The Golden Curtain - die Geschichte der MET in Anekdoten

  • Im September 1982 wurde die Saison mit Macbeth eröffnet. Die Rezension der Times: "Peter Hall´s Macbeth is the worst new production to struggle onto the Metropolitan Opera´s stage in modern times." Offensichtlich scheint es in Theaterkreisen üblich zu sein, den Namen Macbeth nicht auszusprechen, sondern stattdessen "the Scottish play" zu sagen. Bei der Première fing das Publikum bei der Eröffnungsszene laut an zu lachen, besonders wegen der Hexen. Verdi sieht nur 18 vor, aber auf der Bühne schienen sich Hunderte von ihnen zu tummeln, die sich an Besen oder an schwarze Katzen klammerten, je nachdem, was gerade vorbeikam, alles umflügelt von rubber bats (Fledermäusen aus Gummi). Bancos Geist entstieg einer Falltüre und verschwand wieder. Der Höhepunkt: "Hecate arrived onstage completeley naked, except for an illuminated crown." Mit dieser Inszenierung ging die MET auf Tour durch die USA. Und man kann sich gut vorstellen, was im prüden Amerika die Ankündigung einer nackten Hecate bedeutete. In Memphis hatten die Stadtväter den Striptease verboten, die lokalen Stripperinnen hatten sich tickets für Macbeth besorgt, und als die nackte Hecate auf die Bühne kam, strippten sie auf dem Balkon "and shone flashlights on their bare breasts!"
    Am 23. Januar 1988 wurde Macbeth gegeben, die Inszenierung hatte sich so lange gehalten, als eine gruselige Szene das Publikum schockte. Ein Mann stürzte sich vom Balkon in die Höhe des Orchestergrabens und enthauptete sich dabei. Er war ein "Bulgarian voice coach, devoted to the MET." Alter und Krankheit hatten ihn am Leben verzweifeln lassen und er fand nur einen Ort, wo er sterben wollte, die MET.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Verdi sieht nur 18 vor

    Ist das so? Ich dachte, bei Verdis "Macbeth" ist das einfach der Frauenchor des Hauses. Vielleicht waren das damals in Florenz 18, aber 18 in Florenz ist ja nicht dasselbe wie 18 in der neuen MET. Häuser solcher Dimensionen gab es ja zu Verdis Zeiten noch gar nicht.



    Alter und Krankheit hatten ihn am Leben verzweifeln lassen und er fand nur einen Ort, wo er sterben wollte, die MET.

    Gott sei Dank passiert so etwas im Opernhaus ja doch sehr selten, auch wenn die Ränge die Depressiven dazu förmlich einladen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die 18 stehen so im Buch von Johanna Fiedler, ich selbst kenne den Macbeth nicht so genau. Trotzdem, lieber Stimmenliebhaber, ich freue mich immer, hier von dir etwas zu lesen. Und Korrekturen sind für mich eh kein Problem. Wenn jemand irgendwas besser weiß, immer her damit. Denn die Pingels sind schon irgendwie notwendig, wie jeder, na, sagen wir, mindestens wir beide wissen.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • wie jeder, na, sagen wir, mindestens wir beide wissen


    Ich sei, gewährt mir die Bitte, In eurem Bunde der Dritte! 8-)

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Massimo Tartucci, Ugo Tartanello, Pietro Damasio, Augusto Nebrasco, Marco Pietrelli, Domingo Portalescha, Pier Luigi Montanello - wer sind diese Leute, was sagen uns diese Namen? Nun, es sind italienische Tenöre, die die Opernwelt durchstreifen, das italienische Fach ausfüllen. Wir alle lesen in Besetzungszetteln oft ihre Namen und fragen uns: sind das wirklich verschiedene Leute oder wieselt hier ein einziger Tenor durch die Opernwelt?
    Nun, die Lösung ist einfach - diese Tenöre gibt es gar nicht, ich habe sie erfunden. Aber es könnte sie geben - genauso wie diese Tenöre an der MET, die dort wirklich gesungen haben:
    Giorgio Merighi, Giorgio Lamberti, Giuliano Cianella, Bruno Beccaria, Amadeo Zambon, Vasile Moldoveanu. "A board member was heard to observe that he believed they were all actually the same person." Nun, es gab eine Ausnahme, der Einspringer per se, Carlo Bini, der überall bekannt und beliebt war, obwohl er kaum Englisch konnte. "Many of the interchangeable tenors had omnipresent wives, women who tended not to speak English", aber immer auf der Hut, ihre Tenöre zu bewachen. Alle großen Rollen mussten an der MET mit einer Zweitbesetzung versehen sein, damit die Vorstellung nicht ausfiel, wenn einer der Stars absagte. Carlo Bini war der ideale Zweittenor. Er war immer da und lernte schnell. Einmal allerdings musste er für Domingo in La Gioconda einspringen, ohne die Rolle richtig studiert zu haben. Auch war er nicht eingesungen, als er singen musste. "Cielo e mar" ging in die Hose, und es hagelte Buuhs. Die Vorstellung schwankte hin und her, der Dirigent Patané brüllte ins Publikum, sie sollten wenigstens Respekt für Ponchiellis Musik haben. Als das Buhen nicht aufhörte, musste er mit einem Schwächeanfall weggetragen werden. Ein Ersatzdirigent war zur Stelle, Mignon Dunn in der weiblichen Hauptrolle sang auch weiter ebenso wie Bini, sodass die Gioconda noch irgendwie zu Ende gebracht wurde. Bini war auch für die nächste Gioconda vorgesehen, was die New York Times veranlasste, mit einer Aussicht auf einen Skandal gleich drei Reporter hin zu schicken. Diese wurden dann vom Sicherheitspersonal der MET durchs Haus gejagt.
    All das endete nicht tröstlich: es war Carlo Binis letzte Vorstellung an der MET und auch die letzte von Giuseppe Patané. Das Märchen von der Karriere durch Einspringen hatte sich nicht eingestellt. Und Placido Domingo wusste jetzt noch besser, wie unentbehrlich er für die MET war.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • es war Carlo Binis letzte Vorstellung an der MET und auch die letzte von Giuseppe Patané.


    Ein Blick ins Besetzungsarchiv an der MET zeigt mir: Carlo Binis letzter MET-Auftritt war tatsächlich ein Enzo in der "Gioconda", und zwar am 22. Oktober 1982 - es dirigierte allerdings nicht Giuseppe Patané, sondern Eugene Kohn! Giuseppe Patané verabschiedete sich ebenfalls tatsächlich mit einer "Gioconda" von der MET, aber erst ein paar Monate später, am 12. Februar 1983, und den Enzo sang Plácido Domingo! ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Das stimmt! Ich glaube, ich habe mal wieder die Fiedler etwas verkürzt. Eugene Kohn war übrigens auch der Dirigent, der für Patané während der Skandalvorstellung eingesprungen war.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • James Levine wurde die feste dirigentische Größe bei der MET. Musikalisch war er fortschrittlich, in der Szene konservativ, sodass Otto Schenk, Zeffirelli und Ponnelle die meisten Produktionen bestritten. Aber Levine merkte doch, dass er mehr Opern des 20. Jahrhunderts spielen musste, z.B. Moses und Aaron. Aber dafür war die Zeit nicht reif. Die Hauptzeit war Levine in New York, aber sein Stern ging auch in Europa auf, z.B. in Bayreuth und Salzburg. Zum Glück war er kein orthodoxer Jude, denn sonst wäre das kaum gegangen, in ehemaligen Nazihochburgen zu dirigieren. 1983 war Levine nach "Time" "America´s Top Maestro", der sich jetzt auch der Verbesserung des Orchesters zuwandte. Dazu diente eine Methode, nämlich "the blind audition behind a curtain", denn dort mussten die Musiker vorspielen und wurden danach ausgewählt, wie gut sie spielten. Die Juroren waren die führenden Orchestermitglieder selbst, Jimmy mischte sich da nicht ein. Levine wird von den meisten als guter Chef gepriesen, der sehr viel Geduld hatte. Das einzige, was sie störte, war, dass er ständig während des Spiels Kommentare abgab.
    Der General Manager war zu dieser Zeit Arthur Bliss, mit dem Levine nicht mehr zufrieden war. Bliss kündigte seinen Rücktritt 1983 an, nach der Saison 84/85. September 1983 wurde James Levine zum "artistic director" gekürt, gültig ab 1986. Damit hatte er neben dem Manager die größte Machtfülle an der Oper und war der bedeutendste Dirigent der USA.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Für den 22.10.1983 plante die MET ihr centennial. Es sollte ein achtstündiges Konzert werden, mit über 70 Sängern und Dirigenten, übertragen in die ganze Welt. Zudem suchte man einen neuen Präsidenten; es wurde Bruce Crawford. Auch ein neuer general manager wurde gesucht. Man hatte ein Auge auf August Everding geworfen (Everding war in den 80ern neben mir der berühmteste Bottroper; gut, den Maler Josef Albers nehmen wir noch dazu). Aber Everding, "the genial intendant of the Bayerischer Staatsoper in Munich, long rumored the front runner, sagte ab. "Everding was beloved at the MET as much for his habit of gnawing at his necktie when in creative rapture and drinking coffee cups of Scotch at rehearsals..." (ein echter Bottroper kann so was!). Allerdings hieß das nicht, dass er nicht weiter an der MET Regie führen wollte.
    Noch war Anthony Bliss im Amt. In seinen 11 Jahren wurden ihm viele Geschenke gemacht, das schönste war "a can of Alpo dog food", weil die Frau von Bliss sich gerühmt hatte, ihm Alpo dog food vorsetzen zu können, ohne dass er es merken würde. Als sein Nachfolger wurde schließlich Bruce Crawford ernannt, der im Prestige als Chef der MET stieg, dessen Gehalt aber dramatisch absank (200.000 Dollar); er war vorher bei BBDO (700.000 Dollar). Neu war, dass Crawford viel in die Vorstellungen und Proben ging.
    Einer der großen Stars dieser Zeit war Hildegard Behrens (was ich nicht wusste; ich kannte sie nur live aus dem Düsseldorfer Wozzeck und als Salomé unter Karajan). Fiedler meint, dass ihre Stimme schmal und nicht besonders schön gewesen sei und sie sei auch keine Schönheit. All das machte sie wett durch ihre Bühnenpräsenz (was ich nach dreimaligem Ansehen in Wozzeck absolut bestätigen kann). Auch außerhalb der Bühne war sie absolut unkonventionell. Sie hatte 2 Kinder von 2 Männern. "She was the antithesis of a Diva! James Levine loved her!"
    Eine Neuigkeit gab es: die MET gab ihre jährliche Tour durch die USA auf, besonders weil die großen Städte, die keine eigenen Opernhäuser hatten, die Vorstellungen nicht mehr bezahlen konnten. Für die MET hieß das, dass Levine jetzt endlich in Zusammenarbeit mit der Deutschen Grammophon einen kompletten Ring planen konnte. "Levine who hated touring and loved making records, was happy."
    Der bisherige Manager Anthony Bliss begrüßte an seinem letzten Arbeitstag den Chor der MET. "Then he went down to his car parked under Lincoln Center and drove off to Canada. He was seventy-two years old and had spent more than half his life at the MET."

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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  • Ich unterbreche die Geschichte der MET für einen aktuellen Ausflug. Durch die Zeitschrift NEW YORKER bin ich immer auf dem Laufenden, was für tolle Musik in New York aufgeführt wird, wobei die MET nicht immer der führende Ort ist. Dort wurde jetzt eine neue "Manon Lescaut" unter Fabio Luisi angekündigt, auf der Werbung mit Kristine Opolais und Jonas Kaufmann, im Textteil aber wurde berichtet, dass Kaufmann sich zurückgezogen habe und Roberto Alagna jetzt den Des Grieux singt. Die restlichen Opern sind: Trovatore, Perlenfischer, Maria Stuarda, Cavalleria mit Pagliacci, in der MET plus Juilliard School (für Nachwuchssänger) La Sonnambula. Ich glaube, das wird die meisten hier freuen. Tickets beginnen an der MET ab $32!
    Jetzt komme ich zu dem, was mir eigentlich aufgefallen ist.


    1. Christina Pluhar hat eine wunderbare Cavalli-Produktion gemacht (als CD); die Luxusversion, die ich unbedingt empfehle, enthält noch eine DVD mit Aufnahmen der letzten 15 Jahre dieses Ensembles. Dort treten neben der Stammbesetzung von L´Arpeggiata großartige Sänger und Instrumentalisten auf, z.B. Nuria Rial, Hana Blazikova, die King´s Singers, Ph. Jaroussky ua.
    Das Verblüffende ist die Leichtigkeit und die heitere Stimmung dieser Konzerte; auch kleine Gags sind eingebaut, z.B. wenn zwei Orchestermusiker plötzlich an zu singen fangen oder eine Tänzerin dazukommt. Das Publikum geht begeistert mit. Niemals aber sind die künstlerische Ernsthaftigkeit oder gar die Virtuosität bedroht.



    2. Ein Leser des NEW YORKER schreibt in der aktuellen Nummer dieses:
    "Rug rats: in 1973, I attended my first Rug Concert (rug=Matte), Boulez´s response to the conservatism of the New York Philharmonic. He removed the concert-hall seats, filled the hall with pillows, and situated the orchestra off-stage. The result felt more like going to a rock concert than to the symphony, and inspired a deep connection to some wild and crazy music by Purcell, Stravinsky, Webern, and Ravel." Jeff Bieber, Columbia (Md).
    Im Ruhrgebiet gibt es in den letzten Jahren vermehrte Anstrengungen, Industrieanlagen als Konzertsäle und Opernbühnen zu benutzen, mit ziemlichem Erfolg.


    Das war das Partyschiff, jetzt kommt die Galeere.


    Vor Jahrzehnten saß ich in Düsseldorf im ersten Rang und lauschte einem Konzert eines berühmten Londoner Orchesters.
    Ziemlich direkt unter mir saß ein Geiger (2.Geige), ganz allein für sich in der letzten Reihe. Er und das Orchester waren perfekt, aber ich dachte plötzlich an das Orchester als Galeerenschiff (der entsprechende Pauker ist ja auch immer dabei).
    Und wenn wir ehrlich sind, viele Konzerte sind so. Ich will das jetzt nicht überstrapazieren, es gibt auch andere Beispiele.
    Vielleicht sind die angeführten Beispiele die Enden eines großen Spektrums.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Christina Pluhar hat eine wunderbare Cavalli-Produktion gemacht (als CD); die Luxusversion, die ich unbedingt empfehle, enthält noch eine DVD mit Aufnahmen der letzten 15 Jahre dieses Ensembles. Dort treten neben der Stammbesetzung von L´Arpeggiata großartige Sänger und Instrumentalisten auf, z.B. Nuria Rial, Hana Blazikova, die King´s Singers, Ph. Jaroussky ua.
    Das Verblüffende ist die Leichtigkeit und die heitere Stimmung dieser Konzerte; auch kleine Gags sind eingebaut, z.B. wenn zwei Orchestermusiker plötzlich an zu singen fangen oder eine Tänzerin dazukommt. Das Publikum geht begeistert mit. Niemals aber sind die künstlerische Ernsthaftigkeit oder gar die Virtuosität bedroht.


    Lieber dr. pingel, von Herzen Dank für diese Empfehlung, die an dieser Stelle gar nicht zu vermuten gewesen ist. Neuanschaffungen ehr abgeneigt, bin ich sofort zur Bestellung geschritten. Ich kenne die einzelnen Nummer - auch auf der DVD - nur ausschnittsweise und in der oft eingeschränkten Youtube-Qualität. Die Aussicht auf gutes Bild und guten Ton ist nahzu beglückend. Was Du über Christina Pluhar schreibst, unterschreibe ich bis in jeden Buchstaben. Sie ist für mich eine ganz große Vermittlerin dieser Musik.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich wiederum bin begeistert, eine solche Resonanz zu finden. Lieber Rheingold, sowohl die Cavalli-CD wie die DVD mit der Geschichte des Ensembles werden dich nicht loslassen.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Dieser Teil des Buches ist wohl ein Höhepunkt. In welcher Weise, wird noch zu beschreiben sein. Dieses 25. Kapitel war auch als Abdruck vor Jahren im NEW YORKER erschienen und hat mich bewogen, das Buch zu kaufen.
    Dezember 1985, Nozze di Figaro. Inszenierung Ponnelle, Dirigent James Levine, Ruggero Raimondi als Figaro, Thomas Allen als Graf, Carol Vaness als Gräfin, Frederica von Stade als Cherubino und Kathleen Battle als Susanna. Eine todsichere Sache also. Aber sie ging von Anfang an schief - weil Kathleen Battle eine Schlacht (battle) anfing, die mit ihrem Untergang enden sollte.
    1977 begann Battle als unkomplizierte, heitere, umgängliche Sopranistin, die schnell zum Star aufstieg, auch wegen der Unterstützung durch James Levine. "She was a small-town girl of an Ohio steelworker, singing in the local church-choir."
    Der Ruhm stieg ihr zu Kopf, sie wollte ein eigenes Auto haben, um zu Aufführungen zu fahren, "she became cold and unapproachable." Ihre sängerischen Leistungen waren so exzellent, dass ein Kritiker schrieb, sie sei die beste Sophie gewesen (Rosenkavalier), die es je gegeben habe. Was das Publikum nicht wusste, dass sie 1985, zur Zeit der Produktion des Figaro, "the leading contender for the title of the most-loathed (verachtet) performing artist" war. Beverly Sills:" I think she is frightened to death." Susanna ist die längste und anstrengendste Rolle in diesem Fach. Aber als "the leading soprano" wird die Rolle der Gräfin bezeichnet, der dann auch die Garderobe des leading soprano zusteht. Als Battle zu ersten Probe kam, stellte sie fest, dass Vaness die nach ihrer Meinung falsche Garderobe hatte. Kurzerhand beförderte Battle alle Utensilien von Vaness auf den Flur und eroberte diese Garderobe. Vaness reagierte mit Würde, auch sonst beschwerte sich niemand. Auch die wardrobe ladies, die die Künstler betreuen, wurden von Battle missachtet und zu Handreichungen herangezogen, zu denen sie nicht verpflichtet waren. Auch die für Battle zuständige Garderobenfrau wartete erst mal ab. Am Schluss des Figaro kommt ja die betörende Rosenarie; es war vorgesehen, dass Battle an der Rampe steht und nur von einem einzigen Scheinwerfer angestrahlt wird. Die Arie kam, der Scheinwerfer nicht; Battle musste sie komplett im Dunkeln singen. Hinter der Bühne lachten sich alle schlapp. Sie wussten, dass die Garderobenfrau von Battle mit dem Chefbeleuchter verheiratet war.
    Zwei Saisons später reiste die MET mit dieser Produktion nach Japan. Zur ersten Probe erschien Battle nicht; sie wohnte in einem anderen Hotel als alle anderen und war zur Probenzeit bei einem Dreh für eine Whiskywerbung.
    Nach dem Applaus am Ende der Vorstellung standen noch alle zusammen, Battle mit Levine, als Carol Vaness dazustieß und sagte: "Kathy, I want you to know that I`ve instructed my manager that I will never sing with you again. You are the most horrible colleague I`ve encountered in my whole career!" Levine legte den Arm um Battle und führte die Weinende von der Bühne. "Sie cried over and over: What did I do? I`ve never done anything to her."

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Dieses Kapitel ist nicht so spektakulär, es beschäftigt sich eher mit Niederlagen und Abstürzen der großen Stars.
    Maria Ewing aus Detroit hatte alle großen Mezzo-Rollen gesungen und wurde protegiert von James Levine. Der Absturz begann mit ihrer Carmen, die ihr Ehemann Peter Hall inszeniert hatte. Diese Carmen wurde auch fürs Fernsehen aufgezeichnet - allerdings mit Agnes Baltsa statt Maria Ewing. Diese Fernsehaufnahme mit Agnes Baltsa und José war allerdings auch ein Desaster, sodass beide schworen, sie würden nie wieder an der MET singen. Maria Ewing und Peter Hall wurden geschieden, und ein Kritiker schrieb über sie: "...the artist formerly known as Maria Ewing".
    Levine war jetzt musical director (ich glaube, wir nennen das GMD); er liebte konventionelle Inszenierungen mit riesigen, prachtvollen Bühnenbildern, also liebte er Zeffirelli, Ponnelle und Otto Schenk.
    Zeffirellis Tosca wurde besetzt mit Eva Marton und Placido Domingo, die sich beide nicht ausstehen konnten und ständig auch auf der Bühne um die Vorherrschaft kämpften. Da Martons reine Stimmgewalt alles an die Wand singen konnte, wurde sie als Siegerin dieses Kampfes betrachtet. Juan Pons sang den Scarpia. Unmittelbar vor "Vissi d´arte" gab es einen Kampf zwischen Tosca und Scarpia. "Somehow the baritone´s elbow connected with the sopranos prominent jaw." Sie fürchetet um ihre Stimme, irgendwas hatte geknackst. Trotz der Verletzung hielt sie bis zum Schluss durch, aber der Kampf war Tagesgespräch in New York. Marton hatte die Angewohnt, die stagehands rüde zu behandeln. Die schworen Rache.
    Sie legten für den Todessprung Toscas neue Matten aus, die mit Federn gefüllt waren, die dann nach dem Sprung nach oben stoben. "Marton took her curtain calls in a rage, bedecked in tufts of feathers in her wig, costume, and heavy stage make-up."
    Die nächste Produktion, in der es zum offenen Krieg zwischen Domingo und Eva Marton kam, war die Turandot unter Zeffirelli.
    In der Saison 1987-8 war es tatsächlich gelungen, Carlos Kleiber für eine Bohème zu gewinnen. Bruce Crawford, der Manager, hatte das gesamte Haus instruiert, Carlos Kleiber nicht anzusprechen, weil der sich leicht gestört fühlte. Carlos Kleiber war verwundert: "Everyone in New York is so friendly except in the opera house." Kleiber dirigierte sporadisch, etwa den Rosenkavalier, Traviata und Otello.
    The three tenors: hier erwähne ich nur, dass Pavarotti, der spontane und "Bauchsänger", und Placido Domingo, der Intellektuelle, sich überhaupt nicht leiden konnten, weil jeder dachte, der andere würde vorgezogen. Dabei waren sie beide "Kassenfüller" und nichts war schlimmer für die MET, wenn sie eine Vorstellung wegen Krankheit absagen mussten. Als der Mexikaner José Carreras auf der Bildfläche erschien, änderte sich das. Das Erdbebenunglück in Mexiko, bei dem Carreras einen Teil seiner Familie verlor, und die Erkrankung von Carreras an Leukämie, brachte alle drei zusammen. Das Ergebnis war 1990 zu sehen, in den römische Caracalla-Thermen: die Geburtsstunde der drei Tenöre bei der WM 1990 (Frage: wer wurde Weltmeister? Na klar, es war unser Stern Nr. 3! Trainer war Beckenbauer. Beckenbauer hatte erst verlangt, als Tenor Nr. 4 mitzusingen, das wurde aber wegen seines bayrischen Dialektes abgelehnt.)

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Der Absturz begann mit ihrer Carmen, die ihr Ehemann Peter Hall inszeniert hatte. Diese Carmen wurde auch fürs Fernsehen aufgezeichnet - allerdings mit Agnes Baltsa statt Maria Ewing. Diese Fernsehaufnahme mit Agnes Baltsa und José war allerdings auch ein Desaster, sodass beide schworen, sie würden nie wieder an der MET singen.

    Nun gab es bereits aus Glyndebourne eine aufgezeichnete Peter-Hall-"Carmen" mit Maria Ewing! Ob das nicht auch ein Grund dafür gewesen sein kann, dass die MET ihre Produktion mit Agnes Baltsa auszeichnete. Ich habe beide Produktionen als DVD im Regal stehen: Was an der MET-Produktion mit Baltsa und Carreras ein "Desaster" sein soll, ist mir nicht klar, obgleich es nicht meine Lieblingsproduktion dieses Werkes ist.
    Übrigens haben bei ihren "Schwur" gebrochen: Baltsa sang noch eine Gala 1988 und Carreras eine Gala im Jahr 2000.


    Als der Mexikaner José Carreras

    Carreras ist kein Mexikaner...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Domingo war in seiner Jugend mit seinen Eltern, die beide Zarzuelasänger waren, nach Mexico gezogen. Somit verlor er dort einen Teil seiner Familie. Soweit ich weiß, sagte er nach dem Erdbeben eine Reihe Vorstellungen ab, um bei den Rettungsarbeiten zu helfen und unterstützte die Helfer auch finanziell.


    Carreras ist Spanier - er selbst würde wohl eher Katalane sagen.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Danke für die Korrekturen, aber da ich in diesen Dingen nicht so firm bin, muss ich mich auf die Quelle - Johanna Fiedler - verlassen. Ich denke, wenn sie etwas als Desaster beschreibt, bezieht sich das auf die Kritiken in den New Yorker Zeitungen. Und ich könnte mir vorstellen, dass Amerikaner andere Vorstellungen haben von Sängern als wir. Anyway.
    Übrigens: ich freue mich über jede Korrektur, denn es zeigt ja, dass ihr die Beiträge aufmerksam lest!

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Die erste neue Produktion der Saison 1988 - 1989 war Händels Giulio Cesare. Als Dirigent war Trevor Pinnock vorgesehen, jung, energisch, fotogen und Spezialist in alter Musik, wobei sich aber viele fragten, ob die MET für eine Barockoper nicht viel zu groß war. Tatiana Troyanos war als Cäsar besetzt, Kathleen Battle als Cleopatra, was natürlich wegen ihrer Hautfarbe besonders gut passte, aber auch wegen ihrer sängerischen Qualitäten, die ja unbestritten waren trotz ihres Auftretens. Ich kann mich erinnern, dass in Düsseldorf Morenike Fadayomi ein Publikumsliebling war (oder sogar noch ist, vielleicht klärt uns Rodolfo auf), besonders in Aida und Salomé, weil natürlich ihre Hautfarbe zur Rollenidentität beitrug (wehe, hier tadelt mich einer wegen Rassismus. Eine kleine Geschichte am Rande. Ich arbeite ehrenamtlich in einer 3. Grundschulklasse. Anhand der Schüler und Schülerinnen übte die Lehrerin die Personenbeschreibung, indem sich die Kinder gegenseitig beschreiben sollten. In dieser Klasse ist ein schwarzer Junge und ein schwarzes Mädchen. Die Hautfarbe aber kam bei den Beschreibungen überhaupt nicht vor!)
    Trevor Pinnock "was short in stature but tall in self-confidence". Dazu war er geübt in der Welt der Alten Musik, wo die Musiker sich als Kollegen verstehen und sich gegenseitig stützen und anerkennen. Eine Sängerin wie Kathleen Battle war ihm da noch nicht untergekommen. Sie stoppte oft die Proben, begab sich zum Bühnenrand, um Pinnock zu erklären, wie das Stück zu dirigieren sei. Meist werden Differenzen zwischen Musiker unter vier Augen ausgetragen, aber Battle brauchte das ganze Publikum. "In the end, unfair as it seems, Giulio Cesare was a triumph for Battle. She looked wonderful, and the music suited her elegant musicianship." Battle schottete sich immer mehr ab, es erging eine Direktive an alle in der MET, sie möglichst nicht anzusprechen. Die absurdeste Geschichte ereignete sich auf einer Liedtournee. Aus ihrer Limousine auf dem Rücksitz rief sie ihren Manager in New York an, damit der ihren Fahrer vorne instruiere, die air-conditioning im Auto herunterzufahren.
    "Battle was out of control. Levine was far too canny not to realize that!"
    "Trevor Pinnock never returned to the MET!"
    Im November 1988 erklärte der Manager der MET, Bruce Crawford, seinen Rücktritt, um CEO der zweitgrößten Werbeagentur der Welt zu werden.
    Die Ausführungen von Johanna Fiedler über Herbert von Karajan überschlage ich hier. Die ganzen Verwicklungen, auch mit der MET, fand ich verwirrend und nicht lustig.
    In der MET war die Zeit für Joseph Volpe angebrochen.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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  • Nee, das nun nicht, aber ich wundere mich doch, dass Cleopatra schwarz gewesen sein soll. War sie nicht Ägypterin?


    Ich habe hier um die Ecke gedacht und Morenike Fadayomi als Beispiel genommen, die sich dann sozusagen vor Kathleen Battle geschoben hat. Was ich sagen wollte, war, dass hier die Hautfarbe zur Rollenidentität beitrug. Natürlich ist es im wörtlichen Sinne nicht korrekt.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • aber ich wundere mich doch, dass Cleopatra schwarz gewesen sein soll. War sie nicht Ägypterin?


    Ganz genau genommen war sie auch das nicht. Die Königsfamilie der Ptolemäer war griechisch-makedonischer Herkunft und heiratete
    mehr oder weniger unter sich. Ganz genau weiß ich allerdings auch nicht, ob da überhaupt mal ein Ägypter mitgemischt hat, wahrscheinlich aber eher nicht.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)


  • Ganz genau genommen war sie auch das nicht. Die Königsfamilie der Ptolemäer war griechisch-makedonischer Herkunft und heiratete
    mehr oder weniger unter sich. Ganz genau weiß ich allerdings auch nicht, ob da überhaupt mal ein Ägypter mitgemischt hat, wahrscheinlich aber eher nicht.

    Du hast Recht! Dann war Cleopatra also noch weniger schwarz, als sie es als Ägypterin ohnehin schon gewesen wäre.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Da wir uns aber auf dem Theater befinden, dürfen wir uns die Cleopatra so schwarz oder so braun vorstellen, wie wir das mögen. Denn bei Händel ist ja schon in der Cleopatra etwas Exotisches angelegt, da dürfen wir sie mindestens braun machen. Vorbild ist halt bei mir immer Morenike Fadayomi, die exotisch, gutaussehend und eine tolle Sängerin ist, also richtig für Aida, Salomé und Cleopatra. Jedenfalls geeigneter als Cecilia Bartoli in Salzburg, die trotz guter Gesangskunst für die Cleopatra doch ein wenig zu moppelig war.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Volpe war lange Zeit technischer Direktor, aber dass er Generalintendant werden sollte, davon hielt der Aufsichtsrat nichts: man traute es ihm nicht zu und bemängelte seine fehlende upper class. Dennoch wurde er schließlich General Manager. Schon nach 2 Tagen hatte er eine folgenschwere Entscheidung zu treffen. Nachdem er sich die Pläne für Werner Herzogs Zauberflöte angesehen hatte, wusste er, dass diese von der Technik her nicht zu verwirklichen waren; er stoppte die Produktion und lieh sich eine David-Hockney-Produktion aus. Volpe holte sich als neuen technischen Direktor Joe Clark.
    Interessant ist die Bemerkung von Johanna Fiedler, dass die Statistik ergab, dass alle italienischen Produktionen mit Problemen belastet waren, von den Sängern her, den Regisseuren, den Dirigenten. Andere Produktionen liefen reibungslos, wie z.B. Parsifal, Katja Kabanowa, Elektra, Meisteringer, Ariadne. Eine Begründung gibt sie nicht.
    Inzwischen hatte auch James Levine sein Erfolgserlebnis, dass nach einer Solo-Tour das Orchester der MET in einem Festival zusammen mit Boston, New York, Philadelphia, Cleveland, die ja 4 der Big Five waren (Nr. 5 ist Chicago; ich denke, dass der Begriff veraltet ist, weil es noch mehr sehr gute amerikanische Orchester gibt, wovon ich mich beim Besuch des San Francisco Orchestra unter Michael Tilson Thomas in Düsseldorf überzeugen konnte), als diesen Orchestern ebenbürtig erachtet wurden. Volpe wurde nun auch offiziell General Manager (1993), was aber auch bedeutete: "As assistant manager, Volpe had been fatherly. Now, as General Manager, he had decided to rule by fear!" Er setzte auch 2 moderne Opern aufs Programm, "The Ghosts of Versailles" (John Corigliano) und "The Yoyage (Philip Glass). Besonders erfolgreich war er mit der Einführung von englischen Untertiteln, und zwar jeweils auf der Rückseite der Sitze. Das Publikum war dankbar, die Resultate an der Kasse deutlich zu spüren.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Man hat die MET mit dem Vatikan und auch dem Kreml verglichen. Machtkämpfe finden in diesen Organisationen immer statt, aber das Publikum erfährt erst die Ergebnisse. Ab 1992 ging es unterschwellig darum, wer mehr Macht hatte, Volpe oder Levine. Überschattet wurde das durch den Krebstod von Tatyana Troyanos. Auf der anderen Seite wandelte sich die Feindschaft von Placido Domingo mit Luciano Pavarotti zu einer veritablen Freundschaft, die zu gemeinsamen Auftritten führte. Ganz neu auf der Scene war Valery Gergiev, der Volpe mehr zusagte mit seiner Offenheit als der etwas verschlossene Levine. Wichtig wurde für Volpe und Gergiev der Austausch von Produktionen, dies vor allem mit dem Ziel, das angeschlagene Mariinsky-Theater zu retten. 1995 wurde zu einem Jahr des Triumphs für Levine; er war der erste Amerikaner, der in Bayreuth einen Ring dirigierte. Allerdings, in Salzburg war er nicht mehr erwünscht, denn dort war Gerard Mortier inzwischen der Chef, der alle früheren Verbindungen zu Karajan und anderen kappen wollte. (Es ist eine Ironie der Geschichte, dass Mortier später die New York City Opera als Intendant leitete. Mortier ist inzwischen tot, und die New York City Opera gibt es auch nicht mehr).

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Wegen ihrer Launen und unkollegialem Verhalten war es in den meisten Opernhäusern und bei den meisten Dirigenten verpönt, Kathleen Battle noch zu engagieren. Allein Levine hielt zu ihr. Im Winter 1993 gab es eine neue Inszenierung des "Rosenkavalier", in der Battle eine ihrer Paraderollen singen sollte, wie oft schon unter Levine, die Sophie. Dirigent war Thielemann, der sich komplett weigerte, den Tempoanordnungen Battles zu folgen. Battle stürmte in ihre Garderobe und befahl per Telefon Volpe zu sich. Der aber meinte, wenn sie ein Anliegen hätte, müsste sie ja zu ihm kommen. "Battle walked out of the opera house and out of the Rosenkavalier production."
    In der Saison 1993-4 war sie verpflichtet für die Hauptrolle in der "Regimentstochter". Battle machte Vorschläge, erschien zu spät oder gar nicht. "She accused other singers of staring at her mouth and demanded that none of them look at her while she was singing." Ein langjähriges "Schlachtschiff" der MET, die hier die Marquise von Berkenfeld sang, Rosalind Elias, hat in einer Szene die Marie (Battle) am Klavier zu begleiten. Battle beschuldigte Elias, extra schlecht zu spielen, um sie aus der Fassung zu bringen. Schließlich stürmte Battle hinaus. Damit hatte sie den Bogen überspannt, denn Volpe und Elias waren gute alte Freunde. Levine war gegen einen Rauswurf, gestand aber für die Zukunft Volpe ein Veto-Recht beim Engagement von Battle zu, gab aber dann doch nach. Wenn sich die MET von jemand trennt, heißt das immer "wegen Krankheit", "wegen künstlerische Differenzen" oder "wegen Indisposition". Indisposition kann vieles heißen; die Künstler hassen sich, der Sänger ist nicht mehr so gut bei Stimme wie zu der Zeit, als er engagiert wurde. Diesmal wollte Volpe ein Exempel statuieren und gab eine Presseerklärung heraus. "Kathleen Battle´s unprofessional actions were profoundly detrimental to artistic collaborations between cast members." In einer letzten Telefonaktion fragte Battle noch einmal "What can I do to make you change your mind?" Es war zu spät.
    "The reaction of the music world to Volpe´s decision was one of jubilation. At one of Battle´s record companies, the staff threw an impromptu celebration Party. At the MET, company members broke into spontaneous applause."
    Damit war die Karriere Battles allerdings noch nicht zu Ende, sie nahm weiter CDs auf und gab Liederabende. Aber ihre Opernkarriere war vorüber. Die Entlassung von Battle bedeutete auch einen Sieg von Volpe über Levine.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Die drei Tenöre bekamen auch eine Biographie, "The Private Life of the Three Tenors", angefüllt mit falschen Anekdoten und Irrtümern bei den Fakten. Die Autorin war eine Klatschkolumnistin aus Kalifornien, die allerdings eine Sache richtig gut hinbekam: sie wurde die Mutter von Monica Lewinsky.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Dieses Kapitel hat Johanna Fiedler mit einer sichtlichen Liebe zu Luciano Pavarotti geschrieben, der als großer Tenor und liebenswerter Mensch mit den im Titel genannten Schwächen erscheint. Ich beschränke mich hier auf die Anekdoten.
    Jahrelang kämpfte er mit seinem Gewicht. In Paris sang er Cavaradossi und setzte sich, wann immer er konnte, auf einen Stuhl, der dann im 2. Akt unter ihm zusammenbrach. Auch sein Hobby, das Reiten, musste er aufgeben, weil er zu schwer für sein Pferd geworden war. Er reiste ständig mit einer Sammlung von Töpfen und Pfannen, weil er gerne kochte und seine Freunde und Kollegen dann einlud, diese Gerichte zu essen. "Not everyone looked forward to these dinners; several artists reported that Pavarotti´s cuisine was close to inedible." Er hatte einen Hang zu Frauen, heiratete aber seine Adua. Gleichzeitig kaufte er sein erstes Auto. "In reading his autobiography, it is hard to tell which excited him the most." Adua reiste nicht mehr mit zu seinen Auftritten, weil sie sich um die drei Töchter kümmern musste. Trotz vieler Liebschaften dachte er nicht im Traum daran, sich scheiden zu lassen, sodass diese Liebschaften auch immer schnell im Sande verliefen. Doch dann verliebte er sich in Nicoletta Mantovani, seine Sekretärin, die jünger als seine jüngste Tochter war. Diese hatte Naturwissenschaften studiert. "I was bored by opera. Insects are my passion." Neben den Opern sang er auch privat, z.B. in einem der Casinos von Donald Trump, wo er so schlecht sang, dass Trump ihm seinen Lohn verweigerte (wobei man sich aktuell fragen muss, ob Trump wirklich so viel von Musik versteht!). Seine offene Liebschaft trug ihm die Feindschaft des Papstes ein, der es ablehnte, bei seinem Besuch in New York ihn bei einer Messe singen zu lassen. "What may have hurt Pavarotti more deeply that he was replaced by Domingo." Anlässlich seines ständigen Singens von Cavaradossi, der ja Maler war, fing Pavarotti auch mit dem Malen an, und das besonders gern in den Aktpausen einer Oper. 1993 verkaufte er 23 Werke für je 25.000 $. Allerdings stellte eine Mary Hicks aus Colorado (87 Jahre alt) eine ziemliche Ähnlichkeit ihrer Bilder mit einigen von Pavarotti fest. "She sued Pvarotti for plagiarism and won."

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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