Carl Philipp Emanuel Bach

  • Hallo,


    die harmonische Welt ist gerade dabei, einige ihrer Ausgaben zu vergolden - als Wiederveröffentlichung im neuen ansprechenden Design ist seit Mitte März erhältich:



    Carl Philipp Emanuel Bach [1714-1788]
    Symphonies & Concertos


    Sinfonie Es-Dur Wq 179
    Cembalokonzert Wq 20
    Sinfonie e-mopll Wq 178
    Cellokonzert a-moll Wq 170
    Sinfonie G-Dur Wq 173


    Raphael Alpermann, Clavecin [Dietrich Hein 1999, Nachbau]
    Peter Bruns, Violoncello [Carlo Tononi Bolognese, Venise 1730]
    Akademie für olle Musik Berlin


    Abgesehen von dem mich langweilenden bis nervraubenden Cembalokonzert Wq 20 enthält die CD einige Kostbarkeiten, auf die ich nicht megr so gerne verzichten möchte:


    Zunächst der bizarre Kopfsatz nebst dem zauberhaft-melancholischen Mittelsatz der Es-Dur-Sinfonie Wq 179 [den Finalsatz finde ich eher vernachlässigenswert]. Dann die e-moll-Sinfonie Wq 178 und das Violoncellokonzert a-moll Wq 170 [welches der Herr Observator gemäß seiner weiter oben gezeigten Besitzliste nicht kennt]: Beides sehr struppig gespielte Werke und meinen musikalisch-rhythmischen Nerv treffend. Leider konnte ich noch nicht herausfinden, von wem die interessant-dissonante Kadenz des ersten Satzes des a-moll-Vc-Konzertes stammt.


    :faint: :faint: :faint:


    Sehr empfehlenswert!


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • bytheway: Kennt jemand bereits diese neue da?



    Carl Philipp Emanuel Bach [1714-1788]
    Gambensonaten Wq. 88, 136, 137
    +Freie Fantasie A-Dur für Cembalo H. 278;
    La Stahl;Les Langueurs Tendres;Freie Fantasie c-moll
    H. 75 "Hamlet, der über den Selbstmord raisoniert"


    Gianluca Buratto, Gesang
    Lorenzo Ghielmi, Fortepiano
    Vittorio Ghielmi, Viola da gamba


    Die hat mich neulich ziemlich angelacht... Biestiges Ding.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Clavicembalo
    ...... Die Spielweise der 18 Probestücke ist aber recht gut gelungen, eben musikantisch, logisch, eindrucksvoll und ohne Hast, finde ich. Ähnlich spielt auch Paul Simmonds. Sehr zu empfehlen seine CD´s, so z. B. "Deutsche Clavichordmusik" und "Pour ung Plaisir". Die CD´s sind bei ARSMUSICI erschienen (AM 1145-2/AM 1378-2). Kennt die jemand?
    Gruß! Clavicembalo


    Ja, ich habe alle CDs von Paul Simmonds, die neuste mit den Polonaisen und Fugen von W.F. Bach ist gerade heute bei mir angekommen. Mir gefällt das Clavichord als Instrument immer besser, konnte bei dem Instrumentenbauer Christian Fuchs neulich eines kurz hören, ein sehr schönes Instrument. Er würde gerne einen Clavichord-Abend machen im Herbst - wie wär's?

  • In der heutigen Ausgabe der Welt denunziert Ton Koopman, der Bach-Sohn habe den Schluss der "Kunst der Fuge" seines Vaters unterschlagen, um den Mythos des Vaters zu vergrößern. C.P.E. Bach war leider uns gegen über für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

  • Zitat

    Original von Blackadder
    In der heutigen Ausgabe der Welt denunziert Ton Koopman, der Bach-Sohn habe den Schluss der "Kunst der Fuge" seines Vaters unterschlagen, um den Mythos des Vaters zu vergrößern. C.P.E. Bach war leider uns gegen über für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.


    :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    Koopman macht Dir allmählich Konkurrenz, was Erfindungsgeist und Humor betrifft.
    Was der sich alles so ausdenkt...
    Ob die Geschichte mit der Wiener Uraufführung der h-moll-Messe auch lediglich zwischen Koopmans Ohren entstanden ist?

  • Zurück zum Ernst der Sache:


    Diese meine Neuerwerbung beglückt mich sehr:



    Carl Philipp Emanuel Bach [1714-1788]


    Sonates pour Violon et Pianoforte
    B-Dur Wq77 [H513]
    c-moll Wq78 [H514]
    g-moll Wq?? [H545]
    h-moll Wq76 [H512]


    Amandine Beyer, Violon baroque de Pierre Jacquier, 1996
    Edna Stern, Pianoforte copie Walter réalisée par Paul McNulty


    So ganz anders als seine "Klavier"-Sonaten sind die hier eingespielten Sonaten für Tasteninstrument und Violine. Gemeinsames Merkmal ist, daß die überwiegend im Tongeschlecht moll gehalten sind [also nix für den Frischverheirateten], aber das war's auch schon. Sie klingen wie eine Mischung aus frühestem Mozart mit Anklängen an Johann Sebastian Bach - komponiert wurden sie zwischen 1763 und 1768 und die Violine spielt keineswegs nur eine Nebenrolle.


    Die Instrumente [beides sind Nachbauten] haben einen ganz wunderbaren Klang!


    Man kann diese Werke ganz lässig nebenbei hören - oder sich darauf konzentrieren und in sie hineinfinden. Das findet man auch nicht sehr oft...


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Es gibt eine Doppel-CD von Kuijken/Asperen mit den kpl Flötensonaten von CPE Bach.


    Die Trackangaben geben mir aber einige Rätsel auf:


    Die Veröffentlichung enthält als H542.5 BWV1020 und als H545 BWV1031.


    Auf


    http://infopuq.uquebec.ca/~uss…atal/baccp/baccpchb2.html


    wird H542.5 als irrtümlich JSBach zugeschrieben bezeichnet. Auf der engl. Wikipedia-Seite werden beide als Werke von CPE Bach gelistet (beide ohne Wq-Nummer). Ich gehe davon aus, daß die Werke von ihm sind und nicht vom Herrn Papa.



    Weiter enthält die Doppel-CD als Flötensonaten Wq161,2 und Wq159/163. Diese Nummern sind aber den Triosonaten zugeordnet. Kann da jemand helfen?

  • Weil ich noch CPE noch nichts Gesungenes kannte, nahm ich gestern diese mit:



    Die Musik ist nicht besonders originell, gefällt mir aber. Ein Wechselspiel zwischen Rezitativ, Arie, Chor und (altbewährten) Chorälen.


    Die Solisten und das Orchester sind wunderbar. Beim Knabenchor komme ich zu keinem exakten Urteil: da ist von perfekt intoniert (insbesondere die Choräle) bis hin zu völlig verjodelt (Chöre) alles drin... anscheinend sind die Grenzen des Chores nicht besonders hoch gesteckt.


    Summa sumarum aber keine schlechte Sache. Die Textverständlichkeit ist besonders gut.


    :hello:


    Ulli

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    (Blaise Pascal, 1623-1662)


  • Carl Philipp Emanuel Bach [1714-1788]
    Kantaten für Hamburg


    "Mache dich auf, werde Licht" H821h (Herrn Pastors Gerling Einführungsmusik)
    "Danket dem Herrn" H824e (Dank-Hymne der Freundschaft, ein Geburtstagsgeschenk)


    Simone Kermes, Sopran
    Lydia Vierlinger, Alt
    Markus Schäfer, Tenor
    Klaus Mertens, Baß


    Wiener Kammerchor
    Wiener Akademie
    Martin Haselbröck


    Diese beiden Werke sind ganz interessant. Sie beginnen mit blechgoldglänzenden Eingangschören (diese erreichen sogar die Qualität des Bruders Johann Christian!), enden mit ebensolchen und zwischendrin wechseln sich Arien, Rezitative und instrumentierte Choräle ab. Es sind sicher Gelegenheitsanlassmusiken, wie die jeweiligen Untertitel bedeuten (ich habe das Booklet aus Zeitmangel noch nicht angeschaut).


    Besonders witzig ist der 10 Minuten dauernde Chor Nr. 14 "Lobet den Herrn in seinem Heiligtum" aus der Kantate H824e: Hier wiederholt sich 5 oder 6 mal der gleiche Chor, immer in einer kleinen - aber feinen - Abwandlung. Dazwischen werden kurze Soli oder Choräle eingeschoben. Einmal erklingt der ansonsten mächtige Chor ganz leise und wird vom Cembalosolo übertüncht :D


    Die Art der Arien, dieses spezielle Wort-Ton-Verhältnis, erinnert mich sehr stark an Kraus' Oratorium 'Der Tod Jesu'.


    Die Solisten sind zudem alle ersten Ranges, auch die mir bislang unbekannte Altistin Lydia Vierlinger.


    :)


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Carl Philipp Emanuel Bach,

    (* 8. März 1714 in Weimar; † 14. Dezember 1788 in Hamburg), auch der Berliner oder Hamburger Bach genannt, deutscher Komponist und Kirchenmusiker aus der Familie Bach.
    Er war der berühmteste der Bachsöhne und genoss im protestantischen Deutschland der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts uneingeschränkte Bewunderung und Anerkennung, insbesondere als Lehrer und Komponist von Werken für Tasteninstrumente.



    Heute vor 225 Jahren ist er in Hamburg gestorben. Sein Grabmal im Gruftgewölbe der St.-Michaelis-Kirche ist bis heute öffentlich zugänglich.
    Am 8. März 2014 jährt sich zum 300sten Mal der Geburtstag von Carl Philipp Emanuel Bach. Ihm zu Ehren werden die Bachstädte Hamburg, Potsdam, Berlin, Weimar, Frankfurt (Oder), Leipzig und viele weitere deutsche Städte ein Programm mit Konzerten und Veranstaltungen ausrichten.

    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    gestorben ist er, aber nicht tot!
    Eine der prägendsten Gestalten der Musikgeschichte und nur heute etwas vernachlässigt.
    Ohne ihn kein Haydn, Mozart oder Beethoven.
    Ein Schicksal, dass er mit seinem Patenonkel Telemann teilt.


    Für mich ist er einfach ein Komponist, der mich beim Hören stets wach hält, nie ermüdend wird.
    Die Zwölftönigkeit vowegnahm, das Hässliche auszudrücken sich nicht scheute, aber auch vor Süßem nicht Halt machte.
    Ein Universalgenie. Sagt Charles Burney und ich bin seiner Meinung.
    Eine ultimative Lobhudelei an ihn!


    Mike

  • Auf jeden Fall sehr lebendig, Mike.


    Zum Beispiel in diesem wunderbaren Cellokonzert.



    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."




  • Carl Philipp Emanuel Bach (* 8. März 1714 in Weimar; † 14. Dezember 1788 in Hamburg), auch der Berliner oder Hamburger Bach genannt, war ein deutscher Komponist und Kirchenmusiker aus der Familie Bach. Er war der berühmteste der Bachsöhne und genoss im protestantischen Deutschland der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts uneingeschränkte Bewunderung und Anerkennung, insbesondere als Lehrer und Komponist von Werken für Tasteninstrumente. (wiki)



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • An den 300. Geburtstag dieses großen Musikers zu erinnern, ist wirklich verdienstvoll. Ich halte den Zweitältesten von Johann Sebastian Bach jedenfalls für einen (heute) unterschätzten Komponisten - auf dem CD-Markt. Aber so ist das, wenn ein "übermächtiger Vater" die komponierenden Söhne zudeckt.


    Die am Beginn dieses Threads vom ehemaligen Mitglied Robert Stuhr erwähnte Edition des Labels Capriccio (12 CDs DDD, 1982-86) habe ich mir in den Achtzigern gekauft und noch immer finde ich die Orchesterwerke mit Hartmut Haenchen und die Chorwerke mit Hermann Max so gut, daß in mir das Bedürfnis nach Alternativen nicht aufkommt. Daß die Aufnahmen den Preis der Deutschen Schallplattenkritik erhielten, sei nebenbei, aber ausdrücklich erwähnt.


    Beim Werbepartner vom Urwaldfluß ist diese Box (allerdings im Marketplace gebraucht zu einem unverschämten Preis) zu bekommen. Sie umfasst
    die Symphonien Wq. 183 Nr. 1-4;
    die Symphonien Wq. 182 Nr. 1-6 "Hamburger Sinfonien";
    Flötenkonzerte Wq. 166-169;
    Oboenkonzerte Wq. 164 & 165;
    Orgelkonzerte Wq. 34 & 35; Orgel-Präludium Wq. 70, 7; Fantasie & Fuge Wq. 119, 7 für Orgel;
    Cembalosonaten Wq. 50 Nr. 2-4;
    Kurze & leichte Klavierstücke Wq. 113 & 114;
    Flötensonaten Wq. 124, 127-129, 133, 134;
    Klopstocks Morgengesang Wq. 239;
    Auf schicke dich Wq. 249;
    Anbetung dem Erbarmer Wq. 243;
    Heilig Wq. 217;
    Zur Einführung des Herrn Pastor Gasie Wq. 250;
    Wer ist so würdig Wq. 222;
    Der Herr lebt Wq. 251;
    Oratorium Auferstehung und Himmelfahrt Jesu;
    Osterkantate Wq. 244 "Gott hat den Herrn auferweckt".


    In den geistlichen Werken sind als Solisten Christoph Pregardien, Barbara Schlick und Stephen Varcoe eingesetzt; es singt die Rheinische Kantorei, es spielt Das Kleine Konzert, Leitung Hermann Max. Instrumentalsolistensind Eckart Haupt, Burkhard Glaetzner, Christiane Jaccottet und Ulrich Thalheim; das Kammerorchester "CPE Bach" leitet Hartmut Haenchen, das Neue Bachische Collecium Musicum dirigiert Max Pommer.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • In Leipzig wird aktuell im Bach-Museum an ihn erinnert, mit einer kleinen Kabinettausstellung


    »Die Musik muß das Herz rühren« Carl Philipp Emanuel Bach zum 300. Geburtstag
    Die Ausstellung läuft vom 7. März bis zum 20. Juli 2014.


    Thematisiert werden natürlich Leben und Wirken des Musikers (in chronologischer Folge anhand seiner Lebensstationen). Ausgestellt sind Autographe Kompositionen, Briefe und andere Dokumente, die z. T. erstmal der Öffentlichkeit präsentiert werden können.


    Mit bestem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Zum Jubiläumsjahr sind einige Aufnahmen in Boxen zusammengefasst bzw. wiederaufgelegt worden.


    Warner aus Teldec/Das Alte Werk, Erato; u.a. Sinfonie Wq 183, Flöten und Doppelkonzerte mit Koopman, Cembalokonzerte und Sonaten mit Van Asperen



    Deutsche Harmonia Mundi, darunter die m.E. sehr empfehlenswerten Solo und Kammermusik-CDs mit Staier



    Brilliant; das scheinen zum größeren Teil die Capriccio-Aufnahmen aus den 1980ern zu sein, dazu Eigenaufnahmen mit Belder u.a. Die in Beitrag 76 genannten Capriccio-Aufnahmen sind größtenteils bei Phoenix einzeln wieder herausgekommen.



    Archiv



    Diese Box vereint einige vergriffene oder schwer zu findende Scheiben wie Karl Richters Aufnahme der Sinfonien Wq 183, Lieder mit Fischer-Dieskau oder die CD mit Doppelkonzerten der Musica Antiqua mit anderen mehrfach wiederaufgelegten wie den Streichersinfonien Wq 182 unter Pinnock oder den Flötenkonzerten.


    Zwar kenne ich aus allen Boxen nur einzelne Aufnahmen, aber alle scheinen mir als Einstieg durchaus geeignet. Wer moderne Instrumente bevorzugt, dürfte bei etlichen Konzerten/Sinfonien nicht viele Alternativen zu Haenchen haben.


    CPE Bach schrieb ca. 19 Sinfonien. Die bekanntesten sind die letzten 10, in Hamburg komponiert: Wq 182, 1-6 für Streicher und Wq 183,1-4 für Streicher und Bläser.
    Von diesen Werken liegen mehrere Aufnahmen, sowohl HIP als auch mit modernem Kammerorchester vor.
    Von den in Berlin komponierten Sinfonien liegen vermutlich auch alle auf Tonträger vor, aber ich überblicke das nicht, zumal es teils auch Alternativfassungen gibt. Bei cpo gibt es eine CD mit 5 davon unter Ludger Remy und 5 (nicht dieselben, aber überlappend) hat Haenchen aufgenommen.
    Weiterhin gibt es ca. 50 Konzerte für Tasteninstrument(e) und Orchester, angeblich schrieb Bach mehr Werke dieser Art als irgendein anderer Komponist des 18. Jhds. Das bekannteste ist vermutlich das witzige Konzert, in dem ein Fortepiano und ein Cembalo gegenübergestellt werden. Die Konzerte für Cello, Flöte, Oboe sind, soweit ich sehe, nicht alle unabhängig voneinander, teils auch Bearbeitungen von Cembalokonzerten.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)





  • Hallo,
    die Kantate „Klopstocks Morgengesang am Schöpfungstag“ Wq 239 (BR-CPEB G 1) ist die Nr. 1-9 auf der CD 1 der Doppel-CD.
    Ich habe das Werk am 20.06. auf dem Bachfest Leipzig in der Thomaskirche gehört mit G. Sämann + K. Stuber Sopran – A. Vondung, Alt – J. Pregardien, Tenor – T. Bernd, Bass, dem „Dresdner Kammerchor“, der „Akademie für alte Musik Berlin“, Gesamtleitung Hans-Christoph Rademann.





    Das Werk beginnt mit einem Orchestervorspiel, dann die Sopranarien Nr. 2-4 und einem Duett für 2 Soprane Nr. 5. Das Orchester beginnt mit p und largo in den tiefen Streichern, zu denen dann ganz allmählich Violen, 2. und 1. Geigen hinzu kommen – es vermittelt den Klangeindruck eines „Urgemurmels“, dem Text der 1. Sopranarie entsprechend: „Noch kommt sie nicht die Sonne, Gottes Gesendete, noch weilt sie, die Lebensgeberin…“ Einerseits sind die Nr. 2-5 für mich noch an C.P.E. Bachs Vater erinnernd, andererseits kommen mir bei Teilen manch frühe sacrale Werke von Mozart in den Sinn, was auch für die Sopranduette Nr.7 + 8 gilt. Die Nr. 6 + 9 sind Chorsätze, bei denen ich noch mehr frühen Mozart höre – besonders der Schlusschor Nr.9 „Halleluja! Seht ihr die Strahlende, Göttliche kommen…“ - das würde bei seinem Vater gewiss sehr prachtvoll und mächtig klingen, bei seinem Sohn klingt es mehr freudig und jubelnd.
    https://www.youtube.com/watch?v=GJMdp0vTKAw
    https://www.youtube.com/watch?v=A0Redf22IeM
    Sowohl die CD als auch YouTube (= CD) erreichen nicht das Niveau der Aufführung beim Bachfest.





    Die Kantate „Gnädig und barmherzig ist der Herr“ Wq 250 (BR-CPEB F 62) ist die Nr. 1-16 auf der CD 2.
    Ich habe das Werk am 19.06. auf dem Bachfest Leipzig in der Nikolaikirche gehört mit Jolanta Kowalska, Sopran – Kai Wessel, Altus – Karol Kozlowski, Tenor – Peter Harvey, Bass - der „Capella Cracoviensis (Chor und Orchester), Leitung Jan Tomasz Adamus


    2 Vorbemerkungen: Der Altarraum der Nikolaikirche ist relativ schmal, sodass es zu einer für mich sonderbaren Aufstellung der Ausführenden kam. Vorne ganz unten links und rechts vor dem Altarraum der Chor, zwischen den Chorblöcken die Solisten, darüber und innerhalb des Altarraumes die Streicher und nochmals darüber die Bläser (normalerweise ist das genau umgekehrt, d. h. Chor über dem auf einer Ebene befindlichen gesamtem Orchester, die Solisten abgesetzt vor dem Orchester). Das hat anfangs zu einem sehr unausgeglichenen Klang geführt, die Bläser (von oben drüber blasend) waren zu laut. Das hat sich im Laufe des Konzerts gebessert, blieb aber dennoch von einer guten Klangbalance entfernt.
    Ich habe mich daran gewöhnt, dass Altarien bei Gluck, Händel, Purcell und älter von Countertenören gesungen werden. Was ein Countertenor bei C. P. E. Bach zu suchen hat, ist mir völlig schleierhaft; eine gute Altistin kann diese Arien, passender zum Werk, zu Gehör bringen. Hinzu kam, dass der Sänger Kai Wessel m. E. große Probleme mit der Beweglichkeit seiner Stimme hatte - Forte klang hart und laut, Verzierungen waren oft kaum zu hören.


    Diese Kantate schwankt vom Klangeindruck noch viel stärker zwischen J. S. Bach und Mozart. Der Eingangschor „Gnädig und barmherzig ist der Herr…“ würde sich in einer Mozartmesse (ungeachtet des Textes) durchaus gut einfügen, das dann folgende Bass-Rezitativ weniger, die anschließende Bass-Arie hat viel gut sangliche, melodiöse Anteile. Das Alt-Rezitativ recht „bachisch“, was von der Sopranarie überhaupt nicht gesagt werden kann, was auch stark beeinflusst wird von der frohgemut trillernden Altblockflöte z, T. im Duett mit der 1. Geige, zauberhaft! – Text „..im Haine das Vögelchen weckt…es zwitschert dem Gütigen Dank“. Tenor-Rezitativ wie… Tenor-Arie, sehr getragen und im musikalischen Gestus siehe Text „…bist du an dem Ziel des Lebens…deine Grube schlingt dich ein…wehret nicht dem Todes Stahl“ – aber die Melodieführung und die (Barock?-)Fagottbegleitung höre ich so bei J. S. Bach nicht. Der sehr kurze Chor „Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes…“, in der Orchesterbesetzung ein „gezähmter“ Bach, in der Harmonik mehr Mozart, Die Choräle „Ich will mit deinem Willen…“ und „Dir, Gott, Messias, singen wir…“könnten in jeder Kantate von J. S. Bach stehen; Bass- und Tenor-Rezitativ wie… Die dazwischen gestreuten Tenor, Bass, Alt Ariosi bzw. Accompagnement sind nicht so strenge Rezitative. Das Werk endet mit der Wiederholung des Chores „Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes…“
    Leider bei YouTube Fehlanzeige.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Für mich ist und bleibt CARL PHILIPP EMANUEL BACH's nun schon wiederholt erwähntes Doppelkonzert für Cembalo, Hammerklavier, 2 Flöten, 2 Hörner, Streicher und Baß in Es-Dur, Wq 47 eines der von mir am liebsten gehörten Werke dieses Komponisten. Es entstand vermutlich in seinem Todesjahr 1788 und verblüfft mit federnder, stets wechselnder Rhythmik und überraschenden harmonischen Wendungen, und der Komponist arbeitet hier wunderbar die Kontraste zwischen dem alten, flexibleren Cembalo und dem "modernen" Hammerklavier mit seiner höheren Durchsetzungskraft sozusagen als kleinen Wettstreit heraus, wobei im 1. Satz das Cembalo wie einst zu seinem Recht kommt, im 2. Satz jedes Instrument abwechselnd seine Stärken zum Ausdruck bringt, und im 3. Satz dann unüberhörbar das Klavier den Ton angibt. Ein sehr interessantes und sofort für sich einnehmendes Werk.


    Es existieren hiervon inzwische viele Einspielungen, wobei nach wie vor die alte Teldec-Aufnahme auf Originalinstrumenten mit dem LEONHARDT-CONSORT AMSTERDAM und CONCENTUS MUSICUS WIEN unter GUSTAV LEONHARDT, mit seinen erstklassigen Solisten: ANNEKE UITTENBOSCH, Cembalo, JEAN ANTONIETTI, Hammerklavier, FRANS BRÜGGEN, FRANS VESTER, Traversflöte und CAROL HOLDEN, THOMAS HOLDEN, Naturhorn, die mich am meisten überzeugende Interpretation dieses Werkes ist. Es gibt gewiß "reißendere" Aufnahmen, doch hat sich GUSTAV LEONHARDT sehr intensiv mit dieser Musik beschäftigt, so daß man annehmen darf, daß diese Musik zu Zeiten von CPE BACH annähernd so geklungen haben könnte, und dies ist für mich das wichtigste Kriterium, wobei man bei dieser künstlerischen Besetzung der Aufnahme natürlich auch die Gewähr hat, daß hier auch Meister ihrer Instrumente am Werke sind..



    Sehr interessant von CPE Bach finde ich auch seine Sonaten für Flöte und B.c., vor allem die in g-moll.


    Viele Grüße
    wok

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  • Hallo,


    auf der CD 2 des Beitrages Nr.79 gibt es u. a. noch die Kantate "Der Herr lebt" Wq 251. Es ist sehr lohnenswert, sich dieses Werk anzuhören, vermittelt es doch einen klaren Eindruck, was binnen 1 Generation sich musikalisch doch gravierend verändern kann. Bei der Kantate höre ich einiges Opernhaftes, nicht im Stil von Verdi u. ä., aber Mozarts Musik ist nicht so weit entfernt, wie die des Vaters von C. Ph. E. - eine Ausnahme: Der allgemein bekannten Schlusschoral "Lob, Ehr und Preis sei Gott" könnte glatt von J. S. sein.


    Ab der Seite 3 unten beginnt der Text für diese Kantate ( lt. Booklet ist der Verfasser unbekannt); auch der Text ist ziemlich entfernt von vielen Texten der Kantaten von J. S.
    http://www.brilliantclassics.c…s-Sung-Texts-Download.pdf


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Carl Philipp Emanuel Bach war bislang nur sehr spärlich in meiner Sammlung vertreten. Das Magnificat, ein paar der Sinfonien, das war's. Vor kurzem bin ich aber an die ersten CDs aus der Gesamtaufnahme der Cembalokonzerte mit Miklós Spányi gelangt, und ich bin begeistert und kann nun gar nicht mehr aufhören mit dieser Musik. Die Aufnahmen der 64 Konzerte muss ich unbedingt komplett haben, auch wenn es insgesamt 20 CDs sind :rolleyes: .


    Spányi spielt die Konzerte auf verschiedenen Cembali, Clavichords und sogar mal einem Tangentenflügel, so dass man hier wohl tatsächlich besser von "Konzerten für Tasteninstrumente" spricht. Seine These ist, dass die Wahl der Instrumente damals nicht vorgeschrieben gewesen sei und Cembalo nur als Sammelbegriff für alle Tasteninstrumente fungierte. Ob das stimmt, mögen die Experten beurteilen, jedenfalls macht die Verwendung verschiedener Instrumente das ganze Projekt noch abwechslungsreicher, und es ist Hörspaß pur! Die von BIS gewohnte exzellente Aufnahmetechnik trägt ihren Teil dazu bei.


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Irgendwie habt Ihr nich scheinbar angesteckt mit Eurem Interesse an Carl Philipp Emanuel Bach. Ich gestehe, daß ich in der Vergangenheit diesen Komponisten nicht besonders mochte, ich hielt ihn für spröde, mein Favorit was Johann Christian Bach, dessen Stilistische Nähe zu Mozart ich schätzte. Indes - ich dürfte damals die falschen Aufnahmen oder Werke gehört haben, denn derzeit finde ich Carl Philipp Emanuel als einen äusserst hörenswerten Komponisten. Ich habe inzwischen einige Aufnahmen neu angeschafft, drei weitere stehen auf meiner Bestell-Liste für Juli und ausserdem werde ich meine Bestände kritisch aber vorurteilsfrei abhören.
    Und wenn dieser Thread wieder auflebt und das Interesse bei einigen erwacht, dann haben wir viel zu tun, denn das Wq Verzeichnus (nach Alfred Woquenne, seinem Schöpfer, der es 1905 fertigstellte) enthält immerhin 903 Einträge.


    Es wäre natürlich verlockend mehrere Spezialthreads zu starten, aufgeteilt nach Gruppen. aber so ganz trau ich der Sache nicht und bleibe vorerst bei diesem einen Thread.
    2014 war der - bei Tamino ziemlich unbeachtet gebliebene 300, Geburtstag von CPE Bach.
    Die Plattenindustrie hat indes darauf reagiert. Ende 2013 erschien eine Box mit 30 CDs von BRILLIANT Classics zum sagenhaften Preis von nur 29.99 Euro, der im Februar 2014 eine von WARNER Classics folgte, welche 13 CDs enthielt und ebenfalls 29.99 Euro kostete.
    Sicher eine Chance zum Einstieg in die Welt dieses Komponisten, persönlich aber bevorzuge ich Einzelveröffentlichungen, die ich mir selbst zusammenstelle - und dann auch höre. Uns wenn schon bochen, dann beispielsweise alle Sinfonien, alle Cembalokonzerte etc etc. Einen Mix akzeptiere ich nur bei Ausnahmefällen, beispielsweise bei mittelalterlicher Musik, die anders kaum zu bekommen ist....



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • CPE hat sehr unterschiedliche Werke hinterlassen. Es gibt einige sehr "wilde" wie die 10 Hamburger Sinfonien mit extrem abrupten Stimmungsschwankungen und musikalischen Brüchen, aber auch andere, die eher dem "galanten Stil" oder der sanfteren Seite der "Empfindsamkeit" nahe stehen. Überdies einiges aus den 1730ern+40ern, das dem barocken Stil des Vaters zum Verwechseln ähnlich sein kann. Und manche zeigen eine Mischung aus allen diesen Elementen.


    Das Werk ist (wie bei den meisten Komponisten der Zeit) sehr umfangreich. Kaum jemand dürfte wirklich einen Überblick über alle Clavierkonzerte haben. Es sind über 50, dazu noch eine Reihe von "Sonatinen", die aber von Umfang und Orchesterbesetzung nicht hinter den Konzerten zurückstehen, die BIS-Reihe hat etwa 20 Folgen, also gut 60 Werke insgesamt.
    Die Solo-Claviermusik ist bei 30 Folgen, wenn ich recht sehe, also im Umfang die des Vaters (bei dem natürlich noch viel Orgelmusik dazukäme) übertreffend. Die Sinfonien sind noch recht überschaubar, zumal die 10 in Hamburg komponierten Wq 182 und 183 mir erheblich relevanter und interessanter scheinen als die 8-10 "Berliner" Symphonien.

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)


  • Hallo,


    es handelt sich hier um 43 sehr kurze Miniaturen, die kompositorisch sehr abwechslungsreich sind, deren besonderer Charme aber im Klang des verwendeten Instruments liegt, dem Clavichord.
    Um allen Einwänden, es klinge wie ein Spinett, Cembalo, Hammerklavier oder Tangentenflügel, sofort zu entgegnen ein Zitat aus Wikipedia:
    „…Das Clavichord erlaubt in beschränktem Umfang feine dynamische Abstufungen….Feinste artikulatorische Abstufungen lassen sich auf dem Clavichord realisieren…“





    Es genügen aber nicht nur diese kurzen Ausschnitte, es sollte der ganze Wikipediaeintrag gelesen werden.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Clavichord
    Die hier verlangte Technik beherrscht Miklos Spanyi; leider sind sein "Topic"-Einspielungen bei YouTube gesperrt.


    Viel Hörspass (für die auch etwas Feinsinnigeren hier) bei einer stillen, entspannten Musikstunde wünscht


    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Ich habe einige CDs- mehrheitlich von BRILLIANT CLASSICS - mit Werken von Carl Philipp Emanuel Bach erworben, darunter auch die hier abgebildete mit Cembalokonzertn Wq3, Wq 6 und Wq 14 mit dem Ensembel Musiqua Amphion unter Pieter Jan Belder. Also hundertprozentig befriedigt mich die Aufnahme nicht. Es ist mir schon kla, dao ein Cembalo ein leises Instrument ist, aber hier vermischt sich meiner Meinung nach der Klang mit dem Orchester zu sehr UND das Soloinstument ist leise - eine unglückliche Mischung. Man darf bei dem Preis nun nicht unbedingt meckern, aber die Aufnahmen mit Spanyi sind - auch vom Orchester und dem Instrument her - irgendwie klangschöner,das hört man sogar über die jpc Online- Klngschnippsel. Leider dürften hier einige Aufnahmen einer sehr umfangreichen Serie bereits aus dem Programm genommen worden sein - und eine "Gesamtbox" konnte ich auch nicht finden.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Leider dürften hier einige Aufnahmen einer sehr umfangreichen Serie bereits aus dem Programm genommen worden sein


    Beim "anderen" Werbepartner gibt es die bestimmt noch ;)


    Im Notfall kann man sich auch direkt an BIS wenden, die sind sehr hilfsbereit. Der Chef spricht sogar fließend Deutsch.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Es gibt von BIS bisher keine Gesamtboxen der CPE-Bach-Reihen. Die werden normalerweise noch einzeln zum Vollpreis verkauft; wobei in dem (gerade noch?) laufenden Mittsommer-Sale bei jpc je fünf oder so der Konzert- und Solo-CDs für 6,99 oder 7,99 zu haben waren.


    Es gibt bei cpo noch zwei CD mit Cembalokonzerten mit Ludger Remy, dann gibt es die 6 "Hamburger" Konzerte Wq 43 mit Staier, Van Asperen und vermutlich noch in einer oder zwei weiteren Aufnahmen (außer BIS). Ebenso liegen die Doppelkonzerte (Hammerklavier+Cembalo und zwei Cembali) in etlichen Aufnahmen vor, z.B. Koopman/Mathot, Leonhardt +x, Musica Antiqua...
    Auch die Flöten- und Cello-Konzerte liegen in mehreren (teils auch Nicht-HIP)Einspielungen vor.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Beim "anderen" Werbepartner gibt es die bestimmt noch ;)


    Im Notfall kann man sich auch direkt an BIS wenden, die sind sehr hilfsbereit. Der Chef spricht sogar fließend Deutsch.


    JPC hat bis jetzt noch alle Aufnahmen verfügbar. :hello:


    Gesamtbox gab es noch nie davon.




    clck 23515

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • CPE hat sehr unterschiedliche Werke hinterlassen. Es gibt einige sehr "wilde" wie die 10 Hamburger Sinfonien mit extrem abrupten Stimmungsschwankungen und musikalischen Brüchen, aber auch andere, die eher dem "galanten Stil" oder der sanfteren Seite der "Empfindsamkeit" nahe stehen. Überdies einiges aus den 1730ern+40ern, das dem barocken Stil des Vaters zum Verwechseln ähnlich sein kann. Und manche zeigen eine Mischung aus allen diesen Elementen.


    Das Werk ist sehr umfangreich. Kaum jemand dürfte wirklich einen Überblick über alle Clavierkonzerte haben. Es sind über 50, dazu noch eine Reihe von "Sonatinen", die aber von Umfang und Orchesterbesetzung nicht hinter den Konzerten zurückstehen, die BIS-Reihe hat etwa 20 Folgen, also gut 60 Werke insgesamt.
    Die Solo-Claviermusik ist bei 30 Folgen, wenn ich recht sehe, also im Umfang die des Vaters (bei dem natürlich noch viel Orgelmusik dazukäme) übertreffend. Die Sinfonien sind noch recht überschaubar, zumal die 10 in Hamburg komponierten Wq 182 und 183 mir erheblich relevanter und interessanter scheinen als die 8-10 "Berliner" Symphonien.


    Das trifft zwar zu, bietet gleichwohl Raum für Missverständnisse, insbesondere, wenn "wilde" Werke in Kontrast gesetzt werden zum galanten Stil oder zur Empfindsamkeit. "Galanter Stil" bedeutete ja tendentiell, sowohl dem Hörer als auch dem Spieler einen grossen Freiraum zur Gefühlsentfaltung zu gewähren, Empfindsamkeit ist ebenfalls weniger mit heutiger Konnotation zu betrachten (im Sinne von [über-]empfindlich), sondern eher als "leidenschaftlich" zu verstehen, was Sensibilität selbstverständlich nicht ausschliesst. Und CPE wurde Mitte des 18. Jahrhunderts insbesondere bei der jüngeren Musikgeneration zum "Star" wegen der ungezügelt erscheinenden Darstellung subjektiver Empfindungen. Zudem entstanden durch die Zusammenarbeit von Komponisten und Dichtern in CPE Bachs Umfeld umfassende, systematisierende Schriften über die emotionalen Effekte der Musik.


    Selbstverständlich ist CPE's Oevre vielgestaltig, immerhin wurde er inmitten des musikalischen Hochbarock geboren und starb zur Zeit der Wiener Klassik. Und doch schält sich ein prägnanter Personalstil heraus. Dabei wirkt seine Musik oft ziemlich widerborstig, ähnlich wie die des älteren Bruders (der aber insgesamt konservativer blieb). Jemand wie Müthel orientierte sich gerade an den exzentrischen, "originalgenialen" Seiten CPE Bachs. Von "ungefälliger" Musik zu sprechen wäre schon angesichts von Bachs - auch kommerziellen - Erfolgen allerdings verfehlt.


    Bei den preussischen Sinfonien handelt es sich zum Teil ja um einige der frühesten Werke dieser Gattung i.e.S., während die "Hamburger" bereits Zeitgenossen der Werke Haydns und Mozarts sind - mehr als ebenbürtige. Übrigens finden sich in manchen der zeitnahen Cembalokonzerte noch abenteuerlichere Modulationen als in Wq 182 & 183. Den eigentlichen Kern des Oevres bilden allerdings die solistischen Werke für Clavier - quantitativ wie qualitativ. In jungen Jahren "erfindet" Bach quasi die Klaviersonate - en passant setzt er dabei das Prinzip des Sonatensatzes durch - in den späteren vertraut er die intimsten musikalischen Gedanken Formen wie der Clavierfantasie an.
    Wegweisend ist CPE auch darin, dass er wesentlich von der Drucklegung seiner (Clavier-)Werke lebt. Deren Verbreitung sichert ihm auch eine ansehnliche Schülerschar. Die offiziellen kompositorischen Amtspflichten im Hamburg handelt Bach hingegen oft als Routineangelegenheit ab. Passionen, Kapitänsmusiken, Musik zu Amtseinführungsfeiern können daher qualitativ zurückfallen im Vergleich mit den entsprechenden Werken seines Vorgängers Telemann.


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    Zweifellos handelt es sich um einen traditionellen walisischen Gruss. Benötigen wir nunmehr einen Thread über, sagen wir, William Mathias ?

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