Kammermusik-Kanon I - Streichquartette

  • Gut, dann greife ich anfangs mal Deine roten Streichvorschläge auf. Bei Verdi fällt es mir leicht, ich würde das Quartett ebenfalls nicht in den Kanon aufnehmen. Das ist zwar technisch solide Musik, aber seit Mozart und Haydn ist da nichts hinzugekommen, was interessant oder neu wäre. Außerdem ist es nicht sonderlich elegant. Dem Stück fehlt m.E. das Besondere.


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Ich würde natürlich gerne in die Zukunft blicken und deshalb auch eines von Weinberg nominieren, Nr. 13 hat immerhin schon vier Einspielungen.


    Verdi halte ich auch für verzichtbar.


    Ich habe bei Schostakowitsch mal alle verfügbaren Aufnahmen, die nicht Teil einer GA sind durchgeschaut:


    Am häufigsten sind eingespielt: 3 (12x), 7 (9x) und erwartungsgemäß 8 (13x)


    Als nächstes kämen: 4 (6x) und 11 (4x)


    Dann: 9 (4x) und 14 (3x)


    1, 2 und 15 je 2x


    Eine Liste könnte also lauten: 3, 4, 7, 8, 9, 11, 14, 15 (das sicher gewichtiger ist als 1 oder 2, obwohl ich 2 liebe)

  • Ganz eindeutige Übereinstimmung mit JR und lutgra bei diesen Empfehlungen:


    Zemlinski 2 muss rein; trägt Brahms nach Schöneberg rüber; großes emotionales Werk


    Lutoslawski muss rein; eines der beliebtesten Werke der Zeit nach Schöneberg; spielerische Freiheiten der einzelnen Ausführenden im klar strukturiertem Rahmen


    Nono muss rein; absolut anerkanntes Werk in der Fachwelt; Erweiterung der spieltechnischen Möglichkeiten durch Kratzen etc., wird gelegentlich noch aufgeführt


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Ich bin ja auch für Zemlinsky, aber historisch kommt das Stück zu spät; es ist ja eher in der Art der durchkomponierten Stücke mit eng verknüpften Sätzen wie Schönbergs op.4; 1915, als Zemlinskys 2. Quartett erschien, war Schönberg schon einen Schritt über "Über-Brahms/Beethoven" hinaus. Insofern kann ich auch die Einwände von KSM nachvollziehen.
    (m.E. ist das entscheidende Modell für diese "Riesenquartette" nicht Brahms, sondern Beethovens op.131)


    Martinu und Schnittke halte ich auch für Kandidaten. Hatte sich noch jemand zu Gubaidulina geäußert?


    Weinberg sehe ich nach wie vor eher auf der Geheimtipliste. Da wären die von mir jetzt auf die Löschliste verschobenen Hartmann, Prokofieff eher zu nennen und es fielen mir eine ganze Reihe ein, die mir ähnlich würdig oder würdiger als Weinberg scheinen: Pavel Haas, Bloch, Lajtha, Malipiero, Villa-Lobos, Simpson, evtl. auch Korngold, Dohnanyi, Toch.
    Und wenn Stenhammar, dann sicher Franck, Nielsen, evtl. Saint-Saens, Respighi, Chausson, Magnard, Taneyev, Rheinberger usw. Es wird dann ganz sicher kein Kanon von gängigen "Standardwerken" mehr.


    Freilich spricht nichts dagegen, andere Threads mit evtl. zu "Unrecht" weniger bekannter Kammermusik zu beleben :D

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • zu Zemlinsky: Sein 2. Quartett ist nicht nur ein "Riesenquartett", sondern ein riesiges "Riesenquartett". Es ist bestimmt so, dass es gegenüber den genannten "Vorwerken" wie auch den wesensverwandten beiden ersten Streichquartetten Schönbergs und dem Sextett keine wesentlichen Erneuerungen vorweisen kann, aber ich denke, dies soll nicht das alleinige Kriterium für die Aufnahme in dem Kanon sein. Ansonsten müssten wir wohl mehr als 95 % der vorgeschlagenen Werke streichen und z.B. einen Vertreter der "Minimal Musiv" wie Philip Glass hinzufügen - wieso eigentlich nicht, z.B. das 4. oder 5. Ja, Zemlinsky wollte das harmonische Gerüst nicht verlassen, aber er bewegte sich innerhalb der tonalen Grundlagen sehr weit bis kurz vor der Grenze. Wenn wir für diesen Kanon nicht nur Werke, die musikgeschichtlich wesentlich Neues in sich tragen, aufnehmen wollen, sondern auch unabhängig davon Werke, die etwas anderes "Besonderes" darstellen, gehört der Zemlinsky für mich dazu. Es gibt Künster, die hauptsächlich neues Material für ihre Werke suchen und solche, die mit bereits vorhandenem Material arbeiten. Ist beides wichtig und beides kann Großes und "Unverzichtbares" hervorbringen.


    zu Richter: mir fällt nichts ein, warum er in den Konon gehört.


    zu Arriaga: Ich habe ihn zwar vorgeschlagen, würde mich aber nicht unbedingt für die Aufnahme in den Kanon bemühen (wenngleich für mich stärker als Grieg, Faure und Wolff)


    zu Stenhammar: Ist der einzige der genannten Komponisten, deren Streichquartette ich überhaupt nicht kenne.


    Uwe

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  • zu Richter: mir fällt nichts ein, warum er in den Konon gehört.

    Wie wär's mit: Weil er die Gattung Streichquartett etabliert/begründet hat?
    :D
    Aber ich brauche ihn nicht in unserem Kanon. Ich habe ihn nur genannt, weil mir im 20. Jahrhundert zu viele "Geheimtipps" hineinreklamiert wurden.

  • Ja, nach diesem Argument müsste Richter in den Kanon. Aber da sollen ja nur Musikwerke und nicht Menschen rein. :)


    Uwe

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