Georg Hann - Ein großer österreichischer Baß

  • Zitat

    Original von operus
    Allerdings neigte er zu einem etwas derbem, vordergründig, gefühlig wirkungsvollen Vortrag. Die feinen stimmlichen Nuancen und Schattierungen über die z. B. ein Kurt Moll oder auch Gottlob Frick verfügten standen diesem immer sympathisch-gewinnend wirkenden Bassisten weniger zu Verfügung.


    Ich will da gar nicht unbedingt widersprechen, nur möchte ich versuchen, die Akzente etwas anders zu setzen und es ein wenig schmeichelhafter zu formulieren. Ich bin sicher, dass du es nicht so gemeint hast, lieber Operus, aber zwischen den Zeilen klingt es ein wenig bei dir, als hieltest du Hann zwar für einen Sänger mit einer beeindruckenden Stimme, aber differenzierter Ausdruck und feinfühliges Singen seien weniger seine Sache gewesen. Kurz: Ein grober Klotz der tiefen Töne. :D


    Zunächst mal sehe ich das so, dass Hann mit einer einmaligen Stimme schon von Natur aus gesegnet war, quasi eine Naturbegabung, die schon ohne jegliches Training und Anstrengung zu großen Leistungen fähig ist. Wo andere mit ihren Kräften haushalten mussten, konnte er halt aus dem Vollen schöpfen und musste eher darauf bedacht sein, sich zurückzuhalten, um nicht seine Kollegen von der Bühne zu blasen - etwas überspitzt formuliert.


    So jemand fühlt natürlich wesentlich weniger den Drang bzw. die Notwendigkeit, fehlende stimmliche Möglichkeiten durch besonders ausgetüftelte Gestaltung auszugleichen, er ließ es halt einfach strömen, wobei er wie schon erwähnt seine Rollen, wie etwa den Philipp, durchaus schauspielerisch gestaltete, aber eben auf der Basis gesanglichen Wohlklangs.


    Das andere Extrem dürften Dietrich Fischer-Dieskau - oder auch Hans Hotter als direkter Konkurrent in angestammten Rollen - darstellen. Hätten die es einfach strömen lassen und auf den Wohllaut ihrer Stimmen vertraut, so richtig beeindruckt hätten sie damit wohl wenige, zumindest in späteren Jahren.


    Das bedeutet aber nicht, dass Hann dieses gestalterische Potential grundsätzlich nicht gehabt hätte, ich sehe ihn als Vollblutkomödianten mit sehr großem Schauspieltalent. Und dass er da nicht immer bis an seine Grenzen gefordert war, dürfte sowohl an seinen Rollen, wie auch an den damaligen Regisseuren und nicht zuletzt an seinem Naturell gelegen haben, den Operus ja treffend als sympathisch/gewinnend beschreibt. "Gutmütig", "umgänglich" und "humorvoll" möchte ich gerne noch hinzufügen.


    Nun ist es aber so, dass sehr viele von einem Heldenbariton gerade alles andere als die eben erwähnten Eigenschaften erwarten. Denken wir nur mal an Wotan, der ist ja schließlich ein Gott, wenn auch nur eine Karikatur eines solchen, und hat ergo alles zu vermeiden, was ihm als Leutseligkeit oder mangelnder künstlerischer Ernst ausgelegt werden könnte. Hotter und FIDI haben es da deulich besser verstanden, auf Abstand zu gehen und sich diesen künstlerischen Ernst heraushängen zu lassen.


    Ich bitte meine Zeilen nicht allzu ernst zu nehmen, aber bei Georg Hann hätte ich mir gut vorstellen können, ihm nach der Vorstellung auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: "Guad host g'sunga, Schorsch!". Bei anderen, mehr abgehobenen Sängern wäre mir dagegen diese Vorstellung eher fremd. Ich denke aber nicht, dass dies in erster Linie an der Art ihres Singens und ihrer künstlerischen Gestaltungskraft liegt, sondern eher an der Art wie sie auftreten und sich geben.


    Fazit also für mich: Georg Hann hatte deutlich mehr auf dem (Brust-)Kasten als viele von denen ihm zugetraut haben, die ihn gerne in die Ecke des biederen und einfältigen Bierbasses abgeschoben hätten, der zwar beeindruckend und lautstark röhren kann, ansonsten aber nicht mit seinen künstlerisch "anspruchsvolleren" Kollegen mithalten kann.


    Ich bin sicher, dass er heute mit seinen stimmlichen Mitteln und seiner Schauspielbegabung ein absoluter Weltstar wäre - entsprechende umfassende, auch sprachliche Ausbildung natürlich vorausgesetzt - denke aber auch, dass es vielleicht doch besser ist, dass es nicht so gekommen ist, denn ich kann ihn mir nur sehr schwer als durch die Welt jettenden Starsänger vorstellen, der heimatlos und ohne Stamm-Ensemble von Auftritt zu Auftritt hetzt. Ich kann mich natürlich täuschen, aber ich bezweifle stark, dass er in dieser Rolle glücklich geworden wäre.


    Aber was soll's, derlei Erwägungen sind ja eh müßig, da nicht realistisch. Seien wir wie gesagt froh über das was wir haben und freuen wir uns an einem Sänger dem das Singen und Spielen buchstäblich im Blut steckte.

  • Lieber Kurt, liebe Hannfreunde,
    zu denen ich mich auch zähle. Kurt hat es für mich ausgezeichnet auf den Punkt gebracht. Mich freut es auch, dass wir über einen so sympathischen Könner wie Georg Hann hier diskutieren. Das Tamino Forum bewahrt vor dem Vergessen.
    Worauf ich nur hinweisen wollte ist, dass Moll und Frick genau so machtvolle Stimmen hatten , darüber hinaus aber noch über mehr sängerische Variabilität verfügen. Deshalb ist Hann "kein grober Klotz der tiefen Töne". Seine Art zu singen hatte für mich viel persönlich, kraftvolles Profil. Niemals hätte ich deshalb bei Georg Hann den Vergleich mit einem "Bierbaß" gewagt, dafür war er ein viel ernstzunehmender Künstler. Leider werden manche Sänger besonders auch von der internationalen Kritik nicht in ihrer tatsächlichen Bedeutung wahrgenommen. Dies scheint mir bei Hann und aktuell bei Kurt Rydl der Fall zu sein. Selbst Kurt Moll hatte nicht das Glück, das Gottlob Frick beschieden war, von den bedeutendsten Dirigenten und der Phonoindustrie bevorzugt für viele Rollen und maßstabsetzende Aufnahmen eingesetzt zu werden.
    Genau, wie Du lieber Kurt, argumentiere ich immer dagegen, einzelne Sänger zu stark zu vergleichen oder gar gegeneinander auszuspielen. Seien wir froh, dass es sie alle gab und freuen wir uns über ihr künstlerisches Vermächtnis und ihre einmalige Besonderheit.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Vielen Dank für deinen Beitrag, lieber Operus. Und nur um das klarzustellen: Es war keineswegs meine Absicht, dich in die Ecke der "Hann-Verächter" abzuschieben, die seinen wahren Wert nicht zu schätzen wissen/wussten.


    Die gab und gibt es sicherlich, nur würde ich sie eher nicht unter den profunden Kennern der menschlichen Stimme vermuten, wie es bei dir der Fall ist.
    Grundsätzlich scheint es ja so zu sein, dass der Berühmtheitsgrad und auch der Erfolg eines Sänger nicht nur allein von der Qualität seiner Stimme und seinen künstlerischen Fähigkeiten abhängen, sondern auch von anderen Faktoren, die mit Stimme oder Musik im allgemeinen nichts oder nur wenig zu tun haben.


    Da geht es zum Beispiel oft einfach darum, wie ein Künstler sich selbst "darstellt", bzw. heute wohl eher, wie er von seinen Agenturen vermarkted wird. Dass hier besonders bei Frauen auch die Optik inclusive erotisch lasziver Assoziationen - besonders wirkungsvoll natürlich in Kombination mit knackigen Skandalen und Skandälchen - eingesetzt wird, ist wahrlich nichts Neues.


    Und manchmal fehlt halt einfach das letzte kleine entscheidende Quentchen Glück für den ganz großen Erfolg und da geht es oft einfach nur darum, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.


    Dass Georg Hann dieses Glück offensichtlich wohl versagt blieb und er sich wohl auch in Punkto ellenbogenträchtiger Selbstvermarktung zurückhielt und lieber bei seinem künsterischen (Gesanges-)Leisten blieb, spricht ja ebenfalls eher für ihn, wie so vieles andere auch.


    Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich übrigens auch bei Harald für seinen unermüdlichen Einsatz im Hintergrund bedanken. Ich gehöre zu den vielen, die seine wertvollen Hinweise auf empfehlenswerte Aufnahmen samt entsprechender Literatur sehr zu schätzen wissen, auch wenn ich es meist nicht explizit schreibe, würde wohl auch schnell langweilig werden angesichts seiner Fruchtbarkeit. :)

  • Lieber Kurt,


    danke. Ich frage mich. ob ein uns heute doch noch so nahestehender Sänger wie Georg Hann mit seinem Thread in die Rubrik "Schellackschätze -Fenster in die Vergangenheit" passt. Er wäre viel besser bei "Berühmte Stimmen" aufgehoben. Nur ich weiß leider nicht, wie und mit welchen Voraussetzungen man einen Thread verschieben kann.
    Noch ganz nebenbei: Gottlob Frick, mit dem mich praktisch lebenslang eine enge Freundschaft verband, war auch ein Muster der Bescheidenheit. Jeder Rummel um seine Person war ihm ein Greuel. Interviews ging er wo er konnte aus dem Weg. Ich habe ja durch die jährlichen Künstlertreffen viel Kontakt zu Sängerlegenden. Unsere liebsten, pflegeleichtesten Gäste sind die Bassisten: Ob das ein Kurt Moll, ein Hans Sotin, ein Theo Adam, ein Franz Mazura, ein Kurt Rydl, ein Siegfried Vogel, ein Heniz Hagenau usw. ist. Alle überaus nett, gemütlich und bescheiden. Die am schwierigsten zu pflegende "Kundschaft" sind die Koloratursopranistinnen. Ich rätsle immer, ob das was mit dem Stimmfach zu tun hat, oder ob sogar Persönlichkeit und Charakter vom Stimmfach beeinflusst werden.
    Herzlichst
    Operus
    :hello: :hello:

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  • Zitat

    Original von operus
    Er wäre viel besser bei "Berühmte Stimmen" aufgehoben. Nur ich weiß leider nicht, wie und mit welchen Voraussetzungen man einen Thread verschieben kann.


    Hallo lieber Operus,


    genau derselbe Gedanke kam mir auch schon. Die Sänger dort wirken irgendwie "weniger versteckt" als im Schellack-Forum.
    Vielleicht ist es der Moderation ja möglich, dies zu bewerkstelligen.


    Liebe Grüße
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • der Sänger Georg Hann ist ja 1950 gestorben;


    also fällt seine Glanzzeit in die Schellack-Ära.


    Es ist meiner Meinung nach egal, ob ein Sänger unter "Die berühmte


    Stimme", oder unter "Schellackschätze" aufgeführt ist.


    Es stehen gewiß bedeutendere Sänger als G. Hann


    unter "Schellackschätze".



    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Wir alle kennen ja die Biographie von Georg Hann - die Zeiten waren denkbar ungünstig für ihn: Mit 19 Jahren wurde er Soldat und mußte in den 1. Weltkrieg ziehen - dann die Nachkriegszeit, Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, dann Musikstudium in schlechter Zeit, erstes Engagement im Alter von 30 Jahren - dann kam der 2. Weltkrieg - und schon 5 Jahre nach Kriegsende - mit 53 Jahren - stirbt er an einem Herzinfarkt. Was hätte er in dieser Zeit anders oder besser machen können?


    Er war kein sehr reisefreudiger Mensch, am liebsten sang er in München, Gastspiele in Wien, Radioaufnahmen in Stuttgart, das reichte ihm vollauf. Salzburg, Mailänder Scala, das gab es nur ungern und in Ausnahmefällen.


    Mit dem Textelernen hatte er auch so seine Probleme - ähnlich wie sein späterer Basskollege Karl Ridderbusch, (über den hier im Forum ja leider eimerweise Dreck ausgeleert wird) - davon zeugen viele Anekdoten und Berichte seiner Künstlerkollegen. Auch war er kein Freund übermäßiger Bühnenakrobatik - eine Freude für heutige Regisseure: Als er einmal auf der Bühne eine Treppe mit 4 Stufen hochsteigen sollte, nannte er das eine Zumutung "a Matterhorn-Besteigung!"


    Am 9. Dezember 1950 starb der Sänger an einem Herzschlag, der ihn am Steuer seines Autos überrascht hatte.
    Als er am Himmelstor ankam, begrüßte ihn der hl. Petrus mit den Worten: "Ich heiße Sie willkommen im himmlischen Chor!"
    Das empörte den Schorschi sehr: "Was heißt hier Chor! Von wegen, Herr! I bin der KAMMERSÄNGER GEORG HANN!"


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    Bravo! Nun bis Du über Deinen Schatten gesprungen und erzählst so köstliche Anekdoten. Bitte weiter so.
    Herzlichst
    Operus
    :jubel: :jubel: :jubel:

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  • Zitat

    Original von Herbert Henn

    Es ist meiner Meinung nach egal, ob ein Sänger unter "Die berühmte Stimme", oder unter "Schellackschätze" aufgeführt ist.


    Es stehen gewiß bedeutendere Sänger als G. Hann unter "Schellackschätze".


    Mag sein, wobei es natürlich davon abhängt, wie man "bedeutend" definiert. Aber wir Bässe sind es ja gewöhnt, im Ruhmesschatten der höheren Stimmlagen zu stehen, ein Schicksal das wir ja bis zu einem gewissen Grad mit den Altistinnen teilen, Kellerkinder haben es nunmal nicht leicht. :D


    Aber ich denke der entscheidende Punkt liegt woanders. Meiner Meinung nach sollte es bei den "Schellackschätzen" in erster Linie um konkrete Aufnahmen gehen, während in "Die berühmte Stimme" - nomen es omen - in erster Linie Stimme und Persönlichkeit im Vordergrund stehen sollten. Und genau das ist in diesem Thread mittlerweile überwiegend der Fall, weshalb ich auch für eine Verschiebung plädiere.

  • Lieber Kurt,


    Du bist selber Bassist. Dann haben wir es ja mit einem Fachmann zu tun.
    Das ist interessant. Wärst Du so nett und würdest Du uns darüber in diesem Thread oder bei Vorstellung der Mitglieder etwas mehr berichten?
    Herzlichst
    Operus
    :hello: :hello:

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  • Zitat

    Original von operus
    Lieber Kurt,


    Du bist selber Bassist. Dann haben wir es ja mit einem Fachmann zu tun.
    Das ist interessant. Wärst Du so nett und würdest Du uns darüber in diesem Thread oder bei Vorstellung der Mitglieder etwas mehr berichten?
    Herzlichst


    Lieber Operus,
    ich fürchte, ich muss dich da etwas enttäuschen, denn ich fühle mich zwar als Bassist, bin aber keineswegs ein ausgebildeter Sänger, nur ein blutiger Dilettant.
    Schon im Gymnasium haben mich meine Musiklehrer immer bekniet, ich möge doch bitte Gesang studieren und es sei jammerschade um mein Talent, aber irgendwie konnte ich mich doch nie dazu aufraffen. Immerhin habe ich dann beim Musikabitur die Arie des Sarastro "O Isis und Osiris" gesungen und dafür auch gleich die Höchstpunktzahl bekommen, darauf bin ich ehrlich gesagt schon ein wenig stolz, ebenso wie auf die Tatsache, dass ich mich dadurch vermutlich zu den jüngsten Gestaltern dieser Rolle zählen darf. :)


    Nach dem Abitur habe ich dann noch jahrelang im örtlichen Männerchor gesungen und auch der Chorleiter wollte mich unbedingt dazu bringen, Gesang zu studieren, aber irgendwie fühlte ich mich dazu nicht berufen, öffentliches Singen oder gar Singen als Beruf empfand ich damals als nervenaufreibend und stressig. Was Harald über Georg Hanns Einstellung geschrieben hat, trifft wohl in verstärktem Maße auch auf mich zu: Ruheliebend und reiseunlustig, und Wirbel um meine Person mag ich auch nicht so besonders.

    :untertauch:


    Auf jeden Fall habe ich mich dann für die bildende Kunst als Beruf(ung) entschieden und wurde Bildhauer, eine Tätigkeit, die meinem Naturell deutlich stärker entgegenkommt. Meine Stimme staubte dabei natürlich zwangsläufig ein, im doppelten Sinne, und so singe ich heute nur noch so nebenbei aus Spaß an der Freude.


    Aber ich werde gerne deine Anregung aufgreifen und mich demnächst im Vorstellungs-Thread ausführlicher präsentieren, hatte ich ja sowieso vor, da ich seit kurzem eine eigene Homepage besitze und mir das als Anlass sehr geeignet erschien.


    Ich muss zugeben, dass ich erst so nach und nach die ganze Tiefe des Tamino-Forums für mich entdecke und auch den Thread mit den Mitgliedervorstellungen habe ich erst kürzlich entdeckt, und ich sehe auch, dass ich da sehr aufpassen muss, denn ich bin ja schon jetzt viel zu lange im Forum, obwohl ich wirklich Arbeit genug hätte. Aber der Austausch mit Gleichgesinnten übt halt wirklich einen sehr starken Reiz auf mich aus. Doch wem sage ich das... :D

  • Hallo Erich,


    Ich lese gerade diesen schon etwas älteren Beitrag von Dir. Genau diese von Dir erwähnte 17 cm DGG-LP mit "Warum klagt ihr..."
    besitze ich auch, und zwar war dies meine allererste Schallplatte überhaupt, die ich mir ab diesem Zeitpunkt zulegte. Sie trägt deshalb bei mir die Nr. "1"!! Und auch ich war und bin von der Stimme von GEORG HANN sogleich sehr beeindruckt, und ich meine, seine Stimme kann sich in der Fülle und "Schwärze" durchaus mit der von GOTTLOB FRICK messen. Mag ja sein, daß er in der Nuancierung an diesen nicht heranreichte, wie operus in einem Beitrag feststellte, doch wenn man ihn in seiner großartigen Interpretation von CARL LOEWEs Ballade "Prinz Eugen" von 1950 (mit der exzellenten Begleitung von HUBERT GIESEN!) hört, dann weiß GEORG HANN doch absolut auch in dieser Beziehung voll zu überzeugen, und auch seine Diktion und Verständlichkeit ist eigentlich kaum zu übertreffen. Eine wunderbare Aufnahme, die man gar nicht oft genug hören kann! Ich lernte diese Ballade in der Vergangenheit lieben in der Interpretation des Tenors JOSEF TRAXEL mit ERICH APPEL am Klavier, es ist aber geanauso interessant, diese Ballade von einem Baß gesungen zu hören, zumal in so überzeugender Weise.


    youtube.com/watch?v=ApXPAVGPVxg


    Leider wurde diese youtube-Aufnahme nicht zur weiteren Verwendung freigegeben. Man kann sich diese aber auf jeden Fall bei youtube anhören!


    Viele Grüße
    wok

  • Georg Hann, der am 30. Januar 1897 in Wien geboren wurde, starb am 10. Dezember 1950 in München.


    Heute ist sein 118. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Heute bin ich durch eine Recherche im Internet bezüglich Interpreten des Van Bett auf Georg Hann gestoßen. Obgleich ich eine "Stimmportrait" CD von Preiser Records in meiner Sammlung habe (sie ist längst gestrichen) - diese Arie ist nich drauf.
    Wir haben nun seit 2010 (Neue Forensoftware) die Möglichkeit existierende youtube Clips zu verlinken, was bei Forenstart nicht möglich war. Dieses Feature wollen wir nun nutzen um die Stimme von Georg Hann, vor allem aber seinen VORTRAG wieder ins Gedächtnis zu rufen.


    Ich kann Operus nicht ganz folgen, wenn er meint, Hann sollte nicht im Schellackthread "untergebracht sein, weil er uns zeitlich so nahe steht. Nun, ich bin kein veritabler Jüngling mehr, aber ich konnte ihn nicht mehr live hören, ist er doch bereits rund 14 Monate nach meiner Geburt gestorben, er wäre heut 119 Jahre alt.
    Seien wir froh, daß seine Aufnahmen tontechnisch sehr gut gelungen sind und das Timbre gut wiedergegeben wird.
    Quasi als Zugabe ein Ausflug in die Operette: "Ja das Scheiben und das Lesen...."


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber

    Ich kann Operus nicht ganz folgen, wenn er meint, Hann sollte nicht im Schellackthread "untergebracht sein, weil er uns zeitlich so nahe steht. Nun, ich bin kein veritabler Jüngling mehr, aber ich konnte ihn nicht mehr live hören, ist er doch bereits rund 14 Monate nach meiner Geburt gestorben, er wäre heut 119 Jahre alt.


    Seien wir froh, daß seine Aufnahmen tontechnisch sehr gut gelungen sind und das Timbre gut wiedergegeben wird.


    Quasi als Zugabe ein Ausflug in die Operette: "Ja das Scheiben und das Lesen...


    Lieber Alfred,


    es ist auf jeden Fall verdienstvoll wenn an Georg Hann erinnert wird. Die neue technische Möglichkeit, quasi Gesangsporträts selbst zu erstellen ist eine fantastische Möglichkeit an Sänger zu erinnern, die m. E. zu Unrecht nicht mehr so stark in unserem Blickfeld sind. Nur mal so aus der Hüfte heraus: Ich könnte Heerscharen nennen: z. B. Lorenz Fehenberger, Franz Fehringer, Josef Herrmann, Mathieu Allhlersmeyer, Arno Schellenberg usw. Vielleicht sollten wir so etwas wie ein Gedenkportal einrichten. Wobei Willi ja immer auf Sänger hinweist. In der Erinnerung an Sängerlegenden liegen Reserven für uns Forum.


    Herzlichst
    Hans

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!


  • UNBEDINGT!!!! Und ich beginne mit Max Pröbstl:


    https://www.youtube.com/watch?v=57RTyl6LzME


    und mit Traute Richter:
    https://www.youtube.com/watch?v=UsoKRPX8bQw

  • Lieber Knuspi,


    mit Max Pröbstl hat Du eine richtige Wahl getroffen. Jahrzehnte lang war er eine der unentbehrlichen Stützen des Münchner Ensembles und galt als die Verlässlichkeit in Person. Die Oper war und wurde sein Schicksal, denn er ist nach einer Vorstellung beim Abschminken nach einer Vorstellung in der Garderobe völlig unerwartet verstorbern. Gewissermaßen ist für ihn der letzte Vorhang gefallen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Wer weiß, ob man heute so sehr vom Trio Frick-Greindl-Böhme als dem deutschen Bass-Trio der 50er Jahre sprechen würde, wenn Hann nicht so plötzlich und zu jung 1950 gestorben wäre, sondern auch noch mitgemischt hätte. Er hatte schon eine unglaubliche Stimmpower, und trotzdem eine Schwärze in der Stimme. Den fliegenden Holländer hat keiner der anderen drei gesungen (oder doch Greindl in seinen späten Jahren?). Auf alle Fälle würde man dann eher von einem Quartett sprechen. Und Hann starb wirklich, als die Operngesamtaufnahmen im Studio erst so richtig losgingen, weshalb er heute im öffentlichen Bewusstsein wesentlich unterrepräsentierter ist als die besagten anderen drei (Ivar Andresen starb ja auch viel zu früh, der hätte in den 1950ern eigentlich auch noch mitmischen müssen.)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Den fliegenden Holländer hat keiner der anderen drei gesungen (oder doch Greindl in seinen späten Jahren?).


    Ja, Greindl sang die Titelrolle dieser Oper um 1965 des Öfteren. Ich müsste sogar irgendeinen Mitschnitt besitzen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Georg Hann hat in seiner relativ kurzen Karriere vergleichsweise sehr viele Opengesamtaufnahmen und andere Dokumente hinterlassen, die im Laufe der Jahre auch veröffentlicht wurden. Preiser war daran überdurchnittlich beteiligt, aber auch Walhall hat etliches erstmals auf den Markt gebracht. Ich erlaube mir mal eine Übersicht, die garantiert auch Lücken aufweist - eingedenk der Tatsache, dass Titel bereits genannt wurden:


    Beethoven: Leonore 1950 (Ferrando)
    Cornelius: Der Barbier von Bagdad 1939 (Abul Hassan)
    Einem: Dantons Tod 1947 Salzburg (Simon)
    Gounod: Faust 1937 (Mephisto)
    Gounod: Faust 1943 (Mephisto))
    Leoncavallo: Bajazzo 1943 (Tonio)
    Lortzing: Der Wildschütz 1950 (Baculus)
    Lortzing: Zar und Zimmermann 1936 (Peter)
    Mascagni: Cavalleria 1943 (Alfio)
    Mozart: Schauspieldirektor 1944 München live (Buff)
    Mozart: Zauberflöte 1937 (Sprecher)
    Mozart: Don Giovanni 1936 (Leporello)
    Mussorgski: Boris Godunow 1950 (Pimen)
    Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor 1950 (Falstaff)
    Orff: Der Mond 1950 (Petrus)
    Puccini: Bohéme 1940 (Schaunard)
    Puccini: Tosca 1944 (Scarpia)
    Puccini: Turandot 1938 (Timur)
    Rossini: Barbier von Sevilla 1938 (Basilio)
    Smetana: Verkaufte Braut 1950 WDR (Kezal)
    Strauss: Capriccio 1942 (La Roche)
    Strauss: Daphne 1950 München live (Penaios)
    Strauss: Rosenkavalier 1942 (Faninal)
    Strauss: Rosenkavalier: Salzburg 1949 (Faninal)
    Strauß: Der Zigeunerbaron 1949 (Zsupan)
    Verdi: Aida 1938 (Amonasro)
    Verdi: Falstaff 1941 (Falstaff)
    Verdi: Luisa Miller 1944 (Wurm)
    Verdi: Rigoletto 1944 (Monterone)
    Wagner: Der fliegende Holländer 1944 (Daland)
    Wagner: Tristan und Isolde 1938 (Kurwenal)
    Weber: Der Freischütz 1950 (Eremit)
    Weber: Der Freischütz 1950 (Kaspar)
    Wolf: Der Corregidor 1944 (Repela)


    Das sind 31 Rollen in 34 verschiednene Gesamteinspielungen, die teilweise auch Striche aufweisen, wie sie seinerzeit üblich waren.

    Hinzu kommen Opernquerschnitte, wobei ich den zweiten Aufzug der "Meistersinger" den Joseph anführte, weglasse:
    Mussorgski: Boris Godunow Sz. 1938 (Pimen)
    Verdi: Don Carlos 1944 Sz. (Philipp)


    Oratorien und Messen:
    Bruckner: Messe - genaue Bezeichnung habe ich auf die Schnelle nicht gefunden
    Haydn: Die Jahreszeiten (Jahreszahl muss ich erst noch suchen - es ist de wunderbare Einspielung unter Clemens Krauss)
    Verdi: Messa da Requiem 1938


    Die zahllosen einzelnen Szenen aus Opern kann man gar nicht alle aufführen, die wenihgsten sind in diesem Thread bisher genannt. Besonderes Augenmerk möchte auch ich auf das Finale des "Rheingold", bei dem Elisabeth Schwarzkopf als Wellgunde mitwirkt und auf Wotans Abschied und Feuerzauber lenken. Beide Rundfunkaufnahmen entstanden 1941 und sie auch veröffentlicht worden.


    Liedproduktionen wurden hier abenfalls erwähnt - und das zu Recht. Michael Raucheisen hat in den 1940er Jahren beim Berliner Rundfunk auch intensiv mit Hann gearbeitet. In der veröffentlichten Edition sind 25 Lieder von Schubert, Schumann und Wolf enthalten. In Wirklichkeit gibt es noch mehr. Aus den Aufnahmen von Loewe-Balladen ragt für mich der machtvoll vorgetragene "Odins Meeresritt" in der Orchesterbegleitung unter Hans Steinkopf heraus. Schön, dass auch wok den Liedsänger Hann herausgestrichen hat.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Lieber wok, Du hast mich in Deinem Beitrag 42 auf eine Aufnahme gebracht, die ich so nicht kannte: Prinz Eugen von Loewe mit Georg Hann in der Begleitung von Hubert Giesen. Danke. Zunächst war ich davon ausgegangen, dass ich sie in meinen Beständen habe. Irrtum. Ich habe eine Aufnahme von Hann mit Orchester und Männerchor im letzten Vers. Nun also die Klavierfassung. Wunderbar. Gibt es da wohl noch mehr mit Giesen? Die Orchesterfassungen von Loewe-Balladen, die ich durchaus zu schätzen weiß, klingen ja immer etwas monströs. In diesem Jahr sind in Löbejün bei den Festtagen einige solcher Bearbeitungen von bedeutenden Komponisten zum Vortrag gekommen.


    Es grüßt Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat

    Operus: Lieber Alfred, es ist auf jeden Fall verdienstvoll wenn an Georg Hann erinnert wird. Die neue technische Möglichkeit, quasi Gesangsporträts selbst zu erstellen ist eine fantastische Möglichkeit an Sänger zu erinnern, die m. E. zu Unrecht nicht mehr so stark in unserem Blickfeld sind. Nur mal so aus der Hüfte heraus: Ich könnte Heerscharen nennen: z. B. Lorenz Fehenberger, Franz Fehringer, Josef Herrmann, Mathieu Allhlersmeyer, Arno Schellenberg usw. Vielleicht sollten wir so etwas wie ein Gedenkportal einrichten. Wobei Willi ja immer auf Sänger hinweist. In der Erinnerung an Sängerlegenden liegen Reserven für uns Forum.


    Lieber Hans!


    Ich freue mich, daß ich von allen von dir aufgeführten Sängern und Sängerinnen tolle Aufnahmen in Vinyl und sehr guter Qualität besitze, auch von Traute Richter.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • @ Rheingold 1876: Vielen Dank für diese ausführliche Übersicht - allerdings ändert diese Quantität nichts daran, dass er bei den wirklich vielfach in Umlauf gelangenden Aufnahmen von EMI, DECCA etc. (teilweise jeweils die ersten Stereo-Aufnahmen usw.) im Gegensatz zu den anderen drei von mir Genannten nicht mehr mitwirken konnte. Zu Hanns Zeiten dominierte in den Haushalten tatsächlich noch die Schellackplatte, selbst wenn schon Gesamtaufnahmen gemacht wurden. Das wurde dann ab den 1950er Jahren anders (Ich würde vielleicht den Furtwängler-Studio-"Tristan" als Zäsur setzen).

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    Du hast recht. Wenn Gottlob Frick heute noch so gut in Erinnerung ist, dann ist es m. E. in erster Linie darauf zurückzuführen, dass er in seiner Zeit bevorzugt von den Dirgenten und den Plattenfirmen in den großen Gesamtaufnahmen eingesetzt wurde. Beim "Fidelio" könnte man fast meinen es hätte in seiner Zeit keinen anderen Rocco gegeben. Bei Greindl sind es in erster Linie die Bayreuther Aufnahmen und Böhme hat auch viel Operette gesungen. Dieses Glück hatte ein Georg Hann und auch der große Ludwig Weber nicht in diesem Maße. Die heutigen Sänger leiden in ihrer Popularität geradezu darunter, dass kaum noch große Studioaufnahmen produziert werden. Erstaunt hat mich, dass Hann doch so viele Aufnahmen hatte, die Rheingold dankenswerter Weise eingestellt hat.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Dieses Glück hatte ein Georg Hann und auch der große Ludwig Weber nicht in diesem Maße.


    Lieber Operus,


    das stimmt, auch wenn mir bei Ludwig Weber spontan der Ochs in der Studio-Einspielung unter Erich Kleiber einfällt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Nach meiner Überzeugnung bringt es am Ende rein gar nichts, Hann, Frick, Greindl, Weber und wie sie alle heißen gegeneinander aufzurechnen oder zu vergleichen. Immerhin war Frick der jüngste, was auch seine Karriere verlängerte in die Zeit besserer Aufnahmebedingungen. Von Weber sind um die sechzig Gesamtaufnahmen nachzuweisen mit einem sehr vielseitigem Repertoire. Von Greindl, der womöglich das spannendste Repertoire hatte, auch. Mich interessiert nicht so sehr, ob der eine nun bei der Grammophon eingesetzt wurde, der andere vielleicht "nur" beim WDR. Wenn ich es sichtig sehe, gibt es den Rocco von Frick neunmal, von Greindl aber "nur" achtmal. Mit seinen drei Roccos sollte sich Weber nicht blicken lassen. ;)


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Es ging nicht um "gegeneinander aufrechnen" (vergleichen darf und sollte man hingegen immer!), sondern um die Klärung der Frage, warum Georg Hann einem breiten Opernpublikum so viel unbekannter ist als etwas Gottlob Frick und Kurt Böhme, obwohl er mit Sicherheit nicht so viel unbedeutender ist wie diese, wenn überhaupt.


    Manchmal ist es aber echt schwer mit dir...


    P.S.: Frick war übrigens nicht jünger als Böhme und Greindl, sondern älter.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Wo, außer bei Tamino, steht das mit den Bekanntheitsgraden?


    Die Altersangabe von Frick bezog ich auf Hann und Weber.


    Und überhaupt bin ich schon weg - weil es ja so "echt schwer" ist mit mir.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat

    sondern um die Klärung der Frage, warum Georg Hann einem breiten Opernpublikum so viel unbekannter ist als etwas Gottlob Frick und Kurt Böhme


    Aus meiner Sicht ist die Frage ganz einfach zu beantworten. Sowohl Gottlob FricK, als auch Kurt Böhme sangen noch bis in die 70er Jahre hinein - ich beziehe mich hier vor allem auf die Schallplatte. Die Aufnahmen Hanns auf meiner Preiser RECORD CD stammen aus den frühen 40er Jahren. Männerstimmen konnten damals schon recht naturgetreu aufgezeichnet werden. 1955 erfolgten die ersten ernstzunehmenden Streoaufnahmen durch die Decca, DGG folgte erst um 1959, produzieerte dann aber im Eilzugtempo. Man kann sagen, wer da nicht mehr im Aufnahmestudio mit dabei war, fiel zumindestens für die nächsten Jahrzehnte dem Vergessen anheim (auch Peter Anders +1954, Pianisten Artur Schnabel *1951 und Walter Gieseking waren betroffen. )
    Denn um ca 1960 war mono ein NO GO alles schwelgte im Stereofieber. Heutige Hörer sind in diesem Punkt wesentlich anspruchsloser und toleranter und können sich das alles gar nicht vorstellen.


    Daß Hann nicht wirklich VERGESSEN ist, sondern lediglich durch seine Plattenfirmen totgeschwiegen wird, davon zeigen die zahlreichen Youtub-Clips im Netz - und letztlich auch dieser Thread, der nach einem kleinen Anstoß meinerseits überraschend gut frequentiert ist...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und schon spielt "Rheingold1876" einmal mehr die beleidigte Leberwurst, war ja klar!

    Die Altersangabe von Frick bezog ich auf Hann und Weber.

    Das ist nachweislich falsch! Du hattest folgendes geschrieben:

    Nach meiner Überzeugnung bringt es am Ende rein gar nichts, Hann, Frick, Greindl, Weber und wie sie alle heißen gegeneinander aufzurechnen oder zu vergleichen. Immerhin war Frick der jüngste, was auch seine Karriere verlängerte in die Zeit besserer Aufnahmebedingungen.


    Jetzt hinterher zu behaupten, das hätte sich nur auf Hann und Weber bezogen, nicht aber auf die ebenfalls von dir aufgelisteten Böhme und Greindl, ist schon ein bissl albern, musst du eigentlich eingestehen, oder? Wer in einem Satz fünf Sänger nennt und im nächsten Satz sagt, dass einer davon der jüngste war, bezieht diese Äußerung selbstverständlich auf alle fünf Sänger und nicht auf zwei und hingegen zwei andere nicht. Dies hätte man irgendwie kenntlich machen müssen, was in deinem Auflistungssatz überhaupt nicht der Fall ist.


    Außerdem hast du leider die ganze Zeit nicht begriffen worum es mit ging und was ich hier gesagt: Wäre Georg Hann nicht überraschend und zu früh 1950 aus dem Leben geschieden, hätte er die 1950er Jahre und damit die Zeit der großen Studioaufnahmen, welche ihre Protagonisten bekannt machten, gleichberechtigt mit Frick, Böhme und Greindl miterlebt und wäre somit vermutlich ähnlich berühmt geworden, was sein früher Tod verhindert hat.


    Dass du das nicht begriffen hast, hat man schon an deiner wenn auch höchst verdienstvollen Auflistung der Gesamtaufnahmen mit Georg Hann gemerkt - diese Aufnahmen waren im Plattenhandel der 1950er bis 1970er Jahre kaum präsent, im Gegensatz zu den vielen DECCA- und EMI-Aufnahmen mit Frick und Böhme.


    Operus hat sofort verstanden, was ich meinte, du leider nicht. Stattdessen hast du gemeint, ihn kontern zu können, wenn er sagt, dass Frick gefühlt in allen Aufnahmen der 1950er Jahre der Rocco war, indem du vorrechnest, dass Frick 9x den Rocco aufgenommen hat und Geindl fast genauso oft, nämlich 8x, aber das ist natürlich genauso eine Milchmädchenrechnung wie mit den Hann-Gesamtaufnahmen, da hier vielverbreitete Studioaufnahmen gleichgesetzt werden mit (teilweise Schwarz-) Mitschnitten, die nur wenige in ihrer Sammlung haben. Welche FIDELIO-Gesamtaufnahmen dominierten denn in den 1950er und 1960er Jahren den Handel: Die Studioaufnahmen von Furtwängler, Fricsay und Klemperer- und die waren alle mit Gottlob Frick als Rocco. Nicht eine der 8 von dir genannten Greindl-Rocco-Aufnahmen konnte da in puncto Bekanntheit und Verbreitung auch nur annähernd mithalten.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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