geworden sein, die durch seine Nichtwahl beschädigt wurde, was einen gewissen mächtigen Kreis verärgert haben könnte. Wenn diese These stimmt (und das ist durchaus nicht sicher, wenngleich doch sehr wahrscheinlich) - dann wird das Konsequenzen haben.
    Ich sehe das indes ein wenig anders: Thielemann hat eine ebenbürtige Position, verstärkt durch seine Aktivität bei den Salzburger Osterfestspielen und einem Naheverhältnis zu den Wiener Philharmonikern. Wenn er es richtig anpackt (ich bin mir nicht so sicher daß es ihm gelingt), dann ist in Hinkunft die Staatskapelle Dresden DAS deutsche Orchester schlechthin...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Warum sollte nicht deutlich gesagt werden, dass nunmehr bald drei Juden auf Chefsesseln von Orchestern in Berlin sitzen? Na Gott sei Dank, sage ich dazu. Das würde ich auch geschrieben haben. Es gibt keinen einzigen Grund, das zu verschweigen.


    Warum sollte das nicht deutlich gesagt werden? Es gibt keinen einzigen Grund, darauf hinzuweisen, jedenfalls nicht mehr als auf die Schuhgröße oder die Essgewohnheiten oder ob jemand eine Katze hat oder lieber Citroën fährt als VW. Und im Zusammenhang mit Bemerkungen wie »Aber sonst ist ihm, was viele erleichtert hat, nichts Zwischenmenschliches fremd. Wovon mindestens eine der diesjährigen Bayreuth-Sängerinnen berichten könnte« (nicht nur Stimmenliebhaber wartet immer noch darauf, dass erklärt wird, was damit gemeint war) empfinde ich das nicht nur als überflüssig, sondern als schlimm.

  • Zitat
    Aber sonst ist ihm, was viele erleichtert hat, nichts Zwischenmenschliches fremd. Wovon mindestens eine der diesjährigen Bayreuth-Sängerinnen berichten könnte.“


    Kann sich da irgendjemand hier einen Reim drauf machen?


    Vielleicht wollte die Journaille daraufhinweisen, dass er damit in der Tradition des großen Wilhelm Furtwängler steht, der - wenn ich recht erinnere - fünf uneheliche Kinder gezeugt hat. :D

  • Zitat

    Und im Zusammenhang mit Bemerkungen wie »Aber sonst ist ihm, was viele erleichtert hat, nichts Zwischenmenschliches fremd. Wovon mindestens eine der diesjährigen Bayreuth-Sängerinnen berichten könnte« (nicht nur Stimmenliebhaber wartet immer noch darauf, dass erklärt wird, was damit gemeint war) empfinde ich das nicht nur als überflüssig, sondern als schlimm.


    Die Antwort hat m. E. Rheingold1876 doch schon gegeben (s. Beitrag 47). Ich bezweifle aber, dass besagter Herr Brug seinen so schnöde hingworfenen Satz erläutern wird. Da müsste auch jene ominöse Sängerin einverstanden sein...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich sehe das indes ein wenig anders: Thielemann hat eine ebenbürtige Position, verstärkt durch seine Aktivität bei den Salzburger Osterfestspielen und einem Naheverhältnis zu den Wiener Philharmonikern. Wenn er es richtig anpackt (ich bin mir nicht so sicher daß es ihm gelingt), dann ist in Hinkunft die Staatskapelle Dresden DAS deutsche Orchester schlechthin...


    Genau! - Und das schafft er, indem er in der kommenden Saison 2015/16 in Dresden (sofern ich mich nicht verzählt habe) keine Opernpremiere und immerhin 3(!) oder es mögen auch 4 von 12 Symphoniekonzerten dirigiert ... :untertauch:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.


  • Genau! - Und das schafft er, indem er in der kommenden Saison 2015/16 in Dresden (sofern ich mich nicht verzählt habe) keine Opernpremiere und immerhin 3(!) oder es mögen auch 4 von 12 Symphoniekonzerten dirigiert ... :untertauch:


    Diese ständigen Verweise auf Thielemanns Vorstellungszahl in Dresden kann ich nicht mehr hören: Er erfüllt genau den Vertrag, den man mit ihm ausgehandelt und den er unterschrieben hat, mit den dazugehörigen Abenden. Er ist dort nicht als GMD der Oper angestellt, sondern als Chefdirigent der Staatskapelle, das ist ein großer Unterschied! Hätte er dort einen Vertrag als GMD der Oper, dürfte man in der Tat empört sein, aber ihn dafür anzugreifen, dass er genau das leistet, für was er engagiert wurde, ist einfach nur absurd!


    Übrigens wird er mit der Staatskapelle Dresden doch eine Oper zur Premiere bringen: in Salzburg!


    P.S.: 3 oder 4 von 12 Sinfoniekonzerten, also 25 bis 33 %. Wie viel Konzerte dirigiert denn anteilig der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker pro Saison? Ich weiß es nicht genau, kann mir aber nicht vorstellen, dass das prozentual wirklich mehr sein soll.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Da ich gestern abend in der Oper war, kam ich nicht in Versuchung, mich an dieser unseligen Diskussion der letzten Nacht zu beteiligen! Da bin ich eigentlich sehr froh drüber! - Zumal sich die Aufführung wirklich gelohnt ´hat:
    Ambroise Thomas: HAMLET
    (Musikalische Leitung: Elisa Gogou, Inszenierung: Andrea Schwalbach; Hamlet: Evgueniy Alexiev, Ophélie: Cornelie Isenbürger, Laerte: Daniel Pataky).
    Eine vorzügliche Leistung der Dirigentin, ein großartiger Bariton in der Titelpartie, der mit Stilsicherheit, Facetten- und Farbenreichtum, vor allem aber auch mit frappierender Strahlkraft und dann wieder mit herrlich verschatteten Tönen die Schwäche und Zerrissenheit der Figur eindrücklich Klang werden lässt; und last but not least eine junge Sopranistin, die als Ophelia sehr berührend - wenn auch nicht immer mit der erwarteten stimmlichen Brillanz - singt.
    Aber das interessiert ja natürlich hier in diesem Thread nicht!


    Vielleicht ermutigt es aber, sich wieder über den Musiker Kirill Petrenko auszutauschen.
    Ich denke: das sollte eigentlich Thema dieses Threads sein.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Diese ständigen Verweise auf Thielemanns Vorstellungszahl in Dresden kann ich nicht mehr hören: Er erfüllt genau den Vertrag, den man mit ihm ausgehandelt und den er unterschrieben hat, mit den dazugehörigen Abenden. Er ist dort nicht als GMD der Oper angestellt, sondern als Chefdirigent der Staatskapelle, das ist ein großer Unterschied! Hätte er dort einen Vertrag als GMD der Oper, dürfte man in der Tat empört sein, aber ihn dafür anzugreifen, dass er genau das leistet, für was er engagiert wurde, ist einfach nur absurd!


    Übrigens wird er mit der Staatskapelle Dresden doch eine Oper zur Premiere bringen: in Salzburg!


    P.S.: 3 oder 4 von 12 Sinfoniekonzerten, also 25 bis 33 %. Wie viel Konzerte dirigiert denn anteilig der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker pro Saison? Ich weiß es nicht genau, kann mir aber nicht vorstellen, dass das prozentual wirklich mehr sein soll.


    Das Thielemann nicht GMD ist, hatte ich tatsächlich übersehen. Insofern relativiert sich das Ganze sicherlich, gut. - Was den tieferen Sinn meiner Einlassung angeht, so ist es weniger gegen die Person Thielemann gerichtet, gegen den ich - auch, wenn Du, lieber Stimmliebhaber eventuell etwas anderes vermutest - überhaupt nichts habe, sondern eher gegen diese fast schon peinliche Überhöhung seiner Person durch andere, wie hier z.B. durch Alfred, als eigentlich alles Beherrscher und überhaupt als "GröDaZ" ... ich bin mir sicher (und habe das hier im Forum schon verschiedentlich geäußert), dass Christian Thielemann diese Art von Beistand auch garnicht benötigt.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner