Richard Strauss: Die Frau ohne Schatten

  • Zitat

    Stattdessen nehmen nun die Färber-/Färberinpassagen breitesten Raum ein (und erden die Handlung, verzerren die Ausgewogenheit der Figuren und banalisieren das Ganze, da das Färberpaar aus einer eher gleichnishaften zu einer realistischen Konfliktstruktur übertritt und dadurch im psychologischen Mittelpunkt zu stehen scheint). Die Färberin-Muisk, en passant, ist nicht Straussens beste ...
    Was meint ihr dazu?

    Ich kann weder das Libretto noch die Musik vom FRoSCH leiden. Im Text wird fortllaufend Banales im gestelzten Ton bzw. im Pseudo-Hohen-Ton formuliert, obwohl es eigentlich überwieged ums Kinderkriegen geht :thumbsup: und die Musik tendiert für mich fortlaufend zum illustrativen + plakativen Kitsch: z.B. der Wächterchor am Ende des 2. Aktes. Am mißlungensten ist der 3. Akt.... dazu noch der Masochismus der Färberin und die abgeschmakt-devote Haltung der Kaiserin zu Keikobad im 3. Akt ...
    Viel zu wenig bekannte und vernachlässigte Meisterwerke (vor der Neuen Wiener Schule) sind dagegen: Zemlinskys Kleider machen Leute, Pfitzners Palestrina, Humperdincks Königskinder, Debussys Pelleas ..etc.. etc ...
    :hello:

  • Es bedarf schon viel Motivation, den Text abzutippen - u. U. gekürzt?

    Hoffentlich ungekürzt? :)


    Übrigens gab es anlässlich der Grazer Premiere 2010 einen Einführungsvortrag von und mit Stefan Mickisch am Klavier, wie immer mit vielen Klangbeispielen (z. T. eigens transkribiert) und musikalischen Querverweisen.


    Erhältlich über Mickischs Hompage .


    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Tja, lieber Amfortas, so weit sind doch Pelleas, Königskinder oder Palestrina von der Frau ohne Schatten gar nicht entfernt. Fast alles Symbolismus pur. Dafür muss man natürlich eine Neigung haben. Ich kenne nur Leute, die Frosch lieben oder ablehnen. Dazwischen ist nichts. Mal eben so in die Oper gehen und dieses Stück reinziehen - das geht nicht. Für mich gehört der Wächterchor mit zum Schönsten, was es in der Oper gibt. Und da weiter oben viel geschrieben wurde über Für und Wider einzelner Aufnahmen, möchte ich auf die Wächsterszene mit Josef Herrmann abheben, die zuletzt auf einer CD von Hänssler im Rahmen der Edition Staatskapelle Dresden als Vol. 8 erschienen ist. So verdichtet wie dort habe ich dieses Szene nie wieder gehört. Aber es ist offenbar ein Irrtum anzunehmen, dass sich Begeisterung so einfach mitteilt.


    Es sind hier schöne Enspielungen des gesamten Werkes genannt worden. Die erste Aufnahme unter Karl Böhm halte ich deshalb für unerreicht, weil sie genau den Ton dieser geheimnisvollen Musik trifft. Stimmung und Atmosphäre sind magisch und unheimlich. Nicht alle Sänger kommen da mit. Wirklich auf der Höhe der großen Aufgabe sind nur die Rysanek und Schöffler. Striche stören mich am meisten beim Mitschnitt aus München unter Keilberth. Die Amme liefert im dritten Aufzug nur noch die Stichworten für die Kaiserin. Die gute Mödl ist aber - bei allem Respeskt - auch wirklich stimmlich am Ende. Sie hätte sich die Amme nicht mehr antuen sollen. Ihre optische Ausstrahlung ist aufregend wie der abgefilmte zweite Aufzug deutlich macht, der im Bayerischen Fernsehn gezeigt wurde. Später übernahm die Varnay diese Partie, die sie dem Vernehmen nach wohl schon bei der Eröffnung des wiederausgebauten großen Hauses hätte singen wollen. Ein Mitschnitt dieser späteren schon von Sawallisch geleiteten Serie, in der Inge Borkh als Färberin von der Nilsson abgelöst wurde, ist mal beim Label Legendary Recordings erschienen. Die allererste Gesamtaufnahme ist nach meinem Kenntnisstand übrigens nicht von der Decca mit Böhm produziert worden sondern fast vollständig 1950 beim Hessischen Rundfunk unter Winfried Zillig. Christa Ludwig, später ein gefeierte Färbersfrau, sang damals den Falken! Bensing ist der Kaiser, die Kupper die Kaiserin, Eustrati die Amme und als Färberpaar sind die Schlüter und Kronenberg am Werk. Erschienen ist diese Rundfunkaufnahme 2003 bei Ponto. Auf CD (Opera D'Oro) geschafft hat es zudem eine prächtige Aufführung 1974 bei den Salzburger Festspielen, ebenfalls unter Böhm. Wieder sind Rysanek und King das Kaiserpaar, die "arbeitende Bevölkerung" wird von Ludwig und Berry gegeben. Die Amme ist die Hesse. Böhm, der tüchtige Sachwalter dieser Oper, hat 1953 bei den Wiener Festwochen eine stark gekürzte Konzertfassung dirigiert mit Höngen und Goltz als guten alten Bekannten, dafür aber mit Eleanor Steber und Set Svanholm als Kaiserin und Kaiser, veröffentlicht als Doppel-CD bei Golden Melodram. Was noch? Bei Walhall gibt es einen weiteren Mitschnitt von 1954 mit Hopf/Rysanek, Benningsen (Amme) sowie Schech (Färberin) und Metternich (Färber). Am, Pult steht Kempe. Von den ungezählten Mitschnitten, die in Sammlerkreisen herumschwirren nicht zu reden. Da finden sich die Borkh unter Solti in London, die wunderbare Ludmila Dvorakova in diversehen Aufzeichnungen, auch Anja Sila als Amme ist dabei oder die Tinsley, Eipperle und Windgassen haben sich in Stuttgart erhalten und, und, und. Den kuriosesten Mitschnitt gibt es aus Zürich, wo die Jones sowohl Kaiserin als Färberin gesungen hat. Das ist eine Glanzleistung, die von hoher Professionalität zeugt. Ich verneige mich davor.


    Jetzts reichts aber.


    Grüße von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo,


    zu meinem Beitrag Nr. 30 hier: Nun ist die Motivation da, warum? Beim Abtippen ist es aber nicht geblieben (von der nunmehr notwendigen Erweiterung bis zum Ende des 1. Aktes ganz zu schweigen), da war schon Einiges zu ändern - ich war ja damals auch erst Mitte 30.


    Der Grund dieses Beitrags (und weiterer) ist, mich der Oper musikalisch zu nähern, besser: Zu versuchen, verbal die Kunst des Komponisten nachvollziehbar, für sich nutzbar zu machen (es geht also nicht um Interpretationsvergleiche oder den einfachen Handlungsablauf).


    Dazu ist es aber notwenig, zu dem bislang hier Geschriebenen (ohne daran Kritik zu üben!) das Folgende anzumerken: (Was ohne Literatur oder reinhören woanders zustande kam; nur dem Libretto folgend und also deshalb sehr subjektiv ist.) Bevor ich schreibe, lasse ich mir meine eigene Meinung durch Andere, auch Kompetentere, nicht verwässern (dann könnte ich ja gleich auf Dortiges verweisen und mich dem anschließen), was natürlich Fehler, siehe Reformationssinfonie, einschließt.


    Die Handlungsebene Kaiser/in möchte ich so verstehen: Der Kaiser stammt nicht aus einer Phantasie/Märchenwelt, sondern ist schon auf der uns vertrauten Welt zuhause, allerdings ziemlich abgehoben, nicht erdverbunden und die Kaiserin (obwohl aus der Geisterwelt Keikobads) will, der Liebe wegen, dazu gehören.
    Das Färberpaar gehört zu unserer Welt, steht aber, mit den menschlichen Problemen behaftet, mitten im Leben. (Insoweit sehe ich Ähnlichkeiten mit der Paarung Tamino/Pamina und Papageno/Papagena - letzteres ist für mich das Paar, was der Oper den bewahrenswerten ethischen Inhalt gibt.)
    Der Geisterfürst Keikobad, die Amme, der Bote stammen nicht "von dieser Welt" (sie versinnbildlichen das Gegenteil eines Menschen, ausgestattet mit all den Menschen eigenen Gefühlen und Problemen).


    Gleichwohl ist der/die Text/Oper ein Märchen (unabhängig von den Handlungsebenen) - z. B. Verwandlung Gazelle in Kaiserin - gleichnishaft zu verstehen und z. T. eine Fabel. Die Versteinerung des Kaisers (er ist ein Jäger und Verliebter, so beschreibt ihn die Amme), ist das Bild für die Folgen seines oberflächlichen Lebens - Gefühlskälte (kommt er über Sex hinaus? - Zitat aus dem Libretto: "Es war keine Nacht, dass er ihr/der Kaiserin nicht hätte begehrt) und Verhärtung des Herzens (siehe Märchen "Das versteinerte Herz"). Die Amme erscheint zwielichtig, ist es aber nicht, denn: Sie stammt zwar, wie die Kaiserin, aus der Geisterwelt, will aber, anders als die Kaiserin (sie liebt ja einen Menschen und will mit "allen Mitteln" bei ihm bleiben), in die Geisterwelt zurück. Weswegen sie der Kaiserin zu dem abenteuerlichen Plan rät, sich einen Schatten - EIN KIND - zu erschleichen, wohl wissend, dass dieser Plan nicht funktionieren kann - weil nicht erzwungen werden kann, was ein Geschenk ist - und sie damit zurück ins Geisterreich kommt. Aber durch die Menschlichkeit der Kaiserin (durch die Liebe zum Kaiser wird ihr diese Menschlichkeit geschenkt) kommt sie zu der Einsicht des Verzichtes, dass gerade dadurch Unerreichbares sich verwirklicht, geschenkt werden kann.



    Anmerkung zu Märchen allgemein:
    Alle Märchen sind doppelsinnig, Gleichnisse, z. T. auch Fabeln. Sie zeigen zweierlei - die "Seele des Volkes", wie das einfache Volk denkt und fühlt und - wie dies manipuliert wird (wie wohl christl. Religionen am schlechten Image von Stiefmüttern/-vätern "gestrickt" haben? - Der böse Wolf im Brunnen mit den Steinen im Bauch und die Kinder tanzen oben - bei "Peter und der Wolf" wird er wenigstens in den Zoo gebracht.) Ich bin viel zu wenig Experte um behaupten zu können, meine aber, in Märchen aus unserem Kulturkreis kommen Frauen oft schlechter weg als z. B. in orientalischen Märchen (siehe dazu auch das NT in der üblichen religiösen Auslegung).



    Vorbemerkung zur Musik von Strauß:
    Die Musik zu dieser Oper ist Programmmusik reinsten Wassers. Berlioz hat die Leitmotivtechnik ("Idee fix") erfunden, nein, etabliert (in seiner Sinfonie "Harold in Italien" wird der Held durch die Bratsche und eine sehr liedhafte Melodie "verkörpert"). Wagner hat dies zur Vollkommenheit gebracht - wer die Leitmotive seiner Opern kennt, kann sich das Libretto sparen, zumindest was den inneren Gehalt seiner Opern ausmacht.
    Strauß verwendet eine sehr verschiedenartige Leitmotivtechnik - dies in den nächsten Beiträgen.


    Viele Grüße
    zweiterbass



    Nachsatz: Sollte die Forenleitung oder das Moderatorenteam meinen, dieser Beitrag und die folgenden (das werden mehrere, der Musik wegen) stehen hier falsch, möge dies bitte durch Verschieben berichtigt werden, bevor mein nächster Beitrag kommt.

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    Strauß verwendet eine sehr verschiedenartige Leitmotivtechnik, Beispiele:


    1. Wenn von der Kaiserin als Feenwesen (durch ihrem Leib dringt das Licht, sie wirft keinen Schatten, sie ist also durchsichtig, gläsern) gesprochen wird oder wenn sie auftritt - nicht unbedingt wenn sie singt (dadurch schon ihren Wunsch ausdrückend, menschlich zu werden) - dann gibt es ein Klangbild durchschimmernd, durchsichtig, wesen- und schwerelos - es ist oft keine bestimmte Melodie, auch nicht stets die gleichen Instrumente, es ist der für die Kaiserin typische Orchesterklang, durch den sie musikalisch dargestellt wird, der für sie "Eigen-Art"ige Klang. Strauß verwendet hier eine Vielzahl von Möglichkeiten: Hohe, schwirrende Violinpassagen bis zu dem tiefen, aber durchsichtigen Harfenklang, die sehr obertonreichen Klänge von Celesta oder Glasharmonika und als Weiteres weite Akkordspreizungen, einen kompakten Klang verhindernd.


    2. Der Kaiser, wenn er sich im Überschwang der Gefühle befindet, bekommt seine Melodie - mit großem Tonumfang, großer Dynamik, vollem Orchesterklang, langen Notenwerten, ohne ungewöhnlichen Rhythmus (was auch seine naiv-optimistische Stimmung ausdrückt) - bei Wiederholungen der Melodiephrase in höheren Tonlagen einen zuversichtlichen, frohen, fast euphorischen Klang. Der Anlass zu solchem Überschwang ändert sich im Laufe der Oper.


    3. Ganz anders dann die Strafe des Kaisers (versteinern) darstellend: Hier bleiben Instrumente, Klang und Melodie stets beisammen, ein sehr dichter, in Engführung klingender Bläsersatz.


    4. Wieder anders die Geisterwelt Keikobads - großer Orchesterklang in dunklem Moll mit sehr differenzierter Dynamik.


    5. Der Ruf des Falken (der eine wichtige Rolle spielt) wird stets durch die gleiche Melodiephrase und Instrumente dargestellt, bei wechselndem Orchesterhintergrund. Da gibt es dann z. B. auch musikalische Überschneidungen, wenn mit dem Klangbild der Kaiserin das des Falken verschmilzt.




    Im Folgenden stehen die Textstellen aus dem Libretto in "-", dann folgen meine Bemerkungen zur musikalischen Umsetzung, ohne Verweise auf vorstehend 1.-5.:


    1. Aufzug, 1. Szene:
    "Eingangsakkorde" - mit dumpfen, schweren Mollakkorden wird die Nacht und der Auftrag der Amme - die Geisterwelt Keikobads - in Musik gemalt, die ja darüber zu wachen hat, dass die Kaiserin keinen Schatten bekommt und mit ihr zurückkehren kann in die Geisterwelt.
    "Licht überm See…" - sehr rasche Akkordfolgen mit Harfenkaskaden, Glissandi und fliehenden Violinpassagen - unwirklich, übernatürlich, geisterhaft-unstet naht der Bote Keikobads, wie eine nichtfassbare Lichterscheinung.
    "Bist du es Herr" - Mollakkorde aus der Welt Keikobads
    "Siehe ich wach…in Sorge und Pein" - die anstrengende Hingabe mit (böser) Sorge und Pein wird durch die Häufung von rasch aufeinander folgenden Oktavsprüngen der Melodie (anstrengend zu singen) deutlich (etwas ähnlich in den musikalischen Mitteln die Arie der Königin der Nacht/Zauberflöte).
    "Nicht der Gebieter"… - der geharnischte Bote, eine strenge, fordernde, fest gefügte Melodie.
    "Der 12. Mond ist hinab…" - auch der Melodiebogen geht hinab, die Frist neigt sich dem Ende.
    "Wirft sie einen Schatten…" - das "Eigen-Art"ige Klangbild der Kaiserin, von der die Rede ist und beim fehlenden Schatten entgleiten die hohen sich verlierenden Violinen.
    "Durch ihren Leib…" - das Klangbild der Kaiserin, verstärkt durch einen uneinheitlichen, auseinander strebenden Rhythmus, das ungreifbar Wesenlose noch verdeutlichend.
    "Einsamkeit um dich…" - es geht um die Kaiserin, ihr Klangbild in hohen Violinpassagen, aber der Bote spricht, also eine fest gefügte Melodie mit den dunklen Mollakkorden Keikobads.
    "von der Mutter her…" - Klangbild der Kaiserin
    "Wehe dass der Vater…" - die anstrengende Hingabe der Amme
    "…in 12 Monden, dass er ihrer nicht hätte begehrt…" - das Klangbild der Kaiserin + die 2. Violine im Duett, die Liebenden darstellend
    "…im ersten Dämmer schleicht er von ihr…" - zum Klangbild der Kaiserin kommt durch die Schilderung der Amme das Bild des noch unversteinerten Kaisers hinzu - eine uneinheitliche, zerfahrene Melodie.
    "Zwölf lange Monde…" - eine fest gefügte Melodie des Boten
    "Er wird zu Stein" - durch den tiefen im Mollakkord eng zusammengeführten massiven Bläserklang entsteht der harte Stein, in den der Kaiser zu versteinern droht; die Melodie geht zuerst in der Tonleiter schrittweise abwärts, macht bei Stein einen Sextsprung abwärts und wird dann auf diesem Mollakkord lange ausgehalten, die Melodie ist abgestürzt, hat sich festgefahren, die Akkorde sind "gestaucht" - versteinert. (Ähnliche musikalische Mittel wendet Distler im Chorsatz "Schön Rotraud" an, wenn er das "schweig stille, mein Herze" des Knaben durch eine Engführung der Chorstimmen in den tiefen Stimmbereichen und ebenfalls mit dem Sextsprung abwärts bei "stille" verdeutlicht.)
    "Bleib und wache…" - die rhythmische Einheit von Singstimme und Orchester in ungestörtem Dur drückt die unbekümmerte Naivität des Kaisers aus, ein Jäger und Verliebter, so hat ihn die Amme charakterisiert
    "Ich geh' zur Jagd…" - die Singstimme betont das "Ich" und aus der Unbekümmertheit wird ein herrischer Melodiebogen
    "Heute streif ich…" - das zügel-, ziellose Herumstreifen des Kaisers bei der Jagd drückt das Orchester durch eine unruhige, zerfahrene, beinahe hektische Melodie und Klangfarbe aus und nur wenn er an seine
    "Herrin" - denkt, ist die Kaiserin durch die höchsten Violinklänge präsent
    "…meinen roten Falken wieder fände…" - erstmals ist vom Falken die Rede, der/das Falkenruf, -motiv in den hohen Bläsern aus Flöte, Oboe und engl. Horn(?)
    "…zusammenbrechen wollte mein Ross…" - der Rhythmus im Orchester fällt auseinander,
    bricht zusammen
    "ihre süßen Augen" -, das sind nicht mehr die "Lichter" der Gazelle (vom Falken geschlagen), es sind schon die der Kaiserin, obwohl erst Takte später sich der Frauenleib aus der Gazelle reißt.
    "…und ich auf sie, mit gezücktem Speer…" - jagdhornartige Fanfaren erklingen
    "…und in meinen Armen rankte ein Weib…" - (das Weib, geschaffen aus der Rippe Adams) - in der Musik ist der Machtanspruch deutlich zu hören
    "…oh dass ich ihn wieder fände…" - der Kaiser mit großem Gefühlsausbruch (nach dem Falken!)
    "… in der Trunkenheit der ersten Stunde..."- soviel umfasst diese Trunkenheit - mehr als eine
    Oktave
    "da stieg Zorn in mir auf…" - eine vorwärts drängende, stoßweise, abgehakte, außer Takt (Fassung) geratene Singstimme des Kaisers
    "…und in der Wut…" - Wut als Steigerung des Zorns und so ist auch die Singstimme der Wut angelegt, höher, gesteigerter, erregter
    "Und sein Blut tropfte hernieder…" - die Melodie ansteigend bis Blut, dies lange aushaltend und dann in Terzabständen "hernieder tropfend" (vor Wehmut des Kaisers)
    "…kann sein 3 Tage…hüte du mír die Herrin…" - in der unbekümmert fröhlichen Musik in Dur ist wieder die Einfalt des Kaisers zu hören
    "Denn meiner Seele…ist sie die Beute aller Beuten ohn' Ende" - ein Jäger+Verliebter, sagt die Amme über ihn und so ist die Musik auch hier angelegt - werden Melodiebögen wiederholt, der Gefühlssteigerung entspr., dann in höherer Tonlage, gesteigerter Dynamik; bei "ohn' Ende" bricht die Stimme ab, der volle, mächtige Orchesterklang drückt aus, wenn die Stimme den Dienst versagt.
    Dieser mächtige Gefühlsausbruch in Musik verkommt zum Motiv der Versteinerung, der Kaiser ist weit davon entfernt, die über ihn ausgesprochene Drohung zu erkennen, seinem Wesen entsprechend.


    Viele Grüße
    zweiterbass



    Fortsetzung folgt

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

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  • Großartige Analyse - bitte weiter so! Kleiner Hinweis, lieber zweiterbass: Der Garmische Meister legte großen Wert auf die Schreibweise seines Namens (möglicherweise in Konfrontation mit der Wiener Strauß-Dynastie?), indem er explizit verlangte, mit Doppel-S geschrieben zu werden: Richard Strauss.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • mit Doppel-S geschrieben zu werden: Richard Strauss.


    Danke für den Hinweis - die Rechtschreibkorrektur von Micorsoft-Word hat mich hier in die Irre geführt


    und allgemein bitte ich den Fauxpas zu verzeihen.


    Reuig
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Lieber Zweiterbass,


    ein paar Anmerkungen erlaube ich mir zur Psychologie der Figuren.


    Das Stück umfaßt im Wesentlichen die Entwicklung zweier Paare, Kaiser und Feenprinzessin, Färber und Färberin, die sich am Ende in einem Raum der Menschlichkeit begegnen.


    Bei der Kaiserin (deren Auftritt du jetzt eigentlich beschreiben müßtest) besteht das Problem zunächst darin, ein gewissermaßen übermenschliches Wesen nicht in der Übermacht seiner magischen Eigenschaften, sondern - wie die Rusalka - als defizitäre Gestalt darzustellen, ein Sehnsuchtswesen, romantisch nach dem strebend, was ihm abgeht.


    Darin liegt eine gewisse Parallele zur Färberin, die sich aus der Tristesse des Färberhauses heraussehnt in eine imaginäre Welt und selbst im willfährigen Liebesakt mit Barak unbewußt sich verweigert. - Beide Frauengestalten sind "unfruchtbar".


    Die Kaiserin erlebt mit Unterstützung der Amme all ihre Magie als ohnmächtig im Streben, sich zu vermenschlichen. Aber nicht die in der List des Schattenkaufs liegende Täuschung der Färberin, sondern der Verrat und Raub an Baraks Glück bringt die Kaiserin zur Umkehr. Zuallererst die duch die böse List reuevoll gewonnene Einsicht in das gutherzige Wesen Baraks bewirkt die Erkenntnis der Menschlichkeit. Hofmannsthal aber hat diesen Weg mit der fast tödlichen Verstrickung aller Beteiligten verflochten - auch dies ein Teil des zu gewinnenden "Schattens" (umbra vitae).


    Baraks Entwicklung scheint am umproblematischsten. Er wird zwar, in einer Streitsituation, fast zum Äußersten gebracht. Aber er ist doch von Anfang an so mustergültig duldsam und die Güte in Person, daß man die Entfremdung der Eheleute ("dritteinhalb Jahr bin ich dein Weib") ihm kaum anlasten möchte. Doch vielleicht trägt gerade diese passive Dulderhaltung mit Schuld an der seelischen Abkapselung seiner launischen Frau, da sein Zuwarten kein wirkliches Verständnis für ihre "Seltsamkeit" aufbringt. Im Gegenteil hält er noch ihre alarmierendsten Verstimmungen für Anzeichen der "Verwandlung", also des weiblichen Zyklus mit seinen Stadien physischer Fruchtbarkeit, ohne ihr oder sich damit irgendwie helfen zu können.


    Der Kaiser ist die problematische Figur der Oper. Er scheint, im reinen Sinnenrausch, das fehlende Elternglück nicht zu vermissen. Die planvolle Unaufrichtigkeit der doch so "transparenten", durchlauchten Kaiserin bringt eine Welt für ihn zum Einsturz. - Nicht in der Oper, aber in der zugrundeliegenden Novelle gelangt der Kaiser auf seinem Jagdzug in eine Höhle, eine Art unterirdischen Bergpalast, wo ihm ein paar delizios artige junge Menschen aufwarten. Während schon die Versteinerung einsetzt, begreift er dunkel und unklar, daß ein liebeumspannter Haushalt als Haupt solcher Kinder das Glück seines Lebens gewesen wäre. - Das Fehlen dieser Szene empfinde ich für das Verständnis der Figur als schmerzlich.


    Stattdessen wird Baraks Ehemisere in einiger Breite auserzählt. Zu breit, wie ich finde. Auch der mißliche Familienstand mit den gebrechlichen Brüdern steht der Operndramaturgie mehr im Wege.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Wobei Barak wohl die Figur zu schein, die den meisten Regisseuren am sympathischsten ist und mit der sie am meisten anfangen können. Und natürlich die Amme , die in fast jeder Inszenierung als das Böse überhaupt dargestellt wird. Bei dem Kaiser und der Kaisern habe ich das Gefühl das viele Regisseure sie als Beiwerk ansehen, aber sich nicht genau mit ihrer Charakterisierung befassen sie erscheinen, mir zumeistens, immer sehr oberflächlich dargestellt.

  • Lieber farinellli,


    der Schlussabsatz zu meinem noch folgenden, abschließenden 4. oder 5. Beitrag steht bereits - zur Klarstellung meiner Beiträge stelle ich ihn jetzt schon ein:


    "Ich haben nun den 1. Aufzug sehr kleinteilig "zerpflückt"; das von Milletre verwendete "analysiert" ist mir zu hoch gegriffen, ich meine: Den Versuch unternehmen zu verbalisieren, warum ich diese Musik oder Teile daraus vom Komponisten besonders gut gelungen empfinde, den Text oder den gedanklichen Inhalt in Musik auszudrücken und welche musikalischen Mittel der Komponist m. E. dafür verwendet; gleichzeitig kann es Mitglieder oder Mitleser verdeutlichen, warum ich diese Musik besonders gut gelungen höre und an was ich das festmache.
    Ich meine, es mit dieser Detailarbeit belassen zu können und werde zum 2. + 3. Aufzug nur auf besondere Textstellen oder besondere musikalische Höhepunkte eingehen. Interessierte Leser/Hörer können, in Verbindung mit dem Libretto, nun selber auf Entdeckungsreise gehen. Es würde mich sehr freuen (und wäre eine kleine Belohnung für meine Arbeit - Stunden?), wenn 1, 2, 3, 4…Hörer dadurch einen besseren Zugang zu einer von mir sehr geschätzten Oper fänden (zu der ich auch einen persönlichen Bezug habe)."


    Dies zur Klärung, dass ich eigentlich nur zum 1. Aufzug geschrieben habe/schreiben werde. Auf die Personen des 2. + 3. Aufzugs gehe ich in dem Umfang ein w. o.


    Nun zu Deinem Beitrag, für den ich sehr danke:


    Die Person der Kaiserin habe ich sehr verkürzt dargestellt- ihre Liebe zum Kaiser bewirkt, dass ihr menschliche Empathie geschenkt wird (dadurch erkennt sie Baraks gutes Wesen), was dann den Verzicht auf den Plan der Amme nach sich zieht, sie dann Menschlichkeit insgesamt gewinnt (sie ist dann keine Fee mehr), was alle Probleme löst - und ich Deiner Beschreibung ziemlich nahe bin(?).
    Wie Du Barak, die Färberin und die Amme siehst - ja, volle Übereinstimmung, wobei ich eben zu dem Färberpaar nicht Stellung genommen habe, weil… (Zu Barak: Es gibt falsches Tun, aber auch Nichtstun kann falsch sein - eine oft anzutreffende falsche Entschuldigung "ich habe doch gar Nichts gemacht". Zur Färberin: Stimmst Du mir zu, dass ein willfähriger Geschlechtsakt, so sehe den bei dem Färberpaar, kein Liebesakt ist?)
    Ja, der Kaiser ist die problematischste Figur, ein fast chamäleonartiges Wesen, was ich, auch wieder verkürzt, dadurch andeutete, da ich schrieb, die Anlässe seiner Gefühlsüberschwänge ändern sich im Lauf der Oper.
    Und die familiäre Situation des Färberpaares wird unnötig breit getreten.


    Viele Grüße
    zweiterbass

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  • Ich höre zur Zeit gerade an drei Abenden (je ein Akt) anhand des Librettos "Die Frau ohne Schatten", die ich vor vielen Jahren gesehen hatte, aber nie so intensiv durchleuchtet hatte. Ich finde die Betrachtungen in diesem Thema nicht nur sehr aufschlussreich, sondern kann ihnen auch weitgehend zustimmen.
    Was die Familiensituation bei den Baraks betrifft, bin ich ebenfalls der Meinung, dass sie - weniger breitgetreten - zu einer Intensivierung des tieferen Gedankens der Handlung (innere Wandlung der Figuren) beigetragen hätte. Mancer wird durch dieser Längen bei der dann mehr als drei Stunden dauernden Oper vielleicht auch ein wenig überfordert.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Bezeichnend ist für mich auch die Tatsache, daß alle Personen ohne einen Namen, sondern nur mit Kaiser, Kaiserin, Färberin, Amme usw. bezeichnet werden, praktisch unpersönlich. Nur der Färber darf einen Namen haben, also Barak. Er ist wohl derjenige, der am nächsten den Menschen und am weitesten entfernt von den Märchenfiguren steht. Sein " Leitmotiv" ist sehr gekennzeichnet von melodischer, fast zarter Erhabenheit, es kommt sympathisch herüber. Dagegen werden die anderen Personen incl. des Falken (Kaiser) teilweise schrill gekennzeichnet. Erst am Schluß kommen die versöhnlichen Gedanken sich nicht nur "menschlich", sondern auch in der Musik näher, außer bei der Amme, die immer in ihrer Geisterwelt bleibt.


    Eine großartige Oper (aber nicht in der Salzburger Fassung, trotz Tielmann grauenvoll, auch musikalisch nicht erste Wahl)!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Eine großartige Oper (aber nicht in der Salzburger Fassung, trotz Tielmann grauenvoll, auch musikalisch nicht erste Wahl)!


    Natürlich kann man das Regiekonzept ablehnen. Die Härte obigen Urteils aber entbehrt jeder Begründung. Sänger, Orchester und Dirigent leisten Außerordentliches. Und der Typus oder Grundcharakter der Figuren ist meisterhaft getroffen - die Unheimlichkeit der Amme, das Hoheitsvolle der Kaiserin, die erdige Unbeholfenheit Baraks, die verschüttete Sehnsucht der Färberin nach Wärme. Also: Trotz La Roche großartig, und auch dank Thielemann erste Wahl.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Hier kann ich Dir nur zustimmen, farinelli, denn die musikalisch-gesangliche Realisierung ist für heutige Verhältnisse tatsächlich grandios.


    Mein Freund La Roche dürfte von der (nicht-)szenischen Realisierung bzw. provokanten Veräppelung derart entsetzt sein, dass ich nur empfehlen kann, sich der Wiedergabe dieser Produktion nur akustisch hinzugeben. Stimmige Bilder imaginiert dann das Hirn des Hörers.


    Ich habe diese "FROSCH" sowohl szenisch via TV als auch akustisch vom Rundfunk aufgenommen, wobei die akustische Wiedergabe von mir eindeutig präferiert wird.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Auch ich habe an anderer Stelle (als die Salzburger Inszenierung gesendet wurde) schon gesagt, dass die Aufführung musikalisch für mich nicht zu verachten war und ich deshalb über die Stereoanlage weitergehört habe, den Bildschirm aber abgeschaltet habe, weil in der Inszenierung, wie Milletre es auch beschreibt, gar keine Regie zu spüren war. Ich habe mich damals gefragt, warum der ganze Bühnenbildaufbau für eine konzertante Aufführung der Oper überhaupt notwendig war. Und nachdem ich die Frau ohne Schatten in den letzten Tagen noch einmal intensiv (mit Libretto) gehört habe, kann auch ich nur sagen: ich schätze diese Oper sehr - aber ohne das entstellende Salzburger Bild. Ich kann aber LaRoche verstehen, wenn er sich diese Inszenierung auch bildlich angetan hat. Denn sicherlich hört bei ihm auch - wie ich es von mir an anderer Stelle gesagt habe - das Auge bei einer Oper mit. Und da klingt bei verunstalteten Inszenierungen auch für mich die Musik häufig völlig verkehrt. Vielleicht wäre ich zu einem ähnlichen Urteil gekommen, wenn ich mir auch das Bild angetan hätte.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Hallo,


    Fortsetzung 1. Aufzug, 1. Szene (Morgendämmerung stärker…):

    imitierte Vogelstimmen mischen sich mit dem Klangbild der Kaiserin zu einer sehr empfindsamen Naturschilderung des aufbrechenden Morgens (Assoziationen an Siegfriedidyll und Karfreitagszauber sind möglich)
    "Ist mein Liebster dahin…" - ohne das "dahin" wie ein zurückträumen, -wünschen, das Klangbild der Kaiserin (und denkbar, die Violin- und Bratschenstimme für die Kaiserin, die Harfe für den Kaiser, in "Traum"duett)
    "…vielleicht träum' ich mich zurück…" - eine solche Melodiephrase wie bei "träum" ist schon mehr als beachtenswert
    "…in eines Vogels leichten Leib…" - auch hier die Melodieführung bei "Vogels", unübertroffen in der Unberechenbarkeit, Leichtigkeit und Dahinschwebens des Vogels (ob Strauss da wohl den "Schmetterlings"vogel Kiebitz vor Augen hatte, wegen dessen schmetterlingshaften Flugbildes?)
    "Oh, dass ich den Talisman verlieren musste…" - der Talisman, mit dem konnte sich die Kaiserin, als sie noch dem Feenreich angehörte, verwandeln - immer wenn diese Möglichkeit der Verwandlung/Verzauberung als Wunsch zurück kommt, kommt das Talisman-Motiv - ein äußerst ungewöhnlicher, unwirklicher Akkord, stets völlig unvorbereitet und das Klangbild schlagartig verändernd
    "In der Trunkenheit der 1. Stunde…" - textgleich singt das auch der Kaiser, aber die Kaiserin mit einer ganz anderen Melodie und das Falkenmotiv vermischt sich; dem Falken hat sie es zu verdanken, dass sie nun aufgrund des Zauberspruches beim Verlieren des Talismans die Chance bekommt, bei wahrer Liebe im Menschenreich anzukommen, aufgenommen zu werden
    "Ich wäre so gern das flüchtige Wild, das seine Falken…" - das nun stark hörbare Falkenmotiv vermischt sich mit den Anklängen an die Jagdhornfanfaren
    "Da droben, sieh, da hat sich einer…" - Erregung über den anfangs noch nicht erkannten Falken, unruhige (ängstliche) Melodie, steigendes Tempo, große Tonsprünge
    "…der rote Falke…" - große (freudige) Melodiebögen weit ausholend und ge/verbunden
    "Oh sieh, er bäumt sich auf…_ sofortiger Harmonikwechsel von Dur nach Moll
    "Wie soll ich denn nicht weinen…- durch das dauernd gleich bleibende, sich wiederholende Falkenmotiv ergeben sich mit der Orchesterstimme herbe Dissonanzen, Beides ausdrückend - die Unwirklichkeit der Verständlichkeit der Vogelstimme und der Schmerz des Falken
    "Dem Talisman, den ich verlor…" - Talisman-Motiv/Akkord, Verwandlungsmotiv, unterbrochen vom Motiv "in der Trunkenheit", Verwandlungsmotiv, Motiv "in der Trunkenheit (hier wird deutlich, wie durch die Kunst des Komponisten aus unterschiedlichen Musikbausteinen, -motiven ein einheitliches Ganze wird)
    "Der Kaiser muss versteinen"…- auch hier die Verwebung dreier Motive, der Fluch des Talisman /Akkord, versteinen- und Verwandlungs- Klangbild
    "Amme, um Alles…" - die unheimliche Angst und Anspannung in diesem Aufschrei - der große Tonsprung und der Akkordsprung von versteinen zum Amme-Klangbild, beide in Moll, aber in keiner Beziehung stehend
    "Er hat sich vermessen… du trägst nicht im Schoß" - die Amme, nicht mehr die Akkorde der anstrengenden Hingabe, nein, die Akkorde aus der finsteren Geisterwelt Keikobads.
    "Des zahlt er den Preis" - zu dem Motiv versteinen gesungen, auch die Trompete spielt anschließend in hoher Lage das versteinen Motiv (Leitmotivtechnik: Zu den gesungenen Worten wird gleich die Art des Preises - versteinen - musikalisch mitgeteilt.)
    "Doch stärker noch als …Amme, um alles…" - das singt die Kaiserin wie der Kaiser "ist die die Beute ohn' Ende"
    "…und weißt du auch wo…bei den Menschen…" - bei den Menschen - das Versteinerungsmotiv - doppeldeutig, die Amme will ja nicht mit der Kaiserin zu den Menschen und der Kaiser soll versteinern, gleichzeitig die Gefühllosigkeit der Amme ausdrückend
    "…graust's dich nicht…nach alten Leichen…ihnen dienen" - Menschen sind, im Gegensatz zur Geisterwelt, sterblich, werden zu "alten Leichen" - düsterstes Moll und extrem tiefe Stimmlage der Amme drückt das Entsetzen, das völlige Unverständnis in exaltiert hoher Stimmlage aus
    "Ich will den Schatten…"- die Kaiserin lässt die Amme nicht ausreden, sie fällt ihr stimmlich ins Wort, ihre Entschlossenheit ausdrückend, auch durch das Klangbild des Kaisers "aller Beuten ohn' Ende", aber hier schon mit anderem Sinngehalt (ob die Kaiserin jetzt schon erkennt, zumindest erfühlt, dass den Schatten zu bekommen außerhalb ihrer jetzigen Gefühlslage liegt? Nein!)
    "Der Tag bricht an… ich will!" - nur Dur-Akkorde - für die Kaiserin Sinnbild der Menschen
    "Der Tag bricht an… - auch die Amme singt anfangs in Dur, die Kaiserin quasi verspottend
    "Der Tag ist da…" - hier ist das Dur-Klangbild zur "schlimmen" Dissonanzen verkommen, die Stimme der Amme gerät "fast außer Fugen"
    "Mich schaudert freilich…" - auch hier Stimmeinsatz der Kaiserin bevor die Amme endet (die Kaiserin bestimmt "wo's lang geht")
    "aber ein Mut…der heißt mich tun…Hinab mit uns, hinab" - und wenn nun Kaiserin und Amme zusammen singen, ist das kein (liebliches) Duett, sondern eine emotional äußerst aufgeladene Auseinandersetzung mit vielen Akkordsequenzen und äußerster Dynamik
    Das Orchesternachspiel beendet die 1. Szene des 1. Aufzuges und schildert die Erdenfahrt der beiden "Frauen" in wilden Dissonanzen, großer Akkordspreizung und z. T. grellem Orchesterklang.


    Fortsetzung 1. Aufzug 2. Szene folgt


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Lieber Zweiterbass,


    so sehr ich mich freue, daß wir in vielen Einschätzungen einer Meinung sind, so groß ist auch meine Freude an deinen musikalischen Veranschaulichungen im "Sekundenstil". Man kann sich, beim Lesen, die ganze Partitur wieder vergegenwärtigen. Man kann die Musik gar nicht anders hören als von dir geschildert!


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Ich kann und muß bei meiner Meinung bleiben. Nicht nur durch das Bühnenbild und die absurden Kostüme wurde mir der Abend gründlich verdorben, obwohl gerade dieses recht sperrige Werk von Strauss zu meinen Lieblingsopern gehört. Es war auch der doofe Gedanke der Verlegung der Handlung in ein (von mir aus auch historisch bedeutendes) Tonstudio. Wo blieb das märchenhafte, das teilweise überirdische (Keukobad) und geheimnisvolle (Chor der Ungeborenen) dieser Oper? Das war verstörend, vom Gesang ablenkend und für meine Augen zutiefst beleidigend, wenn beispielsweise Akteure mit der Axt aufeinander losgehen. Da hat mein Freund Fritz recht, das optische hat mich so abgestoßen, daß ich für das akustische kein richtiges Ohr mehr hatte. Meine Aufzeichnung habe ich danach gleich wieder gelöscht.


    Aber auch der musikalische Teil hat mir nicht imponiert! Natürlich sind die Wiener Philharmoniker unter Tielemann kein Gegenstand der Kritik. Die prächtigen Steigerungen, die zarten Passagen im Duett Barak/Färberin, auch die bombastische Schlußapotheose, das alles hat mir gefallen. Aber gesanglich glaube ich, in Dresden (in einem durchwachsen modernen Bühnenbild) unter Sinopoli (mit einer phantastischen Staatskapelle) besseres gesehen uns gehört zu haben. Botha als Kaiser fand ich Klassen besser als Gould, der jede Höhe stemmen mußte. Als Kaiserin hatte ich Cheryl Studer erleben können, als sie noch im Vollbesitz ihrer Stimme war, und Anne Schwanewilms konnte ihr nicht das Wasser reichen. Auch Der Barak von Koch war für mich nicht ideal, hatte ich doch John Tomlinson in einer seiner Sternstunden gehört. Gefallen hat mir Evelyn Herlitzius und Micaela Schuster (ich hatte Luana de Vol und Hanna Schwatz gehört, aber schlechter war zumindest Schwartz auch nicht).


    Ich suche immer noch nach dem Ideal dieser herrlichen Oper. Auf DVD dürfte ich sicher nichts finden. Auf CD suche ich im Moment nach guten Aufnahmen. Beim Hören wird mir die Arbeit von zweiterbass sicher helfen, tiefer in die komplizierte Handlung einzudringen. Seine Arbeit ist mehr als hifreich.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Auf DVD dürfte ich sicher nichts finden.


    Und wie kommst du zu dieser (vorschnellen) Erkenntnis?


    In Wahrheit gibt es zumindest zwei hervorragende Produktionen zu sehen. Die Salzburger Inszenierung unter Sir Georg Solti und ein Mitschnitt aus Japan unter Wolfgang Sawallisch mit einer im wahrsten Sinne des Wortes phantastischen Inszenierung.


    Auch die aktuelle Salzburger Aufführung war musikalisch sehr gut. Die Aufrechnung mit Leistungen aus der Vergangenheit hilft überhaupt nicht weiter, besser wird es aktuell kaum gehen.


    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich will doch, sine ira et studio, der hier vertretenen Meinung entgegentreten, Loys Salzburger Produktion sei ein Produkt der Einfallslosigkeit, eine Verweigerung der Regie oder eine Absurdität.


    Das Gegenteil ist der Fall. Es handelt sich um ein höchst durchdachtes, subtiles und bewegendes Zeugnis der Kunst, Regie zu führen. Zumal die in den Alltag eingreifende Sphäre des Wunderbaren ist, auf der szenischen Ebene der Tonregie und der Studiohelfer, in ihrer Enigmatik und scheinbaren Zufälligkeit allgegenwärtig.


    Warum aber gerade diese Inszenierung mir so besonders nahegeht, dazu vielleicht ein paar persönliche Mitteilungen.


    Hofmannsthal arbeitete seine gleichnamige Novelle zum Libretto um - wesentliche Elemente der fluktuierenden Erzählung entfielen ganz oder wurden dem Dialog einverleibt. Die Sprache leidet daher an einer gewissen Schwere, da sie Vorgänge umständlich beschreibend in Worte faßt. Zusätzlich erfindet Hofmannsthal für die ganze Handlung eine teils an Goethes Spätstil, teils an der Bibel orientierte Diktion, die alles andere als natürlich wirkt und in ihrer Beredsamkeit oft übers Ziel hinausschießt. Wer 1001 Nacht kennt - Hofmannstahl verfaßte einst das Vorwort zu der wunderbaren deutschen Insel-Ausgabe - empfindet schmerzlich das Mißverhältnis zwischen der farbigen Bildhaftigkeit der orientalischen Erzählkunst und der verbogenen und gewollten Antiquiertheit des Redestils der Opernfiguren.


    Hofmannstahl, der mit so feinem Gehör und Gespür die Diktion der Personen im "Schwierigen" oder im "Rosenkavalier" nachbildete, begreift gar nicht, wie sehr er die Sprachlosigkeit Baraks oder die Verbitterung der Färberin an den uferlos manirierten Sprachstil entäußert. Er hätte es aus noch einem anderen Grund besser wissen müssen: Sein der Lektüre der morgenländischen Novellen sich verdankendes "Märchen der 672. Nacht" enthält, dem Titel zum Trotz, kein einziges auf den Orient verweisendes Textsignal, sondern bringt vielmehr die innere Fabel vom Kaufmannssohn in ihrer Allgemeingültigkeit mit dem exotischen Muster zu Deckung.


    Für mich - man verzeihe es mir - ist die ganze Exotik der Opernhandlung eine spürbar aufgesetzte Kulisse, aus der sich das innere Drama in seiner Zeitlosigkeit herausschält. Die Färberin etwa ist eine vollkommen moderne, heutige Charakterstudie, eine junge Frau gleichsam in der jugendlichen Trotzphase dem väterlichen, bedenklich älteren Ehemann gegenüber.


    Loy nun setzt diese Distanz der äußeren zur inneren Handlung in Szene. Nicht die gekünstelte Sprache in ihrer Spannung zur ungekünstelten Musik (wie vermutlich die von Theophilus gemeinte Aufführung mit Kabuki-Elementen), sondern die zeitlos berührende Menschlichkeit hinter der Sprache. - Sein stilistisch ungemein geschlossenes 50er-Jahre-Tableau zehrt von der gleichen Posie und Anmut, die man den Filmen jener Zeit verdankt. Man beachte doch, wie etwa die Kinder in der Statisterie eingesetzt sind, verglichen mit der Art und Weise, wie Kinder sonst auf Bühnen gestellt werden, ihrer augenzwinkernden Unbeholfenheit wegen. Wer die Novelle nicht gelesen hat, der vermag freilich den Bezug zur Versteinerungsszene des Kaisers nicht herzustellen. Gerade die behutsame Transzendierung der alltäglichen Welt ins Bedeutsame (und nicht das banale Herunterbrechen der Märchenoper auf den Realismus der Heinz-Erhard-Filme) ist Loys Leistung. Deswegen ist auch das Schlußtableau der Weihnachtsdekoration eine ganz im Rahmen der gewählten Szenerie verbleibendes Symbol jener aus der Nachkriegszeit tief verankerten Innigkeit und Liebe, an der man sich den Gegenstand der Oper bis heute vergegenwärtigen kann.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


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  • Hallo,


    1. Aufzug, 2.Szene:
    Das kurze Vorspiel zur 2. Szene lässt ahnen, da kommt nichts Gutes - solche Töne ("nicht diese Töne") waren bislang nicht zu hören, selbst bei der Amme und aus Keikobads Reich nicht. Eine wüste, immer wieder von vorne beginnende, abwärts verlaufende "Melodie-" phrase in den hohen Orchesterstimmen, dazu im Blech eine gegenläufige Bewegung und in den tiefen Lagen des Orchesters ein auseinander triftender Rhythmus
    "Dieb! Da nimm!..." - wenn dann noch die unterschiedlich geführten Stimmen der 3 Brüder hinzukommen, ist das familiäre Chaos musikalisch perfekt gezeichnet und die klare, harte, hohe Stimme der Färberin
    " Schamlose ihr…" - auch der im Orchester deutlich hörbare Wasserguss, bereiten dem Chaos kein Ende, im Gegenteil
    "Willst du uns schmähen, Hergelaufene…bist doch unserem Bruder mit Lust zu Willen…was ein Weib!..." - lässt auch durch die Dynamiksteigerung und -wegnahme den Hass und den spottenden Sexismus der Beteiligen spüren/hören.
    "Aus dem Haus mir mit diesen…" - hysterisch schreit die Färberin mit großen Tonsprüngen ihren Ehemann Barak an, mit ihren Verlassensfolgen drohend und Baraks Antwort, insbesondere sein Tun
    "Hinaus mit euch…" - ihnen Arbeit anschaffend gibt, bringt einen ganz anderen Ton in die Szene, eine ruhige, aber sehr bestimmte und kraftvolle Bass-Baritonstimme, unterstützt durch die tiefen Bläser in einheitlichem Rhythmus - zugleich den Kontrast hörbar machend, welcher hier aus dem nicht überbrückbaren Unterschied zwischen "Aus dem Haus mit diesen…" und "Hinaus mit euch…" besteht
    Das Orchesterzwischenspiel durch eine eingängigere Harmonik und einen zusammenführenden "Arbeits"-Rhythmus glättet die aufgeheizte Stimmung
    "Sie aus dem Haus…oder ich…den eigenen Wert erkennen…" - wollend, so die Färberin im Tonfall wie vor und beim eigenen Wert lauernd (durch gedehntes Tempo), damit für Viele sprechend und dabei falsche Prioritäten setzend
    "Hier steht die Schüssel…wenn nicht in Vaters Haus" - in ruhiger Melodie und Harmonik antwortet der Färber, die Kontinuität der Familie betonend
    "…hatten blanke Augen…einen glatten Rücken… Aufgewachsen habe ich sie sehen in Vaters Haus" - in wehmütiger, liebevoller Erinnerung singt sich Barak zurück in eine Zeit ohne die Färberin (!?!)
    "Für 13 Kinder…Platz war für Jeden!" - eine exaltierte, überspannte Stimmführung für die Färberin - im Libretto steht "höhnend" - das klingt für mich mehr nach emotionaler Empörung - nicht nach kaltem Spott/Hohn
    "…Speise für 13…Gib du mir Kinder…danksagen im Herzen, dass ich bestellt ward…Wann gibst du mir die Kinder dazu?" - Baraks Arie fängt in der Melodie aufsteigend, aber mit dunklen (schweren) Mollakkorden an, der Arbeit und Verpflichtung gedenkend - bei Gib Du mir Kinder wandelt sich die Musik nach Dur mit Molleinschüben - dass ich bestellt war, eine einfache in Durakkorden begleitete Melodie, die von den hohen Bläsern im Terzabstand genau wiederholt wird, durch die Wiederholung zu hören wie wichtig diese Textpassage ist (für mich eine Glaubensaussage von hohem Wert, frei aller überflüssigen Religiosität) - Wann gibst du mir…, von tiefer Stimmlage aufsteigend die Frage (der nat. Sprachmelodie folgend), aber mit großem Ernst (und etwas fordernd?) vorgetragen. Mit dieser Text- und Musikpassage wird der Charakter Baraks eindeutig definiert
    Die Färberin schüttelt es bei der Berührung durch ihren Mann Barak, was äußerst lautmalerisch (äußerst rascher Melodie- und Akkordabsturz) im Orchester erklingt
    "Ei du, 's ist dein Mann…" - Barak reagiert wieder gelassen und erneut deutlich hörbar (Stimmanstieg) fragend; der Widerwillen der Färberin, wie zur Erläuterung seiner Frage, erklingt erneut
    "Mein Mann steht vor mir! Ei ja mein Mann…" - durch die Wiederholungen der Worte und Melodiephrasen wird der Spott deutlich hörbar und gegen Schluss wird der große, emotionale Widerwillen der Färberin durch den "Schüttel-Melodie-Akkordabsturz" wiederholt
    "Heia!...und anders als sonst…" - singt Barak als der Überlieferung sich verpflichtet fühlend im "Duett" mit der Färberin (nein, sie singen gleichzeitig nebeneinander her)
    "Triefäugige Weiber…keine Gewalt über meine Seele" - aber die Melodie der Färberin ist weniger aggressiv, auch von der Dynamik her zurück genommen
    "Ich preise die Seltsamkeit …vor der Verwandlung"/"Oh Glück über mir…und Freude im Herzen! " - hier wird eine sehr eingängige Melodie mit völlig klar strukturierten Dur-Akkord-Folgen von Strauss verwendet um den Seelenfrieden des Barak zu zeigen und identisch wiederholte Melodiephrasen verstärken dies einschl. eines sehr langen Orchesternachspieles.
    "Dritthalb Jahr…abzutun Gelüste, die dir lieb sind" - dieser Arientext ist mir im Handlungsablauf etwas??? Dynamisch sehr zurück genommen singt, anfangs wie psalmodierend, die Färberin ihr Leid, was ich nur so erklärend verstehen kann, dass sie mit der von Barak hoch gehaltenen trad. Überlieferung sich selbst emotional nicht angenommen fühlt und dies als Abweisung von Barak empfindet
    "Aus einem jungen Mund…mit dem Segen der Widerruflichkeit…ich zürne nicht…ich harre und erwarte…" - Eine wiederum sehr einfühlsame Arie des Barak und ein ungewöhnlich langes, sehr friedlich tönendes Orchesternachspiel in klarem Dur beendet diese Arie. und ist nur dem edelmütigen Gefühlsüberschwang des Barak gewidmet. (Ob diese Wesensart des alles Verzeihen die Unerfülltheit/den Frust der Färberin erklärt? Barak assoziiert bei mir in dieser Szene den weihevollen, über Allem schwebenden Sarastro, das Gutwesen, dem die menschl. Probleme so fern sind, dass er nur noch mit moralischen Appellen reagiert, weil er selber ja schon so gut ist und damit bei normalen Menschen nur Widerwillen erzeugt. Ein Interpretationsversuch von mir, dem Libretto und den Intentionen des Dichters folgend/entsprechend?)
    "Es kommen keine (Kinder) in dieses Haus…also geschehe es lieber heute als morgen (das Verlassen Baraks)" - fast im Sprechgesang, resignierend endet für die Färberin die Szene
    "Trag ich die Ware…spar' ich mir den Esel"…- mit einem lustigen, rhythmisch pointierten Liedlein auf den Lippen verlässt Barak die Szene, geht auf die Färberin überhaupt nicht ein, er ist nur mit sich selbst beschäftigt (eine Bestätigung meines Interpretationsversuches?).



    Fortsetzung folgt


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    Fortsetzung 1. Aufzug, 2. Szene:
    Die fröhliche, arglose Melodie des Barak (mit der mein letzter Beitrag endete) geht über in eine schwirrende, sich keinem/r Tongeschlecht, -art festlegende Zwischenmusik, die wesenlose Ankunft von Amme und Kaiserin ankündigend
    "Ach! Schönheit ohne Gleichen!...Oh! Oh! meine Tochter…einer von deinen Bediensteten…" - In der Tonsprache der anstrengenden Hingabe(=siehe, ich wache…) beginnt die Amme, wechselt dann zu sehr exaltierten Tonsprüngen (Spott) und der eintönige (fast) Sprechgesang soll den "niveaulosen" Barak charakterisieren
    Die Färberin weiß ja nicht, wer die beiden Frauen sind, erfühlt aber deren Verlogenheit = sehr markante Stimmführung, worauf die Amme nachlegt
    "…Die wäre das Weib des…" - die extremen Tonsprünge in der Melodie verstärken sich noch, auch bei "…O des blinden Geschicks…"
    "Ich will den Schatten küssen…" - die relativ tiefe Tonlage deutet den (dunklen) Schatten an
    Dialog Frau - Amme "Weh, dass du gekommen bist meiner zu höhnen…Wer gäbe dafür auch nur den schmählichsten Preis?" - die Tonsprünge bei den Übertreibungen der Amme wechseln mit aus tiefer Tonlage leicht ansteigender Melodieführung und dunklem Orchesterklang bei ihren Verheißungen und gipfeln in hoher Tonlage und großer Dynamik bei "Macht ohne Schranken über die Männer" - bei der Frau ist die Erregung über das "Geheimnis" in der ansteigenden Melodie und Tempoveränderung zu hören um dann resignierend abzufallen
    "Alles du Benedeite…dies ist alles dein…" - der uralte Menschheitstraum (nicht nur der Frauen, auch der Männer, nur anders ausgeprägt) von Luxus, irdischen Gütern/Freuden (ohne wahre Menschlichkeit) wird in schillerndsten Orchesterfarben und ekstatischer Melodieführung erzählt, nur der Schatten wieder in tiefer Tonlage
    "Dies ist mein Haar? Du Liebe, du!" - in einer weit ausholenden Melodiephrase in gemäßigtem Tempo und ansteigender Tonlage macht Strauss die Überwältigung der Frau hörbar
    "Doch ich armes Weib…" - eine sehr einschneidende Änderung des gesamten Klangbildes
    "Ach, Herrin, süße Herrin, Aah!" - Gleich den legendären Sirenen umschmeicheln die Dienerinnen in höchsten Tönen und oftmaliger Textwiederholung die Frau; das Orchester übernimmt dabei den Klang aus der unmittelbar zuvor zu hörenden kurzen Zwischenmusik, was identisch ist mit dem Klang der Zwischenmusik am Beginn dieses Beitrages (auch diese Klangidentität ist Leitmotiv)
    "Willst du um dies Spiegelbild…" - Ob durch das Wort Spiegelbild die spätere Entscheidung der Kaiserin angedeutet wird? Spiegelbild ist die höchste Stelle der Melodie und der Schatten fällt dann zwar im Ton ab, aber nicht zur der bislang gewohnten tiefen Lage (die Kaiserin kennt eben noch keinen Schatten)
    "Gäb' ich um dies Spiegelbild doch die Seele und mein Leben" - vom Text her grüßt Faust Teil I - das Orchester übernimmt ab "mein Leben…" das unwirkliche Klangbild der zuvor erwähnten beiden Zwischenspiel (auch der Jüngling kommt aus Keikobads Reich)
    "O Welt in der Welt! O Traum im Wachen" - Wird auch hier im Text die spätere Entscheidung der Frau angedeutet, erkennt sie schon die menschenferne Scheinwelt? Nein, Melodie und Orchesterklang geben das überhaupt nicht her, es entspricht dem "…Du Liebe, du!"
    "Weh! Zu früh! Herrin! Ach Herrin!" - das sind lautmalerische Schreckensrufe, verstärkt durch die identische Klangsprache bei den Wiederholungen
    "Und hätt' ich gleich den Willen..." - eine Melodieführung, die Entschlusskraft symbolisiert

    "Hat es dich blutige Tränen gekostet… Nein, schnell doch, schnell…" - das Duett Amme-Frau wird von starken, dissonanten Bläserakkorden eingeleitet und die Singstimmen überschlagen sich vor Bosheit einerseits und Erregung andererseits
    "Soll dein Leib eine Heerstraße werden…" - wieder der schon oft gehörte Orchesterklang, wenn die Amme mit anstrengender Hingabe und böser Sorge und Pein agiert
    "Meine Seele ist satt geworden… und geschworen…" - die tiefe Resignation der Frau wird durch ein sehr breites Legato und tiefer Stimmlage hörbar gemacht, auch der Orchesterklang ist sehr zurück genommen. "Und geschworen…" in extrem tiefer Stimmlage, das innere Zurückziehen und die seelische Verhärtung ausdrückend
    (Mit der 1. von 4 LPs bin ich nun fertig.)
    "Abzutun der Mutterschaft…und gehest ein in der Freuden Beginn…" - in dieser "Arie" werden alle bislang gehörten Klangmotive der Amme aufgeboten - und was mit Mutterschaft zu tun hat, wird besonders mit der Höhe der Singstimme und der gedehnten Wortunterlegung hervorgehoben.
    "Nun wird er verlangen nach seinem Nachtmahl…und nach seinem Lager, das ich ihm nicht gewähren will" - im Klangcharakter ähnlich "Meine Seele..", aber "…nicht gewähren will" schlägt einen selbstbewussteren Ton an
    "Du bist nicht allein…" - die Hast des Geschehens wird durch eine monologartige Melodie und Orchesterbegleitung in raschem Tempo erzeugt
    "Fischlein fünf…von wo sie kamen" - die Zaubersprüche werden durch einen abgehakten Sprechgesang dargestellt und ab "von wo sie kamen" wechselt der Orchesterklang wieder ähnlich zu den bereits erwähnten Zwischenmusiken.
    "Mutter, Mutter, laß uns nach Hause…Mutter, o weh!" - der Gesang der ungeborenen Kinder (mit Textwiederholungen!) wird durch eine Zwischenmusik eingeleitet, mit kaskadenartigen Klängen aus hohen Violinen, Flöten, Celesta(?), Glockenspiel und Harfe(n?), was zum Gesang z. T. übernommen wird, der Gesang selber aber stark hallartig verfremdet ist, sodass ein sehr übernatürlicher Klangeindruck entsteht, der die Frau
    "Was winselt so grässlich…" - in große Angst versetzt, aber die Kinderstimmen sich wiederholen
    "Wir sind im Dunkel und in der Furcht…Mutter, o weh! Dein hartes Herz!" - wie schon zuvor wird der Klageruf "Mutter, o weh" durch fanfarenartige Blechbläsereinsätze verstärkt.
    "Trag' ich die Ware mir selber zum Markt…" - der fröhliche Sing-Sang des Färbers ist schon bekannt, was sich bei "…von Fischen und Öl…" in der Naivität fortsetzt.
    "Dort steht dein Essen…" - Das ruhig und gelassen gesungen wird, geht dann aber über in einen sehr bestimmenden Sprechgesang/mehr Sprache als Gesang
    "von morgen ab…und so geschieht es" - keinen Widerspruch duldend
    "Mein Bett hier? Wer hat das getan?" - Baraks anfänglicher Unmut in seiner Melodie, weicht schnell
    "Sie haben mir gesagt…und das Essen will mir nicht schmecken" - einer Resignation und Lethargie, was mit einem anfangs dynamisch starken aber gleichmäßigen Melodiebogen in breitem Legato ausgedrückt wird und erst gegen Ende fast zu Selbstmitleid abfällt
    "Ihr Gatten in den Häusern…allein um eurer Liebe willen" - abgesehen von der Stimmlage erinnert dieser Wächterruf musikalisch sehr an Sarastro, eine sehr getragene, voll tönende Melodie ohne "Schnörkel und Verzierungen", ebenso die Orchesterbegleitung und auch der Text ist edelmütig, erhaben und mahnend
    "Hörst du die Wächter…" - die Frage Baraks - im musikalischen Ausdruck dem Wächterruf angepasst - verhallt ohne Antwort und mündet erneut in den Gesang der Wächter
    "Ihr Gatten, die ihr liebend…sei euer Liebe Werk" - der Reinkarnationsgedanke mag??? erscheinen, vom Klangcharakter aber wie der 1. Wächterruf.
    Der 1. Aufzug endet in einem sehr milden Licht, in breiten, Ruhe verströmenden, lang aus gehaltenen Akkorden, die anfangs zwischen Dur und Moll pendeln, sich aber zum Ende in reinem Dur verströmen.



    Ich haben nun den 1. Aufzug sehr kleinteilig "zerpflückt"; das von Milletre verwendete "analysiert" ist mir zu hoch gegriffen, ich meine: Den Versuch unternommen zu haben zu verbalisieren, warum ich diese Musik, oder Teile daraus, vom Komponisten besonders gut gelungen empfinde, den Text oder den gedanklichen Inhalt in Musik auszudrücken und welche musikalischen Mittel der Komponist m. E. dafür verwendet hat; gleichzeitig kann es Leser verdeutlichen, warum für mich diese Musik besonders textgenau komponiert ist und an was ich das festmache.
    Ich meine, es mit diese Detailarbeit belassen zu können und werde zum 2. + 3. Aufzug nur auf besondere Textstellen oder besondere musikalische Höhepunkte eingehen. Interessierte Leser/Hörer können, in Verbindung mit dem Libretto, nun selbst auf Entdeckungsreise gehen. Es würde mich sehr freuen (und wäre eine kleine Belohnung für meine Arbeit - Stunden?), wenn 1, 2, 3, 4…Hörer dadurch einen besseren Zugang zu einer von mir sehr geschätzten Oper fänden (zu der ich auch einen persönlichen Bezug habe).


    Viele Grüße
    zweiterbass

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  • Hallo, zweiter baß,


    bereits mehrfach hatte ich angedeutet, daß "Die Frau ohne Schatten" zu meinen Lieblingsopern zählt. Sie würde ich auf eine einsame Insel mitnehmen, denn um alles richtig zu verstehen und durch häufiges Hören auch begreifen zu können braucht man Zeit. Und die hätte auf einer einsamen Insel - bis das Rettungsboot kommt oder es mir zu langweilig wird. Ich will ja nicht dastehen wie der arme Schachspieler aus der Schachnovelle, der nichts anderes kannte als auswendig gelernte Schachpartien. Aber so 10 x würde ich mich schon mit der Oper beschäftigen können, ohne daß mir langweilig würde!


    Deine Erläuterungen, die mit viel, viel Arbeit verbunden waren, die würde ich dazu mitnehmen. Strauß hielt ja die Frau ohne Schatten für sein bedeutendstes Bühnenwerk und stellte sie sogar über den Rosenkavalier. Generell gilt für mich, daß kaum ein Komponist so intelligente und anspruchsvolle Libretti vertont hat. Jede Oper würde sicher auch ohne Musik, als Schauspiel durchgehen (was bei Wildes Salome ja sogar Grundlage der Oper wurde). Sicher ein Verdienst von Hoffmansthal, Wolzogen, Stefan Zweig, Gregor und Clemens Krauß!


    Also Danke für Deine Fleißarbeit. Deinen Wünschen nach einer breiteren Zugänglichkeit schließe ich mich an. Aber es ist nunmal kein "leichtes" Stück.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Hallo,


    ich habe diese Oper am 21.06. in Leipzig gehört und erlebt - ich bin restlos begeistert: GMD Schirmer, Gewandhausorchester, Solisten, Inszenierung - das ist aus einem Guss. (Die Decca-Aufnahme, 4 LPs, unter Karl Böhm habe ich oftmals gehört.)


    Zu 3 Details:
    Die "Amme" schien mir zuweilen an ihre stimmlichen Grenzen gekommen zu sein, aber: Die Amme hat häufig viel Text auf sehr kurze und zudem noch sehr rasch aufeinander folgende Notenwerte zu singen, sodass dazu auch eine gewisse "Zungenfertigkeit" von Nöten ist, was m. E. nicht nur mit der stimmlichen Beweglichkeit allein gemeistert werden kann und Beides zusammen doch äußerst hohe Anforderungen an die Sängerin stellt.
    Die pyrotechnischen Effekte am Schluss des 2. Aktes waren mir leicht übertrieben.
    Die wie von selbst herein rollenden Kinderwagen am Ende des 3. Aktes kann man als billigen Gag und zum Chor-Schlussgesang nicht passend sehen - ich sah dies als Hinweis auf die Kindermüdigkeit der heutigen Gesellschaft, die materielle Anreize benötigt...


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Am Sonntag, 9. April 2017, 18 Uhr, Kulturradio rbb -
    Live aus der Staatsoper im Schiller Theater


    Besetzung:
    Burkhard Fritz, Tenor - Der Kaiser
    Camilla Nylund, Sopran - Die Kaiserin
    Michaela Schuster, Mezzosopran - Die Amme
    Roman Trekel, Bariton - Der Geisterbote
    Wolfgang Koch, Bariton - Barak, der Färber
    Iréne Theorin, Sopran - Seine Frau
    Evelin Novak, Sopran - Ein Hüter der Schwelle des Tempels
    Narine Yeghiyan - Die Stimme des Falken
    Anja Schlosser, Alt - Eine Stimme von Oben
    Karl-Michael Ebner, Tenor - Buckliger
    Alfredo Daza, Bass - Der Einäugige
    Grigory Shkarupa, Bass - Der Einarmige
    u. a.


    Inszenierung: Claus Guth


    Staatsopernchor (Einstudierung: Martin Wright)
    Staatskapelle Berlin
    Zubin Mehta


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Die Frau ohne Schatten ist über die Jahre zu einer meiner Lieblingsopern geworden. Dafür brauchte es allerdings einige Hörsitzungen und ein Live-Erlebnis in Berlin. Bei diesem psychoanalytischen und symbolischen Text und der komplexen Musik dürfte es unmöglich sein, die Oper bei den ersten Malen komplett zu erfassen. Dass der Text mit Symbolen gradezu überladen ist, hat ja schon Strauss erkannt

    Schon der Beginn mit dem schroff abfallenden Schatten-Motiv ist genial. Dazu das schwärmerische Barak-Motiv, der geniale Wächterchor und eine der mMn ergreifendsten Szenen der Operngeschichte: "Vater bist du's?" mit einem weiteren der herrlichen Strauss'schen Violinsoli. Generell lohnt es sich sehr mit der Leitmotivik dieser Oper auseinanderzusetzen. Ich höre sie tatsächlich immer noch immer wieder 'neu'.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Zitat von Tristan2511

    Die Frau ohne Schatten ist über die Jahre zu einer meiner Lieblingsopern geworden. Dafür brauchte es allerdings einige Hörsitzungen und ein Live-Erlebnis in Berlin.

    Lieber Tristan2511, mir hat das zu lesen, zum Verständnis beigetragen!


    Hugo von Hofmannsthal


    Klappentext

    Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) konzipierte dieses Märchen bereits 1911: Die Kaiserin der Traumlandes, halb Mensch, halb Tier und deswegen ein unvollständiger Mensch, wirft keinen Schatten. Gelingt es ihr nicht, den Schatten zurückzugewinnen, droht ihrem Mann, dem Kaiser, die Erstarrung zu Stein. Hofmannsthal entwickelte aus dem Stoff zunächst das Libretto für die 1919 uraufgeführte Oper »Die Frau ohne Schatten« von Richard Strauss, um dann im gleichen Jahr die zugrundeliegende, psychologisch vertieftere Erzählung zu veröffentlichen.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • siehe dazu auch #53. Und zum Werkverständnis #50 - #52.

    Eines der großartigsten, aber auch zum Verständnis viel Zeitaufwand erforderndes Werk des Duos Hofmannsthal/Strauss.

    Ideal für ein störungsfreies Studium auf der einsamen Insel.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Das kann ich nur bestätigen. Die Lektüre würde ich sogar als unverzichtbar bezeichnen. Es grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Das kann ich nur bestätigen. Die Lektüre würde ich sogar als unverzichtbar bezeichnen. Es grüßt Hans

    Ich hatte es damals, nachdem ich beim ersten Hören eher verwirrt zurückgeblieben war, aus der Bibliothek ausgeliehen. Inzwischen ist mein Verständnis über die Jahre deutlich angewachsen, aber dennoch werde ich das jetzt mal käuflich erwerben.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

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