J.S.Bach: Italienisches Konzert

  • Zitat


    Original von Bernhard
    Wie weit fußt diese (fragwürdige ?) Rekonstruktion auf musikhistorischen Boden ?


    Bach hat ja -wie bekannt- einige Orchester-Konzerte anderer Komponisten für Tasteninstrumente bearbeitet.


    Alessandrini ist hier wohl (spaßeshalber?) den umgekehrten Weg gegangen.

    Einen Tutti vs. Solo-Dialog aus dem Material herauszuarbeiten, dürfte wohl nicht so schwer gewesen gewesen sein. Entsprechend seinem stilistischem Empfinden und Können hat er dann noch ein paar Füllstimmen für das Orchester hinzugesetzt und das Ganze möglichst idiomatisch instrumentiert.


    Fragwürdig? Sicherlich irgendwie schon, weil es sehr vom künstlerischen Einfühlungsvermögen des Arrangeurs abhängig ist.
    Wenn es denn gut arrangiert und auch toll eingespielt worden ist, dann könnte das Resultat schon sehr interessant und auch schön klingend sein. Die JPC-Ausschnitte sind für jedoch zu kurz, um Näheres dazu zu sagen.

    Solange einem immer mitgeteilt wird, dass es sich hier um Bach/Alessandrini handelt, empfinde ich noch es als legitim, so etwas zu machen.
    Auf gleicher Stufe wie das Original sehe ich so etwas natürlich nicht.


    Auf jeden Fall sind Bachs Noten für Tasteninstrumente von ihrer Struktur her eigentlich immer so gut "gearbeitet", dass sie sich auch auf Streich- oder Blasinstrumenten sehr schön anhören können.
    Das gilt ja auch für viele seiner Orgelwerke.


    Mir ist jedoch nicht bekannt, dass Bach ursprünglich ein Concerto für Orchester schrieb und dieses Italienische Konzert dann für Cembalo bearbeitete. Aufgrund der Tatsache, dass die Musik auch sehr clavieristisch "in die Hand" geschrieben wurde, halte ich dies auch für nahezu ausgeschlossen.


    Oder hat da irgendeiner etwas herausgefunden?


    Gruß :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von Glockenton


    Auf jeden Fall sind Bachs Noten für Tasteninstrumente von ihrer Struktur her eigentlich immer so gut "gearbeitet", dass sie sich auch auf Streich- oder Blasinstrumenten sehr schön anhören können.
    Das gilt ja auch für viele seiner Orgelwerke.


    Gruß :hello:
    Glockenton



    Wurde nicht auch schon diskutiert, dass Bachs (?) Toccata u. Fuge d-moll BWV 565 für Orgel ursrpünglich eine Violinsonate gewesen sein könnte ?


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Bernhard
    Wurde nicht auch schon diskutiert, dass Bachs (?) Toccata u. Fuge d-moll BWV 565 für Orgel ursrpünglich eine Violinsonate gewesen sein könnte ?


    ... wenn sie denn überhaupt von ihm ist - da gibt es auch einen Thread drüber.


    Aber ja, da kann ich mich auch dran erinnern - Andrew Manze hat eine solche Fassung aufgenommen, auf dieser Doppel-CD:



    Aber was nützt das, wenn sie gar nicht von ihm ist ... :pfeif:


    Andererseits denke ich, wir würden und ganz schön wundern, wenn sämtliche Fassungen sämtlicher Werke des großen Johann Sebastian erhalten geblieben wären ...

  • Zitat

    Original von Bernhard
    Wurde nicht auch schon diskutiert, dass Bachs (?) Toccata u. Fuge d-moll BWV 565 für Orgel ursrpünglich eine Violinsonate gewesen sein könnte ?


    Bitte nicht schon wieder! :wacky:


    Violinfiguren auf Tasteninstrumenten sind nicht ungewöhnlich.
    Außerdem gibt es relativ gut erkennbare "Handschriften" in BWV 565, die nichts mit Geige zu tun haben.

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von miguel54


    ... wenn sie denn überhaupt von ihm ist - da gibt es auch einen Thread drüber.


    Genau :untertauch:


    z.B.: " Hier "



    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard


  • Bruce Haynes - der selber Oboe spielt - meint im Text zur folgenden CD, dass sich die Oberstimme ohne daß man eine Note ändern muß, auf der Oboe spielen lässt! Er kann sich das vorstellen ...



    Ensemble Masques, Olivier Fortin / Cembalo & Sophie Gent/ Violine)
    Diese CD enthält die Konzerte BWV 1052 & 1056, das Italienische Konzert BWV 971 und die Sonate für Violine & Cembalo BWV 1015.


    Fortin macht zwar auch die Kaffeepause im 4. Takt, aber ansonsten spielt er dermaßen stringent und geradezu mit "Swing", daß er für mich ab sofort in die Spitzengruppe gehört. Das klare und kräftige Cembalo von Arno Pelto und Jonte Knif ist genau das richtige Werkzeug in seinen Händen - die volle Gleichberechtigung aller Stimmen kommt voll zur Geltung. Beim Hören dieser voll kingenden Version bleibt kein zweifel, daß dieses Konzert durchaus in einer orchestralen Fassung existiert haben kann.


  • Hallo,


    auf der CD 1 ist an 1. Stelle das Italienische Konzert BWV 971 zu hören und zwar in der Sony-Aufnahme von 1959.


    Bevor ich zu den Cembaloeinspielungen komme (die ich eindeutig bevorzuge), diese Aufnahme, die klanglich besser als Gould ist, aber interpretatorisch wage ich kein Urteil.
    https://www.youtube.com/watch?v=wChL3f_7S_c


    Nun zu den Cembalo-Aufnahmen, deren Anzahl inzwischen deutlich zugenommen hat, in der Reihenfolge meiner Beurteilung:
    https://www.youtube.com/watch?v=53orVeGmtwM
    https://www.youtube.com/watch?v=ECMOFDawRJQ
    https://www.youtube.com/watch?v=tLd3UAi2Ptk


    Die Aufnahmen von G. Leonhardt finde ich weniger gut und Orgel geht gar nicht.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Einen YouTube Film gibt es, die Gould und das Aufnahmeteam bei der Einspielung aus dem Jahr 1959 zeigen.



    Ich mag mich an ein Gespräch erinnern, das Jahre später aufgezeichnet wurde, in dem sich Gould eher geringschätzig zu BWV 971 geäussert hatte. In dieser Fernsehaufzeichnung hatte er gesagt, das er dieses Stück nur noch einmal spielen werde. Tat's und Ende.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Was er aber später m. W. nicht einhielt.

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler