Lang Lang - Strohfeuer oder Dauerbrenner

  • Du musst das anders sehen, lieber Holger: durch die Hype um L.-L. gehen Leute in Konzerte, für die das plötzlich schick ist. Gilt auch für Netrebko, Villazon und wie sie alle heißen, die auf der Waldbühne Arien zum Lachsschnittchen von sich geben oder sich beim Echo-Klassik untereinander beklatschen. Was von diesen Veranstaltungen zu halten ist erschließt sich aus den Anmoderationen der zumeist ungebildeten Fernsehkommenatoren (dafür meist jung und attraktiv). Dennoch: dieses Publikum würde tatsächlich freiwillig wohl kaum etwas Klassisches hören wollen, weil in pkto. diesbezüglicher Bildung tabula rasa anzunehmen ist. Ein Vorwurf, den man diesen Leuten nur mittelbar machen kann, in einer Gesellschaft, der vorderstes Ziel es zu sein scheint, auf maximalen Kapitalbesitz hinzuarbeiten. Das freche chinesische Nähmaschinengeratter, das L.-L. als "alla turca" von Mozart verkauft, schlägt dem Fass allerdings den Boden aus.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.



  • Lang Lang der Medienstar und die „Appassionata“ – und das auch noch in Wien! Stoff, gemacht für ein großes Event! Und genau so hört es sich auch an. Lang Lang, der nun wirklich keinerlei Sensorium für die „Logik“ von Beethovens Sonaten hat, zelebriert die Appassionata als eine Abfolge von hübsch anzuschauenden Zirkusnummern. Und schnell die Finger bewegen – das kann Lang Lang. Die Durchführung entwickelt nichts und die Reprise? Oh ja! Der Schauspieler Lang Lang taucht sie unerwartet ins Pedal, ins geheimnisvolle Dämmerlicht. „Logik“ hat das alles nicht – es geht nämlich einzig und allein um den Effekt. Auch bei Lang Lang ist das Finale schnell. Aber nichts Dämonisches ist dabei – nein, das ist der Kirmesrummel der Sensationen am Schluss. Da hüpft ein hurtiges Zirkuspferdchen über die Tastatur, fast schon komisch anmutig in seiner Naivität. Und man muss es einmal deutlich sagen: Pianistisch haben ein Richter, Gilels, Berman oder Rubinstein ganz andere Dinge auf dem Flügel bewegt.


    Oh der arme Lang Lang. Wieviel Kübel an Häme werden über diesen Jungstar ausgeschüttet. Ich habe mir jetzt mal die hier rezensierte Appassionata angehört und zum Vergleich die Aufnahme mit Rudolf Buchbinder. 1. Buchbinder ist besser. 2. Buchbinder war bei der Live-Aufnahme 65 Jahre alt, Lang Lang 28 Jahre. Und wie alt waren die erwähnten Richter, Gilels usw.? Buchbinder versteht es , auch durch ständige Tempoverschiebungen eine gewisse Dramatik zu erzeugen. Lang Lang spielt es so runter, natürlich technisch perfekt, aber eben noch mit Luft nach oben. Das Pedal ist in der Reprise zum Schluss vorgeschrieben, in der Praxis wird das Pedal aber von vielen Pianisten sehr freizügig eingesetzt. Im Tempo bleibt Lang Lang im Rahmen. Und er hat einen leichten Anschlag, den hat er nun mal, der Vergleich mit dem Zirkuspferdchen kam mir an einer Stelle im Finale auch. Aber ich halte die Aufnahme für so schlecht nicht, natürlich ist sie keine Referenz. Anmerkung: Und ich würde LL nicht mit dem hier oft genannten David Garrett vergleichen, der fällt bei mir völlig durchs Sieb. Was den ganzen Hype um Lang Lang betrifft, nun die Zukunft wird es zeigen, in wieweit es ihm gut tut oder nicht, da sind Zweifel angebracht.
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • David Garret und Lang-Lang verfügen beide über eine hohe Virtuosität in der Bahndlung ihrer Instrumente. Das verleitet sie ja auch dazu, zirzensisch zu spielen, wo musizieren wünschenswert wäre. Ich würde das auch nicht am Alter festmachen. Ich glaube, dass hat etwas mit einer Grundhaltung zu tun: beide gefallen sich darin, Massenstars zu sein. Das sei ihnen auch unbenommen. Ich glaube auch, dass sie mit ihren Platten Menschen an klassische Musik heranführen, die sich das sonst zuvor nicht getan hätten. Zugegeben, Nigel Kennedy konnte oder kann das auch und bei ungleich höherer musikalischer Qualität. Aber die Kritik an ihrer Art zu musizieren müssen die schon aushalten. Wahrscheinlich - und das ist das Schlimme - können die besser und wollen nur nicht (zugegeben, bei DG habe ich leise Bedenken).


    Jemand, der übrigens auch unterwegs war, um dem Publikum zu gefallen und sich dabei nicht so sehr um Musik und das technische seines Handwerks gekümmert hatte war Artur Rubinstein. Für den wurde allerdings irgendwann die Luft mit Auftauchen von Vladimir Horowitz sehr eng. Was ihn veranlasste, intensiv an sich zu arbeiten.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Liebe Gralshüter,


    Rondo a la Turca ist Showmusik und wird von einem Showmaster dargestellt. Da der auch noch exzellent Klavier spielen kann, ist daran überhaupt nichts auszusetzen.


    Grundsätzlich bin ich Manierismen in der Musik gegenüber auch ziemlich abgeneigt (Ausnahme: Valentina Lisitsa, deren ungeheure Amplituden ich uneingeschränkt bewundere), deshalb werde ich mir auch kein Lang-Lang-Konzert ansehen - aber anhören kann man ihn, die Verrisse hier kann ich im Wesentlichen nicht nachvollziehen.

  • Oh der arme Lang Lang. Wieviel Kübel an Häme werden über diesen Jungstar ausgeschüttet.

    Ich empfehle, den Video-Mitschnitt von Barenboims Meisterklasse anzusehen. Lang Lang spielt dort den 1. Satz der Appassionata vor. Barenboims Kommentar: "Ganz schön - aber kein Zusammenhang". Dann erklärt er ihm akribisch: "Wenn Du da ein "Loch" machst, kann der Hörer die harmonische Entwicklung nicht mehr verfolgen." Usw. usw. Wenn man sich dann das Ergebnis des Wiener Konzerts anhört, muß man leider feststellen: Beim "Schüler" Lang Lang ist davon rein gar nichts hängen geblieben. Mit "Häme" hat eine solche Kritik also nichts zu tun, sie ist schlicht objektiv (oder Barenboim versteht nichts von Beethoven). Barenboims Engagement war offenbar erfolglos - anscheinend kann er das nicht verstehen. Das offenbart eine Grenze des Musikers Lang Lang, weswegen ich gesagt habe: Er wird es (leider) wohl nie lernen.



    Und wie alt waren die erwähnten Richter, Gilels usw.? Buchbinder versteht es , auch durch ständige Tempoverschiebungen eine gewisse Dramatik zu erzeugen.

    Lang Lang macht bei op. 2 Nr. 3 genau die Fehler wieder, die ihm Barenboim versucht hat, auszutreiben. Und dass sein Alter - immerhin 28 Jahre - keine Entschuldigung ist, zeigt Arturo Benedetti Michelangeli. Der war nämlich bei seiner bewundernswert frühreifen Aufnahme von op. 10 Nr. 3, die zur Legende wurde und einem Lang Lang in allen Belangen turmhoch überlegen ist, 10 (!) Jahre jünger, nämlich 18. Manche musikalische Fähigkeiten bekommt man eben in die Wiege gelegt oder nicht. Von Gilels und Richter lassen sich selbstverständlich ebenso Beispiele von erstaunlicher Frühreife anführen.


    Schöne Grüße
    Holger


  • Auf diesem aktuellen Album des "Elektronikmeisters" Jean Michelle Jarre ist auch Lang Lang als Musiker vertreten. Er interpretiert mit Jarre zusammen dessen Titel "The train & the river". Die Nummer ist enttäuschend, wozu Lang Lang nichts kann, da er das Werk ja nicht komponiert hat. Der Part des (elektronischen) Klaviers erschöpft sich in phantasielos dahingeklimperten Akkorden und zusammenhanglosen Melodiefetzen. (Allerdings ist der Rest des Albums auch nicht gerade überzeugend. Einzig Jarres Kooperation mit John Carpenter ("A question of blood) vermag mich anzusprechen. Hier kommen mal ein paar sattere Klänge und schlüssige Melodiefolgen zum Tragen.)

  • Tja, die Liste der von mir geschätzten Pianistinnen und Pianisten, die so etwas wie im Artikel beschrieben nie machen würden (oder gemacht hätten) ist ziemlich lang....


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

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  • Wenn man der Meinung ist, dass man möglichst viele aus der Masse zur Klassik irgendwie hinbekehren müsse, dann vielleicht, aber auch nur vielleicht.
    Ein Gustav Leonhardt z.B. war nie dieser Meinung. Er sagte sinngemäß, dass er zwar nichts dagegen hätte, wenn auf einmal Tausende für ein Konzert mit Cembalo-Werken von L. Couperin an der Abendkasse anstünden, aber erwarten und wünschen würde er sich das eigentlich nicht. Musik von Renaissance bis Moderne war ja auch eher selten ein Massenphänomen, sondern richtete sich in vielen Fällen an die Kenner.
    Früher war den Leuten der Zugang durch soziale Schranken zu solcher Musik verbaut (nicht in der Kirche), heute kann jeder der es will sich eingehend informieren und diese Musik kennenlernen. Durch die Digitalisierung bestehen da Möglichkeiten, wie noch nie zuvor.


    Dennoch kann man finden, dass es Leute gibt, die einem leicht interessierten Publikum die Beschäftigung mit der Klassik nicht wirklich schmackhaft machen, sondern im Gegenteil diesen Leuten den eigentlichen Zugang verbauen. Hierzu kann man m.E. durchaus solche Herren wie Lang Lang zählen (vom Walzerkönig Rieu gar nicht zu reden). Das ist ein bisschen so wie der Unterschied bei der Verabreichung von wirksamen Medikamenten gegenüber den anderen, die eigentlich nur Traubenzucker enthalten.


    Es kann nämlich sein, dass viele von diesen Neuerdings-Klassik-Auchhörern dann meinen, wenn sie Lang Lang & Co. schon kennen, dann hätten sie damit bereits das Beste (oder den besten, wie es ja immer kommuniziert wird) der klassischen Pianistenwelt und Komponistenwelt kennengelernt.
    Das anzunehmen wäre aus meiner Sicht ein tragischer Irrtum.


    Wenn man zur passenden Gelegenheit den Fernseher einschaltet, dann versteht man vielleicht, wie ich das meine: Auf einmal hören sie nun alle "Klassik": Markus Lanz, irgend so ein Rapper, Johannes B. Kerner, Thomas Gottschalk...eben einfach alle.
    Nichts gegen diese Leute, aber so ein Ahnung, dass deren neues Klassikverständnis- und -erleben kaum etwas mit dem zu tun haben dürfte, was man seit Jahrhunderten unter dieser Musik verstand und was die Komponisten sich dabei gedacht haben, beschleicht mich dann ehrlich gesagt doch.



    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • was man seit Jahrhunderten unter dieser Musik verstand

    Der Glaube, dass über Jahrhunderte ein fester, unveränderter Klassik-Begrif bestand und erst in unserer Gegenwart etwas im Flusse ist, ist ein Irrglaube.


    Man kann sich natürlich als Gralshüter fühlen und die reine Lehre hochhalten, dann ist man mit sich selbst im Reinen - ob das der klassischen Musik wirklich hilft, wenn man mit dieser Einstellung immer weniger Menschen erreicht, das ist dann die andere Frage...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat von Glockenton

    Tja, die Liste der von mir geschätzten Pianistinnen und Pianisten, die so etwas wie im Artikel beschrieben nie machen würden (oder gemacht hätten) ist ziemlich lang....


    Lieber Glockenton,


    hier magst Du recht haben, aber ich muss gestehen, dass ich diesen Einwand für nicht zielführend halte. Ob jemand sich in solchen Sendungen zur Schau stellt oder nicht ist ja das eine, das muss man nicht sympathisch finden (ich finde es auch eher albern, aber nun gut). Was er dann musikalisch aufs Parkett bringt, ist ein anderes Kapitel. Hier hat Lang Lang ein bestimmtes technisches Niveau ohne Zweifel erreicht, aber ich habe den Eindruck, dass ihn hinsichtlich seines musikalischen Verständnisses Welten von anderen Interpreten trennen. Mein Kritikpunkt wäre also nicht der Auftritt, sondern die Tatsache, dass er meiner Meinung nach keine hinreichende Sorgfalt aufbringt, sich mehr musikalisches Verständnis zu erarbeiten. Ob er es wirklich niemals lernen wird, wie Holger meint, weiß ich noch nicht. Das wird man sehen.


    Wenn man da einen Zusammenhang sehen möchte, dann doch vielleicht den, dass er die Zeit, die er mit dem Auftritt zugebracht hat, vielleicht besser genutzt hätte, um manche der von ihm gespielten Werke musikalisch zu verstehen. Aber das ist natürlich ein Wunsch von jemandem, der sich gern mit Musik beschäftigt. Wenn die lockere Art und Kasperei Menschen dazu bewegen, klassische Musik zu hören, soll es mir auch recht sein. Vielleicht kommt ja ein Teil dieser Personen mit der Zeit auf den Geschmack ;)

    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

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  • Bei Youtube steht viel Mist als Kommentar. Aber einer schrieb sehr schön: "Can please somebody tell him, that this Coda is not a joke!"


    An Geschmacklosigkeit ist das wahrlich nicht zu überbieten!


    Wahrscheinlich wird ihm die jetztige Denkpause auch nicht mehr helfen...


  • Na!, -
    das Wort "Katastrophe" ist da wohl angebracht. Eine geradezu katastrophale Verflachung der Musik Chopins. Hier offenbart sich der Geist dieses Pianisten: Es ist der einer auf schiere Effekthascherei abgestellten Interpretation von Klaviermusik.
    Von "Interpretation" darf man hier gar nicht sprechen. Es ist eigentlich ein Konsumieren von Musik, ein Benutzen derselben zum Zwecke der pianistischen, auf den schieren Effekt ausgerichteten Selbstdarstellung.
    Man erkennt die g-Moll-Ballade kaum wieder, so sehr ist sie hier regelrecht pianistisch misshandelt worden.


    Ich konnte nicht anders, ich ging danach zur Horowitz-Abteilung meiner Klaviermusik-Aufnahmen, griff die CD "Horowitz in London", legte auf, - und war in einer anderen Welt. Der einer sich dem musikalischen Werk verpflichtet fühlenden und darin die größte Annäherung an dieses suchenden Interpretation von Klaviermusik.
    Hier habe ich den erzählend suchenden, tastenden, dabei zwischen zart-lyrischem und konstatierend epischem Gestus hin und her sich bewegenden Geist dieser Chopin-Ballade wirklich vernommen.
    Bei Lang Lang ist er an keiner einzigen Stelle seiner pianistischen Wiedergabe derselben zu vernehmen.


    Ich kann mit nicht helfen. Aber ich glaube mehr und mehr, nachdem ich ihn in der letzten Zeit noch einige Male habe pianistisch agieren hören und sehen (wobei meine Frau einmal vor dem Fernseher aus Entsetzen davongelaufen ist):
    Dieser gute Mensch ist künstlerisch und pianistisch ganz einfach dumm!

  • ?????


    Det is doch der beste Pianist der Welt, oder nich ?
    Hamse doch auch schon im ZDF-jesaacht, also innem Morjenmagazin, wa...
    Wie hieße noch, diese ene Ausländerin da, die mit die kurze Haare? Die arbetet doch auch beim zweiten Senda.
    Und jetzt sacht der Holjer, det stümmt allet jar nich.....ach wehste - jez wesick och nich mehr.


    Ernsthaft:
    Ich bleibe dabei: Er hat flinke Finger und ein gutes manuelles Gedächtnis. Aber es mangelt ihm nach wie vor an tieferem Verständnis der eigentlichen künstlerischen Aussagen. Gerade bei Chopin kann das schnell abgleiten, aber bei den anderen Komponisten wirkt es auch ähnlich tödlich. Wenn man die Musik als Basis zur Darstellung der eigenen Eitelkeit hernimmt, das Ganze dann mit möglicherweise gefaketen Emotionen (wie bei einem Popstar) oder bewussten, auf Effekt zielenden Geschmacklosigkeiten mischt, dann kann man damit wohl sehr gut seinen nächsten Mercedes finanzieren, aber wird bei Freunden der wirklichen klassischen Musik höchstwahrscheinlich hoffnungslos durchfallen und unter "unseriös", wahrscheinlich zurecht, abgelegt werden.


    Warum ist das so?


    Entweder ist man als Musiker selbst mit der Materie beschäftigt, und/oder man kennt ganz andere Kaliber guten und geschmackvollen Klavierspiels, wie etwa Brendel, Gilels, Michelangeli, Lupu, Pollini, Perahia, Argerich.
    Musik zu machen ist auch sehr stark eine Haltungangelegenheit. Es hat etwas mit Dienen zu tun.
    Wer hauptsächlich den Applaus sucht, der ist in anderen Genres einfach besser aufgehoben.


    Lang Lang sollte die Pause zur Selbstreflektion nutzen, ganz ins Grundsätzliche gehen. Vielleicht ist noch nicht alles verloren.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)




  • Liebe Grüße


    Willi :D

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Selten schön blödes Bild von ihr - aber pianistisch ein ganz anderes Kaliber! Mit dieser Meinung dürfte ich auch nicht alleine stehen. :yes:


    Es könnte aber sein, dass ich Willis Beitrag nicht verstehe.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Lieber Wolfgang,


    Dieses Bild sollte eine Bestätigung von Glockentons (und nicht nur seiner) Meinung über die Qualitäten von Lang Langs vorgelegten Aufnahmen darstellen und ich wollte dem eine Pianistin gegenüberstellen, die aus dem gleichen Land stammt, deren Aufnahmen aber von einem ganz anderen Kaliber sind, daher die unterschiedlichen Größen der beiden Fotos. Ich habe lange gesucht, bis ich diese beiden Fotos gefunden habe, die mir dafür geeignet schienen und sie so platziert, dass es so scheint, als wenn Lang Lang bewundernd zu seiner "Landsfrau" aufschaut.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:


    Willi,


    das war wirklich Spitze!


    Von der sehr jungen, noch 19jährigen Yuja Wang gibt es auch einen Youtube-Mitschnitt. Da horcht man wirklich auf: Was für ein Talent! Das hat Seele, da kann eine junge Dame gestalten und diesem Stück auch noch ihren persönlichen Stempel aufdrücken mit ihrer lyrischen Intimität, der Fähigkeit, den Klang abzutönen und obendrein noch sehr schön zu spielen.


    Im chinesischen Fernsehen (auch bei Youtube zu sehen) wurde Yuja Wang nach Lang Lang gefragt. Sie antwortet sehr charmant und witzig, dass sie ja beide am selben Curtis-Institut studiert, aber absolut nicht auf derselben Wellenlinie gefunkt hätten. Man ging sich aus dem Weg. Yuja Wang dem Sinne nach: "Als Pianist(in) bin ich lieber eine erste Yuja Wang als ein zweite(r) Lang Lang!"


    Zu Lang Lang kann man nur sagen: Biographisch sagt er immer gerne, dass der Grund, warum er Klavierspielen lernte, ein Cartoon von Tom und Jerry gewesen sei. Hier passt wirklich der Vorschlag: Das Bild von Lang Lang durch Tom und Jerry ersetzen und den Ton beibehalten. Das wäre ideal! Chopin als Kartoon-Musik, als Tastenzirkus. Genau das ist es. :D


    Helmut Hofmann hat ja auf die berühmte Horowitz-Aufnahme hingewiesen. :) Da muss man - leider - Fischer-Dieskau - erwähnen, der doch tatsächlich das totale Fehlurteil von sich gab, Lang Lang sei ein zweiter Horowitz. Offenbar hat er wohl nie in seinem Leben einen Arcadi Volodos gehört, der einem Lang Lang nun sowohl in klaviertechnischer wie musikalischer Hinsicht hoch überlegen ist. Den hätte wohl auch Horowitz als seinen Nachfolger akzeptiert wie seinerzeit Alexis Weissenberg.



    Schöne Grüße
    Holger

  • Bei Lang Lang ist sicherlich viel Effekthascherei und Oberflächlichkeiten dabei. Ich bin wahrlich kein Fan von ihm, aber ich habe es schon bei den Mozart Klavierkonzerten geschrieben.
    Hier hat er mich doch überrascht indem er sich schon mehr als sonst zurückgenommen hat (wenn man die Doku anschaut sieht man auch wie Harnoncourt ihn quasi fast schon an der Leine führt).
    Wenn man die Bilder dazu nicht sieht (ich gebe zu mit der teilweise noch ...recht eigenwilligen Gestikulierung) und sich nur die Tonaufnahme anhört ist es stellenweise (!) sehr gut gelungen.
    Da hab ich im Gegensatz ein paar Aufnahmen eines heute noch praktizierenden, berühmten Pianisten der diese Stellen eher wie ein Roboter runterspult, mit kaum Differenzierung (Gefühl) im Anschlag, was mir dann wiederum zu blutleer, emotionslos ist. Hier darf man sich natürlich auch nicht der Gefahr einer Hörpsychologie und voreingenommenen Erwartungshaltung aussetzen (weshalb ich ja auch schon einfach zum Spaß einen Blindtest vorschlug)


    @ Glockenton
    Du müßtest diese Aufnahme als Harnoncourt-Fan auch besitzen oder? Ich weiß du stehst dem Harnoncourt-Mozart auch kritischer gegenüber (wie ich übrigens genauso, habe dazu ein eher ambivalentes Verhältnis) als den Bach-Aufnahmen, aber wäre das ein akzeptabler Lang Lang für dich?


    Generell würde ich aber sagen, dass es natürlich immer bessere Alternativen gibt. Lang Lang sein Zielpublikum sind dann wohl auch Diejenigen die auch sehr viel wert auf eine unterhaltende Optik und Show legen, somit hat
    er ja vielleicht eine Marktlücke gefüllt, völlig legitim. ;)


    gruß

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • @ Glockenton
    Du müßtest diese Aufnahme als Harnoncourt-Fan auch besitzen oder? Ich weiß du stehst dem Harnoncourt-Mozart auch kritischer gegenüber (wie ich übrigens genauso, habe dazu ein eher ambivalentes Verhältnis) als den Bach-Aufnahmen, aber wäre das ein akzeptabler Lang Lang für dich?


    Hallo Ame,


    ich habe in diese Zusammenarbeit hineingehört und finde, dass es der bisher beste Lang Lang war, den man hören konnte. Es hat nichts mit dem grausigen Alla Turca-Mozart zu tun, den Lang Lang gerne in ZDF-Shows ( z.B. als "weltbester klassischer Pianist" bei Udo Jürgens letztem Konzert....) verbrach, aber es lässt auch jenen Zauber vermissen, den eine Mitsuko Uchida mit ihrem Mozart-Bild verbreiten kann.


    Ich habe mich also folgerichtig nicht zum Kauf dieser Sensations-CD entschließen können, weil ich bei den Mozart-Klavierkonzerten mittlerweile andere Ansätze noch lieber höre, z.B. sehr gerne Uchida/Uchida, Uchida/Tate oder auch Brendel/Mackerras, durchaus manchmal auch sehr schön Brendel/Marriner (es kam auch hinzu, dass ein großer Teil der CD Lang Lang-Solo beeinhaltet, was ich nach Hörproben einfach nicht haben musste).


    Für die Aufnahmen des Krönungskonzerts und des A-Dur Nr. 23 sowie des Eb-Dur Doppelkonzerts gibt es nach wie vor für mich keine Aufnahmen, die die legendären Einspielungen mit Gulda/Harnoncourt, bzw. Gulda/Corea/Harnoncourt erreichen konnten. Die Dimensionen dieser Traumkombination konnte die Lang Lang/Harnoncourt-CD nicht erreichen.......bei weitem nicht.


    Was Harnoncourts Mozart anbelangt, so finde ich, dass er viele Dinge richtig erkannt hat, aber es bei der Ausführung oft übertrieb/forcierte.
    Es sind geniale Ideen und Erkenntnisse darunter, aber auch viele Forcierungen, die der Schönheit des Klangs keinerlei Bedeutung mehr zuzumessen schienen. Sein Ansatz geriet insgesamt - gerade bei den letzten Symphonien mit dem Concentus musicus- in eine Schieflage. Dramatischer Ausdruck, noch mehr, und noch mehr, eine Katastrophe folgt auf die andere. Die Partitur als Vorlage für ein akustisches Kriegsgebiet, bei der der Fliegeralarm und die Bombeneinschläge vorhersehbar aber unvermeidbar werden. Dabei wurden dann andere Aspekte wie etwa das Anrühren der Seele durch Wärme, Schönheit und größere melodische Bögen ziemlich in den Hintergrund gestellt, auch wenn natürlich die zärtlichen Stellen auch so gespielt wurden.


    Wenn man sich z.B. die Nr. 40 g-moll unter der Leitung von Jeffrey Tate anhört (um nicht immer nur den hier sich als Klassiker etablierten Böhm herauszustellen) und es einfach auf sich wirken lässt, dann wird man insbesondere im Vergleich zum späten Harnoncourt wissen, was ich meine. Auch bei Tate wird das Drama nicht eingeebnet, auch nicht die Klarheit der Artikulation (anders als bei Karajans Mozart).
    Man fragt sich, was bleibt, wenn die Munition aller Akzente verschossen wurde, wenn nicht nur Harnoncourt, sondern auch die Musiker und das Publikum vor Anstrengung ihre Schweißtropfen vergossen haben? Ist man dann nur oberflächlich erschüttert oder gibt es da tiefere Schichten in dieser Musik, die einen Menschen viel stärker erfassen können, wenn man der Musik ihren ästhetischen Rahmen belässt?
    Mich spricht da mittlerweile Tate besonders an .... hat sicher auch etwas mit dem Alter zu tun ;)


    Allerdings erkenne ich sehr an, dass Harnoncourt wie kein zweiter die Wichtigkeit und die Bedeutung der Rhetorik und der Aussprache von Figuren (Artikulation, Phrasierung, Detaildynamik, Agogik...) verstanden und praktiziert hat.
    So richtig und wichtig das auch ist, stellt sich für mich die Frage, ob es bei Mozart nicht noch ganz andere lyrische Aspekte gibt, die etwa bei Tate und Uchida mühelos erfahrbar sind. Mozart kommt von der Klangsprache und dem Material durchaus von der Barockmusik her, aber er will aus meiner Sicht doch schon etwas ganz Anderes und bewegt sich in seiner Expressivität von der barocken Affektenästhetik ziemlich weg. Von daher "überholt" er für mich manchmal Beethoven und findet seinen "späten Widerhall" in so manchem Werk Schuberts.


    Es scheint beim Mozart besonders schwer zu sein, ihn so zu spielen, dass er völlig natürlich und "ungewollt" klingt, aber dennoch keine langweilige Musik zum nebenbei-Hören oder zum Einschlafen wird.


    Über Harnoncourts Bach könnte ich noch mehr schreiben, aber das führt noch mehr vom Lang Lang-Thema weg. Als Musiker muss man diesen Bach unbedingt kennen und genau verstehen, allerdings sollte man auch die anderen großen Interpreten wie z.B. Herreweghe sehr genau hören. Momentan favorisiere ich Jos van Veldhoven bei jenen Sachen, die aktuell gemacht werden.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

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  • dass ein großer Teil der CD Lang Lang-Solo beeinhaltet, was ich nach Hörproben einfach nicht haben musste).


    ... und genau da, lieber Glockenton, beginne ich bei Lang Lang "nervös" zu werden und mich zu ärgern, z.B. KV 310. Kempff, Lipatti, Gilels, Arrau, Alicia de Larrocha, Maria Roao Pires - alle höre ich mir sehr gerne und mit Freude an. Lang Lang schafft es dagegen wieder mal, den richtigen Ton, den alle Anderen treffen können, nicht zu treffen. Statt dem existentiellen Ernst des Sturm und Drang gibt es kindliche Verspieltheit. Dazu kommt noch Harnoncourts Affektiertheit bei den Konzerten - der barocke Schwellton, der mir ziemlich auf die Nerven geht. Da weiß ich dann mit Sicherheit nach den Hörschnipseln: Diese CD will ich absolut nicht haben... :D


    Schöne Grüße
    Holger

  • Zum einen muß man sagen. dass der Threadtitel längst obsolet geworden ist, da man ja von einem Strohfeuer - bei böswilligster Betrachtung - nicht mehr wirklich sprechen kann. - So weit, so gut.
    Ich kann zu den Aufnahmen von Lang Lang allerdings nichts sagen, weil ich sie konsequent seit Jahren nicht höre. Das mag zwar manchem borniert oder überzogen erscheinen, aber ich sehe das anders: Gäbe es auf der Welt nur 5 klassische Pianisten - und er wäre einer von ihnen, dann müsste ich mich irgendwann mit ihm auseinandersetzen. Derzeit gibt es aber so viele Aufnahmen von hervorragenden Pianisten der Vergangenheit und der Gegenwart, daß es mir unmöglich ist, alle in meine Sammlung aufzunehmen oder aber auch nur regelmäßig zu hören. Ich muß also eine Auswahl treffen - und manch einer, der es weiß Gott verdient hätte, beachtet zu werden, wird an mir vorbeigehen, ich werde ihn (ungerechterweise) nicht wahrnehmen, und selbst wenn - so wäre meine Zeit beschränkt. Aus dieser Situation heraus wäre es Verschwendung, sich mit Interpreten zu befassen , die man eigentlich per se ablehnt.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lang Lang schafft es dagegen wieder mal, den richtigen Ton, den alle Anderen treffen können, nicht zu treffen.

    Schön, daß Du das entscheiden kannst. Du bist ein großer Experte.


    Ich habe Lang Lang live erlebt, mit Mendelssohn im Gewandhaus vor etwa 4 Jahren. Zu diesem Konzert hatte er sein kaspriges Getue weitgehend abgelegt, und der herrliche 2. Satz des Mendelssohn-Konzertes kam lyrisch, ergreifend und beeindruckend rüber, wozu natürlich auch die herrlichen Cellostellen ihren Beitrag leisten. Und über seine Virtuosität brauchen wir wohl nicht zu reden, er hat sie im 3. Satz auch voll ausgespielt.


    Allerdings muß ich zugeben, daß mir seine Faxen, die er als pubertierender Teenager auf die Bühne brachte, auch nicht gefielen. Aber braucht nicht jeder erstklassige Solist Zeit zur Reife? Ich gestehe Lang Lang das zu und glaube, daß er auf dem besten Wege dazu ist, sich als erstklassiger Pianist zu präsentieren.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Aber braucht nicht jeder erstklassige Solist Zeit zur Reife? Ich gestehe Lang Lang das zu und glaube, daß er auf dem besten Wege dazu ist, sich als erstklassiger Pianist zu präsentieren.


    Lang Lang ist inzwischen 35 Jahre "alt" :!: Wie lange soll also diese "Reifezeit" dauern? Bis 45, 50 oder 60? :D


    Ich kenne keinen anderen Pianisten von Weltklasse, der so eine lange Reifezeit nötig gehabt hätte. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Nur zum Vergleich: Dinu Lipatti (1917-1950) verstarb mit nur 33 Jahren an Leukämie und gilt allgemein als einer der bedeutendsten Pianisten aller Zeiten. Lang Lang ist nun schon 35 und hat keine einzige Aufnahme gemacht bisher, die den Vergleich mit Lipatti auch nur annähern standhält.

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